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Juwelsplitter ist eine Sammlung von Kurzgeschichten und Fabeln mit Herz, Charme, Humor und Tiefgang für die ganze Familie. Ob die Widrigkeiten des faulen und verfressenen Kuno Mäuserich, die selbstlose Rettung hämischer Wald-Mitbewohner durch Max, dem fleißigen Eichhörnchen oder die kurios vereitelte Flucht mit einem millionenschweren Diamanten, den die Brüder Sepp und Hermann gestohlen haben - für jeden Leser ist etwas Vergnügliches dabei. Juwelsplitter lässt zum Beispiel teilhaben an Schicksalswenden eines alten, dem Tode geweihten Pferdes, eines achtlos weggeworfenen Teddys oder der schlagfertigen Gefangennahme eines korrupten Einbrechers im ruinierten Laden einer rüstigen Seniorin. Dieses Buch erzählt die Story eines durch Feuer gebrandmarkten Jungen, der für tiefgreifende Besinnung bei seinem exzentrischen, boshaften und aggressiven Widersacher sorgt, schildert personifiziert die Gefühle einer gemobbten Margerite im Rosenbeet, beschert mit 19 hinreißenden Geschichten, teilweise in Versform, Spannung, Schmunzeln, Nachdenken und fördert die Entwicklung von Empathie, Achtsamkeit, Nachsicht, Herzensbildung und Selbstvertrauen. Zum Schmökern, Vorlesen oder Verschenken für Jung und Alt. Liebenswert illustriert und in vier Jahreszeiten-Gedichte eingebettet. Eine abgerundete Einladung ins Tier-und Menschenreich der Geschichten ...
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Veröffentlichungsjahr: 2021
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Ein wunderschöner Sonnentag
wie ihn jeder gerne mag
locket auch so manche Maus
aus dem dunklen Loch heraus.
Kuno ist ein solcher grauer
dicker, fauler, nicht grad schlauer
nimmer satter Mäuserich –
reckte sich und streckte sich,
um sich dann sogleich zu aalen
in den ersten Sonnenstrahlen.
Während seine Artgenossen
nun sich suchen unverdrossen
manchen dicken Leckerbissen –
mussten dies ja lange missen
in der kalten Winterzeit,
wo die Welt war zugeschneit.
Ach – sagt sich der Kuno da,
was machen die für ein Trara!
Nur nicht zu viel Emsigkeit –
dafür ist genügend Zeit!
Doch mit Futter, noch und nöcher,
huschen sie in ihre Löcher.
Ein Kleeblatt hier, ein Körnchen dort,
Naschereien von jeder Sort’
bring’ die Mäuslein – eins, zwei, drei –
von der Wiese schnell herbei.
Und irgendwann im Tageslauf
bequemt auch Kuno sich mal auf,
um vom Grünzeug was zu naschen,
eine Made zu erhaschen,
oder eine fette Larve
zu verspeisen bei Bedarfe.
Regenwürmer, zart und fein,
schmatzt er gleich genüsslich rein.
Wozu erst ins Hause tragen,
wenn mir gleich doch knurrt der Magen?
Denkt ganz still und leis’ bei sich
der dicke Kuno Mäuserich.
Und gleichsam in der Abendkühle
sucht der Kuno mit Gewühle
zum Verzehr sofort sich aus
just vor Ort so manchen Schmaus.
Sucht selbst in der Dunkelheit
noch nach einer Köstlichkeit.
Jedes andre Mäuslein sich verkroch
flugs in sein schützendes Erdenloch –
dort ist‘s warm und wohlig weich,
tief versteckt im Bodenreich.
Denn langsam wird es ungemütlich!
Und die andern tun sich gütlich
an der angehäuften Nahrung,
die auch dient zur Aufbewahrung.
Um, wenn‘s draußen kein Vergnügen,
leicht darüber zu verfügen.
