Why not? - Lars Amend - E-Book
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Lars Amend

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Beschreibung

Wenn aus Träumen echte Ziele werden! Ständig orientieren wir uns an anderen – an erfolgreicheren, sportlicheren, glücklicheren oder gesünderen Menschen und vergessen dabei, dass wir es selbst in der Hand haben, zu sein wie wir gerne sein würden. Lars Amend zeigt, wie man durch die Beschäftigung mit seinen Träumen und Zielen das Leben führen kann, das man nicht mehr tauschen möchte. Als Coach hilft er, diesen Prozess in Gang zu bringen – mit Gedankenexperimenten, Fragen an sich selbst und kleine Aufgaben, um innerlich zu wachsen und die eigene innere Haltung zu verändern. Authentische Audio-Anleitungen und Videos in der kostenlosen Augmented-Reality-App unterstützen diesen Veränderungsprozess aktiv. Die Grenzen setzen wir uns selbst, durch fehlenden Mut, Angst oder mangelndes Vertrauen in uns  und unsere Fähigkeiten. Stattdessen sollten wir uns fragen: Warum eigentlich sollte es nicht gehen? Why not?? Die Antwort kann sich der Leser am Ende selbst geben – danach gibt es kein Aber, kein Hätte-Wäre-Wenn oder Geht-Nicht mehr!

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Seitenzahl: 332

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Impressum

© eBook: 2017 GRÄFE UND UNZER VERLAG GmbH, Postfach 860366, 81630 München

© Printausgabe: 2017 GRÄFE UND UNZER VERLAG GmbH, Postfach 860366, 81630 München

GU ist eine eingetragene Marke der GRÄFE UND UNZER VERLAG GmbH, www.gu.de

Alle Rechte vorbehalten. Nachdruck, auch auszugsweise, sowie Verbreitung durch Bild, Funk, Fernsehen und Internet, durch fotomechanische Wiedergabe, Tonträger und Datenverarbeitungssysteme jeder Art nur mit schriftlicher Genehmigung des Verlages.

Projektleitung: Birgit Reiter

Lektorat: Anna Cavelius

Covergestaltung: independent Medien-DesignGmbH, Horst Moser, München

eBook-Herstellung: Rebecca Rappensperger

ISBN 978-3-8338-6309-7

7. Auflage 2022

Bildnachweis

Coverabbildung: stocksy

Autorenfotos: Melanie Koravitsch

Syndication:www.seasons.agency

GuU 8-6309 10_2017_01

Das vorliegende E-Book basiert auf der 9. Auflage der Printausgabe.

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Die GU-Homepage finden Sie im Internet unter www.gu.de

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LIEBE LESERINNEN UND LESER,

wir wollen Ihnen mit diesem E-Book Informationen und Anregungen geben, um Ihnen das Leben zu erleichtern oder Sie zu inspirieren, Neues auszuprobieren. Wir achten bei der Erstellung unserer E-Books auf Aktualität und stellen höchste Ansprüche an Inhalt und Gestaltung. Alle Anleitungen und Rezepte werden von unseren Autoren, jeweils Experten auf ihren Gebieten, gewissenhaft erstellt und von unseren Redakteur*innen mit größter Sorgfalt ausgewählt und geprüft. Haben wir Ihre Erwartungen erfüllt? Sind Sie mit diesem E-Book und seinen Inhalten zufrieden? Wir freuen uns auf Ihre Rückmeldung. Und wir freuen uns, wenn Sie diesen Titel weiterempfehlen, in ihrem Freundeskreis oder bei Ihrem Online-Kauf.

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GRÄFE UND UNZER VERLAG Grillparzerstraße 12 81675 Münchenwww.gu.de

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3.LOSLEGEN UND EINFACH MACHEN

Lass mich dir kurz was zu diesem Jemand sagen! (>)Ich habe eine Botschaft für dich! (>)Hier gibt es kleine Komplimente! (>)Ich möchte dir eine Geschichte erzählen! (>)Darf ich dir kurz etwas zeigen? (>)Ich möchte dich an etwas Wichtiges erinnern! (>)Bevor du das Buch aus der Hand legst, habe ich noch eine letzte Botschaft für dich! (>)

DIESER JEMAND

Jetzt, in diesem Augenblick, verliebt sich jemand. Jemand erlebt seinen ersten Kuss und spürt die Schmetterlinge fliegen. Jemand hält sein neugeborenes Baby in den Armen. Jemand feiert Geburtstag mit all seinen Freunden. Jemand lacht so laut, dass er sich den Bauch halten muss. Jemand träumt einen wirklich schönen Traum. Jemand schläft mit einem Lächeln ein und denkt dabei an den Menschen, den er liebt. Jemand tanzt ausgelassen, ohne an morgen zu denken. Jemand bekommt einen Heiratsantrag. Jemand lernt im Café um die Ecke seinen Seelenverwandten kennen. Jemand bekommt die Zusage zu seinem Traumjob. Jemand findet seinen Seelenfrieden. Jemand schaut aufs Meer hinaus und ist glücklich. Jemand verlässt mit einem Lächeln das Haus, weil er weiß, dass heute etwas WUNDERbares passiert. Selbst wenn du es noch nicht für möglich hältst, eines Tages wirst du dieser jemand sein.

Dieses Buch ist für dich.

AUFTRITT: DER BRAINFUCKER

»Er ist auch schon mal traurig, so abgrundtief traurig, dann ist er schaurig traurig, dann tut ihm alles weh.«

ALFRED JODOCUS KWAK

Ich war vollkommen in der Routine des Nichtstuns gefangen. Ich saß da, beobachtete die Schneeflocken, die vom Himmel fielen, und fragte mich, wie die ZEN-Mönche das meinen, wenn sie sagen: Sitze ruhig, tue nichts, der Frühling kommt und das Gras wächst von alleine. Ich hatte diese Strategie lange und sehr gewissenhaft ausprobiert, doch der Frühling winkte nur aus weiter Ferne seinem Freund, dem eisigen Winter, zu, der mit einem fetten Grinsen im Gesicht seinen schmutzigen Schneematsch durch die Stadt verteilte. Aber selbst das war mir egal, denn im Gegensatz zu den Menschen, die sich morgens durch die Kälte zur Arbeit quälen mussten, gab es für mich keinen ersichtlichen Grund, meine gemütliche Wohnung zu verlassen.

