Karriere nach der Wissenschaft - Mirjam Müller - E-Book

Karriere nach der Wissenschaft E-Book

Mirjam Müller

0,0

Beschreibung

Der Arbeitsmarkt für Wissenschaftler bietet nur für einen kleinen Teil hoch qualifizierter Nachwuchsforscher eine dauerhafte Beschäftigungsperspektive. Nach der Promotion - oder später in der akademischen Laufbahn - stellt sich die Frage nach Alternativen: In welchen Berufsfeldern werden Promovierte gebraucht? Welche Qualifikationen, Kompetenzen und Interessen führen zu Berufszielen jenseits der Professur? Wie kann eine erfolgreiche Bewerbungsstrategie aussehen? Mirjam Müller entwirft eine praktische Anleitung für die Planung alternativer Berufswege. Dreizehn Porträts promovierter Geistes- und Sozialwissenschaftler beschreiben, wie der Ausstieg aus der Wissenschaft gelingt, wie der neue Arbeitsalltag in verschiedenen Branchen aussieht und welche Qualifikationen erwartet werden. Der Ratgeber bietet Selbstcoaching-Übungen sowie Strategien für den erfolgreichen Einstieg in eine Tätigkeit in Wirtschaft, Verwaltung, Bildung oder Kultur.

Sie lesen das E-Book in den Legimi-Apps auf:

Android
iOS
von Legimi
zertifizierten E-Readern

Seitenzahl: 277

Das E-Book (TTS) können Sie hören im Abo „Legimi Premium” in Legimi-Apps auf:

Android
iOS
Bewertungen
0,0
0
0
0
0
0
Mehr Informationen
Mehr Informationen
Legimi prüft nicht, ob Rezensionen von Nutzern stammen, die den betreffenden Titel tatsächlich gekauft oder gelesen/gehört haben. Wir entfernen aber gefälschte Rezensionen.



Mirjam Müller

Karriere nach der Wissenschaft

Alternative Berufswege für Promovierte

Campus Verlag

Frankfurt/New York

Über das Buch

Der wissenschaftliche Arbeitsmarkt bietet nur für einen kleinen Teil hochqualifizierter Nachwuchsforscher eine dauerhafte Beschäftigungsperspektive. Nach der Promotion – oder später in der akademischen Laufbahn – stellt sich die Frage nach Alternativen: In welchen Berufsfeldern werden Promovierte gebraucht? Welche Qualifikationen, Kompetenzen und Interessen führen zu Berufszielen jenseits der Professur? Wie kann eine erfolgreiche Bewerbungsstrategie aussehen? Mirjam Müller entwirft eine praktische Anleitung für die Planung alternativer Berufswege. Dreizehn Porträts promovierter Geistes- und Sozialwissenschaftler beschreiben, wie der Ausstieg aus der Wissenschaft gelingt, wie der neue Arbeitsalltag in verschiedenen Branchen aussieht und welche Qualifikationen erwartet werden. Der Ratgeber bietet Selbstcoaching-Übungen sowie Strategien für den erfolgreichen Einstieg in eine Tätigkeit in Wirtschaft, Verwaltung, Bildung oder Kultur.

Vita

Mirjam Müller arbeitet als Personalentwicklerin an der Universität Konstanz. Berufliche Stationen führten die Historikerin von einem Wirtschaftsunternehmen ins Wissenschaftsmanagement. Als Wissenschaftscoach hat sie zahlreiche Postdocs auf dem Weg zu ihrer ersten Professur und in Berufsfelder außerhalb der Wissenschaft begleitet.

Inhalt

Vorwort

1.Einführung: Ausstieg aus der Wissenschaft

Praktische Anleitung

Praxisbeispiele

Reflexionsübungen und Checklisten

Tipps für die Unterstützung an Wissenschaftseinrichtungen

2.Strategien und Motivationen für den Berufswechsel

»Zweite Reihe«

»So hatte ich mir das nicht vorgestellt«

»Verkanntes Talent«

»Geplanter Ausstieg«

»Plan B«

3.Was könnte ich arbeiten?

3.1Qualifikationen aus der Wissenschaft

3.2Reflexion des individuellen Berufsprofils

4.Wo könnte ich arbeiten?

4.1Der Arbeitsmarkt für promovierte Geistes- und SozialwissenschaftlerInnen

Fachkompetenz

Feldkompetenz

Vorerfahrung

Ausbildung

Exkurs: Alternative wissenschaftliche Tätigkeiten

Wissenschaftsmanagement

Politik und Verwaltung

Kultur, Medien, Bildung

Wirtschaft und Beratung

4.2Recherchestrategien

Internetrecherche

Recherche über Berufsverbände und Veranstaltungen

Informationsgespräche

Praxiserfahrung und Ausbildungen

5.Wie bekomme ich eine Stelle?

