Isn't it ironic? - James Ball - E-Book

Isn't it ironic? E-Book

James Ball

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Beschreibung

Autor James Ball ist ein waschechter Musik-Nerd. In "Isn't it ironic?" gibt er fundierte Antworten auf Fragen, die in bekannten Songs gestellt werden. Von den Beatles bis zu Beyoncé – dieses Buch ist ein wilder Ritt durch die Geschichte des Pops und das ideale Geschenk für alle Musikliebhaber und um-die-Ecke-Denker. "What is love?", "How soon is now?", "Who let the dogs out?" – es sind die großen Fragen, die das Leben stellt und manchmal Sängerinnen oder Sänger von berühmten Pop-Songs. Mit feinem Witz und Augenzwinkern gibt Journalist und Autor James Ball darauf wissenschaftlich fundierte Antworten. Aus Liedern von Stars wie Elvis, den Beatles, aber auch von The Verve oder Rihana erfährt man existenziell Wichtiges für alle Lebenslagen. Darunter auch: - ob man einen Menschen mit einem Lied töten kann (Gloria Gaynor), - was wirklich ironisch ist (Alanis Morisette), - wer die Welt regiert (Beyoncé). Das perfekte Geschenk für Liebhaber von Pop-Musik und für alle neugierigen Leser.

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Seitenzahl: 154

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James Ball

Isn’t it Ironic?

Antworten auf absolut lebenswichtige Fragen in Popsongs

Aus dem Englischen von Benjamin Schilling

Knaur e-books

Über dieses Buch

Autor James Ball ist ein waschechter Musik-Nerd. In »Isn’t it Ironic« gibt er fundierte Antworten auf Fragen, die in bekannten Songs gestellt werden. Von den Beatles bis zu Beyoncé – dieses Buch ist ein wilder Ritt durch die Geschichte des Pops und das ideale Geschenk für alle Musikliebhaber und um-die-Ecke-Denker. »What is love?«, »How soon is now?«, »Who let the dogs out?« – es sind die großen Fragen, die das Leben stellt und manchmal Sängerinnen oder Sänger von berühmten Pop-Songs. Mit feinem Witz und Augenzwinkern gibt Journalist und Autor James Ball darauf wissenschaftlich fundierte Antworten. Aus Liedern von Stars wie Elvis, den Beatles, aber auch von The Verve oder Rihana erfährt man existenziell Wichtiges für alle Lebenslagen. Darunter auch: Ob man einen Menschen mit einem Lied töten kann (Gloria Gaynor), was wirklich ironisch ist (Alanis Morisette) oder wer die Welt regiert (Beyoncé). Das perfekte Geschenk für Liebhaber von Pop-Musik und für alle neugierigen Leser.

Inhaltsübersicht

WidmungEin Hinweis zum Umgang mit ZitatenBlowin’ in the WindDo They Know It’s Christmas?A Day in the Life(How Much Is) That Doggie in the Window?Killing Me SoftlyHow Soon Is Now?Can I Kick It?Ms. JacksonLady MarmaladeRun the World (Girls)Eternal FlameWarUmbrellaBohemian RhapsodyThat’s Not My NameCry Me a RiverWhere Have All the Flowers Gone?Should I Stay or Should I Go?Does Your Mother Know?FeverI ’d Do Anything for Love (But I Won’t Do That)Are Friends Electric?MariaYear 3000When Will I Be Famous?HumanI’m Gonna Be (500 Miles)Once in a LifetimeJerusalemOut of the WoodsI Will SurviveThe ChainTurning JapaneseSmooth CriminalIndependent Women (Pt. 1)Is She Really Going Out With Him?American PieCan You Feel the Love Tonight?Call Me, Maybe?Fairytale of New YorkMoneyWhy Don’t We Do it in the Road?The Drugs Don’t WorkNine Million BicyclesDo You Know the Way to San José?Eye of the TigerWould I Lie to You?9 to 5What Becomes of the Broken Hearted?Blame it on the BoogieEarth SongCreepWhite ChristmasSignsNothing Compares 2 UEscapeAre You Lonesome Tonight?The FoxIronicWhat Is Love?Lonely This ChristmasComplicatedAll My FriendsHey YaWhy’d You Only Call Me When You’re High?24 Hours from TulsaEvery Breath You TakeWhat’s the Frequency, Kenneth?Girls Just Want to Have FunWhere Do Broken Hearts Go?What Have They Done to the Rain?Piano ManWhy?Everybody Wants to Rule the WorldTell Me Something I Don’t KnowCareless WhisperYeah!Life on MarsWhat’s up?Who Let the Dogs Out?You’re So VainI Wish it Could Be Christmas Every Day(They Long to Be) Close to YouOne of UsWhy Does it Always Rain on Me?Who Do You Think You Are?Do You Remember the First Time?We Didn’t Start the FireTitelinformationenDanksagung
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Für Mel, die weiß, warum …

