John Sinclair 2376 - Stefan Albertsen - E-Book

John Sinclair 2376 E-Book

Stefan Albertsen

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Beschreibung

Stress - die Geißel der modernen Welt!
Viele Menschen in unserer Gesellschaft leiden darunter, mache drohen auch daran zu zerbrechen!
Das Institut "Blessed Calm" versprach Hilfe, bot angeblich Methoden und Strategien an, den Stress zu bewältigen und ihn aus dem Leben seiner Kunden herauszuhalten!
In Wirklichkeit aber ging es den Leitern des Instituts nicht darum, die Menschen vom Stress zu befreien, sondern sie zu versklaven, sie zu Soldaten zu machen in einem Krieg übernatürlicher Wesen!
Ich erlebte es am eigenen Leib, als sich vor meinen Augen eine Frau in einer Killermaschine verwandelte ...


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Seitenzahl: 131

Veröffentlichungsjahr: 2024

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Inhalt

Cover

Die Totenagentur

Briefe aus der Gruft

Vorschau

Impressum

Die Totenagentur

von Stefan Albertsen

Stress!

Er ist allgegenwärtig in unserer Gesellschaft und in unserem Alltag.

Er verzehrt, er zerfrisst, und er scheint unbesiegbar. Bis zu einem gewissen Grad ist er nützlich, aber die Grenze zur Schädlichkeit wird schnell überschritten.

Manchmal ist er ein Killer, vor allem für diejenigen, die durch ihn körperlichen und seelischen Schaden erleiden. Und er wird oft un‍ter‍schätzt, weil er als normale Folge von Fleiß und Ehrgeiz angese‍hen wird.

Wer darunter leidet, sucht nach Auswegen. Angebote, die Hilfe versprechen, werden gerne und häufig in Anspruch genommen. Zumeist überteuert und oft wirkungslos.

Solche Angebote machte auch das Unternehmen Blessed Calm, doch die entpuppten sich als Weg in den nackten Horror ...

Als sie sich hinlegte, war es wie ein sanftes Gleiten in wohlige Wärme.

Sie schloss die Augen, als das Gefühl sie einhüllte und ihre verkrampften Muskeln lockerte. Ein Kribbeln durchlief jede Faser ihres Körpers, jedes Glied, jede Pore, von den Zehen bis knapp unter den Haaransatz.

Sie lächelte, und ein leises Seufzen hallte von den Wänden um sie herum wider.

»Wunderschön, nicht wahr?«, erklang die Frage in sanftem Ton. Der Sprecher stand leicht vorgebeugt vor ihr und strahlte sie an, wie sie sah, als sie die Augen wieder öffnete ...

»Nein, lass sie geschlossen«, sagte er.

Es lagen weder Drängen und Forderung in seiner Stimme, und doch gehorchte sie, und sofort wurde das Kribbeln und Prickeln wieder stärker ... und angenehmer ...

»Bleib ganz ruhig und lass das Blut seine Arbeit verrichten. Hier kann dir nichts passieren. Niemand bedrängt dich oder scheucht dich. Dies alles ist nur für dich. Genieße es ... gib dich ihm hin.«

Eine bleierne Schwere legte sich auf sie. Für einen winzigen Moment war sie verunsichert, doch dann erkannte sie, dass es nur Müdigkeit war. Eine unvermeidliche, tiefe Müdigkeit, die sie schon so lange mit sich herumschleppte. Sie stieg in ihr auf, um sie zu verlassen, sowohl ihren Leib als auch ihre Seele.

So hatte man es ihr erklärt.

Sie erinnerte sich nur vage an die Einweisung, an all die Worte, die gesprochen worden waren, bevor sie in den Behälter gestiegen war.

Egal, dachte sie, während die Dunkelheit des herannahenden Schlafs langsam über sie hereinbrach. Alles egal ...

Ihr Bewusstsein löste sich inmitten einer anhaltenden geistigen Wellenbewegung auf, versank langsam in absoluter Finsternis. Im Nachhall der körperlichen Empfindungen spürte sie, wie Hände an ihren Armen nestelten.