5.1Bewerbungsstrategien

Stellenanzeigen und Jobbörsen

Persönliche Netzwerke

Soziale Medien

Selbstmarketing

5.2Tipps für Bewerbungsunterlagen und Vorstellungsgespräch

Bewerbungsunterlagen

Vorstellungsgespräch

5.3Planung einer beruflichen Selbständigkeit

Meine Idee

Dienstleistung/Produkt

Zielgruppe

Marktanalyse

Mein Finanzierungskonzept

Kosten

Einnahmen/Gewinn

Marketing

Meine Umsetzungsstrategie

Infrastruktur

Netzwerke

Unterstützung beim Aufbau der Selbständigkeit

6.Promovierte in alternativen Berufsfeldern: Porträts

6.1Exkurs: Alternative wissenschaftliche Tätigkeiten

6.1.1Fachhochschulprofessorin

Von der Sozialwissenschaftlerin zur Fachhochschulprofessorin

Lehre, Forschung, Gremien: Ein typischer Arbeitstag

Lehre, Freiheit, Arbeitsintensität: Licht- und Schattenseiten

Forschung, Lehrerfahrung, Berufspraxis: Erwartete Qualifikationen

Lehrprobe und Kommissionsgespräch: Das Berufungsverfahren

Verbeamtung und Lebenszeitstelle: Karriereoptionen

Ausbau und neue Karrierewege: Entwicklungen im Berufsfeld

Von der Universität an die Fachhochschule

Weiterführende Informationen

Literaturhinweise

Berufsverbände und Netzwerke

Datenbank Fachhochschulprofessur

Lehrbeauftragtenprogramme

Stellenausschreibungen

6.2Wissenschaftsmanagement

6.2.1Forschungsreferentin in der Universitätsverwaltung

Von der Historikerin zur Forschungsreferentin

Förderlogiken, Beratung, Antraglesen: Ein typischer Arbeitstag

Teamgeist, Abwechslung, Verwaltung: Licht- und Schattenseiten

Neugier, Multitasking, analytisches Denken: Erwartete Qualifikationen

Strukturiertes Interview und Arbeitsprobe: Das Bewerbungsverfahren

Institutionswechsel als Vorteil: Karriereoptionen

Professionalisierung und Spezialisierung: Entwicklungen im Berufsfeld

Von der Wissenschaftlerin zur Forschungsreferentin

Weiterführende Informationen

Literaturhinweise

Berufsverbände und Netzwerke

Weiterbildungen

Stellenausschreibungen

6.2.2Referentin im Schreibzentrum

Von der Ethnologin zur Schreibberaterin

Lehren, forschen, verwalten: Ein typischer Arbeitstag

Themenvielfalt und Befristung: Licht- und Schattenseiten

Lehrerfahrung und Schreibdidaktik: Erwartete Qualifikationen

Hineindenken in die Situation vor Ort: Das Bewerbungsverfahren

Entfristung oder Selbständigkeit: Karriereoptionen

Bewährt und verstetigt: Entwicklungen im Berufsfeld

Von der Wissenschaftlerin zur Schreibberaterin

Weiterführende Informationen

Literaturhinweise

Berufsrelevante Zeitschriften

Berufsverbände und Netzwerke

Weiterbildung

Stellenausschreibungen

6.2.3Referent bei einer Forschungsförderorganisation

Vom Historiker zum Referenten bei einer Forschungsförderorganisation

Zwischen AntragstellerInnen und GutachterInnen: Ein typischer Arbeitstag

Spannend, ergebnisorientiert, arbeitsintensiv: Licht- und Schattenseiten

Fachexpertise und Kommunikationsfreude: Erwartete Qualifikationen

Mehrstufige Auswahlgespräche: Das Bewerbungsverfahren

Vertikale oder horizontale Mobilität: Karriereoptionen

Steigender Bedarf und strategische Agilität: Entwicklungen im Berufsfeld

Vom Wissenschaftler zum Referenten bei einer Forschungsförderorganisation

Weiterführende Informationen

Literaturhinweise

Berufsverbände und Netzwerke

Forschungsförderorganisationen und Projektträger

Stellenausschreibungen

6.3Politik und Verwaltung

6.3.1Referentin im Ministerium

Von der Politologin zur Referentin im Ministerium

Vorlagen für den Minister: Ein typischer Arbeitstag

Politikbezug und Hierarchien: Licht- und Schattenseiten

Fachexpertise plus Kommunikation: Erwartete Qualifikationen

Assessment-Center oder Vorstellungsgespräch: Das Bewerbungsverfahren

Referatsleitung oder andere ministeriale Einrichtungen: Karriereoptionen

Abhängig vom Wahlergebnis: Entwicklungen im Berufsfeld

Von der Wissenschaftlerin zur Referentin im Ministerium

Weiterführende Informationen

Literaturhinweise

Stellenausschreibungen

6.3.2Politische Referentin in einer Nichtregierungsorganisation

Von der Historikerin zur wissenschaftspolitischen Referentin

Monitoring, Netzwerken, Texte verfassen: Ein typischer Arbeitstag

Teamwork und Leistungsparameter: Licht- und Schattenseiten

Feldwissen, Takt, interkulturelle Kompetenz: Erwartete Qualifikationen

Virtuelle Tests und Interviews vor Ort: Das Bewerbungsverfahren

Sprungbrett für nationale und internationale Aufgaben: Karriereoptionen

Professionalisierung und Wachstum: Entwicklungen im Berufsfeld

Von der Wissenschaftlerin zur wissenschaftspolitischen Referentin

Weiterführende Informationen

Berufsverbände und Netzwerke

Hochschulpolitische Organisationen

Übersichten weiterer Nichtregierungsorganisationen

Weiterbildung

Stellenausschreibungen

6.3.3Referent in einer Stiftung

Vom Psychologen zum Referenten in einer Stiftung

Projektbetreuung, Ideenentwicklung, Evaluation: Ein typischer Arbeitstag

Gestaltungsspielraum, Stress, Verantwortung: Licht- und Schattenseiten

Identifikation und Moderationskompetenz: Erwartete Qualifikationen

Vorstellungsgespräche oder Assessment-Center: Das Bewerbungsverfahren

Berufliche Kontinuität und wachsende Verantwortung: Karriereoptionen

Kooperationen mit Politik und Stiftungen: Entwicklungen im Berufsfeld

Vom Wissenschaftler zum Referenten in einer Stiftung

Weiterführende Informationen

Literaturhinweise

Berufsrelevante Zeitschriften

Berufsverbände und Netzwerke

Übersicht der Stiftungen in Deutschland

Weiterbildung

Stellenausschreibungen

6.4Kultur, Medien, Bildung

6.4.1Verlagslektor

Vom Anglisten zum Lektor

Projektmanagement zwischen AutorInnen und Vertrieb: Ein typischer Arbeitstag

Spannende Themen und schnelllebiger Markt: Licht- und Schattenseiten

Verlagserfahrung, Bildung, Selbstorganisation: Erwartete Qualifikationen

Volontariat und Vorstellungsgespräch: Das Bewerbungsverfahren

Ein Leben lang Lektorat oder in den Vertrieb: Karriereoptionen

E-Books und Vermarktung: Entwicklungen im Berufsfeld

Vom Wissenschaftler zum Lektor

Weiterführende Informationen

Literaturhinweise

Berufsrelevante Zeitschriften

Berufsverbände und Netzwerke

Weiterbildung

Stellenausschreibungen

6.4.2Wissenschaftlicher Bibliothekar

Vom Germanisten zum wissenschaftlichen Bibliothekar

Bestandsaufbau, Vermittlung, Bestandspflege: Ein typischer Arbeitstag

Fachnahe Tätigkeit und feste Arbeitsstrukturen: Licht- und Schattenseiten

Fachexpertise und Vielseitigkeit: Erwartete Qualifikationen

Praktische Übungen oder Assessment-Center: Das Bewerbungsverfahren

Lebenszeitstellen oder Aufstieg in Leitungsfunktionen: Karriereoptionen

Digitalisierung und Automatisierung: Entwicklungen im Berufsfeld

Vom Wissenschaftler zum wissenschaftlichen Bibliothekar

Weiterführende Informationen

Literaturhinweise

Berufsrelevante Zeitschriften

Internetressourcen

Berufsverbände und Netzwerke

Ausbildung und Berufseinstieg als wissenschaftliche Bibliothekarin/wissenschaftlicher Bibliothekar

