Indische Sprüche -  - E-Book

Indische Sprüche E-Book

0,0

Beschreibung

Weit über 7000 Sprüche, die der berühmte Indologe von Böthlinkg gesammelt hat. Ein unermeßlicher Schatz der Weisheiten des alten Indien.

Das E-Book Indische Sprüche wird angeboten von Jazzybee Verlag und wurde mit folgenden Begriffen kategorisiert:

Sie lesen das E-Book in den Legimi-Apps auf:

Android
iOS
von Legimi
zertifizierten E-Readern

Seitenzahl: 1219

Veröffentlichungsjahr: 2012

Das E-Book (TTS) können Sie hören im Abo „Legimi Premium” in Legimi-Apps auf:

Android
iOS
Bewertungen
0,0
0
0
0
0
0
Mehr Informationen
Mehr Informationen
Legimi prüft nicht, ob Rezensionen von Nutzern stammen, die den betreffenden Titel tatsächlich gekauft oder gelesen/gehört haben. Wir entfernen aber gefälschte Rezensionen.



Indische Sprüche

Otto von Böthlingk

Inhalt:

Erster Theil

Vorwort zum 1ten Theile der ersten Auflage.

Vorwort zum 3ten Theile der ersten Auflage.

Vorwort zur zweiten Auflage.

Zweiter Theil

Dritter Theil

Nachträge.

Indische Sprüche, Otto von Boethlingk

Jazzybee Verlag Jürgen Beck

Loschberg 9

86450 Altenmünster

ISBN: 9783849600112

www.jazzybee-verlag.de

[email protected]

Erster Theil

Vorwort zum 1ten Theile der ersten Auflage.

Die nächste Veranlassung zu dem Werke, dessen ersten Theil wir jetzt veröffentlichen, ist schon in dem Vorworte zum dritten Theile des Wörterbuchs in Kürze angegeben worden. Zu diesem steht es in engster Beziehung, so dass wir nicht besorgen uns den Vorwurf zuzuziehen, als zersplitterten wir unsere Kräfte und verzögerten oder gefährdeten gar ohne alle Noth dadurch die Vollendung des vor Allem der Vollendung bedürftigen Wörterbuchs. Wenn nämlich der Theil der Literatur, den wir in diesem Werke nach besten Kräften kritisch zu bearbeiten und deutsch wiederzugeben uns bestrebt haben, für das Wörterbuch fruchtbringend sein sollte, so musste eben diese Arbeit unternommen werden. Wäre dieselbe früher gemacht worden, so hätte schon für die erste Hälfte des Wörterbuchs daraus Gewinn gezogen werden können, während sie jetzt erst der zweiten Hälfte zu Gute kommt. Wenn indessen durch die verspätete Bearbeitung der Sprüche das Wörterbuch Schaden erfuhr, so gewann dagegen die Spruchsammlung, da diese ohne den abgeschlossenen Theil des Wörterbuchs, von uns wenigstens, nicht in der Weise hätte bearbeitet werden können. Kamen wir in diesem Werke mehr als ein Mal in den Fall ein Versehen im Wörterbuch anzuerkennen, so werden wir später gewiss auch im Wörterbuch öfters Gelegenheit haben, nicht nur ein Wort, sondern auch einen ganzen Spruch in dieser Sammlung für missverstanden zu erklären.

Für den Zweck, den wir zunächst vor Augen hatten, hätte es genügt, nur solche Sprüche in die Sammlung aufzunehmen, deren Text bis dahin entweder nicht in gehöriger Weise festgestellt, oder falsch übersetzt schien; und von unübersetzten Sprüchen nur diejenigen, deren Text leicht zu einer falschen Auffassung hätte Veranlassung geben können. Um aber der Sammlung auch ein allgemeineres Interesse zu verleihen, erlaubten wir uns die ursprünglich für das Wörterbuch gezogenen Grenzen zu überschreiten und den Umfang derselben bedeutend zu erweitern. Dass wir auch das AMARUÇATAKA und Strophen ähnlichen Inhalts herangezogen haben, wird vielleicht Manchen befremden, möchte aber dadurch gerechtfertigt sein, dass gerade diese Art von Poesie, obgleich sie in mehr als einer Hinsicht Beachtung verdient, bis jetzt ziemlich vernachlässigt worden ist.

Die Sprüche des BHARTRHARI, die im PANKATANTRA, HITOPADEÇA, VIKRAMAKARITRA und in HAEBERLIN'S Anthology, sowie das AMARUÇATAKA sollten nach unserm Plane vollständig in die Sammlung aufgenommen werden. Wenn nun dessenungeachtet dieser oder jener Spruch aus den eben genannten Büchern in der Sammlung vermisst wird, so ist dieses entweder dem verdorbenen Texte oder der allzugrossen Unklarheit desselben, selten einer blossen Nachlässigkeit zuzuschreiben. Neues kritisches Material, das uns inzwischen zugehen kann, eine abermalige Betrachtung der uns jetzt unverständlichen Sprüche und eine wiederholte Durchmusterung der Quellen wird uns Gelegenheit geben, manchen zurückgelegten oder übersehenen Spruch in einem Supplement nachzutragen.

Ausser den eben genannten haben noch folgende Bücher zu unserer Sammlung beigesteuert: MANU'S und JÂGNAVALKJA'S Gesetzbücher, MAHÂBHÂRATA, RÂMÂJANA, KÂMANDAKÎJANÎTISÂRA, einige Dramen, KATHÂSARITSÂGARA, RÂGATARAMGINÎ, PRABODHAKANDRODAJA, ÇRÑGÂRATILAKA, ÇICUPÂLAVADHA, ÇUKASAPTATI, KÂVJAPRAKÂÇA, SÂHITJADARPANA, die Scholien zu DAÇARÛPA, KUVALAJÂNANDA, ÇÂRÑGADHARA'S PADDHATI, ÇABDAKALPADRUMA und einige andere. Wenn es uns gelungen war, zu einem von GALANOS in's Griechische übersetzten und in die unter dem Specialtitel POLITIKA, OIKONOMIKA KAI HTIKA EK DIAPORON POIHTON (den langen Haupttitel für das ganze Werk findet man bei GILD. Bibl. 63 verzeichnet) zusammengestellte Sammlung aufgenommenen Spruch das indische Original aufzufinden, so haben wir es nicht unterlassen auf diese griechische Uebersetzung (= GALAN. Varr.) zu verweisen.

Ein Spruch, der in verschiedenen Büchern vorkommt, wurde wo möglich in der Gestalt gegeben, welche er in dem aller Wahrscheinlichkeit nach ältern Buche hat. Konnte die ursprüngliche Fassung eines häufig vorkommenden Spruchs nicht mit einiger Sicherheit festgestellt werden, so nahmen wir keinen Anstand, denselben in zwei und auch mehr Redactionen aufzuführen.

Zur Conjectural-Kritik haben wir öfters unsere Zuflucht nehmen müssen. Alle uns bekannten Varianten, sogar unbedeutende Schreibfehler, so wie die von uns vorgenommenen Aenderungen haben wir bei jedem Spruch gewissenhaft verzeichnet.

Bei der Uebersetzung haben wir uns vor Allem der Treue zu befleissigen gesucht. Um jedoch auch dem der Sprache des Originals unkundigen Leser möglichst gerecht zu werden, haben wir die Uebersetzung vor dem Abdruck einem Freunde, dem das Sanskrit fremd ist, vorgelegt und auf dessen Rath Manches geändert. Die griechische Uebersetzung einiger deutsch nicht gut wiederzugebender Sprüche verdanken wir unserm Freunde und Collegen A. NAUCK.

Eine Anordnung der Sprüche nach ihrem Inhalt wäre überaus schwierig und in vielen Fällen doch mehr oder weniger willkührlich gewesen. Den Mängeln, die der alphabetischen Anordnung anhaften, wird man durch gute Indices abhelfen können. Diese werden zugleich die Auffindung eines Spruchs, dessen Inhalt schon bekannt ist, bedeutend erleichtern.

Mit der sonstigen Einrichtung des Buchs wird man hoffentlich zufrieden sein. Der Leser findet bei jedem Spruch auf derselben Seite alle Stellen angegeben, an denen wir ihn angetroffen haben, ferner den ganzen kritischen Apparat und endlich die Uebersetzung. Wir sind überzeugt, dass Viele gerade in Folge dieser bequemen Uebersicht das Buch sogar in einer Mussestunde zur Hand nehmen und sich aufgefordert fühlen werden, über diesen oder jenen Spruch, dessen Fassung oder Uebersetzung ihnen nicht zusagt, weiter nachzudenken. Die Sache selbst kann dadurch nur gewinnen und wir werden Jedem, der öffentlich oder brieflich uns eines Bessern belehrt, dankbar sein. Alle der Berücksichtigung werthen Bemerkungen, die zu unserer Kenntniss gelangen, sollen am Schluss des Werkes mitgetheilt werden.

St. Petersburg, den 1/13 März 1863.

O. B.

Vorwort zum 3ten Theile der ersten Auflage.

Vorwort zur zweiten Auflage.

