Innovation Heroes - Nik Eugster - E-Book

Innovation Heroes E-Book

Nik Eugster

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Beschreibung

Wie entstehen heldenhafte Ideen? Und wie kann eine Krise Innovation befeuern? Um diese Fragen dreht sich das HERO MODELL, mit dem in diesem Buch auf verständliche Weise erklärt wird, wie Innovation entsteht. «Innovation Heroes» zieht zudem Parallelen zum Projekt «Local Hero», das während der COVID-19-Krise Innovation beförderte und selbst zum innovativen Grosserfolg wurde. Und es weist auf Analogien zu Superheldengeschichten hin, denn daraus kann viel über Innovation gelernt werden. Das Resultat dieser Erzählstränge ist ein sowohl unterhaltsames als auch praxisnah inspirierendes Buch.

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Seitenzahl: 82

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Nik Eugster

INNOVATION HEROES

Wie heldenhafte Ideen entstehen

Impressum

Innovation Heroes von Nik Eugster wird unter Creative Commons Namensnennung-Nicht kommerziell-Keine Bearbeitung 4.0 International lizenziert, sofern nichts anderes angegeben ist.

© 2020 – CC-BY-NC-ND (Werk), CC-BY-SA (Texte)

Autor: Nik Eugster

Verlag: buchundnetz.com

Umschlaggestaltung und Layout: Philipp Thöni, Blackyard, Bern

Illustrationen: Olivia von Wattenwyl, Bern

Lektorat und Korrektorat: Christian Gassmann, Fehlervogel, Zürich

Autorenfoto: Michael Schär, Rawfilers, Bern

ISBN: 978-3-03805-300-2 (Print – Softcover)

ISBN: 978-3-03805-342-2 (PDF)

ISBN: 978-3-03805-343-9 (ePub)

ISBN: 978-3-03805-344-6 (mobi/Kindle)

Dieses Werk ist als eBook in verschiedenen Formaten, sowie als gedrucktes Buch verfügbar. Weitere Informationen finden Sie unter www.innovationheroes.info und www.buchundnetz.com/werke/innovationheroes

INHALTSVERZEICHNIS

1Vorwort

2Der Tag, an den sich alle erinnern werden

3Die Herkunft von Superhelden

4Die Herkunft heldenhafter Ideen

5Unser erster Hero-Moment

6Helden brauchen Superkräfte

7Wie heldenhafte Ideen durch die Decke gehen

8Skalieren, skalieren, skalieren

9Das Labor der Superhelden

10Die nächste Idee muss her

11«Dann machen wir 100 000 Franken»

12Nachwort

Für Dorette und Lilly

1

VORWORT

Ich trat auf die Strasse und hatte Hühnerhaut. Soeben hatte mir die Chefin des grössten Energieunternehmens der Region einen Beitrag von 100 000 Franken zugesprochen. Einfach so am Sitzungstisch. Nach einer Präsentation von gerade mal zehn Minuten. Aufgrund eines Konzepts von einer A4-Seite. Aber mit einer sehr guten Idee. Es war das zweite Mal innert Wochenfrist, dass wir uns selbst übertroffen hatten. Das zweite Mal in einer geradezu surrealen Zeit, denn es waren die Wochen im März 2020, als auch in der Schweiz die erste Ansteckungswelle des neuartigen Coronavirus anrollte. Aus Italien kamen immer mehr Bilder von Krankenhausfluren, die mit Patientenbetten vollgestellt waren, von LKWs, die nachts die Leichen wegbrachten. Es folgten auch in der Schweiz erste Ansteckungen in den grenznahen Gebieten zu Italien, und als die Situation ausser Kontrolle zu geraten drohte, zog die Regierung – wie in vielen Ländern ringsum – die Reissleine. Und da entstand unsere erste Idee, die zwar nicht revolutionär war, denn sie wurde vielerorts von anderen ähnlich umgesetzt. Aber wir hatten sie sehr früh und hatten deshalb grossen Erfolg damit. Sie bestand in einer Internetplattform, die nach dem sogenannten Lockdown – den behördlichen Massnahmen, die die Verbreitung des Virus eindämmen sollten, einschliesslich Laden-, Restaurantschliessungen und Homeoffice – lokalen Unternehmen half, ihre Produkte auf neuen Wegen und Kanälen zu verkaufen. Die Internetseite schlug ein wie eine Bombe. Bewusst und unbewusst hatten wir vieles richtig gemacht. Und wir liessen nicht locker, wollten weitere Ideen entwickeln. Und so war auch diese zweite Idee entstanden, für die man mir eben 100 000 Franken zugesprochen hatte.