Berufsbegleitende Masterstudiengänge

Stellenausschreibungen

6.4.3Media Consultant bei einer Zeitung

Vom Historiker zum Media Consultant

Vertrieb an der Schnittstelle zu Hochschulen: Ein typischer Arbeitstag

Schnelle Erfolg und Fokussierung auf Verkauf: Licht- und Schattenseiten

Kommunikations- und Feldkompetenz: Erwartete Qualifikationen

Vorstellungsgespräch und Fallstudie: Das Bewerbungsverfahren

Teamleitung oder Wechsel im Verlag: Karriereoptionen

Vom Wissenschaftler zum Media Consultant

Weiterführende Informationen

Literaturhinweise

Berufsverbände und Netzwerke

Weiterbildung

Stellenausschreibungen

6.5Wirtschaft und Beratung

6.5.1Personalerin in einem Unternehmen

Von der Sprachwissenschaftlerin zur Personalerin

Mitarbeiter einstellen, Führungskräfte beraten: Ein typischer Arbeitstag

Gestaltungsspielraum und Zeit für Konzeption: Licht- und Schattenseiten

Praxiserfahrung und vernetztes Denken: Erwartete Qualifikationen

Praxiskontakt oder klassische Bewerbung: Das Bewerbungsverfahren

Führungslaufbahn und übertarifliche Bezahlung: Karriereoptionen

Zukunftsfähiges Denken wird relevanter: Entwicklungen im Berufsfeld

Von der Wissenschaftlerin zur Personalerin

Weiterführende Informationen

Literaturhinweise

Berufsrelevante Zeitschriften

Berufsverbände und Netzwerke

Weiterbildung

Stellenausschreibungen

6.5.2Unternehmensberaterin

Von der Kunsthistorikerin zur Unternehmensberaterin

Projektarbeit beim Kunden und im Büro: Ein typischer Arbeitstag

Thematische Vielfalt und Gestaltungsspielraum: Licht- und Schattenseiten

Analytische Fähigkeiten und Feedback-Affinität: Erwartete Qualifikationen

Auswahlgespräche und Case Studies: Das Bewerbungsverfahren

Partner werden oder zum Kunden wechseln: Karriereoptionen

Trotz Wirtschaftsschwankungen stabil: Entwicklungen im Berufsfeld

Von der Wissenschaftlerin zur Unternehmensberaterin

Weiterführende Informationen

Literaturhinweise

Berufsverbände und Netzwerke

Übersicht der Unternehmensberatungen in Deutschland

Weiterbildung

Stellenausschreibungen

6.5.3Selbständig als Trainer

Vom Philosophen zum Trainer

Gründercoaching und Zielgruppensuche: Der Weg in die Selbständigkeit

Seminare, Akquise, Büroarbeit: Eine typische Arbeitswoche

Identifikation, Erfolg, Selbstmotivation: Licht- und Schattenseiten

»Produkt«, Fleiß, Kommunikationsfreude: Erwartete Qualifikationen

MitarbeiterInnen einstellen, Kundenstamm erweitern: Entwicklungsperspektiven

Vom Wissenschaftler zum Trainer

Weiterführende Informationen

Literaturhinweise für TrainerInnen

Berufsverbände und Netzwerke für TrainerInnen

Weiterbildung

7.Schlusswort: Beruflich neue Wege gehen

8.Anhang

8.1Berufswechsel und Zielfindung

Literaturempfehlungen zu alternativen Karrierewegen für WissenschaftlerInnen

Literaturempfehlungen zur beruflichen Zielfindung

Persönlichkeitstests online

8.2Berufsfelder und Netzwerke

Literaturempfehlungen zu Berufsfeldern

Online-Informationen zu Berufsbildern

Gehaltsübersichten

Berufsverbände

Karrieremessen

Literaturempfehlungen zum Networking

8.3Jobbörsen, Bewerbung und Berufseinstieg

Jobbörsen im Internet

Literaturempfehlungen zu sozialen Medien

Literaturempfehlungen zur schriftlichen Bewerbung

Literaturempfehlungen zum Vorstellungsgespräch

Literaturempfehlungen zu Gehaltsverhandlungen

Literaturempfehlungen zum Berufseinstieg

8.4Unterstützung an Wissenschaftseinrichtungen

Personalentwicklung

Career Services/Career Center

Mentoring

Seminare zu alternativen Karrierewegen

Wissenschaftscoaches

Gründerberatung

8.5Informationen zum Wissenschaftsmanagement

Literaturhinweise zum Wissenschaftsmanagement

Berufsrelevante Zeitschriften

Berufsverbände und Netzwerke

Weiterbildungen

Stellenausschreibungen

8.6Informationen zur beruflichen Selbständigkeit

Literaturhinweise zur beruflichen Selbständigkeit

Online-Informationen zur beruflichen Selbständigkeit

Gründernetzwerke

Bundesweite branchenübergreifende Gründerwettbewerbe

Gründerberatung

9.Literatur- und Quellenverzeichnis

10.Anmerkungen

Vorwort

Wissenschaftskarrieren zielen auf eine Professur oder eine andere dauerhafte Tätigkeit in Forschung und Lehre. Aufgrund der begrenzten Anzahl an Dauerstellen im Wissenschaftssystem kann jedoch von zehn Promovierten nur eine oder einer dieses Traumziel erreichen.1 In meiner Arbeit als Wissenschaftscoach an der Universität Konstanz sowie als Trainerin und Vortragende zum Thema Wissenschaftskarriere begegnen mir daher viele NachwuchswissenschaftlerInnen, die vor der Entscheidung stehen, ob sie die Wissenschaftskarriere weiterverfolgen oder Berufswege in Wirtschaft, Verwaltung, Bildung oder Kultur2 einschlagen sollen.

In meinem Buch Promotion – Postdoc – Professur. Karriereplanung in der Wissenschaft habe ich beschrieben, welche Anforderungen an eine wissenschaftliche Karriere gestellt werden und wie man eine Wissenschaftskarriere strategisch planen kann. Mit dem vorliegenden Band möchte ich nun denjenigen NachwuchswissenschaftlerInnen eine Unterstützung an die Hand geben, die sich mit Karriereoptionen jenseits der Wissenschaft auseinandersetzen oder praktische Schritte hin zu Berufsfeldern in Wirtschaft, Verwaltung, Bildung oder Kultur unternehmen wollen.

Inhaltlich gilt mein Dank allen NachwuchswissenschaftlerInnen, die mich an ihren Überlegungen und Gefühlen zum »Ausstieg« aus der Wissenschaft haben teilhaben lassen und mir verdeutlicht haben, dass der Schritt, die Wissenschaft zu verlassen, in den meisten Fällen als ungleich schwieriger empfunden wird als viele andere berufliche Wechsel. Viele haben ihren Karriereweg erfolgreich in Wirtschaft, Verwaltung, Bildung oder Kultur fortgesetzt. 13 Promovierte haben sich bereit erklärt, ihren persönlichen Weg den Leserinnen und Lesern dieses Buches zu erzählen. Ihnen möchte ich besonders danken. Meine Überzeugung, dass es sich lohnt, den eigenen Berufswünschen auf die Spur zu kommen und diese umzusetzen, habe ich bei einem Life-Work-Planning-Seminar (nach Richard N. Bolles) bei John C. Webb, in Vorträgen und Workshops von Barbara Sher sowie in der ErfolgsteamleiterInnen-Ausbildung bei Gudrun Schwarzer mit praktischen Methoden fundieren können.

