Imagine - Lars Amend - E-Book

Imagine E-Book

Lars Amend

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Beschreibung

Vom Café am Rande der Welt in den Plattenladen am Ende der Straße

Eine inspirierende Erzählung über den Sinn des Lebens und wahre Erfüllung: ob man das bekommt, was man will oder das, was man ist.
Erik ist 37 Jahre alt und ein erfolgreicher Life Coach. Bis der plötzliche Tod einer Schulfreundin erste Zweifel über sein Leben hervorruft.
Wenn ich heute sterben würde, hätte ich dann wirklich ein erfülltes Leben geführt? Wann war ich das letzte Mal eigentlich von Herzen glücklich? Wann habe ich zuletzt Tränen gelacht? Fragen, die Erik auf dem Rückweg von der Beerdigung jener Freundin durch den Kopf gehen. Als sein Zug plötzlich mitten im Nirgendwo zum Stehen kommt, geht Erik zu Fuß los. Er gelangt in ein Dorf, wo in einem Geschäft zu dieser späten Stunde noch das Licht brennt. Ein Schallplattenladen, der ihn sofort an jene Zeit erinnert, als er noch davon träumte, als DJ die Welt zu erobern.
Ohne es zu ahnen, beginnt für Erik in dieser Nacht eine musikalische Reise zu sich selbst ...

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Seitenzahl: 379

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Inhalt

Eine inspirierende Erzählung über den Sinn des Lebens und wahre Erfüllung: ob man das bekommt, was man will oder das, was man ist.

Erik ist 37 Jahre alt und ein erfolgreicher Life Coach. Bis der plötzliche Tod einer Schulfreundin erste Zweifel über sein Leben hervorruft.

Wenn ich heute sterben würde, hätte ich dann wirklich ein erfülltes Leben geführt? Wann war ich das letzte Mal eigentlich von Herzen glücklich? Wann habe ich zuletzt Tränen gelacht? Fragen, die Erik auf dem Rückweg von der Beerdigung jener Freundin durch den Kopf gehen. Als sein Zug plötzlich mitten im Nirgendwo zum Stehen kommt, geht Erik zu Fuß los. Er gelangt in ein Dorf, wo in einem Geschäft zu dieser späten Stunde noch das Licht brennt. Ein Schallplattenladen, der ihn sofort an jene Zeit erinnert, als er noch davon träumte, als DJ die Welt zu erobern.

Ohne es zu ahnen, beginnt für Erik in dieser Nacht eine musikalische Reise zu sich selbst ...

Autor

Lars Amend, geboren 1978 in Gießen, ist Autor und Podcaster. Mit der Biografie von »Bushido« veröffentlichte er 2008 sein erstes Buch und landete direkt auf Platz 1 der SPIEGEL-Bestsellerliste. Auch seine weiteren Bücher wie »Rock Your Life«, »Why Not?« und »It's All Good« waren große Erfolge. Die Verfilmung seines Bestsellers »Dieses bescheuerte Herz« erreichte 2017 mit Elyas M'Barek in der Hauptrolle über 2 Millionen Menschen und lief weltweit in den Kinos. Lars Amend lebt mit seiner Familie in der Nähe von Frankfurt am Main.

LARS AMEND

Imagine

Eine magische Geschichte über die Kraft der Musik, große Träume und wahre Erfüllung

Der Verlag behält sich die Verwertung des urheberrechtlich geschützten Inhalts dieses Werkes für Zwecke des Text- und Data-Minings nach § 44 b UrhG ausdrücklich vor. Jegliche unbefugte Nutzung ist hiermit ausgeschlossen.

Der Inhalt dieses E-Books ist urheberrechtlich geschützt und enthält technische Sicherungsmaßnahmen gegen unbefugte Nutzung. Die Entfernung dieser Sicherung sowie die Nutzung durch unbefugte Verarbeitung, Vervielfältigung, Verbreitung oder öffentliche Zugänglichmachung, insbesondere in elektronischer Form, ist untersagt und kann straf- und zivilrechtliche Sanktionen nach sich ziehen.

Originalausgabe

© 2023 Kailash Verlag, München

in der Penguin Random House Verlagsgruppe GmbH,

Neumarkter Str. 28, 81673 München

Lektorat: Dr. Diane Zilliges

Satz und E-Book Produktion: Satzwerk Huber, GermeringUmschlaggestaltung: Daniela Hofner, ki 36 Editorial Design, München

ISBN 978-3-641-28066-6V001

www.kailash-verlag.de

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INHALT

1 Intro

2 Die Zugfahrt

3 Die Beerdigung

4 Der Schneesturm

5 Das Licht

6 Der alte Mann und der Plattenladen

7 Der Moment der Wahrheit

8 Der Weg der Begeisterung

9 Der Garten des Friedens

10 Die Liebe und das Meer

11 Die Dunkelheit und das leere Blatt

12 Die Musik um Mitternacht

13 Der neue Tag

14 Die Nachbarin und der Apfelkuchen

15 Der Abschied

Die Playlist

Die Lieder deines Lebens

Hey du,

wie schön, dass mein Buch den Weg zu dir gefunden hat. Bevor du aber mit dem Lesen beginnst, empfehle ich dir meine exklusive Spotify-Playlist mit allen Songs, die in dieser Geschichte auftauchen. Du kannst die Playlist mit einem Klick abonnieren oder dir die Songs direkt auf dein Handy laden, sie während des Lesens hören oder auch eine Pause mit ihnen einlegen und dabei den Gefühlen in dir lauschen. Vielleicht inspirieren dich die Bilder, die dabei in deiner Fantasie entstehen sogar, den Soundtrack deines eigenen Lebens zu komponieren. Am Ende des Buches habe ich dir für deine Ideen und Gedanken extra ein paar Seiten Platz gelassen. Denn auch du schreibst, genau wie Erik, jeden Tag deine eigene Geschichte neu. Vergiss das niemals!

Nur Liebe für dich.

Dein Lars

Hier geht's zur Playlist:

»Ohne Musik wäre das Leben ein Irrtum.«

Nietzsche

»Ich schreibe diese Zeilen, weil unsere Welt nicht perfekt ist. Manchmal jedoch, da findet man sich in einem perfekten Tag wieder, auch wenn er nicht so beginnt.«

Lars Amend

INTRO

Es gibt Tage, die schöner nicht sein könnten. Du stehst morgens auf, die Sonne scheint, die süße Stimme von Nina Simone ertönt sanft aus den Wohnzimmerboxen und draußen auf dem Balkon wartet schon eine dampfende Tasse mit frisch gebrühtem Kaffee auf dich. Die Aufgaben, die an diesem Tag vor dir liegen, machen dir gute Laune, genau wie die Zahl auf deinem Bankkonto. Du bist gesund, fühlst dich fit und erholt und der Blick zu deinem Lieblingsmenschen, der gerade ein warmes Buttercroissant mit selbst gemachter Erdbeermarmelade für dich bestreicht, lässt dich dein Glück kaum in Worte fassen. Ja, solche Bilderbuchtage gibt es. Aber es gibt auch andere Tage. Da stehst du morgens schon mit Kopfschmerzen auf, weil der Druck dieser Welt einfach nicht vergehen will. Draußen regnet es in Strömen, es ist kalt und nass und weil du verschlafen hast, verlässt du ungeduscht und ohne zu frühstücken deine Wohnung, nur um zu jedem Termin, den du im Laufe dieses Tages haben wirst, unvorbereitet, verschwitzt und zu spät zu kommen. Du bist unkonzentriert und nie ganz bei dir, immer in Hektik und kannst deine Quote nicht halten. Um nicht völlig unterzugehen, legst du Extraschichten ein und da zu Hause niemand auf dich wartet, holst du dir dein Abendessen beim mittelmäßigen Burgerladen an der Ecke, wo du nie lange warten musst, weil nie viel Betrieb herrscht. Und während du an einem dieser wackligen Stehtische deine Pommes durch den Ketchup ziehst, denkst du darüber nach, wie du nur all die Rechnungen bezahlen sollst, die sich auf deinem Küchentisch stapeln. Tage zum Vergessen.

