Interpersonelle Psychotherapie in der Gruppe, 2. Auflage - Elisabeth Schramm - E-Book

Interpersonelle Psychotherapie in der Gruppe, 2. Auflage E-Book

Elisabeth Schramm

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Beschreibung

Praktische Anleitung für das Gruppensetting Neu: Ergänzt um das immer drängender werdende Problem von arbeitsbezogenem Stress und Burnout Anwendung: Ambulant oder stationär bei unipolar depressiven Störungen Online: Arbeits- und Informationsmaterialien für PatientInnen & Angehörige Dieses Manual stellt – in der zweiten Auflage aktualisiert und ergänzt – übersichtlich dar, wie Sie die bewährte Methode der IPT optimal im Gruppensetting einsetzen können. Es führt Sie an Ihre Rolle als GruppenleiterIn heran und erläutert Sitzung für Sitzung, welche Inhalte vermittelt werden können. Hierzu erhalten Sie schriftliche Materialien zum Download bereitgestellt. Der interpersonelle Ansatz lässt sich in einer Gruppe besonders praxisnah umsetzen. So erhalten PatientInnen in der Gruppentherapie nicht nur wichtige Informationen über depressive Störungen und deren Bewältigung, sondern sie können sich auch über ihre persönlichen Erfahrungen austauschen, voneinander lernen, sich gegenseitig unterstützen und Rückmeldung geben. Mit Hilfe von Rollenspielen werden gemeinsam und unter Anleitung Lösungsmöglichkeiten für zwischenmenschliche Probleme erprobt. Mit diesem Trainingsprogramm können ärztliche oder psychologischen PsychotherapeutInnen die Methode der IPT-G relativ schnell erlernen.

Das E-Book können Sie in Legimi-Apps oder einer beliebigen App lesen, die das folgende Format unterstützen:

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Seitenzahl: 141

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Cover for EPUB

Schramm | Thiel | Zehender

Interpersonelle Psychotherapie in der Gruppe

Das Therapiemanual

2., aktualisierte und erweiterte Auflage

Schattauer

Die digitalen Zusatzmaterialien haben wir zum Download auf www.klett-cotta.de

bereitgestellt. Geben Sie im Suchfeld auf unserer Homepage den folgenden Such-Code ein: OM40140

Impressum

Prof. Dr. phil. Elisabeth Schramm

Dr. phil. Nicola Thiel

Nadine Zehender, M. Sc.

Klinik für Psychiatrie und Psychotherapie

Universitätsklinikum Freiburg

Medizinische Fakultät

Albert-Ludwigs-Universität Freiburg

Hauptstraße 5

79104 Freiburg im Breisgau

Besonderer Hinweis:

Die Medizin unterliegt einem fortwährenden Entwicklungsprozess, sodass alle Angaben, insbesondere zu diagnostischen und therapeutischen Verfahren, immer nur dem Wissensstand zum Zeitpunkt der Drucklegung des Buches entsprechen können. Hinsichtlich der angegebenen Empfehlungen zur Therapie und der Auswahl sowie Dosierung von Medikamenten wurde die größtmögliche Sorgfalt beachtet. Gleichwohl werden die Benutzer aufgefordert, die Beipackzettel und Fachinformationen der Hersteller zur Kontrolle heranzuziehen und im Zweifelsfall einen Spezialisten zu konsultieren. Fragliche Unstimmigkeiten sollten bitte im allgemeinen Interesse dem Verlag mitgeteilt werden. Der Benutzer selbst bleibt verantwortlich für jede diagnostische oder therapeutische Applikation, Medikation und Dosierung.

In diesem Buch sind eingetragene Warenzeichen (geschützte Warennamen) nicht besonders kenntlich gemacht. Es kann also aus dem Fehlen eines entsprechenden Hinweises nicht geschlossen werden, dass es sich um einen freien Warennamen handelt.

