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Uwe Kolbe

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Beschreibung

Neue Gedichte von Uwe Kolbe Gibt es ein leichtes Sprechen, das nicht leichtfertig ist? Ein Sprechen, das Eifer und Zorn hinter sich lässt, ohne deshalb bequem zu werden? Ein Sprechen, das zu dem Überall von Information und Meinung ruhigere Seitenstücke bildet, Worte findet, mit denen Lebensfragen zu formulieren sind? Ein Wanderer nimmt in Uwe Kolbes neuen Gedichten die Natur und den Himmel in sein Lied herein. Wie schon in seinen erfolgreichen »Psalmen« sind vor allem die gefiederten Begleiter allgegenwärtig: die Krähen und ihr Krakeel, die Amsel, ihr klagender Ton, der Bussard in seiner Höhe. Literarische Konvention verbindet sich dabei mit dem Wissen um das fragile Gleichgewicht des Planeten. Fragil aber ist auch der Alltag von Ich und Du. Immer dann, wenn Uwe Kolbes Gedichte sich diesem Alltag nähern, werden sie dramatisch, und seine Verse müssen sich kraftvoll beim eigenen Zopf nehmen.

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Seitenzahl: 37

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Uwe Kolbe

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Gedichte

Lyrik

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Inhalt

ISchneeAnfangs klagendDer WandererVom ModenbachtalDer VortragZeichen des FalkenTraumlandDie Nacht im GebirgeDas ZählwerkDas HeiligeSonntagmorgen, MeißenDie Pappeln am FlussNachts, FrühlingMein MärchenEin Brief früh im JahrDer RauschDemeters andere TochterSelbanderIIImagoKein UnterschiedKleiner WeltuntergangSteigenEin Lied des Monds für die MadonnaEsche am BachOsterspaziergangSämtliches LeidKurzer BesuchVorstadt-SegenDem DämonInsektensinneZugvogelIIIDie NachrichtNach der EntlassungO.T.Nachtmahr und JungfrauKalter EntzugDer KussDort in EdenDer GewandteWas warDie ErstenGlückSzene mit KelchAußenbahnScheiternLaputaIm BrookIVChristine LavantZweifelKurzer Canto in R.VerweiseAußer FrageKopfkinoTheseusVersuchungSuite für Cembalo Nr. 2 F-Dur, AdagioAus dem Leben eines TroubadoursAm KlettenstiegBelacquaSelbstanspracheHistorischVergessenMatrixBonjour Monsieur Verlaine!St. ValentinBlaubarts letzte FrauDas Blaue im Thal. Suchbild mit Jean PaulDer IngenieurVSylter Medaillons1 Die Ankunft2 Die Farben3 Der dritte Tag4 Die Vogelgucker5 Die Stille6 Schlagzahl achtzig7 Der Sänger8 SyltResümeeDas Wesen der ErinnerungDer BerufMelmothBilder vom Orient123456789Vom ZustandDer RheinReisevorbereitungen

I

Schnee

Das ist die schwarze Kugel,

Werk eines Graphikers,

auf der unendlichen Fläche

Staunen, Stillestehen.

Oder im Raster, im Funkeln

gleiten wir, fliegen travers,

Hingabe ohne Schwäche,

Stäuben, Verwehen.

Das ist die Welt offen,

Horizont aufgesperrt,

aus hell silbernem Becher

atembenehmender Trank.

Und ist darin beschlossen,

vor alles weiterfährt,

jeder entrichtet das Beste,

der weißen Göttin den Dank.

Anfangs klagend

Das Gehen war nicht ganz genau

das Gehen, wo er ging, er war

nicht ganz genau da, wo er war,

die Krähen ja, laut wie gewohnt,

und wie gewohnt stand etwas viel

vom Menschen da, da draußen.

Der junge Gott des neuen Jahrs

war nicht der alte, große Gott,

doch liehen, schien es, beide

dem schon etwas gebrauchten

Wort, das noch brauchbar war,

ihre erlauchten Ohren.

Der Wanderer

Der Wanderer geht ohne Furcht,

   das Gehen hält ihn auf Erden,

es wird ihm im Regen warm

   von dem Vorwärtskommen.

Sein Auge Stern und Unterholz,

   das Ohr ist ein Halt sowieso,

das Röhren der großen Rabe,

   und Rinde der Kiefern knackt.

Die Pfiffe im Gras,

   und Aufbruch, hinauszutreten

aus Wald oder Nacht,

   aus hohem, raschelndem Mais.

Dem Bauern Dank um das Brot,

   dem Winzer um Wein,

dem Wind, der treibt

   und trocknet die Tränen.

Vom Modenbachtal

Gestattet mir meinen Blick, ihr Leute,

gestattet den Luxus des Habenichts,

die Woche anders zu betreten.

Ich sehe euch in euren Kisten früh

hinab aus den Dörfern am Waldrand

in Städte, an Wirkstätten fahren,

den Lehrer und die Verkäuferin,

Monteur und Chemielaborantin,

Chef, Chefin und Therapeuten.

Derweil seht mich andersherum,

gestattet ihr Leute, mich aufwärts

langsam mit dem Fahrrad allein,

nach Augenschein müßig, zu heben.

Ich hör auf den Specht, umfahre

die Weinbergschnecke, ich kenne

den Vogel, der sitzt auf der Kruppe

des Pferds auf der taufeuchten Weide,

ich feiere die blühende Wiese, grüße

Wegwarte, Mohn, Ampfer und Klee.

Das Nichts dann aus Duft und Farbe

vom Abseits inmitten, gestattet,

ihr Leute, dass ich es einhändige

wortwörtlich zum Feierabend.

Der Vortrag

Die Landschaft schwingende Weite,

die Stühle standen auf einer Wiese,

die Herrschaften, die darauf saßen,

beließen die wandernde Lücke,

und als ich erwachte, fand ich Platz

mit Kopfschütteln rechts und links

wie freundlichem Nicken zum Gruß.

Sie riefen mich auf zu dem Vortrag,

vor Augen zu führen die Herde,

die Ausreißerinnen; der Kraftakt

bestand so darin, die Meridiane

als oberflächliche Linien, als nichts,

als Glasperlen abzuweisen, dagegen

sich windende Umwege weisend,

verzogenes, verzackeltes Kreisen

des Einzelnen abseits der Herde,

die inneren, innerirdischen Wege,

sinnendes Abseits, natürliche Folge

lebendigen Gehens, des Suchens

vor allem, des Anfangs, Verlierens