Innere Heilung finden - Anika Schiestl - E-Book

Innere Heilung finden E-Book

Anika Schiestl

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Beschreibung

Im Glaubensleben begegnen uns diverse Herausforderungen, sowie Menschen, die uns unrecht tun oder Krankheit, die unser Leben beeinträchtigt. Satan, der diese Unruhe verursacht, versucht uns gleichermaßen einzureden, dass es keinen Ausweg oder Hoffnung gibt. Er bewirkt seelischen Schmerz und innere Gebundenheit. Er bombardiert unsere Gedanken mit Lügen. Dieses Buch zeigt Wege auf, um innere Heilung zu erfahren, sowie inwendig heil zu bleiben. Es lädt dazu ein, sich auf eine aufregende und alles verändernde Reise mit dem Heiligen Geist zu begeben. Die eingefügten Autobiographie-Inhalte der Autorin machen die Beispiele lebensnah und lebendig.

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Seitenzahl: 199

Veröffentlichungsjahr: 2023

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Innere Heilung finden

– unterwegs mit dem Heiligen Geist –

Innere Heilung finden – unterwegs mit dem Heiligen Geist –Copyright © 2023 Lighthouse e.V., Anika Schiestl

Herausgegeben von Lighthouse e.V.www.lighthouse-sh.de

1. Auflage April 2023Cover: Julia Kurz

Bibelzitate sind, soweit nicht anders angegeben, entnommen aus:Schlachter Bibel, Version 2000, Neue revidierte Fassung, 3. Auflage 2009, ©2003 Genfer BibelgesellschaftElberfelder Bibel, revidierte Fassung, 4. Sonderauflage 1995 ©1985/1992 R. Brockhaus Verlag Wuppertal und Zürich

Herstellung und Verlag: BoD – Books on Demand, Norderstedt

ISBN: 978-3-7578-7103-1

Alle Rechte vorbehalten. Kein Teil dieses Buches darf ohne schriftliche Genehmigung des Verlages in irgendeiner Form — durch Fotokopie, Mikroverfilmung oder irgendein anderes Verfahren — reproduziert oder in eine von Maschinen, insbesondere von Datenverarbeitungsmaschinen, verwendbare Sprache übertragen oder übersetzt werden.

Die Deutsche Nationalbibliothek verzeichnet diese Publikation in der Deutschen Nationalbibliografie; detaillierte bibliografische Daten sind im Internet über http://dnb.dnb.de abrufbar.

Danksagung

Mein Dank geht in erster Linie an Gott, der mich zu diesem Buch inspiriert hat. “Vater, Jesus, Heiliger Geist, ich danke Dir, dass Du mich an viele Begebenheiten erinnert und diese Worte in mir wachgerufen hast. Danke für die gemeinsame Zeit während des Schreibens. Es war so wertvoll und prägend, mit Dir zusammen die Bibel zu erforschen und die gewonnenen Erkenntnisse niederzuschreiben. -Amen-”

Ich danke auch Dir, meinem wundervollen Ehemann, der mich unterstützt und ermutigt hat, wenn ich daran zweifelte, ob die Zeilen auch für Personen außerhalb meiner Familie zur Verfügung gestellt werden sollten. Deine Ermutigung, Freude und Interesse an diesem Werk haben mich motiviert und angetrieben. Ich liebe Dich.

Außerdem möchte ich meinen Eltern danken, die in jeder Phase meines Lebens meine Vertrauten und Begleiter sind. Ohne Euch säße ich wohl nicht hier, um diese Zeilen zu verfassen. Danke, dass Ihr mich in Gottes Arme geliebt habt und mich in den verschiedensten Diensten unterstützt. Es ist mir eine große Ehre, Hand in Hand mit Euch im Reich Gottes zu dienen. Ich bete, dass Gott Euch immer wieder neu ins Bewusstsein ruft, welch vortrefflich treuen Dienst Ihr ihm an uns Kindern erwiesen habt.