Dieses E-Book basiert auf der aktuellen Auflage der Printausgabe

2. Auflage, 2022

Schattauer

www.schattauer.de

© 2022 by J. G. Cotta’sche Buchhandlung Nachfolger GmbH, gegr. 1659, Stuttgart

Alle Rechte vorbehalten

Cover: Jutta Herden, Stuttgart

unter Verwendung einer Abbildung von © istock / Prostock-Studio

Gesetzt von Eberl & Koesel Studio, Altusried-Krugzell

Gedruckt und gebunden von Friedrich Pustet GmbH & Co. KG, Regensburg

Lektorat: Marion Drachsel

Projektmanagement: Dr. Nadja Urbani

ISBN 978-3-608-40140-0

E-Book ISBN 978-3-608-11883-4

PDF-E-Book ISBN 978-3-608-20569-5

Bibliografische Information der Deutschen Nationalbibliothek

Die Deutsche Nationalbibliothek verzeichnet diese Publikation in der Deutschen Nationalbibliografie; detaillierte bibliografische Daten sind im Internet über http://dnb.d-nb.de abrufbar.

Inhalt

Vorwort

Die Handouts im Onlinematerial

Handouts für Patienten und Angehörige

Einführung

Allgemeine Merkmale der Interpersonellen Psychotherapie

Kurzbeschreibung der Interpersonellen Gruppentherapie

IPT-Gruppe im ambulanten Setting

IPT-Gruppe im stationären Setting

Unterschiede und Gemeinsamkeiten von IPT und IPT‑Gruppe

Therapeutenrolle bei der IPT-Gruppe

Gründe für die Entwicklung der IPT-Gruppe

Wirksamkeitsnachweise

Literatur

Die Sitzungen im Überblick

Vorgeschaltete Einzelsitzungen

Einzelsitzung 1 (Interpersoneller Kontext der Depression)

Ziele

Methoden

Einzelsitzung 2 (Beziehungsanalyse)

Ziele

Methoden

Einzelsitzung 3 (Behandlungsvertrag)

