Jagd auf Bill Doolin - Mark L. Wood - E-Book

Jagd auf Bill Doolin E-Book

Mark L. Wood

0,0
1,99 €

-100%
Sammeln Sie Punkte in unserem Gutscheinprogramm und kaufen Sie E-Books und Hörbücher mit bis zu 100% Rabatt.
Mehr erfahren.
Beschreibung

In den Twin Territories ist der Teufel los. Bill Doolin, ein ehemaliges Mitglied der berüchtigten Dalton-Bande, und seine Kumpane verbreiten Angst und Schrecken in dem unwegsamen Land, rauben Züge und Banken aus und überfallen unschuldige Siedler. Doch der Arm des Gesetzes reicht weit. Chris Madsen aus Dänemark, der an mehreren Schlachten im Krieg zwischen Frankreich und Preußen teilgenommen und für die Fremdenlegion gekämpft hat, lässt sich als US Deputy Marshal verpflichten und schwört, sein Abzeichen nicht eher abzulegen, bis er die Bande gefasst hat. Ein authentischer Western um den kompromisslosen Banditenjäger Chris Madsen, der half, Gesetz und Ordnung ins spätere Oklahoma zu bringen.

Das E-Book können Sie in Legimi-Apps oder einer beliebigen App lesen, die das folgende Format unterstützen:

EPUB
MOBI

Seitenzahl: 150

Bewertungen
0,0
0
0
0
0
0
Mehr Informationen
Mehr Informationen
Legimi prüft nicht, ob Rezensionen von Nutzern stammen, die den betreffenden Titel tatsächlich gekauft oder gelesen/gehört haben. Wir entfernen aber gefälschte Rezensionen.



Mark L. Wood

Jagd auf Bill Doolin

Copyright der eBook-Ausgabe © 2013 bei Hey Publishing GmbH, München.

Originalausgabe © 2006,  BASTEI, Bergisch Gladbach. Erschienen in der Reihe Western-Legenden.

Alle Rechte vorbehalten. Das Werk darf – auch teilweise – nur mit Genehmigung des Verlags wiedergegeben werden.

Mark L. Wood wird vertreten durch die Verlagsagentur Lianne Kolf.

Covergestaltung: ZERO Werbeagentur, München

Coverabbildung: FinePic®, München

Autorenfoto: © privat

ISBN: 978-3-942822-42-8

Besuchen Sie uns im Internet:

www.heypublishing.com

www.facebook.com/heypublishing

In den Twin Territories ist der Teufel los. Bill Doolin, ein ehemaliges Mitglied der berüchtigten Dalton-Bande, und seine Kumpane verbreiten Angst und Schrecken in dem unwegsamen Land, rauben Züge und Banken aus und überfallen unschuldige Siedler. Doch der Arm des Gesetzes reicht weit. Chris Madsen aus Dänemark, der an mehreren Schlachten im Krieg zwischen Frankreich und Preußen teilgenommen und für die Fremdenlegion gekämpft hat, lässt sich als US Deputy Marshal verpflichten und schwört, sein Abzeichen nicht eher abzulegen, bis er die Bande gefasst hat.

Ein authentischer Western um den kompromisslosen Banditenjäger Chris Madsen, der half, Gesetz und Ordnung ins spätere Oklahoma zu bringen.

Die Männer warteten hinter dem Gestrüpp, nur wenige Meter vom Wasserturm entfernt. Sie trugen graue Staubmäntel und sahen wie gewöhnliche Cowboys aus. Nur ihre finsteren Blicke und ihre sorgfältig gepflegten Waffen verrieten, dass sie gefährliche Banditen waren. Jeder kannte sie, denn die Steckbriefe der Doolin-Dalton-Bande hingen in jedem Sheriffbüro …

Es war der 11. Juni 1893. Über dem verlassenen Bahnhof westlich von Cimarron brannte die Mittagssonne. Der stählerne Schienenstrang glänzte im gleißenden Sonnenlicht. Aus weiter Ferne drang der Pfiff einer Lokomotive.

