Im Zug fahre ich gern rückwärts - Ipke Wachsmuth - E-Book

Im Zug fahre ich gern rückwärts E-Book

Ipke Wachsmuth

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Beschreibung

Zeit haben wir nicht unbegrenzt, denn wir leben nicht für immer. Doch haben wir mehr Zeit, als wir manchmal denken. Wem es gelingt, dass sie langsamer vergeht, der hat mehr Zeit. Gestützt auf wissenschaftliche Erkenntnisse und eigene Beobachtungen erläutert der Autor, warum wir Zeit manchmal schneller, manchmal langsamer erleben, und was wir tun können, dass sie uns nicht durch die Finger rinnt.

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Buch

Zeit haben wir nicht unbegrenzt, denn wir leben nicht für immer. Doch haben wir mehr Zeit, als wir manchmal denken. Wem es gelingt, dass sie langsamer vergeht, der hat mehr Zeit. Gestützt auf wissenschaftliche Erkenntnisse und eigene Beobachtungen erläutert der Autor, warum wir Zeit manchmal schneller, manchmal langsamer erleben, und was wir tun können, dass sie uns nicht durch die Finger rinnt. Der Schlüssel dazu ist, dass wir die Zeit subjektiv verlängern können: den Moment, den Tag, das Jahr, die Zukunft.

Autor

Ipke Wachsmuth, geboren 1950 und von Haus aus Mathematiker und Informatiker, begann das Nachdenken über die Zeit mit seiner Doktorarbeit über sog. lokal-synchrone Zellularautomaten. Nach der Promotion und Forschungsaufenthalten in den USA und bei IBM Deutschland hat er 25 Jahre an der Universität Bielefeld gelehrt; dort war er auch sieben Jahre Direktor am Zentrum für interdisziplinäre Forschung (ZiF). Mit seiner Frau hat er drei erwachsene Kinder und lebt in Bielefeld und auf Norderney.

Inhalt

Ich habe keine Zeit

Die Zeit rast

Ich war mal zwei Jahre weg

Mal schneller, mal langsamer

Wie lange dauert das Jetzt?

Können wir Zeit beeinflussen?

Im Zug fahre ich gern rückwärts

Post von Frederik

Wenn das Warten zu lang wird

Die vor uns liegende Zeit

Wenn das Handy Zeit stiehlt

Zeit für Achtsamkeit

Carpe diem – carpe noctem

Epilog und Dank

Quellen

Leben ist das, was passiert, während du eifrig dabei bist, andere Pläne zu machen.

– John Lennon

1. Ich habe keine Zeit

Wie habe ich mich auf das Wiedersehen gefreut! Ein alter Freund, der in eine andere Stadt gezogen war, hatte sich gemeldet. Wir verabredeten uns zum Kino, danach wollten wir noch etwas trinken gehen. Ich war gespannt, wie es ihm ging. Nach dem Film sagte er jedoch: „Ich muss gleich los, habe morgen früh einen Termin.“ Das war es, und ich war enttäuscht.

Das hat wohl jeder schon mal erlebt: Man trifft jemanden, den man länger nicht gesehen hat, freut sich, wechselt ein paar Worte, und schon muss man weiter. Noch schnell etwas einkaufen oder was auch immer. „Lass uns mal wieder was zusammen unternehmen“, schlug ich neulich bei einer solchen Begegnung vor: „Komm doch zu unserem Treffen am nächsten Dienstag, da sind auch andere, die du kennst.“ – „Oh, da bin ich schon verplant und schaffe es leider nicht. Bestell bitte liebe Grüße ...“

Kaum einer scheint heute noch Zeit zu haben. Termine, Termine. „Ich muss los, bin verplant, ich muss noch was arbeiten.“ Wie oft sagen wir das, vielleicht mit dem Gefühl, dass wir doch gern Zeit für eine Unternehmung oder wenigstens für einen Kaffee mit jemandem hätten, der uns wichtig ist. Natürlich, manchmal hat man absolut keine Zeit. Man muss eine Straßenbahn erwischen, damit man den Zug nicht verpasst, oder eine Aufgabe erledigen, die bis morgen fertig sein soll. Es gibt viele Gründe, sich zu beeilen. Aber ist es nicht vielleicht auch so, dass wir oft nur denken, keine Zeit zu haben? Weil alle das sagen? Weil wir so beschäftigt sind und das auch mitteilen wollen? Die Zeit rinnt uns vor lauter Beschäftigung durch die Finger, doch wie gern hätten wir mehr daraus gemacht.