Ziele

Methoden

Psychoedukative Gruppensitzungen

Sitzung 1: Symptomatik und Verlauf einer Depression

Lernziele

Schriftmaterial

Methoden

Sitzung 2 (optional): Symptommanagement bei einer Depression

Lernziele

Schriftmaterial

Methoden

Sitzung 3: Ursachen und aufrechterhaltende Faktoren einer Depression

Lernziele

Schriftmaterial

Methoden

Sitzung 4: Behandlungsmöglichkeiten einer Depression

Lernziele

Schriftmaterial

Methoden

IPT-Gruppensitzungen

Modul I: Interpersonelle Grundfertigkeiten

Sitzung 1: Auswirkungen depressiver Kommunikation

Sitzung 2: Beziehungsöffner und -barrieren

Modul II: Zwischenmenschliche Konflikte

Sitzung 1: Konfliktanalyse

Sitzung 2: Kommunikationsstrategien

Sitzung 3: Umgang mit Gefühlen bei Konflikten

Modul III: Rollenwechsel

Sitzung 1: Analyse des Rollenwechsels

Sitzung 2: Abschied von der alten Rolle

Sitzung 3: Fertigkeiten und Unterstützung bei der neuen Rolle

Sitzung 4 (optional): Selbstwertgefühl stärken

Modul IV: Arbeitsstress

Sitzung 1: Risikoprofil für Burnout-Erleben

Sitzung 2: Kommunikation am Arbeitsplatz

Sitzung 3 (optional): Werte am Arbeitsplatz

Abschiedsphase in der IPT

Abschiedsphase in den unterschiedlichen Gruppensettings

Anhang

Handout 1

Interpersonelle Psychotherapie in der Gruppe

Handout 2

Woran erkennt man eine Depression? – Symptomatik und Verlauf

Handout 3

Symptommanagement

Handout 4

Wie entsteht eine Depression? – Ursachen und aufrechterhaltende Faktoren

Handout 5

Medikamentöse Depressionsbehandlung

Handout 6

Psychotherapeutische Behandlungsformen der Depression

Handout 7

Kiesler Kreismodell

Handout 8

Psychoedukation zu Kommunikationsebenen

Handout 9

Beziehungsöffner und Beziehungsbarrieren

Handout 10

Konfliktanalyse

Handout 11

Analyse eigener Kommunikationsmuster

Handout 12

Kommunikationsfallen in Konfliktsituationen

Handout 13

Hilfreiche Kommunikation in Konflikten

Handout 14

Umgang mit Gefühlen in Konflikten

Handout 15

Vertiefungsübung zur Konfliktanalyse

Handout 16

Informationen zu Rollenwechseln

Handout 17

Informationen zu Trauerprozessen

Handout 18

Betrauern der Verluste

Handout 19

Unterstützungsmöglichkeiten in der neuen Rolle

Handout 20

Positive Eigenschaften und Ressourcen

Handout 21

Individuelles Risikoprofil für Burnout-Erleben

Handout 22

Dysbalancen bei der Arbeit

Handout 23

Energiespender und -fresser

Handout 24

Wochenplan Selbstfürsorge

Handout 25

Gestuftes »Nein«-Sagen

Handout 26

Gestuftes um Hilfe bitten

Handout 27

Wertefragen

Handout 28

Werteprofil

Sachverzeichnis

Vorwort

Bei diesem Manual handelt es sich um eine modifizierte Version der Interpersonellen Psychotherapie als Gruppenkonzept (IPT-Gruppe) zur ambulanten oder stationären Behandlung unipolar depressiver Störungen.

Der gruppentherapeutische Einsatz des IPT-Modells hat neben ökonomischen auch inhaltliche Vorteile. Denn wo lässt sich ein interpersoneller Ansatz praxisnäher umsetzen als in einer Gruppe? So erhalten Patienten in der Gruppentherapie nicht nur wichtige Informationen über depressive Störungen und deren Bewältigung, sondern sie können sich auch über ihre persönlichen Erfahrungen austauschen, voneinander lernen und sich gegenseitig unterstützen. Mithilfe von Übungen und Rollenspielen werden gemeinsam Lösungsmöglichkeiten für zwischenmenschliche Probleme unter Anleitung eines IPT-Therapeuten ausprobiert.

Den Leserinnen und Lesern dieses Manuals möchten wir darüber hinaus noch eine weitere Unterstützung für ihre therapeutische Arbeit mit an die Hand geben: Handouts und Informationsmaterialien für Patienten1 – diese finden Sie hier im Anhang und sie stehen online zur Verfügung, können ausgedruckt und den Patienten für die Bearbeitung mitgegeben werden.

Das Vorgehen ist als Gruppenverfahren im stationären Setting bereits überprüft und hat sich als erfolgreich erwiesen. Mithilfe dieses Trainingsprogramms lässt sich die Methode relativ schnell von ärztlichen oder psychologischen Psychotherapeuten erlernen. Für die Anwendung des vorliegenden Manuals wird davon ausgegangen, dass der Leser mit der Durchführung der IPT vertraut ist, wie sie im Originalmanual »Interpersonelle Psychotherapie zur Behandlung der Depression« von Klerman et al. (1984; Update: Weissman et al. 2018; dt. Version: Schramm 2019) beschrieben ist. Nur auf dieser Basis und möglichst in Verbindung mit einem Training kann dieses Kurzmanual effektiv angewandt werden.

Freiburg, im Januar 2022

Elisabeth Schramm

Die Handouts im Onlinematerial

Auf der Seite www.klett-cotta.de finden Sie spezielle Handouts für Patienten und Angehörige, die Sie ausdrucken und für die Bearbeitung zwischen den Sitzungen mitgeben können. Auf S. 2 in diesem Buch finden Sie einen Hinweis, wo das Onlinematerial abrufbar ist. Das nachfolgend dargestellte exemplarische Patienten-Handout soll Ihnen einen Eindruck von diesen Arbeitsblättern und Informationsmaterialien vermitteln. Die gesamten Handouts finden Sie im Anhang dieses Buchs.

Handout 1

Interpersonelle Psychotherapie in der Gruppe

Was ist Interpersonelle Psychotherapie?

Bei der Interpersonellen Psychotherapie (IPT) handelt es sich um ein Verfahren, das speziell auf die Behandlung von Depressionen zugeschnitten wurde. In zahlreichen wissenschaftlichen Untersuchungen konnte gezeigt werden, dass die IPT eine wirksame Depressionstherapie ist.

