Innsbrucker Alltagsleben 1880-1930 - Lukas Morscher - E-Book

Innsbrucker Alltagsleben 1880-1930 E-Book

Lukas Morscher

4,8

Beschreibung

Was hat den Alltag der Innsbrucker in den Jahren von 1880 bis 1930 bewegt? - Die ersten elektrischen Lampen in einem Innsbrucker Gastgarten, ein Auto im Sillkanal, der König von Siam auf der Durchreise, ein Fliegerangriff, ein Mord in Amras und vieles mehr. Lukas Morscher, als Leiter des Innsbrucker Stadtarchivs der Experte für die Geschichte der Stadt, hat aus Zeitungsberichten ein amüsantes und informatives Lesebuch zusammengestellt. Anhand von knapp 200 erstmals veröffentlichten Fotografien macht er den Innsbrucker Alltag um die Jahrhundertwende wieder lebendig.

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HAYMONverlag                    

Lukas Morscher

InnsbruckerAlltagsleben1880–1930

© 2012

HAYMON verlag

Innsbruck-Wien

www.haymonverlag.at

Alle Rechte vorbehalten. Kein Teil des Werkes darf in irgendeiner Form (Druck, Fotokopie, Mikrofilm oder in einem anderen Verfahren) ohne schriftliche Genehmigung des Verlages reproduziert oder unter Verwendung elektronischer Systeme verarbeitet, vervielfältigt oder verbreitet werden.

Abhängig vom eingesetzten Lesegerät kann es zu unterschiedlichen Darstellungen des vom Verlag freigegebenen Textes kommen.

ISBN 978-3-7099-7655-5

Umschlag- und Buchgestaltung, Satz:

hoeretzeder grafische gestaltung, Scheffau/Tirol

Grafische Nachbearbeitung der Abbildungen: Benno Monz

Abbildungen: Stadtarchiv/Stadtmuseum Innsbruck

Bildnachweis: Trotz intensiver Bemühungen konnten nicht alle Inhaber-Innen von Bildrechten ausfindig gemacht werden. Für entsprechende Hinweise ist der Autor dankbar.

Dieses Buch erhalten Sie auch in gedruckter Form mit hochwertiger Ausstattung in Ihrer Buchhandlung oder direkt unter www.haymonverlag.at.

VORWORT

Patrizia Moser Kulturstadträtin der Tiroler Landeshauptstadt Innsbruck

Liebe Leserin, lieber Leser!

Wir alle kennen „unser“ Innsbruck so gut. Glauben wir zumindest. Aber kennen wir die Stadt zur Zeit unserer (Groß-)Eltern? Die meisten von uns nicht.

Einen Schritt in die Vergangenheit unserer Stadt bietet die vorliegende Arbeit von Stadtarchivar Lukas Morscher. Mit viel Liebe und den Blick aufs Wesentliche gerichtet, dabei aber auch nicht das Kuriose außer Acht lassend, lässt er uns an einer Reise durch die Innsbrucker Zeitungen von 1880 bis 1930 teilhaben.

Dieses Buch, das Sie jetzt in Händen halten, ist für mich eine logische Fortsetzung der 2010 erschienenen „Alltagsgeschichten aus dem alten Innsbruck“, die viele positive und begeisterte Reaktionen hervorriefen. Selbst fasziniert von diesen Geschichten, bestärkte ich Lukas schon damals darin, doch an eine erweiterte Fassung dieser „Alltagsgeschichten“ zu denken. Gesagt, getan.

Es gilt zwar immer, den Blick nach vorne zu richten und die Herausforderungen der Zukunft zu meistern, doch ist die Vergangenheit Innsbrucks Teil unserer Identität, aus der wir lernen und die Sorgen und Ängste vergangener Zeiten verstehen können. „Innsbrucker Alltagsleben 1880–1930“ erzählt Ernstes bis Heiteres, illustriert mit Abbildungen und Fotografien dieser Zeit. Diese Geschichten beschreiben auch, wie stark die Innsbruckerinnen und Innsbrucker unsere Stadt von heute damals geprägt und erlebt haben.