Ich danke meinen ersten LeserInnen Dr. Anke Bohne, Dr. Julia Breitbach, Dr. Uta Hoffmann, Dr. Stefanie Preuß, Dr. Anne Schüttpelz und PD Dr. Sebastian Wolf für hilfreiche Rückmeldungen und engagierte Diskussionen. Dajana Langhof hat mir Einblicke in ihre langjährige Erfahrung im Gründercoaching gegeben. Meinen KollegInnen vom Academic Staff Development der Universität Konstanz und vom Coachingnetz Wissenschaft danke ich für ihre Impulse zum Wissenschaftscoaching. Ulrike Scheuermann bin ich dankbar für Ihre klugen Tipps zu meinen beiden Büchern. Mein besonderer Dank geht an den Campus Verlag für die angenehme und produktive Betreuung des Buchprojekts.

1.Einführung: Ausstieg aus der Wissenschaft

Sie sind Nachwuchswissenschaftlerin oder Nachwuchswissenschaftler. Sie haben bereits promoviert oder stehen kurz vor dem Abschluss Ihrer Doktorarbeit. Sie forschen leidenschaftlich gern – und dennoch wollen oder können Sie nicht in der Wissenschaft bleiben. Möglicherweise liegt das daran, dass Sie Ihre Chancen, auf eine der wenigen freiwerdenden Professuren Ihres Fachs berufen zu werden, als zu gering einschätzen. Vielleicht hatten Sie sowieso vor, nach der Promotion einen anderen Berufsweg einzuschlagen, auf dem Sie Ihre Stärken besser einbringen und Ihre Interessen verwirklichen können. Möglicherweise läuft Ihr Vertrag bald aus und Ihr Vorgesetzter oder Ihre Vorgesetze sieht keine Möglichkeit für eine Verlängerung. Vielleicht sind Sie es auch leid, im ständigen Wettbewerb um Publikationen und Drittmittel zu stehen, sich von befristetem zu befristetem Vertrag zu hangeln und bei maximalem Leistungsdruck minimale berufliche Sicherheit zu haben. Oder Sie interessieren sich für Karrierewege jenseits der Wissenschaft, um Ihre wissenschaftliche Karriere mit einem Plan B in der Tasche mit mehr Sicherheit fortführen zu können.

Es gibt viele Gründe, die Wissenschaft zu verlassen und einen beruflichen Weg in Wirtschaft, Verwaltung, Bildung oder Kultur zu verfolgen. Laut einer aktuellen Umfrage der Zeit denken 81 Prozent aller NachwuchswissenschaftlerInnen über einen Ausstieg aus der Wissenschaft nach.3 Das liegt nicht zuletzt an den Beschäftigungsperspektiven im Wissenschaftssystem, die nicht für alle Habilitierten oder äquivalent Qualifizierten eine Dauerstelle an einer Hochschule oder außeruniversitären Forschungseinrichtung vorsehen. In Deutschland kann derzeit nur eine oder einer von zehn Promovierten auf eine der freiwerdenden Universitätsprofessuren berufen werden.4 Bei den Habilitierten und äquivalent Qualifizierten liegt das Verhältnis etwa bei eins zu drei.5 Die jüngsten Forderungen des Wissenschaftsrats nach einem schrittweisen Aufwuchs um 7.500 Professuren an Universitäten sind daher zu begrüßen.6 Im Rahmen des Programms zur Förderung des wissenschaftlichen Nachwuchses7 werden in Deutschland in den kommenden Jahren voraussichtlich 1.000 Tenure-Track-Professuren geschaffen, die den wissenschaftlichen Karriereweg für diejenigen berechenbarer machen, die eine solche Stelle bekommen. Ein grundsätzlicher Wandel des wissenschaftlichen Karrieresystems ist jedoch derzeit nicht abzusehen. Für das Gros der NachwuchswissenschaftlerInnen ist daher nicht der Verbleib, sondern der Ausstieg aus der Wissenschaft die Regel.

Dessen ungeachtet vermittelt das deutsche Wissenschaftssystem weitgehend eine eindimensionale Karriereperspektive: Forschung wird als Beruf und Berufung gesehen, das anzustrebende Karriereziel ist ergo die Professur, gemeint ist die Universitätsprofessur. Andere Optionen für eine dauerhafte wissenschaftliche Beschäftigung an Universitäten sind derzeit kaum vorgesehen. Auch die Qualifikationsanforderungen sind in der Wissenschaft ausschließlich auf eine Universitätsprofessur ausgerichtet. An dieser Perspektive werden auf dem Karriereweg Publikationsleistung, Erfolg bei der Einwerbung von Drittmitteln und Einsatz in der Lehre gemessen. Sehenden Auges werden hier mehr WissenschaftlerInnen ausgebildet, als das System perspektivisch aufnehmen kann. Bezüge zu Berufsbildern jenseits der Universitätskarriere werden ab der Promotion kaum hergestellt, entsprechende Qualifikationen in der Regel nicht vermittelt. Der Ausstieg aus der Wissenschaft wird von NachwuchswissenschaftlerInnen oft nicht als Normalfall, sondern als persönliches Versagen wahrgenommen. In einem System, in dem das Erlangen einer Professur das ultimative wie unwahrscheinliche Karriereziel ist, wird ein Wechsel in andere Berufsfelder als Abweichen von der Norm betrachtet und als »alternativer Karriereweg« bezeichnet.

Je länger der Verbleib in Forschung und Lehre, umso schwieriger erscheint NachwuchswissenschaftlerInnen der berufliche Wechsel – mental und praktisch. Das liegt zum einen an der eben geschilderten Exklusivität des vermittelten Berufsbilds. »Wissenschaft« gilt als Traumjob und wird von den meisten an der Universität Forschenden und Lehrenden als solcher empfunden. Auch und gerade bei den Ausstiegswilligen ist es daher oft so, dass der Verlust dieses Traumes schmerzt und zu einem Gefühl der Perspektivlosigkeit führt. Der Abschied aus der Wissenschaft läuft in vielen Fällen etappenweise ab: Erst nach Phasen der Desillusionierung und der Frustration oder Trauer können neue berufliche Pläne geschmiedet werden.

Zum anderen erschwert den beruflichen Wechsel, dass in einigen Fächern keine Alternativen auf der Hand zu liegen scheinen. Vor allem in den Geistes- und Sozialwissenschaften fehlt vielen NachwuchswissenschaftlerInnen die Orientierung auf dem facettenreichen Arbeitsmarkt außerhalb der Wissenschaft. Forschungsstellen in anderen Branchen sind für die Geistes- und Sozialwissenschaften rar gesät. In diesen Fächern bestehen während der wissenschaftlichen Laufbahn wenige Berührungspunkte zu nicht-wissenschaftlichen Berufsbildern. Daher gibt es kaum Rollenvorbilder aus anderen Branchen und Vorstellungen, wie mögliche Berufsbilder aussehen, sind eher schemenhaft als konkret. Vielen NachwuchswissenschaftlerInnen in den Geistes- und Sozialwissenschaften ist unklar, welche Qualifikationen in Arbeitsbereichen außerhalb der Wissenschaft benötigt werden und wie anschlussfähig ihre in der Wissenschaft erworbenen Qualifikationen dort sind.

