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Dieser Band enthält folgende Romane von Sandy Palmer: Irrtum mit Folgen Schlosshotel Schwarzenberg Der Graf und die bezaubernde Gloria Liebe, die uns hoffen lässt Von LESLIE GARBER: Kurvenreiche Rothaarige liebt Milliardär Sommerliebesrausch für immer und ewig Ein Traumschloss am Bodensee, das ist das Erbe von Sabrina von Bergdorff nach dem überraschenden Tod ihrer Eltern. Und während ihr Bruder mit seiner Familie auf dem Stammschloss wohnen bleibt, siedelt Sabrina um an den Bodensee. Sie ist der Erfüllung ihres größten Traums ein Stück näher gekommen – ein eigenes Hotel will sie haben. Und auf Schwarzenburg soll es entstehen. Ein mutiger, gewagter – und schicksalhafter Entschluss...
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Seitenzahl: 338
Veröffentlichungsjahr: 2025
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Irrtum mit Folgen und 5 andere Liebesgeschichten
Copyright
Irrtum mit Folgen
Schlosshotel Schwarzenburg
Der Graf und die bezaubernde Gloria
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Liebe, die uns hoffen lässt
Kurvenreiche Rothaarige liebt Milliardär
Sommerliebesrausch für immer und ewig
Titelseite
Cover
Inhaltsverzeichnis
Buchanfang
Dieser Band enthält folgende Romane
von Sandy Palmer:
Irrtum mit Folgen
Schlosshotel Schwarzenberg
Der Graf und die bezaubernde Gloria
Liebe, die uns hoffen lässt
Von LESLIE GARBER:
Kurvenreiche Rothaarige liebt Milliardär
Sommerliebesrausch für immer und ewig
Ein Traumschloss am Bodensee, das ist das Erbe von Sabrina von Bergdorff nach dem überraschenden Tod ihrer Eltern. Und während ihr Bruder mit seiner Familie auf dem Stammschloss wohnen bleibt, siedelt Sabrina um an den Bodensee. Sie ist der Erfüllung ihres größten Traums ein Stück näher gekommen – ein eigenes Hotel will sie haben. Und auf Schwarzenburg soll es entstehen. Ein mutiger, gewagter – und schicksalhafter Entschluss...
Ein CassiopeiaPress Buch: CASSIOPEIAPRESS, UKSAK E-Books, Alfred Bekker, Alfred Bekker präsentiert, Casssiopeia-XXX-press, Alfredbooks, Uksak Sonder-Edition, Cassiopeiapress Extra Edition, Cassiopeiapress/AlfredBooks und BEKKERpublishing sind Imprints von
Alfred Bekker
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Irrtum mit Folgen
von Sandy Palmer
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Ein Traumschloss am Bodensee, das ist das Erbe von Sabrina von Bergdorff nach dem überraschenden Tod ihrer Eltern. Und während ihr Bruder mit seiner Familie auf dem Stammschloss wohnen bleibt, siedelt Sabrina um an den Bodensee. Sie ist der Erfüllung ihres größten Traums ein Stück näher gekommen – ein eigenes Hotel will sie haben. Und auf Schwarzenburg soll es entstehen. Ein mutiger, gewagter – und schicksalhafter Entschluss...
*
“Mach’s gut, Kleine. Und wenn du Schwierigkeiten hast, dann ruf mich an.” Joachim Graf von Bergdorff umarmte seine Schwester kurz.
“Es wird schon schief gehen”, lächelte Sabrina und warf einen letzten, ein bisschen wehmütigen Blick zurück auf das trutzige Stammschloss ihrer Familie. Am Portal stand Elaine, ihre Schwägerin. Wie immer in ein Business-Kostüm gekleidet und das platinblonde Haar exakt frisiert. Das helle Haar harmonierte hervorragend zu dem dunklen Kostüm, das Elaine trug. Seit dem plötzlichen Tod der Schwiegereltern kleidete sie sich entweder in Schwarz oder dezentes Grau – wissend, dass es ihr hervorragend stand. Obwohl die Entfernung viel zu groß war, glaubte Sabrina ihr hochmütiges Gesicht zu sehen.
Das machte die Abreise noch leichter! Sie hob ein letztes Mal die Hand, dann schwang sie sich hinter das Lenkrad ihres alten VW-Cabrios und fuhr vom Schlosshof.