Liebe Familie, ich bin Euch von Herzen dankbar für jeden Weg, den wir gemeinsam gehen, auf dem wir miteinander lachen, weinen und beten. Danke für das gegenseitige Zusprechen von ehrlicher Kritik und Ermahnung, für Ermutigung und Trost. Dieser Zusammenhalt, den wir leben dürfen, ist ein Wunder, welches nur Gott geben kann.

Ich danke Euch, meinen lieben Freundinnen, die Ihr immer an meiner Seite steht und die wir miteinander lachen und weinen dürfen. Danke, dass Ihr mit mir die Lebenswege geht und auch in diesem Buchprojekt ein Teil dessen wart. Danke für Korrekturlesen, sowie gemeinsames sinnieren über die Form und das Design.

Inhaltsverzeichnis

Die Lektion meines Lebens

Selbstfürsorge

1. Ein Leben in Gemeinschaft mit dem Heiligen Geist

Eine Gesellschaft der Hoffnungslosigkeit

Der Heilige Geist ist eine Person

Die Wirkungsweise des Heiligen Geistes

Beten im Geist - Das Sprachengebet

Eine Beziehung entsteht durch ein Miteinander

2. Ein Leben in biblischer Identität

Weißt Du wer Du bist?

Dein geistliches Erbe

3. Ein Leben in Autorität

Die Autorität des Heiligen Geistes

Ein Leben mit Gott fordert Investition

Die Angriffstaktik des Feindes

Möchtest Du frei sein?

Der geistliche Kampf und die Waffenrüstung eines Christen

4. Ein Leben in Selbstverantwortung

Heraus aus der Opfermentalität

Du bist berufen ein Überwinder zu sein

Schaust Du noch zurück oder lebst Du schon?

Triff Entscheidungen, die Dein Leben verändern

Die zehn Gebote wirklich verstehen

Täter des Wortes sein

Mut zur Unterordnung - Lass Dich leiten

Gib Gott zehn Prozent

Innere Heilung finden

Erneuerung

Die Lektion meines Lebens

Selbstfürsorge

In diesem Buch möchte ich Dich auf einen Weg zur inneren Heilung einladen, den Gott für Dich bereithält. Auf dieser Reise wirst Du entdecken, welche wertvollen Ressourcen [Fähigkeiten] Gott in Dich hineingelegt hat und dass er es liebt, Dir die freie Wahl und Entscheidungsfreiheit zu übertragen.

Als erstes ist es wichtig zu verstehen, dass Gott uns Menschen lebensbegabt erschaffen hat. Er hat sozusagen die Begabung in uns hineingelegt, den Stürmen des Lebens standzuhalten. Auf den folgenden Seiten möchten wir dementsprechend gemeinsam unsere Ressourcen, die er uns dafür zur Verfügung gestellt hat, näher betrachten und ergreifen.

Nachdem Gott dem Menschen in seiner unbändigen Liebe Leben einhauchte, bestaunte er den Menschen und benutzte das Prädikat „sehr gut“. Der Mensch war ohne Scham, Schmerz, Krankheit und Zerbruch.

Laut 1. Mose 1,22-31 ist von Beginn an erkennbar, dass Gott es gut meint mit seinen Geschöpfen und Gutes über ihnen [uns] ausspricht.

Als unser Spiegelbild hat er Persönlichkeitsmerkmale der Liebe, des Gerechtigkeitssinns und des freien Willens in uns hineingelegt. Dadurch, dass er dem Menschen den freien Willen zusprach [der bis heute für uns alle gilt], legte er die Fähigkeit in uns hinein, eigene Entscheidungen zu treffen. Wir können beispielsweise selbst entscheiden, ob wir uns an seine Gebote halten wollen oder nicht.

Gott erschuf uns also lebensbegabt, indem er uns die Fähigkeit zusprach das Leben bewältigen zu können.

Um in der Fähigkeit der Lebensbegabung “erfolgreich“ vorangehen und seelisch heil sein zu können, ist es von Wichtigkeit, dass wir die Voraussetzungen dafür verstehen.

