Schüsse im Blizzard - Mark L. Wood - E-Book

Schüsse im Blizzard E-Book

Mark L. Wood

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Beschreibung

Bat Masterson ist als harter Bursche bekannt. Als Siebzehnjähriger arbeitet er für die Eisenbahn, zwei Jahre später verteidigt er sich bei Adobe Walls mit anderen Büffeljägern erfolgreich gegen eine Übermacht von Comanchen unter ihrem Kriegshäuptling Quanah Parker. Mit Zwanzig besteht er sein erstes Revolverduell. Als er 1877 zum Sheriff des Ford County gewählt wird, überfällt die Rourke-Rudabaugh-Bande den Pueblo Express und zwingt ihn zu einer monatelangen Verfolgungsjagd. Und kaum ist er unterwegs, schlägt ihm ein mörderischer Blizzard entgegen ... Der authentische Western schildert eine spannende Episode aus dem Leben des bekannten Sheriffs Bat Masterson.

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Mark L. Wood

Schüsse im Blizzard

Copyright der eBook-Ausgabe © 2013 bei Hey Publishing GmbH, München.

Originalausgabe © 2006, BASTEI, Bergisch Gladbach. Erschienen in der Reihe Western-Legenden.

Alle Rechte vorbehalten. Das Werk darf – auch teilweise – nur mit Genehmigung des Verlags wiedergegeben werden.

Mark L. Wood wird vertreten durch die Verlagsagentur Lianne Kolf.

Covergestaltung: ZERO Werbeagentur, München

Coverabbildung: FinePic®, München

Autorenfoto: © privat

ISBN: 978-3-942822-49-7

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Bat Masterson ist als harter Bursche bekannt. Als Siebzehnjähriger arbeitet er für die Eisenbahn, zwei Jahre später verteidigt er sich bei Adobe Walls mit anderen Büffeljägern erfolgreich gegen eine Übermacht von Comanchen unter ihrem Kriegshäuptling Quanah Parker. Mit Zwanzig besteht er sein erstes Revolverduell. Als er 1877 zum Sheriff des Ford County gewählt wird, überfällt die Rourke-Rudabaugh-Bande den Pueblo Express und zwingt ihn zu einer monatelangen Verfolgungsjagd. Und kaum ist er unterwegs, schlägt ihm ein mörderischer Blizzard entgegen...

Der authentische Western schildert eine spannende Episode aus dem Leben des bekannten Sheriffs Bat Masterson.

Der Blizzard erwischte Bat Masterson auf einem Hügelkamm. Wo vor wenigen Sekunden kaum ein Lüftchen gegangen war, tobte plötzlich ein mörderischer Sturm, der ihn mit einer Woge von scharfen Eiskristallen und Schnee überspülte...

Ein heftiger Windstoß warf ihn aus dem Sattel und ließ ihn hart auf den gefrorenen Prärieboden prallen, was ihm alle Luft aus dem Körper presste. Nach Atem ringend, hob er den Kopf und ließ ihn gleich wieder sinken. Vor seinen Augen tanzten bunte Kreise. Er blieb benommen liegen und stöhnte verzweifelt. Sein Wallach verschwand im tosenden Schneesturm.

Mit beiden Händen klammerte er sich an den zerfurchten Boden. Sein Kopf brummte, und in seinem Mund sammelte sich Blut. Anscheinend hatte er sich bei dem Aufprall auf die Zunge gebissen.

Ich darf nicht ohnmächtig werden, dachte er, wenn ich das Bewusstsein verliere, bin ich so gut wie tot. In so einem Sturm überlebt keiner!

Heulend und pfeifend tobte der Blizzard über ihn hinweg. Es war eisig kalt. Innerhalb weniger Augenblicke war die Temperatur um zehn Grad gesunken. Zum Glück hatte er seine Büffelfelljacke dabei, eine Erinnerung an die Zeit, als er mit einigen Büffeljägern unterwegs gewesen war. Seine Baumwollhosen ragten über die Schäfte seiner Stiefel, und ein Schal hielt seihen schmalkrempigen Derbyhut auf dem Kopf. Er mochte keine breitkrempigen Cowboyhüte, selbst als Büffeljäger hatte er die seltsame Kopfbedeckung getragen. Seine Hände steckten in Handschuhen.

Er stemmte sich vom Boden hoch und wartete auf allen vieren, bis die tanzenden Kreise vor seinen Augen verschwanden. Den Kopf hielt er gesenkt, um die schneidenden Eiskristalle nicht ins Gesicht zu bekommen. Dennoch war die Kälte kaum zu ertragen. Der Blizzard drang selbst durch seine schwere Büffelfelljacke und brannte auf seiner Haut. Seine Hände waren klamm, trotz der Handschuhe, und sein Gesicht fühlte sich wie eine Maske an.