Es gibt also gute Tage und weniger gute Tage und dann gibt es noch besondere Tage. Das sind Tage, die in keine Kategorie passen, in keine Schublade, die aber alles verändern. Tage, die dich zweifeln und zugleich wachsen lassen. Tage, an denen Schmerz und Heilung Hand in Hand gehen. Tage der Erkenntnis. Tage der Wahrheit, der Hoffnung und der Magie. Tage, die dich für einen kurzen Moment mit der Ewigkeit verbinden. Tage, die in deinem alten Leben beginnen und in deinem neuen Leben enden. Von so einem besonderen Tag handelt diese Geschichte, die meinen Blick auf die Welt und meinen Platz darin völlig verändert hat.

Alles begann damit, dass ich eines Morgens eine E-Mail erhielt und so vom plötzlichen Tod einer alten Schulfreundin erfuhr. Ich hatte sie lange nicht mehr gesehen und wollte sie schon seit Jahren immer mal wieder besuchen. Wie das eben so ist, wenn man der alltäglichen Belanglosigkeit stets den Vorrang gibt und am Ende keine Zeit mehr bleibt für das, was wirklich von Bedeutung ist. Ich glaube, dass mein altes Leben schon an jenem Morgen den ersten Riss bekam. Die Fassade begann zu bröckeln, auch wenn mir das erst sehr viel später klar wurde. Ohne den Tod meiner Freundin wäre ich nicht auf ihre Beerdigung gefahren, hätte mir an ihrem Grab nicht diese Fragen gestellt, wäre kurz darauf nicht aus dem Zug ausgestiegen und wäre auch ganz sicher nicht in diesem merkwürdigen Dorf ohne Namen gelandet.

Wenn ich daran zurückdenke, dann frage ich mich, ob es diesen geheimnisvollen Plattenladen noch gibt und wie es dem alten Mann heute wohl geht? Ob Ella immer noch ihren berühmten Apfelkuchen backt und nachts, wenn alle schlafen, ihre Kinderbücher schreibt? Hin und wieder ertappe ich mich dabei, wie ich mich in Gedanken in mein Auto setze, unsere Playlist abspiele und einfach blindlings losfahre in der Hoffnung, wieder an jenem schicksalhaften Ort zu landen, der so viel in mir verändert hat. Ich vermisse den alten Mann. Ich vermisse unsere Gespräche und diese wohlige Wärme, die ich tief in mir spürte, während wir einfach nur dasaßen, in diesen alten Sesseln, und gemeinsam Musik hörten. Wann immer ich heute eine Pause von der Welt brauche, nehme ich eine Schallplatte aus dem Regal, lege sie auf meinen Plattenspieler, schließe die Augen und träume mich für einen kurzen Moment zurück an jenen Winterabend. Dann öffne ich, so wie damals, die Eingangstür eines Plattenladens namens Imagine irgendwo im Nirgendwo, trete ein in diese magische Welt voller Möglichkeiten und erinnere mich wieder, warum ich mich einst dorthin verirrt hatte: um meine wahre Bestimmung zu finden.

Auf dieser Reise habe ich gelernt, dass man selten die Tage bekommt, die man sich wünscht, aber immer die, die man gerade am meisten braucht. Wenn man dann jedoch, und mögen einige Momente noch so dunkel sein, genau hinsieht und versucht, die versteckte Botschaft zu entschlüsseln, kann Unglaubliches geschehen.

Mein Name ist Erik, ich bin siebenunddreißig Jahre alt und das ist die Geschichte von den unglaublichsten vierundzwanzig Stunden meines Lebens.

DIE ZUGFAHRT

Die E-Mail erreichte mich zum denkbar ungünstigsten Zeitpunkt. Ich versank in Arbeit. Eine Abweichung vom Plan konnte ich mir nicht erlauben. Anstatt Trauer überkam mich Wut. Warum ausgerechnet jetzt? Hätte sie nicht noch ein bisschen länger durchhalten können? Ich schämte mich für diesen Gedanken, aber in meinem Terminkalender gab es einfach keinen Platz für eine Beerdigung und schon gar nicht für eine Reise ans andere Ende des Landes. In einem halben Jahr vielleicht, im kommenden Sommer, wenn meine Kunden lieber Urlaub machen, als Online-Coachings zu buchen, das wäre ideal gewesen, aber schon in drei Tagen? Wie sehr ich es auch drehte und wendete, der Tod meiner alten Freundin brachte alles durcheinander. Für einen kurzen Moment überlegte ich sogar so zu tun, als sei die E-Mail ihrer Schwester nie bei mir angekommen. Gerade erst war ich mit meiner umstrukturierten Happy Life GmbH in neue Büroräume gezogen, hatte zwei neue Mitarbeiterinnen eingestellt und ein kleines Vermögen in neues Studio-Equipment investiert. Die monatlichen Kosten stiegen und stiegen, aber so auch meine Einnahmen. Wer Geld verdienen will, muss Geld ausgeben. Das hatte ich als selbstständiger Life Coach schnell gelernt.

Für die kommenden Tage hatte ich einen strikten Zeitplan. Ich musste mein nächstes Jahresprogramm vorbereiten, das bald seinen großen Launch hatte, aktuelle Inhalte sichten, reichweitenstarke Expertinnen anfragen, Moderationen schreiben, Videos produzieren. Der Großteil meines Jahresumsatzes hing am Erfolg dieses Programms. Ein gewaltiger Druck, der auf mir lastete, weswegen ich mir ständig neue Modul-Namen für die immer gleichen Inhalte ausdachte. Die hungrige Meute musste schließlich gefüttert werden. Bloß kein Stillstand und immer schön die Konkurrenz im Blick behalten. So lautete die Devise. Nach einer Krisensitzung mit meinem Teamund dessen Zuspruch, dass sie einen Tag ohne mich auskämen, stellte mir mein persönlicher Assistent einen Reiseplan zusammen. Um nicht zu viel Zeit zu verlieren, sollte ich ausnahmsweise mit dem Zug zur Beerdigung fahren, damit ich während der Fahrt zumindest ein bisschen arbeiten konnte. Ganz früh hin, ganz früh wieder zurück. So der Plan.