Ich hatte zuerst die Absicht einen 4ten Theil der Sprüche folgen zu lassen, der eine Anzahl neuer Sprüche und Verbesserungen zu den in den drei ersten Bänden veröffentlichten Sprüchen bringen sollte; aber bei näherer Erwägung ergab es sich, dass in solchem Falle die Benuzzung des Werkes sehr erschwert worden wäre, indem man, um einen Spruch überhaupt zu finden, möglicherweise in drei Bänden hätte nachschlagen müssen, und, wenn er gefunden war, man wieder nach etwaigen Verbesserungen in diesem und den folgenden Bänden zu suchen gehabt hätte. Dieser Umstand bewog mich, obgleich noch eine Anzahl von Exemplaren der ersten Auflage vorräthig war, bei der historisch-philologischen Klasse der Kaiserlichen Akademie der Wissenschaften darauf anzutragen, dass eine neue Ausgabe veranstaltet würde. Ich hoffe, dass das für diese Sammlung sich interessirende Publicum der Akademie Dank wissen wird, dass dieselbe, mit Hintansetzung der materiellen Vortheile, auf jenen Vorschlag bereitwillig eingegangen ist.

Diese in zweiter Auflage erscheinende Sammlung indischer Sprüche verdient im vollen Sinne des Wortes eine vermehrte und verbesserte genannt zu werden. Neue und alte, von Neuem durchsuchte Quellen haben nicht nur neue Sprüche, sondern auch bessere Lesarten zu vielen schon früher aufgenommenen Sprüchen gebracht. Die Orthographie, insbesondere in Betreff der richtigen Unterscheidung von und , ist nach guten Handschriften vedischer Texte und nach den in Bombay erschienenen Drucken geregelt worden. Die Uebersetzung ist vielfach verbessert worden, wobei die Bemerkungen H. KERN'S, R. ROTH'S, C. SCHÜTZ'S, AD. FR. STENZLER'S und A. WEBER'S nach Gebühr berücksichtigt wurden.

Sollte dieser oder jener Spruch dem Inhalte nach als anstössig oder gar zu unbedeutend erscheinen, so möge man bedenken, dass nicht nur ästhetische, sondern auch sachliche und sprachliche Rücksichten bei der Aufnahme eines Spruches in diese Sammlung entscheidend waren. Am Nachsichtigsten in dieser Beziehung ist die Aufnahme bisher ungedruckter Sprüche zu beurtheilen.

Neue Sprüche führen nur eine Zahl, den alten Sprüchen sind die früheren Nummern in Klammern beigefügt.

1.Bei denen, die vom Missgeschick verfolgt werden, kann auch das Geringste den Untergang Anderer bewirken, wie ja auch ein Härchen aus dem Schwanze eines Tigers zum Verlust des Lebens führt.

2.Was soll der Blumenkranz am Halse, da ich doch keinen Hals habe? Was soll der Wohlgeruch des Räucherwerks, da ich doch keine Nase habe? Was soll Gesang und Tanz dem Ohre, da ich doch keine Ohren habe? Was soll die tiefe Verbeugung zu Füssen, da ich doch keine Füsse habe? (Verspottung des Götzendienstes.)

3. (1.)Hartherzigkeit, grundloses Streiten, Verlangen nach fremdem Gute und fremdem Weibe, Unduldsamkeit gegen seine Hausgenossen und Verwandte: dieses ist ja den Bösen schon von Natur eigen.

4.Wenn die Geschöpfe der Thätigkeit entsagten, würden sie schlechterdings nicht leben können; darum soll man sich ihr hingeben und sie nimmer unterdrücken.

5. (3360.)Wer träge, gefrässig, den Leuten verhasst, ein Betrüger und boshaft ist, weder Ort noch Zeit kennt (d.i. auf dieselben keine Rücksicht nimmt) und widerliche Kleider trägt, den soll man nicht im Hause beherbergen.

6. (3361.)Ohne Grund Männer zu erhöhen und zu erniedrigen, ihnen Gutes und Böses, so wie Grösse zu verleihen, zeugt von geringem Verstande.

7.Wenn Jemand hier auf Erden unerwartet in den Besitz von Etwas gelangt, so meint man, ein glücklicher Zufall habe es gemacht, da keine Bemühung von irgend einer Seite dabei stattgefunden hat.

8. (3362.)Ohne allen Grund zu zürnen und ohne alle Veranlassung gnädig zu sein, ist der Bösen Art und Weise, das Abbild einer unstäten Wolke.

9. (2.)Da diese Schlankgliederige zu wiederholten Malen ohne alle Veranlassung auflachte, so wird gewiss der Gott, welcher Blumen als Pfeile gebraucht, in ihr das Regiment unumschränkt führen.

10. (3.)Wer ohne alle Veranlassung in seinem Zorne beständig viel spricht, vor dem schrecken die Menschen zurück wie vor Feuer, das Funken sprüht.

11. (3363.)Ein Fürst und ein Kranker sind aufzugeben, wenn jener gegen einen ihm ergebenen Diener, den er von der Geburt an gehegt, dieser gegen eine Speise, die er von Geburt an gern genossen, einen Widerwillen zeigt, so wie wenn jener an den Insignien, dieser an Brühe keinen Gefallen mehr findet.

12.Einem Herrn, der ohne alle Veranlassung in Zorn geräth, und einem Weibe, das an einem Andern hängt, vermag sogar Brahman nicht das Herz zu beruhigen.

13. (5.)Ein wunderbares Heilmittel gegen die unerwartet fallenden, frischen und die empfindlichsten Stellen treffenden Schläge tiefen Kummers ist – gar nicht an sie zu denken.

14. (3364.)Nie und nimmer sieht man hier auf Erden irgend eine That ausgehen von Jemand, der nicht einen Trieb dazu in sich fühlte: was man auch thun mag, ist stets des Triebes Treiben.

15. (3365.)Wer mit einem Weibe, das ihn nicht liebt, der Liebe pflegt, dessen Leib nimmt Schaden; wer dagegen mit einem Weibe, das nach ihm Verlangen trägt, der Liebe pflegt, der empfindet herrliche Lust.

16. (3366.)Wer diejenigen liebt, die ihn nicht lieben, diejenigen meidet, die ihn lieben, und einen Stärkeren anfeindet, den nennt man einen Thoren.

17. (3367.)Wer da fürchtet Etwas zu thun, was er nicht thun sollte, Etwas zu unterlassen, was er thun sollte, und zur Unzeit eine Berathschlagung zu verrathen, der trinke nicht, was ihn berauschen könnte.

18.Ob eine Unthat wahr oder unwahr sei, macht Nichts zur Sache; wenn die Welt es glaubt, nimmt das Gerede der Leute (dem davon Betroffenen) die Grösse: ist der Sonnengott auch glücklich über die Wage (das Zeichen im Thierkreise und zugleich das mit der Wage angestellte Gottesurtheil) hinweggekommen und hat er auch vor Aller Augen die gesammte Finsterniss vernichtet, so ist doch sein Glanz von dem Augenblicke an, dass er zur Jungfrau ging, nicht mehr derselbe.

19.Ganz niedrige Menschen, die oft Ungebührliches vollbrachten, sieht man ja mit Reichthümern gesegnet, Andere dagegen, die ihren Pflichten leben, von Armuth heimgesucht.

20. (3368.)Wessen Leib möchte wohl bestehen, wenn man ihm Gutes erwiese, trotzdem dass er zuvor Ungebührliches vollbrachte und Sünde einsammelte?

21.Unzeitiges Thun, unpassende Gesellschaft und Verkehr mit schlechten Freunden soll man stets meiden: sieh, ein Vogel, der unter Wasserrosen eingeschlafen war, ward von einem Pfeile, der vom Bogen abgeschossen wurde, durchbohrt.

22. (6.)Wer aber zur Unzeit sein Heer rüstet, der wird von dem, der zur rechten Zeit kämpft, niedergemacht, wie die um Mitternacht des Augenlichts beraubte Krähe von der Eule.

23. (3369.)Wenn eine Burg sich nicht lange zu halten vermag, gar zu klein ist, einen dummen oder lasterhaften Befehlshaber hat, nicht gehörig bewacht ist und von feigen Kriegern vertheidigt wird, so nennt man dieses die Mängel einer Burg.

24. (3370.)Ein zur Unzeit begonnenes Werk bringt dem Thäter keinen Nutzen; dasselbe Werk, zu rechter Zeit begonnen, bringt grossen Nutzen.

25. (3371.)Bist du arm, so wirst du dich tummeln und dein Mahl mit Wohlbehagen verzehren; der Arme schläft und erhebt sich mit Wohlbehagen.

26. (3372.)Dem Armen, in seinen Leidenschaften Gezügelten, Beruhigten, Gleichmüthigen und stets Zufriedenen ist die ganze Welt voller Freuden.

27. (3373.)Blicke ich in alle drei Welten, so gewahre ich hier Niemand, der dem reinen, mit Allem ausgerüsteten Armen gleichkäme.

28. (3374.)Gutes Betragen hält Schande fern, muthiges Auftreten hält Schaden fern, Nachsicht hält stets den Zorn fern, Beobachtung der Sitte hält Unglück verheissende Zeichen fern.

29.Unehre tadeln die Götter, Ehre wird unter den Menschen gefeiert und der Ehre wegen unternehmen alle Hochherzigen ein Werk.

30.Ein Geschöpf, dessen Unehre hier auf Erden gesungen wird, stürzt in die untersten Wohnungen der Hölle, so lange sein Name genannt wird.

31.Der Unehre Ursache ist das Weib, der Feindschaft Ursache ist das Weib, des weltlichen Daseins Ursache ist das Weib; darum soll man das Weib meiden.

32.Sogar Unschuldige, die nichts Böses verüben, gehen, weil sie Bösen sich anschliessen, durch das Böse Anderer zu Grunde, wie die Fische im Schlangensee.

33.Menschen, die lange leben, sehen Leute niedrigen Standes zu hohem Geschlechte gelangen und das Geschlecht Edelgeborener zu Grunde gehen; so erleben sie auch Verbindungen und Trennungen.