Nur wenn er es schaffte, sich aufzurichten und einen Unterschlupf zu finden, hatte er eine Chance. Das wusste er, und nur deshalb gab er einer verlockenden Bewusstlosigkeit nicht nach. Wie einfach wäre es gewesen, die Augen zu schließen und den Sturm und die Kälte zu vergessen. Doch er widerstand dem Blizzard. Kaum war seine Benommenheit abgeklungen, stand er auf und blieb geduckt stehen. Wie ein wütendes Ungeheuer zerrte das Unwetter an seinen Kleidern, doch er blieb auf den Beinen und schaffte es, einen Fuß vor den anderen zu setzen. Immer in Bewegung bleiben, nur nicht aufgeben!

Das Schlimme war nur, dass er vollkommen die Orientierung verloren hatte. Alles, was er sah, war weiße Gischt, als wäre er von einem stürmischen Meer umgeben. Er konnte weder die Himmelsrichtungen bestimmen, noch wusste er, in welche Richtung er eben noch geritten war. Fast mechanisch setzte er einen Fuß vor den anderen, nur weg aus dem Sturm, nur raus aus der weißen Hölle.

Mit aller Kraft stemmte er sich gegen den Sturm. Er taumelte in die Richtung, in der er seinen Wallach vermutete. Wenn er das Pferd nicht fand, blieb ihm nur ein Haltepunkt der Atchison, Topeka & Santa Fe Railroad. Dort hielten die Züge, wenn die Lokomotiven frisches Wasser brauchten. Wenn er ihn erreichte, konnte er in dem Schuppen unterkriechen, und wenn er Glück hatte, stand dort ein Zug, und er konnte den Blizzard in einem beheizten Personenwagen abwarten. Eine andere Möglichkeit gab es nicht. Die nächste Farm war ungefähr zwanzig Meilen entfernt.

Tief gebückt kämpfte er sich durch das Unwetter. Er hatte das Gefühl, kaum einen Meter voranzukommen. Als ihm entwurzeltes Gestrüpp zwischen die Beine wehte, stolperte er und fiel in den Schnee. Sofort stemmte er sich wieder hoch. Nur nicht aufgeben. Er taumelte weiter, stieß gegen etwas Dunkles und Festes und erkannte, dass sein Wallach schnaubend auf dem Boden lag. Eine dünne Schicht von Eiskristallen bedeckte seinen Körper. Er war erst vor wenigen Minuten gestürzt.

Bat kniete nieder und stellte entsetzt fest, dass sich der Wallach den linken Vorderlauf gebrochen hatte. Die Flanken des Tieres zitterten vor Kälte. Widerwillig griff Bat nach dem Revolver, einem Colt 45 Single Action, den er kurz nach seiner Wahl zum Sheriff in Dodge City gekauft hatte. Er richtete ihn auf das bebende Tier. Ohne zu zögern, drückte er ab. »Sorry«, brummte er, als er den Colt ins Holster schob.

In dem Blizzard machte es wenig Sinn, den Sattel zu schultern. Damit wäre er überhaupt nicht mehr vorangekommen. Also zog er nur seine Sharps »Big Fifty« aus dem Sattelschuh, ebenfalls ein Relikt aus seiner Zeit als Büffeljäger. Aus seiner Bettrolle kramte er den Spazierstock mit dem silbernen Knauf, ohne den er seit der Schießerei in Sweetwater nicht mehr auf die Straße ging. Dort hatte ihm ein eifersüchtiger Sergeant in die Hüfte geschossen. Im Fallen hatte er den Revolver gezogen und den wütenden Mann getötet.

Doch in diesem Unwetter bot ihm die Waffe keinen Ausweg. Den Blizzard konnte er nicht bekämpfen. Ihm blieb nur die Hoffnung, die Schienen zu erreichen.

Die fünf Männer, die ihre Pferde im Mietstall von Spearville unterstellten, waren dem Blizzard knapp entkommen. Kaum hatten sie ihre Pferde in den Stall geführt, war der Sturm losgebrochen.

Mike Rourke, ihr Anführer, warf dem Mietstallbesitzer eine Münze zu. Er war ein kräftiger Mann mit einem kantigen Gesicht und einem dichten Schnurrbart. Seine gefütterte Jacke bauschte sich über einem Waffengurt mit einem Colt 45. »Gibt's in dem Nest einen Saloon?«

»Gleich nebenan«, war die Antwort.

