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JOHN ETTER - Korrupt Nach wahren und möglichen Gegebenheiten! In einer Schweizer Gemeinde werden Aufträge in Millionenhöhe einander zugeschanzt, ohne dass dies nach außen dringt. Warum sollte es auch, man profitiert und schützt sich gegenseitig. Ursprünglich war es nur ein Überwachungsauftrag für eine betrogene Ehefrau. Ein Alltagsjob für Jorge, einen Angestellten der Detektei von John Etter. Einen Tag nach der Überwachung des Paars spitzt sich die Lage in Zimmer 325 zu. Zufällig wird in Zimmer 325 mehrfach betrogen und John Etter nimmt die Spur auf. Die Zeit drängt plötzlich. Das Ableben eines Verräters dieser "ehrenwerten Bruderschaft" wird vorbereitet. Korruption und Erpressung von Behördenmitgliedern fordern die John Etter, da nie sicher ist, inwieweit auch zuständigen Behörden in diesen Sumpf involviert sind. In der Schweiz läuft vieles wie geschmiert.
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Seitenzahl: 198
Veröffentlichungsjahr: 2019
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John Etter
Privatdetektiv
Text: © Silvio Zimmermann
Umschlaggestaltung: © Silvio Zimmermann, www.silvioz.ch
Susanne sandte Jorge die letzten WhatsApp-Chats der zu überwachenden Person.
„Hallo Jorge, um 12:27 schrieb sie ihm, dass sie ihn unten in der Lobby abholen kommt und er sich melden solle, wenn er da sei. Er antwortete etwas später, dass er um etwa 13:30 vor Ort sei.“
Jorge hatte bereits gesehen, dass die etwas korpulente Frau mit grauem Haaransatz das Hotel betreten hat. Sie schien etwas nervös und war viel zu früh. Die wallenden Kleider versteckten die üppig vorhandenen Rundungen. Auf den ersten Blick erschien sie ihm sympathisch. Er wusste aber auch, dass sie niederträchtig genug war, um eine nichts ahnende Ehefrau mit ihrer neuesten Errungenschaft in diesem Hotel zu betrügen. Nichtsahnend war dies natürlich nur aus Sicht des Ehebrechers, sonst hätte sich Jorge nicht in Position bringen können.
Die Standardüberwachungsarbeit hatte nun begonnen. Viel warten, wenig Aktion.
Kurz vor halb zwei Uhr sah er den Wagen des vermuteten Ehebrechers vorfahren. Sein etwas gedrungener Körper wurde von einem braun gebrannten Gesicht mit dunklem Haar und Schnauzer aufgewertet. Auch dieser Mann sah auf den ersten Blick aus, wie tausend andere - tausend andere Ehebrecher. Und wie tausend andere Versicherungsberater, die sich ab und zu von Kundinnen zu ergänzenden Tätigkeiten hinreißen liessen.
„Sie sind drin“, diktierte Jorge in sein Handy, „dreizehn Uhr fünfunddreißig“.
Er setzte sich nun etwas gemütlicher in seinem Wagen hin, denn er parkierte in einer Seitenstraße mit Blick auf den Hoteleingang. Leider hatte er noch keinen Bildkontakt mit den zu überwachenden Personen, doch er konnte jedes Wort im Zimmer deutlich verstehen. Wobei Wort, beim Gedanken daran, Jorge etwas übertrieben schien, denn es waren vor allem Begrüßungs-Liebesgeräusche zu hören. Die beiden hatten sich schnell aus der Lobby ins Zimmer begeben.
Jorge verdrehte die Augen.
„Immer dasselbe Spiel. Mann betrügt Frau, Frau bemerkt es und wir dürfen dann Beweise sammeln …“, dachte er und machte sich auf einen langen Tag gefasst. Er hatte seinen Dienst eben erst begonnen und das Zimmer war für einen Tag gebucht. „… zwar ein langweiliger aber immerhin gut bezahlter Job“, beendete Jorge seinen Gedanken.
