Ivanhoe - Erster Theil - Walter Scott - E-Book

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Walter Scott

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Beschreibung

In jenem lieblichen District des fröhlichen Englands, welcher von dem Flusse Don bewässert wird, befand sich in alten Zeiten ein großer Wald, der den größern Theil der schönen Hügel und Thäler bedeckte, die zwischen Sheffield und der anmuthigen Stadt Doncaster liegen. Die Ueberbleibsel dieses weit verbreiteten Waldes sind noch zu sehen in der Nähe der Landsitze Wentworth, Warncliffe Park und um Rotherham. Hier hauste vor Alters der fabelhafte Drache von Wantley; hier wurden mehrere von den blutigsten Schlachten während der Bürgerkriege der Rosen gefochten; und hier blühten auch in alten Zeiten jene Banden der tapfern Geächteten, deren Thaten in den englischen Liedern so häufig sind verherrlicht worden.

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Walter Scott

Ivanhoe - Erster Theil

 

 

 

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Inhaltsverzeichnis

Titel

Erstes Kapitel.

Zweites Kapitel

Drittes Kapitel.

Viertes Kapitel

Fünftes Kapitel.

Sechstes Kapitel.

Siebentes Kapitel.

Achtes Kapitel.

Neuntes Kapitel.

Zehntes Kapitel.

Elftes Kapitel.

Zwölftes Kapitel

Dreizehntes Kapitel

Vierzehntes Kapitel.

Impressum neobooks

Erstes Kapitel.

So sprachen sie, indeß nach Haus' die Schweine Gesättigt in der Abenddämmerung zogen; Getrieben wider Willen zu den Ställen, Mit lautem, unharmonischen Geschrei.

Pope's Odyssee.

In jenem lieblichen District des fröhlichen Englands, welcher von dem Flusse Don bewässert wird, befand sich in alten Zeiten ein großer Wald, der den größern Theil der schönen Hügel und Thäler bedeckte, die zwischen Sheffield und der anmuthigen Stadt Doncaster liegen. Die Ueberbleibsel dieses weit verbreiteten Waldes sind noch zu sehen in der Nähe der Landsitze Wentworth, Warncliffe Park und um Rotherham. Hier hauste vor Alters der fabelhafte Drache von Wantley; hier wurden mehrere von den blutigsten Schlachten während der Bürgerkriege der Rosen gefochten; und hier blühten auch in alten Zeiten jene Banden der tapfern Geächteten, deren Thaten in den englischen Liedern so häufig sind verherrlicht worden.

Dies ist der vorzüglichste Schauplatz unserer Erzählung; der Zeit nach fällt dieselbe gegen das Ende der Regierung Richard's des Ersten, als seine Rückkehr aus seiner langen Gefangenschaft von seinen verzweifelnden Unterthanen, die in der Zwischenzeit jeder Art des sclavischen Druckes unterworfen waren, mehr gewünscht als gehofft wurde. Die Edlen, deren Macht während Stephan's Regierung überwiegend geworden war, und welche die Klugheit Heinrich's des Zweiten kaum zu einiger Unterwürfigkeit gebracht, hatten sich jetzt im höchsten Grade ihre alte Freiheit wieder genommen, indem sie das ohnmächtige Einschreiten des englischen Staatsrath verachteten, ihre Schlösser befestigten, die Anzahl ihrer Dienstleute verstärkten, Alles um sich her in den Zustand der Abhängigkeit versetzten und alle ihnen zu Gebote stehenden Mittel anwendeten, sich an die Spitze solcher Streitkräfte zu stellen, die sie in den Stand setzen konnten, bei den erwarteten bürgerlichen Streitigkeiten eine Rolle zu spielen.

Die Lage des niedern Adels, oder der sogenannten Freisassen, die vermöge des Gesetzes und Geistes der englischen Constitution berechtigt waren, sich von der Feudaltyrannei unabhängig zu erhalten, wurde jetzt bedenklicher als je. Wenn sie sich, was gewöhnlich der Fall war, in den Schutz eines der kleinen Könige in der Nachbarschaft begaben, Lehenspflichten in seinem Haushalt übernahmen, oder sich durch gegenseitige Schutz- und Trutzbündnisse verbindlich machten, ihn bei seinen Unternehmungen zu unterstützen, so mochten sie sich freilich zur Zeit Ruhe erkaufen; doch mußte es mit Aufopferung jener Unabhängigkeit geschehen, welche jedem englischen Herzen so theuer war, und auf die gewisse Gefahr hin, als Theilnehmer in jede unbesonnene Expedition verwickelt zu werden, wozu der Ehrgeiz ihres Beschützers sie nur immer führen mochte. Andererseits waren die Mittel zur Beunruhigung und Bedrückung, die den großen Baronen zu Gebote standen, so vielfach und von der Art, daß es ihnen selten an einem Vorwande und nie an dem Willen fehlte, jeden von ihren weniger mächtigen Nachbarn, der es wagte, sich von ihrer Autorität zu trennen, und während der gefahrvollen Zeiten von ihrem schuldlosen Benehmen und den Gesetzen des Landes Schutz zu erwarten, in Schrecken zu setzen und bis an den Rand des Verderbens zu verfolgen.

