Jungfrauen - Heinrich Mann - E-Book

Jungfrauen E-Book

Heinrich Mann

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Beschreibung

Jungfrauen ist eine Erzählung von Heinrich Mann. Auszug: Die letzten Gäste kamen fröstelnd herein. Sie schalten über die erfrorenen Blüten, den Sturmhimmel, die Schwärze des Sees. Auf dem Monte Baldo hatte es geschneit! Italien erfüllte alle mit Bitterkeit. »Ich dachte überhaupt, hier sei immer blauer Himmel!« »Seien Sie nur zufrieden! Wir haben wenigstens einen anständigen deutschen Ofen. Tiefer im Land hört einfach alle Kultur auf, und man kriegt Frostbeulen.« Der alte Bucklige entschuldigte alles, im Namen der Schönheit. Die drei aus verschiedenen Himmelsrichtungen zusammengereisten Töchter redeten schon wieder, über ihre eingeschrumpfte Mutter hinweg, sehr laut von Konzerten, die sie gegeben, von Bildern, die sie ausgestellt hatten. Die Mama der beiden kleinen Mädchen sprach nur von ihnen. Die Frau Geheimrat rühmte das Nachtleben von Berlin. »Mein Mann kennt alles«, wiederholte sie und bedachte nicht, in welche Verlegenheit man sie setzen konnte mit der einfachen Frage, was er denn kenne. Der alte Bucklige stellte nur fest, daß auch in Wien nachts manches los sei.

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Seitenzahl: 17

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Jungfrauen

123BemerkungenImpressum

1

Die letzten Gäste kamen fröstelnd herein. Sie schalten über die erfrorenen Blüten, den Sturmhimmel, die Schwärze des Sees. Auf dem Monte Baldo hatte es geschneit! Italien erfüllte alle mit Bitterkeit.

»Ich dachte überhaupt, hier sei immer blauer Himmel!«

»Seien Sie nur zufrieden! Wir haben wenigstens einen anständigen deutschen Ofen. Tiefer im Land hört einfach alle Kultur auf, und man kriegt Frostbeulen.«

Der alte Bucklige entschuldigte alles, im Namen der Schönheit. Die drei aus verschiedenen Himmelsrichtungen zusammengereisten Töchter redeten schon wieder, über ihre eingeschrumpfte Mutter hinweg, sehr laut von Konzerten, die sie gegeben, von Bildern, die sie ausgestellt hatten. Die Mama der beiden kleinen Mädchen sprach nur von ihnen. Die Frau Geheimrat rühmte das Nachtleben von Berlin. »Mein Mann kennt alles«, wiederholte sie und bedachte nicht, in welche Verlegenheit man sie setzen konnte mit der einfachen Frage, was er denn kenne. Der alte Bucklige stellte nur fest, daß auch in Wien nachts manches los sei.

»Das ist nicht wahr!« rief die Geheimrätin. Und obwohl der Bucklige vor Empörung beinahe flehte: »Wie können Sie mir das sagen!« behauptete sie nochmals: »Das ist nicht wahr!«

Der Redakteur aus Augsburg erklärte die Säule mit dem Markuslöwen am Strande für ein recht anmutiges Werkchen; und Claire und Ada beobachteten, wie er bei dem Wort »Werkchen« die Zähne fletschte.

Alles machte ihnen Erstaunen: die schlechte Erziehung der Frau Geheimrat und das übrige. Sie waren fünfzehn und sechzehn Jahre, noch nie vorher von ihrem Landgut heruntergekommen und hielten der unbekannten Welt ihre hellen Augen groß als Spiegel hin. Niemand sah sehr lange hinein; man schien den Spiegel unzart zu finden und wenig vorteilhaft. Und wenn ihnen ein Blick auswich, lächelten sie einander zu, ohne recht zu wissen, warum.