Erfolge aus der Vergangenheit, das wurde mir bewusst, bedeuten gar nichts, wenn sie dir in der Gegenwart keinen Nutzen bringen.

Ich lebte ein Leben, um das mich viele beneideten. Ich hatte meinen ersten Nummer-1-SPIEGEL-Bestseller geschrieben, in meinem Postfach landeten täglich Einladungen für Premierenfeiern, VIP-Partys und Rote-Teppich-Veranstaltungen und die größten Popstars Deutschlands wollten mit mir zusammenarbeiten. Oberflächlich betrachtet war alles in Ordnung, aber in meinem Herzen sah es völlig anders aus. Dort war gar nichts in Ordnung und mit jedem Tag, der verging, wurde diese Unordnung größer.

Im Klartext hieß das: Meine finanziellen Ressourcen wurden immer kleiner, meine Sorgen dafür größer und gleichzeitig lehnte ich alle Angebote ab: eine echte Lose-lose-Situation. Ich hatte das Gefühl, mich in einem ewigen Kreis zu drehen. So hatte ich mir mein Leben nicht vorgestellt. Wo waren der Spaß, die Freude, das Glück? Kennst du dieses Gefühl von Traurigkeit, die einen überkommt, wenn man nicht weiß, wie man diesen einen Schritt, der noch fehlt, gehen soll? Oder die Sehnsucht nach innerer Ruhe, die Angst davor, falsche Entscheidungen zu treffen; die Schwierigkeit, seinem Traum zu folgen; nicht zu wissen, welche Aufgabe man hat in dieser Welt.

HALLO, ZWEITES ICH!

»Weißt du, was das Problem mit den Lügen ist?«, fragte er.

»Nein«, sagte ich.

»Eine Lüge ist unwiderruflich. Sie schwebt wie eine Wolke über dir und wartet auf den richtigen Moment.«

»Und der wäre?«

»Der Moment, in dem es regnet und die Vergangenheit dich nass macht.«

»Von welcher Vergangenheit sprichst du?«

»Von deiner, mein Freund.«

»Wie bitte?«

»Ich rede von gestern, vorgestern, von letzter Woche, letztem Monat, dem ganzen letzten halben …«

»Ja, ja, schon gut«, unterbrach ich ihn. Das war ja nicht auszuhalten. Wie gerne hätte ich den Mistkerl zum Mond geschossen. Er saß auf einer Brücke, unter der ein kleiner Bach floss, schaukelte mit den Beinen und grinste mich an.

»Was willst du von mir?«, schrie ich.

»Die Frage müsste lauten: Was willst du von mir?« »Und was will ich deiner Meinung nach von dir?« »Du willst, dass es zu regnen aufhört. Du willst nicht mehr jeden Tag mit diesem Gefühl aufwachen. Du willst dich nicht mehr selbst belügen. Du willst frei sein. Du willst, dass die Sonne wieder scheint.«

»Kannst du dich nicht von dieser verdammten Brücke stürzen und tot umfallen? Lass mich in Ruhe. Ich will meinen Frieden!«

Ich war wütend und kurz davor auszurasten. Der Klugscheißer hatte recht, und zwar mit jedem verdammten Wort, das er sagte, und ich hasste ihn dafür. Ich hasste ihn so sehr.

»Die gute Nachricht ist«, klatschte er freudig in die Hände, »es ist vollkommen unwichtig, wer du gestern warst. Es zählt nur, wer du heute bist oder sein willst. Du musst dich nicht mehr belügen. Hör einfach auf damit. Lass es sein.« »Hmm«, brummte ich vor mich hin. Langsam beruhigte ich mich wieder. »Darf ich dich was fragen?« »Dafür bin ich hier.« »Ist es okay, sich manchmal verloren zu fühlen?« »Natürlich.« »Und wie lange hält das an?« »Das hängt davon ab, wie sehr du es wirklich willst. Es ist ganz allein deine Entscheidung.« »Aber warum finde ich dann den Ausweg nicht? Ich will ja, dass es aufhört, aber … es ist … Warum ist es nur so schwer?« Er gähnte mich gelangweilt an. Ich war fassungslos. »Hey Arschloch, ich schütte dir mein Herz aus und du gähnst?« »Kleiner, dir wäre schon mal sehr geholfen, wenn du endlich aufhören würdest, dich selbst zu bemitleiden. Das ist ziemlich erbärmlich. Okay, vielleicht liegt es auch an mir. Vielleicht habe ich mich in der Vergangenheit zu undeutlich ausgedrückt. Du willst ein sorgenfreies Leben führen, stimmt’s?« »Schon, aber …«

»Nein, kein Aber!«, fiel er mir barsch ins Wort. »Menschen, die zuerst etwas bejahen, um im nächsten Augenblick mit einem Aber wieder alles zu relativieren, sind schwach und dumm und können keine klaren Entscheidungen treffen. Willst du so jemand sein?«

Wieso stellte er mir diese Frage, wenn er doch wusste, in was für einem furchtbaren mentalen Zustand ich mich befand? Mein Seelenleben war ein einziges Durcheinander. Ihm schien das allerdings große Freude zu bereiten, denn er hatte nichts Besseres zu tun, als Tag und Nacht bei mir aufzutauchen und mir ständig diese unangenehmen Fragen zu stellen.

Bei seinem ersten Besuch stellte er sich mit »Brainfucker« vor und er machte seinem Namen wirklich sofort alle Ehre.

Als ich wieder zur Brücke sah, sprang er direkt ans Steuer eines heranfliegenden blutroten Maybach Cabrio. Er nickte im Takt zu Drake, sah mir tief in die Augen und pustete eine Million Ein-Dollar-Scheine, auf denen seine grinsende Visage abgedruckt war, durch die Luft, die wenige Sekunden später mit einem lauten Knall über mir explodierten, um dann wie Goldstaub auf mich herunterzurieseln. »Hör gut zu«, rief er mir noch zu, bevor er am glühenden Horizont verschwand. »Deine drei großen Schwachpunkte sind schnell aufgezählt: Ego, Ego, Ego! Aber bevor du dir jetzt in die Hosen machst, lass dir gesagt sein, dass es im Prinzip allen Menschen so geht. Denk einfach mal darüber nach. Mein Tipp: Du bist nicht dein Ego! Also, bis morgen.«

Dann wachte ich auf. Mit Kopfschmerzen. Wie jeden Tag.