»Zehn Minuten Verspätung«, lästerte Bill Doolin, ein stämmiger Mann mit wasserblauen Augen und einem dichten Schnurrbart. Im Holster seines Waffengurtes steckte ein frisch geölter 44er Colt, eine weitere Waffe klemmte hinter seinem Gürtel. Er wirkte bedächtiger, aber auch wacher als die anderen. Er band sich das karierte Halstuch vors Gesicht und zog seinen Revolver. »Früher war der Santa Fe pünktlicher!«

Tulsa Jack, der mit Doolin für die 3-D-Ranch geritten war, grinste breit. Der ehemalige Cowboy mit den blitzenden Zähnen und dem blonden Bartflaum ritt lange genug mit dem Anführer, um sich einige Freiheiten herausnehmen zu dürfen. »Du kommst schon noch rechtzeitig zu deinem Hochzeitsgeschenk.«

Doolin überprüfte seinen Colt. »Wenn du schlau wärst, würdest du dir auch 'ne Frau suchen«, erwiderte er. »Dann wärst du nicht so verdammt nervös …«

»Ich hab viele Frauen«, konterte Tulsa Jack fröhlich. »Und wenn ich mir was Dauerhaftes suche, nehm' ich bestimmt nicht die Tochter eines Pfaffen!«

»Weil du keine Ahnung von Frauen hast«, erwiderte Doolin ruhig. Er ließ die Trommel seines Colts einschnappen und nickte zufrieden. »Es kann losgehen. Bitter Creek! Du kümmerst dich um den Lokführer und den Heizer!«

»Aye, Sir«, erklärte Bitter Creek Newcomb mürrisch. Der schlaksige Cowboy hatte sich einen Ruf als Frauenheld erworben und wäre lieber zu den Ladys im Personenwagen gegangen. »Wenn die Kerle nicht spuren, lege ich sie um!«

»Bill … Dynamite«, fuhr Doolin ungerührt fort, »ihr übernehmt die Passagiere! Der Zug hat einen Personenwagen.« Er blickte Dynamite Dick Clifton an, der erst vor einigen Monaten zu ihnen gestoßen und für seine hitzigen Ausbrüche bekannt war. »Keine Alleingänge, Dynamite! Reiß dich zusammen! Wir wollen das Geld und kein Massaker.«

»Und ich will, dass sie wissen, wer sie überfallen hat«, meinte Bill Dalton wütend. Er war der letzte Überlebende der legendären Dalton-Bande und hatte sich nach Coffeyville mit Bill Doolin zusammengetan. Bei dem gewagten - um nicht zu sagen: dem dreisten - Überfall auf zwei Banken der Stadt waren seine Brüder von Bürgern erschossen worden. Nur widerwillig hatte er sich dem neuen Bandenchef untergeordnet. »Tulsa! Du reitest auf die andere Seite und passt auf, dass sich keiner davonmacht! Behalte die Gegend im Auge!«

»Geht klar, Bill.«

Der Santa Fe Express kam schnaufend näher. Aus dem Schlot der mächtigen Lokomotive quollen dunkle Dampfwolken. Wie ein unheilvolles Echo drang das Pfeifen der Lokomotive über das ebene Land. In den Fenstern der Waggons spiegelte sich die Sonne.

»Bist du sicher, dass der Zug hält?«, fragte Dynamite nervös. Zwischen seinen Zähnen klemmte eine kalte Zigarre.

»Die Lok braucht frisches Wasser«, antwortete Doolin, ohne ihn anzublicken. »Sie hält immer hier, sonst hätten sie den Wasserturm längst abgerissen.«

Der Zug rollte in den Bahnhof. Mit quietschenden Bremsen rutschte er einige Meter über die Schienen. Unter den Rädern sprühten Funken. Aus den Ventilen entwich heißer Dampf und waberte wie Nebel um die Räder. Die Lokomotive hielt neben dem Wasserturm.

Der Heizer kletterte aus dem Führerstand und zog den Arm des rostigen Wasserturms über den Tender.

»Jetzt!«, signalisierte Bill Doolin.

Die Männer verließen ihre Deckung. Im Galopp und mit erhobenen Revolvern stürmten sie aus dem Buschwerk.

Tulsa Jack lenkte seinen Braunen über die Schienen, sprang aus dem Sattel und ging hinter einer verrosteten Regentonne in Deckung.