Für einen Spanner wäre das ein Traumjob gewesen, aber zu dieser Spezies gehörte Jorge nicht. Er sah sich diese Situationen nicht gerne an und ließ jeweils einfach die Aufnahmen laufen. Häufig waren es ältere, hässliche Herren, die jüngere, hübsche Mädchen vernaschten oder auch ältere Frauen, die sich einen Gigolo gegen Entgelt leisteten. Dann waren wenigstens die eine oder andere Partei nicht schlecht gebaut. Und dann gab es Szenen wie heute.
„Wie ich dir schon geschrieben habe, kann ich heute leider nicht so lange mit dir zusammen sein, wie ich wirklich will, geliebte Petra“, ertönte es jetzt aus seinem Smartphone und Jorge zog die Augenbrauen in die Höhe.
„Super Ton“, konstatierte Jorge und schaute auf sein Smartphone.
„Aber wo ist das Bild? Ich brauche doch Bilder! Kommt schon, macht mir den Gefallen, zündet ein Licht an, macht Musik oder irgendetwas, was die Kamera aktiviert.“
Dieser Gedanke schien wie ein Befehl beim Fremdgängerpaar anzukommen, denn er hörte nun leise Musik aus dem Lautsprecher und die Kamera, die an einem verborgenen Ort im Zimmer installiert war, begann Bilder zu senden.
„Gut gemacht, Palmina. Wirklich gut gemacht. Ein Spanner hätte keinen besseren Winkel finden können. Zwei Drittel des Zimmers waren zu sehen und die beiden Personen konnten sich der Kamera kaum entziehen. Palmina war jeden Franken wert und Jorge ertappte sich dabei, dass er schon fast von Palmina träumte.
„Eine wirklich hübsche Frau“, dachte er, schob diesen Gedanken an Palmina aber für einige Zeit beiseite. Nun sah er das Paar eng umschlungen vor dem Bett stehen.
Er drückte den Rekord-Button und war sich sicher, dass in der Zentrale Susanne nun ebenfalls alles mitansehen konnte und es auch tun würde.
Er behielt recht.
An Susannes PC blinkte es unten rechts rot und sie klickte sofort auf diesen leuchtenden Punkt. Nun sah sie die hochauflösenden Bilder aus Zimmer 325 und drückte ihrerseits den Aufnahme-Button, um für die Klientin später Beweise liefern zu können. Auf einem bereits vorbereiteten Protokoll, welches später von Jorge weiter ausgefüllt würde, notierte sie: Petra und Edi sind im Zimmer. Dann fügte sie noch einige Details zum Hotel und die Zimmernummer 325 dazu.
Dem Treiben der beiden schaute sie jedoch nur kurz zu. Sie wusste, dass Jorge einen guten Job geliefert hatte und weiterhin liefern würde. Für Susanne war dieser stark behaarte Mann auf den Bildern absolut keine Augenweide und keinen weiteren Gedanken wert. Die Frau schaute sie etwas länger an.
Sie freute sich auf einen angenehmen Abend mit ihrer Partnerin und dachte an ihr kürzliches Outing. Sie war froh, dass sie die Tatsache, dass sie dem weiblichen Geschlecht zugetan war, offenbart hatte.
Die Reaktionen waren durchwegs positiv und ihr schien es, als hätten es einige schon gewusst.
Aber sie wusste auch, dass sie in einer Detektei arbeitete und einige der Mitarbeiter, John Etter allen voraus, immer etwas mehr wussten, als sie sagten.
Susanne hatte für Jorge alle Chatprotokolle ausgedruckt und den von der Mandantin erhaltenen Auftrag ihm übergeben. Es handelte sich um einen der vielen üblichen Aufträge, mit denen sie ihren Chef, John Etter, nie direkt in Verbindung brachte. Er pickte sich immer die Rosinen aus den pendenten Fällen heraus - und Ehebruch gehörte definitiv nicht zu der Art Fälle, die ihn herausforderten.