Unter Umständen finden gerade Sie eine Zeitungsmeldung aus dieser Zeit wieder, von der Ihre Großeltern oder Urgroßeltern schon einmal erzählt haben. Für diesen Einblick in einen Teil der Geschichte Innsbrucks bedanke ich mich persönlich als begeisterte Innsbruckerin und als Kulturstadträtin der Landeshauptstadt ganz herzlich bei Lukas Morscher.

Es freut mich, dass dieses interessante, manchmal auch nachdenklich stimmende Buch in die Reihe der Veröffentlichungen aus dem Innsbrucker Stadtarchiv aufgenommen wurde.

Ihnen, liebe Leserin und lieber Leser, wünsche ich eine spannende Reise in das Innsbruck von 1880 bis 1930!

 

Innsbruck, Oktober 2011

Lukas Morscher Leiter Stadtarchiv/Stadtmuseum Innsbruck

Eine „Gebrauchsanleitung“ zu diesem Buch

Wenn Sie ein Geschichtsbuch suchen, dann legen Sie dieses Buch am besten gleich wieder weg! Dieses Buch will und kann diese Anforderung nicht erfüllen. Es gibt zahlreiche kluge Bücher über diese Zeit. Da braucht es nicht ein Weiteres, das gar nicht so klug ist. Dies ist ein Buch voll mit Geschichten und G’schichtln aus dem Innsbruck unserer (Urur-) Großeltern. Manche dieser Episoden sind traurig, manche komisch, viele einfach ein Spiegel ihrer Zeit.

Die Zitate sind Zeitungsmeldungen, die aus einer Unzahl von Berichten nach thematischen und historischen, aber auch nach persönlichen Gesichtspunkten ausgewählt wurden. Der Umfang des Buches könnte wesentlich, also wirklich wesentlich, größer sein, hätte ich alle Beiträge eingebaut, die mir als spannend, interessant oder einfach kurios erschienen sind. So umfasst es einen Teil der charakteristischsten Meldungen des jeweiligen Jahres. Es sind aber auch Meldungen zu finden, die ganz „normal“ sind. Zu lang erscheinende Nachrichten oder Textteile, die nicht Innsbruck und seine Umgebung betreffen, sind mit […] gekürzt.

Ganz bewusst gibt es in diesem Buch keine Erläuterungen und Erklärungen zu den einzelnen Zeitungsmeldungen. Solche bekommen Sie heute auch nicht mitgeliefert, wenn Sie Tageszeitung lesen. Es soll hier kein erhobener Zeigefinger durch die Irrungen und Wirrungen der Vergangenheit führen und mit dem heutigen Wissen über die Resultate auf Fehler früherer Zeiten hingewiesen werden. Schreibfehler wurden nur korrigiert, wenn sie sinnstörend waren. Die Rechtschreibung wurde belassen, wie sie „damals“ richtig war.

Noch ein Wort zu den Abbildungen: Mit einer Ausnahme stammen alle Bilder aus den Beständen des Stadtarchiv/Stadtmuseum Innsbruck. Es wurde natürlich versucht, zeitnahe Abbildungen zu den Artikeln zu verwenden. Wo dies nicht möglich war, wurde das „Zeitfenster“ etwas ausgedehnt. Das Vermitteln von Atmosphäre stand bei der Bildauswahl im Vordergrund.

Ziel war es, möglichst alle Innsbrucker Stadtteile einzubeziehen, allerdings gibt es naheliegender Weise mehr Meldungen von Gegenden, in denen schon vor langer Zeit mehr los war. Manche Stadtteile hat es bis 1930 einfach noch nicht gegeben. Andere heutige Stadtteile waren zumindest bis 1904 noch eigenständige Dorfgemeinden, die erst schrittweise nach Innsbruck eingemeindet wurden. Die Reichenau andererseits entwickelte sich im Wesentlichen überhaupt erst in den Jahren nach dem Zweiten Weltkrieg, das Olympische Dorf entsprechend noch später. So es aus den einzelnen Dörfern bemerkenswerte Meldungen gab, wurden diese selbstverständlich herangezogen, auch wenn es noch gar nicht „Stadtgebiet“ war.