Es war ein frostiger Morgen und entgegen aller Prognosen hatte es im ganzen Land geschneit. Über Nacht hatten sich die Städte, Dörfer, Felder und Seen in eine einzige Märchenlandschaft aus Puderzucker verwandelt. Und der Zug, in dem ich saß, fuhr mitten hindurch. Der Himmel war noch dunkel und dicke Schneeflocken wirbelten durch die Luft. Die Kulisse lud zum Träumen ein und wären nicht eine Million Gedanken gleichzeitig durch meinen Kopf gerast, hätte ich das auch liebend gerne gemacht. In den ersten zwei Stunden schaffte ich ein gutes Arbeitspensum, was auch daran lag, dass ich fast allein in dem Abteil saß. Doch je heller es draußen wurde, desto mehr Menschen stiegen in den Zug und dementsprechend erhöhte sich der Lärmpegel von Station zu Station. Zweimal wurde ich von Fans erkannt. Sie erzählten mir aufgeregt, dass sie jede Woche meinen Podcast hörten, mein Buch schon mehrfach gelesen und sich auch schon seit Monaten für mein neues Programm angemeldet hätten.

»Wir lieben dich, Erik. Du hast unser Leben verändert. Danke dir von Herzen.«

Zuhören, Nicken, Lächeln, Umarmung, Foto, Verabschiedung: Es war stets der gleiche Ablauf.

Die ältere Dame, die mir gegenübersaß und die letzte Stunde in ihr Buch vertieft war, sah mich plötzlich interessiert an. Zuerst bemerkte ich es nicht, aber sie schielte immer wieder über ihre Seiten hinweg zu mir herüber. Nach einer Weile lächelte ich zurück.

»Entschuldigen Sie bitte«, sagte sie mit freundlichem Blick und legte ihr Buch auf den Tisch. »Ich wollte Sie nicht stören, da Sie ja so emsig in Ihren Computer getippt haben, aber ich bin nun mal neugierig. Sind Sie berühmt? Gleich zwei nette junge Frauen kamen zu Ihnen. Allerhand! Sie müssen ja ein richtiger Star sein. Verzeihen Sie, dass ich Sie nicht kenne. Ich schaue schon seit Jahren kein Fernsehen mehr. Da kommt ja ständig nur das Gleiche. Volksverblödung sage ich immer. Die reinste Zeitverschwendung. Was machen Sie denn beruflich, wenn ich fragen darf?«

»Also, ich bin eine Art Influencer«, antwortete ich. »Und CEO meiner eigenen Firma und erfolgreich in den sozialen Medien. Auf Instagram und TikTok bin ich ziemlich berühmt. Um Ihre Frage aber genau zu beantworten: Ich bin kein Fernsehstar, aber sicher bin ich mir nicht, ob es in den sozialen Medien um weniger Volksverblödung geht. Wie dem auch sei, wenn das Jahr zu Ende geht, habe ich dort, so Gott will, zusammengerechnet über 400 000 Follower.«

»Sehr beeindruckend«, nickte die alte Frau. »Darauf sind Sie sicher sehr stolz. Und womit sind Sie berühmt geworden? Sie müssen ja irgendetwas tun. Worin liegt Ihre Expertise?«

»Im Prinzip ist es ganz simpel«, versuchte ich es ihr so einfach wie möglich zu erklären, denn ich erkannte natürlich, dass sie keine Ahnung von den sozialen Medien hatte. »Ich zeige den Menschen, wie sie glücklich und erfolgreich werden können, wie sie in ihre Kraft kommen können, um ihr bestes Leben zu leben. Ich bin ein Life Coach und eine Art Motivationsredner.«

»Ach, das ist ja toll. So wie Dale Carnegie?«

»Ja, so ähnlich«, lachte ich. »Aber Sie haben schon recht. Dale Carnegie hat dieses Business vor über hundert Jahren erfunden. Er ist eine Legende auf diesem Gebiet.«

»Als ganz junge Studentin habe ich einmal ein Buch von ihm gelesen. Ach, ist das lange her. Warten Sie, lassen Sie mich in meinem Gedächtnis graben. Irgendwo muss das ja sein. Ah ja: How to Stop Worrying and Start Living. Genau, jetzt erinnere ich mich. Ich habe es während meines Studiums auf Englisch im Original gelesen.«

»Sorge Dich nicht – lebe! Der Klassiker. Und wie fanden Sie das Buch? Hat es Ihnen damals geholfen?«

»Um ehrlich zu sein, habe ich seit über einem halben Jahrhundert nicht mehr an dieses Buch gedacht. Offenbar hat es keinen bleibenden Eindruck hinterlassen.«

»Ja, nicht jedes Buch ist für jeden geschrieben«, sagte ich.

»Da haben Sie recht. Die jungen Frauen erwähnten gerade, dass Sie auch ein Buch veröffentlicht haben. Gratulation, das ist wirklich ein toller Erfolg. Das schaffen nicht viele. Wie heißt das Buch denn? Ich werde es mir sofort in meiner Buchhandlung bestellen. Man trifft ja nicht jeden Tag einen berühmten Autor.«

Ich winkte mit einem Lächeln ab.

»Also, wenn Sie Dale Carnegie nicht mochten, dann werden Sie mein Buch wahrscheinlich auch nicht mögen.«

»Das wissen Sie nicht«, intervenierte sie vehement. »Jedes Buch hat seine Zeit. Ein Buch, das Sie am Anfang Ihres Lebens lesen, ist ein völlig anderes am Ende Ihres Lebens, weil das gelebte Leben die geschriebenen Worte konstant neu interpretiert. Wenn Sie noch nie verliebt waren, dann hat ein Liebesroman ja auch eine andere Wirkung auf Sie, als wenn Sie schon einmal den schmerzhaften und kaum zu ertragenden Verlust eines geliebten Menschen durchmachen mussten. Obwohl es die gleichen Worte sind, hinterlassen sie doch bei jedem Menschen eine andere Botschaft.«

Ich stimmte ihr schweigend zu und öffnete meine Tasche. Wenn ich unterwegs war, hatte ich es mir angewöhnt, immer ein bis zwei meiner Bücher dabeizuhaben. Für genau solche Situationen. Ich nahm ein Buch aus der Innentasche und schob es kommentarlos zu der alten Dame rüber.

»Donnerwetter«, nickte sie anerkennend und zeigte auf den Aufkleber: »Platz 1 Bestseller. Sie sind ja wirklich berühmt.«

Ich sagte nichts und schaute kurz aus dem Fenster. Das sanfte Rieseln des Schnees vom Morgen hatte sich zu einem ordentlichen Schneesturm entwickelt. Ich sah auf meine Uhr. In einer halben Stunde musste ich umsteigen. Ich atmete ein paar Mal tief durch und blickte wieder zu der alten Dame.

»Einer der führenden Experten für Glück und Erfolg«, zitierte Sie aus meiner Kurzbiografie, die auf der Rückseite des Buches stand.

»Soll ich es Ihnen signieren?«, fragte ich und wedelte schon mit einem Stift, den ich natürlich auch immer dabeihatte.