Ein Umstand, der sehr dazu diente, die Tyrannei des Adels und die Leiden der niedern Classen zu erhöhen, rührte von den Folgen der Eroberung Wilhelm's, Herzogs der Normandie, her. Vier Menschenalter hatten noch nicht hingereicht das feindselige Blut der Normannen und Angelsachsen zu verschmelzen, oder durch gemeinschaftliche Sprache und wechselseitige Interessen zwei feindliche Geschlechter zu vereinen, von denen das eine noch immer die Erhebung des Triumphes fühlte, während das andere unter den Folgen der Niederlage seufzte. Die Macht war gänzlich in den Händen des normännischen Adels, in Folge der Schlacht bei Hastings, und wie unsere Geschichtschreiber versichern, wurde dieselbe nicht mit milder Hand geübt. Das ganze Geschlecht der angelsächsischen Fürsten und Edeln war mit wenigen Ausnahmen ausgerottet oder aus seinem Erbe verdrängt; auch war die Anzahl derer nicht groß, welche in dem Land ihrer Väter Besitzungen der zweiten oder einer noch niedrigern Classe besaßen. Schon längst war die königliche Politik dahin gerichtet gewesen, durch gesetzliche oder ungesetzliche Mittel die Stärke eines Theils der Bevölkerung zu schwächen, von der man annehmen konnte, daß sie den am meisten eingewurzelten Widerwillen gegen ihre Besieger hege. Alle Monarchen vom normännischen Stamme hatten die unverkennbarste Vorliebe für ihre normännischen Unterthanen gezeigt; die Jagdgesetze und viele andere, gleich unbekannt dem milderen und freieren Geiste der angelsächsischen Verfassung, waren dem Nacken der unterjochten Einwohner aufgelegt, um gleichsam die Last der Ketten des Lehenswesens noch zu vermehren, welche sie drückten. Am Hofe und in den Schlössern der Großen, wo man dem Pomp und die Pracht des Hofes nachahmte, war das normännnische Französisch die einzige Sprache, die man redete; in den Gerichtshöfen wurden die Vertheidigungen und Urtheile in derselben Sprache abgefaßt. Kurz, Französisch war die Sprache der Ehre, des Ritterthums und selbst der Gerechtigkeitspflege, während das bei weitem männlichere und ausdrucksvollere Angelsächsisch dem Gebrauche der Bauern und Leibeigenen überlassen wurde, die keine andere Sprache kannten. Indeß veranlaßte der nothwendige Verkehr zwischen den Grundbesitzern und jenen untergeordneten Wesen, von welchen jener Boden cultivirt wurde, die allmälige Bildung eines aus dem Französischen und Angelsächsischen gemischten Dialects, in welchem sie sich gegenseitig verständlich machen konnten; und aus dieser Nothwendigkeit entstand nach und nach die Structur unserer gegenwärtigen englischen Sprache, in welcher die Sprache der Sieger und der Besiegten so glücklich verschmolzen ist, und die später durch die Schätze der classischen Sprachen und die der südlichen Nationen Europa's so sehr ist bereichert und vervollständigt worden.

Ich habe es für nöthig gehalten so viel über den Zustand der Dinge zur Belehrung des gewöhnlichen Lesers vorauszuschicken, welcher vergessen könnte, daß, obgleich keine großen historischen Ereignisse, als Krieg und Volksaufstand, das Dasein der Angelsachsen als eines besondern Volkes nach der Regierung Wilhelm's des Zweiten bezeichnen, doch die großen Nationalunterscheidungen zwischen ihnen und ihren Siegern, die Erinnerung dessen, was sie früher gewesen, und wozu sie jetzt waren heruntergebracht worden, bis zur Regierung Eduard's des Dritten fortdauerte, um die Wunden offen zu erhalten, welche die normännische Eroberung geschlagen, und eine Grenzlinie zwischen den Abkömmlingen der siegreichen Normänner und der besiegten Angelsachsen zu erhalten.