Es wird davon ausgegangen, dass Depressionen durch das Zusammenspiel verschiedener Faktoren verursacht sein können (z. B. familiäre Veranlagung, Verlusterlebnisse, Persönlichkeitsfaktoren). Unabhängig von den Ursachen depressiver Erkrankungen sind die Beziehungen zu anderen Menschen und die sozialen Rollen (z. B. als Arbeitnehmer oder Mutter) stets davon betroffen. Belastende Ereignisse können zum Auftreten depressiver Symptome und Depressionen umgekehrt zur Verschlimmerung zwischenmenschlicher Probleme führen.

FALLBEISPIEL

Frau F. hat ständige Auseinandersetzungen mit ihrem Ehemann, seit sie gegen seinen Willen eine Nebentätigkeit angenommen hat. Die Streitigkeiten belasten sie sehr. Sie wird immer depressiver. Ihre Depressionen führen dazu, dass sie sich ihren Aufgaben als Mutter, Hausfrau und Berufstätige nicht mehr gewachsen fühlt. Vieles im Haushalt bleibt liegen und sie gerät deswegen noch häufiger in Streitigkeiten mit ihrem Mann.

Wie läuft die Gruppentherapie mit IPT ab?

Der Interpersonellen Gruppentherapie gehen üblicherweise zwei bis drei Einzelgespräche mit Ihrem Therapeuten voraus. Zu einem dieser Gespräche sollte möglichst ein Angehöriger oder eine andere nahestehende Person hinzugezogen werden. Die sich daran anschließende IPT-Gruppentherapie besteht aus vier Modulen. Insgesamt sind zehn bis zwölf IPT-Gruppensitzungen von ca. 90-minütiger Dauer vorgesehen, welche ein- bis zweimal wöchentlich stattfinden.

Die vier Module der IPT-Gruppentherapie im Überblick:

Modul I: Interpersonelle Grundfertigkeiten

Ziel: Aufbau sozialer Unterstützung, Überwinden von Isolation und Einsamkeit

Modul II: Zwischenmenschliche Konflikte

Ziel: Führen, Bewältigen und Aushalten von Auseinandersetzungen

Modul III: Rollenwechsel

Ziel: Erfolgreiche Anpassung an Lebensveränderungen

Modul IV: Arbeitsstress (Rollenwechsel und/oder Konflikte im Arbeitskontext)