»Oh, das wäre wunderbar. Vielen lieben Dank. Das weiß ich sehr zu schätzen. Das Buch wird in meiner Bibliothek einen Ehrenplatz bekommen. Und ich werde es lesen. Versprochen.«

Wir lachten beide und schwiegen für eine Weile. Dann fragte sie mich etwas verhalten, ob sie mir eine Frage stellen dürfe. Ich nickte. Natürlich durfte sie.

»Was ist denn Glück und Erfolg überhaupt? Ich meine, für Sie ganz persönlich.«

»Glück ist für mich, dass mir niemand Befehle geben kann«, schoss es sofort aus mir heraus. »Ich bin mein eigener Boss. Ich mache nur, was ich wirklich will. Ich arbeite an Projekten, die mir Spaß machen, und muss nichts tun, nur weil irgendwer das von mir verlangt. Ich lebe ein Leben nach meinen Vorstellungen. Durch sehr viel Arbeit und nach vielen Jahren des Durchhaltens kann ich heute auf ein Leben blicken, wovon die meisten nur träumen. Darauf bin ich stolz. Auch weil ganz am Anfang niemand an mich geglaubt hat. Nicht mein Vater, nicht meine Freunde, niemand. Das Unmögliche geschafft und es damit allen gezeigt zu haben, jemand zu sein in diesem Leben, das ist mein Erfolg.«

»Sie können wirklich stolz auf sich sein«, sagte die alte Dame und machte mit ihrem Mund eine Mimik, die ich nicht verstand. Zuerst war ich neugierig und wollte nachfragen, aber dann entschied ich mich, lieber wieder aus dem Fenster zu schauen. Schneeweiße Weihnachtszeit. Für die meisten Menschen die schönste Zeit des Jahres. Ich hingegen hatte noch keine Pläne für die Zeit zwischen den Jahren. Außer zu arbeiten natürlich. Wie jedes Jahr. Das große Onlineprogramm stand bei mir immer an erster Stelle. Einen Weihnachtsbaum konnte man schließlich auch im Büro aufstellen. Dazu kannte ich ausgezeichnete Lieferdienste. Ich musste also auch an den Feiertagen nicht auf leckeres Essen verzichten.

Vorsichtig sah ich zu ihr rüber und musterte sie. Ich schätzte sie auf über achtzig, da ihre Hände die untrüglichen Zeichen der Zeit trugen: ein leichtes Zittern, blaue Adern, viele Falten. Ihr Gesicht sah aber jünger aus, gerade wenn ihre Augen interessiert aufblitzten. Wie alt sie auch sein mochte, die alte Dame hatte sich gut gehalten, dachte ich und schaute sie gedankenverloren an. Sie erwiderte meinen Blick. Ich musste etwas sagen, sonst würde die Stille unangenehm werden. Ich spürte, wie ich ganz langsam zu schwitzen begann. Das passierte mir hin und wieder, wenn ich nicht der Herr über meine Gefühle war und mich unsicher fühlte.

»Und Sie?«, sagte ich schnell. »Was ist für Sie Glück und Erfolg?«

»Wie schön, dass Sie fragen«, sagte sie wieder mit ihrem gutmütigen Gesichtsausdruck. »Das verrate ich Ihnen gerne. Fangen wir mit Erfolg an. Aus meiner Erfahrung kann ich sagen, dass Erfolg höchst subjektiv ist. Es ist wie mit den Büchern. Was ist schon ein gutes Buch? Was mein Leben bereichert, kann meine beste Freundin zu Tode langweilen. Für mich kann ich die Frage ganz sicher wie folgt beantworten.«

Sie machte eine kurze Pause, überlegte einen Moment und setzte wieder an: »Wenn du alt bist und deine Kinder dich gerne besuchen kommen: Das ist für mich wahrer Erfolg. Dann hast du wirklich etwas erreicht in deinem Leben. Es gibt so viele Millionäre, die in ihren Luxusvillen sitzen und allen Reichtum dieser Welt haben, aber nur zweimal im Jahr von ihren Kindern hören. Soll das ein erstrebenswertes und nachahmenswertes Leben sein? Wenn deine Kinder gerne Zeit mit dir verbringen, ihr Leben mit dir teilen und immer gerne nach Hause kommen, das ist es. Ja, das ist wirklich das Größte. Alles andere ist in meinen Augen nur Verblendung.«

Sie sagte das mit einem jugendlichen Eifer, ganz so, als ob es ihre Lebensaufgabe sei, Menschen dazu aufzurufen, Familien zu gründen und an den Wochenenden gemeinsam Filme zu gucken, Schokoladentorte zu essen, gemeinsam Zeit zu verbringen. Mir stockte trotzdem der Atem, aber ich versuchte, es mir nicht anmerken zu lassen.

»Wie viele Kinder haben Sie denn?«, fragte ich schnell.

»Zwei. Eine Tochter und einen Sohn.«

»Und haben die Kinder?«

»Ja, mein Sohn hat zwei kleine Jungs. Die sind ganz wunderbar. Ihnen dabei zuzusehen, wie sie die Welt für sich entdecken – das ist mit nichts zu vergleichen.«

»Und kommen Ihre Kinder denn gerne zu Ihnen nach Hause?«

»Ich rede jeden Tag mit ihnen.«

»Das freut mich«, sagte ich.

Die alte Dame nickte verständnisvoll. »Und wer ruft Sie an?«, fragte sie vorsichtig.

»Na ja, sagen wir so: Ich bin eher das Kind, das nur zweimal im Jahr zu Hause anruft.«

»Ah, jetzt verstehe ich Ihre Antwort etwas besser«, lächelte die alte Frau.

»Und was ist mit dem Glück?«, fragte ich.

»Für mich bedeutet Glück, mich jeden Tag mit Literatur beschäftigen zu dürfen. Als junges Mädchen habe ich gelesen und gelesen und gelesen und später habe ich Literatur studiert. Paris, London, Lissabon. Ich war überall. Sie können sich gar nicht vorstellen, wie sehr mich die Welt der Bücher fasziniert hat. Das war so spannend. Ich habe es wirklich geliebt und irgendwann wurde ich sogar Professorin für Literatur und durfte mit meinen Studentinnen und Studenten über Bücher reden. Was für ein Glück. Und dieses Glück ist mir bis heute erhalten geblieben. Jeden Tag tun zu dürfen, was man von Herzen liebt, das ist wahres Glück und für ganz viele Menschen dieser Erde nicht erreichbar, weil allein ihr Geburtsort das verhindert. Ich weiß, wie privilegiert ich bin, all diese faszinierenden Bücher lesen und genießen zu dürfen. Ich lerne jeden Tag von diesen wunderbaren Autoren und Autorinnen. Sehen Sie hier!«

Sie nahm ihr Buch in die Hand und wedelte damit durch die Luft. »Hier schreibt Ernest Hemingway seinem guten Freund F. Scott Fitzgerald, der gerade eine Schreibblockade hat und unter großen Selbstzweifeln leidet, einen Brief. Passen Sie auf.« Sie schlug das Buch auf und begann daraus vorzulesen: »Am 28. Mai 1934 schrieb Hemingway: Um Himmels willen, schreibe und mach dir keine Gedanken darüber, was die Leute darüber sagen werden, ob es ein Meisterwerk wird oder nicht. Ich schreibe eine Seite, die ein Meisterwerk ist, und einundneunzig Seiten Scheiße. Ich versuche einfach, die Scheiße in den Papierkorb zu werfen.«1

Die alte Dame schlug das Buch wieder zu und lächelte.

