Iphigenie auf Tauris von Johann Wolfgang Goethe: Reclam Lektüreschlüssel XL - Johann Wolfgang Goethe - E-Book

Iphigenie auf Tauris von Johann Wolfgang Goethe: Reclam Lektüreschlüssel XL E-Book

Johann Wolfgang Goethe

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Beschreibung

Reclam Lektüreschlüssel XL – hier findest du alle Informationen, um dich zielsicher und schnell vorzubereiten: auf Klausur, Referat, Abitur oder Matura! Differenziert, umfassend, übersichtlich! - Präzise Inhaltsangaben zum Einstieg in den Text - Klare Analysen von Figuren, Aufbau, Sprache und Stil - Zuverlässige Interpretationen mit prägnanten Textbelegen - Informationen zu Autor:innen und historischem Kontext - Hilfreiche Infografiken, Abbildungen und Tabellen - Aktuelle Literatur- und Medientipps - Prüfungsaufgaben mit Lösungshinweisen - Zentrale Begriffe und Definitionen als Lernglossar Den Stoff für sein klassisches Schauspiel in fünf Aufzügen »Iphigenie auf Tauris« entnahm Johann Wolfgang Goethe dem Drama »Iphigenie bei den Taurern« des griechischen Dramatikers Euripides. Bei Goethe vollzieht sich das dramatische Geschehen im Inneren der Personen und in den ›Rededuellen‹. Seine Iphigenie verkörpert das Ideal der Klassik: Humanität, Aufrichtigkeit und Unschuld. Ihre tiefe Menschlichkeit befreit nicht nur den Bruder Orest vom Wahnsinn und von der Verfolgung durch die Erinnyen, sondern sorgt auch für einen friedlichen Abschied vom taurischen König Thoas.

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Seitenzahl: 88

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Johann Wolfgang Goethe

Iphigenie auf Tauris

Lektüreschlüssel XL für Schülerinnen und Schüler

Von Mario Leis und Marisa Quilitz

Reclam

Dieser Lektüreschlüssel bezieht sich auf folgende Textausgabe:

Johann Wolfgang Goethe: Iphigenie auf Tauris. Hrsg. von Max Kämper. Stuttgart: Reclam, 2017 [u. ö.]. (Reclam XL. Text und Kontext, Nr. 19019.)

Diese Ausgabe des Werktextes ist seiten- und zeilengleich mit der in Reclams Universal-Bibliothek Nr. 83.

 

E-Book-Ausgaben finden Sie auf unserer Website

unter www.reclam.de/e-book

 

 

Lektüreschlüssel XL | Nr. 15493

2018 Philipp Reclam jun. Verlag GmbH, Siemensstraße 32, 71254 Ditzingen

Gesamtherstellung: Philipp Reclam jun. Verlag GmbH, Siemensstraße 32, 71254 Ditzingen

Made in Germany 2018

RECLAM ist eine eingetragene Marke der Philipp Reclam jun. GmbH & Co. KG, Stuttgart

ISBN 978-3-15-961407-6

ISBN der Buchausgabe 978-3-15-015493-9

www.reclam.de

Inhalt

1. Schnelleinstieg2. InhaltsangabeErster AufzugZweiter AufzugDritter AufzugVierter AufzugFünfter Aufzug3. Figuren4. Form und literarische TechnikMerkmale des geschlossenen DramasSprache der Iphigenie5. Quellen und KontexteAntiker Stoff: TantalidensageDer Kampf um TrojaGoethe und die klassische französische TragödieWeimarer Klassik6. InterpretationsansätzeExpositionIphigenie, ein FrauenschicksalOrests Heilung7. Autor und Zeit8. Rezeption9. Prüfungsaufgaben mit LösungshinweisenAufgabe 1Aufgabe 2Aufgabe 3Aufgabe 410. Literaturhinweise/MedienempfehlungenTextausgabeZur Biographie des AutorsDramen- und VersanalyseZur literaturgeschichtlichen Einordnung der KlassikSekundärliteratur zu Iphigenie auf TaurisFilmempfehlungen11. Zentrale Begriffe und Definitionen