In diesem Buch möchte ich vier Grundvoraussetzungen beleuchten, die uns in einen Lebensstil des inneren heil Seins führen:

Ein Leben in Gemeinschaft mit dem Heiligen GeistEin Leben in biblischer IdentitätEin Leben in AutoritätEin Leben in Selbstverantwortung

In meiner Tätigkeit als christliche Fachberaterin und Traumapädagogin suchen mich Menschen unterschiedlichster Prägung und Herkunft auf. Hierbei treiben sie verschiedene Anliegen in die Beratung. Beispielsweise wurden Lügen, die in der Vergangenheit über ihnen ausgesprochen wurden, als Wahrheiten angenommen. Andere wiederum haben die Schwierigkeit, ihre biblische Identität zu verstehen oder zu ergreifen. Es sind Personen darunter, die eine Opfermentalität eingenommen haben, oder aber es kommen Ratsuchende zu mir, die Lügen über Gott als Vater, Sohn und Heiliger Geist glauben.

Die größte Übereinstimmung, die neben all diesen Herausforderungen mitschwingt, ist die Lebenslüge minderwertig zu sein. Diese Lebenslüge führt oftmals dazu, dass Menschen die Fähigkeit verlieren, sich selbst Schutzräume zu erschaffen oder zu bewahren. Sie haben verlernt, eigene Grenzen zu setzen, um einen gesunden Weg der Selbstfürsorge zu leben. Sie haben verlernt, ihre Lebensbegabung einzusetzen und lassen sich von den Stürmen des Lebens, oder den Anfechtungen Satans bestimmen und fehlleiten.

Obwohl wir erst unter Punkt 4 näher auf die Thematik der Selbstverantwortung eingehen, möchte ich darauf Bezug nehmen, dass wir unsere Selbstverantwortung nur dann wahrnehmen können, wenn wir überhaupt verstehen, dass wir Selbstfürsorge in unserem Leben brauchen.

Wir leben in einer Gesellschaft, in der nach Lust und Laune Entscheidungen getroffen werden, solange dabei die inneren Triebe oder Begierden gestillt werden. Auf der Suche nach Befriedigung leben Menschen ihre Sexualität aus, wie es ihnen passt - ohne Rücksicht auf Verluste. Das Geschlecht ist inzwischen frei wählbar. Werte, die früher hoch gelobt wurden, werden heute umgekehrt und als überholt bezeichnet. Augenscheinlich zeigt sich die Menschheit tolerant, solange alle der gleichen Meinung sind. Dieser Wandel bewirkt bei vielen Menschen Verunsicherung, sodass ihnen nicht mehr klar ist, was richtig oder falsch ist; was ihnen gut tut oder schadet.

Die Welt folgt zwar ihren Trieben und lebt ein selbstbezogenes Dasein; sich hingegen Zeit für sich selbst einzuräumen und Selbstfürsorge umzusetzen, bedarf mitunter wohl eher einer Rechtfertigung und legt dem Gegenüber gegebenenfalls die Frage nahe: “Geht es Dir nicht gut, oder warum brauchst Du Zeit für dich selbst?“

Wenn wir das Eigenwort SELBSTFÜRSORGE betrachten, stellen wir fest, dass es im Duden gar nicht existiert. Hingegen erscheint das Wort Selbstliebe, welches auch als Synonym für Egoismus und Selbstsucht verwendet wird.

Dieses Synonym lässt die Menschen fälschlicherweise schlussfolgern, dass ein gesundes Maß an Liebe für sich selbst einen egoistischen und selbstsüchtigen Hintergrund hat. Ich möchte jedoch belegen, dass biblische Selbstliebe für ein gesundes, geistliches Leben unabdingbar ist und keinesfalls negativ bewertet werden sollte.

Jesus sagt in Markus 12,31 “Du sollst deinen Nächsten lieben wie dich selbst!“ [Schlachter]. Wie sollen wir aber unseren Nächsten lieben, wenn wir keine biblische Selbstliebe kennen? Wenn wir uns selbst lieben sollen, heißt es dann nicht auch, dass es Hand in Hand mit gelebter Selbstfürsorge geschehen muss?