»Ist das nicht grandios? Sie müssen wissen, dass F. Scott Fitzgerald zu diesem Zeitpunkt schon Der große Gatsby geschrieben hatte, den Roman seines Lebens und eines der bedeutendsten Werke der amerikanischen Literaturgeschichte. Er musste niemandem mehr etwas beweisen, war längst weltberühmt und hochgeschätzt, und dennoch glaubte auch er, nicht gut genug zu sein. Hemingway, der voller Selbstvertrauen steckte, war zwar ebenfalls schon berühmt, aber sein, für viele Menschen, wichtigstes Werk – Der alte Mann und das Meer –, für das er sowohl den Pulitzerpreis als auch den Literaturnobelpreis erhielt, schrieb er erst achtzehn Jahre später. Sie sehen, einer ist noch vor seinem größten Erfolg, der andere hatte ihn bereits, aber wer von beiden hegt die Selbstzweifel? Liegt Erfolg wirklich im Erreichen von Anerkennung im Außen? Ich frage mich, ob Hemingway oder Fitzgerald auch dachten, dass ihre größten Werke jene waren, die später Preise verliehen bekamen, und ob sie selbst diesen Werken gegenüber voller Selbstzweifel waren. Ich wüsste gerne, ob sie vielleicht ein anderes ihrer Werke viel außergewöhnlicher fanden. Sie sehen, diese kleine Passage löst so viele Gedanken in mir aus und macht mir deutlich: Auch diese außergewöhnlichen Autoren glaubten immer mal wieder in ihrem Leben, nicht gut genug zu sein.«

»Nun, ich habe gerade das Wort auch ein paar Mal gehört: Denken Sie, ich sei voller Selbstzweifel? Denn wenn ja, dann kann ich Ihnen eines versichern: Ich habe Selbstvertrauen für hundert Leben.«  

Etwas beleidigt beendete ich meine Selbstverteidigung. Die alte Dame schien dies zu merken und lächelte liebevoll, wie es nur Großmütter können.

»Mir ist nur aufgefallen, dass Sie ein bisschen traurig aussehen. Ich wollte Ihnen keine Selbstzweifel unterstellen.«

»Alles gut«, sagte ich schnell, um das Thema zu beenden. »Falls ich vorhin etwas traurig gewirkt haben sollte, dann lag das wohl daran, dass ich auf dem Weg zu einer Beerdigung bin. Eine sehr gute alte Freundin ist gestorben.«

Ich versuchte mein schmerzerfülltes Gesicht aufzusetzen – Augen nach unten richten, Blick starr, Mund geschlossen – und fühlte mich gleichzeitig schlecht, dass ich so aktiv an diesem Gesichtszug arbeiten musste. Wahrscheinlich, weil ich im Zug keine Sekunde an Nora gedachte hatte, sondern total in meine Arbeit vertieft war, hatte ich mich gut gefühlt – und war nun der alten Frau aber auch wieder gewachsen. Ich hatte sie Schachmatt gesetzt, denn alles, was ihre scharfen Augen wohl wahrgenommen haben mochten, war nun auf Noras Tod zurückzuführen. Darauf konnte sie jetzt nichts erwidern. Ich hatte gewonnen, wieder einmal, und ging mit dem Sieg der Unantastbarkeit aus diesem selbsterklärten Duell. Die alte Frau war jedoch ehrlich betroffen.

»Oh, wie furchtbar«, sagte sie. »Das tut mir so leid, von ganzem Herzen tut mir das leid. Woran ist sie denn gestorben?«

»Wie bitte?«, fragte ich überrascht zurück.

»Ach, gar nicht wichtig. Es tut mir leid. Ich hatte nur gefragt, woran sie gestorben ist. Das ist so eine Marotte von uns alten Leuten. Der Tod lauert ab einem gewissen Alter ja ständig vor der Haustür. Vergessen Sie es einfach.«

Die Wahrheit war, ich wusste es nicht. Ich hatte nicht nachgefragt. Hatte ich denn überhaupt darüber nachgedacht? Ich hätte die alte Frau anlügen müssen. Das tat ich nicht. Ich schwieg einfach für die restlichen zehn Minuten unserer Fahrt und ärgerte mich darüber, dass ich die Oberhand nun doch wieder verloren hatte. Dann erreichten wir die Station, an der ich umsteigen musste. Ich verabschiedete mich schnell, aber höflich, wünschte ihr eine schöne Weihnachtszeit und verließ den Zug, ohne mich noch einmal umzudrehen.

Das Schneetreiben hatte sich etwas beruhigt. Ich wartete zwanzig Minuten in der Bahnhofshalle auf meinen Anschlusszug, der zum Glück keine Verspätung hatte, überflog meine E-Mails und kontrollierte im Zeitungsladen, ob es mein Buch dort zu kaufen gab. Ich fand es direkt am Eingang, bei den Bestsellern, machte kurz die Gewinnerfaust – mein kleines Ritual – und besorgte mir beim Bäcker ein Sandwich und einen heißen Kaffee. Die alte Frau hatte ich zu diesem Zeitpunkt schon längst aus meinem Gedächtnis gelöscht. Zumindest dachte ich das.

Die restliche Zugfahrt verlief ohne Komplikationen. Keine Gespräche, keine psychologischen Persönlichkeitsanalysen, keine Störungen. Ich nutzte die Ruhe, um weiter an meinem Onlineprogramm zu arbeiten. Nach zwei weiteren Umstiegen, die mit einem kurzen Sprint verbunden waren, kam ich wie durch ein Wunder mit nur wenigen Minuten Verspätung an meinem Zielort an. Ich sah auf die Uhr. Die Beerdigung begann in einer Stunde. Da stand ich nun. Eine Bahnhofshalle gab es nicht. Der ganze Bahnhof bestand lediglich aus zwei Gleisen. Ich drehte mich einmal im Kreis. Hier gab es überhaupt nichts. Keine Geschäfte, keinen Kiosk, weit und breit nur gähnende Leere. Wie konnte man nur freiwillig an so einen trostlosen Ort ziehen?, fragte ich mich und lief in Richtung Ortskern. Dort wurde es zum Glück etwas belebter. Ich kam an einer Tankstelle vorbei, einem Supermarkt und einer kleinen Poststation. Auf der gegenüberliegenden Straßenseite entdeckte ich ein kleines Café. Eine gute Gelegenheit, um mich kurz aufzuwärmen und nach dem Weg zu fragen. So sparte ich mir hoffentlich das Taxi und konnte mir nach dieser langen Fahrt noch etwas die Beine vertreten. Ich bestellte einen doppelten Espresso und erfuhr von der netten Bedienung, dass diese Gegend doch tatsächlich eine beliebte Ausflugsregion sei, aber eben nur zu besonderen Anlässen. Die Touristen kämen zur Mandelblüte und zur Weinernte, würden Wanderungen und Fahrradtouren machen, aber im Winter sei diese Region wie ausgestorben. Der Friedhof befand sich am anderen Ende des Dorfes auf einer kleinen Anhöhe, am Rande des Waldes. Ich sollte einfach weiter die Hauptstraße entlanglaufen und nach etwa fünfzehn Minuten links in den Friedhofsweg abbiegen. Ich könne es gar nicht verfehlen. Die Frau verkaufte mir noch einen lauwarmen Schokoladenkeks, der frisch aus dem Ofen kam, winkte mir zu und ich ging weiter meines Weges.