Was tun wir dagegen? Finden wir uns damit ab, dass uns die Zeit davon läuft? Oder gehen wir gegen den Stress an, den uns die vermeintlich zu knappe Zeit immer wieder beschert? Ich denke, viele würden etwas darum geben, wenn sie mehr Zeit hätten – für Spontanes, für Freunde, Familie und für sich selbst.

„Es gibt doch Bücher über Zeitmanagement!“, sagst du jetzt vielleicht. Da wird uns zum Beispiel erklärt, wie es gelingt, Stressquellen aufzuspüren und Prioritäten zu setzen, um besser mit unserer Zeit hauszuhalten. Oder welche Rezepte hilfreich sind, um zu entschleunigen und im Alltag weniger zu hetzen. Damit klingt schon an, dass schneller nicht immer besser ist.

Was dabei aber unter den Tisch fällt: Das Zeiterleben ist subjektiv – von persönlichen Gefühlen beeinflusst. Zeit kann für uns manchmal schnell, manchmal langsam verlaufen. Wie wir die Zeit erleben, ist auch individuell verschieden. Denselben Moment, den ich langsam erlebe, erlebt jemand neben mir vielleicht kurz. Wem es gelingt, dass die Zeit langsamer vergeht, der hat mehr Zeit. Daraus folgt: Zeit haben ist relativ.

In diesem Buch möchte ich dir zeigen, wie wir unsere Zeit verlängern können: den Moment, den Tag, das Jahr, und die Zukunft. Es geht nicht um die Quantität und dass wir mehr in unserer Zeit unterbringen, sondern um die Qualität, also wie erleben wir die Zeit langsam und bewusst. Dazu müssen wir lernen, achtsam mit ihr umzugehen. Das Buch ist für dich geschrieben, wenn du nicht möchtest, dass die Zeit dir einfach so durch die Finger rinnt. Oder dass du Chancen nicht nutzt, weil du denkst, keine Zeit zu haben.

Einmal habe ich eine große Chance verpasst. Bei einer Konferenz in Chicago sprach mich ein Kollege an: „Wir chartern heute Abend ein Taxi und fahren in die Southside zur Checkerboard Lounge, bist du dabei?“ Oh – Blues! Buddy Guy und wer noch alles, alle Größen des Blues hatten im Checkerboard schon gespielt! Da wollte ich immer schon hin. „Finde ich großartig und würde gern mitkommen“, sagte ich, „muss aber dringend los und mich für morgen vorbereiten. Fahrt ihr noch mal?“ – „Maybe.“ Am nächsten Tag erfuhr ich, was für ein toller Abend mir entgangen war. Vielleicht hätte ich auf der Tagung ein bisschen improvisieren sollen und stattdessen die Chance nutzen, etwas Einzigartiges zu erleben. Sie kam nicht wieder. Buddy Guy lebt und spielt immer noch in Chicago. Doch die Checkerboard Lounge gibt es nicht mehr.

2. Die Zeit rast

Zeit haben wir nicht unbegrenzt, denn wir leben nicht für immer. Doch haben wir mehr Zeit, als wir manchmal denken, wenn der Alltag stresst. „Die Zeit rast“, sagte mir neulich eine Bekannte, „ich kann sie nicht aufhalten, will das aber.“ Sie erzählte mir, wie sie ihren beiden Töchtern Zeit schenkt, sich zum Beispiel für fünfzehn Minuten mit ihnen auf den Rasen legt und einfach nur in den Himmel schaut. Oder Papierschiffchen mit ihnen faltet, um Ruhe einkehren zu lassen.

Die Zeit aufhalten: Wer hat sich das noch nicht gewünscht? Mir ist das Ende meines Studiums noch in guter Erinnerung. Gerade hatte ich eine Prüfung erfolgreich absolviert, da stand schon die nächste vor der Tür. Für das Wiederholen und Auffrischen blieben mir nur fünf Tage. Ich bekam Panik! Immerhin ging es um den Stoff von fünf Vorlesungen. Von einem Studienfreund habe ich mir damals abgeschaut, wie er mit dem Problem umging: Auf ein Blatt Papier zeichnete ich mir für jeden Tag zwei Felder, ein Rechteck für den Vormittag und eins für den Nachmittag. In die zehn Felder schrieb ich das Lernpensum mit ein paar Stichworten hinein, hängte das Blatt vor mich an