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Ein Hinweis zum Umgang mit Zitaten

Wo immer möglich, wurden einzelne Studien oder Artikel, auf die wir in besonderem Maße zurückgegriffen haben, im Text berücksichtigt. Um einen Anmerkungsteil zu vermeiden, der so lang ist wie das Buch selbst, wurden diese Angaben manchmal aber auch weggelassen. Falls es also irgendeine Zahl gibt, deren Quelle Sie gern wüssten (oder bei der Sie glauben, einen Rechenfehler gefunden zu haben), dann setzen Sie sich bitte mit mir in Verbindung – bestenfalls über Twitter, wo ich unter @jamesrbuk zu finden bin.

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Blowin’ in the Wind

Wie viele Straßen muss ein Mann gehen?

Bob Dylan

Im Laufe der Geschichte hat es unzählige Männlichkeitsrituale gegeben: beim Volksstamm der Bukusu im Westen Kenias die Beschneidungszeremonie sikhebo, bei der Bevölkerung des südpazifischen Inselstaats Vanuatu das alljährliche Ernteritual des »Landtauchens«, bei dem sich die Teilnehmer an Lianen, die um ihre Knöchel gebunden sind, von primitiven Holztürmen herab über 30 Meter in die Tiefe stürzen.

In der für ihn typischen Weise wählt B. Dylan einen ungewöhnlichen Maßstab für die kindliche Entwicklung und sinniert darüber, wie viele Straßen ein Mann gehen muss, ehe man ihn überhaupt als Mann bezeichnen darf. Trotz beträchtlichem Forschungsaufwand war es uns in dieser Angelegenheit aber nicht möglich, fundierte Antworten zu finden, die »im Winde wehen« (blowing in the wind) – es sei denn, die kryptische Antwort auf Dylans Frage lautet »Stickstoff, Sauerstoff, Argon, Kohlendioxid und andere Spurengase«. Daher haben wir uns auf das konzentriert, worauf Dylan mit Sicherheit hinauswollte: körperliche Ertüchtigung während der Kindheit.

Neben dem Fehlen einer standardisierten Straßenlänge haben uns aber auch ethische und versicherungstechnische Bedenken von dem Vorschlag abgehalten, dass kleine Kinder auf richtigen Straßen herumlaufen sollten. Aus diesem Grund haben wir uns vielmehr auf die für Kinder empfohlene Schrittzahl konzentriert.

Während man Erwachsenen zu 10 000 Schritten pro Tag rät, wird für Kinder mehr Bewegung empfohlen (zumindest ab fünf Jahren, kleinere Kinder sind hiervon – aus hoffentlich naheliegenden Gründen – ausgenommen).

Mädchen sollten 12 000 Schritte pro Tag anvisieren, Jungen es dagegen auf durchschnittlich 15 000 Schritte pro Tag bringen. Nach ein paar einfachen Rechenschritten gelangt man deshalb zu dem Schluss, dass Jungen zwischen ihrem fünften und achtzehnten Geburtstag, ab dem man sie (von Rechts wegen) als Männer bezeichnen darf, 71 175 000 Schritte gemacht haben sollten.

Allerdings bleiben die meisten Kinder unter diesem Wert: Ein Junge hat zu diesem Zeitpunkt im Durchschnitt gerade einmal 52 195 000 Schritte zurückgelegt.