1. Schnelleinstieg

Am 29. April 1890 schrieb Theodor Fontane über Johann Wolfgang von Goethes Schauspiel Iphigenie auf Tauris Folgendes: »Wer mir sagt: ›Ich war gestern in Iphigenie, welch Hochgenuß‹, der lügt oder ist ein Schaf und Nachplapperer.«1

Doch man kann – auch bei berechtigter Kritik an Goethes Schauspiel – dem großen Fontane sehr wohl widersprechen. Die Lektüre oder Aufführung der Iphigenie auf Tauris kann auch heute ein ästhetischer »Hochgenuß« sein, und das Drama vermag auch durch seine moralische und völkerrechtliche Aktualität zu überzeugen.

Iphigenie auf Tauris ist zwar in der Von der Antike bis ins 21. JahrhundertAntike angesiedelt, bezieht sich aber auch auf die Klassische Literaturepoche Deutschlands und berührt seine Leser auch noch im 21. Jahrhundert, weil das Stück genügend dramaturgisches Potenzial besitzt.

Im Mittelpunkt des Dramas steht die Griechin Zentralfigur IphigenieIphigenie, die notgedrungen in der Fremde, auf der Insel Tauris, als Priesterin dient. Sie sehnt sich nach ihrer Heimat, aber der König der Taurer, Thoas, hält um ihre Hand an, sie lehnt ab, deshalb führt er aus Rache wieder Menschenopfer ein: Jeder Fremde, der Tauris betritt, soll von der Priesterin geopfert werden. Prompt tauchen zwei Ausländer auf der Insel auf, die Griechen Orest und Pylades. Orest ist Iphigenies Bruder und er wird von den Rachegöttinnen verfolgt, weil er seine Mutter Klytemnestra getötet hat, um ihren Mord an seinem Vater Agamemnon zu rächen. Iphigenie müsste also ihren eigenen Bruder töten und seinen Freund, ein furchtbares Dilemma für sie, auch weil Thoas kategorisch Gehorsam von ihr einfordert. Der listige Pylades möchte Thoas betrügen, um Iphigenie, sich und seinen Freund Orest, der fast schon wahnsinnig geworden ist, zu retten.

Abb. 1: Orestes wird von Furien gehetzt. Ölgemälde von William-Adolphe Bouguereau, 1862

Iphigenie schwankt zwischen der Lüge – dem geplanten Fluchtversuch – und der Wahrheit; schließlich entscheidet sie sich für die »Iphigenie entscheidet sich für die WahrheitWahrheit« (V. 1919) und beichtet Thoas den Fluchtplan. Er, der »rohe Scythe, der Barbar«, vernimmt ihre »Stimme / Der Wahrheit und der Menschlichkeit« (V. 1937 f.) und schenkt ihr, Orest und Pylades die Freiheit. Dieses gewaltfreie Ende ist erstaunlich, aber passt zu Goethes Sicht: »Darum verzichtete er völlig auf die überlieferten Strafmechanismen mythischer Mächte in Gestalt der Furien. […] Sein herausforderndes Vertrauen in die ethische Verantwortung jedes einzelnen ermöglichte es ihm, die Tragödie göttlicher Schicksalsfügungen umzuwandeln in ein dramatisches Exempel gelingender Humanität.«2 Hier handelt es sich indes um eine humanistische Utopie, die zwar erstrebenswert ist, aber windschief zur Wirklichkeit steht.

Das brachte 1980 der Literaturkritiker Hellmuth Karasek pointiert auf den Punkt: »Denn das Stück, das mit seinen makellos schönen Versen zum Deklamieren einlädt, ist eine Mischung aus klassizistischer Griechenbegeisterung und dem Goetheschen Goethes »Kavaliersglauben«Kavaliersglauben, wilde Männer würden durch zarte Frauenworte gezähmt, die ihnen mit edler Sanftmut die krause Stirne glätten, sie sogar manchmal das blutdurstige Schwert aus der Hand legen lassen.«3

2. Inhaltsangabe

Das Schauspiel Iphigenie auf Tauris besteht aus fünf Aufzügen (Akten).