Auch dem Kuno wird‘s zu bunt,
huscht, inzwischen kugelrund,
selbst in sein Mäuseloch geschwind,
wo seine Abendruh’ beginnt.
Am nächsten Tag dasselbe Spiel –
Kuno futtert gut und viel,
will nichts für den Speicher haben,
sich – sofort – an allem laben,
statt bescheiden mal zu bleiben!
Will es sich prompt einverleiben …
Und abends dann, bei Regenschauer,
liegt ‘ne Katze auf der Lauer,
sieht den fetten Mäusehappen,
will unverzüglich diesen schnappen!
Kuno spürt die Katz’ jedoch,
will verschwinden in sein Loch,
indes – oh weh! Die arme Maus
kann weder hinein noch raus,
bekommt ‘nen riesigen Schrecken –
denn sie bleibt ganz einfach stecken!
Zappelt, rappelt wie von Sinnen.
Schiebt und quiekt, kann nicht entrinnen!
Und das wilde Katzentier
krallt mit seiner Tatz’ nach ihr.
Autsch! Da hat sie schon ‘nen Kratzer,
an der Flanke gleich ‘nen Platzer.
Und dann beißt die Katze ganz
den dicken Kuno in den Schwanz,
den er schlägt nach allen Seiten,
um ‘s der Katze zu verleiden.
Aber ach! Dies macht sie nur
noch wilder! Und schmerzhafte Tortur
nimmt nun weiter ihren Lauf –
Kuno aber gibt nicht auf!
Quiekt erbärmlich, würde geben
alles für sein Mäuseleben!
Die andern hören sein Wehgeschrei,
eilen schleunigst nun herbei,
aus der Näh’ sich anzusehen,
was mit Kuno wohl geschehen …
Armer Kuno! Denken sie.
Scher dich weg, du Katzenvieh!
Und sie hüpfen flink umher
um die Katz’, die wundert‘s sehr.
Warum kommen all die Mäuschen
nun auf einmal aus dem Häuschen?
Können die denn gar nicht wissen,
was sie sind für Leckerbissen?
Doch! Das wissen sie genau,
aber sie sind ganz schön schlau!
Denn auf diese Weise - wetten? –
können sie den Kuno retten!
Während nun die Katze fein
jagt hinter den Mäusen drein,
beginnen Fünf mit festen Hieben
den Kuno in sein Loch zu schieben.
Doch das gibt ein Kräfteringen,
denn dies will fast nicht gelingen …
Und so eilen noch mal zwei
Mäuseriche flugs herbei,
um zu helfen auf der Stell’
ihrem Freunde jetzt ganz schnell.
War der Kuno – ach! sei‘s drum –
maßlos, gierig, noch so dumm!
Hat gekümmert sich mitnichten
um sein Nest schön herzurichten,
nur ans Futtern stets gedacht,
die Sorg’ der anderen verlacht
und sich schrecklich voll gefressen,
die Dynamik leicht vergessen,
welche doch erheblich schwindet,
wenn man nicht ein Ende findet
bei der Futter-Schlemmerei -
Freunde steh‘n sich trotzdem bei!
Bald ist mit vereinter Kraft
der Befreiungsakt geschafft,
und der Kuno sitzt da rinnen,
kann nun auch nicht mehr von hinnen.
Macht nun vollends sich zum Narren,
denn er muss im Loch verharren,
bis sein angefress‘ner Speck,
seine Leibesfülle weg!
Da mag manch’ Katze hungrig lauern
vor Kunos Loche - das kann dauern …
Es war einmal ein dicker, zotteliger, dunkelbrauner Teddybär, der schon zwei
Generationen überstanden hatte, allerdings nur noch ein Auge besaß und sein linker
Arm abgerissen war.
Sein Name war Paulchen.
Er fristete seit Monaten ein langweiliges, liebloses Dasein inmitten von kaputten Autos, Babyspielsachen und abgegriffenen Bilderbüchern – all den Dingen, welche keine Verwendung mehr fanden in der Welt von Tina, die gerade dabei war, ihr Kinderzimmer endlich einmal aufzuräumen und zu entrümpeln.