Entgegen dem gängigen Klischee des promovierten Taxifahrers haben NachwuchswissenschaftlerInnen sowohl nach der Promotion als auch bei einem späteren Ausstieg aus der Wissenschaft gute Berufschancen. Das zeigen Daten des Bundesberichts Wissenschaftlicher Nachwuchs: 94,1 Prozent der promovierten GeisteswissenschaftlerInnen im Alter zwischen 35 und 45 Jahren waren 2009 erwerbstätig, unter den SozialwissenschaftlerInnen mit Promotion waren es sogar 99,4 Prozent.8 Für alle Fächer zusammengenommen waren nur 10 Prozent der Promovierten in der Wissenschaft tätig, die übrigen in anderen Branchen in Wirtschaft, Verwaltung, Bildung oder Kultur.9 44,8  Prozent hatten eine Leitungsfunktion inne.10 Die berufliche Tätigkeit außerhalb der Wissenschaft muss kein fauler Kompromiss sein: In einer Umfrage des Statistischen Bundesamts gaben 93 Prozent der Promovierten, die noch in Forschung und Entwicklung tätig waren, an, mit ihrer beruflichen Tätigkeit zufrieden zu sein. Mit 91 Prozent fast genauso zufrieden waren diejenigen Promovierten, die die Wissenschaft verlassen hatten.11

Zwischen den guten Berufschancen auf der einen Seite und der gefühlten Perspektivlosigkeit von NachwuchswissenschaftlerInnen auf der anderen Seite besteht offensichtlich eine Diskrepanz. Die Verantwortung der Universitäten gegenüber NachwuchswissenschaftlerInnen, die nach einer akademischen Laufbahn eine Tätigkeit jenseits des wissenschaftlichen Kontexts ergreifen wollen oder müssen, wird erst seit kurzem thematisiert. So fordern Wissenschaftsrat und Hochschulrektorenkonferenz, dass NachwuchswissenschaftlerInnen auf Qualifizierungsangebote für Karrierewege außerhalb der Hochschule aufmerksam gemacht werden beziehungsweise Universitäten entsprechende Zusatzqualifikationsmöglichkeiten anbieten sollen.12 An vielen Universitäten sind inzwischen Angebote zur Unterstützung nicht-wissenschaftlicher Karrierewege für Promovierende und Promovierte entstanden. Anbieter sind dabei je nach Institution die Career Services, die Personalentwicklungsabteilungen oder die zentralen Nachwuchsfördereinrichtungen. Auch zahlreiche Promotionsprogramme, Gleichstellungsbüros, Alumni-Netzwerke und Zentren für Schlüsselqualifikationen machen Angebote, die Brücken zu Berufsfeldern in Wirtschaft, Verwaltung, Bildung oder Kultur zu schlagen. Darüber hinaus helfen universitätseigene Gründerzentren bei Plänen zur beruflichen Selbständigkeit. Es bleibt jedoch noch viel zu tun, vor allem bei der individuellen Begleitung dieser Karrierewege.

Meine Erfahrungen als Wissenschaftscoach für Postdocs möchte ich mit diesem Buch einem größeren Kreis von NachwuchswissenschaftlerInnen weitergeben. Angesprochen sind sowohl DoktorandInnen, die nach ihrer Promotion die Wissenschaft verlassen wollen, als auch Postdocs, die einige Jahre nach der Promotion oder möglicherweise erst nach der Habilitation alternative Berufsoptionen suchen. Die Kapitel 2 bis 5 bieten eine praktische Anleitung für die Suche nach einer beruflichen Tätigkeit in Wirtschaft, Verwaltung, Bildung oder Kultur, die Porträts in Kapitel 6 stellen Praxisbeispiele für einen gelungenen Wechsel vor.

Die im Buch beschriebenen Coaching-Methoden und Vorgehensweisen sind grundsätzlich für NachwuchswissenschaftlerInnen aller Fächer geeignet. Wegen der oben genannten fachspezifischen Herausforderungen richtet sich das Buch in besonderem Maße an Geistes- und SozialwissenschaftlerInnen und beleuchtet berufliche Optionen, die für sie geeignet sind. Der Karrierebegriff, den ich zugrunde lege, umfasst sowohl die klassische Bedeutung des vertikalen Aufstiegs als auch die horizontale berufliche Entwicklung von einem Aufgaben- oder Themengebiet zu einem anderen.

Praktische Anleitung

In Kapitel 2 werden Strategien und Motivationen für den beruflichen Wechsel vorgestellt. Dabei werden unterschiedliche Typen von NachwuchswissenschaftlerInnen charakterisiert, die über einen Ausstieg aus der Wissenschaft nachdenken oder konkrete Schritte in diese Richtung unternehmen wollen beziehungsweise müssen. Für jeden Typus werden erste Handlungsempfehlungen gegeben, die in den folgenden Kapiteln näher ausgeführt werden.

Kapitel 3 beschäftigt sich mit der Frage nach passenden beruflichen Tätigkeiten. Hierzu wird reflektiert, welche in der Wissenschaft erworbenen Qualifikationen für den außeruniversitären Arbeitsmarkt relevant sind. Außerdem werden Methoden vorgestellt, mithilfe derer Sie weitere Fähigkeiten, Kenntnisse und Interessen sowie Werte und Präferenzen zu Arbeitsbedingungen identifizieren können.

Kapitel 4 gibt Impulse, welche Institutionen und Berufsfelder speziell für Geistes- und SozialwissenschaftlerInnen infrage kommen. Zunächst wird ein Überblick über den Arbeitsmarkt jenseits der Universitätsprofessur gegeben. Konkretere Einsichten in interessante Berufsfelder bieten die im Anschluss vorgestellten Recherchestrategien.

Kapitel 5 widmet sich der Frage, wie Sie an eine für Sie passende Stelle kommen. Hier werden verschiedene Bewerbungsstrategien vorgestellt und konkrete Hinweise gegeben, wie Sie sich als Nachwuchswissenschaftlerin oder Nachwuchswissenschaftler bestmöglich in einer Bewerbung für den außeruniversitären Arbeitsmarkt präsentieren. Ein Exkurs vermittelt Strategien für den Aufbau einer selbständigen Tätigkeit.