Manche „Events“ werden in den Beiträgen angekündigt, aber es folgt kein Bericht mehr über ihren weiteren Verlauf. Der Beweggrund dafür ist, dass Sie damit auch neugierig gemacht werden sollen und uns im Stadtarchiv / Stadtmuseum Innsbruck besuchen kommen, um einzelnen Meldungen auf den Grund zu gehen. Hier bekommen Sie die Originalzeitungen jederzeit zum Schmökern vorgelegt.

Mit guter Absicht wurden auch Meldungen aus dem Bereich „Sex & Crime“ ausgesucht. Die „gute alte Zeit“ war, was diese Dinge angeht, bei weitem nicht so unschuldig, wie uns von unseren Großeltern erzählt wird. Morde und andere Kapitalverbrechen waren früher wesentlich häufiger als heute. Vor allem waren auch die Heilungschancen von Schwerverletzten wesentlich geringer. Es soll die Zeit aber nicht schlechter dargestellt werden, als sie es verdient.

Der zeitliche Beginn dieser Publikation mit dem Jahr 1880 entstammt der Überlegung, dass die „Moderne“ irgendwann in dieser Zeit ihren Anfang bzw. ihre Wurzeln hat. Natürlich wäre ein Vorgriff auf die vorhergehenden Jahrzehnte auch sehr spannend, aber das würde den Umfang dieses Buches bei weitem sprengen.

Die Wahl der Zeitungen fiel auf die „Innsbrucker Nachrichten“ bzw. die „Neueste Zeitung“ sowie das „Abendblatt“ der Innsbrucker Nachrichten, damit sich ein inhaltliches wie sprachliches Kontinuum bildet. In ganz seltenen Ausnahmefällen wurde auch auf die „Volks-Zeitung“ zurückgegriffen. Über lange Zeit hinweg erschienen pro Tag pro Zeitung mehrere Ausgaben, wie ein Morgen- oder ein Abendblatt. Eine Vorstellung, die wir im Internet–Zeitalter nur mehr belächeln können, aber bewundern sollten. In manchen Städten ist dies bis heute durchaus üblich. Die „Innsbrucker Nachrichten“ waren von ihrer Gründung 1854 an eine der bedeutendsten Zeitungen in Innsbruck. Ihr Ende als offizielles „Parteiamtliches Organ der NSDAP. Gau Tirol – Vorarlberg“ schließt diese Entwicklung 1945 katastrophal ab.

Schlussendlich soll dieses Buch einen kleinen Beitrag dazu leisten, dass die Geschichten unserer Eltern und Großeltern von einer anderen Perspektive aus betrachtet werden können; im Licht der realen Zeitumstände. Und es soll dazu beitragen, Innsbruck bewusster zu erleben und wahrzunehmen – mit dem Wissen, was an dem Ort stattgefunden hat, an dem man Freunde trifft, sein abendliches Bier trinkt oder wohnt.

Innsbruck, Oktober 2011

Einleitung in eine Epoche des Umbruchs – auch die „gute alte Zeit“?

In wenigen Worten etwas über eine Zeit zu schreiben, die in unserer Wahrnehmung meist nur peripher vorkommt und welche die meisten von uns nicht mehr persönlich erlebt haben, ist naturgemäß schwierig. Die Jahrzehnte zwischen 1880 bis 1930 sind mit ihren grundlegenden Veränderungen und Neuerungen jedenfalls mit den Umwälzungen unserer Gegenwart vergleichbar. Binnen etwa eines Lebensalters wurde Innsbruck von einer Welle von Umgestaltungen und Wandel auf allen Gebieten erfasst, die bis zu diesem Zeitpunkt beispiellos war und auf die niemand vorbereitet war. Das traditionelle Leben, wie es Generationen zuvor lebten, wurde von einer „modernen“ Zeit abgelöst, die an die Bevölkerung ganz neue Herausforderungen stellte.