Ziel: Stressreduktion bei der Arbeit durch effektive Kommunikation

Handouts für Patienten und Angehörige

Handout 1Interpersonelle Psychotherapie in der Gruppe

Handout 2Symptomatik und Verlauf einer Depression

Handout 3Symptommanagement bei einer Depression

Handout 4Ursachen und aufrechterhaltende Faktoren einer Depression

Handout 5Medikamentöse Behandlungsformen der Depression

Handout 6Psychotherapeutische Behandlungsformen der Depression

Handout 7Kiesler Kreismodell

Handout 8Psychoedukation zu Kommunikationsebenen

Handout 9Beziehungsöffner und Beziehungsbarrieren

Handout 10Konfliktanalyse

Handout 11Analyse der eigenen Kommunikationsmuster

Handout 12Kommunikationsfallen in Konfliktsituationen

Handout 13Hilfreiche Kommunikation in Konflikten

Handout 14Umgang mit Gefühlen in Konflikten

Handout 15Vertiefungsübung zur Konfliktanalyse

Handout 16Informationen zu Rollenwechseln

Handout 17Informationen zu Trauerprozessen

Handout 18Betrauern der Verluste

Handout 19Unterstützungsmöglichkeiten in der neuen Rolle

Handout 20Positive Eigenschaften und Ressourcen

Handout 21Individuelles Risikoprofil für Burnout-Erleben

Handout 22Dysbalance bei der Arbeit

Handout 23Energiespender und -fresser

Handout 24Wochenplan Selbstfürsorge

Handout 25Gestuftes Nein-Sagen

Handout 26Gestuftes um Hilfe bitten

Handout 27Wertefragen

Handout 28Werteprofil

Einführung

Allgemeine Merkmale der Interpersonellen Psychotherapie

Die Interpersonelle Psychotherapie (IPT)(1) ist ursprünglich als ambulante Einzeltherapie zur Behandlung unipolar depressiver Episoden entwickelt worden. Als zeitlimitiertes Verfahren konzipiert, liegt der Behandlungsschwerpunkt auf der Bearbeitung der gegenwärtigen psychosozialen Probleme, die mit dem Auftreten der depressiven Episode im Zusammenhang stehen. Die Therapie setzt also direkt an den Lebensbezügen des Betroffenen an, die im Zusammenhang zu der Depression stehen. Die Grundannahmen(1) dieser Methode beruhen auf der Beobachtung, dass depressive Erkrankungen stets auch in einem psychosozialen und interpersonellen Kontext erklärbar sind. Das Verstehen und Bearbeiten dieses Kontextes wird als entscheidend für die Remission einer depressiven Phase und für die Prävention eines Rückfalls angesehen.

Wesentliche Ziele(1) der IPT sind:

die Verbesserung der depressiven Symptomatik

die Entwicklung von Strategien zur Bewältigung der sozialen und interpersonellen Schwierigkeiten, die mit dem Auftreten der Depression zusammenhängen

der Aufbau bzw. das Nutzen eines unterstützenden sozialen Netzwerks

Ein weiteres spezifisches Charakteristikum der IPT besteht darin, dass sie auf dem Hintergrund eines medizinischen Krankheitsmodells(1)sowohl mit als auch ohne gleichzeitige medikamentöse Behandlung durchgeführt werden kann. Die Depression wird demnach als behandelbare psychische Erkrankung betrachtet.

Zwischenzeitlich wurde das Modell auf der Grundlage fortgesetzter Forschung und eines wachsenden Bedarfs im Gesundheitswesen erweitert und kann zur Behandlung depressiver Störungen über die gesamte Lebensspanne sowie in verschiedenen Formaten genutzt werden (Ravitz et al. 2019). Eine ausführliche Beschreibung des IPT-Ansatzes findet sich bei Weissman et al. (2018) und bei Schramm (2019).

Kurzbeschreibung der Interpersonellen Gruppentherapie

Der Interpersonellen Gruppentherapie (IPT-Gruppe(1)) gehen zwei bis drei Einzelgespräche(1)voraus, in denen der individuelle interpersonelle Problemfokus (Rollenwechsel, zwischenmenschliche Konflikte, interpersonelle Grundfertigkeiten/Einsamkeit, Arbeitsstress) des Patienten exploriert wird. Darüber hinaus sollen die Diagnose einer Depression gesichert, Informationen zur Erkrankung vermittelt und eine Beziehungsanalyse durchgeführt werden. Zu einem dieser Gespräche sollte möglichst ein Angehöriger(1)oder eine andere Bezugsperson hinzugezogen werden. In der Anfangsphase der IPT geht es in erster Linie darum, den Patienten und seinen Angehörigen durch Psychoedukation(1)(1) Hoffnung zu vermitteln und sie vom Stress durch die Depression zu entlasten. Damit soll der Betroffene in die Lage versetzt werden, an den mit der Depression(1)(1) verbundenen Problemen (z. B. Konflikte) zu arbeiten.

Inhalte der Einzelsitzungen(1)(1) im Überblick:

Einzelsitzung 1

Erhebung der Krankheitsvorgeschichte

Diagnostik und Zuschreibung der Krankenrolle

Hoffnungsvermittlung

Vermittlung von Informationen zur Depression

Einzelsitzung 2

Erhebung der Beziehungsanalyse

Einzelsitzung 3

Identifikation des/der IPT-Problembereich(e)

Formulierung eines Behandlungsvertrags mit Zielen

Daran schließen sich insbesondere bei stationär behandelten Patienten drei bis vier Gruppensitzungen(1)(1)von 60-minütiger Dauer zu Psychoedukation(2) über Depressionen(2)(1) an, gefolgt von vier IPT-Modulen mit jeweils zwei bis vier 90-minütigen Sitzungen.