Praxisbeispiele

In Kapitel 6 geben Ihnen 13 Porträts aus unterschiedlichen Branchen einen Einblick, wie der Karriereweg nach der Wissenschaft aussehen kann. Die Porträts erzählen den individuellen Berufsweg von promovierten Geistes- und SozialwissenschaftlerInnen, die heute in unterschiedlichen Branchen beruflich erfolgreich sind. Sie beschreiben den Arbeitsalltag und die beruflichen Anforderungen verschiedener Tätigkeitsfelder. Bewerbungsstrategien und Qualifikationen für die jeweilige Branche werden ebenso skizziert wie Gehalts- und Aufstiegsmöglichkeiten. Dabei wird auch erörtert, wie die akademische Tätigkeit auf die neue berufliche Aufgabe vorbereitet hat, welche Kenntnisse und Tätigkeiten aus der Wissenschaft auch bei der außerwissenschaftlichen Karriere Anwendung finden. Im Anschluss an jedes Porträt sind weiterführende Informationen für den beruflichen Wechsel zusammengestellt, wie zum Beispiel Hinweise auf passende Jobbörsen, Weiterbildungsangebote, Adressen von Berufsverbänden sowie weiterführende Literatur.

Reflexionsübungen und Checklisten

Mit Reflexionsübungen und Checklisten kann in Kapitel 3 und 4 sowie am Ende der Porträts individuell an beruflichen Präferenzen und Strategien für eine Anstellung oder eine selbständige Tätigkeit gearbeitet werden. Viele der Übungen können Sie direkt in diesem Buch durchführen. Es empfiehlt sich jedoch, zusätzlich ein Notizbuch, eine Datei oder einen Sammelordner für Ihre Überlegungen anzulegen. Darin können Sie Ihre Erkenntnisse zu berufsrelevanten Kompetenzen und idealen Arbeitsumständen sowie Ideen und Informationen zu Berufsfeldern und Arbeitgebern zusammentragen.

Tipps für die Unterstützung an Wissenschaftseinrichtungen

In vielen Kapiteln finden Sie Infoboxen mit Tipps, wie Wissenschaftseinrichtungen Sie bei der Suche nach Berufswegen in Wirtschaft, Verwaltung, Bildung oder Kultur unterstützen können. Career Services, Graduiertenschulen und Personalentwicklungsabteilungen bieten vielerorts Orientierungs- und Qualifikationsmöglichkeiten für den Arbeitsmarkt in Wirtschaft, Verwaltung, Bildung oder Kultur an. Das Angebot reicht von Workshops zum Kompetenzerwerb, der Unterstützung von Entscheidungsfindung und Strategieentwicklung über die Vermittlung von Rollenvorbildern, Einblicken in Berufsfelder und Kontakten zu Arbeitgebern bis hin zur Unterstützung von Bewerbungen und Gründungsvorhaben.

Jeder Weg von der Wissenschaft in andere Berufsfelder ist einzigartig und kostet Mut, Zeit und Energie. Ein Patentrezept gibt es nicht. Ziel dieses Buches ist es, Ihnen Impulse für Reflexionen und Recherchen zu geben, die als erster Schritt für einen beruflichen Wechsel unabdingbar sind. Mit der hier vorgestellten Anleitung, den Reflexionsübungen und den Praxisbeispielen werden Sie von ersten Überlegungen über einen Ausstieg aus der Wissenschaft über die praktische Umsetzung eines alternativen Karriereplans bis hin zur erfolgversprechenden Bewerbung begleitet. Berufung zu finden und ein erfolgreiches Berufsleben zu führen, ist auch außerhalb der Wissenschaft möglich. Auf Ihrem Weg zu einer alternativen beruflichen Aufgabe in Wirtschaft, Verwaltung, Bildung oder Kultur, die zu Ihren Fähigkeiten und Interessen passt, wünsche ich Ihnen viel Erfolg!

2.Strategien und Motivationen für den Berufswechsel

Als Nachwuchswissenschaftlerin oder Nachwuchswissenschaftler sind Sie vermutlich bestens mit dem wissenschaftlichen Arbeitsmarkt vertraut. Seine grundsätzlichen Spielregeln sind einfach: Das Karriereziel ist traditionell (und mangels anderer Dauerstellen) die Professur, die Qualifizierungsschritte sind bekannt (Promotion, Habilitation oder Äquivalent). Auf praktisch allen wissenschaftlichen Positionen müssen Aufgaben in Forschung, Lehre und Management übernommen werden, das Tätigkeitsspektrum umfasst jeweils Publizieren, Vortragen, Drittmittel Einwerben etc. Wissenschaftliche Stellen werden an bekanntem Ort ausgeschrieben, das Bewerbungsverfahren umfasst die Darstellung der wissenschaftlichen Parameter und ein (vor der Professur) oft berechenbares Vorstellungsgespräch zu ebendiesen Parametern.13

Der Arbeitsmarkt außerhalb der Wissenschaft ist wegen der Vielzahl an Branchen und Karrierezielen komplexer. Jedes Berufsbild verlangt spezifische Qualifikationen. Gesucht werden Menschen, die sich mit den branchenrelevanten Inhalten auskennen, zum Aufgabenbereich passende Kompetenzen mitbringen und sich mit den spezifischen Werten des Arbeitgebers identifizieren. Bei einer erfolgreichen Bewerbung sollte nicht der eigene Werdegang im Fokus stehen, sondern die individuelle Passfähigkeit zu den Anforderungen des Arbeitgebers.

Als Promovierte oder Promovierter haben Sie in der Wissenschaft beruflich viel geleistet und erreicht. Nicht alle Aspekte dieser Arbeitserfahrung werden Sie jedoch in eine Bewerbung in Wirtschaft, Verwaltung, Bildung oder Kultur sinnvoll einbringen können. Um in diesen Segmenten des Arbeitsmarkts zu punkten, sollten Sie sich Ihrer Fähigkeiten, Erfahrungen und Interessen bewusst sein und diese adäquat darstellen können. Darüber hinaus benötigen Sie eine fundierte Vorstellung davon, welche dieser Qualifikationen Ihr potenzieller Arbeitgeber für die ausgeschriebene Position von Ihnen erwartet.

Wenn Sie bereits während Ihrer Zeit in der Wissenschaft einen Einblick in das angestrebte Berufsfeld bekommen konnten (etwa durch Kooperationen), haben Sie vielleicht schon eine realistische Vorstellung von der zukünftigen Stelle und konnten entsprechende Qualifikationen sammeln. Wenn Sie jedoch noch unklare Vorstellungen zu alternativen Berufszielen haben, ist der berufliche Wechsel in andere Segmente des Arbeitsmarkts in der Regel kein Selbstläufer.

Aller Wahrscheinlichkeit nach wird Ihre Arbeitssuche in Wirtschaft, Verwaltung, Bildung oder Kultur nicht von Erfolg gekrönt sein, wenn Sie Stellenbörsen nach halbwegs brauchbaren Ausschreibungen durchforsten, Ihren wissenschaftlichen Lebenslauf auf den neuesten Stand bringen und mit einem Anschreiben losschicken, das Ihren akademischen Werdegang beschreibt. Ebenso wenig ist es empfehlenswert, sich unter Wert zu verkaufen, die eigenen Interessen zu vernachlässigen und den nächstbesten Job anzunehmen. Diese Strategien können die Ursache dafür sein, dass der berufliche Wechsel nicht gelingt oder Sie unzufrieden macht.