Seit die erste Eisenbahn am 24. November 1858 Innsbruck erreichte, blieb buchstäblich kein Stein mehr auf dem anderen. Eine massive Bautätigkeit veränderte das Gesicht der Stadt, technische Neuerungen wie das Stadtgas und später die Elektrizitätsversorgung eröffneten neue Möglichkeiten. Das Telefon, das Automobil, neue Bevölkerungsgruppen wie ab 1867 die Juden oder lokale Bevölkerungsgruppen, die meist nach Amerika auswanderten, sind nur ein Teil der weiteren Umbrüche dieser Zeit.

Die Verfassungsbewegungen, die bereits seit Jahrzehnten in Europa aktiv waren, erreichten auch in der konservativen Habsburgermonarchie ihre Ziele. Zahlreiche moderne Gesetze bildeten die Grundlage für eine moderne Welt und nicht zuletzt auch für jene Gesetze, die häufig noch bis heute in Grundzügen in Geltung sind. Die Gewerbeordnung 1859 löste das jahrhundertealte Zunftsystem endgültig ab.

Gleichzeit war das späte 19. Jahrhundert auch eine Zeit des ausufernden Kapitalismus. Spekulanten und Banken verdienten und verloren unglaubliche Vermögen in kürzester Zeit. Ein Mechanismus, der uns vertraut ist, gelernt haben wir daraus aber bis heute nichts. Und wir sollten es doch in unserem modernen Informationszeitalter eigentlich besser wissen, oder?

„Der“ Kaiser ist bis heute für viele, wenn nicht sogar für die meisten, Kaiser Franz Joseph I. (1830–1916). Seinen charakteristischen Bart erkennt jeder einigermaßen historisch Interessierte. Zu oft blickt er uns bis heute von Kaffeetassen und Portraits huldvoll entgegen. Seine mehrfachen Besuche in Innsbruck waren immer gesellschaftliche und politische Ereignisse. Ob die beeindruckende Dauer seiner Regentschaft dem Reich schlussendlich auch gut getan hat, mag dahingestellt bleiben. Das Vertrauen der Bevölkerung in das Herrscherhaus war bei Ausbruch des Ersten Weltkrieges unerschütterlich. Es sollte anders kommen …

Die fortschrittsgläubige Zeit nahm jede Neuerung mit Begeisterung oder zumindest mit Neugierde wahr. Jede neue Erfindung, die in der Praxis getestet wurde, war den Zeitungen eine Meldung wert. Wie auch heute, konnten damals Unternehmen mit den neuen Technologien werben, wie z.B. mit dem ersten elektrisch beleuchteten Gastgarten, dem ersten Automobil, der ersten Kühlanlage usw. Das Gefühl, an der Moderne Teil zu haben, war damals schon werbewirksam. Die Kehrseiten mancher Erfindungen wurden – so sie bekannt waren – diskutiert, aber eine echte Auseinandersetzung fand kaum statt. Zu stark war der Glaube an den Fortschritt. Die Technik veränderte das Lebensumfeld der Menschen auch in einer kleineren Stadt wie Innsbruck ganz radikal. Von der Petroleumfunzel zum elektrischen Strom dauerte es nur wenige Jahre. Die ersten Autos tuckerten durch Innsbruck, während die Pferdegespanne noch die LKWs dieser Zeit waren. Binnen weniger Jahre änderte sich das gesamte Lebensumfeld der Menschen. Andererseits verblüfft uns heute die weitgehende Hilflosigkeit beispielsweise bei Großfeuern. Ein Brand eines einzigen Hauses führte die lokalen Feuerwehren bereits an die Grenzen ihrer Leistungsfähigkeit, weil die technische Ausstattung sehr archaisch war. Ein Feuer war auch im 19. Jahrhundert noch eine Existenzfrage für eine Stadt.

Der Tourismus brachte – oft gegen den Willen der Menschen – gesellschaftliche Umwälzungen. Erst relativ spät wurde auch die wirtschaftliche Bedeutung erkannt. Lange Jahre waren die zusätzlichen „Esser“ sehr unbeliebt. Man wollte sie ausweisen, vor allem in den Krisenjahren nach dem Ersten Weltkrieg. Andererseits war man auf den Luftkurort Igls ebenso stolz, wie auf die internationale Schar an „Sommerfrischlern“, die immer zahlreicher ins Land kamen. Diese brachten aber auch Sitten, Vorlieben und Hobbys ins Land, mit denen das traditionsverbundene Tirol am Anfang meist nur wenig anfangen konnte. Einige Sportarten, wie z.B. Tennis, waren ein „Import“ dieser Sommerfrischler. Touristen nennen wir sie heute und diese sind uns liebe (und lebenswichtige) Gäste.

