Erhalten Sie Zugang zu diesem und mehr als 300000 Büchern ab EUR 5,99 monatlich.
Die zweite Anthologie der Schreibwerkstatt unter der Leitung der Poetin und Yogalehrerin Eveline Sebaa erscheint im Herbst 2025. Die Texte umfassen Lyrisches, Experimentelles, Biografisches und auch das Genre der Fantasy ist erstmals dabei. Kurzweilig, überraschend und nachdenklich kann dieses Buch dazu anregen, selbst einmal zum Stift zu greifen. Denn Sebaa ist überzeugt: Jeder und Jede hat eine ganz eigene Art, etwas zu erzählen.
Sie lesen das E-Book in den Legimi-Apps auf:
Seitenzahl: 61
Veröffentlichungsjahr: 2025
Das E-Book (TTS) können Sie hören im Abo „Legimi Premium” in Legimi-Apps auf:
Anthologie #2
Schreibwerkstatt 2024-25
Atelier eSebaa
Herausgegeben von Eveline Sebaa
©Fotos: Eve Seth, H. Herrmann, B.Sebaa, H. Kohl, P. Stracke
©für alle Texte bei den jeweiligen RechteinhaberInnen
wenn du mich findest
wort
werde ich dich halten.
eveline sebaa
Anthologie #2 mit Texten von:
Florian Cazangiu
FC
Heidemarie Kohl
HK
Brigitte Sebaa
BS
Claudia Gores
CG
Heike Herrmann
HH
Brigitta Kilian-Cazangiu
BKC
Rike Reinau
RR
Ursula Valerius
UV
I Blau
1 Das Blau der Farben
2 In meinem Kleiderschrank
3 Cyan (golden gerahmt)
4 Leicht wie Federn
5 Ins Blaue gelogen
6 Ins Blaue gefragt
II Literarische Wegbeschreibung
7 Weißt du noch?
8 Ein ChaChaCha
III Geschichte zu einem Bild
9 Oma Hedwig
10 Ein Märchen
IV Interlude
11 Seifenblase
V Sind Sie konservativ?
12 Anfang
13 Fortsetzung_1
14 Fortsetzung_2
15 Fortsetzung_3
VI Erzählt im Präsenz
16 Buttercremetorte
17 Walzer
VII Streit
18 Me too und Sie mich auch
19 Fortsetzung
VIII Poetisches
20 Kopflos
21 Schmerz
22 Schwarz
23 Ein hübsches Rot
IX Erlebtes und Erdachtes
24 Blute ich
25 Liebesgruß aus Kolmanskop
26 Ein neues Leben
27 Tatort
28 Reisen
29 Sehr geehrter Herr Professor
30 Panik
X Interlude
31 Wenn…dann
XI Wenn ich meinem Herzen folgen könnte
32 Anfang
33 Fortsetzung_1
34 Fortsetzung_2
XII
35 Nachdenken
z zu diesem buch und ein gedicht
Das Blau der Farben
Es grünt im Gelb,
Errötet Lila,
Verblasst im Weiß
Und glänzt im Schwarz.
Auf der Suche nach
Der blauen Blume
Bleibt die Sehnsucht.
UV
In meinem Kleiderschrank dominiert die Farbe Blau. Pullis, Blusen, T-Shirts, Röcke, Hosen, Jacken.
Jetzt muss ich mich von drei blauen Pullovern trennen, ich habe sie sehr oft getragen, vor allem den hellblauen Rollkragenpulli. Sie taugen auch nicht mehr zum zuhause anziehen.
Ich gehe also in meine Lieblingsboutique, um mir mindestens einen hellblauen Rollkragenpullover zu kaufen.
Die Inhaberin kennt mich und zeigt mir auf meinen Wunsch mehrere Teile in verschiedenen Blautönen. Ich befühle einige, noch unentschieden, da fällt mein Blick auf einen knallroten Pullover, ausgerechnet Rot, wie ein Signal springt er mir ins Auge. Dieser Pullover reizt mich, ich fasse ihn an, er fühlt sich weich, flauschig und gut an. Er gefällt mir spontan sehr gut, jetzt, hier und heute.
Die Inhaberin schaut mich erstaunt an und fragt skeptisch:
"Rot? Wirklich?", fügt rasch hinzu,
"Nicht, dass es Ihnen nicht stehen würde."
Ich kaufe ihn und gehe zufrieden nach Hause.
Zu Hause gefällt er mir noch besser, ist er doch hier ein Unikat. Sofort wasche ich ihn im Wollprogramm und hänge ihn tropfnass auf einem Bügel und trotz Februarkälte von minus sechs Grad draußen zum Abtropfen an die Leine, nur für die kurze Zeit, die ich zum Umziehen brauche, denn ich muss in zwanzig Minuten bei einem wichtigen Treffen sein.