Was an dieser Stelle zu tun wäre, sofern wir es beim bisherigen Zeitpunkt der Volljährigkeit belassen wollten, dafür mangelt es B. Dylans Studie leider an praktischen Ratschlägen. Entweder könnte man die Anforderungen für die Zahl der abgeschrittenen Straßen (oder getätigten Schritte) herabsetzen oder aber, wenn wir das Ziel der 71 Millionen Schritte erhalten wollten, Jungs durchschnittlich erst mit etwas über 22,5 Jahren als »Männer« bezeichnen. In jedem Fall würde diese zusätzliche Anstrengung dazu führen, dass sie völlig außer Puste im Wind umherwehen.

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Do They Know It’s Christmas?

Wissen sie überhaupt, dass Weihnachten ist?

Band Aid

Irgendwie ist es schon rätselhaft, weshalb sich große Gruppen von Individuen über mehr als drei Jahrzehnte hinweg immer wieder versammelten, um genau diese Frage zu stellen, denn schließlich ist ihre Lösung beinahe trivial.

Als Teil einer riesigen Wohltätigkeitskampagne wurde die Frage im Jahr 1984 zum ersten Mal gestellt. Nicht weniger als 37 Sängerinnen und Sänger, die sehr auf eine Antwort erpicht zu sein schienen, trugen sie gemeinsam singend vor. In neuer Formation wurde sie einige Jahre später erneut gestellt, und zum dritten und vierten Mal durch wieder andere Gruppen in den Jahren 2004 und 2014.

Von außen betrachtet ist die Antwort auf diese Frage sehr einfach: Neueste Schätzungen geben für Afrika eine christliche Bevölkerung von mehr als 500 Millionen Menschen an, bei einer Gesamtbevölkerung von 1,2 Milliarden. Selbst wenn die Afrikaner nicht den weihnachtlichen Bräuchen von Menschen auf anderen Kontinenten folgen würden, bekämen sie sehr wahrscheinlich trotzdem ganz genau mit, dass gerade Weihnachten ist – schließlich ist fast jeder Zweite auf dem Kontinent ein Christ.

Sobald wir unseren Blick aber speziell auf Äthiopien richten (das ursprüngliche Spendenziel der lobenswerten Band-Aid-Initiative), ist die Antwort nicht mehr ganz so offensichtlich. Rund zwei Drittel der Äthiopier bezeichnen sich selbst als Christen, das sind etwa 45 Millionen Menschen. Demnach könnte man sicher davon ausgehen, dass sie wissen, wann Weihnachten ist. Mehr als 30 Millionen von ihnen verstehen sich jedoch als orthodoxe Christen, und das bedeutet, dass sie Weihnachten nicht am selben Tag feiern wie ihre protestantischen und katholischen Brüder und Schwestern. Vielleicht ist das auch die Lösung für die Langlebigkeit dieser Frage: Offensichtlich fiel es den prominenten Wohltätern schwer, zu begreifen, dass diverse christliche Gruppierungen in Äthiopien Weihnachten an unterschiedlichen Tagen feiern.

Eines steht jedoch außer Frage: dass es in Afrika an Weihnachten immer irgendwo Schnee geben wird. Afrika ist ein riesiger Kontinent mit vielen Gebirgsketten – unter ihnen das Mount-Kenya-Massiv in Kenia, das Kilimandscharo-Massiv in Tansania, das Ruwenzori-Gebirge in Uganda oder (was noch besser zum Gegenstand dieser Untersuchung passt) das Simien-Gebirge in Äthiopien, die allesamt fast das ganze Jahr über mit Schnee bedeckt sind.

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A Day in the Life

Gibt es wirklich 4000 Schlaglöcher in Blackburn/Lancashire?

The Beatles

Manche Denker befassen sich mit der Liebe, manche mit Betrug und wieder andere mit Politik, aber nur wenige haben sich bisher mit jenem dringenden Problem auseinandergesetzt, das Autofahrer weltweit in Rage versetzt: Schlaglöcher.