Erster Aufzug

1. Auftritt: Iphigenie betritt den Schauplatz der gesamten Handlung, den Hain vor dem Tempel der Göttin Diana. Sie beschreibt ihr Schicksal als »zweiten Tod[ ]« (V. 53), weil sie ihre griechische Heimat und ihre Familie schmerzlich vermisst: »Das Land der Griechen mit der Seele suchend« (V. 12). Außerdem erfüllt sie ihren Dienst als Priesterin bei dem Taurerkönig Thoas nur mit »stillem Widerwillen« (V. 36), aber pflichtbewusst.

Sie beklagt auch den »Zustand« (V. 24) der Unterdrückte FrauenFrauen: Sie müssen ihr Leben den Männern unterordnen, die wiederum können sich beweisen und Ehre einheimsen: »Zu Haus und in dem Kriege herrscht der Mann / Und in der Fremde weiß er sich zu helfen. / Ihn freuet der Besitz; ihn krönt der Sieg« (V. 25–27).

Iphigenie bittet am Ende des Auftritts ihre Gönnerin Diana um Hilfe: »Und rette mich, die du vom Tod errettet, / Auch von dem Leben hier, dem zweiten Tode.« (V. 52 f.)

2. Auftritt: Thoas, der seinen letzten Sohn im Krieg verloren und ihn inzwischen gerächt hat, fürchtet um seine Erbfolge, deshalb schickt er Arkas, seinen Vertrauten, zu Iphigenie, um seinen Thoas’ HeiratswunschHeiratswunsch vorzutragen.

Außerdem bittet Arkas sie, ihre Identität, die sie bisher verheimlicht hat, zu Iphigenie soll ihre Abstammung offenbarenoffenbaren; doch Iphigenie verschweigt ihre Herkunft aus der fluchbeladenen Familie des Tantalos. Arkas’ Werbung im Dienst des Thoas lehnt sie ab, nicht nur wegen des bedrohlichen Familienfluches, sondern auch, weil sie ihr »Frauenschicksal« (V. 116) als ein »unnütz Leben« (V. 115) bezeichnet. Arkas wirft ihr auch ihre Verschlossenheit vor: »Noch bedeckt / Der Gram geheimnisvoll dein Innerstes; / Vergebens harren wir schon Jahre lang / Auf ein vertraulich Wort aus deiner Brust.« (V. 66–69)

Iphigenie lehnt das Iphigenie lehnt eine Heirat trotz Drohung abHeiratsangebot ab, obwohl Arkas hervorhebt, wie segensreich ihr Wirken für die Taurer ist. So hat sie zum Beispiel den Brauch abgeschafft, jeden Fremden, der die Insel betritt, Diana zu opfern. Arkas setzt Iphigenie schließlich weiter unter Druck und droht, dass Thoas den Opferritus wieder einführen könnte; sie indes bleibt standhaft.

3. Auftritt: Thoas hält, wie von Arkas angekündigt, nun persönlich um Iphigenies Hand an; sie weicht aber aus: »Der Unbekannten bietest du zu viel« (V. 251).

Schließlich drängt Thoas sie, ihre Abstammung offenzulegen; und in der Hoffnung, dass er durch die Preisgabe ihrer fluchbeladenen Familiengeschichte abgeschreckt werde, Iphigenie offenbart ihre Abstammungoffenbart sie dem König ausführlich ihre wahre Identität: »Vernimm! Ich bin aus Tantalus’ Geschlecht.« (V. 306)

Doch Thoas lässt sich durch den grausamen Fluch, der auf ihr lastet, nicht abschrecken – er wiederholt sogar seinen Heiratsantrag. Iphigenie entgegnet, die Ehe sei ihr nicht möglich, denn nur Diana, ihre Retterin, habe das »Recht auf […] geweihtes Leben« (V. 439).