Die Männer verließen den Mietstall und liefen geduckt über den Gehsteig. Der Blizzard tobte über der Main Street und rüttelte an den Türen und Fenstern der wenigen Häuser. Spearville war ein armseliges Nest und lebte von den Cowboys, denen die Huren im nahen Dodge City zu teuer waren. Die dicke Sally machte es für ein warmes Essen.

Im Saloon blieben die Männer stehen. Mike Rourke stieß die windschiefe Holztür mit dem Absatz zu. »Whiskey!«, rief er dem untersetzten Barkeeper zu.

Die Männer zogen ihre Mäntel und Jacken aus, warfen sie über eine Stuhllehne und setzten sich an den runden Tisch neben dem bullernden Ofen.

Außer ihnen waren nur noch zwei Männer im Saloon. Ein armselig gekleideter Trunkenbold, der still in einer Ecke saß und in sein Glas starrte, und ein mittelgroßer Mann am Tresen. Dessen Augen flackerten nervös, als sich die Männer an den Tisch setzten.

»Na, endlich«, sagte Rourke, als der Wirt die Flasche und die Gläser brachte. »Habt ihr keine Musik in dem Nest?«

»Leider nein.«

»Was ist mit Weibern?«, fragte Tom Dugan. Der langhaarige Bursche trug keinen Waffengurt und hatte seinen abgenutzten Colt hinter dem Hosenbund stecken. »Ich hab seit einer halben Ewigkeit keine Frau mehr gehabt.«

»Nur die dicke Sally«, entschuldigte sich der Wirt. Die Angst war ihm deutlich anzumerken. »Und die liegt mit einer Erkältung im Bett und kann nicht.«

Dugan lachte. »Na, das wollen wir doch mal sehen.« Er stand auf und schnappte sich die Whiskeyflasche. »Bring meinen Freunden eine neue Flasche. In welchem Zimmer liegt sie?«

»Die... die Treppe hoch rechts.«

Dugan stieg kichernd die Treppe hoch. »Sagt mir Bescheid, wenn es weitergeht«, rief er seinen Kumpanen zu.

Rourke schüttelte abfällig den Kopf. »Der und seine Weiber! Als ob's nichts anderes auf der Welt gäbe.« Er kramte ein Kartenspiel aus seiner Hosentasche. »Wie wär's mit einem Spielchen?«

Dave Rudabaugh, der schnauzbärtige Gewohnheitsverbrecher mit den scharfen Augen, zuckte gleichgültig die Achseln. Bill Stillman, der in seinem dunklen Anzug mit der silbernen Uhrkette wie ein Geschäftsmann aussah, sagte: »Besser als nur hier rumzusitzen.«

Nur J.D. Green, der blasse Junge mit der Rebellenmütze und dem gestreiften Schal, den er sich zweimal um den Hals geschlungen hatte, setzte sich ab und ging zum Tresen.

Rourke verteilte die Karten und blickte sorgenvoll aus dem Fenster. »Der verdammte Blizzard macht mir Sorgen. Ich habe keine Lust, die Nacht in diesem Nest zu verbringen.«

»Wird uns wohl nichts anderes übrigbleiben«, sagte Rudabaugh. »Ed läuft uns nicht weg. Der wartet in Kinsley.«

Bill Stillman betrachtete eingehend seine Karten. »Was ist?«, fragte er. »Wollt ihr spielen oder wie die Waschweiber klatschen? Ich setze einen Dollar. Geht ihr mit oder kneift ihr schon?«

Rourke und Rudabaugh kamen nicht dazu, ihm zu antworten. Inzwischen hatte J.D. den Tresen erreicht, und beide wussten, was geschehen würde, wenn er wie jetzt die Kappe aus der Stirn schob und sagte: »Wollen Sie mir keinen Drink spendieren, Mister?« Der Mann am Tresen drehte sich zu J.D. um und antwortete nervös: »Natürlich, Mister! Was darf's denn sein? Ein Whiskey, nehme ich an. Hey, Joe, gib dem Gentleman einen Whiskey!« Auf seinem aufgeschwemmten Gesicht und der Halbglatze glitzerte der Schweiß.