Vielleicht ist es gerade die Bereitschaft, dieses Thema zur Sprache zu bringen, weshalb J. Lennon und P. McCartney so lange im Gedächtnis der Menschen geblieben sind.

In ihrer Ansprache von 1967 erwähnen sie nicht nur, dass es in Blackburn 4000 »kleine« (small) Löcher gebe, sondern auch, dass es wohl jemanden gibt, der sie gezählt hat. Ob ihre damalige Schätzung korrekt war, lässt sich rückwirkend unmöglich beurteilen. Aber nach wie vor gilt, dass auch im Blackburn von heute irgendjemand irgendwie die Zahl der Schlaglöcher berechnen und sich um sie kümmern muss.

Neueste Schätzungen zu Schlaglöchern in Blackburn können den Zahlen des Stadtrats entnommen werden. Dieser erhielt 2018 zur Bekämpfung derselben 178 000 £ aus Mitteln der Zentralregierung. In Großbritannien kostet die Reparatur eines Schlaglochs durchschnittlich 53 £. Das heißt, dass Blackburn genügend Geld für 3358 Schlaglöcher bekam – ziemlich nah also an der historischen Schätzung von Lennon und McCartney, besonders im Hinblick darauf, was Haushaltsmaßnahmen in Großbritannien bedeuten, und zwar dass der Stadtrat bei seinen Bemühungen vermutlich unterfinanziert war. Anscheinend gilt im Fall von Lennon und McCartney deshalb: Der Wissenschaft Freud ist der Straßenwacht Leid.

Nun aber zu einer weiteren Frage aus dem Song: wie viele Schlaglöcher nötig wären, um die Royal Albert Hall zu »füllen« (fill). Wie wir wissen, beträgt ihr Raumvolumen 86 650 m³, sodass jedes Loch (vorausgesetzt, dass alle die gleichen Maße hätten) 21,66 m³ groß wäre, ungefähr zwei Drittel eines Frachtcontainers. Dass es in den Straßen von Blackburn 4000 Löcher dieser Größe gab, ist ziemlich unwahrscheinlich, nicht zuletzt, weil sie in der Untersuchung selbst als »eher klein« (rather small) beschrieben werden. Und auch wenn das eine zur Berechnung des anderen geführt haben mag: Wir müssen hieraus widerwillig schließen, dass dem Forscherteam bei seinen Kalkulationen so mancher grobe Fehler unterlaufen sein dürfte.

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(How Much Is) That Doggie in the Window?

Wie viel kostet das Hündchen da im Schaufenster?

Patti Page

Im Zusammenhang mit dieser 1953 von P. Page verfassten Studie zur Haustier-Ökonomie müssen wir über eine ernste Angelegenheit sprechen.

Die Arbeit basiert auf der ursprünglichen Forschung von B. Merrill. Es ist offensichtlich, dass Page beim Haustierkauf schrecklich unverantwortlich handelt. Zuallererst sind Hunde etwas fürs Leben und nicht nur für Weihnachten (wie uns zahlreiche Wohltätigkeitsverbände schon lange beibringen wollen). Man sollte eine Kaufentscheidung nicht aus Lust und Laune treffen, nur weil man gerade zufällig einen Hund im Schaufenster sieht.

Aus ähnlichen Gründen, und um Tierquälerei zu vermeiden, sollte man niemals einen Welpen kaufen, den man nicht zuvor zusammen mit seiner Mutter gesehen hat (in natura, Fotos zählen nicht). Außerdem scheint Page mit sich selbst uneins, was sie in einem Welpen zu finden hofft. Im ersten Moment redet sie von seinem süßen »Wackelschwanz« (waggly tail), im nächsten sagt sie, es müsse ein Wachhund sein, der ihren Liebsten beschützt. Es scheint beinahe, als ob die hier untersuchten schriftlichen Ausführungen gar nicht als Handbuch für den Haustierkauf ernst genommen werden wollen.

Natürlich ist das aber noch kein Grund, die ökonomische Fragestellung der Studie nicht trotzdem zu beantworten. Wenn der betreffende Hund eine Kreuzung ist, sollte sein Kaufpreis nicht allzu hoch liegen, wahrscheinlich nicht viel mehr als 300 bis 500 £. Falls es sich aber um einen Rassehund handelt, dann können es ohne Weiteres mehrere Tausend Pfund sein.