»So ist es gut, meine Liebe«, vernahm sie die Worte ihres Begleiters. »Schlaf, finde Ruhe, finde Frieden ...« Die Berührungen des Vertrauten waren von zarter Natur, unterstützten sie auf ihrem Weg in die allumfassende Stille, die sie bereitwillig annehmen würde.

Ein kurzer, stechender Schmerz, erst im linken, dann im rechten Arm. Für den Bruchteil einer Sekunde versuchte sich ihr Bewusstsein zu befreien, um herauszufinden, was ihn verursacht hatte. Warum?, fragte sie sich und glitt schon wieder in die undurchdringliche Schwärze zurück. Alles ist gut. Alles still. Alles friedlich ...

»So ist es gut«, lobte die Stimme, die in sie drang, in ihr Selbst, das sich unaufhaltsam auflöste. »Nur Ruhe ...« Eine kurze Pause folgte. »... und Tod.«

Als ich das »Coffeehouse Dimitriano« betrat, herrschte reger Betrieb.

Es war früh am Morgen, aber mit einem solchen Andrang hatte ich nicht gerechnet, als ich der telefonischen Einladung einer lieben Freundin folgte, das Yard-Building verlas‍sen und mit der U-Bahn hergefahren war.

Das kleine, aber feine Café, das ich schon in der Vergangenheit an einigen meiner wenigen freien Tagen besucht hatte, platzte zwar nicht aus al‍len Nähten, aber der Laden am Ran‍de der Palmer Street, unweit des St. Ja‍mes Park, war gut besucht.

Der erste Eindruck, der mich überfiel, als sich die Glastür hinter mir schloss, war der eines geordneten Chaos, das sich in den mediterran eingerichteten Räumlichkeiten ausbreitete.

Ich öffnete meine Lederjacke und schüttelte die Regentropfen ab, die auf dem Weg von der Metrostation hierher auf mich gefallen waren.

Ein paar Tropfen trafen ein Pärchen, das an einem Zweiertisch saß, Händchen hielt und nur Augen füreinander hatte. Keiner der beiden jungen Männer zuckte zusammen oder sah auf. Sie waren in ihrer kleinen Welt gefangen und hatten alles andere ausgeblendet. Sogar mich, die tölpelhafte Tropfenschleuder.

Ich seufzte leise. Ja, ja, Liebe ist etwas Schönes.

Das angenehme Gefühl verflog fast augenblicklich, denn bei dem Gedanken an die Person, die mich vor einer knappen halben Stunde angerufen und hierher bestellt hatte, überkam mich die Erinnerung an unsere letzte berufliche Begegnung.

Es ist nicht leicht, jemandem wiederzusehen, den man erschossen hat. Selbst dann nicht, wenn man im Grunde unschuldig ist, weil man unter dem Einfluss eines Hypnotiseurs gestanden hat und der Getötete glücklicherweise wieder ins Leben zurückgekehrt ist, um sich körperlich vollständig zu erholen.

In den Wochen und Monaten der Rekonvaleszenz hatte ich nie ein Wort des Vorwurfs gehört. Es hatte keine bösen Blicke gegeben.

Jede vernunftbegabte Faser in mir wusste, dass ich unschuldig war.

Aber das Herz ist der Sitz des Gefühls und freundet sich mit dem, was der Verstand weiß, nur bedingt an. Ich hatte mich mit all den Vorhaltungen, die mir durch Dritte erspart geblieben waren, selbst konfrontiert. Und es war mir schwergefallen, damit fertigzuwerden.

So wie es mir nach dem Anruf einen Moment lang schwergefallen war, hierherzukommen, in dem Bewusstsein, genau dem Menschen zu begegnen, der vor etwas mehr als zwei Jahren fast durch meine Hand gestorben war.

»John!«, riss mich eine Frauenstimme durch den Vorhang trüber Gedanken.

Ich sah nach links, von wo sie ertönte. Ein ausgestreckter Arm reckte sich winkend in die Höhe und führte mich zu einem Ecktisch für vier Personen, der fast wie eine Nische gestaltet war.

Ein fröhliches Lächeln breitete sich auf ihrem katzenhaft hübschen Gesicht aus. Rechts und links hingen schlaufenartige Zöpfe herab und betonten die exotisch dunklen Augen, die mit dem nicht minder dunklen Haar harmonierten.