34. (7.)Wer hier einem Fürsten dient, wird überall geehrt, selbst wenn er von niedriger Herkunft, ein Thor und der Ehre nicht würdig ist.

35. (8.)Den Undankbaren, den der seine Pflichten nicht kennt, den Nachtragenden und den Unredlichen: diese vier erkenne für Kandâla und als fünften den, der es von Geburt ist.

36. (9.)Warum giebt man fälschlich den Titel »König der Könige« solchen, die nicht die hohe Tugend der Freigebigkeit geübt haben? Nicht den Hüter der Schätze (Kubera), wohl aber den grossen Herrn (Çiva) verehren die Weisen.

37. (10.)Wenn die Menschen sich auch nicht weiter anstrengen, folgt Gutes und Schlimmes, als vom Schicksal zugetheilte Frucht, auf die Thaten der früheren Geburt.

38. (3375.)Bevor noch unsere Arbeit vollbracht ist, reisst uns der Tod hinweg: schon als Jüngling befleissige man sich der Tugend, da die Lebensdauer sich nicht bestimmen lässt.

39. (11.)Kein Grosser selbst wird geehrt, so lange er kein Unheil angerichtet hat: es verehren die Menschen die Schlangen, nicht aber Garuda, den Schlangenvernichter.

40. (12.)Was man nicht thun soll, das thue man auch nimmermehr, selbst wenn Verlust des Lebens drohte, und was man thun soll, das lasse man nicht ungethan: dies ist ewiges Gesetz.

41. (13.)Ein Mann, den Weiberworte treiben, hält Unthunliches für thunlich, Unerreichbares für leicht zu erreichen, nicht Essbares für essbar.

42.Wer ohne eine That vollbracht zu haben in der Welt des Lohnes theilhaftig wird und über Andere zu stehen kommt, der setzt sich dem Tadel aus und wird in der Regel Andern verhasst.

43. (14.)Ein Fürst, der einen Angriff unternimmt, bevor er sein eigenes Land geschützt hat, ist wie ein Mann, der sein Haupt in ein Gewand gehüllt hat.

44. (15.)Wenn man Andern keinen Schmerz bereitet, sich nicht vor Schlechten erniedrigt und den Weg der Guten nicht verlässt, so scheint dieses zwar sehr wenig zu sein, ist aber doch viel.

45. (16.)Was ist Glück, selbst wenn es sich behaglich geniessen lässt, werth, wenn zur Erreichung desselben nicht Menschenkraft angewandt wurde? Auch ein alter unbrauchbarer Stier frisst Gras, das ihm durch's Schicksal zu Theil wurde.

46.Wer die von ihm als Menschen geforderte Arbeit nicht thut und sich auf das Schicksal verlässt, der müht sich vergebens ab, wie ein Weib, das einen Eunuchen zum Gatten erhielt.

47.Einen Brahmanen, der, am Waldleben stets seine Lust habend, Tag für Tag mit wildwachsenden Früchten und Wurzeln Todtenopfer darbringt, nennt man einen Rschi.

48. (3376.)Wer nicht im Zorn auffährt, ist besser als die Zornigen, und so ist auch der Geduldige besser als der Ungeduldige; die Menschen stehen über Allem, was nicht Mensch ist, und so steht auch der Unterrichtete über dem Ununterrichteten.

49. (3377.)Durch Sanftmuth besiege man den Zornigen, durch Güte den Bösen, durch Spenden den Geizhals, durch Wahrheit den Lügner.

50. (17.)Frommen steht, beinahe ohne Anstrengung von ihrer Seite, das, woran sie eben dachten, schon fertig da; Unfrommen entwischen, sieh, auffliegend erbärmliche Tauben.

51. (3378.)Ein Unfähiger, der in der Meinung, er besitze die Fähigkeit dazu, sich an ein Werk begiebt, macht sich ja zum Gegenstand des Gelächters und geräth in Lebensgefahr.

52.Eine Gesellschaft von Bösewichtern muss man wie eine Gesellschaft von Brahmanen ehrfurchtsvoll begrüssen, da sie weiss, wann der Rosenkranz zu Ende ist (da sie es versteht von missgünstigen Gesprächen zu leben), da sie einen Sitz aus Kuça-Gras einnimmt (schlechte Lehren annimmt) und da sie mit dem ihr zukommenden Gürtel umgürtet ist (gegen einen Harmlosen boshaft ist).

53. (3379.)Missgunst, Unverschämtheit, Schwinden des Glückes, Verlust des moralischen Verdienstes, Verlangen nach fremdem Gut und Unansehnlichkeit, alles dieses geht aus der Habsucht hervor.

54.Der Missgünstige, Wortbrüchige, mit fremden Weibern Verkehrende und Andern Schaden Zufügende wird, durch seine eigene That versengt, in einer schrecklichen Hölle gebraten.

55.Vor einem Bösewicht, dessen Genüsse kein Ende nehmen, der lästig ist und in seiner Dreistigkeit sich vollkommen sicher fühlt, fürchten sich, ach, sogar die Götter, als wenn sie ihm gegenüber ohnmächtig wären.

56. (3380.)Samen, der auf unbestelltes Land gesäet wird, geht schon im Boden zu Grunde; aber auch ein unbesäeter Acker ist Nichts als ein geebneter Platz.

57. (3381.)Sieh, während alle andern Vögel sich frei ergehen dürfen, wirst du, o Papagei, zum Lohn für deine süsse Stimme, in einen Käfig gesperrt!

58. (18.)Ein Mann, der zu denen geht, zu welchen er nicht sollte, und mit denen verkehrt, mit welchen er nicht sollte, zieht sich den Tod zu wie ein Maulthierweibchen, wenn es eine Leibesfrucht empfängt.

59. (19.)Der grosse Fisch Rohita, der in unergründlichem Wasser schwimmt, wird nicht übermüthig; die kleine Çapharî tanzt schon bei daumentiefem Wasser wie toll umher.

60. (3382.)Möge die Welt das Aloeholz immerhin »leicht« nennen, ich dagegen erkenne demjenigen Gewicht (Würde) zu, der, wenn ihn die Leute auch verbrennen, auf nichts Anderes bedacht ist, als seine Vorzüge zu zeigen.

61.Der Mann, welcher sich selbst anfacht, wie man ein kleines Feuer anfacht, verschlingt, indem er wächst, sogar einen grossen Haufen.

62.Das Weib gleicht einem Becken mit glühenden Kohlen, der Mann einem Topfe mit zerlassener Butter; wessen Herz kommt nicht aus der Ruhe bei einer Zusammenkunft mit fremden Weibern?

63. (3383.)Wie, vom Feuer berührt, ein Baumwollenhaufe alsbald verschwindet, so verschwindet jegliche Sünde durch der Gañgâ Strömung.

64.Mit Feuer, Wasser, Weibern, Thoren, Schlangen und Fürsten muss man stets vorsichtig umgehen, da diese sechs Einem alsbald das Leben nehmen können.

65.Das Feuer ist ein Gegenstand der Verehrung für die Brahmanen, der Fürst für die übrigen Kasten, der Gatte für die edle Frau, der Gast für Jedermann.

66.Der Brahmanen Gott ist das Feuer, die Weisen haben die Gottheit im Herzen, der Einfältigen Gott ist ein Götzenbild, wer aber auf Alles mit gleichem Auge schaut, sieht die Gottheit überall.

67. (3384.)Das Feuer, eine mächtige Kraft in der Welt, ruht verborgen im Holze und verzehrt dieses nicht, so lange es nicht durch Andere in Flammen gesetzt wird.

68. (3385.)Setzt man aber eben dieses Feuer durch Reiben der Hölzer in Flammen, so versengt es mit seiner Kraft rasch diese Hölzer und auch wohl einen Wald.

69. (3386.)Gerade so verhält es sich mit Männern aus edlem Geschlecht, deren Kraft der des Feuers gleicht: sie ruhen, geduldig und anspruchlos, wie im Holze das Feuer.

70. (3387.)Pflege des heiligen Feuers, das Studium der drei Veden, das Ergreifen des Bettelstabes und das Bestreuen mit Asche bilden, wie Brhaspati sagt, den Lebensunterhalt derer, denen Verstand und Arbeitslust abgehen.

71. (20.)Das Ziel der Veda ist das Feueropfer; das Ziel der Gelehrsamkeit – ein tugendhafter Wandel; das Ziel der Gattin – Liebeslust und Söhne; das Ziel des Reichthums – Spenden und Geniessen.

72. (3388.)Wenn der Mensch (nach dem Tode) in's Feuer geworfen wird, so folgt ihm die selbstvollbrachte That nach; darum soll der Mensch alles Ernstes allmählich moralische Verdienste einsammeln.

73.Wie in's Feuer geworfene Baumwolle, o Bester der Brahmanen, weggefegt wird, so wird jegliche Sünde bei dem, der in die Gañgâ taucht, weggefegt.

74. (3389.)Nachdem man zuvor bei den Menschen durch Anlegung des heiligen Feuers, durch Opfer, ein rothes Gewand, Flechten und Fellbekleidung (Beschäftigungen und Kennzeichen eines harmlosen frommen Mannes) Vertrauen erweckt hat, falle man wie ein Wolf über sie her.

75. (21.)Der Weiber Herz lässt sich so wenig fassen wie ein Gesicht im Spiegel; ihr Wesen, uneben wie ein schmaler Pfad im Gebirge, wird nicht ergründet; ihr Sinn ist, wie die Weisen sagen, unstät wie ein Wassertropfen auf dem Blüthenblatte einer Wasserrose; das Weib ist ja zugleich mit seinen Fehlern gross geworden, wie eine Schlingpflanze mit ihren Giftschösslingen.