Bill Dalton und Dynamite Dick ritten zum Personenwagen und schossen unter wilden Rebellenrufen auf die Fenster. Als keine Gesichter mehr zu sehen waren, sprangen sie aus den Sätteln. Sie stiegen in den Wagen und drangen von zwei Seiten in den Passagierraum.

»Hände hoch!«, herrschte Bill Dalton die verängstigten Passagiere an. »Wer sich bewegt, fängt eine Kugel!«

»Das gilt auch für dich!«, fuhr Dynamite einen Handlungsreisenden an, der vor lauter Angst vergaß, die Hände zu heben. Er schoss ihm zwischen die Beine; »Wird's bald, du miese Ratte?«

»Keine Panik!«, warnte Dalton leise. »Die machen sich sowieso schon vor Angst in die Hose!« Er blickte auf die Passagiere. »Seid vorsichtig, Leute! Mein Freund ist heute sehr nervös. Eine falsche Bewegung, und ihr landet noch vor dem Mittagessen in der Hölle!«

Draußen hielt Bitter Creek Newcomb den Lokführer und den Heizer in Schach. Mit einem fröhlichen Grinsen ließ er den Lauf seines Colts von einem zum anderen wandern. »Denkt an euren Lohn«, spottete er. »Es lohnt sich nicht, für die Santa Fe ins Gras zu beißen.«

Die beiden Männer standen wie erstarrt, wagten nicht einmal zu zwinkern.

»Aufmachen!«, rief Bill Doolin vor der verschlossenen Tür des Gepäckwagens. »Sofort aufmachen, oder wir knallen den Lokführer und den Heizer ab!«

Er wandte sich an den Lokführer, der mit starrem Gesicht aus dem Fenster der Lok lehnte. »Sag's ihm, Mann! Sag ihm, dass ich dich über den Haufen knalle, wenn er nicht sofort aufmacht!«

Der Lokführer schwitzte vor Angst. »Mach auf, Joe!«, rief er zitternd. »Mach schon auf! Die verstehen keinen Spaß!«

»Du hast es gehört, Joe!«, fügte Doolin zufrieden hinzu. »Wir haben 'ne Menge Dynamit hier draußen, und du willst doch nicht, dass wir den Wagen in die Luft jagen, oder? Ich zähle bis drei …«

Sie hatten keine einzige Stange Dynamit dabei, aber das wusste der Angestellte nicht. Noch bevor Doolin zwei gesagt hatte, wurde die Schiebetür zur Seite gezogen.

Das blasse Gesicht eines schmächtigen Mannes kam zum Vorschein. »Nicht schießen, Mister!«

»Mach den Tresor auf!«, verlangte Bill Doolin ungerührt. Der Lauf seines 44ers zeigte auf den Bauch des Mannes.

»Aber … aber …«, stammelte der Angestellte. »Der Tresor hat ein Zeitschloss!«

Doolin entsicherte seinen Colt. »Noch eine Lüge, und ich jag dir eine Kugel in den Wanst!« Er hatte den Überfall sorgfältig vorbereitet und wusste, dass es sich um ein einfaches Nummernschloss handelte. Niemand rechnete auf dieser Strecke mit einem Überfall. »Vorwärts!«

Der Mann ging zum Tresor und drehte an dem Zahlenschloss. Die Tür schnappte auf. Auf den Geldscheinen und Papieren lag ein geladener Colt. Eine Vorsichtsmaßnahme der Santa Fe Railroad, um dem Begleitpersonal die Gelegenheit zu geben, in einem Notfall zu reagieren. Das Personal wurde angehalten, täglich mit der Waffe zu üben.

Die Versuchung war zu groß für den Angestellten. Er wandte Doolin den Rücken zu und war sich sicher, dass der Bandit nicht sehen konnte, wie er nach dem Revolver griff. Er entsicherte den Colt, wirbelte herum und legte auf ihn an.

Noch bevor der Mann den Abzug berühren konnte, schoss Doolin. Die Kugel riss den Angestellten von den Beinen und warf ihn gegen die Postsäcke. In seiner Stirn klaffte ein großes Loch.