»John, wie schön, dass du es einrichten konntest«, begrüßte mich Brooke Adams, die erfolgreiche Webjournalistin.

Sie kam geschmeidig aus der Ecke und fiel mir in die Arme. Ein Küsschen links, ein Küsschen rechts.

Ich erwiderte die Umarmung. Ein Kloß bildete sich in meinem Hals, als ich vor geistigem Auge das Bild der liebgewonnenen Freundin im Krankenbett sah. Schwer verletzt durch zwei Schüsse in die Brust, totenbleich und kaum bei Bewusstsein.1

Durch meine Schuld, hallte es in mir nach, als ich mich von ihr löste. Der Anblick, den Brooke bot, half mir, das Bild zu verdrängen, denn sie wirkte so munter wie bei unserer ersten Begegnung und hatte sich kaum verändert. Sie trug eine dunkelrote Weste, ein schwarzes T-Shirt, auf dem verschiedene Anime-Figuren abgebildet waren, die ich nicht kannte, und einen Faltenrock mit Schottenmuster. Schwarze Lederstiefel reichten ihr bis zu den Knien. Über der Lehne ihres Stuhls hing ein grauer Mantel.

»Es ist viel zu lange her«, flüsterte sie mir zu.

Recht hatte sie. Viel zu viel Zeit war vergangen, seit wir uns das letzte Mal gesehen hatten. Mindestens ein Jahr. Aber so ist das, wenn man als unterbezahlter Oberinspektor von Scotland Yard durch die Weltgeschichte rast – heute in London, morgen in Tokio und übermorgen im fernen Magadan – und dämonischen Kreaturen aller Art hinterherjagt.

Oder suchst du nur nach einer billigen Ausrede, um nicht öfter der Frau zu begegnen, die du fast umgebracht hättest?

»Du siehst gut aus«, presste ich hervor und ignorierte die hämische Stimme in mir. Die Begegnung mit Brooke setzte mir zu.

»Alter Charmeur«, erwiderte sie lächelnd und deutete auf einen der Stühle. »Nimm Platz.«

Ich folgte der Aufforderung und zerbrach mir den Kopf darüber, wie ich das folgende Gespräch in Angriff nehmen sollte. Wie unterhielt ich mich professionell mit Brooke, ohne ständig an die schrecklichen Ereignisse rund um Saladins Beinahe-Rückkehr zu denken?

Es war die Journalistin, die den Übergang schaffte. Sie legte ihre Hand auf meine und drückte sie sanft. »Lass uns nicht mehr darüber reden. Es ist vorbei, und es war nicht deine Schuld.« Sie holte tief Luft und schob energisch das Kinn vor. »Und du bist hier, weil es Wichtigeres zu besprechen gibt.«

Es dauerte einen Moment, bis ich nickte. »Ich weiß das zu schätzen«, antwortete ich etwas heiser und räusperte mich.

Ich lächelte. Und es war ein Lächeln der Erleichterung, denn durch Brookes geradliniges Vorgehen war mir ein gewaltiger Stein vom Herzen gefallen.

Ein Kellner trat an den Tisch, und ich bestellte mir einen Kaffee.

»Was hat sich bei dir getan?«, fragte ich die Webjournalistin, die eine Internet-TV-Serie namens »Brooke's Spooks« produzierte und moderierte.

»Meine Güte, da gibt es ja viel zu erzählen!«, brach es begeistert aus ihr heraus. Ihre Augen glänzten plötzlich. Sie war in ihrem Element. »Nun, ich habe einige Sponsoren gefunden, die großen Wert auf die Erforschung des Übersinnlichen legen. Finanziell läuft es also ganz gut.« Sie nahm einen schnellen Schluck aus ihrem Becher, dem der Duft von Chai-Tee entströmte. »Aber am interessantesten für dich sind wahrscheinlich die personellen Veränderungen bei ›Brooke's Spooks‹.«

Ich zog die Augenbrauen hoch. »Welche denn?«

Ein kleines Lächeln huschte über ihr Gesicht. »Ich habe einen neuen Computerexperten eingestellt. Sein letzter Job endete etwas unglücklich, und er arbeitet nicht exklusiv für mich, aber er hat es drauf.«

»Hört sich gut an. Kenne ich den Burschen?«

»Ich glaube schon. Es ist Mike Frederics.«

Die Verblüffung zauberte einen Ausdruck auf mein Gesicht, der Brooke zum Lachen brachte.