Wohin mit meiner Traurigkeit?

Ich quälte mich aus dem Bett, zog die Jogginghose an, die vor dem flimmernden Fernseher auf dem Boden lag, und ging zum Fenster. Die helle Morgensonne funkelte auf der dünnen Eisschicht der Spree, die allmählich vom nahenden Frühling aufgefressen wurde. Bald schon würden die Enten zurückkehren. Ente müsste man sein. Sie hatten keine Sorgen: keine Miete, keinen Ärger und dank der vielen einsamen Menschen im Park immer reichlich zu futtern. Sie führten das perfekte Leben.

Für einen kurzen Moment kam Alfred Jodocus Kwak am Fenster vorbeigeflogen und sang sein Lied: »Er ist auch schon mal traurig …«. Mein Schädel brummte fürchterlich. Ich wünschte, die holländische Ente würde auch mal die erste Strophe für mich singen, aber das tat sie nicht. Am Himmel hingen ein paar Wolken. Es gab Tage, an denen ich meine Traurigkeit kaum wahrnahm. Sie war zwar da und ich konnte sie auch spüren – wie ein grauer Schleier lag sie über meinen Gedanken –, aber sie ließ mir wenigstens noch Raum, um mein Leben zu leben. Heute war nicht so ein Tag. Das Atmen fiel mir schwer.

Die Reise auf dem Wunderteppich

Mein altes Nokia-Handy blinkte. Ich hob es vom Sofa auf, sah, dass ich acht Anrufe verpasst hatte, und schaltete es wieder aus. Ich wollte mit niemandem sprechen. Warum war mir alles nur so egal geworden? Was hatte das zu bedeuten? Wäre ich wenigstens verliebt, wünschte ich mir oft, dann könnte ich nachts von ihr träumen und ihr nach dem Aufwachen einen Liebesbrief schreiben. Ich könnte mich in den Zug setzen und zu ihr fahren und ihr in die Augen blicken und sagen: »Danke, dass du mich daran erinnerst, wer ich bin, wenn ich selbst es vergesse. Danke, dass du mich meine Traurigkeit vergessen lässt und mich zurück zu meinen wahren Träumen geführt hast.« Ich hätte eine Aufgabe, ein Ziel, es gäbe Hoffnung. Aber so? Da war nichts. Ich nahm eine Aspirin und ging zurück ins Bett. Es dauerte nicht lange und eine vertraute Stimme begrüßte mich. Ich versuchte zu lächeln und meinte es sogar ehrlich.

»Warum können wir uns nicht vertragen?«, fragte ich.

»Können wir doch.«

»Und warum tun wir es nicht?«

»Weil es dir anscheinend noch nicht schlecht genug geht.«

Ich drehte mich beleidigt um. Der Brainfucker lachte und schwebte mit seinem fliegenden Teppich zu mir rüber und bewarf mich mit kleinen Rubinen. Hatte der Witzbold echt einen schwarzen Turban auf seinem Kopf?

»Machst du jetzt auf Aladin, oder was?«

»Wieso nicht? Du könntest ruhig auch mal wieder Spaß haben. Hast du aber nicht, weil du ein Idiot bist und lieber dein Leben verschläfst. Komm schon, spring auf. Wir drehen eine Runde.«

»Ich bin aber nicht schwindelfrei.«

»Mach dir darüber mal keine Sorgen«, lachte er und streckte seinen Arm nach mir aus.

Vorsichtig bestieg ich den Teppich. Ich musste Hunderte Diamanten, Smaragde und Rubine zur Seite räumen, um es einigermaßen bequem zu haben.

»Kann ich die alle runterschmeißen?«, fragte ich etwas unsicher.

»Ja, hau sie nur weg. Ich habe genug davon.«

Ich klammerte mich fest an ihn, dann ging es los. Es wurde augenblicklich dunkel. Hoch über dem Atlantischen Ozean sahen die Sterne wie Straßenlaternen aus, die uns den Weg wiesen.

»Ich sag dir jetzt mal was.« Der Brainfucker drehte sich um und ließ seinen Teppich freihändig fliegen. »Wenn du etwas wirklich willst, wird Gott, das Universum, die Energie des Lebens – für diese Macht gibt es viele Namen – alles tun, um dich dabei zu unterstützen. Du hast dir eben die Sterne angesehen, richtig? Ein kleiner Rat von mir: Greif nach ihnen, sooft du kannst. Du wirst überrascht sein, wie oft du einen erwischen wirst.« »Willst du mich verarschen?«, prustete ich. »Wo hast du den Spruch denn her, aus einem Glückskeks?«

Er sah mich an, schloss seine Augen, streckte seelenruhig seine Hand aus, öffnete seine Augen wieder und ließ einen wunderschön funkelnden Stern durch seine Finger gleiten.

»Und jetzt du«, lachte er.

Ich fuchtelte unbeholfen mit meinen Armen umher und wäre fast vom Teppich gefallen. Bei ihm sah es so einfach aus, verdammt.

»Wie hast du das gemacht?«

»Mit einem Hauch Magie. Ich hab’s dir schon 100-mal gesagt: Wer nicht an Wunder glaubt, ist selbst Schuld, wenn ihm keine widerfahren. Ändere deinen Blickwinkel, und schon ändert sich deine Welt.«

»Ach, fick dich!«

»Geht nicht. Ich bin du. Schon vergessen?«

Vor uns tauchte die Skyline von New York auf.

»Was machen wir hier?«, fragte ich beeindruckt.

»Zu Abend essen.«

Unter Champions

Als wir Manhattan erreichten, ging es im Sturzflug bergab. Mein Herz raste wie wild. Vor dem Fenster eines luxuriösen Penthauses hielten wir an. Der Brainfucker drehte sich erneut zu mir um und trug plötzlich einen eleganten Designeranzug.