Zum ersten Mal begann ich so richtig über Nora und ihren Tod nachzudenken. Was war nur geschehen? Sie war noch so jung, ein Jahr jünger als ich. Das wusste ich so genau, weil sie einen Tag vor mir Geburtstag hatte und wir während unserer Schulzeit unzählige Nächte zusammen um die Häuser gezogen waren und ich sie dabei immer »Kleine« genannt hatte. Wilde Zeiten waren das. Gott, was hatten wir Spaß. Und wir waren noch so jung. Ich erinnerte mich an einen Sommerabend während unseres letzten Schuljahres, als wir mitten in der Nacht gemeinsam mit anderen Leuten aus unserem Jahrgang über den Zaun des Freibades geklettert waren, um unser Abitur und unsere neue Freiheit zu feiern. Endlich würde uns die ganze Welt offenstehen. Nora war in meiner Erinnerung so positiv, so fröhlich und hatte nie schlechte Laune. Jedenfalls konnte ich mich nicht daran erinnern, dass wir jemals Streit hatten. Alles war leicht, es gab keinerlei Grenzen. Je länger ich über unsere gemeinsamen Jahre nachdachte, desto mehr Erinnerungen stiegen mir ins Gedächtnis. Nora liebte es zu tanzen, zu malen, zu singen, verrückt zu sein. Sie liebte alte Schwarz-Weiß-Filme und konnte sich gleichzeitig ganz schnell für Neues begeistern. Sie erzählte damals allen, dass sie nach New York gehen werde, um an einer dieser berühmten Schauspielschulen zu studieren und dann in Hollywood ganz groß rauszukommen. Und im nächsten Moment wollte sie dann Tierärztin werden und ihre Praxis mitten auf einem Bauernhof eröffnen. Sie liebte es, sich in spontane Abenteuer zu stürzen und das ganze Wochenende durchzufeiern. Sie war ein Party-Girl, extrovertiert, voller Leben und Lachen und gleichzeitig gewissenhaft, nostalgisch und manchmal nachdenklich. Die Nora aus meiner Erinnerung passte in keine Schublade, sie war so bunt wie das Leben selbst.

Aber all das war fast zwanzig Jahre her. Nicht nur gefühlt eine Ewigkeit. Wir beide lebten einfach völlig unterschiedliche Leben, verloren uns aus den Augen. Nach der Schule zog ich in die große Stadt, Nora blieb aus irgendwelchen und für mich nicht nachvollziehbaren Gründen in unserem Provinznest an der Küste. In den ersten zwei, drei Jahren hielten wir noch Kontakt und wir sahen uns, wenn ich am Geburtstag meiner Mutter und an Weihnachten nach Hause kam, aber nachdem sie mit ihrem Freund an diesen Ort hier gezogen war und ich an Weihnachten nicht mehr nach Hause kam, hörte auch das auf. Einmal im Jahr schrieben wir uns noch eine Geburtstagsnachricht, dass wir uns unbedingt wiedersehen müssten, wozu es jedoch nie kam. Eigentlich schrieb nur Nora und ich gratulierte ihr einen Tag zu spät zu ihrem Geburtstag. Ich hatte Nora das letzte Mal vor fünfzehn Jahren gesehen und wollte sie gerne auch so in Erinnerung behalten. Auf einen Schlag wurde es real. Nora war tot. Ich konnte sie nur noch so in Erinnerung behalten, denn es würde keine Gelegenheit mehr geben, neue Erinnerungen mit ihr vorzubereiten. Nora war tot. Und das für immer.

1 Aus: Letters of Note. Correspondence Deserving of a WiderAudience, compiled by Shaun Usher. Canongate Books Ltd. 2021. Übersetzt vom Autor.

DIE BEERDIGUNG

Vor dem Friedhof zählte ich etwa zwanzig Autos. Ich warf einen flüchtigen Blick auf die Kennzeichen. Entweder kamen sie aus dieser Region oder der Gegend, wo Nora und ich aufgewachsen waren. Als ich die ersten Trauergäste sah, begann sich mein ganzer Körper von oben bis unten einmal kräftig durchzuschütteln. Alles in mir wollte nicht an diesem Ort sein. Noras Schwester und ihre Eltern entdeckten mich und kamen auf mich zugelaufen. Wir umarmten uns wie damals und es war, als hätten wir uns erst gestern das letzte Mal gesehen. Vertraute Nähe. Noras Schwester brach sofort in Tränen aus. Ich hielt sie lange fest. Irgendwie schaffte ich es, meine eigenen Tränen zu unterdrücken. Die Kapelle des Friedhofs, in der die Trauerfeier stattfand, war überraschend modern. Die Wände waren aus Glas. Von innen hatte man einen guten Blick über die Gräber und den angrenzenden Wald. Die Kapelle war gut besucht, aber nicht voll. Ich erkannte zwei Gesichter von früher, konnte mich aber nicht an ihre Namen erinnern. Als sich unsere Blicke trafen, kamen sie zu mir und begrüßten mich.

»Hallo Erik, schön, dich mal wiederzusehen. Wenn auch aus einem traurigen Anlass.«

Ich nickte und schüttelte ihre Hände, sagte zwei, drei Sätze über nichts und ging weiter. Noras Schwester sah mich allein herumstehen, lächelte traurig, nahm meine Hand und stellte mir ihre Verwandtschaft vor: Tanten, Onkels, Cousinen, Nichten. Und Noras Ehemann. Sie hatten zwar erst geheiratet, nachdem sie hierhergezogen waren, aber ich kannte ihn noch von früher. Wir kamen nicht aus dem gleichen Freundeskreis und niemand von uns konnte nachvollziehen, was sie an ihm fand, aber sie ließ nie etwas auf ihn kommen. Hin und wieder war er damals auch auf einer Party dabei gewesen, aber nicht sehr oft. Außer Nora verband uns rein gar nichts, aber ich umarmte ihn kurz und sprach ihm mein Beileid aus. Schließlich hatte er die Liebe seines Lebens verloren. Das war selbst für mich Junggesellen eine dramatische Vorstellung.