76. (22.)Dem Einen steht das Leben noch bevor, einen Andern hält es umfangen, ein Dritter hat es im Rücken, je nachdem Kindheit, Jugend oder die Bürde des Greisenalters ihm zugefallen ist. Der Knabe mag eine hohe Meinung davon haben, da es ihm als nicht leicht erreichbar erscheint; der Jüngling mag sich ihm hingeben, da er es erreicht hat; warum aber schaut der Greis, wie ein Landesverwiesener, sich umwendend nach ihm hin?

77. (23.)Wenn, o Herz, vor dir Gesang ertönt, zur Seite geschmackvolle Dichter aus dem Süden einherschreiten, im Rücken die Armbänder von Fliegenwedel tragenden Frauen lieblich erklingen, dann zeige dich lüstern nach dem Genuss der Süssigkeiten der Welt; geht dir aber jenes ab, so wende dich unverweilt zur Beschauung, die alle Zweifel löst.

78. (3390.)Lauter Sünde geniesst der, welcher für sich selbst kocht: die aus den Ueberbleibseln eines Opfers bestehende Mahlzeit gilt für die Speise der Guten.

79.Nicht Zusammengefügtes fügt er zusammen, gut Zusammengefügtes zerschlägt er; der Schöpfer ist es, der zusammenfügt, was der Mensch zusammengefügt zu haben glaubt.

80. (3391.)Der Körper ist zusammengefallen, das Haupt weiss, der Mund hat die Zähne verloren, und dennoch lässt die Begierde nicht los den Possenreisser mit dem zitternden schönen Stabe in der Hand.

81. (24.)Zur Nachmittagszeit im Sommer verleihen schönen Weibern besondern Reiz: ein Körper, gelb von Sandel; Lippen, zart wie junge Sprossen und dunkelroth von Betel; Augen, trübe vom Besprengen mit dem Wasser des Springbrunnens und mit abgewaschener Salbe; eine feuchte Haarflechte, wohlriechend durch die eingelegten Blumen; ein an alle Glieder sich eng anschliessendes Gewand.

82. (25.)Dem Charakterfesten, der einmal zugesagt hat, erscheint die Erde nur wie der erhöhte Opferplatz in einem Hofe, das Meer wie ein Bach, die Unterwelt wie fester Boden, der Berg Meru wie ein Ameisenhügel.

83.Ein Sohn geht aus allen Gliedern der Mutter hervor und wird aus ihrem Herzen geboren; darum ist er ihr lieber als die übrigen Angehörigen.

84. (26.)Wie kann man Jemandes Macht bestimmen, wenn man nicht zuvor das Verhältniss zwischen ihm und seinen Hifsmitteln erkannt hat? Sieh, ein einfacher Strandläufer brachte das Meer in Verwirrung.

85. (27.)»Woher diese überaus grosse Magerkeit der Glieder? Woher das Zittern? Woher, du Einfältige, das Gesicht mit den bleichen Wangen?« Auf diese Fragen des Gatten erwiederte die Schlanke: »Alles dieses ist von selbst gekommen«, entfernte sich und entliess aufseufzend anderswo die Thränenlast, welche ihre Wimpern erfüllte.

86. (28.)Warum weinst du, o Zornige, still für dich hin und stössest beständig mit der Fingernagelspitze die Thränentropfen herab? Du wirst noch mehr und laut weinen, da dein Geliebter, überdrüssig deines Schmollens, das durch die Rathschläge von Zuträgern einen hohen Grad erreicht hat, gegen deine Zuneigung gleichgiltig werden wird.

87. (3392.)Manches Gebet bringt keine Frucht, wie das mit den Fingerspitzen, das mit Ueberspringen eines Fingers und das eines Mannes mit zerstreutem Sinne.

88. (29.)Wer in den Besitz eines Rubins gelangt, der nicht grösser als ein Daumenglied, aber von vorzüglicher Güte ist, gelangt eben dadurch zu einem unvergleichlichen Schatz, den man mit Leichtigkeit mit sich tragen kann.

89. (30.)Wie die Leiden unerwartet über die Menschen kommen, so kommen, wie ich meine, auch die Freuden: das Schicksal spielt hierbei die Hauptrolle.

90.Ein Gegner, der vor Kurzem erst seine Regierung antrat, ist, weil er bei seinen Unterthanen noch keine Wurzeln schlug, leicht auszuheben, wie ein Baum, der, jüngst gepflanzt, nicht fest im Boden steckt.

91. (3393.)Zu dem Einen kommt das Glück, auch wenn er ohne sich zu rühren dasitzt; ein Anderer arbeitet sich ab und erlangt doch nicht, was er nicht erhalten soll.

92. (3394.)Wie Blüthen und Früchte, von Niemand getrieben, ihre Zeit nimmer versäumen, so auch die vormals vollbrachte That.

93. (31.)Rehäugige Mädchen mit Händen, feucht von ganz klarem Sandelwasser, Badehäuser, Blumen, Mondschein, gelinder Wind, Blüthen und ein glänzender Söller mehren im Sommer den Wonnerausch und die Liebe.

94. (32.)Der Verständige sinne über Wissenschaft und Erwerb nach, als wenn er nicht alterte und nicht stürbe; die Tugend übe er aber, als wenn der Tod ihn schon bei den Haaren gepackt hätte.

95. (33.)Ein Fürst, der seine Unterthanen aus Unverstand wie Ziegen hinschlachtet, der findet für dieses Mal Befriedigung, aber nimmer zum andern Male.

96. (34.)Sollen wir zwischen einem gar nicht geborenen, einem gestorbenen und einem dummen Sohne wählen, so entscheiden wir uns für die beiden ersten, nicht für den letzten: jene Beiden bereiten nur ein Mal Schmerz, dieser auf Schritt und Tritt.

97. (35.)Sollen wir zwischen einem gar nicht geborenen, einem gestorbenen und einem dummen Sohne wählen, so entscheiden wir uns für den gestorbenen und den gar nicht geborenen, da diese Beiden nur kurzen Schmerz verursachen, der Einfaltspinsel aber das ganze Leben hindurch wie Feuer an uns zehrt.

98. (3395.)Einen armen Mann meiden die Leute erschrocken gerade so, wie den Staub einer Ziege oder eines Besens und den von einer Lampe herrührenden Schatten einer Bettstelle.

99.Männer, die die Sache wohl überlegt haben, erklären, dass wir demjenigen verzeihen müssen, der uns ohne sein Wissen irgend eine Beleidigung angethan hat.

100. (36.)Die Lichtmotte fliegt in das Feuer der Lampe, weil sie den Schmerz des Verbrennens nicht kennt; auch der Fisch verschlingt das Fleisch am Angelhaken, weil er die Gefahr nicht kennt; wir aber hier lassen nicht ab von den Genüssen des Lebens, obgleich wir recht gut wissen, dass sie mit einem Netz von Unheil umstrickt sind: Wehe über die unergründliche Tiefe des Unverstandes!

101. (37.)Bei einem Ziegenkampfe, bei einem Todtenopfer für einen Rshi, bei Wolkengetöse am frühen Morgen und bei einem Streite zwischen Eheleuten kommt bei vielem Lärm wenig heraus.

102. (38.)Bei Ziegen und Pferden ist das Maul rein, Kühe sind am Rücken rein, Brahmanen an den Füssen und die Weiber am ganzen Körper.

103.Die Folge unverdauter Kasteiungen ist der Zorn, die Folge unverdauten Wissens das Selbstgefühl, die Folge unverdauten Handelns die Tadelsucht, die Folge unverdauter Speise der Durchfall.

104.Bei schlechter Verdauung ist Wasser Arzenei, bei guter Verdauung verleiht es Kraft, während des Essens ist es Nektar und nach dem Essen vertreibt es das Gift.

105. (39.)Leicht ist der Unwissende zufrieden zu stellen, noch leichter wird der Unterrichtete zufriedengestellt, einen durch ein Bischen Wissen verschrobenen Menschen gewinnt selbst Brahman nicht.

106. (40.)Man gebe Keinem ein Obdach, wenn man seine Familie und seinen Charakter nicht kennt: durch die Schuld der Katze fand ja der Geier Garadgava den Tod.

107.Affen wenden ihre Liebe auch dem zu, dessen Familie und Charakter sie nicht kennen, und weinen nicht um sich selbst, wie es die übrigen Geschöpfe thun.

108. (41.)Wer in des Feindes Reich zieht, ohne sich vorher Gewissheit verschafft zu haben über Proviant, den natürlichen Bundesgenossen, Wasser und Getreide, der kommt nimmer in sein eigenes Reich zurück.

109.Wenn in eines Fürsten Burg unbekannte Männer Eintritt haben, dann kommen ohne Zweifel bald auch die Feinde herein.

110. (42.)Wenn nicht Unverstand, sondern Trennung die Ursache des Kummers wäre, dann müsste dieser mit jedem dahin gehenden Tage wachsen; woher schwindet er aber?

111. (3396.)Wem es darum zu thun ist, dass ihm eine mit oder ohne Wissen vollbrachte tadelhafte That verziehen werde, der verübe sie nicht zum zweiten Male.

112. (43.)Was hast du, Flatterhafter, der du hier mein eheliches Glück so untergräbst, dadurch erreicht, dass du mich, die Betrübte, unkluger Weise und aus Geringschätzung umfasstest, als ich dir den Rücken gekehrt hatte? Sieh, diese deine Brust, roth von dem Pulver, welches durch die Berührung beim Liebesgenuss mit der Geliebten abgewischt wurde, trägt meiner Flechte Spuren, fleckige Male der Oelsalbe.