Die Auftraggeberin, Ulla Schneller, schien hin und her gerissen zwischen verzweifelt und überlegt. Susanne war diese Begegnungen gewohnt, tröstete die Frau und machte ihr gleichzeitig Mut, ihren eingeschlagenen Weg weiter zu gehen.
Nach etwa einer Stunde Vorgespräch, in dem Susanne alle möglichen Informationen zu Protokoll nahm, war es dann soweit: Die Frau unterschrieb den Auftrag, ihren Mann mit möglichst einfachen Mitteln zu überwachen, da ihr eine vollständige Überwachung zu teuer erschien. Eine finanzielle Obergrenze wurde vereinbart und ein dazu passender, ausführlicher Bericht versprochen, der über sämtliche Tatsachen Auskunft gab, wenn etwas vorgefallen war.
Susanne gab der neuen Mandantin die Zugangsdaten zu einem Server, auf dem die Berichte jeweils am Folgetag mit den Updates gelistet wurden.
Dann machte sich Susanne an die Arbeit. Der Mann schien sich gewohnt zu sein, seine Daten vor fremden Blicken zu schützen. Die ersten Versuche, das Handy des Fremdgängers mit einfachsten Mitteln zu knacken, scheiterten und, als auch andere Mitteilungsoptionen ihr verschlossen blieben, änderte Susanne ihren Suchansatz. Das erwies sich als der viel einfachere Weg.
Natürlich wäre es für Susanne möglich gewesen, in die verschiedenen Systeme zu gelangen, doch wäre der Aufwand für eine einfache Fremdgängerüberwachung zu groß gewesen. Es reichte ja, eine Seite der Verbindung zu knacken. Und das war für Susanne ein Leichtes, nutzte die Betrügerin doch für alle Systeme das gleiche Passwort. Susanne brauchte nur eine Stunde Rechenzeit, um das Passwort zu einem E-Mail-Account zu knacken. Sie war überrascht, dass alle Systeme mit diesem einen Passwort geschützt waren.
Nun saß Jorge vor ihr und sah sich die Unterlagen an.
„Also“, begann Susanne“, „das läuft schon eine Zeit. Er amtet als Versicherungsberater der Firma, für die sie arbeitet. So sind sie sich begegnet. Diese Petra scheint in einer zu Ende gehenden Beziehung zu leben und hat sich irgendwann in diesen Mann verliebt. Lies doch mal kurz die Protokolle quer. Auf Seite 25 der Chatübersicht kommt’s dann: Sie hat vor über einer Woche für Donnerstag, den 23. Mai ein Hotelzimmer im HotelSeeyougebucht. Die Zimmernummer 325 wurde schriftlich bestätigt. Mit diesem Versicherungsheini ist sie nach einigen Treffen und vielen Seiten Chats übereingekommen, dass sie sich dort am Mittag begegnen. Ich werde dich immer direkt informieren, was in der Zwischenzeit weiter zwischen den beiden läuft. Hier hast du den Link zu der Seite, in der ich die Chatverläufe zwischenspeichere.Ich liebe dichkommt schon jetzt recht häufig auf beiden Seiten des Chats vor.“
Sie reichte Jorge einen Stick.
„Susanne, ich muss John wirklich recht geben, du bist die allerbeste aller Perlen, die in seinem Team sind. Wobei, ich bin natürlich auch nicht schlecht“, ergänzte er mit einem schelmischen Lächeln.
„Stimmt. Also, in diesem Hotel warst du letztes Jahr auch schon tätig. Hast du deine Beziehung zum Personal noch oder müssen wir versuchen, dieses Zimmer einen oder zwei Tage vorher zu mieten?“
„Ich melde mich in einer Stunde bei dir. Wir werden wohl ohne diese Kosten auskommen, so bleibt mehr Budget für die reine Überwachung. Wir wollen ja unsere Kundinnen befriedigen.“
Susanne sah kurz über den Brillenrand und schmunzelte. „Jaja, du und deine Doppeldeutigkeiten“.
Jorge stand auf und ging in sein Büro, um sich auf den Fall vorzubereiten.
Zwei Stunden später stand er wieder vor Susanne.