Der Platz vor dem Hauptsitz des Unternehmens wirkte verlassen. Normalerweise war das hier eine der belebtesten Kreuzungen im sonst eher beschaulichen Bern mit seinen rund 150 000 Einwohnern. An normalen Mittwochabenden fahren stündlich Hunderte von Autos über den unübersichtlichen Platz. Und deshalb war die Situation so surreal, denn es war Mittwochabend zur Pendlerzeit, und der Platz war menschenleer. Natürlich kannte ich diese Leere schon aus den vergangenen Tagen des Lockdown. Der wurde in der Schweiz nicht nach ebenso strengen Regeln umgesetzt wie in anderen Ländern, und dennoch wagten sich die Leute kaum noch nach draussen. Jetzt fiel mir die absurde Leere besonders auf, weil sich alles, was sich gerade abspielte, irgendwie surreal anfühlte.

Ich hatte so gehofft, dass wir auch diesmal Erfolg haben würden. Von der Idee war ich zu hundert Prozent überzeugt und hatte mein ganzes Netzwerk aktiviert, um an die richtigen Stellen zu gelangen. Aber war es wirklich das, was am Ende zum Erfolg führte? Wie konnte es sein, dass wir zweimal nacheinander ins Schwarze getroffen hatten? Diese Frage stellte ich mir immer wieder, als ich auf den leeren Platz trat – und auch in den Tagen danach. Sie faszinierte mich. Sie liess mir keine Ruhe. Was braucht es, um eine wirklich revolutionäre Idee zu haben? Welche Rolle spielen die Rahmenbedingungen? Welche Rolle spielt der Zufall? Wie kommt man auf wirklich gute Ideen, und wie kann man es beeinflussen, dass eine gute Idee auch zum Erfolg wird?

Ich begann diese Fragen zusammen mit meinen Freundinnen und Freunden, mit denen ich in den Wochen zuvor das Portal «Local Hero» aufgebaut hatte, zu diskutieren. Ich stürzte mich auf die Fachliteratur und meine Notizen von Studienreisen ins Silicon Valley und nach Berlin, wo ich innovative Unternehmen wie Ideo, Tesla, Ebay oder Outfittery und Ausbildungsstätten wie die legendäre d.school der Stanford University besucht hatte. Ich versuchte, die Kernelemente erfolgreicher Ideen herauszuschälen, sezierte unser Musterbeispiel «Local Hero», als wäre es nach einem blutigen Mordfall auf meinem Obduktionstisch gelandet. Ich fand Antworten, die neue Fragen aufwarfen, und versuchte darin ein System zu erkennen. Und ich fand es.

Das in diesem Buch beschriebene Hero-Modell ist in der Krise entstanden. Man sagt ja oft, dass in Krisen Grosses entsteht. Aber wie genau passiert das, und wie kann man diese Prinzipien, Mechanismen und Tools auch in Zeiten ohne Krise nutzen? Sich in einem gesättigten Markt zu behaupten, ist unter Umständen sogar schwieriger, als in einem Krisenkontext neue Ideen zu lancieren. Umso mehr sind auch in der Hochkonjunktur Rezepte gefragt, die uns zu neuen Denkweisen, neuen Ideen und neuen Geschäftsmöglichkeiten bringen. Das Hero-Modell soll eine Auslegeordnung für Innovation sein und ein Modell, das uns hilft, die Voraussetzungen für gute Ideen und deren Um- und Durchsetzung bewusster zu lenken.

Kurz vor dem Ende des Lockdown erhielt ich die Anfrage, ob ich die Geschichte von «Local Hero» in einem Vortrag erzählen wolle. Da ich mir aus rund zwanzig Jahren Arbeit als Moderator beim Radio gewohnt war, Geschichten zu erzählen, wusste ich, dass dies nicht einfach ein simpler Bericht über die Begebenheiten der letzten Wochen werden würde. Ich wollte die Erzählung natürlich auch unterhaltend gestalten und begann deshalb, zu einem weiteren, für mich damals noch ziemlich neuen Gebiet Recherchen anzustellen: dem der Superhelden. Für unsere Internetplattform «Local Hero» arbeiteten wir schon stark mit Superheld-Elementen und passenden Storytelling-Ansätzen. Bei meinem Referat wollte ich noch weiter gehen und spannende Analogien zwischen Superhelden und unseren Projekten aufzeigen. Schliesslich wollte ich das eben entstandene Hero-Modell vorstellen, das sich stark auf solche Analogien stützt.