113. (3397.)Besser als die Unwissenden sind diejenigen, die Bücher lesen; besser als diese – diejenigen, die das Gelesene behalten; besser als diese – diejenigen, die das Gelesene verstehen; besser als diese – diejenigen, die an's Werk gehen.

114.Ein Unwissender, ein Verschwender, ein Schutzloser, ein Zanksüchtiger und ein Kranker, der Alles isst, gehen bald zu Grunde.

115. (44.)Gewahrt man das Schwinden der Augensalbe und das Wachsen des Ameisenhaufens, so mache man den Tag fruchtbringend durch Spenden, Studium und Arbeit.

116. (3398.)Wem es um Glück zu thun ist, muss ehrerbietig die Hände zusammenlegen, Eide schwören, gute Worte geben, mit dem Haupte sich zu des Andern Füssen neigen und ihm allerlei Hoffnungen machen.

117. (3399.)Wem es um Glück zu thun ist, muss ehrerbietig die Hände zusammenlegen, Eide schwören, gute Worte geben, mit geneigtem Haupte reden und sich die Thränen aus den Augen wischen.

118. (45.)Blumen, die man zwischen den Händen hält, erfüllen beide Hände mit Wohlgeruch. Wie wunderbar! Der Blumen (der Weisen) Zuneigung ist gleich gegen linke und rechte Hand (gegen Schlechte und Rechtschaffene).

119.Eolos to onomati (ontos) h synoysia en pleyrais keimenoin toin syxygoin gignontai sterros synhrmosmenai ai periplokai oin ta somata exisotai.

120. (46.)Ist man auch nur durch eine ganz kleine Lücke (Blösse) in einen mächtigeren Feind gedrungen, so bringt man das ganze Reich zum Sinken, wie Wasser ein leckes Trinkgeschirr.

121.Aus kleinen und grossen Büchern, von allerwärts her nehme der erfahrene Mann das Beste, wie die Biene aus den Blumen.

122.Selbst eine geringe Wohlthat gereicht mit Vorzügen Versehenen zum Nutzen und selbst eine grosse mit Fehlern Versehenen zum Nachtheil: selbst Gras erzeugt Milch bei Kühen und selbst Milch – Gift bei Schlangen.

123. (47.)Gerade darum wünschen ja Gute keinen Umgang mit vorzüglichen Menschen, weil es für ein mit dem Schwerte der Trennung durchschnittenes Herz kein Heilmittel giebt.

124. (3400.)Du kennst nicht die Wahrheit, o Gier, bist ein schwer zu befriedigendes Kind, ein unersättliches Feuer und weisst nicht, was leicht, und nicht, was schwer zu erreichen ist.

125. (48.)Gewandte Leute vermögen sogar Unwahres als wahr erscheinen zu lassen, wie geübte Maler Vertieftes und Erhabenes auf ebener Fläche.

126. (49.)Gute Menschen werden, wenn sie auch sehr erzürnt sind, durch angemessene Behandlung wieder sanft, nicht aber gemeine: Gold, obgleich es hart ist, kann wohl zum Schmelzen gebracht werden, nicht aber Gras.

127. (3401.)Dahin ist die Zeit, die durch den Genuss reizender Weiber so schön war; nach gar langem Umherirren auf dem Pfade des Lebens sind wir im Herzen ruhig geworden; jetzt lassen wir am Abhange des Götterflusses (der Gañgâ) unter lautem Kreischen den Hilferuf »Çiva, Çiva, Çiva« ertönen.

128. (3402.)Richte nicht deinen Sinn auf solche Dinge, die nur durch allzugrosse Beschwerde, durch Uebertretung des Gesetzes oder durch Demüthigungen vor dem Feinde zu Stande kommen können.

129. (50.)Man fröhne nicht zu heftiger Begierde, doch gebe man die Begierde nicht ganz auf: Einer, der von zu heftiger Begierde ergriffen wurde, bekam einen hölzernen Schopf.

130. (51.)Sogar ein sehr mächtiger Fürst bringt Nichts zu Stande, wenn er dem Trunke ergeben ist: das höllische Feuer im Meere, das ununterbrochen trinkt, vermag nicht einmal einen Grashalm zu verbrennen.

131. (52.)Das Heil, welches ein Gast, der von uns geehrt wurde, uns im Herzen wünscht, vermag ja, wie die Weisen sagen, sogar mehr als hundert Opfer.

132. (3403.)Gastfreundschaft ist nach Kräften zu erweisen, nach der Reihe der Kasten; ein Gast ist auch Abends aufzunehmen mit Rede, Boden, Gras und Wasser.

Stenzler.

133. (3404.)Ein Gast, ein Kind, ein Fürst und so auch die Gattin fragen nicht darnach, ob man etwas hat oder nicht, sondern rufen fort und fort »gieb, gieb«.

134. (53.)Aus wessen Hause ein Gast mit getäuschter Hoffnung heimkehrt, dem giebt dieser beim Weggehen seine bösen Thaten und nimmt von ihm die guten.

135. (54.)Bei zu arger Frechheit ging Lañkâ zu Grunde, bei zu grossem Hochmuth die Kuruiden, bei zu vielem Geben gerieth Bali in Gefangenschaft: alles Zuviel ist schlecht.

136. (54.)Durch zu vieles Geben gerieth Bali in Gefangenschaft, durch Hochmuth ging Sujodhana zu Grunde, Râvana fand durch Gier seinen Untergang: das Zuviel vermeide man überall.

137. (54.)Bei zu vielem Spenden gerieth Bali in Gefangenschaft, bei zu grossem Hochmuth die Kuruiden, bei zu grosser Schönheit ward Sîtâ geraubt: alles Zuviel ist schlecht.

138. (55.)Von langem Wege Ermüdete begeben sich in kühlen Schatten und gehen erfrischt wieder von dannen. Wem also ziemt zu jammern?

139. (56.)Durch allzugrosse Vertrautheit pflegt eine Geringschätzung sogar gegen etwas Ausgezeichnetes einzutreten: die Anwohner der heiligen Stätte, wo Gañgâ und Jamunâ sich vereinigen, vollziehen ihre Waschungen in einem Brunnen.

140.Durch allzugrosse Vertrautheit entsteht Geringschätzung, durch beständiges Besuchen Gleichgiltigkeit: im Gebirge Malaja gebraucht eine Bettlerin den Sandelbaum als Feuerung.

141. (3405.)Einen gar zu furchtsamen, gar zu unmännlichen, saumseligen, fahrlässigen und ob seiner bösen Neigungen von den Sinnesgegenständen beherrschten Fürsten lieben die Unterthanen nicht.

142. (57.)Gilt es etwas Gemeines zu vollbringen, so erweist sich der Bösen Verstand als überaus geschickt: im Finstern erfasst ja der Eulen Auge die Gestalt.

143. (3406.)Die Sonne gewinnt gewaltig an Glanz durch den Beistand des Tages, aber auch der Mond gelangt zur Grösse durch den Beistand der Nacht.

144.Einen hochmüthigen, nicht zu gewinnenden, sich selbst ehrenden und zornigen Fürsten tödten bei einem Ungemach sogar die eigenen Leute.

145. 146. (3407. 3408.)Hochmuth, beleidigende Worte, Geiz, Zorn, Selbstsucht und Verrath an Freunden, diese sechs scharfen Schwerter zerschneiden, o Fürst, den Lebenspfaden der Sterblichen; diese tödten die Menschen, nicht der Tod. Möge es dir wohl gehen!

147.Ein Schelm bummelt hin und her wie ein halb mit Wasser gefüllter Topf, packte man ihn auch noch so gründlich und trüge man ihn sogar auf dem Kopfe.

148. (3409.)Wie eine Fliegenschaar auch an einem sehr schönen Körper eine Wunde, so sucht ein Boshafter auch in einem sehr schönen Gedichte einen Fehler auf.

149. (54.)Der Sîtâ erging es schlimm ob ihrer zu grossen Schönheit, dem Râvana ob seines zu grossen Hochmuths, dem Bali ob seines zu vielen Spendens: das Zuviel vermeide man überall.

150. (58.)Man fröhne nicht zu heftiger Begierde, doch gebe man die Begierde nicht ganz auf: über dem Haupte dessen, der von zu heftiger Begierde ergriffen ward, tanzt ein Rad.

151.Wer selbst kein beleidigendes Wort spricht und auch nicht durch Andere sprechen lässt; wer, wenn er geschlagen wird, nicht wiederschlägt, nicht durch Andere schlagen lässt und den Bösewicht auch nicht zu schlagen im Sinne hat: auf dessen Ankunft freuen sich die Götter.

152. (3410.)Harte Worte ertrage er (der Asket) geduldig, Niemanden stelle er nach; wird er gereizt, so sage er etwas Liebes; wird er geschmäht, so spreche er: »es gehe dir wohl!«.

153. (3411.)Harte Worte ertrage er (der Asket) geduldig, Niemanden achte er gering und lebe um dieses Leibes Willen mit Niemanden in Feindschaft.

154. (59.)Verschwendung, Sorglosigkeit, unrechtmässiges Erwerben, Bestehlen und weite Entfernung nennt man des Schatzes Verderben.

155. (60.)Der böse Mensch beunruhigt Andere, auch wenn er einen ganz reinen Lebensunterhalt erwählt hat: Schlangen hören nicht auf Andere zu beschädigen, obgleich sie vom Winde leben.

156.Zu grosse Reinlichkeit oder Unreinlichkeit, übertriebener Tadel oder übertriebenes Lob, zu fein oder grob sind die sechs Kennzeichen eines Thoren.