Betrachten wir die Frage der Selbstfürsorge einmal praktisch:

Gott hat Dich und mich als Menschen erschaffen, die Erschöpfung verspüren können. Wir verspüren Müdigkeit nach einer erbrachten Leistung oder nach einer bestimmten Zeit des Wachseins. Schlaf ist ein regelmäßiger und fester Bestandteil unseres Lebens. Würde ein Mensch zum stetigen Wachsein gezwungen werden, würde sein Körper irgendwann die Funktionen einstellen. Es würden Verwirrtheitszustände auftreten und ein Koma würde folgen, aus dem die Person gegebenenfalls nie wieder erwachen würde.

Oder: Würdest Du keine Fürsorge an Deinen Zähnen betreiben, würden sie Dir eines Tages weg faulen. Du bekämst stärkste Schmerzen und es könnten schwerwiegende Entzündungen auftreten, die wiederum Folgeerkrankungen auslösen könnten.

Von meiner Zeit als Gesundheits- und Krankenpflegerin in der Psychiatrie werde ich einige Situationen wohl nie vergessen. Sie haben mir gezeigt, was geschehen kann, wenn der Teufel Menschen knechtet und ihnen jeglichen Bezug zu sich selbst raubt. Oder wenn er ihnen die Fähigkeiten der Lebensbegabung und Selbstfürsorge stiehlt. Wenn statt Selbstliebe Selbsthass regiert…

Als ich auf der geschlossenen Station der psychiatrischen Aufnahme arbeitete, nahmen wir eines Tages eine Patientin auf, die aufgrund von unverarbeitetem jahrelangen Missbrauch schwerwiegende psychische Störungen entwickelt hatte. Aufgrund eines Suizidversuches war sie notfallmäßig eingeliefert worden. Es fiel mir und meiner Kollegin schwer, tief durchzuatmen, da die Luft erfüllt war von Schweiß, Verfaultem und fischigem Geruch. Laut Aussage ihrer Begleitperson hatte sich die Dame bereits seit Jahren körperlich nicht mehr ausreichend versorgt. Aufgrund der Gefahr von Fremd- und Eigengefährdung mussten wir die Dame leider, auf Anordnung des diensthabenden Arztes, fixieren. Der Dame wurden Beruhigungsmittel verabreicht und während ich mit ihr allein im Überwachungsraum war, sang ich leise Lobpreislieder vor mich hin und betete für sie. Wie so oft bei unzähligen Patienten vor ihr, sah ich den Blick in ihren Augen, der eine tiefe Sehnsucht, Angst und Hoffnungslosigkeit ausstrahlte. Nur einen kurzen Augenblick später sah ich, wie sich ihre Augen verfinsterten und sie spuckte mich an. Ich denke, dass das Heer des Satans [dämonische Geister], die an ihr klebten, mir damit zu verstehen geben wollten, dass ich unerwünscht war. Doch das ist eine andere Geschichte, auf die ich später noch einmal eingehen werde.

Als das Beruhigungsmittel wirkte, begannen meine Kollegin und ich die Dame behutsam zu entkleiden, um sie zu waschen und neue Kleidung anzulegen. Aufgrund der fehlenden körperlichen Selbstfürsorge war ihre Haut rissig geworden und es hatten sich an diversen Stellen Infektionen gebildet, die sehr stanken. Ihre Ellenbogen waren so stark verhornt, dass ihr kaum noch Beugebewegungen der Arme möglich waren. Im Leistenbereich, wie auch an den Füßen, hatte sich ein großflächiger Pilz gebildet. Den Zustand über ihren Intimbereich möchte Ich Dir lieber ersparen.

Was zeigt uns dieses Beispiel? Schlichtweg: Unser Körper benötigt Fürsorge.

Für viele Menschen stellt das wohl kein großes Problem dar. Es gehört zum täglichen Leben und wir wissen um die Wichtigkeit dessen. Doch es ist keine Seltenheit, dass wir Menschen dazu neigen, uns nicht mehr ganzheitlich zu versorgen, wenn wir seelischen Ballast mit uns herumtragen. Es ist bewiesen, dass eine unmittelbare Verbindung zwischen einer belasteten Psyche und fehlender oder übermäßiger Selbstfürsorge besteht.