Bildung und Gesundheitswesen veränderten sich in den Jahren ab 1880 ebenfalls grundlegend. Die Bedeutung der Universität und der Klinik Innsbruck für die Versorgung der Bevölkerung, aber auch für die Stadt als solche wurde schon früh erkannt. Die grundlegenden neuen Erkenntnisse der medizinischen Forschung in dieser Zeit erhöhten die Lebenserwartung der Menschen. Gleichzeitig war die Medizin beispielsweise bei der Spanischen Grippe völlig machtlos.

Der Einfluss der katholischen Kirche stand außerhalb jeder Diskussion. Sie war der bestimmende gesellschaftliche Faktor im Leben der Menschen. Es fällt – zumindest in der Zeitung – eine weitgehende Toleranz gegenüber anderen Religionen, vor allem dem Judentum, auf. Regelmäßig wurden die Zeiten der Religionsausübung bekanntgegeben.

Bürgermeister Wilhelm Greil (1850–1928) könnte als Personifikation des beginnenden „modernen Zeitalters“ gesehen werden: In seiner Epoche als Bürgermeister von 1896 bis 1923 hat sich Innsbruck von einer kleinen provinziellen Stadt am westlichen Rand der riesigen Habsburgermonarchie zu einer modernen Landeshauptstadt einer kleinen Republik entwickelt. Auch wenn er die Fertigstellung des „Hochhauses“ in der Salurnerstraße als Symbol dieser Moderne nicht mehr erlebt hat. In dieser Zeit – des noch ehrenamtlichen – Bürgermeisteramtes hat er den sich schon lange ankündigenden Untergang der Monarchie ebenso miterlebt, wie die Besatzung durch bayerische und vor allem durch italienische Truppen und den sehr schwierigen Beginn einer neuen Zeit. Die Demokratie mit dem Frauenstimmrecht war zu Beginn seiner Amtszeit noch völlig undenkbar. Die Jahre des Ersten Weltkrieges mit der immer schlechter werdenden Versorgungslage und die ersten Jahre danach mit einer beginnenden Wirtschaftskrise samt Inflation mussten ebenso gemeistert werden, wie die Einführung zahlreicher technischer Innovationen, wie der Kanalisation, der Straßenbahnen, dem Telefon, der Elektrizität und vieler weiterer.

Auch in der Stadtverwaltung war der Sprung in die Gegenwart zu bewältigen: Die neue Zeit erforderte die Schaffung einer neuen, diesen Anforderungen angepassten Administration. Es wurden neue Ämter geschaffen, die uns heute als Selbstverständlichkeit moderner Verwaltung erscheinen. Hier ist z.B. das 1917 gegründete Jugendamt zu nennen. Auch ein Wiederbeleben des Stadtarchivs fiel in diese Zeit und ist untrennbar mit der Person des Tiroler Historikers Josef Hirn (1848–1917), aber auch weiteren Persönlichkeiten, in seiner Nachfolge verbunden. Andererseits ist es heute vollkommen unvorstellbar, dass eine Straße nach einem Bürgermeister schon während seiner Amtszeit benannt wird, wie dies anlässlich seines 70. Geburtstages für Wilhelm Greil geschah.

1880

29. JÄNNER

Gaunerstückchen

Gestern Morgens kurz vor 8 Uhr, also ziemlich bei hellen Tage wurde einer Frau, als sie in die Stadt ging, durch einen Gauner im Vorbeigehen das Geldtäschchen sammt Inhalt aus der Tasche gezogen. Dieselbe bemerkte es im gleichen Momente, konnte demselben aber nicht mehr so eilig nachfolgen, so daß es ihm gelang, in der Welsergasse zu verschwinden. Er ist so 20 Jahre alt, hat blonde Haare, etwas lichte Hosen, dunklen Rock und gerade Haltung. IN, S. 299.