Auch das vorliegende Buch besteht, wie meine Referate, aus vier Erzählelementen, die ineinanderfliessen. Zentral ist das Hero-Modell, das noch im Detail erklärt wird. Als Beispiel für Innovation und um die Modellelemente genauer zu beschreiben, werden die Geschehnisse und Begebenheiten rund um unsere Projekte «Local Hero» und «Support your Hero» beigezogen. Diese Passagen sind kursiv gesetzt. Die Passagen über Analogien zu den Superhelden mit vielen spannenden Zusatzinformationen sind grau hinterlegt. Und schliesslich enthält das Buch nützliche Listen, Modelle und Werkzeuge für den Ideenfindungsprozess. Diese Take-aways stehen kursiv in grauen Kästchen.

Ich hoffe, mit diesem Buch – genauso wie mit meinen Referaten und Workshops – den Innovationsprozess in vielen Unternehmen anzuregen und der Leserschaft eine Reflexion darüber zu ermöglichen, wie Ideen entstehen und wie man sie fördert. Die Entscheidung, unsere Erfahrungen und Erkenntnisse aus der Corona-Krise in einem Buch festzuhalten, drängte sich für mich geradezu auf. Schon die Internetplattform «Local Hero» war ein klassisches Empowerment-Projekt, also eines, das anderen helfen sollte, sich besser auf die aktuelle Situation einzustellen und trotz widrigen Umständen zumindest Teilerfolge zu erzielen. Dasselbe soll nun auch mit unserem Wissen aus diesem Projekt geschehen. Wir wollen dieses Wissen teilen. Das Buch erzählt von unserem Projekt «Local Hero» und erklärt daran das Hero-Modell.

Jede Idee hat eine Vorgeschichte. Beginnen wir mit unserer.

Krise ist ein produktiver Zustand.

Man muss ihr nur den Beigeschmack der Katastrophe nehmen.

MAX FRISCH

2

DER TAG, AN DEN SICH ALLE ERINNERN WERDEN

Es war ein klassischer «Wo warst du, als …»-Moment. Am Montagnachmittag, 16. März 2020, um 15.15 Uhr gab der Schweizerische Bundesrat bekannt, dass um Mitternacht sämtliche Geschäfte, alle Restaurants, Freizeitaktivitäten, Hotels, ja, einfach alles bis auf Lebensmittelgeschäfte und Apotheken schliessen würde. Auf unbestimmte Zeit. Der Schweiz wurde, wie das zuvor schon in anderen Ländern geschehen war, buchstäblich der Stecker gezogen, um die Ausbreitung des neuartigen, sich in der Schweiz wie anderswo rasch verbreitenden Coronavirus zu verlangsamen und so das Gesundheitssystem vor dem Kollaps zu schützen. Ob das der richtige Entscheid war oder nicht, wird heute noch kontrovers diskutiert. Um diese Fragen geht es hier nicht. Es geht um die Auswirkungen des Entscheids.

Wo war ich? Mitten im Auge des Sturms. An besagtem Montag hatte ich einen meiner in letzter Zeit nur noch spärlichen Einsätze als Radiomoderator und ging kurz vor 15 Uhr «on air». Schon in den Tagen zuvor war spekuliert worden, wann der Schweiz – wie anderen Ländern zuvor – der Lockdown drohen würde. Wir wussten, dass für den Montagnachmittag eine Pressekonferenz angesagt war, aber der Inhalt war unklar, und so plante ich gemeinsam mit meinem Produzenten eine normale Feierabendsendung. Nur wenige Sekunden nach den 15-Uhr-Nachrichten rief mich der Redaktionsleiter im Studio an. Ich hatte gerade erst den Kopfhörer abgelegt, und es lief eines dieser Lieder, in denen ein aufsteigendes deutsches Popsternchen das schöne Leben besang. Ganz im Kontrast zu dem Unwetter, das da draussen heranzog.

Der Redaktionsleiter teilte mir in kurzen Sätzen mit, was wir bereits vermutet hatten: «Der Bundesrat wird den Lockdown kommunizieren … um Viertel nach drei startet die Medienkonferenz … Die Fakten liegen aber schon vor … Wir senden ‹Breaking News›, sobald der Bundesrat die Massnahmen verkündet hat», wies er uns an. Der bisherige Sendungsablauf, das sauber getextete Manuskript … alles, was ich für meine Sendung vorbereitet hatte, konnte ich nach diesen ersten Sendeminuten gleich wieder löschen. Ich war mir bewusst, was eine solche Nachricht für den weiteren Verlauf der Sendung bedeutete. Und fühlte mich energiegeladen und bereit. Als Radiomoderator liebt man solche Situationen. Es galt nun, zu improvisieren, zu informieren, und das, was man da gerade tat, hatte plötzlich nicht mehr die Leichtigkeit der beiläufigen Unterhaltung; auf einen Schlag wurde man für die Hörerschaft zum Leuchtturm in stürmischen Zeiten. Das Auge des Sturms hatte uns erreicht, aber wir kannten solche Situationen und wussten, was zu tun war.