Verschiedene Gründe können zu der Entscheidung führen, aus der Wissenschaft auszusteigen und einen Karriereweg in Wirtschaft, Verwaltung, Bildung oder Kultur zu verfolgen. Bei aller Besonderheit des Einzelfalls lassen sich meiner Erfahrung nach fünf Typen von »AussteigerInnen« beobachten. Für sie gibt es unterschiedliche Motivationen und Rahmenbedingungen und damit auch verschiedene Strategien, die sinnvollerweise bei der Orientierung auf dem Arbeitsmarkt außerhalb der Wissenschaft angewendet werden sollten. Selbstverständlich ist nicht ausgeschlossen, dass Sie sich in mehreren dieser Typen wiederfinden.

»Zweite Reihe«

Sie arbeiten mit Freude in der Wissenschaft und verbringen viel Zeit in Forschung und Lehre. Vielleicht haben Ihre Vorgesetzten und BetreuerInnen Ihnen schon einmal positive Signale zu Ihrer wissenschaftlichen Leistung gegeben oder Ihnen Finanzierungsmöglichkeiten und Anschlussstellen angeboten. In der Arbeitsgruppe übernehmen Sie gern undankbare oder aufwändige Aufgaben, wie die Organisation von wissenschaftlichen Tagungen oder sozialen Unternehmungen, und Sie engagieren sich verantwortungsvoll in Lehre und Betreuung. In Ihrer Forschung arbeiten Sie gern gründlich einzelne Posten ab und haben dabei auch gute Ideen. Aber der große Wurf, so scheint es, ist Ihnen dabei noch nicht gelungen.

Um einen Artikel zu schreiben, brauchen Sie viel Zeit, und dann klappt es mit der Veröffentlichung eher in guten als in sehr guten Zeitschriften. Drittmittel in größerem Maßstab einzuwerben, erscheint für Ihre Forschung weniger relevant, Sie beantragen lieber kleinere Beträge aus universitätsinternen Nachwuchsfonds oder Reisemittel für internationale Konferenzen. Als die Finanzierung an Ihrer Heimatuniversität ausläuft, bewerben Sie sich bundesweit und bekommen auch kürzere Verträge in Drittmittelprojekten angeboten, die allerdings nicht hundertprozentig zu Ihrem eigenen Forschungsschwerpunkt passen. Wie sollen Sie da Ihr eigenes Forschungsprofil wirkungsvoll nach außen bekannt machen? Mit der Zeit beobachten Sie, wie KollegInnen an Ihnen vorbeiziehen und ihre Texte in angesehenen Zeitschriften unterbringen, Preise gewinnen und Stellen bekommen. Sie fragen sich immer öfter, ob Sie eigentlich noch eine Chance auf eine Dauerstelle in der Wissenschaft haben.

Was ist zu tun? Machen Sie zunächst eine Bestandsaufnahme Ihres akademischen Portfolios. Gehen Sie alle Teilbereiche durch und bilanzieren Sie, was Sie bisher in Forschung, Lehre und Management erreicht haben.14 Bitten Sie Vorgesetzte, Doktoreltern, Mentorinnen und Mentoren um Rückmeldung zu Ihrem bisherigen Karriereverlauf, zum Potenzial Ihrer Forschungsvorhaben und zu sinnvollen nächsten Karriereschritten. Es kann hilfreich sein, mit mehreren Personen Gespräche zu führen, um ein differenziertes Bild von Ihren Karriereaussichten zu bekommen.

Für die nächsten Karriereschritte sollten Sie auf Grundlage von Bilanz und Feedback eine Entscheidung treffen, ob Sie weiter versuchen wollen, eine Dauerstelle in der Wissenschaft zu bekommen. So eine weitreichende Entscheidung trifft man nicht von einem Tag auf den anderen, es bedarf in der Regel längerer Reflexionsprozesse. Manchmal ist es hilfreich, einen Zeitrahmen für die Entscheidung festzulegen. Dies kann zum Beispiel ein Jahr sein, für das Sie sich Ziele vornehmen und in dem Sie Erfahrungen sammeln. Nach Ablauf des Jahres können Sie Bilanz ziehen und die Entscheidung fundierter treffen. Wenn Sie sich für eine wissenschaftliche Karriere entscheiden, sollten Sie dieses Unterfangen aktiv und strategisch in die Hand nehmen und sich konkrete Ziele für die kommenden Jahre setzen.

Wenn Sie sich gegen eine weitere wissenschaftliche Karriere entscheiden, wird die erste Zeit vermutlich von Frustration und dem Gefühl des Scheiterns geprägt sein. Vielleicht ist der Entscheidung auch eine Phase vorgelagert, in der sich Hoffnung und Rückschritte abwechseln. Geben Sie dem Abschied aus der Wissenschaft etwas Raum. Sprechen Sie mit engen FreundInnen aus dem akademischen Kontext und aus anderen Berufsfeldern über die Gefühle, die mit dem Ende dieser beruflichen Phase verbunden sind. Vielleicht ist auch eine Bilanz hilfreich, welche Aspekte der Wissenschaftskarriere Ihnen Freude gemacht haben und welche Aspekte Sie anstrengend oder unangenehm fanden.

Neben der Trauer sind auch Gefühle wie Perspektivlosigkeit und Zukunftsangst für diese Phase typisch: »Ich kann ja nichts anderes außer Forschung! Wer braucht mich auf dem Arbeitsmarkt schon?«, sind häufige Gedanken. Wichtig ist, dieser Angst früh mit konkreten Rechercheschritten über mögliche berufliche Perspektiven zu begegnen. Es wird auf dem Arbeitsmarkt interessante Berufsperspektiven für Sie geben, es kommt nur darauf an, möglichst schnell die passenden zu identifizieren. Dazu ist es essenziell, sich mit den eigenen Kompetenzen, Interessen und Werten auseinanderzusetzen ( Kapitel 3 »Was könnte ich arbeiten?«) und den Einblick in unterschiedliche Berufsfelder zu vertiefen ( Kapitel 4 »Wo könnte ich arbeiten?«). Vermutlich sind auch die Porträts der ehemaligen NachwuchswissenschaftlerInnen für Sie interessant, die mit Erfolg eine Karriere nach der Wissenschaft gestartet haben: Das können Sie auch schaffen.