157. (61.)Geld fortgeben ist ein gar kühnes Unternehmen, schwer auszuführen und eine seltene Erscheinung: auch wer den ganzen Körper hingiebt, giebt selbst ein kleines Stückchen von der Lende nicht hin.

158. (62.)Pflegt man Rath, wie früherer Gewinn zu bewahren, wie zu neuem Gewinn zu gelangen und wie ein in Noth Gerathener zu retten sei, so ist diese Berathung gewiss die beste.

159. (3412.)Vergangene und zukünftige Zustände so wie diejenigen, die in diesem Augenblicke da sind, sollst du als von der Zeit geschaffen erkennen und nicht die Besinnung verlieren.

160. (3413.)Wer würde, da das Leben in einer anderen Welt über unsere Sinneserkenntniss geht, nicht mit bösen Thaten sich um seine Wohlfahrt bemühen, wenn nicht schon hier auf Erden schnell der Tod erschiene, als Verkünder der Reife grässlicher Uebelthaten?

161.Vornehme Herren sind wie Berge überaus hart, steif, von Raubthieren umgeben, schwer zugänglich und rauh.

162. (3414.)Wer mit Vorzügen reichlich ausgestattet und wohlerzogen ist, duldet es nimmer, dass den Geschöpfen das geringste Leid angethan wird.

163. (63.)Es giebt nichts Lächerlicheres in der Welt, als wenn Jemand, der selbst ein Bösewicht ist, einen braven Menschen Bösewicht nennt.

164. (64.)Des Çiva Schlange begehrt, von Hunger geplagt, des Ganeça Maus zu verzehren; diese wiederum der Pfau des Skanda, den Pfau wiederum der Löwe der Gebirgstochter (Durgâ). Wenn solcher Art der Familie Treiben sogar in Çiva's Hause ist, wie sollte es nicht auch bei Andern so sein? Daher also geht es in der Welt so zu.

165. (123.)Sogar eine überaus durchsichtige, gefällige, hübsch runde, allerliebste Perle wird auf einen Faden gezogen, wenn sie durchbohrt worden ist.

Sogar ein nach der Erlösung Strebender, der überaus rein ist, mit Niemanden im Streite liegt, einen guten Lebenswandel führt und Jedermann gefällt, wird wieder in die irdischen Bande geschlagen, wenn er mit sich selbst entzweit ist.

166.Heftiger Zorn, scharfe Reden, Armuth, Feindschaft mit seinen Angehörigen, Umgang mit Niederen und Dienst bei Leuten geringen Standes sind die Zeichen an der Person der schon in der Hölle Befindlichen.

167. (3416.)Wohl kennt man ein Mittel das überaus bewegliche Quecksilber zu binden, aber kein Mittel ein Weiberherz zu fesseln.

168. (3417.)Bei ehrenwerthen Männern findet ein unüberlegtes Handeln gar nicht Statt; darum wächst bei ihnen stets die Wohlfahrt allerwärts.

169. (65.)Ist das Schicksal gar zu widerwärtig und wird Menschenkraft vergebens angestrengt, wie sollte da eine andere Freude als der Wald dem verständigen Armen übrig bleiben?

170. (3418.)Auf sechs Arten entstehen Krankheiten: durch zu vieles Wassertrinken, durch Genuss schwerverdaulicher Speisen, durch Schlafen am Tage, durch Wachen in der Nacht und durch Anhalten des Stuhlgangs und des Urins.

171.Vorzügliche Menschen in knappen Vermögensverhältnissen, ein gern gesehener Mann in niedriger Familie und Glücksgüter beim Unedlen sind drei Missgriffe des Schöpfers.

172. (3419.)Wer recht vorsichtig und klug ist und dauerndes Glück anstrebt, soll keinen Feuerrest, keinen Schuldenrest und keinen Feindesrest zurücklassen.

173. (66.)Wo ohne besondere Veranlassung allzugrosse Rücksicht genommen wird, da ist Besorgniss am Platz, die schliesslich Heil bringt.

174. (3420.)Einem gar zu Ehrenhaften, einem gar zu Freigebigen, einem gar zu Heldenmüthigen, einem gar zu Frommen und einem sich für klug haltenden Manne naht aus Furcht die Glücksgöttin nicht.

175. (3421.)Auch weilt sie nicht bei gar zu Tugendhaften, auch nicht bei durchaus Untugendhaften: wie eine tolle Kuh bleibt die blinde Glücksgöttin stehen, wo es sich gerade trifft.

176. (67.)Fürsten, Feuer, Lehrer und Weiber bringen in allzugrosser Nähe Verderben, aus der Ferne aber keinen Nutzen: in mittlerer Entfernung muss man mit ihnen verkehren.

177. (69.)Wenn du bei einer Uebertreibung nicht in Zorn geräthst und wenn du es nicht für Spott hältst, dann rufen wir aus (wem juckt nicht die Zunge, wenn es ein Wunder zu berichten giebt?): »o König, alle Meere, welche durch die brennenden Flammen deiner jugendlichen Majestät ausgetrocknet waren, sind durch die Thränen der Weiber deiner Feinde wieder voll geworden.«

178. (70.)Haben Beide, Minister und Fürst, sich übermässig erhoben, so hält die Glücksgöttin, mit beiden Füssen sich stemmend, wohl eine Weile Stand; als Weib aber eine Last zu tragen ungewohnt, lässt sie den einen oder den andern los.

179. (3422.)Selbst mächtiger Fürsten Glück geräth in Gefahr, wenn sie aus allzu grossem Hochmuth übereilter Weise sich zu einer Unbesonnenheit entschliessen.

180. (3423.)Eine Wohlthat, sei sie auch noch so klein, treibt hundert Zweige, wenn sie von Glücklichen auf Männer mit stark hervorragenden Vorzügen gepfropft wird.

181. (3424.)Auf der Brust der Jungfrau von wunderbarer Jugend erhebt sich ein hoher Busen, ihre Augen sind sehr lang gestreckt, ihre Brauen gebogen und noch gewundener als diese ist ihre Rede, ihre Leibesmitte ist überaus schmal, ihre Hüften haben ein bedeutendes Gewicht und ihr Gang ist ein wenig träge.

182. (3425.)Ein Mann, der, wie eine fliegende Ameise, zu hoch gestiegen ist, stürzt, wie diese, sicher in's Verderben; so hat, o Fürst, Uçanas gesagt.

183. Wenn eine zu hoch gestiegene Wolke nicht mit ihrem Wasser die Kâtaka erfreut, was fängt sie dann später an, wenn der Wind ihr Habe und Gut geraubt haben wird?

184. (3426.)Die Nacht, die da verstreicht, kehrt nicht wieder zurück: ist die Jamunâ voll, so geht sie in's Meer, dem Behälter der Gewässer.

185. (3427.)In diesem Garten (am Körper der Schönen) habe ich eine Schlingpflanze (einen Arm) mit fünf Ranken (Fingern) gesehen und auf jeder Ranke dieser Pflanze ein dunkelróthes Blüthenknöspchen (einen Fingernagel).

186.Bei keinem Geschäfte Eile! Eile verdirbt ein Geschäft: ein Thor, der da eilte, verwandelte einen Pfau in eine Krähe.

187. (3428.)Diejenigen, welche das wahre Verständniss haben, trauern hier auf Erden weder um das Ewige noch um das Vergängliche, weil für die Trauernden die Natur der Dinge nicht geändert werden kann.

188.Doch was frage ich, da ja sogar des verständigen Mannes Verstand dahin ist, wenn das Schicksal widerwärtig ist und sein Untergang bevorsteht.

189.Durch Nichtspenden wird man arm, in Folge der Armuth verübt man Böses; thut man Böses, so fährt man zur Hölle; darauf wird man wieder arm und wieder frevelhaft.

190. (71.)Sehen wir sie nicht, so verlangen wir nur nach ihrem Anblick; erblicken wir sie, so begehren wir nur nach dem Genuss der Umarmung; haben wir die Langäugige umschlungen, so wünschen wir, dass die beiden Körper nicht mehr getrennt werden.

191.Was haben die Untergebenen selbst von einem reichen Manne, wenn er nicht spendet? Was hat der hungrige Papagei von Kimçuka, auch wenn er mit Früchten beladen ist?

192. (73.)Der Geizhals ist es durch die Schuld der Familie, Armuth ist die Folge der Thaten in einem vorangegangenen Leben, an Geistesverwirrung ist die Mutter Schuld, an Thorheit der Vater.

193. (3429.)Welchem Feinde ist ein Reich ohne Burg nicht ein Gegenstand des Spottes? Ein Fürst ohne Burg ist hilflos, wie ein Mann, der über Bord fiel.

194. (3430.)Schwinden die Nächte dahin, so nehmen sie früher nicht gekannte und nicht geahnte, erwünschte und unerwünschte Zustände der Menschen mit sich fort.

195. (74.)Wenn bei der Ankunft der Regenzeit die Sonne an ihre uns unbekannte Beschäftigung gegangen ist, wenn vom Monde nur der Ruhm übriggeblieben und der Planeten Licht erloschen ist; dann sind die Menschen so blind, dass man auf jene im Dunkel geschickten Leuchtkäfer gern achtet.

196. (3415.)Das Nichtvorlassen, das Nichtanerkennen geleisteter Dienste, an den Tag gelegte Geringachtung, Erwähnung der Vergehen und ein Vergessen des Namens im Verlauf des Gesprächs sind Anzeichen, dass eine Person uns nicht mehr gewogen ist.