Sie hatte zu Weihnachten einen brandneuen Teddy bekommen - einen absoluten Hit!
Er konnte auf Knopfdruck brummen, tanzen, mit seiner schwarzen Nase wackeln oder sich drollig auf dem Boden wälzen. Cool! Was für ein geniales Spielzeug!
Paulchen Teddybär vermochte dies natürlich ganz und gar nicht und sah zudem alles andere als schick aus – und somit war seine schöne Zeit als treuer Freund und Spielgefährte aus Tinas Kleinkindertagen endgültig vorbei.
Dies machte Paulchen ausgesprochen traurig, denn er war einst Tinas ständiger Begleiter, niemals schlief sie ohne ihn ein.
Sogar seine ersten Schritte tätigte das Mädchen mit Paulchen im Schlepptau.
Darauf war er ja sooo stolz!
Und weil Paulchen dann später auch mit seiner kleinen Freundin im Sandkasten spielen durfte, Tina überhaupt - niemals!- das Haus ohne ihr Paulchen verließ, musste er eben entsprechend oft gewaschen werden.
So verlor er mit der Zeit sein kuschelig weiches Aussehen - und sein rechtes Auge.
Aber das störte Tina nicht. Sie liebte ihn, so wie er war.
Und als Paulchen eines friedlichen Sommertages mit Tina in Omas Garten Picknick machte, da kämpfte seine Freundin tapfer um ihren Teddy, als Nachbars Hund - ein junger Border-Collie -, ihn sich, mit einem Satz über die frisch gestutzte Hecke, zum Spielen schnappte.
Tina alberte manchmal mit dem Tier herum, denn er war ein ganz liebes und überaus kluges Kerlchen, ließ sich sogar kleine Kunststückchen von dem Mädchen mit den zwei lustigen roten Zöpfchen beibringen. Aber wenn es um ihren geliebten Teddy ging, kannte Tina keinen Spaß! Das ging zu weit! Niemand, absolut niemand durfte es wagen, ihr den Teddybären einfach wegzunehmen.
So ein vierbeiniger, schwarz–weiß gescheckter Wildfang schon gar nicht!
Aber so sehr sie sich auch mühte, ihm gut zuredete, ihn mit allen möglichen Spielchen abzulenken versuchte, der Hund wollte dieses knuddelige braune Fellknäuel nicht wieder hergeben.
Paulchen glaubte sich schon verloren, als Tina nun, nach all den anderen gescheiterten Befreiungsversuchen, energisch an ihm zog, während der sonst so liebe Collie seinen Kopf ungestüm hin und her warf und wütend knurrte.
Was soll das!
Kann der sich nicht was anderes zum Spielen suchen?
„Giiiiiiib meinen Teddy her! “, schrie Tina erbost.
Dann - ein Ruck - und Paulchen war endlich wieder frei.
Doch halt!
Da stimmt doch was nicht!
Tina drückte ihr Paulchen zärtlich an sich und fing an zu weinen, schimpfte noch auf den Übeltäter ein, der sich fiepend und mit gesenkter Rute trollte.
Traurig lief sie ins Haus.
Teilnahmsvoll tröstete sie die Oma, als diese sah, dass Tinas Liebling ein Arm abgerissen war.
Die Beiden suchten überall im Garten, ob nicht irgendwo Paulchens Arm zu finden sei, jedoch ohne Erfolg.
Der Nachbarshund hatte ihn womöglich gänzlich zerfetzt in seinem Übermut.
Tina war außer sich vor Zorn, wollte mit „diesem blöden Hundeviech!“ nie, nie wieder etwas zu tun haben!
Nie wieder!