Die Sonne ging über einer der üppig grünen Lichtungen jenes Waldes unter, den wir beim Beginn des Kapitels erwähnt haben. Hunderte von Eichen mit breiten Wipfeln, kurzen Stämmen und weit verbreiteten Aesten, die vielleicht noch den stattlichen Marsch der römischen Legionen gesehen hatten, streckten ihre knotigen Arme über einen dichten Teppich eines frischen Rasens aus. An einigen Stellen waren sie mit Buchen, Stechpalmen und Unterholz verschiedener Art vermischt, so dicht verwachsen, daß es die schrägen Strahlen der untergehenden Sonne nicht durchließ. An andern Stellen traten sie aus einander und bildeten jene langen gewundenen Wege, in deren Irrgängen das Auge so gern sich verliert, während die Phantasie dieselben als die Pfade zu noch wildern Scenen der Waldeinsamkeit betrachtet. Hier verbreiteten die rothen Strahlen der Sonne ein gebrochenes und entfärbtes Licht, welches zum Theil an den belaubten Aesten und moosbewachsenen Stämmen der Bäume hing, und zum Theil einzelne Stellen des Rasens, wohin sie gelangten, erleuchteten. Ein beträchtlicher freier Raum in der Mitte dieser Lichtung schien den religiösen Gebräuchen der Druiden geweiht gewesen zu sein, denn auf dem Gipfel eines kleinen Hügels, so regelmäßig, daß er fast künstlich zu nennen war, zeigte sich noch ein Theil eines Kreises von rauhen unbehauenen Steinen von ungeheurer Größe. Sieben standen aufrecht, die übrigen waren wahrscheinlich durch den Eifer eines zum Christenthum Bekehrten umgestürzt, und lagen theils in der Nähe ihrer früheren Stelle, theils an der Seite des Hügels. Nur ein einziger Stein war bis an den Fuß des Hügels gerollt, hemmte den Lauf eines kleinen Baches, welcher sich friedlich um die Erhöhung wand, und verlieh durch seinen Widerstand dem ruhigen und sonst stillen Bächlein eine leise murmelnde Stimme.

Die menschlichen Gestalten, die diese Landschaft belebten, waren zwei an der Zahl, und theilten hinsichtlich ihrer Kleidung und ihres Ansehens den wilden und ländlichen Charakter, der dem Gehölze von West Riding in Yorkshire zu jener Zeit eigen war. Der ältere von diesen beiden Männern hatte ein wildes und finsteres Ansehen. Seine Kleidung war von der einfachsten Art und bestand in einer eng anschließenden Jacke mit Aermeln, aus einem gegerbten Felle verfertigt. Ursprünglich hatte man das Haar daran gelassen; doch da es an vielen Stellen abgescheuert war, so konnte man nach den noch übrigen wenigen Haarbüscheln nur mit Schwierigkeit unterscheiden, welchem Thier es angehört hatte. Dieses Kleid reichte ihm vom Halse bis an die Kniee und war das einige, welches er trug. Am Halse befand sich keine größere Oeffnung, als nöthig war, um den Kopf durchzulassen, woraus man schließen konnte, daß er es nach Art eines heutigen Hemdes oder eines alterthümlichen Brustharnisches anlegte, indem er es über Kopf und Schultern zog. Sandalen, mit den Riemen eines Eberfelles festgebunden, schützten seine Füße, und eine Rolle dünnen Leders war künstlich um seine Beine gewickelt, die bis über die Wade ging und die Kniee bloß ließ wie die eines schottischen Hochländers. Um die Jacke fester um den Leib zusammenzuziehen, war sie in der Mitte mit einem breiten ledernen Gürtel umgeben und mit einer kupfernen Schnalle versehen. An der einen Seite desselben war eine Art von Tasche befestigt, und an der andern hing ein Bockshorn, mit einem Mundstück versehen, um darauf zu blasen. In demselben Gürtel stak eins von jenen langen, breiten, scharf zugespitzten, zweischneidigen Messern, mit einem Handgriff von Bockshorn, die in der Gegend fabricirt wurden, und selbst zu jener frühen Zeit den Namen sheffielder Messer führten. Der Mann trug keine Kopfbedeckung, und dieser Theil des Körpers wurde blos durch sein eigenes dichtes Haar beschützt, welches verschlungen und zusammengefilzt war. Von der Sonne hatte es eine rostige dunkelrothe Farbe angenommen und bildete einen Gegensatz zu dem mächtigen Barte an seinen Wangen, welcher von gelblicher Farbe war. Nur einen Theil seiner Kleidung haben wir noch zu beschreiben, der zu merkwürdig ist, um übergangen zu werden. Es war ein kupferner Ring, einem Hundehalsband ähnlich, doch ohne Oeffnung und um seinen Hals festgelöthet, so lose, daß er ihn nicht am Athmen hinderte, aber doch so dicht anliegend, daß es unmöglich war ihn abzunehmen, außer wenn man eine Feile anwendete. Auf diesem seltsamen Halsschmucke stand in angelsächsischen Schriftzügen eine Inschrift folgenden Inhalts eingegraben: »Gurth, der Sohn Berwulph's, ist der geborene Leibeigene Cedric's von Rotherwood.«