Die Allee führte ins nahegelegene Dorf, und noch einmal kamen in der jungen Komtess Kindheitserinnerungen hoch. Da war die Schule, in die sie vier Jahre lang gegangen war, da, neben der Kirche, lag der Friedhof...
Sie bremste und ging noch einmal ans Grab ihrer Eltern. Die Familiengruft lag direkt neben dem Eingang und war sogar jetzt noch, drei Wochen nach der Beisetzung, über und über mit Kränzen bedeckt. Sie welkten schon, für übermorgen hatte Joachim einen Gärtner abgestellt, die Grabstätte in Ordnung zu bringen.
Sabrina trat ans Grab ihrer Eltern, die bei einem tragischen Flugzeugunglück gestorben waren. “Adieu, Paps”, flüsterte sie, “und dir danke ich besonders, Mutsch. Ohne dich hätte ich jetzt nicht das kleine Schlösschen Schwarzenburg – und kein neues Zuhause.”
Sie wischte sich eine Träne ab und ging entschlossen zu ihrem Wagen zurück. Dann startete sie durch – in ein neues Leben.
Je weiter sie nach Süden kam, um so besser wurde das Wetter. Das hob Sabrinas Laune noch zusätzlich. Sie freute sich auf ihr neues Zuhause – und auf die neue Aufgabe, die auf sie wartete.
Schloss Schwarzenburg lag nur fünf Autominuten von Überlingen entfernt auf einem kleinen Berg. Etwas mehr als hundert Jahre alt das Haupthaus, die beiden kleinen Nebengebäude waren erst in den fünfziger Jahren entstanden und dienten schon lange nicht mehr als Geräteschuppen, sondern beherbergten nichts als altes Gerümpel.
Das Schloss selbst war auch nicht mehr im besten Zustand, das wurde Sabrina bewusst, als sie die kiesbestreute Einfahrt hinauffuhr. Aber sie war voller Elan und wollte ihren Plan in kürzester Zeit verwirklichen: Aus dem efeuüberwucherten Schlösschen, das wie verwunschen vor ihr lag, sollte ein Luxushotel werden!
“Ich hab nicht umsonst eine Ausbildung als Hotelfachfrau”, murmelte Sabrina vor sich hin. Sie hatte sich diesen Beruf regelrecht ertrotzt. Ihre Familie war gar nicht damit einverstanden gewesen, dass die einzige Tochter auf eine Hotelfachschule in der Schweiz gewesen war statt in einem vornehmen Internat für höhere Töchter.
Zufrieden sah die Sabrina, dass ein dunkler Sportwagen vor dem Eingang parkte. Daneben lehnte ein Mann, der jetzt langsam auf das alte VW-Cabrio zukam.
“Hallo, Sie sind ja superpünktlich!” Er öffnete die Tür und reichte Sabrina die Hand. “Ich bin Karsten Mangold und stehe ganz zu Ihrer Verfügung!”
Irritiert sah sie in dunkle Samtaugen. “Sie sind Dr. Mangold?”, vergewisserte sie sich.
Der Mann lachte. “Ich weiß, Sie haben meinen Vater erwartet, nicht wahr?”
“Den Testamentsvollstrecker und langjährigen Vermögensverwalter des Schlosses, jawohl.”
“Das ist mein Vater. Leider ist er erkrankt und hat mich als Vertretung geschickt.” Er verneigte sich leicht, es wirkte ein ganz klein wenig ironisch, was Sabrina wütend machte. “Dr. jur. Karsten Mangold. Rechtsanwalt und Notar. Und bereit, all Ihre Wünsche zu erfüllen.”
“Wenn Sie sich da nur nicht zu viel vorgenommen haben”, konterte Sabrina. Irgendwie ging ihr die Art des Mannes auf die Nerven. Er wirkte so verflixt überheblich – und sah dazu auch noch unverschämt gut aus. Sie musste ihr Herz in beide Hände nehmen...
“Ich bin hart im Nehmen”, konterte er da und trat an den alten Wagen, um Sabrinas Koffer hochzuwuchten. “Aber erst mal sollten Sie hereinkommen. Ich hab uns einen Imbiss bestellt. Noch gibt’s ja außer dem alten Gärtner Petersen kein Personal. Die zwei Frauen aus dem Dorf, die regelmäßig sauber machen, kommen nur alle vierzehn Tage mal.”