„Alles wie schon mal gehabt. Ich treffe mich noch heute mit einem Zimmermädchen, das den dritten Stock unter sich hat. Mal wieder Glück gehabt. Kostet nur einen Drittel des Zimmerpreises, wenn sie die Wanze und die Kamera anbringt.“
„Du bist gut, Jorge. Noch was, ich bin mir bei der Betrügerin nicht sicher, was sie wirklich will und ob sie vielleicht in diesem Zimmer ihren Rückzug durchgeben will.“
„Wieso, was ist passiert?“
„Sie hat sich gleichzeitig mit diesem Techtelmechtel auf einer Partnervermittlungsseite eingeloggt und sucht aktiv nach Männern. Aber viel läuft noch nicht. Habe nur kurz nachgesehen, als sie die Bestätigung und die ersten E-Mails erhielt. Merkwürdige Geschichte, wenn man den Chatverlauf und die „große Liebe“ so mitliest und dann das erfährt. Ich kann mir im Moment keinen Reim darauf machen. Es kommt mir irgendwie verzweifelt rüber.“
„Ja, das überrascht mich jetzt auch, nachdem ich die Chats überflogen habe. Na ja, ich mache dann mal meinen Job. Am 23. Mai werde ich das Equipment frühmorgens übergeben und mich dann auf die Lauer legen. Ich bräuchte noch etwas Bargeld, die Zimmerdame will bar entschädigt werden.“
Er vermied es, den Namen zu nennen.
Susanne drehte sich auf ihrem Stuhl elegant um, öffnete den kleinen Tresor hinter ihr und drückte Jorge vier Hunderternoten in die Hand.
„Das sollte für einige Tage Spesen reichen. Bitte hier quittieren.“
Kurz nach siebzehn Uhr war die Aktion schon vorbei. Nachdem sie sich ihre Liebe noch und noch geschworen hatten, verabschiedete sich der Mann von seiner Geliebten. Nach einer richtig hemmungslosen Beziehung sah es für Jorge nicht aus. Aber vielleicht brachte er ihn auch einfach nicht besser hoch und war froh, sich mit den Entschuldigungen zurückziehen zu können, die er bereits im Voraus per WhatsApp abgegeben hatte. Er könne nicht länger bleiben, hatte er geschrieben.
„Komischer Kerl, liebt eine Frau und findet trotzdem keine Zeit für sie“, dachte Jorge und schüttelte den Kopf.
„Wenn schon, dann doch richtig, mit allem Drum und dran und nicht diese schnelle Möchtegern-Nummer mit viel Blabla und etwas Schmus.“
Jorge, der mehr als eine Teeniezusammenkunft als Beweis für die betrogene Ehefrau erwartet hatte, drückte den Stopp-Button und fuhr zurück ins Büro.
„Was, schon da?“, meldete sich Susanne aus dem Hinterzimmer.
„Ich habe bemerkt, dass kein Ton mehr aus dem Zimmer kam, habe kurz die Bilder angesehen und das leere Zimmer erspäht. Ich war der Ansicht, die sind essen gegangen, bevor es zur nächsten Nummer und so richtig zur Sache geht“.
„Nein, da muss ich dich enttäuschen, früher gehen, hieß in diesem Fall wirklich früher gehen und nicht mehr und auch ohne Nummer, wie du es nennst. Ich mache meinen kurzen Bericht, füge ein paar eindeutige Fotos einer „Verbindung“ bei und einige Mitschnitte der Gespräche. Aber, no Sex. Danach hänge ich mich in die wohl noch folgenden Chats rein. Das mache ich von zu Hause aus. Vielleicht gibt es bald wieder ein Tête-à-Tête mit noch mehr Munition für die betrogene Frau.“
„Ja, mach das, ich gehe jetzt auch nach Hause zu meinen Tête-à-Tête.“
„Ja, lass sie grüßen. Du hast wirklich eine tolle Partnerin.“
„Danke, werde ich ihr sagen. Ich bin froh, dass ich seit unserem letzten Geschäftsanlass nichts mehr verheimlichen muss.“
Susanne fuhr den Computer herunter, stand auf, packte Jacke und Tasche und verließ froh gelaunt das Büro.