Neben dem Schweinhirten, denn dies war Gurth's Beschäftigung, saß auf einem der umgestürzten druidischen Monumente eine Person, dem Ansehen nach etwa zehn Jahre jünger, deren Kleider, obgleich denen seines Gefährten hinsichtlich des Schnitts ähnlich, von besserem Material und phantastischern Farben waren. Sein Wamms war von heller Purpurfarbe, worauf man versucht hatte groteske Zierathen in verschiedenen Farben zu malen. Außer dem Wamms trug er noch einen kurzen Mantel, der kaum bis zur Hälfte über seine Schenkel hinunter reichte. Er war von hochrothem Tuch, obgleich ziemlich beschmutzt, und mit einem hellgelben Besatze versehen; und da er ihn von einer Schulter auf die andere legen, oder ihn nach Gefallen ganz um sich zuziehen konnte, und die Weite mit der Kürze in keinem Verhältniß stand, so bildete derselbe eine seltsame Draperie. Er hatte dünne silberne Armbänder um seine Arme und ein Band um den Hals von demselben Metall, worauf die Inschrift stand: »Wamba, der Sohn des Witleß, ist der Leibeigene Cedric's von Rotherwood.« Diese Person trug dieselbe Art von Sandalen wie sein Gefährte, aber anstatt der ledernen Umhüllung waren seine Beine mit einer Art von Gamaschen bekleidet, wovon die eine roth, die andere gelb war. Er war auch mit einer Kappe versehen, um welche mehrere Schellen, von der Größe derjenigen, die man den Falken anhängt, angebracht waren, welche klingelten, sobald er den Kopf von einer Seite zur andern bewegte; und da er selten eine Minute in derselben Stellung blieb, so war das Geklingel fast unaufhörlich. Um den Rand seiner Kappe befand sich eine steife lederne Binde, welche oben ausgeschnitten war, und einer Grafenkrone glich, während sich aus dem Innern derselben ein langer Beutel erhob und auf die eine Schulter niederfiel, gleich einer altmodischen Nachtmütze, einem Filtrirsack, oder dem Kopfzeug eines heutigen Husaren. An diesen Theil der Kappe waren die Schellen befestigt, welcher Umstand, so wie die Gestalt seiner Kopfbedeckung und der halb verrückte, halb pfiffige Ausdruck seines Gesichts, ihn hinlänglich als einen jener Narren oder Spaßmacher bezeichnete, die in den Häusern der Reichen gehalten wurden, um die Langweile jener lästigen Stunden zu verkürzen, die sie im Hause zuzubringen genöthigt waren. Auch er trug, wie sein Gefährte, eine Tasche am Gürtel, hatte aber weder Horn noch Messer, denn man rechnete ihn wahrscheinlich zu der Classe von Menschen, denen man keine scharfen Werkzeuge anvertraut. Anstatt derselben führte er ein hölzernes Schwert, ähnlich demjenigen, womit Harlekin auf der modernen Bühne seine Wunder thut.

Das äußere Ansehen dieser beiden Männer bildete kaum einen stärkeren Contrast als ihr Ausdruck und Benehmen. Der Leibeigene war finster und traurig. Sein Gesicht war mit dem Ausdruck tiefer Betrübniß auf den Boden gerichtet, den man für Gefühllosigkeit hätte halten können, hätte nicht das Feuer, welches hin und wieder in seinem rothen Auge funkelte, bezeugt, daß dort unter dem Anschein finsterer Trostlosigkeit ein Gefühl für den Druck und die Neigung zum Widerstand schlummere. Wamba's Blicke dagegen zeigten, wie es bei dieser Classe gewöhnlich ist, eine Art leerer Neugier und quecksilberartige Ungeduld bei jeder Stellung der Ruhe, nebst der äußersten Selbstzufriedenheit hinsichtlich seiner eigenen Lage und der Figur, die er spielte. Ihr Gespräch wurde in angelsächsischer Sprache geführt, welche, wie wir bereits gesagt haben, von den niedern Classen allgemein geredet wurde, mit Ausnahme der normannischen Soldaten und der nächsten Anhänger der großen Grundbesitzer. Wollten wir ihre Unterhaltung im Original mittheilen, so würde der jetzige Leser wohl nur wenig davon verstehen, und darum liefern wir ihm die folgende Uebersetzung.