Bevor ich durch den Prozess der inneren Heilung gehen durfte, stellte es auch mich regelmäßig vor eine große Herausforderung, mich gut um mich selbst zu kümmern.

Durch ein Kindheitstrauma des sexuellen Missbrauchs, wodurch ich fremdgeleitet im Jugend- und jungen Erwachsenenalter viele falsche Entscheidungen traf, hatte ich ein Stück weit den Bezug zu mir und meinem Körper verloren.

Ich war immer eine gepflegte Person. Mir war Sauberkeit, Ordnung und körperliche Reinlichkeit sehr wichtig. Manches Mal sogar viel zu wichtig und ich konnte Unordnung oder Dreck kaum ertragen, weil es mir meinen Schutzraum, den ich mir aus eigener Kraft mühsam erschaffen hatte, raubte. An manchen Tagen wusch ich mich viele Male und erlag der Illusion, die “innere Beschmutzung” dadurch wegwischen zu können.

Doch ich erinnere mich sehr klar daran, dass es mir beispielsweise äußerst schwerfiel, bis dahin, dass es mir schlichtweg nicht möglich war, mich einzucremen oder mir anderweitig einfach etwas Gutes zu tun. Ich mochte mich nicht selbst berühren und war zu mir selbst so distanziert, dass die massierenden Berührungen und Bewegungen des Eincremens für mich kaum aushaltbar waren. Es suggerierte mir eine Art Intimität, die ich in meinen Augen nicht verdiente und vor der ich mich zudem ekelte. Meine Haut juckte und schmerzte zeitweise stark, weil sie trocken wurde. Es fiel mir zudem schwer, mir schöne Frisuren zu stecken oder mich gar zu schminken, denn dafür hätte ich längere Zeit in den Spiegel schauen müssen. Meine Freundinnen fragten mich manchmal, warum ich keinen Ganzkörperspiegel besitzen würde. Ich sagte dann jedes Mal, dass mir Spiegel nicht so wichtig seien. Die wahre Antwort jedoch war, dass ich mich als so abstoßend empfand, dass ich mein eigenes Spiegelbild nicht ertragen konnte. Wenn ich Geschenke erhielt, freute ich mich zwar ehrlich darüber, doch überlegte ich zumeist anschließend, an wen ich es weiter verschenken könnte, um jemand anderem eine Freude zu bereiten. Ich konnte es für mich selbst schwer annehmen und sah andere viel eher dazu berechtigt als mich.

Nach außen hin schien ich ein stabiler und gepflegter Mensch zu sein, jedoch war es mir heimlich, still und leise nicht gut möglich, mich um mich selbst zu kümmern. Bis ich Gott als meinen Heiler kennenlernte…

Ich habe keine Spontanheilung erlebt, sondern musste den Weg zur inneren Heilung in einem Prozess durchlaufen. Gott zeigte mir nach und nach meine inneren “Baustellen” auf und ich stand in der Verantwortung es dementsprechend anzugehen und umzusetzen. Er lehrte mich, aus der Opfermentalität herauszutreten und in Selbstverantwortlichkeit ein eigenes Standing zu entwickeln. Ich brauchte Zeiten des Trainings, erlebte einige Rückschläge  und  feierte auch  große Siege. Es  brauchte viel Zeit mit Gott; das Erforschen seiner Persönlichkeit und das Studieren der Bibel, um Gottes Wesen Stück für Stück mehr ergreifen zu können. Ich war außerdem gezwungen, Geduld zu erlernen, wenn sich vermeintlich mal gar nichts bewegte.

Als ich dann Jahre später, durch Seelsorge, durch meine persönliche Beziehung zu Gott, wie auch durch Freisetzungsgebete innere Heilung empfangen hatte, lernte ich die Wichtigkeit von Selbstfürsorge kennen und verstand das erste Mal so richtig, was das im Tiefgang bedeutete.