Das hatte sie nicht gewusst! Sie gestand sich ein, dass sie sich darauf verlassen hatte, dass auf Schloss Schwarzenburg alles so gut organisiert war wie daheim auf dem Stammsitz der Familie.
Doch schon als sie die Halle mit den altersdunklen Gemälden betrat, war sie begeistert. So großzügig geschnitten war dieser Raum... Sabrina sah schon im Geist an der rechten Seite die Rezeption, daneben das Info-Center. Und gegenüber eine kleine Bar, von Grünpflanzen ein wenig abgeschottet vom Tagesgeschehen...
„Kommen Sie mit, links ist ein Büro, da können wir uns unterhalten.“ Karsten hielt ihr die Tür auf, die so kunstvoll in die Vertäfelung eingelassen war, dass man sie auf den ersten Blick übersehen konnte.
„Schön, dass wenigstens Sie sich auskennen“, bemerkte sie spitz. „Darf ich fragen, wieso?“ Sie ärgerte sich, dass sie selbst als Erbin dieses Haus erst einmal betreten hatte, und das war schon mehr als zehn Jahre her.
„Ich hab mich kundig gemacht – Ihr Einverständnis vorausgesetzt.“ Der junge Rechtsanwalt schien durch nichts aus der Ruhe zu bringen sein. Er blieb freundlich, wirkte souverän, und Sabrina musste ihm zugestehen, dass er sich wirklich gut vorbereitete hatte. Er wusste, wo die Schwachstellen lagen, was gemacht werden musste, er konnte Firmen nennen, hatte sogar schon ein paar Angebote der Handwerker vorliegen.
„Das ist alles ganz unverbindlich“, erklärte er. „Aber mein Vater war sich sicher, dass Sie unser Engagement zu schätzen wüssten.“
Sabrina lächelte. „Da hat er recht gehabt, Ihr Herr Vater. Schade, dass ich nicht mit ihm zusammenarbeiten kann. Aber was nicht ist, kann ja noch werden.“
Karsten schluckte die Bosheit ohne mit der Wimper zu zucken. Du kleines Biest, dachte er und verbiss sich ein Grinsen. Willst du wirklich deine Krallen ausfahren? Oder bist du zu unsicher, um ganz cool zu bleiben in dieser Situation?
Sabrina kannte sich selbst nicht mehr. Doch auf alles, was Karsten Mangold sagte, reagierte sie erst einmal mit Ablehnung. Und musste dann doch erkennen, dass er recht mit seinen Vorschlägen und Einschätzungen hatte.
Sie verabredeten, dass sie sich am übernächsten Tag mit den ersten Handwerkern vor Ort treffen würden.
„Ich möchte auch einen Gartenarchitekten kommen lassen“, sagte Sabrina. „Der Park ist einfach wunderschön, man kann ihn herrlich nutzen – und noch einen Tennisplatz anlegen, eine Schwimmhalle bauen... man maß da die Ideen von Fachleuten hören.“
„Der alte Petersen hat einen Neffen, der hat Gartenarchitektur studiert. Wenn Sie wollen...“
Sabrina streifte ihn mit einem kühlen Blick. „Mich wundert, dass Sie das nicht auch schon arrangiert haben“, meinte sie.
Er lächelte und beugte sich ein wenig vor. „Sie überschätzen mich“, meinte er. „Ich bin nicht so ehrgeizig, dass ich alles allein machen will. Außerdem sind Sie nicht die einzige Klientin, die ich zu betreuen habe, Frau von Bergdorff.“
Pah, das saß! Sabrina biss sich auf die Lippen, und da sie ein paar Sekunden brauchte, um sich zu fangen, trat sie an die hohe Flügeltür des Büros, die auf eine Bruchsteinterrasse führte.
„Achtung, die Platten sind ziemlich uneben“, sagte Karsten – aber da war es schon passiert. Sabrina stolperte und wäre wohl gestürzt, wenn er sie nicht rasch aufgefangen hätte.
Sekundenlang lag sie in seinen Armen. Sie hörte seinen Herzschlag, fühlte die Wärme seiner Haut, roch sein Rasierwasser, das dezent nach Sandelholz duftete – und gestattete sich einen kleinen Moment der Schwäche. Sie schloss die Augen und genoss die Nähe des Mannes.