»Sanct Withold's Fluch über dieses verdammte Schweinevieh!« sagte der Schweinhirte, nachdem er heftig auf seinem Horn geblasen hatte, um die zerstreute Schweinheerde zu versammeln, die seinen Ruf mit gleich melodischen Tönen beantwortete, aber nicht sehr eilte, sich von dem üppigen Mahle der Buchmast und der Eicheln zu entfernen, woran sie sich erlabte, oder die sumpfigen Ufer des Baches zu verlassen, wo mehrere Schweine, halb in Schlamm versenkt, gemächlich ausgestreckt lagen, ohne im geringsten auf die Stimme ihres Hüters zu achten. »Sanct Withold's Fluch über sie und über mich!« sagte Gurth; »wenn der zweibeinige Wolf nicht vor Anbruch der Nacht einige von ihnen aufschnappt, so bin ich kein wahrhafter Mann. Hier, Packan! Packan!« rief er mit lauter Stimme einem zottigen, wolfähnlichen Hunde zu, welcher umherlief, als habe er die Absicht seinem Herrn beizustehen, die widersetzlichen Grunzer zusammenzutreiben, der aber aus Unkenntniß seiner Pflicht oder aus boshafter Absicht sie nur hin und her trieb, und das Uebel, dem er abhelfen zu wollen schien, nur vermehrte. »Ein Teufel ziehe ihm die Zähne aus,« sagte Gurth, »und die Mutter des Bösen komme über den Wildmeister, der unsern Hunden die Vorderzehen abschneidet F1, und sie zu ihrem Geschäft untauglich macht! Wamba, steh auf und hilf mir, wenn Du ein Mann bist; mache einen Umweg um den Hügel, um ihnen den Wind abzuschneiden, dann kannst Du sie so ruhig vor Dir hertreiben, als wären es unschuldige Lämmer.«

»In Wahrheit,« sagte Wamba, ohne sich von der Stelle zu bewegen, »ich habe meine Beine über die Sache befragt, und sie sind durchaus der Meinung, daß, meine bunten Kleider durch diese Pfützen zu schleppen, eine unfreundschaftliche Handlung gegen meine hohe Person und meine königliche Garderobe sein würde; deshalb rathe ich Dir, Gurth, Packan zurückzurufen und die Heerde ihrem Geschick zu überlassen, welches, mögen nun Banden reisender Soldaten sie treffen, oder Geächtete, oder wandernde Pilger, wenig anderer Art sein kann, als vor morgen früh zu Deiner nicht geringen Ruhe und Behaglichkeit in Normänner verwandelt zu werden.«

»Die Schweine sollen zu meiner Ruhe und Behaglichkeit in Normänner verwandelt werden!« sagte Gurth; »erkläre mir das, Wamba, denn mein Gehirn ist zu verstört und mein Gemüth zu aufgeregt, um Räthsel zu lösen.«

»Nun, wie nennst Du diese grunzenden Thiere, die auf ihren vier Beinen umherlaufen?« fragte Wamba.

»Schweine, Narr, Schweine,« sagte der Hirte, »jeder Narr weiß das.«

»Und Schwein ist gut angelsächsisch,« sagte der Spaßmacher; »aber wie nennst Du die Sau, abgebrüht, geviertheilt und an den Fersen aufgehängt, gleich einem Verräther?«

» Porc,« antwortete der Schweinhirt.

»Es ist mir lieb, daß auch das jeder Narr weiß,« sagte Wamba, »und Porc, meine ich, ist gut normännisch. Wenn also das Thier lebt und unter der Obhut eines sächsischen Sclaven ist, so führt es auch einen sächsischen Namen, wird aber ein Normann und Porc genannt, wenn es in's Schloß gebracht wird, um von Adligen verspeist zu werden. Was denkst Du dazu, Freund Gurth, he?«

»Die Lehre ist zu wahr, Freund Wamba, als daß sie in Deinem Narrengehirn sollte entstanden sein.«

»Ja, ich kann Dir noch mehr sagen,« fuhr Wamba in demselben Tone fort; »da ist der alte Aldermann Ochs, der behält seine angelsächsische Benennung, so lange er noch unter der Obhut von Leibeigenen ist, wie Du, aber wird Boeuf, und ein feuriger französischer Ritter, wenn er vor den verehrungswürdigen Kiefern ankommt, die ihn verzehren sollen. Auch Mynher Kalb wird auf gleiche Weise Monsieur de Veau; es ist angelsächsisch so lange es der Wartung bedarf, und nimmt einen normännischen Namen an, wenn es zum Gegenstande des Genusses wird.«

»Bei Sanct Dunstan,« antwortete Gurth, »Du sprichst nur traurige Wahrheiten aus; es ist uns wenig mehr übrig gelassen als die Luft, die wir einathmen, und die scheint man uns erst nach langem Bedenken zugestanden zu haben, allein in der Absicht, um uns in den Stand zu setzen, das Joch zu tragen, welches sie auf unsere Schultern legen. Das Schönste und Fetteste ist für ihren Tisch; das Liebenswürdigste für ihr Lager; die Besten und Tapfersten versehen ihre fremden Herren mit Soldaten, deren Gebeine in fernen Ländern bleichen, und lassen Wenige zurück, welche den Willen und die Macht haben, die unglücklichen Sachsen zu beschützen. Gottes Segen über unsern Herrn Cedric, er hat das Werk eines Mannes gethan, der sich in die Maueröffnung stellt; aber Reginald Front-de-Boeuf kommt in Person auf seine Besitzungen, und wir werden bald sehen, wie wenig Cedric's Bemühung ihm helfen wird. – Hier, hier!« rief er wieder mit erhobener Stimme, »so ho! so ho! Wohlgethan, Packan! Du hast sie jetzt alle vor Dir und führst sie wacker heran.«

