JENSEITS VON  OSCHERSLEBEN - Jürgen Böttcher - E-Book

JENSEITS VON OSCHERSLEBEN E-Book

Jürgen Böttcher

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Beschreibung

Eine Gesellschaftssatire, die den Kern der Zeit trifft. Dieses Buch ist eine Persiflage auf die Akteure am Markt, die alles einfordern: Demokratie, Wohlstand und Gerechtigkeit, doch dabei den eigenen Vorteil um keinen Preis aufgeben wollen. Dabei erfinden die Protagonisten die Marktwirtschaft neu. Und so entstehen Geschichten, die sich kein noch so begabter Komiker ausdenken kann. Denn die Absurdität liegt auf der Straße und in uns. So entsteht ein Sittenbild, das vom Markt auf die Masse abstrahlt. Es wird im Großen wie im Kleinen sichtbar. Die Mehrheit sieht sich als Kanzler, Minister und Bundeskanzler, wenn man sie nur lassen würde. Davon handelt diese Geschichte - die Geschichte vom Markt und der Marktwirtschaft. So hat die Zukunft wieder ein Zuhause.

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Seitenzahl: 133

Veröffentlichungsjahr: 2023

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JENSEITS VON OSCHERSLEBEN

Als der Rand die Mitte wurde -

Eine Gesellschaftssatire die den Kern der Zeit trifft

1. Auflage, erschienen 1-2021

Umschlaggestaltung: Romeon Verlag

Text: Jürgen Böttcher

Layout: Romeon Verlag

ISBN (E-Book): 978-3-96229-622-3

www.romeon-verlag.de

Copyright © Romeon Verlag, Kaarst

Das Werk ist einschließlich aller seiner Teile urheberrechtlich geschützt. Jede Verwertung und Vervielfältigung des Werkes ist ohne Zustimmung des Verlages unzulässig und strafbar. Alle Rechte, auch die des auszugsweisen Nachdrucks und der Übersetzung, sind vorbehalten. Ohne ausdrückliche schriftliche Genehmigung des Verlages darf das Werk, auch nicht Teile daraus, weder reproduziert, übertragen noch kopiert werden. Zuwiderhandlung verpflichtet zu Schadenersatz.

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Bibliografische Information der Deutschen Nationalbibliothek:

Die Deutsche Nationalbibliothek verzeichnet diese Publikation in der Deutschen Nationalbibliografie; detaillierte bibliografische Daten sind im Internet über http://dnb.dnb.de abrufbar.

R1208 - rv102

JENSEITS

VON OSCHERSLEBEN

Als der Rand die Mitte wurde -

Eine Gesellschaftssatire die den Kern der Zeit trifft

VORWORT

Schon immer wollte ich eine Geschichte über den Marktplatz in meiner Gegend schreiben, irgendwo im Südosten Berlins.

Der Markt ist das Gesicht jedes Ortes und gleichzeitig der Seismograf, er registriert die kleinsten Schwankungen und zeigt im Kleinen, was kurz danach im Großen passiert.

Auf dem Markt sah ich immer die gleichen Leute, die Darsteller des Marktes. Wer sind diese Leute, sind sie das Volk? Wenn ja, hat das Volk dann ein Gesicht oder viele Gesichter oder bleiben sie anonym und ohne Gesicht? Schreiben die Leute vom Markt auch Geschichte oder nur Geschichten in der Geschichte? Sind sie repräsentativ für das Volk oder nur ein beliebiger Ausschnitt, für die Sorgen, Ansichten, Eigenschaften und Erwartungen der Masse?

Ich wusste es nicht, nur dass es die Leute gab, sie waren da, Tag für Tag. Eine Zeit lang war ich Beobachter, das Brennglas am Markt, sah ihre Gesichter, ihre Bewegungen und stellte mir ihre Hoffnungen und Ängste vor und alles andere. Dann begann ich zu schreiben, wollte der Sache eine Richtung geben. Nach den ersten Seiten war ich überzeugt, die Richtung gefunden zu haben.

Dann kam Corona, die Richtung löste sich auf, der Markt auch, obwohl er doch blieb. Nun gab es jeden Tag neue Richtungen, aber kaum Ziele. Die Akteure mussten über sich hinauswachsen, konnten es aber nicht. Die Probleme wurden größer, die Akteure nicht. Mal waren sie gut, mal waren sie böse, meistens blieben sie dazwischen, wie die meisten Menschen auch.