»Idiot!«, murmelte der Bandit. Er kletterte in den Wagen und stopfte das Geld aus dem Safe in einen mitgebrachten Leinensack. Den toten Postmeister würdigte er keines Blickes. »Keine Panik!«, beruhigte er seine Komplizen. »Es läuft alles nach Plan!«

Als er fertig war, sprang er aus dem Wagen. Er schwang sich in den Sattel seines Appaloosa und rief seine Männer. Mit dem Colt in der Hand wartete er, bis Bill Dalton und Dynamite Dick auf ihren Pferden saßen und Tulsa die Schienen überquerte. Bitter Creek war im Sattel geblieben.

»Weg hier!«, befahl Doolin.

Ohne eine weitere Kugel zu vergeuden, ritten die Männer davon …

U.S. Deputy Marshal Chris Madsen hatte einen anstrengenden Tag hinter sich, als er spätabends über die Main Street von Beaver City in Oklahoma ritt. Um die Mittagszeit hatte er einen flüchtigen Bankräuber in seinem Versteck aufgeschreckt und nach einem kurzen Feuergefecht erschossen. Die aufgebrachte Freundin des Toten, die ebenfalls in dem verlassenen Farmhaus gewesen war, hatte mit einem Knüppel auf ihn eingeschlagen. Er hatte ihr Handschellen anlegen und sie in die nächste Stadt zum Marshal bringen müssen.

Vor dem einzigen Saloon der Stadt stieg Madsen aus dem Sattel. Der Mann war nicht besonders groß, aber stämmig und steckte voller Energie. Seine schmalen Augen erinnerten an einen Adler. Sein buschiger Schnurrbart hing über die Lippen herab. Er trug einfache Baumwollhosen und eine ärmellose Weste über seinem Hemd. Seinen Hut hatte er in den Nacken geschoben. Im Holster seines Waffengurtes steckte ein vernickelter Colt Single Action, Kaliber 45. Er band die Zügel seines Falben an den Holm und zog seine 86er Winchester aus dem Sattelschuh. Müde stieß er die Schwingtüren auseinander.

Laute Stimmen und das schräge Hämmern eines Klaviers schlugen ihm entgegen. Zigarrenqualm und Whiskeydunst hingen in der Luft.

Vor dem Klavier tanzten einige Cowboys und lachten schallend, als einer von ihnen ausrutschte und auf den mit Sägespänen bedeckten Boden fiel. Einer seiner Kumpane goss Whiskey über ihn.

»He, machst du schon schlapp, Curly?«, fragte er. »Die Party geht gerade erst los!«

An den Tischen wurde getrunken und gepokert. Zwei aufgetakelte Mädchen umgarnten die Männer, die am meisten gewonnen hatten, und versuchten vergeblich, ihnen etwas von dem Geld abzunehmen. »Später, Schätzchen«, hörte Madsen einen der Männer feixen, »ich brauch noch ein paar Drinks, bevor du mir gefällst! Hol mir eine Flasche, ja?«

Madsen trat an den Tresen. Niemand beachtete das Abzeichen an seiner Lederweste. »Geben Sie mir ein Zimmer und eine Flasche Brandy«, bat er den Wirt.

Dieser legte den Schlüssel für sein teuerstes Zimmer auf den Tisch, stellte die Flasche daneben und nannte einen Preis. Madsen zahlte murrend. Er war zu müde, um sich mit dem Wirt anzulegen. Ohne sich um das Mädchen zu kümmern, das aufgesprungen war und sich ihm in den Weg stellte, ging er nach oben. In dem muffigen Zimmer lehnte er seine Winchester gegen die Wand und ließ sich angezogen auf das harte Bett fallen.

Er war solche kargen Lager gewöhnt. Fast sein ganzes Leben hatte er in der Armee gedient, zuerst in seiner alten Heimat in Dänemark im Krieg gegen die Preußen und dann in der Fremdenlegion in Algerien. Erst 1876 war er nach Amerika ausgewandert, gerade noch rechtzeitig, um mit der U.S.-Kavallerie gegen die Sioux, Cheyenne und Arapaho zu kämpfen. Um ein Haar wäre er mit Custer zum Little Big Horn geritten. Als Sergeant war er entlassen worden. Wenige Tage später hatte er als U.S. Deputy Marshal angeheuert.