»Gurth,« sagte der Possenreißer, »ich weiß, daß Du mich für einen Narren hältst, sonst würdest Du nicht so unbesonnen sein, Deinen Kopf in meinen Rachen zu stecken. Ein Wort zu Reginald Front-de-Boeuf oder Philipp Malvoisin, daß Du etwas Verrätherisches gegen die Normannen geredet hast – und Du bist nur ein gemeiner Schweinhirte – würde machen, daß Du an einem dieser Bäume baumeltest, als Schrecken für alle, welche von Würdenträgern Uebels reden.«

»Hund, Du würdest mich doch nicht verrathen,« sagte Gurth, »nachdem Du mich verleitet hast, so Ungünstiges zu sagen?«

»Dich verrathen?« antwortete der Possenreißer; »nein, das wäre der Streich eines weisen Mannes; ein Narr kann sich nicht halb so gut helfen – aber still, wer kommt hier?« sagte er, indem er auf den Hufschlag mehrerer Pferde horchte, welcher eben hörbar wurde.«

»Kümmere Dich nicht darum,« antwortete Gurth, der jetzt seine Heerde vor sich hatte und sie mit Packans Hülfe einen der langen Baumgänge hinuntertrieb, die wir so eben zu beschreiben versucht haben.

»Ja, ich muß aber die Reiter sehen,« antwortete Wamba; »vielleicht kommen sie aus dem Feenlande mit einer Botschaft vom König Oberon.«

»Der Henker hole Dich!« versetzte der Schweinhirte, »willst Du von dergleichen Dingen reden, während ein furchtbares Ungewitter mit Donner und Blitz nur wenige Meilen von uns wüthet? Horch, wie der Donner rollt! und im Sommer sah ich noch nie so große Tropfen aus den Wolken niederfallen; auch die Eichen, ungeachtet der ruhigen Luft, seufzen und krachen mit ihren großen Aesten, als kündigten sie ein heftiges Ungewitter an. Du kannst vernünftig sein wenn Du willst; folge mir nur diesmal, und laß uns nach Hause eilen, ehe das Ungewitter zu toben beginnt, denn es wird eine furchtbare Nacht werden.«

Wamba schien die Wahrheit dieser Anrede zu empfinden und begleitete seinen Gefährten, welcher seine Wanderung begann, indem er einen langen Knotenstock aufnahm, der neben ihm auf dem Grase lag. Dieser zweite Eumäus schritt hastig die Lichtung des Waldes hinunter und trieb mit Packans Hülfe die ganze Heerde seiner unharmonischen Pflegebefohlenen vor sich her.

Dies geschah auf Befehl der Regierung alle drei Jahre, um die Hunde zur Jagd untauglich zu machen. Jeder, dessen Hund nicht auf diese Weise verstümmelt war, mußte eine Strafe von drei Schilling zahlen.

Zweites Kapitel

Ein Mönch war da, geschickt zum Herrenleben, Ein guter Reiter, der Jagdlust liebte; Er hatt' ein stattlich Ansehen wie ein Abt. Manch munteres Pferd hatt' er in seinem Stall, Und ritt er, konnte man den Zügel hören, Der klingend hell im Winde sich bewegte, So laut und klar wie die Kapellenglocke, Wo eine Zelle dieser Herr bewohnte.

Chaucer.

Ungeachtet der Ermahnung und des Scheltens seines Gefährten, konnte Wamba, da der Hufschlag der Pferde sich immer mehr näherte, nicht verhindert werden, mehrmals, unter welchem Vorwande es auch sein mochte, auf dem Wege stillzustehen, indem er bald eine Traube halbreifer Haselnüsse abriß und sich bald umwandte, einem Dorfmädchen nachzuglotzen, welches über ihren Weg ging. Daher holten die Reiter sie bald auf der Straße ein.