»Wow, siehst gut aus!«, sagte ich noch etwas benommen. »Danke. Sieh mal durch das Fenster!«

Ich konnte kaum glauben, was, oder besser gesagt, wen ich dort sah. An einer langen Tafel saßen Jay-Z, Beyoncé, Oprah Winfrey, Michael Jordan, Barack und Michelle Obama, Scarlett Johansson, George Lucas, Shep Gordon, J. K. Rowling und Bill Murray. Alle winkten mir zu. Zwischen Scarlett Johansson und Bill Murray war noch ein letzter Platz frei.

»Jay-Z rappte einmal: ›People ask me: Hov, how you get so fly? I said: From not being afraid to fall out the sky!‹«

Ich nickte, hörte ihm aber gar nicht richtig zu.

DER 100-MILLIONEN-DOLLAR-KLUB

»Wer noch nie einen Fehler gemacht hat, hat noch nie etwas Neues probiert.«

ALBERT EINSTEIN

»Junge, du musst unbedingt nach Genf kommen!«, rief Rudolf aufgeregt durchs Telefon.

Ich nahm mein Handy und blickte auf das Display: 13 . 25 Uhr! »Wann denn?«, grummelte ich ins Kopfkissen.

»Morgen!«

»Morgen?«

»Ja, morgen. Sag mir Bescheid, wenn du landest, dann schick ich dir einen Fahrer.«

»Aber Rudolf, ich habe morgen total viel zu tun. So kurzfristig? Wie stellst du dir das vor? Ich habe Termine. Nach Genf? Unmöglich!« Ich richtete mich langsam auf, schaute durch das Schlafzimmerfenster in den grauen Mittagshimmel und begrüßte ihn mit einem langen Gähnen. Rudolf hatte meine Worte wohlwollend überhört.

»Wir wohnen im Kempinski. Um Punkt 19 Uhr treffen wir uns in der Lobby. Dann ist Abfahrt.«

Er hielt kurz inne, um abzuwarten, ob ich antwortete, was ich nicht tat, denn mein Kopf war wieder tief in meinem Kissen vergraben.

»Junge, bring deinen Arsch in Bewegung und schwing dich rüber. Das wird tierisch. ROCK YOUR LIFE!«

»Ja, ja, ich weiß«, antwortete ich fast schon entschuldigend über meinen nicht vorhandenen Enthusiasmus und nuschelte noch ein lustloses und nicht ganz so euphorisches »Rock your Life« hinterher.

»Yeah. Bis morgen. Sei pünktlich!«

Ich blieb noch einen Augenblick liegen und starrte die Decke an. Was hatte das zu bedeuten? Warum sollte ich nach Genf kommen? Rudolf befand sich mit seiner Band gerade auf Welttournee und wahrscheinlich würde er in Genf ein Konzert spielen, aber ich hatte die Scorpions in den letzten Jahren schon so oft live gesehen, dass das nicht der wahre Grund sein konnte. Ich grübelte noch ein bisschen vor mich hin, sprang dann aber doch voller Vorfreude aus dem Bett. Endlich kam wieder etwas Spannung in mein Leben.

EIN NEUES ABENTEUER

Das Flugzeug landete pünktlich um 15 Uhr. Da ich nur Handgepäck mit mir trug, ging ich direkt zum Ausgang, wo mich schon ein Chauffeur erwartete. Er hielt ein Schild in die Luft, auf dem mein Name stand. »Guten Tag«, sagte ich gut gelaunt und reichte ihm zur Begrüßung die Hand.

»Ich hoffe, Sie hatten einen angenehmen Flug. Mein Name ist Ben. Ich bin für die Dauer Ihres Aufenthaltes Ihr Fahrer. Darf ich Ihre Tasche nehmen?«

»Danke, aber das schaffe ich schon«, lächelte ich.

»Haben Sie sonst kein Gepäck?«

»Nein.«

»Wunderbar. Das Auto steht gleich hier vorne. Wie Ihnen der Pilot sicher schon mitgeteilt hat, regnet es heute in Genf. Die Temperatur liegt bei milden 17 Grad. Fahren wir in die Stadt?«

»Ja.«

Die Situation war absurd. Ich saß in einer funkelnagelneuen und auf Hochglanz polierten Mercedes-Limousine mit abgedunkelten Scheiben und wurde von einem Fahrer, der, wie sich im Gespräch herausstellte, auch als Bodyguard arbeitete, durch eine der teuersten Städte der Welt chauffiert, und ich wusste noch nicht einmal, warum.

»Wo darf ich Sie hinbringen?«, fragte Ben.

»Ins Epsom bitte. Soll ich die Adresse raussuchen?«

»Nein, nicht nötig. Ich kenne das Hotel. Es liegt in der Rue de Richemont, fünf Minuten vom Hafen entfernt.«

»Wie lange fahren wir?«

»Wir haben Glück. Der Feierabendverkehr beginnt erst in zwei Stunden. In 13 Minuten sind wir da.«

Die grauen Häuserfassaden der Genfer Vorstadt zogen schmucklos an uns vorbei und ich musste an Rudolfs Worte denken: »Von mir aus bleib auf dem Sofa hocken, aber ich weiß, das bist nicht du. In dir steckt dein wahres Ich, das nur noch nicht in die Freiheit durfte. Beweise dir selbst, was in dir steckt. Mach was los, Junge. Was hast du zu verlieren?«

Was habe ich zu verlieren?

Zu verlieren hatte ich gar nichts, damit hatte Rudolf natürlich recht. Deswegen war ich auch hier in Genf und nicht auf meinem Sofa in Berlin. Es war ein erster Schritt. Aber die Sache mit meinem Traum, das war mir klar, ließ sich nicht so einfach mit einer einzigen Reise lösen.

»Wir sind gleich da«, sagte Ben. Er lenkte seine Limousine gekonnt durch die engen Einbahnstraßen der Innenstadt und hielt kurze Zeit später vor dem Hoteleingang. Er gab mir seine Visitenkarte und sagte, ich könne ihn jederzeit anrufen, wenn ich ihn brauchte. Ich nickte ihm zu und stieg aus, doch bevor ich die Tür schloss, steckte ich meinen Kopf wieder hinein.