Der Wirt füllte ein Glas und schob es J.D. hin. Der Bandit nahm es, ohne den Blick von dem Mann mit der Halbglatze zu nehmen. »Ich trinke auf das Wohl aller aufrechten Männer, die es Pfeffersäcken wie dir heimzahlen.« Er stürzte den Whiskey hinunter und stellte das leere Glas auf den Tresen. »Du hast doch sicher Frau und Kinder zu Hause, habe ich Recht? Du hast Geld auf der Bank, du gehst jeden Sonntag zur Kirche, und einmal in der Woche schleichst du dich raus, trinkst dir Mut an und treibst es mit der dicken Sally.«

Der Mann zitterte vor Angst. »Nein... das ist nicht wahr. Wie kommen Sie darauf? Ich bin ein guter Ehemann.«

»Lüg mich nicht an!«, erwiderte J.D. aufgebracht. Er zog seinen Colt und drückte ihn gegen den Bauch des Mannes. »Du hast eine Frau, nicht wahr?«

»Ja... aber...«

»Und Kinder.«

»Ja... was wollen Sie, Mister?«

»Und du treibst es mit der dicken Sally, das stimmt doch? In der Kirche mimst du den braven Bürger, aber...«

Im ersten Stock klappte eine Tür. Dugan trat mit einem selbstzufriedenen Grinsen aus dem Zimmer.

Rourke beachtete ihn kaum. Seine Augen waren auf J.D. gerichtet, der den Mann mit der Halbglatze noch immer mit seinem Revolver bedrohte.

»J.D.!«, rief er mit schneidender Stimme. »Lass den Mann in Ruhe! Oder willst du, dass ein Marshal auf uns wartet, wenn wir nach Kinsley kommen?«

J.D. steckte den Colt zögernd ins Holster. Ohne Vorwarnung jagte er dem Mann zweimal die rechte Faust in die Magengegend. Als der Fremde stöhnend nach vorne klappte, rammte J.D. ihm das rechte Knie unters Kinn. Der Mann brach stöhnend zusammen und blieb mit blutigem Gesicht auf dem Bretterboden liegen.

»Ich kann diese Pfeffersäcke nicht ausstehen«, schimpfte er. Er stieg über den stöhnenden Dugan hinweg und kehrte zum Tisch mit seinen Kumpanen zurück. »Wer ist dran?«, fragte er.

Seit über einer Stunde irrte Bat Masterson durch den Blizzard. Um ihn herum wogte ein Meer aus weißen Flocken und Eiskristallen, und schneidend kalter Wind zerrte an seiner Büffelfelljacke. Seine Kräfte erlahmten. Nur seiner eisernen Konstitution hatte er zu verdanken, dass er noch bei Bewusstsein war.

Mit letzter Kraft erklomm er einen lang gestreckten Hügel. Auf dem Kamm blieb er stehen, suchte in dem tosenden Sturm nach einem Anhaltspunkt. Er hatte keine Ahnung, wo er sich befand. In welche Himmelsrichtung und ob er vielleicht sogar im Kreis gelaufen war.

Als der Sturm für einen Sekundenbruchteil den Atem anhielt und sich der weiße Vorhang einen Augenblick lichtete, glaubte er einen dunklen Schatten in der Ferne zu erkennen. Ein Zug! Eine Lokomotive mit drei Wagen, gleich neben einem Schuppen und einem Wasserturm, keine hundert Schritte entfernt. Doch dann heulte der Sturm wieder los, und der weiße Vorhang schloss sich.

Von neuer Hoffnung beseelt, marschierte er weiter. Die Wahrscheinlichkeit, dass er sich den Zug nur eingebildet hatte, war groß, aber ein anderes Ziel gab es nicht. Schritt um Schritt stolperte er durch den nassen Schnee, der ihm bereits über die Knöchel reichte. Wenn er nur die Richtung nicht verlor! Er fiel zu Boden, rappelte sich wieder auf, verfluchte den Sturm, ,der ihm keine Atempause mehr gönnte und ihm mit voller Wucht ins Gesicht blies. Weit konnte der Haltepunkt nicht mehr sein.

Seine Schritte wurden bereits langsamer, und er wollte die Hoffnung schon aufgeben, als der Zug plötzlich vor ihm auftauchte. Wie ein dunkles Ungetüm ragte die schwere Lok aus dem Schneesturm. Vor ihrem Kuhfänger türmte sich der Schnee, aus dem Schlot drang dunkler Rauch und vermischte sich mit den eisigen Flocken.

Bat lief dicht am Zug entlang, um in dem dichten Flockenwirbel nicht wieder die Orientierung zu verlieren. Er tastete sich zum Führerstand der Lok vor. Im Schein des Feuers, das in dem offenen Kessel brannte, erkannte er den Lokführer und den Heizer. Beide trugen Mäntel und Mützen und warfen Holzscheite in den Kessel, um das Feuer in Gang zu halten. Sie arbeiteten so angestrengt, dass sie ihn nicht bemerkten.