Ihre Anzahl betrug zehn, von denen die beiden, welche voran ritten, Personen von bedeutender Wichtigkeit, und die Andern ihre Diener zu sein schienen. Es war nicht schwer, den Stand des Einen von diesen zu errathen. Er war offenbar ein geistlicher Würdenträger; seine Kleidung war die eines Cisterciensermönchs, sie bestand aber aus viel feineren Stoffen, als die Regel jenes Ordens gestattete. Mantel und Kapuze waren von dem besten flandrischen Tuch, und sie legten sich in weiten, aber nicht ungraziösen Falten um eine schöne, obgleich etwas corpulente Person. Sein Gesicht trug ebenso wenig Zeichen der Selbstverläugnung, als sein Kleid Verachtung weltlichen Glanzes andeutete. Seine Züge würde man haben schön nennen können, hätt' nicht unter seinem Augenlide jenes schlaue, epicuräische Blinzeln gelauscht, welches den vorsichtigen Wollüstling andeutet. In anderer Hinsicht hatten Stand und Verhältniß ihm eine schnelle Herrschaft über seine Gesichtszüge gelehrt, die er nach Gefallen zu einem feierlichen Ausdruck zusammenziehen konnte, obgleich sie gewöhnlich nur gutgelaunte, gesellige Nachsicht andeuteten. Trotz den klösterlichen Regeln und den Edicten der Päpste und Concilien, waren die Aermel dieses Würdenträgers untergefüttert und mit kostbarem Pelzwerk aufgeschlagen, sein Mantel am Halse von einem goldenen Haken zusammengehalten, und die ganze zu seinem Orden gehörige Kleidung so sehr veredelt und verziert, wie die einer schönen Quäckerin des heutigen Tages, die, während sie das Costüm ihrer Secte beibehält, der Einfachheit desselben durch die Wahl des Stoffes und die Art, wie sie dasselbe anlegt, eine gewisse anziehende Coquetterie zu geben weiß, die nur zu sehr an die Eitelkeiten der Welt erinnert.

Dieser würdige Geistliche ritt ein wohlgenährtes, rasches Maulthier, dessen Reitzeug schön geschmückt und dessen Zaum, nach der Mode jener Zeit, mit silbernen Schellen verziert war. In seiner Haltung zeigte er nichts Linkisches, sondern vielmehr die leichte und gewohnte Grazie eines geübten Reiters. Freilich schien der ritterliche Mönch sich des Maulthiers nur auf Reisen zu bedienen, so gut das Thier auch zugeritten sein mochte. Ein Laienbruder, der ihm folgte, führte zu seinem Gebrauche bei andern Gelegenheiten einen der schönsten spanischen Zelter, die nur je in Andalusien gezogen worden, und welche damals von Kaufleuten mit großer Mühe und Gefahr zum Gebrauche reicher und ausgezeichneter Personen eingeführt wurden. Der Sattel und das Kreuz dieses prächtigen Zelters waren mit einem langen Fußteppich bedeckt, der beinahe auf den Boden reichte, und auf welchem Bischofsmützen, Kreuze und andere kirchliche Embleme reich gestickt waren. Ein anderer Laienbruder führte einen Maulesel, der wahrscheinlich mit dem Gepäck seines Vorgesetzten beladen war; und zwei Mönche seines eigenen Ordens, aber von niedrigem Range, ritten zusammen hinterher, lachten und schwatzten mit einander, ohne viel auf die andern Mitglieder der Gesellschaft zu achten.

Der Begleiter des geistlichen Würdenträgers war ein Mann von mehr als vierzig Jahren, schlank, stark, groß und muskulös – eine athletische Figur, der lange Anstrengungen und beständige körperliche Uebungen nichts von den sanftesten Theilen der menschlichen Gestalt gelassen und Alles in Muskeln, Knochen und Sehnen verwandelt zu haben schienen, die bereits tausend Mühseligkeiten ausgestanden hatten und bereit waren noch tausend auszustehen. Sein Kopf war mit einer scharlachnen mit Pelz besetzten Mütze bedeckt – von der Art, welche die Franzosen mortier nennen, wegen ihrer Aehnlichkeit mit der Gestalt eines umgekehrten Mörsers. Sein Gesicht war daher vollkommen zu sehen, und der Ausdruck desselben war darauf berechnet, den Fremden Ehrfurcht, wenn nicht gar Furcht einzuflößen. Von den kräftigen und ausdrucksvollen Zügen, die dadurch, daß er sich beständig der tropischen Sonne ausgesetzt hatte, fast zu der Schwärze eines Negers verbrannt waren, konnte man in ihrem gewöhnlichen Zustande sagen, daß sie schlummerten, nachdem der Sturm der Leidenschaft vorübergezogen; doch die vorspringenden Adern der Stirn, die Leichtigkeit, womit die Oberlippe und der dichte schwarze Schnurrbart bei der geringsten Bewegung bebten, zeigte deutlich, daß der Sturm leicht wieder erregt werden könne. Seine lebhaften, durchdringenden und dunklen Augen erzählten in jedem Blicke eine Geschichte von überwundenen Schwierigkeiten und bestandenen Gefahren, und schienen den Widerstand herauszufordern, um das Vergnügen zu haben, ihn durch eine entschlossene Anstrengung seines Muthes und seines Willens aus seinem Wege zu entfernen. Eine tiefe Narbe auf seiner Stirn vermehrte noch die Strenge seiner Züge und verlieh einem seiner Augen, welches bei derselben Gelegenheit war verletzt und ein wenig verschoben worden, obgleich er nicht weniger gut damit sah, einen unheimlichen Ausdruck.