Der Rudolfsbrunnen wurde 1877 auf dem Margarethenplatz errichtet. Ein Projekt, das sich bis dahin bereits über viele Jahre hinzogen hatte.

14. MAI

Vom Margarethenplatz

Heute wurde die Bepflanzung der Anlagen um den Rudolfsbrunnen begonnen. Die dazu verwendeten Gewächse sind Buchs (zweierlei Arten) Juniperus, Thujen, Eiben und Abies morintha, eine am Himalaja einheimische Nadelholzgattung. Bis übermorgen dürfte die Bepflanzung und die Belegung der Beeten mit Wasen in der Hauptsache geschehen sein. Die Pflasterung der äußeren Einfassung geht nun auch in rascherem Tempo vorwärts, so daß etwa in acht Tagen der Platz fertig sein dürfte. IN, S. 1491.

2. JUNI

Zum Baue der Arlbergbahn

Der gestrige Tag war der für den Beginn des Arlbergbahnbaues offiziell festgelegte Termin. Die Herren Ingenieure rücken auf ihre Posten ein, manche Spekulanten sind bereits vorher gekommen, um eine etwaig günstige Gelegenheit zu Abschlüssen von Geschäften nicht zu versäumen, und auch der Vortrab der Arbeiter-Armee, welche von hier bis Bludenz beschäftigt sein wird, ist eingetroffen, denn es finden sich sicher durch die Nachricht von dem bevorstehenden Baue herbeigelockt, eine ziemlich große Anzahl italienischer Arbeiter mit ihren Familien hier ein. Bis die nothwendigen Vorarbeiten um den ersten Spatenstich machen zu können, beendigt sein werden, wird es aber wohl noch einige Zeit dauern; doch sind gestern bereits 3 riesige Maschinen nach dem Arlberge hier durchgeführt worden. IN, S. 1703.

14. AUGUST

Eine Erdmuhre

ist oberhalb Büchsenhausen heute Nachts niedergegangen und hat eine mächtige Furche ziehend ihren Weg durch einen Türkenacker genommen einen großen Theil der Frucht und der fruchtbaren Erde in das Thal niederwälzend. Es steht sehr zu befürchten, daß der seit vorige Woche fast Tag und Nacht andauernde Regen auf der ohnedies sehr wasserreichen nördlichen Thallende gegen Mühlau hin noch weiteres Unheil anrichten werde. IN, S. 2646.

Bereits am 1. Juli 1883 erfolgte die Eröffnung der Bahnstrecke bis Landeck; 1884 die der ganzen Strecke.

Zwischen 1882 und 1885 wurde die neue hier in Bildmitte zu erkennende Pfarrkirche St. Nikolaus errichtet.

18. AUGUST

Unglück spielender Kinder

In Pradl spielten gestern Nachmittags gegen 4 Uhr zwei Kinder mit einander, von denen beide etwa 4 bis 5 Jahre alt sein mochten. Im Verlaufe ihrer keineswegs harmlosen Unterhaltung hackte das eine Kind seinem Spielgenossen mit einem Beile 3 Finger ab, so daß dieselben auf dem Hackstock liegen blieben. Wie können Eltern so kleinen Kindern solche Werkzeuge zu Spielzeug überlassen und das noch unbeaufsichtiget! IN, S. 2689.