Hinter dem Gepäckwagen kletterte Bat auf die Plattform des ersten Personenwagens. Mit letzter Kraft erklomm er die hohen Stufen und öffnete die Tür. Mit einem Schwall eisiger Schneeflocken stolperte er hinein und fiel zu Boden. Seine Sharps Big Fifty und sein Spazierstock rutschten unter eine Bank.

Einer der wenigen Passagiere, ein Mann in einem dunklen Anzug, sprang auf und schloss rasch die Tür. Zwei andere Männer in abgetragener Kleidung, ein Farmer und sein Sohn, halfen Bat vom Boden hoch und schoben ihn auf eine Bank. Mit den Händen schlugen sie den Schnee von seiner Kleidung.

»Sieht wie ein Städter aus«, sagte der Farmer, »so einen Hut trägt nur ein Städter. Möchte wissen, was der in dem verdammten Blizzard zu suchen hat. Warum nimmt er nicht den Zug?«

»Weil er dann auch nicht besser dran wäre«, bemerkte ein Mann in einem langen Büffelfellmantel. Mit seinem wettergegerbten Gesicht und dem weißen Vollbart sah er wie ein Fallensteller aus.

»Sieh dir seine Jacke an«, meldete sich der Sohn des Farmers zu Wort. »Hast du schon mal einen Städter in so einer Jacke gesehen? So was tragen nur Büffeljäger.« Er musterte den bärtigen Mann gegenüber. »Oder Trapper.«

Die junge Frau, die neben dem heißen Ofen am Kopfende des Wagens saß, erhob sich von ihrem Sitz. »Warum kümmern Sie sich denn nicht um den armen Mann?«, fragte sie vorwurfsvoll. »Sehen Sie denn nicht, wie erschöpft er ist? Er braucht heißen Kaffee.« Sie griff nach der Kanne, die der Schaffner auf den Ofen gestellt hatte, und füllte einen Becher. »Gehen Sie zur Seite, Gentlemen. Ich kümmere mich um den Mann.«

Der Kaffeeduft weckte Bat aus seiner Benommenheit. Er öffnete die Augen und blickte ins Gesicht einer jungen Dame, die so bezaubernd aussah, dass er sogar den Sturm vergaß. Ihre dunklen Augen faszinierten ihn, und ihre vollen Lippen hätten wohl jeden Mann nervös gemacht. Ihre braunen Haare waren zu einem Knoten hochgesteckt.

»Sie sehen wie ein Engel aus«, sagte er.

Sie errötete leicht. »Und ich dachte immer, Engel sind blond.« Sie hielt ihm den Becher hin. »Ich bin Catherine Bloom. Mein Vater besitzt einen Laden in Dodge.« Sie lächelte. »Trinken Sie!«

Er hob seine Sharps und den Spazierstock auf und legte beides neben sich auf die Bank. Dann griff er dankbar nach dem Becher und nippte vorsichtig an dem heißen Kaffee. »Der Hardware Store in der Second Street?«, fragte er nach dem ersten Schluck. »Dort habe sie nie gesehen. Und ich bin oft dort.«

»Ich war ein Jahr bei meiner Tante in Boston. »Mein Vater dachte wohl, ich würde dort Manieren lernen und einen reichen Städter heiraten. Aber da hat er sich geschnitten. Ich gehöre in den Westen.« Sie sah zu, wie er den Schal von seinem Derbyhut wickelte. »In Boston trugen alle Männer solche Hüte.«

Jetzt lächelte er. »Eine Marotte von mir. Ich komme von einer Farm in Illinois, da lief ich den ganzen Tag mit einem zerbeulten Filzhut herum. Ich dachte, so ein Derbyhut passt besser zu mir. Aber ich habe mich noch nicht vorgestellt, Miss. Mein Name ist...«

»Hey, Lady«, unterbrach ihn eine raue Männerstimme. »Haben Sie nichts Besseres zu tun, als sich mit so einem verdammten Stadtfrack abzugeben?«

Bat drehte sich um und wusste schon beim Anblick des Mannes, dass es Ärger geben würde. Der Kerl war nicht besonders groß, trug einen offenen Wollmantel und abgetragene Stiefel und einen Waffengurt mit einem Remington-Revolver. Seine Haare waren zerzaust, sein Gesicht pockennarbig, der kurze Vollbart ungepflegt. Seine Augen waren grau und stechend.

»Sie haben was Besseres verdient«, setzte her hinzu. »Warum setzen Sie sich nicht zu mir, wie ich's Ihnen schon vor einer Stunde vorgeschlagen habe? Was meinen Sie, wie warm es Ihnen bei mir wird. Da vergessen Sie sogar den Sturm, das kann ich Ihnen sagen.«