Lassen Sie sich durch diesen Preis aber bitte nicht in falscher Sicherheit wiegen. Nach Angaben der People’s Dispensary for Sick Animals, einer der größten Tierschutzorganisationen in Großbritannien, kann Sie ein Hund im Laufe seines Lebens, je nach Größe und Lebensspanne, gut und gerne zwischen 16 000 und 31 000 £ kosten. Vor diesem Hintergrund lautet die kurze Antwort auf Pages Frage daher: zwischen fünf und zehntausend Prozent mehr, als Sie denken.

Wir bitten P. Page aufrichtig, beim nächsten Mal genauer nachzudenken, ehe sie erneut darüber sinniert, ob ein Hund zum Verkauf steht.

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Killing Me Softly

Kann man jemanden mit einem Song umbringen?

Roberta Flack

Im Laufe dieses Untersuchungsberichts erhebt R. Flack wiederholt eine Reihe schwerwiegender Anschuldigungen gegen eine namenlose Person. Insbesondere unterstellt sie ihr versuchten Mord, und zwar auf sanfte Art und Weise und mithilfe eines Songs.

Angesichts des verheerenden Charakters derartiger Unterstellungen, die ohne Weiteres zu lebenslanger Haft führen könnten, ist es wichtig, die Belege für Flacks Behauptung genau zu untersuchen. Auf den ersten Blick hält ihre Anklage stand, denn es ist durchaus möglich, jemanden mit einem Song oder durch jede Form von genügend lautem Lärm zu töten. Alles über 150 Dezibel reicht aus, um ein Trommelfell zum Platzen zu bringen, während sich jedes auf 200 Dezibel anschwellende Geräusch für die meisten von uns als tödlich erweist. Zum Vergleich: Ein Presslufthammer liegt bei etwa 100 Dezibel, selbst eine Kettensäge bei nur rund 120 Dezibel. Um einen tödlichen Lärmpegel zu hören, müsste man sich normalerweise in unmittelbarer Nähe einer Explosion aufhalten.

Flack allerdings konkretisiert, dass sie nicht durch Lautstärke getötet werde. Stattdessen lautet ihr Vorwurf, dass man sie auf sanfte Weise umbringe. Doch auch in diesem Fall könnte es Belege geben, die ihre Behauptung stützen. Im Jahr 1933 schrieb ein ungarischer Komponist das Lied »Gloomy Sunday« (im Deutschen auch »Das Lied vom traurigen Sonntag« genannt, Anm. d. Übers.), das anfänglich von der Verzweiflung über den Krieg handelte und später als Betrachtung über Selbstmordgedanken interpretiert wurde. Im Lauf des Jahrzehnts löste das Lied eine (wenig fundierte) internationale Medienhysterie aus, da man es für den Auslöser von einer Reihe von Selbstmordfällen hielt. Tatsächlich nahm sich am Ende auch der Komponist selbst das Leben, wenngleich erst Jahrzehnte später. Eine Untersuchung der Causa »Gloomy Sunday« erschien auch in Gizmodo (nach unserem Dafürhalten ein Fachblatt mit Peer-Review). Darin wird angemerkt, dass Ungarn, genau wie andere Länder mit vergleichbarer Kulturgeschichte, eine historisch nachweisbar hohe Selbstmordrate hat, was die Autoren zu Spekulationen über gewisse genetische Ursachen des Phänomens veranlasst.

Wenn jemand durch ein Musikstück oder einen anderen Selbstmord angeregt zum Nachahmungstäter wird, bezeichnet man das in Anlehnung an Goethes 1774 erschienenen Briefroman Die Leiden des jungen Werthers als »Werther-Effekt«. Im Buch tötet sich die Titelfigur aufgrund einer aussichtslosen Liebe selbst, und die Flut von Selbstmorden, die auf seine Veröffentlichung folgte, stieß eine heftige Debatte darüber an, ob beides miteinander zusammenhing. Folglich könnte Flack ihren Geliebten also zu Recht des versuchten Mordes bezichtigen, wenn dieser ihr zärtlich »Gloomy Sunday« ins Ohr singt.