Die Akteure vom Markt traten aus ihrer Anonymität und Beliebigkeit und bekamen ein Gesicht, nun waren sie mittendrin statt nur dabei. Der Markt war nun repräsentativ, er zeigte das Gesicht der Masse, im Guten wie im Bösen und in der Grauzone auch. Die Akteure vom Markt wurden nicht zu Helden, sie wollten nur ein bisschen Anerkennung, Würde und Hoffnung, aber Gier, Neid und Missgunst waren ihnen auch nicht fremd.

Auf der Suche nach dem Glück waren sie trickreich und bauernschlau. Trotzdem blieben viele Fragen offen, mit Corona und ohne Corona. Corona stellte nur zu viele Fragen auf einmal.

Viele Fragen werden auch morgen nicht beantwortet sein, die Antworten werden im Verborgenen bleiben, vielleicht gibt es sie auch nicht. Dennoch haben die Akteure vom Markt viel gelernt. Auf der Suche nach der Wahrheit mussten sie feststellen, dass es die Wahrheit gar nicht gibt.

Sie kämpften in den Gräben der Ideologie und der Überzeugung, für die Wahrheit zu stehen. Dabei hatte jeder seine Wahrheit, die war dann zu klein, um die anderen zu überzeugen.

Der eine sieht es so und der andere so. Zusammen suchten sie das Traumschiff und das Paradies, darin verloren sie sich, die Ziele blieben in der Ferne zurück.

Am Ende bleibt uns der Humor und die Erkenntnis, dass die Dinge sind, wie sie sind. Mehr wird nie sein, die Leute vom Markt können es nicht besser, alle anderen auch nicht.

Inhalt

VORWORT

Kapitel 1 - Murat

Kapitel 2 - Corona-Muttiladen

Kapitel 3 - Corona-Döner Bonds

Kapitel 4 - Corona-Rügen

Kapitel 5 - Corona Oschersleben

Kapitel 6 - Corona Rollstuhl

Kapitel 7 - Corona Liebknecht

Kapitel 8 - Corona-Sommerzeit

Kapitel 9 - Corona-Waffen-Müller

Kapitel 10 - Corona-Konterrevolution

Kapitel 11 - Corona-Marktwehr

Kapitel 12 - Corona-Tribunal

EPILOG HALTESTELLE

Kapitel 1 - Murat

Immer wenn ich von unterwegs Richtung Heimat fahre, komme ich am Marktplatz vorbei und damit auch bei Murat.

Dem Marktplatz gegenüber hält Murat gegen das vereinte Finanzkapital seinen Dönerimbiss am Leben.

Es ist ein harter Kampf, die Kundschaft ist überwiegend sozial abgehängt und oftmals bleibt sie auch ganz weg. Draußen vor dem Laden, genau dort, wo einst der Vodafone-Shop mit dem netten Verkäufer gewesen ist und der nun schon lange geschlossen war, hatte Murat einen winzigen Biergarten aufgebaut, er bestand nur aus einem einzigen Tisch und vier Stühlen.

An dem Tisch mit den vier Stühlen hatte sich dann ein kleiner Stammtisch etabliert. Er bestand aus vier Männern mit speckig glänzender Haut und aufgedunsenen Gesichtern.

Dem Aussehen nach zu urteilen, hatten die Männer früher in den fotochemischen Werken der sowjetischen Besatzungszone gearbeitet und später zu viel Alkohol getrunken, obwohl diese Vorgänge auch während ihres Arbeitslebens schon Überschneidungen möglich erscheinen lassen. Die vier Männer vom Biergarten brachten Murat nur bescheidene Einnahmen, allzu oft tranken sie zwar das Bier von Murat, brachten sich aber den hartgebrannten Nachtisch to go mit.

Appetit hatten sie schon lange nicht mehr. Trotzdem waren sie für Murat wichtig, es sah immer nach gutem Besuch aus und die vier Leute brachten die neuesten Nachrichten in den Imbiss, aber was noch wichtiger war, sie brachten auch ihre Weisheit in den Laden.