Jorge setzte sich auf seinen Platz und begann mit dem Rapport.
Er achtete darauf, dass nicht allzu freizügige Fotos den Weg in den Bericht fanden und beließ es bei Beschreibungen des Beobachteten. Er wusste ja, dass eine betrogene Frau diese Berichte lesen würde und er wollte sie nicht noch mehr verletzen, als sie es schon war.
Bevor Jorge das Büro verlassen wollte, checkte er das aktuelle Chatprotokoll und kopierte einige Zeilen daraus in den Rapport. So konnte er ein paar Fotos löschen.
Es ging im Chat weder um die gegenseitige Liebe, dass Petra sich nach dem Treffen nicht geduscht habe und ihm so immer noch ganz nahe sei.
Dies schien Jorge die bessere Lösung, als die betrogene Frau mit eindeutigen Fotos, die nur Momentaufnahmen waren, zu erzürnen.
Er ertappte sich dabei, dass er das Verlangen verspürte, bei Palmina vorbeizufahren, um sich bei ihr für den gut gemachten Job zu bedanken. Da in dieser Nacht nichts mehr passieren würde, entschied er sich, als Mann der Tat dazu, dies auch zu tun.
Eine Stunde später sassen Jorge und Palmina in einer Weinbar in der Altstadt und genossen zusammen ein Glas Rotwein.
Die beiden kannten sich schon drei Jahre, aber außer einem gemeinsamen Abendessen, während dem Jorge nur eines im Sinn hatte, nämlich Palmina dazu zu bringen, eine Wanze in einem Zimmer zu verstecken, war nichts geschehen.
Aber heute sah er sie mit anderen Augen an. Oder es war in den letzten drei Jahren in Palminas Leben viel passiert. Denn sie war viel adretter als damals, sprach jetzt schweizerdeutsch ohne großen Akzent und wirkte viel selbstsicherer als damals.
Damals war Jorge noch in einer Beziehung und, da er eine treue Seele war, hatte er keinen Gedanken daran verschwendet, mehr von Palmina zu wollen.
„Die Zeiten ändern sich“, dachte er und eine Stunde später war es auch für Palmina klar, dass Jorge mehr als nur eine gemeinsame Stunde in einer Bar wollte. Auch klar war, dass er eine ernsthafte Beziehung suchte und kein Abenteuer.
Palmina war im ersten Augenblick etwas von der Situation überfordert. Sie lies aber die Avancen Jorges zu, da sie ihn ebenfalls attraktiv, anziehend und einen zweiten Blick wert fand. In den letzten Monaten war sie wieder für eine Beziehung bereit geworden, aber es mangelte ihr an Gelegenheiten dafür.
Nach dem mit ausführlichen Gesprächen gefüllten Abend verabredeten sie sich für das kommende Wochenende. Jorge klärte Palmina sofort, dass es bei ihm, dem Job geschuldet, manchmal zu kurzfristigen Änderungen kommen könnte.
Palmina ließ sich davon nicht einschüchtern und freute sich sehr auf das kommende Wiedersehen.
„Wenn du noch einmal in der Baukommission gegen uns abstimmst, musst du wissen, dass es auch noch andere Lieferanten gibt.“
Das Gegenüber des Architekten wurde bleich. Er war seit Jahren der Hauptlieferant für sämtliche Baustellen des Mannes, der sich jetzt vor im breitbeinig aufgestellt hatte.
„Wir können es uns nicht leisten, solche Pannen durchgehen zu lassen. Was hast du dir dabei gedacht?“
Die Hautfarbe des angesprochenen glich bereits der gräulichen Wand im Hintergrund.
„Ich… ich… ich habe gedacht…“, antwortete Anton Hübel.