»Wie lange brauche ich von hier bis zum Kempinski?«

»Zu Fuß?«

Ich nickte erneut.

»Eine Viertelstunde, maximal. Sie gehen einfach hier an der Ecke links die Straße hinunter, am Kreisel vorbei, immer geradeaus, bis Sie an die Uferpromenade kommen, den Quai du Mont-Blanc. Dort halten Sie sich rechts und laufen direkt auf das Hotel zu. Wenn es nicht regnet, ist das ein schöner kurzer Abendspaziergang.«

»Wollen wir’s hoffen«, lächelte ich. »Und danke für die Fahrt.« Ben winkte kurz und fuhr davon.

BESUCH VOM ALCHIMISTEN

Ich schob seine Visitenkarte in meine Hosentasche und checkte im Hotel ein. Es war kurz vor 16 Uhr. Mir blieben noch drei Stunden. Ich schrieb Rudolf eine SMS, dass ich gut gelandet war, schaltete den Fernseher ein und legte mich aufs Bett. Da ich nicht wusste, wie der Tag weitergehen würde, wollte ich wenigstens ausgeruht sein. Eine knappe Stunde später riss mich mein Telefon aus dem Schlaf.

»Na, alles klar?«

»Rudolf, alte Socke, danke für den Fahrer. Hat alles super geklappt.«

»Sehr gut«, sagte Rudolf entspannt. »Wir waren schon beim Soundcheck. Klaus ist ein bisschen erkältet und Matthias hat Rückenprobleme, aber nichts, was wir nicht in den Griff bekommen. Der übliche Wahnsinn. Die Arena ist ausverkauft.«

»Wow!«

»10 000 Leute.«

»Noch mal Wow!«

»Paulo kommt übrigens auch.«

»Wie meinst du das?«

»Na, so wie ich es gesagt habe«, lachte Rudolf. Ich wusste sofort, wen er meinte.

»Du meinst wirklich, dass …«

»Ja klar«, unterbrach er mich. »Wir treffen uns vor der Show in meiner Garderobe. Mensch, Junge! Was glaubst du, warum ich dich heute unbedingt dabeihaben wollte?«

Mein Herzschlag erhöhte sich. »Also, bis gleich um sieben in der Lobby.«

»Worauf du dich verlassen kannst.«

Es hatte aufgehört zu regnen. Ein gutes Zeichen.

Fünf Minuten vor sieben betrat ich das Grand Hotel Kempinski. Ich lief durch den großen Eingangsbereich und entdeckte Ben. Er saß zusammen mit drei seiner Kollegen in einer der vielen Sitzgruppen. Sie unterhielten sich. Ich suchte mir einen separaten Platz auf der anderen Seite des Foyers. Ich schloss meine Augen. Es war ein schöner, fast schon meditativer Moment des Wartens. Meine Atmung war ruhig und gleichmäßig. Ich spürte wieder Leben in mir. Das monatelange Nichtstun hatte mich träge werden lassen, doch glücklicherweise gab es jemanden, der mir in den Hintern trat. An keinem Ort der Welt wäre ich in diesem Augenblick lieber gewesen. Ich begann zu lächeln. Von innen.

Dieser Moment in der Hotellobby war so ein kleines Glück für mich, auch wenn nach außen hin eigentlich gar nichts passierte. Mein Herz jedoch wusste Bescheid.

Die Literatur-Nobelpreisträgerin Pearl S. Buck sagte den wunderbaren Satz: »Viele Menschen versäumen das kleine Glück, während sie auf das große vergebens warten.«

»Da ist er ja.« Eine vertraute Stimme. Mein Lächeln wurde breiter und ich öffnete meine Augen. Rudolf lief strahlend und mit ausgebreiteten Armen auf mich zu. Wir umarmten uns herzlich und für einen Moment blieb tatsächlich die Zeit stehen. Ich kann es kaum beschreiben, aber mich durchdrang ein derart tiefes Gefühl von Frieden, dass ich meinen Freund und Mentor gar nicht mehr loslassen wollte. »Schön, dich zu sehen«, lächelte Rudolf, während er den kleinen Gitarrenkoffer, der wie ein Köcher um seine Schulter hing, neben mir auf den Boden stellte. Die Bodyguards hatten ihn mittlerweile bemerkt und postierten sich im Eingangsbereich. Ich schaute ihn an. Rudolf besitzt die seltene Gabe, vollkommen im Jetzt zu sein, die mich immer wieder fasziniert. Vielleicht hatte er gespürt, dass es mir in den letzten Monaten nicht so gut gegangen war und ich gerade jetzt seine großartige Energie nötig hatte.

Bis zur Arena war es nicht weit, vielleicht 15 Kilometer, aber wir kamen mitten in den Feierabendverkehr hinein und standen schon nach wenigen Minuten im Stau. Der Fahrer sprach nicht viel. Er hatte einen französischen Nachrichtensender eingestellt, den er, nachdem wir losgefahren waren, etwas leiser drehte, und konzentrierte sich nur auf die Autos vor uns. Rudolf hatte die Augen geschlossen und spielte auf einer kleinen E-Gitarre geräuschlos seine Finger warm. Genau diese Leichtigkeit, mit der er die Saiten seines Instruments bewegte, war mir abhandengekommen. Ich nahm mir vor, die Vergangenheit hinter mir zu lassen. Es musste doch möglich sein, diese schrägen Gedanken in meinem Kopf auszuschalten. Nur für diesen einen Abend. Ich wollte keine Angst mehr vor dem Leben haben.

Der Soulbrother meines Mentors

Als wir hinter dem Stadion den Lieferanteneingang hinunterfuhren, wurden wir schon sehnsüchtig von der Sicherheitschefin in Empfang genommen. Rudolfs Garderobe war zwar geräumig, versprühte aber den Charme einer Fußballumkleidekabine aus der Provinz. Es gab ein kleines Bad, eine Sofagarnitur aus den 1980er-Jahren, einen Glastisch, einen Kühlschrank und ein Buffet mit Käse- und Wurstschnittchen. Ich machte es mir auf dem Sofa gemütlich. Nach 15 Minuten klopfte es an der Tür und ein kleiner Mann mit grauen Haaren, dunkelgrünen Wanderschuhen und schwarzer Windjacke trat vorsichtig he- rein – Paulo Coelho.