Er war der geborene Kämpfer, ein ernster und nüchterner Mann, der besonders für seine Ausdauer bekannt war. Wenn er auf der Spur eines Banditen war, ruhte er nicht eher, bis er ihn geschnappt hatte. Er lachte selten und trank niemals einen über den Durst, selbst dann nicht, wenn er mit seinen einzigen Freunden, den Deputies Heck Thomas und Bill Tilghman, zusammen war. Auch jetzt trank er nur von dem Brandy, um besser schlafen zu können.

Doch an Schlaf war nicht zu denken. Der Schankraum lag direkt unter ihm, und der Lärm drang bis in sein Zimmer. Er hörte die schrägen Töne des Klaviers und die polternden Schritte der tanzenden Cowboys.

»Hey, Curly! Was ist mit dir? Bist du noch wach?«, rief einer der Männer.

Ein anderer schrie: »Greg! Siehst du das? Die verdammten Drecksäcke kümmern sich nur um ihre Karten!« Und nach einer kurzen Pause: »Warum tanzt du nicht mit? Muss ich dir erst Beine machen?«

Gleich darauf krachten Schüsse. Ein Tisch wurde verrückt, und ein Stuhl polterte zu Boden. Die Mädchen schrien.

»Das werdet ihr mir teuer bezahlen!«, rief der aufgebrachte Wirt.

Unter dem Einschlag einer Kugel gab das Klavier seinen Geist auf. Nach einem jammervollen Missklang verstummte es ganz.

»Was ist los mit euch?«, rief einer der Cowboys. »Wisst ihr nicht, wie man eine Party feiert? Ihr seid wohl noch nie in Texas gewesen?«

Wieder krachten Schüsse. Diesmal schossen die Cowboys in die Luft, und einige der Kugeln durchschlugen den Boden von Madsens Zimmer. Eine Kugel pfiff dicht neben seinem Bett vorbei und zertrümmerte die Brandyflasche auf seinem Nachttisch.

Ein Cowboy stieß einen Viehtreiber-Ruf aus. »Zeigt ihnen, wie man in Texas feiert!«

Chris Madsen sprang vom Bett. Er zog seinen Colt, riss die Tür auf und stürmte die Treppe zum Schankraum hinunter. Er schob einige Männer zur Seite, die ihm den Weg versperrten, und näherte sich entschlossen den tanzenden Cowboys.

Den ersten streckte er mitten in einer ungelenken Drehung mit dem Lauf seines Colts nieder. Der Texaner fiel wie ein Stein zu Boden und war schon bewusstlos, als er mit dem Hinterkopf im Sägemehl landete.

Dem zweiten schlug er mit dem Unterarm den Colt aus der Hand. Viel zu betrunken, um Gegenwehr zu leisten, glotzte der Cowboy den Marshal an.

»Du verdammter …«, setzte er an, bevor Madsen ihm mit der freien Hand eine schallende Ohrfeige gab. Er hatte so fest zugeschlagen, dass der Mann gegen das Klavier geschleudert wurde und benommen zu Boden rutschte. Der dritte Cowboy war nüchterner als seine Kumpanen, aber so aufgebracht, dass auch er das Abzeichen an der Weste des Marshals übersah. Mit einem wütenden Aufschrei riss er seinen Colt aus dem Holster. »Das hast du nicht umsonst gemacht, verdammter Mistkerl!«, rief er. Seine Stimme überschlug sich.

Madsen war noch in der Drehung, als der Cowboy feuerte. Die Kugel riss einen Fetzen aus seinem Hemdsärmel und grub sich hinter ihm in den Tresen.

Der Deputy zögerte keine Sekunde. Ohne zu überlegen zog er den Stecher seines Colts durch.

Die Kugel schlug aus dem Lauf und bohrte sich in die Schulter des Cowboys. Der ließ seinen Colt fallen und stolperte mit einem heiseren Aufschrei nach hinten. Mit der linken Hand griff er sich an die blutende Wunde. »Verdammt … du hast mich getroffen!«, stammelte er verwundert. »Das hat … das hat noch niemand geschafft!«

Erst jetzt erschien der Town Marshal im Saloon. Sein dunkler Anzug war verknittert, und seine Haare lugten unordentlich unter seinem Hut hervor. Anscheinend war er eingenickt.