„Einen Scheiß hast du. Auf alle Fälle hast du nicht nachgedacht, Dummkopf. Brauchst du die Aufträge nicht mehr? Bist du schon fett und reich genug?“
„Es… es… tut mir leid, Emil, ich habe das in der Sitzung falsch verstanden und wollte gar nicht …“
„Halt die Schnauze, Dummkopf. Du hast Glück, dass der von den Grünen krank war, sonst wäre die Überbauung bachab gegangen und wir hätten dort noch jahrelang eine grüne Wiese. Kannst du dir vorstellen, was das heißen würde?“
„Es tut mir wirklich leid. Ich wollte nicht dagegen stimmen, war einfach unkonzentriert und habe falsch abgestimmt. Ehrlich ich bin auf eurer Seite. Ich brauche doch die Aufträge auch!“
„Eben, mit uns gewinnen oder gegen uns untergehen. Verstanden?“
„Ja, habe ich. Darf ich jetzt gehen?“
„Ja, und lass es dir eine Warnung sein! Nie wieder, verstehst du, nie wieder. Sonst bist du weg vom Fenster. Definitiv. Und jetzt geh, ich muss zum Gemeindepräsidenten, dort wartet bereits der nächste Auftrag.“
Der hochrote Kopf von Emil Schuler bekam bald wieder seine normale Farbe, weil er sich etwas beruhigte. Die größte Wut war raus.
„Danke, und sag Sebastian Ritter auch, dass es mir leidtut.“
„Ja, schon gut, geh jetzt und schreib es dir nochmals hinter die Ohren. Verstanden?“
„Ja, danke und bis nächste Woche.“
Er atmete tief durch. Glück gehabt. So wurde Anton Hübel noch nie in den Senkel gestellt. Und das nur, weil er eine Fragestellung zu einem Bauprojekt falsch verstanden hatte. Das hätte man auch in einem anderen Ton sagen können, zumal das Projekt durchgewunken wurde. Die Baukommission bestand aus neun Personen, eine davon war er. Die meisten der anderen Personen hatte der Bürgermeister im Sack und damit waren sie auch im Sack des Architekten. Alle hatten ihre Vorteile und die restlichen drei, die nicht in dieseGesellschaftinvolviert waren, bemerkten es nicht.
Zu Hause angekommen, sah ihm seine Frau Caroline sofort an, dass etwas nicht stimmen konnte. So hatte sie ihren Mann noch nie gesehen.
„Was ist los, ist etwas auf der Baustelle schiefgegangen?“
„Nein, alles gut, alles gut.“
„Komm schon, so habe ich dich noch nie zur Türe reinschleichen gesehen. Erzähl, was war los?“
„Ich kann jetzt nicht, lass mich einfach in Ruhe. Ich muss mir einige grundlegende Gedanken machen.“
„Und warum lässt du mich Außen vor? Gehören wir nicht mehr zusammen?“
Nach einer kurzen Pause setzte sich Anton zu Caroline an den Küchentisch.
„Es tut mir leid. Natürlich sind wir ein Team und natürlich darfst du wissen, was läuft. Aber es ist etwas kompliziert. Ich glaube, ich habe Scheiße gebaut.“
Caroline nahm Antons Hand.
„Komm, so schlimm kann es doch nicht sein, oder?“
„Ich weiß nicht genau. Aber ich glaube, ich bin in einem System gefangen, aus dem ich nicht mehr rauskomme.“
Caroline schaute ihn ungläubig an.
„System“, fragte sie nach.
„Du weißt doch, ich bin in der unabhängigen Baukommission und habe dort sei Jahren mitgemacht.“
„Ja, aber was ist daran falsch?“
„Wir, also einige von uns, haben andere Anbieter für gemeindeeigene Bauprojekte übervorteilt und bei Submissionen beschissen. Verstehst du, beschissen. Wir haben die Eingaben von allen angesehen und je nachdem, um welches Projekt es ging, haben wir den am tiefsten Anbietenden preislich unterboten und so den Auftrag erhalten. Selbstverständlich haben wir danach immer wieder Gründe gefunden, die eine Verteuerung des Projekts nachvollziehbar gemacht haben. Wir alle haben gewonnen.“
Caroline zog ihre Hand zurück.