21. SEPTEMBER

Die Mosaikwerkstätte des Albert Neuhauser

hat in diesen Tagen für den Innsbrucker Friedhof die erste Arbeit dieser Kunsttechnik geliefert, indem im Auftrage der Kommune die Wandfläche des Kiebach’schen Monumentes mit Glasmosaik inkrustirt wurde. Die frappirende Einfachheit, in der Direktor Deininiger diese Dekorirung angeordnet, zeigt schlagend, welche Wirkung einem echten, edeln Materiale innewohnt: dieselbe Zeichnung in Wandmalerei ausgeführt, müßte so nüchtern und simpel wie möglich erscheinen; der muschelartige Bruch der Farbschatten ernst getonter Glasstifte aber verleiht dieser groß angelegten Flächendekoration einen wunderbaren Reiz, nur vergleichbar mit der Meeresfläche, auf deren zartbewegten Wellen das Licht in magischen Reflexen spielt. Zweifelsohne wird dieser erste Versuch der kunstfreundlichen Kommune, die so Vieles für die noble Ausstattung der Friedhofshallen schon gethan, der Impuls für Private, welche die Ruhestätten der Lieben unvergänglich, d. h. in dem Falle mit unvergänglichem Materiale in altehrwürdiger Technik schmücken wollen: denn, es ist nicht mehr eine unbeantwortete Frage der Zeit, daß weder dünne, feuchte Mauern, noch unser Klima den Fresken nicht jene Gewähr unabsehbarer Dauer bieten, die man von jedem Monumente erwartet: die finden wir nur in Erz, Stein und Mosaik. Mit größter Befriedigung verzeichnen wir noch eine Anerkennung, die Neuhauser für seine Mosaiken in diesen Tagen zu Theil geworden. Die Jury der Berliner Ausstellung für Keramik und Baugewerbe hat ihm den ersten Preis, die silberne Medaille zuerkannt. IN, S. 2958.

17. DEZEMBER

Verschönerungs-Verein für Innsbruck und Umgebung

Nachdem die Idee des zu gründenden Vereins als eine zeitgemäße und nutzbringende einmüthig anerkannt worden war, wurde definitiv beschlossen zur Wahl des Vorstandes und Ausschusses zu schreiten. Einstimmig wurde zum Obmann gewählt: Herr Gustav v. Gasteiger, k. k. Statthalterei-Sekretär und Gemeinderath; als Obmann-Stellvertreter: Herr Architekt und Direktor Johann Deininger, Gemeinderath. […]IN, S. 4016.

Die Mosaikwerkstätte wurde 1900 mit der Tiroler Glasmalerei vereinigt. Heute ist das Unternehmen weiterhin weltweit gefragt.

1881

Besuche des Kaisers waren für alle Orte ein enormes gesellschaftliches Ereignis und eine besondere Ehre.

22. JÄNNER

Zur Errichtung einer Wasch- und Badeanstalt in Innsbruck

Wie wir bereits früher unseren Lesern mitgetheilt haben, hat sich hier ein Comité zur Errichtung einer Wasch- und Badeanstalt gebildet. Es freut uns, heute constatieren zu können, dass sich dieser Plan der Verwirklichung naht und dadurch Innsbruck wieder um eine ebenso gemeinnützige als wohlthätige Einrichtung bereichert wird. Nach den uns vorliegenden Berichten ist zur vollständigen Herrichtung eine Summe von 100.000 fl. erforderlich; hievon wurde – Dank der großen Sympathie, welche überall dem Projecte entgegengebracht wird – durch Zeichnungen bereits ein Betrag von 70.000 fl. gesichert. Mit den Arbeiten selbst zur Aushebung des Ziehbrunnens muss Anfangs Februar begonnen werden, da Mitte März der niederste Wasserstand des Innflusses ist. Die Pläne lassen einen äußerst zweckmäßigen Bau erwarten, der, mit möglichster Sparsamkeit ausgeführt, für das aufgewendete Capital fast sicher eine angemessene Verzinsung erwarten lässt. Es ist sehr zu wünschen, dass diejenigen unserer Mitbürger, welche die Errichtung einer Badeanstalt durch ihre Theilnahme fördern wollen, ihre Bereitwilligkeit zur Uebernahme von Antheilscheinen baldigst einem der Mitglieder des Comités anzeigen würden, welche gerne jede Erklärung und Auskunft ertheilen werden. Wir sind überzeugt, dass es nur dieses Hinweises bedarf, um den bis jetzt noch fehlenden Betrag zu decken und dadurch ein Unternehmen sicher zu stellen, das unserer Stadt zur Ehre, ihren Einwohnern aber zum Wohle gereichen wird.

Lesen Sie weiter in der vollständigen Ausgabe!

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