Rudolf, der nur zwei Meter von der Tür entfernt stand, fiel ihm sofort mit einem lauten und herzlichen »Soulbrother, da bist du ja!« um den Hals. Dann stellte er mich vor.

»Paulo, das ist Lars.«

»Ich freue mich sehr«, lächelte ich.

Wir gaben uns die Hand und Paulo lächelte höflich zurück.

»Paulo, dieser Junge hier«, sagte Rudolf und drückte mich fest an sich, »ist nicht nur ein guter Freund, sondern der Mitschreiber von Rock Your Life.«

Paulo machte mit geöffneten Armen einen Schritt auf mich zu, drückte mich ebenfalls und sagte zu meiner großen Überraschung: »Gut, dass du hier bist. Sehr gut, sehr gut.«

Ich fühlte mich wie der junge Daniel LaRusso aus Karate Kid, als er zum ersten Mal auf seinen Meister Mr Miyagi trifft.

»Der Stau war furchtbar heute«, begann Rudolf zu erzählen, der immer noch über beide Ohren strahlte. Paulo tat es ihm gleich und man spürte förmlich, wie sehr sich die beiden auf diesen Augenblick gefreut hatten. Nicht umsonst nennen sie sich liebevoll Soulbrothers – Seelenverwandte. »Der Stau hat uns zwar aufgehalten, mein Freund, aber er ist auch ein gutes Zeichen«, sagte Paulo, »denn das bedeutet, dass viele Menschen zu deinem Konzert kommen.«

»Alles hat zwei Seiten.«

»Du sagst es. Es kommt nur darauf an, wie du es betrachtest.«

Ändere deinen Blickwinkel und du änderst alles.

»Ich weiß gar nicht, wie lange ich nicht mehr auf einem Rockkonzert war. Ich bin wirklich aufgeregt.«, sagte Paulo.

Die Tür öffnete sich einen Spalt. »Noch 20 Minuten!«

»Müssen wir gehen?«

Paulo wurde etwas nervös und drehte sich sofort zu Rudolf um, der völlig gelassen neben ihm auf dem Sofa saß und grinste.

»Sie werden das Konzert jawohl kaum ohne mich anfangen, oder?« Wir lachten und begannen, Fotos von uns zu schießen.

ALLES AUF RESET

Mir saßen zwei Männer gegenüber, die doppelt so alt waren wie ich, und die wie kleine Kinder miteinander spielten. Von ihnen ging eine Energie aus, die ich in dieser Intensität noch nie bei anderen Menschen erlebt hatte. Sie schienen sich nicht nur blind zu verstehen, sondern es kam mir gar so vor, als seien sie Mitglieder eines Bundes, von dem ich noch nichts wusste; als würden sie ein Geheimnis kennen, das mir bislang verborgen geblieben war. War ich deswegen hier, fragte ich mich, um von diesem Geheimnis zu erfahren? Rudolf Schenker und Paulo Coelho zählen zu den erfolgreichsten Künstlern ihrer Generation, mehr noch, aller Zeiten und haben in ihrem Leben alles erreicht, wonach ich mich sehnte. Paulo hatte bis zu diesem Tag 135 Millionen Bücher verkauft und Rudolf mit seinen Scorpions etwa 110 Millionen Tonträger. Auf der einen Seite waren da zwei Superstars, zwei Multimillionäre, zwei großartige Künstler, die schon alles gesehen, probiert und erlebt hatten, und auf der anderen Seite war ich, der nicht wusste, ob er bald noch seine Rechnungen würde zahlen können. Unterschiedlicher hätten unsere Leben nicht aussehen können.

»Was liegt dir auf dem Herzen?«

»Wie? Was?«, kam es etwas unbeholfen aus mir heraus.

Rudolf hatte mich mit seiner Frage mitten aus meinen Gedanken gerissen. Zwei Mitglieder des 100-Millionen-Dollar-Klubs sahen mich in diesem Moment erwartungsvoll an. Hatte ich was verpasst? Ich hörte das Klacken von Paulos Fotoapparat und konzentrierte mich darauf, so schnell wie möglich zurück in die Gegenwart zu gelangen.

»Paulo, darf ich dich was fragen?«

»Was immer du möchtest.«

»Was würdest du tun, wenn du noch einmal neu beginnen könntest? Welchen Rat würde der alte Paulo Coelho dem jungen Paulo Coelho geben?«

Rudolf lächelte über meine Frage und begann, ein paar Autogrammkarten für Freunde von Paulo zu signieren.

»Oh, das ist schnell beantwortet«, sagte Paulo, ohne zu zögern. »Ich würde ihm raten: Höre auf dein Herz, achte auf die Zeichen und gehe deinen Weg.«

Die gleiche Antwort hätte Rudolf mir auch gegeben. War das etwa das große Geheimnis, dieser eine Satz? Ich wiederholte ihn noch einmal in meinen Gedanken: Höre auf dein Herz, achte auf die Zeichen und gehe deinen Weg. »Wenn es doch nur so einfach wäre ...«

»Es ist so einfach!«, fiel mir Rudolf ins Wort ohne seinen Blick von den Autogrammkarten, die er gerade schrieb, abzuwenden. »Du darfst lediglich keine Angst haben. Gib ihr keine Macht über dich. Überwinde sie!«

Folgst du der Angst, kommst du nirgendwohin, denn sie hält dich in einem Käfig gefangen. Glaubst du hingegen an deine eigenen Fähigkeiten, stehen dir alle Türen offen.