Kongruent zu den konsumierten Getränken stieg der Grad dieser Weisheiten, oftmals sogar ins Unermessliche. Besonders Manni zeichnete sich in diesen Fragen aus, auch wenn er zu seiner schlechten Haut auch noch das rechte Bein etwas nachzog und an Selbigem eine offene Stelle hatte, war er für Murat der Weisheit letzter Schluss. Die vier unterhielten sich auch gern über ihr Arbeitsleben, als sei es noch greifbar, dabei lag es schon lange zurück, war wenig erfolgreich und auch recht kurz.

Dennoch brauchten sie das Thema, denn daraus entstand der Bezug zur Tagespolitik, was wiederum ihr Spezialgebiet war. Als Murat den Laden damals eröffnet hatte, wusste er nur etwas über Döner, durch die vier Musketiere wusste er dann fast alles.

Manni erklärte ihm, dass früher alles besser war, die Treuhand von der sizilianischen Mafia übernommen und in eine Aktiengesellschaft umgewandelt worden sei, die später den Bitcoin entwickelt hat und heute über den Decknamen TESLA Riesengewinne erzielt.

Er erklärte Murat auch, dass die Deutschland GmbH ihn wegen seiner überdurchschnittlichen Intelligenz fürchtet und deshalb für Manni ein Berufsverbot erwirkt hatte.

Als Björn Höcke sich dann für ihn eingesetzt hat, kam er auf die schwarze Liste, auch weil er Extra–Rentenpunkte für Manni forderte, was Björn dann selbst erwerbslos machte.

Erst dadurch kam er zur AfD, steht aber heute noch mit Manni in Kontakt, weil man gemeinsam darum kämpft, dass Mannis deutsches Blut sich fortpflanzt, auch wenn Manni selbst schon Jahre keinen Sex mehr hatte, gleichwohl natürlich Zweifel bestehen, ob sich dazu überhaupt noch die medizinischen Möglichkeiten eröffnen. Wenn Manni Murat diese komplizierte Welt erklärte, schaute Murat immer voller Ehrfurcht.

Er hätte nie gedacht, dass die Dinge so kompliziert liegen. So gingen die Jahre ins Land, vom Frühling bis zum Spätsommer hatten sie bei Murat ihr Zuhause. Es war fast wie in den Voralpen zum Paradies. Die Arbeiterklasse siegte in Murats Biergarten. Murat konnte aber nicht wissen, dass der Sieg der Arbeiterklasse auch seine Schattenseiten hatte. So hatte Mannis rechte Hand, Hotte, der zweite Wortführer der Brigade, schon während seiner gewerblichen Beschäftigungszeit mit einer grappalen Depression zu kämpfen.

Dieser Umstand führte Hotte dann direkt in den Sozialhilfe-Burnout und zerstörte so seinen Aufstieg zum Dichter und Denker. Denn eigentlich wollte Hotte ins Warme, nach Italien, und dort eine Bewegung gründen. Es sollte eine Bewegung mit Sternen werden, doch als er den Anschluss an die globalisierte Welt verlor und sein Bonusheft zum Selbstläufer wurde, blieb nur noch die 5-Zähne-Bewegung bei Murat.

Seitdem fühlte Hotte sich bedroht, er erzählte Murat, dass ein Komplott aus iranischem Geheimdienst, Oscherslebener Hisbollah und serbischen Milizen seinen Erfolg in Italien verhindert hatte.

Murat machte sich Sorgen, er spürte die Gefahr. Dann plötzlich kam Manni nicht mehr, er hatte nun noch eine zweite offene Stelle an seinem rechten Bein und es wurde auch schon ein wenig schwarz, Murat wusste sofort, es wird nie mehr so sein, wie es war.

Fortan war die Brigade nur noch zu dritt und die Stimmung litt erheblich darunter. Besonders für Hotte wurde die Situation unerträglich. Obwohl Murat und die anderen beiden verbliebenen aus der Brigade, Detta und Matze, ihm Verbundenheit demonstrierten, blieb Hotte in der grappalen Depression gefangen.

Zu allem Überfluss, und es hatte sich politisch angedeutet, entstand in Murats Laden ein neues Trägervirus und bescherte Hotte noch zusätzlich eine Muslimeninfektion. Er war emotional schwer beschädigt, zumal für ihn auch die Respektrente kein Thema mehr war, auch dafür hatte sicher wieder dieses Komplott gesorgt.