IPT-Gruppe(1) im ambulanten Setting(1)

Die Gruppentherapie findet im ambulanten Rahmen einmal wöchentlich statt und ist halboffen gestaltet, d. h. neue Teilnehmer können jeweils zu Beginn eines neuen Moduls einsteigen. Weitere Einzelsitzungen mit dem Patienten neben der Gruppentherapie sind nicht zwingend vorgesehen, können aber bei Bedarf eingesetzt werden.

Optional können drei bis vier psychoedukative Gruppensitzungen vorgeschaltet werden.

Die vier Module der IPT-Gruppentherapie(1) im Überblick:

Modul I – Interpersonelle Grundfertigkeiten

Ziel: Aufbau sozialer Unterstützung, Überwinden von Isolation und Einsamkeit

Umfang: zwei Gruppensitzungen

Modul II – Zwischenmenschliche Konflikte

Ziel: Führen, Bewältigen und Aushalten von Auseinandersetzungen

Umfang: drei Gruppensitzungen

Modul III – Rollenwechsel

Ziel: erfolgreiche Anpassung an Lebensveränderungen

Umfang: drei bis vier Gruppensitzungen

Modul IV – Arbeitsstress (Rollenwechsel und/oder Konflikte im Arbeitskontext)

Ziel: Stressreduktion bei der Arbeit durch effektive Kommunikation

Umfang: zwei bis drei Gruppensitzungen

Die Bearbeitung des Fokus komplizierte Trauer(1) um eine verstorbene Person eignet sich unserer Erfahrung nach nicht im Gruppensetting (v. a. bei stationär behandlungsbedürftigen Patienten), da die Belastung durch und der Umgang mit den emotional meist intensiven Reaktionen für alle Gruppenmitglieder sehr hoch ist. Wir empfehlen, den Fokus »Trauer um eine verstorbene Person« mit den Betroffenen im Einzelsetting zu bearbeiten.

Die Reihenfolge der Module ist nicht zwingend vorgegeben. Ebenso besteht bei Anzahl, Dauer und Frequenz der Sitzungen Flexibilität(1), je nach Möglichkeiten und Erfordernissen im gegebenen Setting.

Die IPT-Gruppe(2) im ambulanten Setting(2) wird optimalerweise folgendermaßen durchgeführt:

als halboffene Gruppe (Einstieg neuer Teilnehmer jeweils zu Modulbeginn)

einmal wöchentlich

mit vier bis zehn unipolar akut depressiven Teilnehmern

mit zwei bis drei vorgeschalteten Einzelgesprächen à 50 Minuten

zehn bis zwölf IPT-Gruppensitzungen à 90 Minuten (mit Pause)

unter aktiver Mitarbeit der Teilnehmer

mit Übungsaufgaben zwischen den Sitzungen

IPT-Gruppe(1) im stationären Setting(1)

Die Durchführung der Gruppentherapie im stationären Setting unterscheidet sich nur durch ein zusätzliches Gruppenangebot zur Psychoedukation und zum Symptommanagement für die meist schwerer depressiv Erkrankten mit höherer Symptombelastung. Diese Gruppe wird über einen Turnus von zwei bis vier Sitzungen ein- bis zweimal pro Woche für eine Stunde durchgeführt.

Die IPT-Gruppe im stationären Setting(2)wird optimalerweise folgendermaßen durchgeführt:

als halboffene Gruppe (Einstieg neuer Teilnehmer jeweils zu Modulbeginn)

ein- bis zweimal wöchentlich

mit vier bis zehn unipolar akut depressiven Teilnehmern

mit ein bis zwei Gruppenleitern (z. B. Therapeut und Ko-Therapeut aus der Pflege)

mit zwei bis drei vorgeschalteten Einzelgesprächen à 30–50 Minuten

mit drei bis vier psychoedukativen Gruppensitzungen

zehn bis zwölf IPT-Gruppensitzungen à 90 Minuten (mit Pause)