»Was ist hier los?«, herrschte er den Deputy an.

»U.S. Deputy Marshal Chris Madsen«, stellte sich Madsen vor. »Diese Cowboys haben meine Brandyflasche zerschossen! Brandy ist teuer. Sperren Sie die Burschen wegen Ruhestörung ein! Ich brauche dringend Schlaf und hab keine Lust, mir die ganze Nacht ihr Geschrei anzuhören.« Er wollte sich abwenden, aber der Town Marshal hielt ihn zurück.

»U.S. Deputy Madsen?«, vergewisserte sich dieser. »Der berühmte Chris Madsen aus Guthrie?«

»Berühmt? Das müssen andere beurteilen, Marshal. Ich tue nur meine Pflicht.«

»Heute Abend kam ein Telegramm von U.S. Marshal Grimes für Sie. Falls Sie hier auftauchen. Sie sollen sofort nach Fort Supply weiter reiten!«

»Heute Nacht?«, fragte Madsen verwundert. »Aber ich bin hundemüde …«

»Die Doolin-Bande hat den Santa Fe Express überfallen. Ein Indianerscout des Forts will Spuren gesehen haben!«

»Warum sagen Sie das nicht gleich?«, erwiderte Madsen barsch.

Er ließ den Town Marshal stehen, rannte in sein Zimmer und holte sein Gewehr. Ohne sich zu verabschieden lief er aus dem Saloon.

Madsen brauchte knappe drei Stunden für die siebzig Meilen nach Fort Supply. Der Posten bestand aus einigen Blockhäusern und einem Wachhaus aus Ziegelsteinen. Ein Palisadenzaun mit zwei Wachtürmen schützte die Baracken.

»Halt! Wer da?«, rief eine der Wachen vom Palisadengang, als Madsen seinen Falben vor dem Tor zügelte.

»U.S. Deputy Marshal Chris Madsen«, kam die Antwort. »Ich muss dringend den Kommandeur sprechen!«

»Wissen Sie, wie spät es ist?«, fragte der Soldat. »Der Colonel schläft!«

»Dann wecken Sie ihn!«, erwiderte Madsen scharf. »Und öffnen Sie endlich das Tor! Ich hab's eilig!«

Madsen war lange genug beim Militär gewesen, um die Soldaten mit seiner Körperhaltung und seiner Stimme zu beeindrucken. Sie öffneten das Tor.

Der Marshal ritt ins Fort und blieb geduldig im Sattel sitzen, bis einer der Soldaten sich bequemte, den Colonel zu wecken.

»Auf Ihre Verantwortung, Marshal!«, betonte der Soldat. »Hoffentlich haben Sie einen triftigen Grund!«

»Den habe ich, Soldat, den habe ich!«

Wenige Minuten später erschien der Colonel vor seinem Quartier. Er fluchte unterdrückt, während er sich die Uniformjacke zuknöpfte. »Madsen?«, rief er mit befehlsgewohnter Stimme. »Höllische Zeit, einen Mann aus dem Bett zu holen!« Er war ein stattlicher Mann mit schlohweißem Haar, das selbst mitten in der Nacht ordentlich gescheitelt war. »Ich hatte Sie schon gestern Abend erwartet …«

»Ich bin so schnell gekommen, wie ich konnte, Colonel. Wo steckt Doolin?«

Der Colonel gestattete sich ein Lächeln. »Kommen Sie erst mal rein und trinken Sie einen Kaffee! Heute Nacht können Sie sowieso nichts mehr ausrichten. Warten Sie bis morgen früh und nehmen Sie John Running Bear mit.«

Madsen räumte widerwillig ein, dass der Colonel Recht hatte. Er stieg aus dem Sattel, band den Falben an einen Holm, und folgte dem Colonel in sein Quartier.

»John Running Bear? Ist das einer Ihrer Indianerscouts?«, fragte er.

Der Colonel setzte Kaffee auf und nickte. »Einer meiner besten. Ein Cherokee. Er will die Spuren der Outlaws gefunden haben, gleich nach dem Überfall auf den Santa Fe Express.«

»Dann lassen Sie ihn wecken, Colonel! Indianer können einer Spur auch nachts folgen. Wir haben Vollmond.«