„Und was ist jetzt anders?“
„Ich habe letzte Woche bei einer Abstimmung etwas falsch verstanden und, da ich der Erste war, der gefragt wurde, habe ich mit Nein geantwortet und damit ein Projekt gefährdet. Zum Glück war einer, der üblicherweise Anwesenden, krank und so kam das Projekt mit einer Stimme mehr trotzdem durch.“
„Und da hast du immer mitgemacht?“, fragte Caroline ungläubig. „So kenne ich dich gar nicht“.
„Du erinnerst dich an die Zeit, wo ich gezwungen war, sieben Leute zu entlassen, weil wir zu wenig Arbeit hatten?“
„Ja, aber dann kam es trotzdem noch gut für diese Leute und …“. Caroline unterbrach den Satz, denn jetzt verstand sie.
„Seit dieser Zeit läuft das schon so?“ Ungläubig schaute sie ihren Mann an.
Anton nickte nur.
„Und was ist jetzt anders?“
„Sie vertrauen mir vielleicht nicht mehr und ich bin mir nicht mehr ganz sicher, ob ich bei dieser Sache noch länger mitmachen will. Aber ich kann nicht einfach aussteigen. Ab dann ginge es mir an den Kragen. Ich bekäme viel weniger öffentliche Aufträge und auch das jetzt im Raum stehende Projekt von Sebastian Ritter, der sein Landwirtschaftszonenland endlich in Bauland umzonen konnte, werde ich dann kaum erhalten.“
„Das lief alles auch so?“
„Ja, in etwa. Da haben noch ein paar andere die Hand aufgehalten und werden zu Tiefstpreisen seine Häuser bauen und dafür lukrative öffentliche Bauarbeiten erhalten. Langfristig gesehen eine Win-Win-Situation für alle, die daran beteiligt sind.“
„Und jetzt, was gedenkst du zu tun?“
„Ich habe keine Ahnung.“
Verzweifelt legte er den Kopf auf seine Arme. Caroline setzte sich nahe zu ihm hin und streichelte über sein Haar.
„Wir schaffen das, ich bin bei und mit dir.“
Dunkelheit war das Einzige, was John aus dem kleinen Bullauge des Jets sah. Zu dicht waren die Wolken um das Flugzeug und obwohl das kleine Flugzeug schon etwas älter war, bot es allen erdenklichen Komfort. Dennoch bestand die einzige Beschäftigung für John darin, ein wenig Musik aus seinem Smartphone zu hören. Die anderen Passagiere im Flugzeug, seine erweiterte Familie, schliefen und außer dem leisen Brummen der Motoren war es vollkommen still. Während den letzten fünf Stunden, die der Flug bisher gedauert hatte, hatte er kaum geschlafen. Und es würde noch einige Stunden dauern, bis er sich hinlegen konnte.
Er drehte sich um und sah in lauter schlafende Gesichter, die er liebte. Allen voran natürlich Alina, die das Versprechen, für die Beziehung das Geschäft etwas in den Hintergrund zu stellen, in allen Belangen gehalten hatte. Dann waren da seine Adoptivtochter mit ihren Kindern und ihrem Mann.
John hatte somit sein Versprechen, eine gemeinsame Reise mit allen zu genießen, ebenfalls gehalten.
Ein paar Stunden später landete der Jet in New York, dem Ort, den er von seinen Weiterbildungen beim FBI gut kannte. Aber diesmal würde er es unterlassen, sich mit Arbeit einzudecken. Er würde für seine Familie da sein und vor allem für Alina.
Eine Stunde später checkten sie in einem Luxushotel ein, welches Alina von geschäftlichen Aufenthalten kannte.
Sie verabredeten, dass jedes Paar für sich die Stadt tagsüber erkundigen konnte und man sich zum Nachtessen im Hotelrestaurant, welches einen tadellosen Ruf genoss, treffen würde.
Mit vielen Tipps von Alina ausgestattet, verabschiedete man sich.