Gott zeigte mir klar auf, dass es wie eine Art “Psychohygiene“ ist, die ich dringend brauch(t)e. Aber nicht nur ich, sondern jeder Mensch. Denn Gott möchte uns allen den Segen eines gesunden Körpers und einer gesunden Psyche zuteilwerden lassen, ohne dass wir uns diesen selbst wieder rauben [und dann womöglich noch den Lügen Satans Glauben schenken, dass Gott schuld daran sei] …

Innerlich schon heiler, aber noch ein absoluter Rohdiamant, begann ich in meiner Heimatgemeinde zu dienen. Ich liebte Jesus und meinen Dienst am Menschen. Doch leider diente ich noch oft über meine Belastungsgrenze hinaus. Ich hatte die Wichtigkeit der eigenen Psychohygiene zwar schon verstanden, doch durch die vielen Jahre der vorangegangenen falschen Prägung und Verkennens meiner wahren Identität, hatte ich noch keine praktischen Erfahrungen in Selbstfürsorge gesammelt. Ich war quasi untrainiert.

Somit richtete ich meinen Blick weg von mir und auf die Belange meiner Mitmenschen, diente den Personen in Liebe und fühlte mich dabei wirklich erfüllt und glücklich. Ich wusste, ich lebte Jüngerschaft und hielt mich an Gottes Wort, welches doch so klar in Johannes 13,35 stand “Daran wird jedermann erkennen, dass ihr meine Jünger seid, wenn ihr Liebe untereinander habt.“ [Schlachter]

Dennoch merkte ich nach und nach, dass Gott mich noch begradigen musste. Damals wusste ich noch nicht, dass er mich für den Dienst der Seelsorge und Traumafachberatung vorbereitete. Dafür war es wichtig, dass ich nicht nur Resilienzen [Widerstandsfähigkeit] entwickelte, sondern auch meine eigenen Grenzen erkennen und einhalten konnte.

So musste ich leider hautnah erleben, was ein Burnout bedeutet, dadurch, dass ich -ohne es zu merken- wieder einmal nicht auf mich selbst geachtet hatte. Immer wieder tappte ich über lange Zeiträume in die Falle, zu wenig Ruhezeiten einzuhalten oder dass ich mir selbst gegenüber mit herausfordernden Ereignissen nicht sensibel genug umgegangen war. Ich dachte, ich müsste nun besonders stark sein und erlaubte mir beispielsweise nicht, Verluste zu betrauern, oder nicht sofort „hier“ zu schreien, wenn Dienstbereiche unbesetzt waren, aber dringend Hilfe benötigt wurde. So diente ich über meine Grenzen hinaus und gab alles, um meiner Gemeinde zu dienen und mir Gottes Liebe zu verdienen. Ich war der Lüge des Feindes aufgesessen, dass ich unentbehrlich sei und hohe Leistungen bringen müsse. Somit fühlte ich mich stetig unter Druck, um anderen von Nutzen zu sein.

Die Realität holte mich recht bald ein. Ich musste wohl oder übel feststellen, dass sich die Welt auch ohne mich weiterdrehte, als ich einige Monate später aus dem Verkehr gezogen wurde. Ich erinnere mich noch heute daran, wie ich in einem Lebensmittelgeschäft stand, um dort einzukaufen. Meine Freundin hatte angeboten, für mich Lasagne zu kochen und ich hatte in dem Prozess nur eine einzige Aufgabe: die Nudelplatten besorgen. Der Gedanke daran, diese Nudelplatten nun in den Einkaufswagen zu legen und zur Kasse zu gehen, versetzte mich plötzlich in Angst und Schrecken. Alles schien mir, von einer Sekunde auf die nächste, unüberwindbar und zu anstrengend. Ich brach im Geschäft zusammen und weinte bitterlich. Ich war über mehrere Minuten nicht in der Lage, die besagten Lasagneplatten zu nehmen und einfach zur Kasse zu gehen. So hielt ich sie lediglich über einen sich ewig anfühlenden Zeitraum weinend in den Händen. Schlussendlich legte ich sie wieder zurück ins Regal und schaffte es nur mit Mühe nach Hause. Ab diesem Moment fiel ich in eine tiefe Erschöpfungskrise.