197. (75.)Sieht man dich nicht, so sehnt man sich nach deinem Anblick; hat man dich vor Augen, so fürchtet man sich vor der Trennung: man mag dich nicht sehen oder sehen, Freude hat man nimmermehr.

198. (3431.)Wenn hier Jemand ohne Veranlassung unliebe Worte redet, die weder dem Orte, noch der Zeit entsprechen, auch nicht für die Folge erspriesslich sind und dem Redenden Unehre bringen, so sind dieses keine Worte mehr, sondern geradezu Gift.

199.Eine Gabe, die man am unrechten Orte, zu unrechter Zeit, an Unwürdige, unfreundlich und mit Geringschätzung reicht, nennt man eine Gabe der Finsterniss.

200. (76.)Wer nicht im heimischen Gebiete steht, wird selbst von einem ganz geringen Feinde geschlagen: sogar einen mächtigen Elephanten zieht ein Krokodil, obgleich kleiner, im Wasser mit sich fort.

201.Der Leib wird rein durch Wasser, das Herz durch Wahrheit, die Seele durch die heilige Lehre und Kasteiungen, der Verstand durch Wissen.

202.Kleider werden rein durch Wasser, das Herz durch Wahrheit, die Seele durch Schonung alles Lebenden, der Verstand durch Wissen.

203. (77.)Auch heute noch lässt Çiva, wie wir wissen, das (bei der Quirlung des Oceans zum Vorschein gekommene Gift) Kâlakûta (welches er verschluckte) nicht fahren; auch heute noch trägt ja die Schildkröte die Erde auf ihrem Rücken; auch heute noch erträgt das Meer das schwer zu ertragende höllische Feuer: Tugendhafte halten was sie versprochen.

204.Auch heute noch bildet und geniesst immer von Neuem der Mond seine Scheibe; mit dem Antlitz dieser langäugigen Geliebten vermag ich nicht Gleiches anzustellen.

205. (3432.)Schon heute thue, was recht ist, und lasse diese Zeit für dich nicht verstreichen: bevor noch unser Werk vollbracht ist, reisst uns der Tod hinweg.

206. (3433.)Obgleich Indra dem Namuki Urfehde geschworen hatte, so schlug er ihm dennoch das Haupt ab: dieses sein Verfahren gegen einen Feind hält man für ewig gültig.

207. (3434.)Obgleich Indra dem Namuki in Gegenwart von Weisen Urfehde geschworen hatte, so tödtete er ihn, o König, dennoch hinterdrein mit Wasserschaum.

208. (78.)Keinem Wesen Etwas zu Leide thun, weder durch That, noch durch Gedanken, noch durch Worte, wohlwollen und spenden – ist der Guten ewiges Gesetz.

209. (79.)Dass das Meer die Perle nach unten thut (geringachtet), das Gras aber oben trägt (hoch in Ehren hält), ist einzig seine Schuld: Perle bleibt Perle, Gras bleibt Gras.

210.»Was siehst du, o Weib, nach unten? Was hast du zur Erde fallen lassen?« »O du Thor, weisst du denn nicht, dass die Perle der Jugend (der Busen) dahin ist?«

211.Arme haben Verlangen nach Geld, vierfüssige Thiere nach der Sprache, Menschen nach dem Himmel, Götter nach der Erlösung.

212.Ein Armer, dem es um Geld zu thun ist, kann nicht daran denken sich Geld zu machen: Geld fängt man mit Geld, wie grosse Elephanten mit andern Elephanten.

213. (80.)Kommt ein Armer sogar in der Absicht Etwas zu geben in das Haus von Reichen, so hält man ihn für einen Bettler: Wehe rufe ich fürwahr über die Armuth der Menschen!

214. (81.)Heftiger Schmerz peinigt einen Niedrigen ärger denn einen Hohen: das Gefühl der Kälte bemächtigt sich schnell der Füsse, nicht aber der Augen.

215.Die Schlechtesten mögen den Streit, die Mittelmässigen den Frieden, die Besten die Ehre, da für Männer hoher Gesinnung Ehre Geld ist.

216.Die Schlechtesten mögen das Geld, die Mittelmässigen das Geld und die Ehre, die Besten die Ehre, da für Männer hoher Gesinnung Ehre Geld ist.

217. (3435.)Ihre Lippen haben die Farbe eines jungen Sprosses, ihre Arme gleichen zarten Zweigen, reizende Jugend ist wie eine Blüthe an ihre Glieder geheftet.

218.Ein gar grosses Unrecht aber begeht, o Schutzherr, derjenige Fürst, welcher das Sechstel als Abgabe erhebt, dabei aber (seine Unterthanen) nicht wie eigene Kinder schützt.

219. (3436.)Wenn Einer ungesetzlich antwortet und ein Anderer ungesetzlich fragt, dann findet Einer von ihnen den Tod oder ladet sich den Hass des Andern auf.

220. (3437.)Durch Unrecht gedeiht man zuvörderst, bekommt darauf Glück zu schauen, besiegt darauf seine Widersacher, geht aber schliesslich mitsammt der Wurzel zu Grunde.

221.Andere unter dem Namen von Pflegebefohlenen entreissen unrechtmässig angehäuften Reichthum dem Thörichten, wie ein Fisch dem andern das Wasser.

222. (3438.)Wer mit unrechtmässig erworbenem Gelde auf das Jenseits bezügliche fromme Handlungen vollbringt, der geniesst nach dem Tode nicht die Frucht davon, weil das Geld auf schlechte Weise in seine Hände kam.

223.Kato derma esxismenon dysosmias gemon toytoy toy oyro mydontos eneka mh apokteinhs, o basiley, Braxmanas.

224.Ei gynh men kato keimenh, erasths dAano keimenos terpetai, isteon oti ayth h synhths esti synoysia, pilh tois en th komh neaniais.

225. (3439.)Dem Manne, der nicht nach dem Gesetze lebt, unrechtmässig erworbene Güter besitzt und beständig seine Freude daran hat Andern ein Leid zuzufügen, geht es hier nicht wohl.

226.Ein Amt, eine Anleihe, Empfängniss und viertens der Hunde Begattung gewähren am Anfange die höchste Lust, zum Schluss aber Nichts als Schmerz.

227. (82.)Achte die Gelehrten, welche die höchsten Wahrheiten erforscht haben, nicht gering! Der Reichthum fesselt sie so wenig wie winziges Gras: ein Strick von Lotusfasern vermag nicht Elephanten zurückzuhalten, deren Backen dunkle Streifen frischen Brunstsaftes zeigen.

228.Die Macht steht, wie ich meine, über dem Recht: aus der Macht entspringt das Recht und auf die Macht stützt sich das Recht, wie auf den Erdboden alles Lebende.

229.Einen Mann, der der Staatslehre obgelegen hat, sieht man nicht am Ruder des Staates, und aus welchem Grunde erhebt man einen Uneingeweihten zur Würde eines fürstlichen Rathgebers?

230. (3440.)Ein zur Erde blickender, hinterlistiger, nur auf das Zustandebringen seiner eigenen Sache bedachter, falscher und gutes Betragen heuchelnder Brahmane befolgt die Weise des Reihers.

231. (83.)Wer, wenn er stets abwärts sieht, erscheint sich nicht gross? Alle, die stets nach oben blicken, dünken sich arm.

232. (84.)Derselbe Vogel, der seine Beute aus einer Entfernung von anderthalb hundert Jogana erblickt, wird, da es das Schicksal so will, die neben ihm liegende Schlinge nicht gewahr.

233. (3441.)Der Thor ist zu beklagen, welcher mit dem vergänglichen, jeden Augenblick dem Tode sich nähernden Körper nicht unvergängliche Verdienste einsammelt.

234.Der Thor, welcher bei der Vergänglichkeit des Körpers sich nicht Verdienste durch Askese einsammelt, bereut es hinterdrein, wenn er nach dem Tode des sich selbst bereiteten Loses theilhaftig wird.

235. (3442.)Wer einen von der Reise ermüdeten, von Hunger und Durst gequälten unbekannten Gast nicht liebevoll ehrt, den nennt man einen Brahmanenmörder.

236. (3443.)Menschen altern durch vieles Reisen, Berge durch Wasser, Weiber durch ungestilltes Verlangen, das Herz durch der Rede Pfeil.

237.Menschen altern durch vieles Reisen, Pferde dadurch, dass sie im Stalle stehen, Weiber durch ungestilltes Verlangen, Kleider durch Sonnenschein.

238. (3444.)Dass der Liebesgott mit fünf Blumen, seinen Pfeilen, das Weltall besiegte, erscheint unmöglich, doch die Macht der Dinge ist wunderbar.

239. (3445.)Ungesalbt ist, o Schöne, dein Auge schwarz, ungeneigt die Braue gebogen, ungefärbt diese deine Lippe roth.

240.Es ist dies nichts Wunderbares in der Welt, dass ein Kraftloser, wie ein schwacher Bock beim Opfer, von emporgekommenen stärkeren Herren überwältigt wird.

241. (3446.)Vormals, als ich meinen Wunsch noch nicht erreicht hatte, verging mir die Nacht so langsam, als wenn sie hundertmal so lang gewesen wäre; wenn sie mir aber jetzt, o Schönbrauige, da ich mit dir vereint bin, ebenso langsam verstriche, dann wäre ich glücklich.

242. (3447.)Könnten wohl in Dichterwerken Unbewanderte, in der Lehrbücher Dickichten sich träge Bewegende, bei der Verdrehung von Reden keinen Schmerz Empfindende, bei Vorzügen Anderer Stumme, in Gesellschaften fein Gebildeten nicht Huldigende ein Prüfstein sein für den Kitzel, den die Beredsamkeit Anderer erzeugt?