Den eigenen Weg gehen

Der Vergleich mit dem Käfig traf exakt auf meine Situation zu. Ich war der Vogel, der nichts lieber wollte, als hoch oben am Himmel durch die Weltgeschichte zu fliegen, sich aber nicht traute, durch die kleine Schiebetür zu hopsen, was dazu führte, dass meine Flügel von Tag zu Tag schwerer wurden. Ich sollte also besser auf die weisen Worte dieser erfahrenen Herren hören, dachte ich mir, und so schnell wie möglich das Problem mit meiner Angst in den Griff bekommen, bevor meine Flügel gänzlich eingerostet sein würden.

Während Rudolf sich sein Bühnenoutfit überzog und letzte Vorbereitungen für das Konzert traf, wurden Paulo Coelho und ich von zwei Bodyguards auf die obere Tribüne begleitet. Nachdem wir Platz genommen hatten, sagte er: »Lars, du hast mit Rudolf ein ganz wundervolles Buch geschrieben, das vielen Menschen auf der Welt helfen wird. Kämpft weiter. Hört jetzt nicht auf. Ich hatte mit dem Alchimist am Anfang auch meine Schwierigkeiten. Das ist völlig normal. Ich sage dir, alles wird gut, wenn du dich auf den Weg begibst, auf deinen Weg, und den Glauben nicht verlierst. Sende Liebe in die Welt, und diese positive Energie wird den Weg zu dir zurückfinden.«

Von dem Größten lernen

Dann ging das Licht aus und die Show begann. 10 000 Fans kreischten um die Wette und meine Gedanken gingen mal wieder auf Achterbahnfahrt. Ich saß neben einem der einflussreichsten Schriftsteller der Welt, meinem großen Vorbild, und mir liefen die Tränen. Natürlich, dachte ich nach einer Weile, ist doch logisch: Wenn vor dir jemand in der Lage war, etwas Unmögliches zu erreichen, kannst du es auch. Warum auch nicht? Schau dir Paulo an! In seiner Heimat Brasilien hatte am Anfang seiner Karriere niemand an ihn geglaubt. Kein Verlag wollte sein Buch veröffentlichen. Es hagelte Absagen. Über die Idee, seinen Weltbestseller Der Alchimist zu nennen, wurde spöttisch gelacht. Das sei kein guter Titel, hieß es. Das kauft kein Mensch, hieß es, nicht in Brasilien und im Ausland schon gar nicht. Bis zum heutigen Tag hat sich das Buch auf der ganzen Welt über 100 Millionen-mal verkauft, befindet sich seit vielen Jahren konstant auf der New York Times-Bestsellerliste, wurde in über 80 Sprachen übersetzt und steht im Guinnessbuch der Rekorde. Kein noch lebender Autor hat das vor ihm geschafft. Ich schaute zu ihm hinüber. Er hatte beide Hände in die Luft gerissen und sang mit leuchtenden Augen den Refrain von Big City Nights mit. Der große Paulo Coelho wurde für einen kurzen Augenblick wieder zum kleinen Jungen, der den Spaß seines Lebens hatte, und ich fragte mich, wann auch ich dazu wieder in der Lage sein würde. Eines war mir jedoch klar: Ich war bereit.

AUCH SUPERSTARS HABEN VORBILDER

»Ein Fehler, den man öfter als einmal wiederholt, ist eine Entscheidung.«

PAULO COELHO

Nach der Show fuhren wir zurück ins Hotel. Einige Freunde der Band waren gekommen, es wurde gegessen, getrunken, gelacht. Rudolf setzte sich mit zwei Schälchen Crème brûlée neben mich, reichte mir lächelnd eine Portion herüber und fragte mich dann ganz beiläufig, ob er mir schon seine Jimmy-Page-Story erzählt habe. Ich schüttelte mit dem Kopf. »Hör jetzt gut zu!« Der Champagner kam und wir stießen miteinander an.

DIE JIMMY-PAGE-STORY

»Ich weiß nicht genau, wie das heute ist, aber damals, bevor das Internet kam, war der Rolling Stone das bekannteste Musikmagazin der Welt.«

»Ist immer noch so«, sagte ich.

»Sie veröffentlichten einmal eine Liste der 100 besten Gitarristen aller Zeiten. Auf Platz eins stand natürlich Jimi Hendrix. Dahinter folgten Leute wie B. B. King, Eric Clapton, Chuck Berry und Ry Cooder. Auf Platz neun landete mein großes Idol, mein Vorbild, der Gründer und Gitarrist von Led Zeppelin: Jimmy Page. Seit ihrem Debütalbum 1969, ich war noch jung, 21, hatte noch keinen Erfolg, gar nichts, bin ich ein Riesenfan. Ich kann dir gar nicht sagen, wie oft ich dieses Album in meinem Leben schon gehört habe. Ich konnte jedes einzelne Riff nachspielen. Okay, sagen wir so: Ich gab mein Bestes. In den 70ern gab es keine größere Rockband als Led Zeppelin und niemanden, der auch nur annähernd so auf der Gitarre spielen konnte wie Jimmy. Seine ganze Persönlichkeit, sei es als Gitarrist, Komponist oder Produzent, hat meine komplette musikalische Entwicklung wie kein anderer geprägt. In meinen Augen ist er bis heute unerreicht.« Rudolf trank noch einen Schluck Champagner und ich fragte mich, worauf die Geschichte wohl hinauslaufen würde.

Er dachte einen Augenblick nach. »1984 bin ich nach Stockholm geflogen, um Interviews für unser Album Love At First Sting zu geben, und checkte im Grand Hôtel ein. Normalerweise übernachteten wir in Stockholm immer im Blu Strand Hotel, bis der Hotelmanager eines Tages ein striktes Rock-’n-’Roll-Verbot aussprach. Die Geschichte ist schnell erzählt: Einige Monate vorher waren Mötley Crüe dort abgestiegen. Tommy Lee und seine Jungs haben im Vollrausch die Kissen ihrer Betten aufgeschlitzt und am Morgen, als die anderen Hotelgäste auf der Sonnenterrasse frühstückten, weiße Federn regnen lassen.«

»Hahaha.«

»Ja, ich find’s auch witzig«, grinste Rudolf, »aber der Hotelmanager hatte wohl eine andere Vorstellung von Humor, warf sie raus und weigerte sich von da ab rigoros, andere Rockbands aufzunehmen. Ich war also in Stockholm, genoss für einen Augenblick den herrlichen Ausblick auf den Hafen, als mein Bauch zu knurren begann. Wäre ich im Strand gewesen, hätte ich zum Telefon gegriffen und mir einen Lötmann-Toast bestellt.«