Doch die Zeit der Nähe ging rasch vorbei. Sabrina machte sich frei und strich sich rasch eine Locke ihres blonden Haares aus dem Gesicht. „Auch hier muss einiges gemacht werden“, sagte sie und seufzte. „Hoffentlich reicht mein Geld für die ganzen Renovierungen.“ Sie wandte sich in den Garten, der sich zweihundert Meter weit erstreckte und dann in den Park überging. „Die beiden Nebengebäude sind intakt?“, fragte sie Karsten.
„Soweit ich weiß, ja.“
„Ich hab mir überlegt, dass man in dem einen Gebäude eine Beautyfarm einrichten könnte. Und einen Wellness-Bereich.“
„Aber das ist unpraktisch“, meinte er. „Keiner der Gäste möchte gern im Bademantel über den Hof laufen.“
Sie nickte. „Stimmt. Da haben Sie recht.“ Nachdenklich rieb sie sich die kleine Nase – eine Geste, die sie seit der Kinderzeit beibehalten hatte.
Karsten beobachtete sie fasziniert. Sie war einfach bezaubernd!
„Sie könnten einen Tunnel bauen lassen“, schlug er vor. „Aber das ist teuer. Vielleicht lassen sich aber auch ein paar Kellerräume umgestalten. Ich denke, der Architekt hat da konkrete Vorschläge.“
So war es in der Tat, und die kommenden Monate vergingen für Sabrina wie im Flug. Sie war von Handwerkerlärm umgeben, sie plante, verwarf, diskutierte mit den Leuten, stellte das erste Personal ein – und war insgeheim froh, in Karsten einen seriösen und selbstlosen Berater zur Seite zu haben. Auch sein Vater, Notar Bernhard Monheim, half ihr nach besten Kräften, als er wieder gesund war.
Der alte Gärtner Petersen, der in einem Zimmer unterm Dach wohnte, meinte eines Tages: „Wenn das Ihre Großeltern noch erlebt hätten, Sabrina... sie wären stolz auf Sie gewesen!“ Dann biss er sich auf die Lippen. „Entschuldigung, Komtess, es wird nicht wieder vorkommen.“
Lächelnd schüttelte Sabrina den Kopf. „Nicht doch, Herr Petersen. Sie können gern Sabrina zu mir sagen – so wie früher.“
„Sie können sich noch erinnern?“, fragte der weißhaarige Gärtner überrascht.
Sabrina schüttelte den Kopf. „Nein, ehrlich gesagt nicht mehr. Aber ich weiß noch, dass meine Mutter oft und gern von ihrem Zuhause erzählt hat. Sie hatte immer Sehnsucht nach dem Bodensee. Leider waren die geschäftlichen Aktivitäten und ihre gesellschaftlichen Verpflichtungen so umfangreich, dass sie kaum einmal herkommen konnte. Und ich...“ Sie zuckte mit den Schultern, „ich hatte auch so viel zu tun. Die Schule, die Ausbildung...“
„...und die vielen Verehrer“, fügte Hannes Petersen augenzwinkernd hinzu.
„Verehrer gibt’s keine“, erklärte Sabrina brüsk. „Die meisten jungen Leute wollen doch nur irgendwelche Partys feiern. Aber das ist nichts für mich. Was soll ich in Cannes, auf Sylt oder Ibiza, wenn ich hier eine richtige Aufgabe habe?“ Sie sah sich stolz um, und der alte Gärtner nickte.
„Schön ist es schon geworden“, meinte er. „Und mein Neffe Armin ist ein Künstler, nicht wahr? Dieses Rosenbeet dort ist eine Augenweide.“
„Stimmt. Und das er es gewagt hat, den Bach zu stauen und einen kleinen Teich anzulegen... einfach genial!“
Der alte Mann nickte stolz. „Ja, er ist ein echter Künstler, der Bub.“
Bub... Sabrina musste lächelnd. Armin Petersen war ein Mann von einsneunzig. Groß, kräftig, braun gebrannt. Sein blondes Haar, das immer etwas spröde vom Kopf abstand, schimmerte in der Sonne und ließ an einen Wikinger denken.
Außerdem hatte Armin eine nette Art. Er flirtete nicht direkt mit ihr, doch sie merkte an tausend Kleinigkeiten, dass sie ihm gefiel.