Der Priester bat uns, Platz zu nehmen, und hielt seine Ansprache. Endlich bekam ich eine Antwort auf die Frage, die ich nie gestellt hatte. Bei Nora war ein unheilbarer Tumor in der Lunge entdeckt worden. Sie hatte in den letzten Jahren immer wieder Probleme mit dem Atmen, bekam schlecht Luft und konnte auch ihre geliebten Ausflüge und Fahrradtouren nicht mehr machen, aber sie ließ sich nie wirklich professionell untersuchen, spielte ihren Gesundheitszustand immer runter. Laut dem Priester wollte Nora keine Belastung für ihre Familie sein. Sie machte einfach munter weiter und verschwieg ihre Krankheit so lange es ging. Bis es zu spät war. Der Priester erzählte weiter und beschrieb einen Menschen, der mir völlig fremd war. Ja, Nora war munter, aber sie war auch ehrlich und vor allem war sie nie ängstlich gewesen. Die Nora, die ich kannte, hätte eine Krankheit angenommen und sie dann bekämpft und nicht anderen zuliebe damit gewartet, bis es nichts mehr zu kämpfen gab.So kannte ich Nora nicht. Und je länger ich zuhörte, desto schneller wollte ich wieder gehen. Ich sah aus dem Fenster auf das leere Grab, das gleich mit einem leblosen Körper gefüllt werden würde. Ein gelebtes Leben war vorbei. Meine Gedanken kreisten umher und ich hörte nicht mehr richtig zu, doch irgendwann drangen die Worte des Priesters wieder zu mir durch. Dieser beschrieb gerade Noras Lebensstationen, die sie mit ihrem Mann verband: Noras Mann hatte von seinen Großeltern ein Haus in diesem Ort geerbt und da er gelernter Elektriker war, war es sein Plan, hier seinen eigenen Betrieb zu eröffnen. Er war hier geboren, zog als Jugendlicher mit seinen Eltern zu uns, wo er Nora kennenlernte, und kehrte dann mit ihr in seine Heimat zurück. Sie arbeitete in seiner Firma als Sekretärin, kümmerte sich um Bestellungen, Termine, Abrechnungen und die Buchhaltung. Ich verstand die Welt nicht mehr. Nora hatte ihre Träume aufgegeben, damit sich ihr Mann seine erfüllen konnte. Aber warum nur? Diese Frage interessierte mich plötzlich so sehr, dass ich es nicht verstehen konnte, warum ich sie ihr nie gestellt hatte. Ihr Mann, der jetzt am Rednerpult stand, war ein lieber Kerl, aber ich glaube, er hatte keine Ahnung, wer seine Frau wirklich war.Oder aber ich hatte keine Ahnung, wer Nora wirklich war, denn unsere Versionen passten definitiv nicht zueinander.

Aus den Boxen ertönte ein Lied. Your Song von Ellie Goulding. Ich kannte das Lied, jeder kannte es, auch die Älteren. Es stammt im Original von Elton John und wurde veröffentlicht, als viele der jüngeren Anwesenden noch gar nicht geboren waren. Ein Riesenhit, damals wie heute, und wunderschön. Noras Mann erzählte, dass sie dieses Lied geliebt hatte und er glücklich sei, ein Lied gefunden zu haben, das auch ihm halbwegs gefiel. Auf seiner Beerdigung sollte allerdings lieber Heavy Metal laufen. Er meinte es sicher gut und es war ganz bestimmt als auflockernder Witz gemeint, aber niemand der Trauergäste reagierte darauf. Lediglich ein Räuspern aus der hintersten Reihe war zu hören. Er stockte für ein paar Sekunden und las dann weiter von seinem Blatt ab. Ich wurde plötzlich sauer auf ihn, obwohl ich dazu kein Recht hatte. Erstens, ich wusste gar nichts über diesen Mann auf dem Podium, ich kannte seine Geschichte nicht, ich sah nur, was ich gerade interpretierte, und erinnerte mich an das, was ich früher schon über ihn dachte: Unverständnis, warum Nora ihn gewählt hatte. Und zweitens hätte eher Noras Mann das Recht gehabt, auf mich sauer zu sein, denn was wahrscheinlich niemand hier im Raum wusste, war, dass Nora und ich eine heimliche Affäre hatten, schon während sie mit dem Heavy Metal liebenden Witzbold zusammen war. Sie betrachtete das nicht als Fremdgehen, sondern als jugendliche Spielerei. Das betonte sie immer ganz deutlich. Sie wollte einfach Spaß haben, ganz im Moment leben und nicht nach Hause fahren, wenn es am schönsten war. Warum sie diese Augenblicke nicht mit ihrem eigentlichen Partner erleben wollte, sondern mit mir, verstand ich schon damals nicht. Es war mir wahrscheinlich nicht so wichtig. Wie gesagt, jugendliche Spielerei.

Aber wenn Nora mit mir ihre Nächte durchgemacht hatte, so kam es mir plötzlich in den Sinn, dann vielleicht ja später auch mit anderen Männern? Vielleicht führte Nora sogar ein Doppelleben, von dem keiner etwas ahnte. Wahrscheinlich waren wir diejenigen, die sie wirklich kannten. Ihr Mann und ihre Eltern hatten jedenfalls nicht die leiseste Ahnung, was in Nora all die Jahre wirklich vorgegangen war, davon war ich überzeugt und ich fühlte mich plötzlich zu einer Gruppe von Noras heimlichen Liebschaften gehörig, von der ich nicht einmal wusste, ob es diese überhaupt gab. Vielleicht täuschte ich mich auch, aber in den Trauerreden tauchte nichts von dem auf, was der alten Nora etwas bedeutet hätte. Und Noras Schwester weinte unablässig, sodass sie ihre Rede gar nicht erst halten konnte. Die Scheinheiligkeit dieser Welt machte mich schier wahnsinnig. Ich musste hier weg, und zwar ganz schnell, sonst würde ich noch den Verstand verlieren.

Als die Trauergesellschaft wenig später vor dem offenen Grab anstand, um Nora die letzte Ehre zu erweisen, wurde mir speiübel. Ich entschuldigte mich und verschwand schnell hinter einem der Bäume, die den Beginn des Waldes bildeten. Zuerst dachte ich, mein Magen würde sich wieder beruhigen, aber als ich tief einatmete und hinüber zum Grab schaute, kam alles, was ich während der Hinfahrt zu mir genommen hatte,wieder zum Vorschein. Ich erbrach mich gleich mehrfach. Was für eine Scheiße, dachte ich nur. Was für eine verdammte Scheiße. Ich holte ein paar Mal tief Luft, rieb mir den Mund mit dem frisch gefallenen Schnee aus, spuckte ein paar Mal aus und ging langsam zurück in die Reihe.