Als der nächste Spätsommer Geschichte war, kam Hotte nicht mehr zu Murat. Detta und Matze waren ratlos, sie hatten plötzlich keine Führung mehr. Murat sagte zu den beiden: „Nun habe ich nur noch Euch als Gäste, da lohnt es sich bald nicht mehr, den Tisch draußen aufzustellen.“

Detta und Matze waren besorgt, jetzt ging es praktisch um die Heimat und die Existenz. Sie begannen, fieberhaft nach Hotte zu suchen. Als Erster bemerkte es Detta, er sagte:

„Es stinkt hier schlimmer als bei Murat am Mülleimer.“

Da waren sie kurz vor Hottes Gartenlaube.

Dann sahen sie es durchs Fenster, Hotte war tot.

Er starb an sich selbst, an Erbrochenem und am Alkohol.

Als Murat davon erfuhr, dachte er sofort an Mannis Bein und was nun werden soll. Eines war ihm sofort klar, zu den nächsten Wahlen könnte er unter diesen Umständen nicht gehen.

Detta und Matze waren von der Situation überfordert, sie hatten ihren Halt im Leben verloren. In ihrer Verlorenheit glaubten sie nun, der IS hätte sich in Inkontinente Salafisten umbenannt, um sich auf Kosten von Detta und Matze bei der AOK soziale Leistungen erschleichen zu können.

Diese gemeinen Sozialschmarotzer, dachten sie, und dass es solche Ungerechtigkeiten nur in Deutschland geben könne.

Das Paradies war wieder fies, zwei Helden der Arbeiterklasse standen am Abgrund. In dieser verzweifelten Situation versuchten sie, trotzdem strategisch zu denken.

So trafen sie sich bei Detta im Erdgeschoss zu einer Lageanalyse, nicht ohne vorher zu prüfen, ob die Deutschland GmbH die Wohnung verwanzt hatte. Sie spielten ihre ganze Erfahrung aus, doch dann passierte es.

Ein iranischer Fahrer von DHL klingelte, weil er die deutsche Sprache nicht komplett beherrschte, bei Detta statt bei Dettmann. Detta hatte nie Besuch, deshalb wussten beide sofort, das muss eine Falle sein, das können nur die Schergen und Volksfeinde aus den Messerländern sein. In ihrer Panik flohen beide aus dem Fenster im Erdgeschoss, rannten dann in Richtung Hauptstraße, von da waren es nur noch hundert Meter bis zu Murat. Derweil hatte der iranische Fahrer von DHL irrtümlich und vergeblich geklingelt.

Er stieg wieder ins Auto und spürte eine leichte Aggression in sich hochsteigen, vier von fünf waren nicht da, vielleicht sollte er doch etwas anderes machen.

Der Zeitdruck wurde größer, er fuhr in schnellem Tempo Richtung Hauptstraße, aus den Augenwinkeln sah er Detta und Matze, sie schienen es sehr eilig zu haben.

Er musste eine Vollbremsung machen, doch es war zu spät.

Detta und Matze liefen frontal in seinen Kühler, sie starben noch am Unfallort. Die letzten Worte von Detta waren.

„Wir müssen doch bei Murat noch den Tisch abbestellen.“

Als ich am Marktplatz vorbeikam, sah ich Murat vor dem Laden stehen, der Tisch draußen war leer und auch sonst waren keine Gäste da. Murat schaute traurig auf die Straße, ich wusste sofort, er hat ein Problem. Eins war klar, jetzt brauchte er meine Hilfe. Ich überlegte in alle Richtungen, wie man Murat und sein Geschäft retten könnte. Nach einer unruhigen Nacht hatte ich plötzlich die Idee, ich fand sie bahnbrechend.

Ich machte mich sofort auf den Weg, nahm allen Mut zusammen und ging direkt zu Murat in den Laden. Der Laden war leer, nur Murat stand mit noch leereren Augen hinter dem Tresen.