Es war, als hätten ihre Gedanken ihn herbeigerufen, denn in diesem Moment fuhr der kleine Lastwagen des Landschaftsgärtners vor. Armin stieg aus und wuchtete eine Kiste von der Ladefläche.
„Was haben Sie denn da?“ Neugierig trat Sabrina näher.
„Sehen Sie selbst...“ Armin Petersen hob den Deckel der Kiste an, und Sabrina wurde von einem Schwan böse angefaucht. „Ich hab mir gedacht, dass ein weißes Schwanenpaar unbedingt auf den See gehört.“ Er wandte sich an seinen Onkel. „Du könntest den Tieren ein kleines Haus basteln – ich bin sicher, dass Schwäne und Enten auch jüngere Familien anlocken werden.“
„Das ist eine wunderbare Idee!“ Sabrina strahlte. „Tiere gehören zu einem solchen Besitz unbedingt dazu. „Wenn sich alles gut anlässt, könnte ich mir sogar vorstellen, ein paar Pferde zu halten. Aber das ist noch Zukunftsmusik.“ Sie wandte sich um, als sie bemerkte, dass der alte Dr. Monheim auf sie zu kam. Er stützte sich auf einen Stock und wirkte heute ziemlich elend.
„Warten Sie, ich komme zu Ihnen!“, rief Sabrina und verabschiedete sich mit einer knappen Handbewegung von Armin.
„Wenn sie diesen Nadelstreifen-Heini sieht, bin ich vergessen“, stieß der junge Gärtner hervor.
„Sowas darfst du nicht sagen. Ohne Notar Petersen und seinen Sohn wäre sie noch lange nicht so weit. Und wir wüssten nicht, wie es weitergehen soll.“ Hannes Petersen legte dem Neffen besänftigend die Hand auf den Arm. „Sei froh über diesen Riesenauftrag, Junge, und verrenn dich nicht in Dinge, die doch keine Zukunft haben.“
Armin machte eine unwillige Geste. „Was weißt du denn schon“, knurrte er.
„Mehr, als dir lieb sein kann“, gab sein Onkel leise zurück, dann ging er zum Lkw und hob die nächste Kiste heraus. In ihr hockten drei Entenpaare, die so schnell wie möglich dem Wasser zustrebten, als er sie endlich aus ihrem Gefängnis befreit hatte.
„Dr. Monheim! Was ist passiert?“ Sabrina nahm den Notar beim Arm. „Sie sehen aus, als sei Ihnen ein Gespenst begegnet.“
„Sowas ähnliches“, presste der Anwalt hervor. „Gerade sind die Bauarbeiter im Keller auf ein altes Mosaik gestoßen. Es sieht so aus, als sei es aus der Römerzeit.“
Sabrina runzelte die Stirn. „Die Römer? Hier? Das kann nicht sein.“
„Es muss noch alles genau geklärt werden. Jedenfalls müssen die Bauarbeiten ruhen, bis ein Archäologe hier war und alles begutachtet hat.“
„Aber das geht doch nicht!“ Sabrina schüttelte den Kopf. „Der Wellness-Bereich muss doch in Angriff genommen werden, sonst ist unser ganzer Zeitplan hinfällig.“
„Wem sagen Sie das!“ Dr. Monheim ließ sich auf eine Bank sinken. „Der Architekt telefoniert schon seit einer halben Stunde wie wild in der Gegend herum.“
„Ich gehe zu ihm. Danke, dass Sie hergekommen sind.“
Dr. Petersen nickte nur. Er fühlte sich gar nicht gut heute, doch als er Sabrina nachschaute, glitt ein kleines Lächeln über sein Gesicht. Sie war bezaubernd, die junge Komtess, da konnte er seinem Sohn nur zustimmen. Aber ob Karsten jemals Chancen bei Sabrina von Bergdorff hatte?
Im Büro, das zwar erst provisorisch, doch schon recht gut eingerichtet war, saß der Architekt Reinhold Ehlers am Telefon und redete aufgeregt auf den Gesprächsteilnehmer am anderen Ende der Leitung ein. Als er Sabrina bemerkte, unterbrach er nicht, hob aber die rechte Hand und machte das V-Zeichen.
Sabrina atmete auf, es sah also gar nicht so schlecht aus!