243. (85.)Die Sprachlehre ist, wie bekannt, von unendlicher Ausdehnung; dabei ist das Leben kurz und die Hindernisse zahlreich: darum lasse man das Unbedeutende weg und nehme nur das Beste daraus, wie die Flamingo die Milch aus dem Wasser scheiden.

244. (3448.)Endlos ist, o, mein Reichthum, da ich Nichts besitze; wenn Mithilâ in Flammen steht, verbrennt Nichts, das mir gehört.

245.Endlos ist die Wissenschaft, zahlreich die Lehren, die Zeit kurz und Hindernisse giebt es in Menge: was das Beste ist, dem soll man sich hingeben, wie der Flamingo die Milch aus dem Gemisch mit Wasser zieht.

246. (86.)Einem Fürsten, der Vorzüge nicht zu würdigen versteht, gehen die Diener nicht nach, selbst wenn er reich an Geld, von edler Herkunft und rechtmässiger Thronerbe ist.

247. (3449.)Nichtbegehren nach fremdem Eigenthum, Wohlwollen gegen alle Wesen und Glaube an die Vergeltung der Werke, diese drei Dinge übe man mit dem Geiste.

248. (3450.)Dadurch, dass die Menschen nicht den Wissenschaften obliegen, nicht mit Klugen verkehren und nicht die Sinne bändigen, entsteht in ihnen das Laster.

249.Heldenmuth, bei dem man Widerspänstige angreift, Geld, das man mit eigenen Händen erwirbt, und eine der eigenen Schönheit entsprechende Gattin ziemen sich hier auf Erden für einen Mann.

250. (3451.)Diese schwellenden Brüste, o Mädchen mit dem tadellosen Körper, haben ja nicht Platz auf deinem Brustbein.

251.Selbst unschätzbare Juwele bekommt man leicht für Geld; was aber für Millionen von Juwelen nicht zu bekommen ist, ist ein einziger Augenblick für den, der dem Tode verfallen ist.

252. (3452.)Wer nicht unnützer Weise ausserhalb seiner Heimath weilt, nicht mit Bösen verkehrt, nicht fremde Weiber berührt, nicht dem Betrug, dem Diebstahl, der Zuträgerei und dem Trunke ergeben ist, der ist stets froh.

253. (3453.)An einem Kuhhorn zu nagen ist unnütz und verkürzt das Leben: man reibt sich die Zähne ab und erhält doch keinen Saft.

254. (3454.)Ein Thor, der seine Sinne nicht besiegt, sieht Schaden für Vortheil und Vortheil für Schaden an und hält grosses Leid für Freude.

255. (3455.)Schaden tritt in der Gestalt von Nutzen und Nutzen in der Gestalt von Schaden auf: so gereicht ja der Verlust des Besitzes Einigen nur zum Nutzen.

256. (87.)Weiber, die sonst keine Schranken kennen, verharren in den Schranken und bleiben bei ihren Männern, wenn keine andern Männer nach ihnen begehren oder aus Furcht vor der Dienerschaft.

257.Feuer macht Kälte zu Nichte, ein Smaragd – Gift, Einsicht – den Schmerz, ein Bösewicht – Alles.

258.Wer unbeständigen Sinnes ist, der fühlt sich weder unter Menschen, noch im Walde behaglich: unter Menschen versengt ihn die Gesellschaft, im Walde der Mangel an Umgang.

259.Bei Menschen unbeständigen Sinnes bringt sogar ihre Gunst Gefahr: ein Schlangenweibchen tödtet bekanntlich seine Brut aus Liebe, nicht aus Feindschaft.

260. (3456.)Durch Kummer wird Nichts erreicht, der Körper empfindet dabei Schmerz und die Feinde freuen sich; darum sollst du dein Herz nicht dem Kummer hingeben.

261. (3457.)Wer nicht murrt, klug ist und stets edel handelt, der geräth nimmer in grosse Noth und glänzt überall.

262. (3458.)Nichtungehaltensein, gerades Benehmen, Redlichkeit, Zufriedenheit, Freundlichkeit, Selbstbeherrschung, Wahrheit und Unermüdlichkeit sind nicht bei Bösen anzutreffen.

263. (88.)

272. (3459.)Wenn zwei Personen, von denen die eine Nichts von Liebe fühlt, die andere aber vor Sehnsucht vergeht, bei zu Stande kommender Vereinigung sogar dem Liebesgenuss sich hingeben, so ist dieses in meinen Augen weniger beneidenswerth, als wenn bei Zweien von gleicher Zuneigung, die in den gegenseitigen Besitz zu gelangen verzweifeln, sogar die Leiber zu Grunde gehen.

273. (3460.)Sollte derjenige, der unverständig und der Lebensklugheit abgeneigt ist, viele Reichthümer sammeln und sogar eine grosse Macht erlangen, so geht er doch schliesslich mitsammt dieser zu Grunde.

274. (95.)Wer selbst ohne Geheiss, wenn er etwas dem Fürsten Schadenbringendes gewahr wird, dasselbe zu entfernen sich bemüht, der ist ein würdiger Diener der Fürsten.

275. (3461.)Was der Fürst nicht nehmen darf, das nehme er nicht, sei er auch noch so arm; was er aber nehmen darf, sei dieses auch noch so gering, lasse er nicht fahren, sei er auch noch so reich.

276. (3462.)Dadurch, dass der Fürst nimmt, was er nicht nehmen darf und fahren lässt, was er nehmen darf, verräth er seine Schwäche und ist dadurch für diese und jene Welt verloren.

277. (3463.)Diese im Innern des Körpers hausende Gier, die keinen Anfang und kein Ende hat, richtet, wie das aus sich selbst sich erzeugende Feuer, die Geschöpfe zu Grunde.

278. (3464.)Nichtüberlieferung ist der Fleck an den heiligen Schriften, Nichtbeobachtung der Ordensregeln der Fleck am Brahmanen, die Bâbhîka sind der Fleck an der Erde, die Unwahrheit der Fleck am Manne.

279. (96.)Man wohne nicht in einem Lande, wo Niemand, Viele, ein Weib oder ein Kind das Regiment führt.

280. (3465.)Es giebt einige Sachen, die man nie und nimmer beginnen darf: der Art sind diejenigen, auf die der Mensch seine Kraft vergeblich wenden würde.

281. (97.)Eine Sache gar nicht anfangen ist das erste Zeichen von Verstand; etwas Angefangenes zu Ende führen – das zweite.

282. (3466.)Den Unehrenhaften, den Dummen, den Murrenden, den Ruchlosen, den Groben und den Zornigen trifft alsbald Schaden.

283. (98.)Warum hast du, o Einfältige, den möglichen Wandel der Zuneigung nicht bedenkend und auf die Freunde nicht achtend, gegen den redlichen Liebsten eifersüchtigen Groll an den Tag gelegt? Du hast ja mit eigener Hand die Kohlen zusammengescharrt, deren Flammen jetzt lichterloh aufschlagen, wie das Feuer beim Untergange der Welt. So höre denn nun auf vergebens in den tauben Wald hinein zu weinen!

284.Dass die nimmer wiederkehrende Zeit unnnütz verstreicht, haben wir nicht berücksichtigt; wir haben diese und jene ob des Einbruchs hundertfachen Unglücks widerwärtigen Verhältnisse ertragen. Doch was sollen wir noch viele Worte verlieren? Alles Mögliche haben wir, o wehe, uns selbst zu Leide gethan und dennoch wird, so lange wir leben, immer und immer wieder dasselbe unternommen werden.

285. (3467.)Dass in dem ungeschlossenen Käfig, dem neunthorigen Körper, der Vogel Luft (Seele) verbleibt, ist wunderbar; dass er sich auf und davon macht, ist so natürlich, dass man darüber nicht zu reden braucht.

286. (99.)Ist ein Land von Dürre heimgesucht und ist das Korn zu Grunde gegangen, dann sind diejenigen, o Lieber, glücklich, welche des Landes Verfall und der Familie Untergang nicht sehen.

287. (3468.)Der einfältige und gemeine Mann tritt ungerufen herein, spricht ungefragt viel und traut dem, der kein Vertrauen verdient.

288. (3469.)Wer ungerufen hereintritt, ungefragt viel redet und meint, er sei des Königs Liebling, der ist ein Thor.

289.Ungerufen hereintreten, ungefragt schwatzen, sich selbst loben und Andere tadeln, diese vier Sachen kennzeichnen einen leichtfertigen Menschen.

290. (100.)Vergänglich sind Jugend, Schönheit, Leben, Reichthum, Gesundheit, Umgang mit Freunden: es hänge an ihnen nicht der Weise.

291.Diejenigen, die es erkennen, dass (der Erfolg einer Unternehmung) ungewiss ist, können das Ziel verfehlen, aber auch erreichen; diejenigen aber, die gar nicht an's Werk gehen, erreichen nimmer das Ziel.

292. (101.)Die Leiber sind nicht von Bestand, Reichthümer währen nicht ewig, der Tod ist beständig in der Nähe; darum sammle man Verdienste ein.

293. (3470.)Da das Zusammenleben mit Lieben von keinem Bestand ist und das Leben wie ein Rad sich dreht, so sind Bruder, Mutter, Vater, Freund nur zufällig auf der Reise Zusammengetroffene.

294. (3471.)Weil in der Schlacht Sieg und Niederlage der beiden kämpfenden Parteien für ungewiss angesehen werden, darum soll man den Kampf vermeiden.

295. 296. 297.