Ich wusste, jetzt geht es um alles, ich muss ihn sofort jetzt und hier überzeugen. Murat schaute mich fragend an, dann sagte ich:

„Murat, alter Frittenschlechter, vor Dir steht Deine Rettung. Du brauchst ein ganz neues Konzept, ich habe es, und Du wirst aus dem Dispo kommen, falls Du einen hast.“ Murat schaute mich verständnislos an und erwiderte: „Mir helfen kann nur Allah und Du bist balla, balla.“

Ich blieb ruhig und sagte: „Murat, komm mal zur Tür, ich werde Dir zeigen, Allah ist balla, balla.“

Murat kam langsam zur Tür, ich fasste ihn sanft am Arm, zeigte nach oben auf seine Speisetafel und sagte: „Murat, das muss alles ab, es hat keinen Sinn mehr. Du fängst jetzt neu an, Du wirst Bestattungsdiscounter.

Deine Kundschaft hat keine hohe Lebenserwartung, das ist ein riesiger Markt.“

Murat war immer noch verkrampft, er schaute verständnislos.

Ich fuhr fort: „Murat, ab morgen bist Du nicht mehr Frittenschlechter, sondern Discounter, gut, nur für Bestattungen, aber immerhin Discounter.

Du machst jetzt sofort die Schilder mit dem Essen ab, das ist nicht mehr zeitgemäß. Weißt Du, was da oben stehen muss?

Da oben wird nicht mehr halbes Hähnchen und Döner Kebab stehen, sondern: Happy Hour für Familien, sterben zum halben Preis.

Mit dem Sarg in den Park

Lebenspause ohne Brause

Gestatten von Tatten, Fachmann für Sterbeplatten

Tod preiswerter als Doppelkorn. Geh nicht fort, stirb im Ort.

Ich sah in Murats Augen, es war alles etwas schnell für ihn, er wünschte sich Manni zurück, da hatte sein Leben noch gesellschaftliche Leitplanken.

Die Situation spitzte sich zu, jetzt war Handeln gefragt.

Ich zeigte in den Innenraum der Gaststube und sagte: „Murat, Du hast hier alle Möglichkeiten.

Schau auf den großen Kühlschrank, wenn da keine Getränke mehr drin sind, können die Leute probesitzen oder Du nimmst noch einen Obolus, wenn ein Toter über Nacht bleiben soll. Dann hättest Du noch ungeahnte Möglichkeiten mit Merchandising. Du könntest Totenkopf-Bettwäsche verkaufen oder T-Shirts mit einem Sarg-Logo, Ich bin der letzte Kunde. Natürlich kannst Du Dir noch ein zweites Standbein mit Organspende aufbauen, Material ist ja genug da.“

Langsam begann Murat zu verstehen. Ich fasste ihm um die Schulter, an dem das Frittenfett klebte, und holte zum großen Schlag aus, zog ihn fast zärtlich vor den Laden, dort hatte ich nämlich schon etwas vorbereitet.

In einer Seitenstraße hatte ich ein Schild von der LBS abmontiert, nun lag es vor Murats Schaufenster.

Schnell übermalte ich mit einem Edding die Buchstaben der LBS und brachte das Schild direkt über dem Schaufenster an.

WIR GEBEN IHRER ZUKUNFT EIN ZUHAUSE!

Murat lächelte jetzt. Dann zeigte ich ihm das Logo für seinen Discounter. STIRB GÜNSTIG 2.0!

Murat hatte jetzt ganz weiche Züge, er schmeckte das Glück. Er drehte sich zu mir um, dann lagen wir uns minutenlang in den Armen und weinten vor Glück. Meine Mission war erfüllt, Murat war glücklich und er dachte auch nicht mehr an Mannis Bein und dass es für die Organspende nicht taugte. Beim Abschied umarmte ich ihn noch einmal und flüsterte ihm ins Ohr. „Das alles hier funktioniert natürlich nur, wenn Du Vorkasse nimmst. Denk nur an Detta und Matze, von beiden ist auch noch ein Deckel offen. Außerdem brauchst Du auch Investitionskapital für die Merchandising-Artikel.“ Murat nickte, er hatte verstanden.

Einige Tage später kam Manni nach einem halben Jahr zum ersten Mal wieder aus seiner Wohnung.

Es ging ihm immer noch nicht gut, sein Bein war inzwischen fast vollständig schwarz, aber er hatte von einem Nachbarn einen Gutschein für eine Flasche Wodka bekommen, den er nur persönlich einlösen konnte. Das war Grund genug.