»Du meine Güte, du solltest dich sehen!«

Zugegeben, sie hatte mich überrascht, denn Mike Frederics war mir kein Unbekannter.

Er hatte einige Jahre im Yard gearbeitet, als IT-Experte, der digitale Spuren verfolgte und Informationen beschaffte, an die sonst niemand herankam, und war bei Computerproblemen fast rund um die Uhr erreichbar gewesen.

Vor ein paar Monaten hatte er gekündigt, völlig überraschend und von den meisten Mitarbeitern unbemerkt. Sogar Suko, Glenda und ich hatten es erst gemerkt, als er schon weg war.

Selbst Sir James hatte keine Einzelheiten über Mikes Weggang in Erfahrung gebracht.

»Das ist ja großartig«, sagte ich, als ich mich gefangen hatte. »Ich hatte schon befürchtet, nie wieder etwas von ihm zu hören.«

»Da kannst du beruhigt sein«, erklärte Brooke. Ein schelmischer Ausdruck lag auf ihrem Katzengesicht. »Er kam ohne große Umwege auf mich zu und schlug mir eine Zusammenarbeit vor. Bei den Referenzen, die er mir vorgelegt hat, konnte ich nicht Nein sagen.« Sie hob den Daumen. »Und er macht seine Sache wirklich gut, das kann ich dir sagen.«

»Daran habe ich keinen Zweifel. Es war ein schwarzer Tag, als er den Yard verlassen hat.« Ich lächelte. »Grüß ihn von mir, ja?«

»Vielleicht hast du bald die Gelegenheit, mit ihm zu sprechen, dann kannst du es selbst tun.«

Ich zuckte mit den Schultern. »Ja, vielleicht, aber eigentlich möchte ich jetzt zu dem Grund kommen, aus dem du mich hergebeten hast.«

»Ach ja.« Sie legte den Kopf schief und zwinkerte mir zu. »Wenn man so ins Plaudern kommt, was?«

Die Journalistin richtete sich auf und legte die Hände neben ihrem Becher ab. »Also, ich habe vor ein paar Tagen einen Mann namens Adam Campbell kennengelernt.«

»Privat?«

»Nein.« Brooke schüttelte den Kopf. »Für so etwas habe ich keine Zeit. Er kam zu mir, weil er einige meiner Sendungen kannte und wusste, womit ich mich beruflich beschäftige.«

»Er hat also ein Problem, das in dein und somit auch in mein Fachgebiet hineinreicht?«

»Sehr richtig, mein lieber John. Es scheint sogar ein außerordentlich ernstes Problem zu sein. Adam hat sich mir anvertraut, aber ich möchte, dass du von ihm erfährst, was ihn bedrückt.«

»Er kommt hierher, nehme ich an?«, fragte ich.

»Er ist schon da«, antwortete Brooke und deutete zum Eingang.

Mein Blick folgte Brookes ausgestrecktem Finger.

Ein hochgewachsener Mann mit sandfarbenem schulterlangem Haar trat ein, orientierte sich kurz und entdeckte Brooke, die wieder den Arm gehoben hatte und winkte.

Der Neuankömmling kam näher, strich sich eine vorwitzige Haarsträhne aus der Stirn und öffnete den dunklen Milford-Coat, den er trug.

»Ich bin so froh, dich zu sehen«, sagte er zu Brooke, die sich erneut erhoben hatte, und umarmte sie kurz. Dann wandte er sich mir zu und streckte mir seine rechte Hand entge‍gen. »Und Sie sind Mr Sinclair, nehme ich an?«

»Richtig«, antwortete ich, stand auf und ergriff seine Hand. »Mr Campbell.« Der Händedruck war kräftig, aber die Finger des Mannes, den ich auf höchstens Mitte dreißig schätzte, waren kalt und klamm.

»Bitte, nennen Sie mich Adam.«

»Einverstanden, ich bin John.

Adams Gesicht war aschfahl, sein Blick flackerte, und er fuhr sich mit der Zungenspitze ein paar Mal über die Lippen, als wären sie zu trocken. Ja, Adam Campbell hatte Angst, das war mehr als offensichtlich.