In dieser Krise angekommen, brachen die vielen Jahre der fehlenden Psychohygiene aus mir heraus und raubten mir jegliche psychische und körperliche Kraft. Auf diesen Tiefpunkt folgten einige Monate der Charakterschulung, eine Zeit, in der ich der Lehrling war und Gott mein Meister. Er zeigte mir sehr deutlich auf, was für mich machbar war und was nicht. Ich musste wohl oder übel lernen, meine Belastungsgrenze zu erforschen, was gleichsam bedeutete, einen Blick für mich selbst zu entwickeln. Es war eine Zeit, in der ich mich entscheiden musste, eine weitere Lektion über Selbstfürsorge zu lernen. Zudem stand ich vor der Herausforderung, dem Heiligen Geist die Erlaubnis zu geben, in mir zu wirken [mich somit auch zu ermahnen]. Ich bin meinen Eltern hierbei sehr dankbar, die mich von Kind auf lehrten, dass die Ermahnung des Heiligen Geistes grundsätzlich behutsam vonstattengeht. Keine Anklage oder Schuld, sondern Offenbarung und Wegweisung. Aufgrund dieses Wissens konnte ich mich getrost fallen und von ihm schulen lassen.

Ich möchte hierbei ehrlich sein. Mir gefiel dabei vieles nicht, was der Heilige Geist mir aufzeigte. Denn er überführte mich einiger falschen Verhaltensweisen, sündhaften Gedanken und zu guter Letzt, dass ich mich aus einigen Diensten zurückziehen sollte.

Zudem überführte mich der Heilige Geist, dass ich mehr seine Gegenwart suchen sollte, anstatt nur darüber zu reden. Er überführte mich, dass meine Haltung ihm gegenüber sozusagen aus den Fugen geraten war. Eine tiefe Ehrlichkeit meinerseits war, dass ich den Heiligen Geist liebte. Ich wusste, wie es sich anfühlte ihn zu erleben. Ich sprach gerne über ihn und brachte ihn anderen Menschen näher. Ich erlebte, dass Andere ihn dadurch kennenlernten und hungrig nach ihm wurden.

[Im Leben mit dem Heiligen Geist lernen wir, ihn mehr und mehr zu hören. Wie wir seine Stimme erkennen können, lesen wir in den Kapiteln “Ein Leben in der Gemeinschaft mit dem Heiligen Geist“.]

Nachdem ich also so oft begeistert über den Heiligen Geist gesprochen hatte, zeigte er mir im Zustand der völligen Kraftlosigkeit dann im Gebet äußerst deutlich auf [Gedächtnisprotokoll]: “Anika, so geht es nicht! Ich liebe es zwar, dass du von mir schwärmst, doch es wäre noch schöner, wenn du mit mir schwärmst. Du erzählst so viel von mir, doch wann warst Du selbst das letzte Mal erfüllt von mir? Wann hast Du Dich zuletzt in meine Arme fallen lassen und hast meine Gegenwart gesucht, ohne zeitlichen Druck? Wann hast Du das letzte Mal eine Offenbarung von mir bekommen, weil Du Dir wirklich Zeit genommen hast mir bis zum Ende zuzuhören?“

Diese Erkenntnis und Überführung trafen mich wie ein Schlag. Es fiel mir wie Schuppen von den Augen. Es war mir plötzlich völlig klar, wie ich in diesen Zustand des ausgebrannt Seins hineingekommen war. Ich hatte nicht denjenigen einbezogen, der mir Kraft und Autorität zusprach. Den, der mir Grenzen aufzeigen konnte und mir gleichsam hätte ein Go geben können, wenn es mal dran gewesen wäre, Grenzen kurzzeitig auszudehnen. Denjenigen, der Salbung ausgegossen hat, um mich in den richtigen Diensten zur richtigen Zeit zu befähigen, um Wunder zu tun.

Wie gesagt, bedeutete diese Erkenntnis, dass es an der Zeit war, Dinge aufzugeben, die mir Kraft und Zeit raubten, um mich im Umkehrschluss mehr in die Dinge zu investieren, von denen ich wusste, dass Gott mir einen klaren Auftrag erteilt hatte. Das fiel mir gar nicht so leicht, weil ich Angst hatte, Außenstehende könnten denken, dass ich untreu sei. Ich musste meinen Stolz überwinden, zu meinen Grenzen stehen und ein eigenes Standing entwickeln. Gott nahm mir die folgenden Gespräche nicht ab, in denen ich vor meinen geistlichen Leitern bekennen musste, dass ich mir zu viel aufgeladen hatte. Er wusste, dass diese Überwindung zum Prozess der Heilung gehörte.