Die obere Kleidung dieses Mannes glich hinsichtlich der Gestalt der seines Gefährten, denn sie bestand in einem langen klösterlichen Mantel; aber die scharlachrothe Farbe desselben zeigte, daß er zu keinem der vier regelmäßigen Mönchsorden gehörte. Auf der rechten Schulter befand sich auf seinem Mantel aus weißem Tuch geschnitten ein Kreuz von eigenthümlicher Form. Sein Obergewand verbarg, was beim ersten Anblick nicht mit seiner Gestalt übereinzustimmen schien, nämlich einen Maschenpanzer mit Aermeln und Handschuhen von gleichem Stoffe, sehr künstlich verflochten und durchwebt, und so biegsam und dem Körper sich anschließend, wie die Tricotanzüge, welche heutiges Tages in den Strumpfwebereien von weniger harten Stoffen verfertigt werden. Der vordere Theil seiner Schenkel, wo die Falten seines Mantels sie sehen ließen, war ebenfalls mit einem Maschenpanzer bedeckt. Die Kniee und Füße wurden von Schienen oder dünnen Stahlplatten geschützt, die künstlich mit einander verbunden waren. Maschenstrümpfe, die vom Knöchel bis an's Knie reichten, vollendeten die Schutzwaffen des Reiters. Im Gürtel führte er einen langen zweischneidigen Dolch, welcher die einzige Trutzwaffe war, die er an sich trug.

Er ritt kein Maulthier wie sein Begleiter, sondern einen starken Paßgänger, um sein edles Schlachtroß zu schonen, welches, vollkommen zum Streit gerüstet, von einem Knappen hintennach geführt wurde, und ein stählernes Stirnband trug, aus welchem vorn eine lange Spitze hervorragte. An der einen Seite des Sattels hing eine kurze Streitaxt, reich mit damascener Zierathen belegt; an der andern des Reiters befiederter Helm und Helmkragen, nebst einem langen mit beiden Händen zu führenden Schwerte, dessen sich die Ritter jener Periode bedienten. Ein zweiter Knappe hielt die Lanze seines Herrn in die Höhe, an deren äußerstem Ende ein Fähnchen flatterte, worauf ein Kreuz von derselben Form gestickt war, wie er es auf dem Mantel hatte. Er trug auch seinen kleinen dreieckigen Schild, oben breit genug, um die Brust zu decken, von dort an aber spitz zulaufend. Er war mit einem scharlachnen Tuche bedeckt, weshalb man die Devise nicht sehen konnte.

Diesen beiden Knappen folgten zwei Diener, deren dunkle Gesichter, weiße Turbane und orientalische Kleidung sie als Eingeborne eines fernen Landes im Orient bezeichneten. Die ganze Erscheinung dieses Kriegers und seines Gefolges war phantastisch und ausländisch; der Anzug seiner Knappen war prächtig, und seine orientalischen Diener trugen silberne Bänder um ihren Hals und um ihre schwarzen Arme und Beine. Die Arme waren vom Ellenbogen an bloß, und die Beine von der Mitte des Schenkels bis zum Knöchel. Ihre Kleidung war von Seide und mit Stickerei versehen, ließ auf den Reichthum und hohen Rang ihres Herrn schließen, und bildete zugleich einen auffallenden Contrast zu der kriegerischen Einfachheit seines eigenen Anzuges. Sie waren mit krummen Säbeln bewaffnet, deren Griff und Gehenk mit Gold ausgelegt war, und mit türkischen Dolchen von noch kostbarerer Arbeit. Jeder von ihnen trug an seinem Sattelknopfe ein Bündel Wurfspieße, etwa vier Fuß lang, mit scharfen stählernen Spitzen, eine sehr gebräuchliche Waffe unter den Saracenen, deren Andenken in dem kriegerischen Spiel el jarrid aufbewahrt ist, welches noch heutiges Tages im Orient geübt wird.

Die Pferde dieser Diener waren dem Ansehen nach ebenso fremdartig wie ihre Reiter. Sie waren von saracenischem Ursprunge und folglich von arabischer Rasse. Ihre schönen schlanken Glieder, kleinen Füße, dünnen Mähnen und leichte hüpfende Bewegung bildete einen starken Gegensatz zu den stark gebauten schweren Pferden, deren Rasse in Flandern und der Normandie cultivirt wurde, weil nur sie einen Reiter in voller Rüstung zu tragen vermochten, und welche, neben jene orientalischen Renner gestellt, für eine Personification der Substanz und des Schattens hätten gelten können.

Das seltsame Ansehen dieser Cavalcade zog nicht nur die Neugierde Wamba's auf sich, sondern erregte selbst die seines weniger flatterhaften Gefährten. Den Mönch erkannte er sogleich als den Prior der Abtei Jorvaulx, viele Meilen umher wohlbekannt als ein Liebhaber der Jagd, der fröhlichen Gelage, und, wenn das Gerücht ihm nicht Unrecht that, auch anderer weltlichen Vergnügungen, die noch weniger mit seinen klösterlichen Gelübden verträglich waren.