Der enttäuschte Thoas reagiert auf die Absage trotzig: Er befiehlt, die Thoas führt das Opferritual wieder einMenschenopfer wieder einzuführen. Zwei Fremde, die zuvor »in des Ufers Höhlen« (V. 532) festgenommen wurden, soll Iphigenie Diana opfern: »Mit diesen nehme deine Göttin wieder / Ihr erstes, rechtes, lang entbehrtes Opfer! / Ich sende sie hierher; du weißt den Dienst.« (V. 535–537)

4. Auftritt: Iphigenie wendet sich mit einem Gebet an Diana; sie bittet die Göttin, die beiden Fremden und auch sie selbst zu verschonen: »O enthalte vom Blut meine Hände! / Nimmer bringt es Segen und Ruhe« (V. 549 f.). Ihre Hoffnung gründet auf der Überzeugung, dass die Götter den Menschen wohlwollend gesinnt seien: »Denn die Unsterblichen lieben der Menschen / Weit verbreitete gute Geschlechter« (V. 554 f.).

Zweiter Aufzug

1. Auftritt: Orest und Pylades, die beiden Fremden, diskutieren ihre prekäre Lage, den möglichen Opfertod und die Flucht. Obendrein erfährt der Leser, dass Orest der Bruder Iphigenies und Pylades sein Freund ist.

Orest, den quälende Schuldgefühle plagen und der sich von Rachegöttinnen verfolgt glaubt, weil er die Ermordung seines Vaters Agamemnon gerächt und deshalb dessen Mörderin, seine Mutter, getötet hat, gibt sich seinem Schicksal hin: Er ist bereit, in Tauris als »Opfertier« (V. 577) zu Orests Todeswunschsterben.

Pylades dagegen ist davon überzeugt, durch Der listenreiche und optimistische Pyladeslistiges Verhalten gemeinsam mit dem Freund fliehen zu können. Optimistisch stimmt ihn auch das Orakel, das Rettung in Aussicht stellt, wenn das Bildnis der Diana von Tauris nach Delphi gebracht werde: »So wird für diese Tat das hohe Paar / Dir gnädig sein, sie werden aus der Hand / Der Unterird’schen dich erretten.« (V. 725–727)

Außerdem hofft Pylades, Iphigenie für seine Zwecke benutzen zu können: »Wohl uns, dass es ein Weib ist! […] / Allein ein Weib bleibt stät auf Einem Sinn, / Den sie gefasst. Du rechnest sicherer / Auf sie im Guten wie im Bösen.« (V. 786–793)

2. Auftritt: Iphigenie nimmt Pylades, den sie sofort als Griechen, als Landsmann, identifiziert, die Fesseln ab. Pylades Pylades täuscht die Priesterinbelügt Iphigenie, er behauptet, dass er und Orest Brüder seien, Cephalus und Laodamas. Lediglich der Hinweis, dass auf seinem Bruder eine Blutschuld laste, entspricht der Wahrheit; allerdings sei Orest nicht für einen Mutter-, sondern für einen Brudermord verantwortlich. Pylades bleibt aber auch seinerseits über die wahre Identität Iphigenies im Unklaren, da sie sich nur als »Priesterin« (V. 815) bezeichnet. Von Pylades erfährt Iphigenie, dass Troja gefallen ist und ihre eigene Mutter ihren Gatten getötet hat: »Klytemnestra hat / Mit Hülf Ägisthens den Gemahl berückt, / Am Tage seiner Rückkehr ihn ermordet! –« (V. 880–882)

Iphigenie verhüllt vor Schmerz ihr Angesicht und Pylades hofft, sie könne ihm und Orest helfen: »Und lass dem Stern der Hoffnung, der uns blinkt, / Mit frohem Mut uns klug entgegen steuern.« (V. 924 f.)

Dritter Aufzug

1. Auftritt: Iphigenie trifft Orest, den sie ebenfalls von den Ketten befreit. Sie weiß noch nicht, dass der Gefangene ihr Bruder ist. Orest berichtet ihr vom Mord an Agamemnon und über ihre Geschwister Elektra und Orest: »Sie leben.« (V. 982) Ihr Bruder schildert Iphigenie auch den Mord an Klytemnestra: »Hier drang sie [Elektra] jenen alten Dolch ihm auf, / Der schon in Tantals Hause grimmig wütete, / Und Klytemnestra fiel durch Sohnes-Hand.« (V. 1036–1038)