Die Tatsache der Umstrukturierung brachte letztlich eine Art Befreiungsschlag mit sich. Ich konnte wieder aufatmen und war nicht mehr getrieben vom ständigen Termindruck oder von Aufgaben, die mir Kraft raubten, weil ich dafür nicht mit den passenden Ressourcen ausgestattet war.

Der Burnout verschwand nicht einfach von heute auf morgen. Ich musste erst lernen, mich selbst zu verstehen, Gottes gesetzte Grenzen, sowie auch eigene Grenzen zu akzeptieren, Symptome einzuordnen und mich noch ein Stück weit lesen zu lernen. Ich erlebte im Laufe dieser Jahre der Heilung, wie Gott meine verschobene Prägung überschrieb.

Wenn ich von einer verschobenen Prägung spreche, meine ich nicht die Prägung, die mir seitens meiner Familie mitgegeben wurde. Ganz im Gegenteil. Ich darf mich dankbar schätzen, dass ich eine wundervolle Familie habe. Unsere Eltern haben mich und meine vier Geschwister in Gottes Arme geliebt. Wir wurden in Liebe, Konsequenz und Selbstverantwortung geschult und lebensbejahend erzogen. Der Feind jedoch schlief nicht und stahl mir quasi meine Prägung. Er fügte Lebenslügen hinzu, traumatisierte mich und entzog mir zeitweilig einen festen Grund, indem ich ihm Glauben schenkte und mich in meiner Jugendzeit von meiner Gemeinde und Gott abwandte. Ich nahm eine Identität der Minderwertigkeit an und saugte unbewusst diese von Lügen beladene und hässliche Prägung in mich auf.

Doch Gott ist ein Gott der Treue. Für ihn ist keine Herausforderung zu groß und keine Prägung zu “verbogen“, um sie nicht wieder gerade biegen zu können. So zog er mich Jahre später, durch die Liebe meiner Eltern, wieder zu sich, tauschte Ballast aus und überschrieb die Lebenslügen.

Mit den Jahren fiel es mir immer leichter Gottes Stimme zu vernehmen, um mich in seinem Schutzraum zu bewegen. Ich lernte, ihn nach seinen Gedanken zu fragen, bevor ich Entscheidungen treffen musste. Nicht immer gelang es mir sofort. Manchmal fiel mir erst im Nachhinein auf, dass ich vergessen hatte, ihn nach seinen Gedanken zu fragen. Diesbezüglich bin ich bis heute in einem stetigen Lernprozess. Doch es wurde mehr und mehr zum Normalzustand, wie die Luft zum Atmen.

Heute ist es für mich völlig normal, dass ich ihn in meine Lebenslagen einbeziehe, ohne dass ich erst am Rande der Verzweiflung ankommen muss. Beispielsweise hatten mein Ehemann und ich vor einiger Zeit, in der Funktion als Schutzbeauftragte einen Termin beim Oberlandesgericht, um dort für zwei Minderjährige auszusagen und für das Recht der beiden einzustehen.

Während wir im Gerichtssaal mehreren Richterinnen gegenübersaßen, wurde der Beschwerdeführer um sein Wort gebeten. Aufgrund des monatelangen vorgerichtlichen Schriftwechsels wussten wir, dass der Beschwerdeführer nichts Gutes im Sinn hatte. Wir kannten seinen Antrieb aus Bitterkeit, sowie sein Streben nach Macht und Selbstdarstellung.

In Stille beteten mein Mann und ich ohne Unterlass. Ich berief mich in meinen Gebeten auf die Bibel, die den Heiligen Geist in 1. Johannes 2,1 im Urtext als Parakletos beschreibt. Parakletos bedeutet so viel wie Fürsprecher, Tröster, Anwalt.