unter aktiver Mitarbeit der Teilnehmer

mit Übungsaufgaben zwischen den Sitzungen

Wie die IPT kann auch die IPT-Gruppe in Kombination mit einer medikamentösen Behandlung(1) durchgeführt werden, was in der Regel für stationär behandlungsbedürftige Patienten angewendet wird. Wenn man die IPT-Gruppe im stationären Rahmen durchführt, sollten noch weitere Aspekte berücksichtigt werden. Ein Vorteil bei der stationären Behandlung ist, dass der Patient von einem multiprofessionellen Behandlungsteam(1)betreut wird und nicht nur von einem Therapeuten. Das Behandlungsteam kann einzelne Aufgaben und die Bearbeitung von Zielen untereinander aufteilen oder das Pflegeteam unterstützt beispielsweise antriebsgeminderte Patienten bei der Durchführung der »Hausaufgaben«. Außerdem können sich die Mitglieder des Behandlungsteams gegenseitig Rückmeldung über das interpersonelle Verhalten des Patienten geben. Allerdings stellt der Klinikaufenthalt für die meisten Patienten eine Ausnahmesituation(1)dar. Diese Situation lässt sich nur bedingt mit dem ambulanten Setting vergleichen, bei dem die schrittweise Umsetzung des Erarbeiteten im üblichen Lebenskontext erwartet wird. Bei der stationären IPT-Gruppe handelt es sich also um eine verdichtete und intensive Behandlungseinheit mit zunächst eingeschränkteren Umsetzungsmöglichkeiten im Alltag. Darüber hinaus ist die Behandlungsdauer von vornherein klarer begrenzt. Dennoch lässt das halbstrukturierte Format der IPT-Gruppe im Allgemeinen genügend Freiraum zur Anpassung der einzelnen Interventionen an die stationären Rahmenbedingungen (weitere Modifikationen für die stationäre Behandlung werden in Schramm [2019], Kap. 15, beschrieben).

Nach einem stationären Aufenthalt sollte die ambulante Weiterbehandlung geplant werden (optimalerweise eine Fortsetzung der IPT im Einzel- oder Gruppenformat), gewissermaßen als vierte Phase der IPT im Sinne einer Erhaltungstherapie.

Unterschiede und Gemeinsamkeiten von IPT(1) und IPT‑Gruppe(1)

Die Ziele der IPT-Gruppe(1) sind dieselben wie die der IPT. Der Schwerpunkt liegt bei beiden Formaten auf der Bearbeitung depressionsrelevanter zwischenmenschlicher Themen, die den IPT-typischen Problembereichen (interpersonelle Grundfertigkeiten/Einsamkeit, zwischenmenschliche Konflikte, Rollenwechsel, Arbeitsstress) entstammen.

In Abgrenzung zum ursprünglichen Format der IPT als Individualtherapie wird die IPT-Gruppe – bis auf zwei oder drei vorgeschaltete Einzelgespräche – ausschließlich in einem Gruppensetting durchgeführt. Sie hat deswegen einen stärker strukturierenden, edukativen und übungsorientierten Charakter und erfordert eine aktivere Mitarbeit des Patienten (z. B. eigenständiges Erarbeiten von Zusatzmaterial, Durchführen von Hausaufgaben) als die herkömmliche Form der IPT-Einzeltherapie. Die Übungen und Aufgaben zwischen den Sitzungen ergeben sich aus dem jeweiligen Sitzungsinhalt und sollten im alltäglichen Leben bzw. im Stationsalltag oder im Rahmen einer Belastungserprobung umgesetzt werden. Beispiele sind das Lesen und Nacharbeiten von Handouts oder das Ausprobieren von in der Gruppe besprochenen Strategien.

Aufgrund des halboffenen Charakters der Gruppentherapie entfällt bei der IPT-Gruppe die offizielle Beendigungsphase(1), die Verabschiedung kann individuell in Form von ein bis zwei Einzelsitzungen stattfinden.

In den Gruppensitzungen wird in erster Linie an den Problembereichen der Teilnehmer gearbeitet. Es werden Strategien zur Bewältigung der interpersonellen Schwierigkeiten der Patienten entwickelt und möglichst im Rollenspiel ausprobiert. Die IPT-Gruppe ist vorwiegend bewältigungszentriert und außerdem betont ressourcenorientiert