Sie ging durch die Halle, die schon fertig war, ebenso wie die zwanzig Zimmer. Alle Räume waren hell und elegant eingerichtet. Sanfte Gelbtöne dominierten, in den Bädern war schwarzer oder heller Marmor verarbeitet worden.
Nur das Turmzimmer, in dem die Hochzeits- oder Präsidentensuite eingerichtet werden sollte, war noch nicht alles fertig. Von hier aus hatte man einen wunderschönen Blick bis zum Bodensee.
Sabrina wollte sich eine kleine Auszeit gönnen und klomm die Wendeltreppe zur Turmsuite hinauf. Überrascht hielt sie inne, als sie bemerkte, dass sie nicht allein war.
„Sie?“
„Das klingt, als sei ich der Teufel persönlich.“ Karsten Monheim stand auf dem Balkon und sah weiter nach draußen, statt sich Sabrina zuzuwenden.
„Ich hatte Sie hier nicht erwartet.“
„Ich liebe eben Überraschungen“, meinte er. „Und ich hab eine ganz besondere für Sie!“ Er griff in seine Tasche und zog zwei Karten daraus hervor.
„Karten für die Bregenzer Festspiele!“ Sabrinas Herz schlug schneller. „Darum hab ich mich vergeblich bemüht. Alles ausverkauft.“
„Gehen Sie mit mir hin?“ Endlich drehte er sich zu ihr um.
„Wann?“
„Übermorgen. Ich hole Sie am späten Nachmittag ab.“
„Einverstanden. Und – danke!“ Spontan hob sie sich auf die Zehenspitzen und gab ihm einen Kuss auf die Wange.
Doch noch ehe er fester zufassen und sie an sich ziehen konnte, hatte sie sich auch schon umgedreht und eilte aus dem Turmzimmer.
*
Der Architekt durchquerte die Halle und trat zu Sabrina von Bergdorff, die gerade einen Lieferanten verabschiedet hatte. “Das gefundene Mosaik ist eine Arbeit von 1870, nichts von kultureller Bedeutung.”
“Gott sei Dank!” Sabrina atmete auf, sie hatte schon befürchtet, dass die Eröffnung des Hotels verschoben werden müsste. Im Geist hatte sie schon Archäologen auf ihrem Grundstück herumgraben sehen, und was das bedeutete, war klar: Für Monate, wenn nicht gar Jahre wäre an einen Renovierung ihres Schlosses nicht zu denken gewesen! “Dann können wir also gleich den Marmor für die Bäder ansehen, ja?”
Reinhold Ehlers nickte. “Nehmen wir meinen Wagen?”
“Ich fahre hinter Ihnen her”, lehnte sie ab. “Um 17 Uhr muss ich zurück sein, ich habe abends noch was vor.”
Dankbar dachte sie an Karsten Monheim, der noch zwei der begehrten Karten für die Bregenzer Festspiele ergattert hatte.
Karsten... ein Mann voller Widersprüche. Mal gab er sich freundlich, liebenswert und charmant – und wenige Augenblicke später hatte Sabrina das Gefühl, in seiner Nähe zu erfrieren. Es war ein Wechselbad der Gefühle, das er ihr vermittelte, und das war etwas, das die energische Sabrina nicht gut ertragen konnte.
In den nächsten zwei Stunden hatte die junge Frau jedoch keine Zeit, an Karsten zu denken. Es galt, Marmor für die Bäder auszusuchen, entsprechende Armaturen, Bodenfliesen, Dekomaterial. Bis ins kleinste Detail musste alles bedacht sein, und das war eine Aufgabe, die nicht leicht zu bewältigen war.
“Warum hab ich dafür keinen Innenarchitekten genommen?”, seufzte Sabrina schließlich völlig geschafft.
“Weil der noch mehr Geld gekostet hätte. Und Sie haben schließlich selbst einen exzellenten Geschmack. Kompliment.” Der Architekt spendete dieses Lob aus ehrlichem Herzen.
“Danke.” Sabrina warf einen diskreten Blick zur Uhr. “Wenn Sie mich jetzt nicht mehr benötigen, würde ich gern zum Hotel zurückfahren.”
“Kein Problem. Ich lasse nur noch die Aufstellungen machen, dann ist für heute Schluss.”
“Dann sehen wir uns morgen wieder. Bis dann.” Ein rascher Händedruck, und Sabrina eilte zu ihrem Wagen.