Ich ziehe mich um, antworte noch auf ein Telefonat, jetzt wird es knapp, schnappe schnell meine Tasche und gehe zu meinem Termin.
Nach drei Stunden komme ich zurück, noch im Auto fällt mir siedendheiß ein, dass ich vergessen habe, den neuen roten Pullover von der Leine zu nehmen. Ich gehe sofort zur Wäscheleine und sehe nun meinen neuen knallroten Pullover schockgefrostet wie ein Brett an der Leine stehen. Ich fasse ihn an, ja, total tiefgefroren, dazu ausgeprägte Bruchkanten an den Schultern.
Ich löse den Bügel vorsichtig von der Leine und bringe das Ganze in die Waschküche, da kann das rote Teil langsam auftauen.
Hätte ich doch bei Blau bleiben sollen?
BS
Cyan Nr. 5
dies Papier
und der Neujahrsmorgen ganz früh,
gleich nach dem ersten Amselruf;
ein Tag, ein Jahr noch blass
und frei von Nuancen.
Cyan Nr. 5
auch mein Pullover
als wir ihn suchten,
den Mönch am Meer
hinter historischen Säulen.
Wir fanden ihn im letzten Raum,
golden gerahmt.
Und vor den Toren
ein novemberblauer Abend
in Berlin.
für Petra
RR
Leicht wie Federn schwebend,
gleitend durch die blaue Welt,
in der mich nichts zusammenhält.
Unbeschwert von Zeit und Sorgen
vermiss kein Gestern und kein Morgen.
In Tiefen verschwinden,
Welten ergründen,
Der Wahrheit so nah
erscheint alles einfach und klar.
CG
Komm, wir machen heute blau und fahren ins Purpurne hinein.
Dort bauen wir uns ein Bett ins Kornblumenfeld und lügen uns die Schäfchenwolken vom Himmel.
Lauter schäfchenwolkenblaue Lügen; du darfst sie zählen.
Dann werde ich in deine schokoladenblauen Augen schauen und dich küssen.
Und du küsst mich zurück; auf meinen blaubeerroten Mund.
Wir werden uns küssen, bis wir sternhagelblau sind - vor Glück;
und zu dreiundvierzig Prozent auch von dem Enzian aus unserem Reisegepäck.
RR
Warum hat die Nase zwei Löcher und die Schnecke ein Haus?
Warum ist der Kreis rund und der Schnee so kalt?
Warum kann ein Baum nicht sprechen, fehlt ihm der Mund?
Warum ist der Igel stachelig und die Maus spitz?
Warum hat der Engel Flügel und die Giraffe einen langen Hals?
Warum ist das Feuer heiß und das Wasser nass?
Warum nimmt der Duden den „Hackenporsche“ wieder auf?
Warum ist vorne der Anfang und hinten der Schluss?
Schluss!
HK
Startpunkt - Freundschaftsbrücke, französische Seite.
Ziel - der alte Dom in Kleinblittersdorf.
Unser Treffen auf der Freundschaftsbrücke in Kleinblittersdorf.
Heute stehe ich wieder hier, noch auf der französischen Seite. Ich will den Weg zurückgehen und an den Stellen anhalten, die uns wichtig waren.
Ich beginne und gehe über die Brücke bis zur Mitte hin und schaue nach den Schlössern, den Freundschaftsoder Liebesschlössern, die wir damals entdeckt hatten.
Stell dir vor, sie hängen immer noch an dem dicken Drahtseil seitlich der Brücke, wenn auch etwas verrostet. Ich frage mich kurz, ob die Liebe oder Freundschaft dieser Menschen heute noch besteht.
Ich gehe weiter zum Ende der Brücke, um nach dem Kastanienbaum auf der rechten Seite zu schauen. Ich befinde mich nun auf der deutschen Seite. Er sieht genauso prachtvoll aus wie damals. Weißt du noch, wir haben den Baum mit unseren Armen umschlungen, du von der einen, ich von der anderen Seite? Unsere Hände konnten sich nicht finden, weil der Umfang des Baumes zu dick war.
...Nicht nur unsere Hände konnten einander nicht finden, auch ein gemeinsamer weiterer Lebensweg schien später nicht mehr möglich.
Du wolltest schon bald eine Familie gründen, ich war dazu noch nicht bereit. Ich war jung und neugierig auf das Leben und seine Herausforderungen, aber außerstande, so früh eine solch endgültige Lebensentscheidung zu treffen. Damals. Heute denke ich, dass das Leben es so wollte. Du hast deine Familie – ohne mich – gegründet, und wir stehen nach wie vor in vertrautem Kontakt. Das ist uns wichtig.