»Alles okay«, sagte ich zu den besorgten Blicken und nahm eine Rose aus dem Behälter. Dann stand ich vor dem Sarg und sah auf das dunkle Holz hinunter. In meinem Kopf herrschte beschämende Leere. Dann dachte ich unwillkürlich über die Zugreise nach. Die verschmitzten Augen der alten Dame blitzten auf. Sie erinnerten mich plötzlich an Nora, wenn sie wieder mal meinte, etwas durchschaut zu haben, und ich flüsterte: »Mach’s gut, du wunderbarer Mensch. Ich bin mir sicher, du hast dein Bestes gegeben. Es tut mir leid, dass ich kein besserer Freund für dich war, und ich hoffe, es geht dir an dem Ort, wo du jetzt bist, besser, ohne Schmerzen und ohne den ganzen Scheiß, den du über Monate oder Jahre mit dir herumgetragen hast. Ich hoffe, du hast jetzt deinen Frieden gefunden. Und vielleicht siehst du ja gerade zu uns runter und lachst, weil wir hier in der Kälte stehen und uns den Arsch abfrieren. Ich weiß, dass dir das gut gefallen würde. Mach’s gut, Nora.«

Ich warf die Rose auf den Sargund ging allein in die Kapelle zurück, um meine Tasche zu holen. Neben dem Redepult stand ein Foto von Nora. Ich hatte es vorher übersehen, weil zu viele Menschen vor mir saßen und es durch einen gewaltigen Blumenstrauß verdeckt war. Auf dem Foto war sie Anfang zwanzig. Ja, so hatte ich meine Freundin in Erinnerung und genau so wollte ich sie auch in meinem Herzen aufbewahren. Ich setzte mich. Draußen wurde es allmählich dunkel, was auch daran lag, dass der Schneesturm wieder deutlich anzog. Ich blickte auf die Menschen und ging jeden Einzelnen durch: Führt sie ein glückliches Leben? Und er? Und sie? Oder würde auch bei ihren Beerdigungen irgendein Typ im Raum sitzen und verwirrt den Kopf schütteln?

Die alte Frau aus dem Zug kam mir erneut in den Sinn. Bei ihr kannte ich die Antwort auf die Frage nach dem Glück. Ich sah wieder zu Noras Foto und hörte plötzlich ihre süßliche Stimme in meinen Gedanken: »Erik, mein alter Freund. Mach dir keine Sorgen um mich. Wenn man an einem dunklen Ort ist, denkt man im ersten Moment, man wurde begraben, weil es ja offenbar auch so aussieht, aber in Wirklichkeit ist man nur neu eingepflanzt worden. Ich bin nicht tot. Ich bin ein Samen, der gerade heranwächst, zu etwas Neuem, an einem anderen Ort. Mach dir wegen mir bitte keine traurigen Gedanken. Es ist alles gut, so wie es ist.«

Ich bekam am ganzen Körper Gänsehaut. Hörte nur ich das? Und wo kam diese Stimme her? Ich drehte mich um. Niemand da. Ich sah wieder zu Noras Foto und spürte deutlich, dass ich hier ganz schnell wegmusste, um nicht durchzudrehen. Doch stattdessen sah ich ein Lächeln auf Noras Lippen und hörte erneut ihre unverwechselbare Stimme.

»Erik, mein lieber Freund«, begann sie. »Hast du noch ein paar Minuten Zeit für mich?«

Ich nickte stumm.

»Wie schön. Darf ich dir fünf Fragen stellen?«

Ich nickte erneut.

»Wenn du heute sterben würdest, hättest du dann wirklich ein erfülltes Leben geführt? Sei bitte ehrlich! Und wann warst du eigentlich selbst das letzte Mal so richtig glücklich? Sei auch hier bitte ehrlich! Und wann hast du das letzte Mal so laut gelacht, dass dir Freudentränen über die Wangen liefen? Ehrlich, bitte. Und wenn auch für dich schon morgen alles vorbei wäre, hättest du dann etwas zu bedauern? Und meine letzte Frage an dich, ebenfalls mit der Bitte um eine ehrliche Antwort: Hast du bei all deiner Arbeit, bei all dem Streben nach einem guten Leben in Wahrheit nicht das Wichtigste vergessen?«

Ich hörte diese Fragen wie einen Tornado auf mich einprasseln. Sie überrollten mich, ließen mich überfordert zurück, und die spontane Antwort auf all diese Fragen lautete: Ich weiß es nicht. Ich verlor die Kontrolle über meine Gefühle. Eine Mischung aus Scham, Unsicherheit und Wut überkam mich. Gefühle, die ich nur zu gut kannte, die immer wieder meinen inneren Verteidigungsmechanismus aktivierten. Ich musste die Alarmbereitschaft nicht bewusst ansteuern, es passierte einfach.

Nachdem ich mich wieder gefasst hatte, holte ich zum Gegenschlag aus. »Ach ja, das Wichtigste habe ich vergessen, sagst du? Und was wäre das bitte, Frau Lehrmeisterin Nora? Ausgerechnet du stellst mir all diese Fragen?«, rief ich ihr in Gedanken zu. Aber was wusste ich schon von Noras Glück? Ich hatte sie ein halbes Leben nicht gesehen. Mir stand keine Meinung zu. Das kurze Gespräch mit ihr erschien mir so echt und so wichtig, dass ich beschloss, ihre fünf Fragen an mich aufzuschreiben, um sie nie mehr zu vergessen. Hatte ich doch schon so viel vergessen, was sie betraf. Ich zückte zum zweiten Mal an diesem Tag meinen Stift und schrieb in mein Notizbuch:

5 Fragen aus dem Jenseits:

Wenn ich heute sterben würde, hätte ich dann wirklich ein erfülltes Leben geführt?Wann war ich das letzte Mal von Herzen glücklich?Wann habe ich das letzte Mal so laut gelacht, dass mir Freudentränen über die Wangen liefen?Wenn morgen auch für mich alles vorbei wäre, gäbe es dann etwas zu bedauern?Habe ich bei all meiner Arbeit, bei all dem Streben nach einem guten Leben in Wahrheit nicht das Wichtigste vergessen?

Ich las die Fragen durchund schämte mich so sehr. Was war nur mit mir passiert? Ich bin auf der Beerdigung meiner Freundin, schüttelte ich über mich selbst den Kopf, für die ich fünfzehn Jahre lang keine Zeit hatte, weil ich nur an mich und meine Karriere dachte, und jetzt sitze ich hier, nur wenige Meter neben ihrem Grab entfernt und denke ernsthaft darüber nach, wie ich aus diesen fünf Fragen, die nur für mich bestimmt sind, einen weiteren Onlinekurs machen kann, um ihn an andere Menschen zu verkaufen? Ich fühlte mich hundeelend, durcheinander und wollte einfach nur noch weg. Schnell diese wirren Gedanken vergessen und wieder zurück in die große Stadt, in der man seine Scham, seinen Selbsthass und all die aufgestauten Schuldgefühle so gut verdrängen konnte. Mein Kopf explodierte förmlich. Ich sah auf die Uhr und musste mich beeilen. Mein Zug zurück in die sichere Routine fuhr in knapp einer Stunde. Ich packte zusammen, verabschiedete mich noch einmal von Noras Bild, umarmte ihre Schwester und Noras Eltern, winkte ihrem Mann aus sicherer Entfernung zu und machte mich auf den Weg. Der Schnee blies mir nun heftig ins Gesicht. Ein gewaltiger Sturm zog auf.

»Augen zu und durch«, sagte ich laut zu mir selbst und lief ohne anzuhalten zurück zum Bahnhof. Ich hatte es fast geschafft. Schon bald würde dieser außerplanmäßige Horrortag endlich vorbei und nur noch eine Notiz in meinem Kalender sein.

DER SCHNEESTURM