*
Es blieben ihr nur noch knapp anderthalb Stunden, um sich für den Konzertbesuch umzuziehen. Hoffentlich saß das champagnerfarbene Kleid noch. Sie hatte es länger als ein Jahr nicht getragen...
Doch das Problem stellte sich zum Glück nicht, das elegante Kleid saß perfekt, und Sabrina war froh, dass sie sich in den letzten Tagen häufiger im Freien aufgehalten hatte, ihre Haut war leicht gebräunt, was zu dem hellen Stoff ausgesprochen apart aussah.
Das Haar wurde nur mehrmals gebürstet, bis es in weichen, schimmernden Wellen auf die Schultern fiel. Das Make-up durfte ruhig ein wenig üppiger ausfallen, beschloss die junge Komtess, denn am Abend war das erlaubt.
Sie sah mädchenhaft zart und doch elegant aus, als sie dann die Treppe hinunterstieg. Karsten, der in der Halle gewartet hatte und sich die Zeit damit vertrieben hatte, eine Lieferantenrechnung zu kontrollieren, stand auf und sah sie bewundernd an.
“Ich werde der meistbeneidete Mann des Abends sein”, sagte er und führte Sabrina zum Wagen.
Sie lächelte nur zu dem Kompliment, das sie eigentlich hätte zurückgeben können, denn Karsten machte im mitternachtsblauen Smoking eine ausgezeichnete Figur.
Bregenz war in ein Lichtermeer getaucht, der Weg zur Seebühne war ausgeschildert, und Sabrina war froh, einen männlichen Begleiter zu haben, denn sie hatte keine Vorstellung davon gehabt, wie riesig die Zuschauermenge sein würde. Über 100 000 Menschen erleben Jahr für Jahr die weltbekannten Festspiele, und es herrschte das übliche Gedränge, bis sie endlich ihren Platz gefunden hatten.
“Sie müssen über hervorragende Beziehungen verfügen”, stellte Sabrina fest, denn Karsten hatte die besten Plätze bekommen.
“Freut mich, dass Sie zufrieden sind”, gab er zurück und zog ihre Hand für einen Moment an die Lippen. Es war nur eine kurze, fast flüchtige Berührung, doch sie hatte ungeheure Wirkung. Es schien, als höre die Welt auf sich zu drehen – so jedenfalls kam es der jungen Komtess vor, und auch Karsten verlor eine gehörige Portion seines Selbstbewusstseins.
Und dann, endlich, setzte die Musik ein. Puccinis “La Bohème war das richtige Werk für die herrliche Kulisse. Sabrina liebte und litt mit der unglücklichen Mimi, und sie war in ungewöhnlich weicher Stimmung, als sie weit nach Mitternacht ins Schlosshotel zurückfuhren.
“Danke für den herrlichen Abend.” Sie gab Karsten die Hand. “Es war ein Erlebnis.”
“Für mich auch.” Er hielt ihre Hand fest – und beide wären wohl noch eine Weile selbstversunken so stehen geblieben, wenn nicht auf einmal eine dunkle Stimme gesagt hätte:
“Endlich kommt mal eine Menschenseele. Ich hab schon gedacht, das hier ist ein Geisterschloss.” Aus der Dämmerung trat ein kleiner Mann von etwa sechzig Jahren. Er war stark übergewichtig, trug eine Brille und einen Reitdress. “Tut mir Leid, dass ich stören muss, doch dürfte ich mal bei Ihnen telefonieren?”
“Natürlich.” Sabrina war aus ihrer Versunkenheit erwacht. Ein wenig skeptisch sah sie den Fremden an.
“Wissen Sie, ich bin zu Besuch bei meinem Neffen, Heiko von Amstätten, und heute bin ich zum ersten Mal allein ausgeritten. Prompt ging der Gaul mit mir durch – und jetzt lahmt er auch noch. Er steht auf der Wiese hinterm Haus. Ich selbst habe es mir auf der Terrasse gemütlich gemacht. Bin wohl eingeschlafen.”
“Dann koche ich erst mal Tee, während Sie Ihren Neffen verständigen. Sie müssen ganz durchfroren sein.”
“Ich kann Herrn von Amstätten auch heimbringen”, bot Karsten an.
“Das Hotel ist wohl noch nicht eröffnet?” Der alte Herr zwinkerte Sabrina zu. “Ich hätte nichts dagegen, heute Ihr erster Gast zu sein. Vielleicht bringe ich Ihnen ja Glück?”