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How Soon Is Now?

Wann beginnt das Jetzt?

The Smiths

Wer schon einmal herumsitzen und auf eine Paketlieferung warten musste, weiß genau, wie ärgerlich das sein kann. Aus diesem Grund können wir uns problemlos in die emotionale Lage von J. Marr und S. Morrissey versetzen, die ihren Gesprächspartner in klagendem Tonfall um eine Erklärung bitten, was er denn eigentlich mit dem Versprechen meint, dass etwas genau jetzt passieren wird.

Weniger bedeutende Forscher als Marr und Morrissey würden sich vielleicht damit zufriedengeben, dass »jetzt« (now) einen Zeitraum irgendwo zwischen zwei und drei Sekunden meint. Doch diese beiden sind eindeutig nicht bereit, sich mit derart langen und unpräzisen Zeitspannen abspeisen zu lassen, und fragen stattdessen: »Wann genau meinst du?« (when exactly do you mean?). Sie können und sollten durchaus ein höheres Maß an Präzision erwarten, wenn es darum geht, wie augenblicklich dieses »jetzt« wirklich sein soll. Denn es ist offensichtlich, dass ihre Frage im Grunde lautet: »Wann beginnt das Jetzt frühestens?«

Womöglich haben Sie schon einmal von einer Millisekunde – das ist eine Tausendstelsekunde – oder von einer Mikrosekunde – dem millionsten Teil einer Sekunde – gehört, aber verglichen mit »jetzt« sind selbst das grobe und viel zu lange Zeiteinheiten. Vielleicht könnten wir sogar an eine Attosekunde denken, eine so kleine Zeiteinheit, dass man sagt, sie sei im Vergleich zur Sekunde das, was eine Sekunde im Vergleich zum Alter des Universums ist. Das ist ziemlich flott.

Doch gegenüber der einzigen Zeiteinheit, die wir wirklich »jetzt« nennen können, erscheint selbst eine Attosekunde wie eine halbe Ewigkeit. Die Rede ist von der Planck-Zeit – der Zeit, die das Licht braucht, um eine wirklich so richtig kurze Entfernung zurückzulegen. Sie ist das kleinstmögliche Maß für Zeit (und viel kürzer, als wir bisher messen können).

Nun denn, wann beginnt das Jetzt, Mr. Marr und Mr. Morrissey? Es ist nur eine Planck-Einheit entfernt.

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Can I Kick It?

Kann ich dagegentreten?

A Tribe Called Quest

Diese Frage hat viele Denker beschäftigt, seit A Tribe Called Quest sie 1990 das erste Mal gestellt haben. Später haben sich eine Menge Leute – unter ihnen J. Zed und R. Williams – wiederholt dasselbe gefragt.

Es überrascht nicht, dass sie alle das Bedürfnis verspürten, diese Frage wieder aufzugreifen. Schließlich müssen wir auf der Suche nach einer Antwort vertrackte Konzepte aus dem Bereich des Eigentumsrechts sowie die gesetzlichen Regelungen zum Thema Einwilligung berücksichtigen.

Zuallererst gilt: Falls »es« (it) ein Lebewesen bezeichnet, so ist das unanständig, und Sie sollten sich um bessere Pronomen bemühen. In diesem Fall können Sie aber ganz sicher nicht »dagegen« treten, wenn Ihnen keinerlei Einwilligung vorliegt. Wenn Sie einen Menschen treten, könnten Sie nämlich Gesetze brechen, die im Zusammenhang mit Tätlichkeit und Körperverletzung stehen. Falls es sich um ein Tier handelt, sind die Tierschutzgesetze zu beachten. Und falls Sie mit dem Gedanken spielen, einen erwachsenen Menschen mit dessen Einwilligung zu treten – wir betrachten das hier vollkommen wertfrei –, dann tun Sie das bitte behutsam, denn es gibt eine gesetzliche Obergrenze, wie viel Leid jemand von sich aus zustimmen kann.