»Tut mir leid, dass Sie sich die Mühe machen mussten, John.« Er setzte sich zu uns und atmete ein paar Mal tief durch. »Aber Brooke meinte, Sie wären der Richtige, um mir in meiner Angelegenheit zu helfen.«

»Ich weiß noch nicht, worum es geht, aber wenn sie das gesagt hat ...«

Brooke wandte sich Adam zu. »Erzähl ihm, was dich zu mir geführt hat.«

Zuerst knetete Campbell sich einen Moment lang die Finger und wirkte unschlüssig, so beschloss ich, ihm ein wenig zu helfen.

»Sie haben Angst, das sehe ich Ihnen an, und dazu müsste ich nicht einmal ein guter Menschenkenner sein.«

So etwas wie ein Lächeln, fahrig und kaum wahrnehmbar, huschte um seine Mundwinkel. »Ja, Sie ... Sie haben recht. Ich habe Angst.« Er schluckte hart und nickte. »Todesangst sogar.«

»Wovor haben Sie Angst?« Das Gespräch kam nur langsam in Fahrt, aber ich wusste aus Erfahrung, dass Menschen in Extremsituationen oft eine Weile brauchen, bis sie soweit aus sich herauskommen, dass sie frei über ihr Problem sprechen können.

»Es ... es ... o Mann, ich weiß, es klingt verrückt, aber ...« Campbell holte tief Luft. »Es ist meine Schwester Becky. Sie macht mir Angst.«

»Sie haben kein gutes Verhältnis zu ihr?«

»Doch, John, wir stehen uns sogar außerordentlich nahe ... zumindest taten wir das bis vor ein paar Wochen. Und das, obwohl ihr der Stress in ihrem Beruf immer mehr zu schaffen machte.«

»Was macht sie denn beruflich?«

»Sie ist Vertriebsleiterin in einem großen Unternehmen. Becky muss jeden Tag Hunderte von Entscheidungen treffen, darf sich keine Fehler erlauben und steht unter ständiger Anspannung.« Campbell schnaubte und strich sich wieder die Strähne zurück. »Es ist ein Job auf höchster Ebene, der mit einem immensen Maß an Verantwortung einhergeht. Er hat Becky nach und nach aufgezehrt, und das hat zu einigen gesundheitlichen Problemen geführt.« Er sah abwechselnd Brooke und mich an. »Schlafstörungen, Muskelverspannungen, Appetitlosigkeit bis hin zu Verdauungsproblemen.«

»Das klingt nicht gut«, sagte ich.

»Ist es auch nicht.« Campbell schüttelte den Kopf. »Nein, ganz bestimmt nicht. Und es wurde von Tag zu Tag schlimmer.«

»War sie bei einem Arzt?«

»Ja. Aber der konnte ihr nicht wirklich helfen. Er hat ihr zwar etwas verschrieben, aber das Zeug hat nicht geholfen. Im Gegenteil, ich hatte das Gefühl, dass Becky noch mehr Gewicht verlor, während sie es nahm.« Ein tiefer Seufzer folgte. Adam lehnte sich wie erschöpft gegen die Stuhllehne. »Sie war fertig mit der Welt. Selbst wenn sie einen freien Tag hatte, fehlte ihr die Kraft, etwas zu unternehmen. Sie schloss sich zu Hause ein und ging nicht einmal mehr ans Telefon.« Campbells Gesicht verzog sich. »Nicht einmal zum Einkaufen hat es gereicht. Das mussten Freunde für sie erledigen. Oder ich, denn viele Freunde hat sie nicht mehr, weil sie sich schließlich völlig rar gemacht hat.«

Ich runzelte die Stirn und warf Brooke einen kurzen Blick zu. Die Webjournalistin bemerkte es und nickte. Ja, sie verstand, dass ich ihr auf diese nonverbale Art sagte, dass ich nicht wusste, warum sie mich hierherbestellt hatte.

Sie übernahm das Wort. »Als es immer schlimmer wurde, haben Adam und Becky im Internet nach Hilfe gesucht, sind aber auf viele unseriöse Anbieter gestoßen, die vor allem an Geld in Form von Vorauszahlungen interessiert waren.«