„Schon gut, Liebes - “ meinte Oma, „halb so schlimm, wir kaufen dir zu Weihnachten einen neuen Teddy. Versprochen! “
Davon wollte Tina aber so gar nichts wissen und beschloss, ihren Teddybären niemals im Stich zu lassen. Das schwor sie sich hoch und heilig.
Egal, wie er aussah!
Doch noch ahnte Paulchen nicht, dass Omas Versprechen sein Schicksal alsbald besiegeln sollte …
Nun also saß Paulchen vergessen in einer staubigen Ecke herum, völlig ignoriert, einsam, bis er eines Tages mit all dem anderen kaputten und unnütz gewordenen Spielzeug auf dem Sperrmüll landete.
Nicht einmal verabschiedet hatte sich Tina von ihm, wo er doch sooo lange ihr treuester Freund gewesen war!
Paulchen war zutiefst enttäuscht und unendlich traurig.
Dieser doofe, hochmoderne mechanische Teddy hatte also seinen Platz an Tinas Seite eingenommen.
Unfassbar! Nie hätte er gedacht, dass er diesen entwürdigenden Tag jemals erleben müsste!
Viele Leute brachten ihren Sperrmüll hierher, auch Spielzeug.
Und so manches Kind kletterte auf dem inzwischen beachtlich angewachsenen Berg von Weggeworfenem herum und stöberte in diesem.
Einige von ihnen spielten Schatzsuche.
Fanden aber keinen.
Auch die sechsjährige Mona-Celine spielte Schatzsuche.
Und – sie fand einen! Sie grub Paulchen aus einem schäbigen Haufen Unrat und hielt ihn freudig in die Luft: „Juhuu! Ich habe einen Schatz gefunden, hab´ einen richtigen Schatz gefunden!“
Die zwei anderen Kinder, welche mit Mona-Celine gegraben hatten, verlachten sie schallend und winkten angewidert ab.
Mona-Celine störte das nicht.
Sie legte ihren >Schatz< so schmutzig, wie er war, neben ihre Lieblingspuppe in den alten, abgegriffenen Puppenwagen, der einst schon ihrer Mutter gehörte, und lief stolz nach Hause.
Paulchen war überglücklich!
Als seine Retterin einmal wieder die Wäsche selbst machen durfte, schmuggelte sie den schmutzigen, kaputten Findling mit in die Waschmaschine.
Dann in den Trockner.
Oh! Wie weich und herrlich sauber Paulchen wieder war! Und wie frisch er duftete!
Sowohl hatte sich Paulchen lange nicht mehr gefühlt!
Mona-Celine stellte nun ihren >Schatz< dem Rest der Familie vor - Bruder Kevin, den Eltern und Felix, dem grau gestreiften Kater.
Ja, und weil das blonde, sommersprossige Mädchen mit der winzigen Stupsnase sich so herzallerliebst um den Kuschelbären bemühte, kam die Mutter den Wünschen ihrer Tochter nach und nähte geschickt einen neuen Arm aus alten Plüschresten, gefüllt mit Schaumstoffflöckchen, für Paulchen Teddybär.
Zwei dunkelbraune, glänzende runde Knöpfe kramte Mona-Celine aus Mamas Knopfkiste – diese sollten fortan Paulchens neue Augen sein.
Und weil seine Freundin ja nicht wissen konnte, dass ihr >Schatz< eigentlich Paulchen hieß, gab sie ihm den Namen Knöpfle, weil das, so meinte sie, super zu ihm passen würde. Schließlich trug er ja zwei hübsche Knöpfe, die sie selbst ausgesucht hatte, in seinem knuddelsüßen Teddybärengesicht.
Sein richtiger Name jedoch würde wohl immer sein Geheimnis bleiben …
Das blonde Mädchen holte die staubige Kiste mit ihren Babysachen vom Dachboden, kramte darin nach annehmbaren Kleidungsstücken, welche dem braunen Findling passen könnten, denn ihre Puppensachen waren leider allesamt zu eng für den