Die Sache mit dem Lötmann-Toast

»Was ist denn ein Lötmann-Toast?«

»Ach, nur ein Toast mit Sour Cream, rotem Kaviar und Zwiebeln, eigentlich nicht besonders schwer zuzubereiten, aber ich habe ihn auf der ganzen Welt nie wieder so gut gegessen wie dort. Ich verdrücke bei jedem Stockholm-Aufenthalt ganze Berge von diesen Dingern. Zum Glück liegen die beiden Hotels nur einen Katzensprung voneinander entfernt und ich dachte mir: Rudolf, alter Schwede, gehst du mal schnell rüber und gönnst dir zur Feier des Lebens einen leckeren Toast. In freudiger Erwartung bin ich die vielleicht dreihundert Meter auf die andere Seite der Bucht spaziert, rein ins Hotel, durch die Lobby schnurstracks in Richtung Restaurant, als ich aus einer Ecke am Fenster lautes Gelächter vernahm. An einem der Tische saßen drei Typen, die sich angeregt unterhielten. Ich machte unauffällig ein paar Schritte auf sie zu, schaute dann etwas genauer hin und dachte, mich trifft der Schlag. Saßen da tatsächlich Jimmy Page, Paul Rodgers und Tony Franklin beim Mittagessen.«

Magic Moments

»Ist nicht wahr!«, sagte ich und trank einen Schluck.

»Doch, ich sag’s dir«, strahlte Rudolf mich an. »Du musst wissen, Jimmy Page hatte erst wenige Wochen zuvor seine neue Band The Firm gegründet, und ein paar Meter weiter saßen sie direkt vor mir: Jimmy Page als Gitarrist, Tony Franklin am Bass und Paul Rodgers als Sänger. Aber Moment mal, dachte ich mir, als ich dort vor ihnen stand. Da fehlt doch einer! Wo ist der Schlagzeuger? Ich lief weiter und überlegte schon, ob und wie ich Jimmy ansprechen sollte, als ich hinter mir in einem witzigen walisischen Dialekt meinen Namen hörte: ›Rudolf, was für eine Überraschung! Was machst du denn hier?‹ Ich drehte mich um und sah einen grinsenden Chris Slade mit ausgebreiteten Armen auf mich zulaufen. Chris kannte ich damals schon über zehn Jahre. Auf unserer ersten England-Tour spielte er in unserer Vorband – ein super Typ. Er gründete mit Manfred Mann die Earth Band, hat mit Tom Jones gearbeitet und zog eine zeitlang mit Uriah Heep um die Welt. Jetzt war er also der neue Schlagzeuger bei The Firm. ›Chris, ich werd verrückt‹, freute ich mich wie ein Wikingerkönig und umarmte meinen alten Kumpel. ›Ähhh, ich bin nur hier, um einen Toast zu essen‹, antwortete ich auf seine Frage und merkte schon beim Aussprechen, wie komisch sich das anhörte. Aber sie waren ja aus demselben Grund da. Chris meinte, ich solle mich zu ihnen setzen. Stell dir das vor«, erzählte Rudolf und schaute bei der Erinnerung daran strahlend aus dem Fenster.

Ich saß gemeinsam mit meinem großen Idol, einem der besten Gitarristen aller Zeiten, an einem Tisch und bekam live mit, wie sie über den ersten Auftritt ihrer frisch gegründeten Band sprachen. Einfach tierisch! Jimmy lud mich noch auf ihr Konzert am Abend ein. Ein unvergessliches Erlebnis für mich – ein echter Magic Moment!

Ich sagte nichts und glaubte zu verstehen, was er mir mit dieser Geschichte sagen wollte. Was Jimmy Page für ihn war, war Paulo Coelho für mich. Doch bevor ich weiter darüber nachdenken konnte, sprach Rudolf schon weiter. »Übrigens: Zwei Jahre danach löste sich die Band wieder auf. Jimmy Page und Paul Rodgers machten solo weiter, Tony Franklin ging zu Blue Murder und mein Freund Chris wurde Schlagzeuger bei AC / DC. Na ja, die Rock-’n-’Roll-Welt ist eben auch nur ein Dorf. Aber der Hammer in dieser Geschichte kommt erst noch!«

Rudolf war nicht zu bremsen. Sein Körper war, auch bedingt durch seine zweistündige Liveshow, noch immer voller Adrenalin. Er glühte vor Energie.

»Es war im Jahr 2005«, fuhr er fort, unterbrach seinen Satz aber sofort und begann zu rechnen, »also 21 Jahre später. Wir spielten ein überirdisches Konzert im Hammersmith Apollo in London.«

»Natürlich«, lachte ich.

»Ja, logisch. Was sonst?«, zwinkerte er zurück. »Also, die Show war gerade vorbei und man konnte im Backstage noch den Applaus des Publikums hören. Ich war schon in meiner Garderobe angekommen und wollte kurz alleine sein, um mir diesen schönen Moment noch einmal bewusst zu machen, als es an der Tür klopfte. Ich saß vornübergebeugt auf einem Stuhl, hatte ein Handtuch über meinem Kopf hängen, blickte auf, und wer stand auf einmal vor mir?«

»Lass mich raten!«

Alles ist möglich

»Genau, Jimmy Page! Ich konnte es kaum glauben. Was für eine Ehre, dachte ich in dem Moment. Einer meiner größten Heroes kommt auf mein Konzert? Unglaublich! ›Ich wollte nur mal Hello sagen‹, grinste Jimmy cool. ›Hab mir euer Konzert angeguckt. Well done, Rudy!‹ Ich war sprachlos. Träume ich, oder passiert das gerade wirklich? Jimmy Page war extra gekommen, um sich ein Scorpions-Konzert anzusehen, und er lobte sogar mein Gitarrenspiel. Also Junge, was sagt uns das? Paulo hat es vorhin schon erwähnt und ich kann es nur wiederholen: Im Leben ist alles möglich! A-L-L-E-S