Als der Page das Zimmer verlassen hatte, nahm Alina John an beiden Armen, drehte ihn um und küsste ihn.
„Hast du Lust zu tanzen?“, fragte sie.
John bejahte und stellte die Musik ein. Kuschelrock auf Amerikanisch.
Sie tanzten eng umschlungen im großen Raum. Er war dankbar für die Tanzstunden, die er vor vielen Jahren genommen hatte. Alinas weit ausgeschnittener Body ließ ihn einen kurzen Blick auf ihre tollen Brüste werfen. Bei diesem engen Tanz wurde er immer erregter. Auch Alina schmiegte sich enger an ihn, als er sie ausgiebig am Hals küsste. Inzwischen kannten sie sich schon ein paar Jahre und jeder wusste, wie er den anderen auf Touren bringen konnte. So streichelte John Alina an den Oberschenkeln und seine Hände wanderten langsam immer höher, um unter ihren Rock zu greifen und die Rundungen ihres Hinterns leicht zu massieren und zu streicheln.
Alina streichelte seinen Oberkörper und presste ihre Hüfte fest an seine, so dass sie die Erregung in seiner Hose spüren konnte. All das lief so selbstverständlich ab mit ihr, ohne Tabus und Hemmungen. Seit er Alina kennenlernen durfte, erkannte John sich selbst oft nicht mehr. Aber ihm gefiel es. Denn er war glücklich und fühlte sich wohl dabei.
Ben E. King sang sein „Stand-by-me“, einer seiner Lieblingssongs. Sie tanzten leidenschaftlich und er musste unentwegt in Alinas klare, Augen schauen, die ihn immer wieder faszinierten.
Dann war das Lied zu Ende und Alina ging zur Musikanlage, die ganz im Stil der Fünfziger gehalten war. Ein original Wurlitzer. Alina drückte John in einen Sessel, der am Kopf des riesigen Marmortischs in der Mitte des Raumes stand.
„Schau jetzt einfach nur zu“ flüsterte Alina, bevor sie sich auf den Tisch stellte.
„You can leave your hat on”, forderte Joe Cocker sie auf. Alina war auf dem Tisch und bewegte sich im Rhythmus der Musik. Sie hatte ihren Mund leicht geöffnet und blickte John herausfordernd an. Dann ließ sie spielerisch ihre Weste von ihren Schultern gleiten. Die Bluse schien wegen Alinas straffen Brüsten beinahe zu platzen, ihre Brustwarzen zeichneten sich vor Erregung deutlich unter dem Stoff ab, obwohl sie noch einen BH darunter trug. Sie machte sich an ihrem Rock zu schaffen und zeigte John verführerisch ihren runden Po. John öffnete ihr den Reißverschluss, woraufhin Alina auch den Rock nach unten gleiten ließ. Darunter hatte sie Strapse an, die am Ende reich mit Spitzen verzierte Strümpfe hielten und ihre strammen Oberschenkel toll zur Geltung brachten. Der String-Tanga, den sie darunter trug, machte das Ganze perfekt. Er war fast ganz aus Spitze gearbeitet und verhüllte nur Alinas intimste Stellen. Sie spreizte direkt vor ihm ihre Beine, beugte sich vor und mit einem Ist-irgendwas-Lächeln sah sie John an. Alina machte das gut, fast wie eine professionelle Stripperin. Er war fasziniert von ihr, wie sie es verstand, sich so gut zur Musik zu bewegen und sich dabei so verführerisch auszuziehen. Jetzt war die Bluse dran.
Auch ihrer hatte Alina sich schnell und ohne Hemmungen entledigt und zeigte ihm nun ihren schwarzen BH, der ebenfalls ganz aus feiner, kunstvoller Spitze bestand und ihre Brustwarzen mehr als nur erahnen ließ. Zudem schien er ihr fast von den Schultern zu rutschen, unter der Last ihrer Brüste. Nun kniete sich Alina vor John hin, zog ihm langsam sein T-Shirt über den Kopf und streichelte seine Brust. Mit einem Ausdruck des Begehrens blickte sie ihm in die Augen.