“Meinetwegen können Sie gern hier schlafen. Allerdings müssen Sie sich ein wenig bescheiden, es ist noch nichts perfekt hier. Und Sie sollten daheim anrufen, damit sich niemand Sorgen macht. Zwei Zimmer sind schon fertig, bis auf Gardinen und ein paar Kleinigkeiten. Aber ich werde Ihnen alles besorgen, was Sie für die Nacht benötigen.”
Man sah Karsten Monheim an, dass ihm die ganze Angelegenheit gegen den Strich ging, doch Sabrina mochte den alten Herrn instinktiv, und an gutnachbarlichen Beziehungen war ihr auch gelegen. Sie hatte das große Gut, dem ein Gestüt angegliedert war, noch nie gesehen, aber schon davon gehört, dass den Amstättens das meiste Land ringsum gehörte.
Schnell war ein Zimmer hergerichtet, und Sabrina war viel zu müde, um sich noch lange darüber zu wundern, dass ihr Gast Karstens Angebot, ihn heimzubringen, nicht angenommen hatte.
Am nächsten Morgen frühstückte sie zusammen mit dem alten Herrn, der zunächst nicht zu wissen schien, wie er hierher gekommen war.
Doch als Sabrina ihn an die Geschehnisse erinnerte, meinte er lächelnd: “Stimmt ja, Kindchen, das hatte ich fast vergessen. Werde eben alt.”
“Sie sind doch noch nicht alt”, wehrte sie ab und schenkte ihm Kaffee nach. Dann wunderte sie sich allerdings, dass er die zweite Tasse nicht trank, sondern ein wenig gedankenverloren aus dem Fenster in den Schlosspark hinaus sah.
Eine halbe Stunde später erschien ein Reiter – ein gut aussehender, schlanker Mann mit dunkelblondem Haar.
“Heiko von Amstätten”, stellte er sich vor. “Mein Onkel ist bei Ihnen?”
“Ja, sein Pferd lahmte, und ich glaube, er hatte keine Lust mehr, so spät noch heimzufahren.”
Heiko biss sich auf die Lippen. “Ich danke Ihnen, dass Sie sich um ihn gekümmert haben. Es ist ein wenig schade, dass wir uns unter diesen Umständen kennen lernen.” Er zögerte, dann fuhr er fort: “Mein Onkel... er leidet immer stärker an Demenz. Oft verläuft er sich, und ich glaube auch nicht, dass das Pferd lahmt. Er merkt manchmal, dass er einen Fehler gemacht hat und lässt sich dann eine Ausrede einfallen, um von sich abzulenken. Er hat Sie doch hoffentlich nicht gestört?”
“Aber nein.” Sabrina schüttelte den Kopf. “Er war mein erster Gast – und ich hoffe, dass er sich wohlgefühlt hat.”
“Bestimmt. Ich...” Heiko von Amstätten biss sich auf die Lippen. “Darf ich Sie als Dank für all Ihre Mühe zu mir nach Hause einladen? Wir werden ja Nachbarn, und vielleicht...” Wieder brach er ab, wurde sogar ein wenig rot.
Sabrina stellte fest, dass der gut aussehende Mann ganz offensichtlich sehr schüchtern war. Sie half ihm aus der Verlegenheit und schnitt ein Thema an, das ihm ganz offensichtlich lag. “Sie züchten Pferde, nicht wahr?”, fragte sie.
“Ja. Unser Gestüt ist recht bekannt und erfolgreich.”
“Sie auch, wie ich weiß.” Sie lächelte ihn an. “Glauben Sie nicht, dass ich nur was vom Hotelfach verstehe, ich bin auch eine begeisterte Reiterin. Und deshalb ist mir der Name Heiko von Amstätten ein Begriff. Sie sind Olympiateilnehmer gewesen, nicht wahr?”
Er nickte nur. “Ja, wir hatten sehr gutes Pferdematerial, und deshalb waren wir mit der Mannschaft ausgesprochen erfolgreich.”
Sabrina gefiel seine Bescheidenheit, und insgeheim verglich sie Heiko mit dem forschen, selbstbewussten Karsten Mangold, der so genau von sich und seinem Wert wusste. Allerdings hätte sie nicht sagen können, wer von den beiden Männern ihr besser gefiel.