»So hatte ich mir das nicht vorgestellt«

Sie haben mit Begeisterung Wissenschaft gemacht, sich intensiv in der Forschung engagiert und auch einige Erfolge erzielt. Mit der Zeit hat sich jedoch eine gewisse Frustration bei Ihnen eingestellt. Vielleicht weil Ihre Leistung nicht so anerkannt wurde, wie Sie es eigentlich verdient hätten. Oder weil Sie durchschauen, dass das Wissenschaftssystem nicht so transparent und strikt qualitätsorientiert funktioniert, wie es sich den Anschein gibt. Die Arbeits- und Karrierebedingungen in der Wissenschaft lehnen Sie im Grunde ab und hätten gern für sich eine klare Karriereperspektive, die Ihren Leistungen gerecht wird und bei der Sie nicht ständig den Ort wechseln müssen.

Vielleicht haben Sie neben der Wissenschaft auch andere Prioritäten im Leben, wie eine Familie oder einen Kinderwunsch, ein ehrenamtliches Engagement oder ein wichtiges Hobby. Oder Sie stellen in der Elternzeit mit etwas Abstand zum Wissenschaftssystem fest, dass das Hamsterrad aus Publikationen, Lehrverpflichtungen, Konferenzen und Drittmitteleinwerbung nicht zu Ihren neuen familiären Verpflichtungen passt und vielleicht auch nicht zu dem, was Sie sich vom Leben erträumen. Wenn sich eine attraktive andere berufliche Möglichkeit bieten würde, würden Sie der Wissenschaft sofort den Rücken kehren.

Was ist zu tun? Sie hören sich an, als hätten Sie sich schon dafür entschieden, die Wissenschaft zu verlassen. Womöglich haben Sie Ihrem Chef oder Ihrer Chefin bereits angekündigt, dass Sie Ihren Vertrag nicht verlängern wollen. Prüfen Sie also, welche Optionen der außerwissenschaftliche Arbeitsmarkt für Sie bereithält. Dafür ist besonders Kapitel 4 »Wo könnte ich arbeiten?« interessant. Welche konkrete berufliche Aufgabe Sie dort gern tun würden, sagen Sie sich, werden Sie in der Orientierungsphase schon merken. Wenn nicht, nehmen Sie sich etwas Zeit für die Methoden in Kapitel 3 »Was könnte ich arbeiten?«.

Wenn der Ausstieg aus der Wissenschaft wie bei Ihnen ganz oder teilweise aufgrund der unsicheren Karrierewege, der prekären Beschäftigungssituation oder der schwierigen Work-Life-Balance unternommen wird, ist naheliegend, dass Sie sich für die neue Tätigkeit bessere Rahmenbedingungen wünschen. Der realistische Blick auf den derzeitigen Arbeitsmarkt zeigt, dass einige interessante (Einstiegs-)Stellen für AkademikerInnen auch außerhalb der Wissenschaft befristet sind und ebenso nach den Tarifverträgen des öffentlichen Dienstes bezahlt werden.15 Lange Arbeitszeiten und Überstunden sind heute in fast allen Branchen verbreitet und werden gerade in verantwortlichen Positionen erwartet. Oft widerspricht der Wunsch nach großer Unabhängigkeit im beruflichen Tun dem Wunsch nach weitgehender beruflicher Sicherheit. Informieren Sie sich daher gut, was Sie in unterschiedlichen Branchen und Positionen erwartet. Prüfen Sie, was Ihre persönlichen Grenzen sind und was Sie bereit sind, für einen Wechsel in ein spannendes neues Berufsfeld zu investieren.

»Verkanntes Talent«

Sie haben ein spannendes Forschungsthema gefunden, das eine Forschungslücke schließt. Es ist der Schlüssel zum Verständnis eines größeren Bereichs oder ein neuer Blick auf ein bekanntes Thema, das in Vergessenheit geraten ist. Außer Ihnen forschen nur wenige andere WissenschaftlerInnen auf diesem Gebiet, jedenfalls in den letzten Jahren. Vielleicht wird das Thema in Deutschland vernachlässigt, obwohl es in anderen Ländern einzelne SpezialistInnen dafür gibt. Erst wenige haben die Brisanz und das Potenzial Ihres Themas erkannt. Das führt dazu, dass Ihre Forschungsleistung nicht so gewürdigt wird, wie sie es Ihrer Ansicht nach verdienen würde.

Sie mussten mehrfach die Erfahrung machen, dass Sie bei der Einreichung von Publikationen oder Drittmittelanträgen an GutachterInnen geraten sind, die Ihnen Ihren Erfolg missgönnen und stattdessen Themen des wissenschaftlichen Mainstreams bevorzugen oder eigene SchülerInnen protegieren. Auch auf Konferenzen erleben Sie immer wieder, dass FachkollegInnen Ihnen mit Detailfragen das Leben schwer machen wollen oder Ihre Ergebnisse uninformiert und pauschal ablehnen. Dies hat dazu geführt, dass Sie Ihre Forschung nicht in dem Maßstab durchführen konnten, der den Durchbruch gebracht hätte. Aber das könnte noch klappen, wenn die Wiedereinreichung des abgelehnten Drittmittelantrags diesmal Erfolg hätte. Oder wenn Ihr Vertrag verlängert wird, was aber seit der Emeritierung Ihres Doktorvaters oder Ihrer Doktormutter am seidenen Faden hängt, da der neue Stelleninhaber oder die neue Stelleninhaberin und der Fachbereich sich gegen Sie verbündet haben. Wenn Sie deshalb aus der Wissenschaft ausscheiden müssten, wäre das ungerecht.

Was ist zu tun? Es hört sich so an, als würden Sie sich unverstanden fühlen. Es könnte hilfreich für Sie sein, zu beginnen, sich mit dem Urteil von Kolleginnen und Kollegen auseinanderzusetzen und Kritik ernst, aber nicht persönlich zu nehmen. Ein Feedbackgespräch mit einer Person, der Sie vertrauen, kann ein Beginn sein. Auf diese Weise können Sie ausloten, welche Möglichkeiten realistischerweise für Sie in der Wissenschaft bestehen.

Wenn Sie die Wissenschaft verlassen, werden Sie vermutlich Wut und Verachtung für das verspüren, was Sie erlebt haben. Auch das ist eine Form von Abschiedsschmerz. Es lohnt sich, ihm kurz nachzugehen, um die negativen Gefühle nicht in die Arbeitssuche mitzunehmen. Bilanzieren Sie, was Ihnen im akademischen Kontext gefallen hat und welche Aspekte Ihnen negativ in Erinnerung geblieben sind. Vielleicht können Sie die negativen Punkte dazu nutzen, um Wünsche für Ihre neue Stelle zu formulieren. In jedem Fall steckt in Ihrem Ärger auch viel Energie, die Sie in die Stellensuche einbringen können. Informieren Sie sich dazu in den Kapiteln 3 und 4 über Tätigkeiten und Berufsfelder und in Kapitel 5 über Hinweise, die Ihre Bewerbung aussichtsreicher machen.

Eine wichtige Regel könnte für Sie sein: Widerstehen Sie der Versuchung, beim Abschied von Ihrem wissenschaftlichen Arbeitgeber Ihren Ärger herauszulassen. Weder eine persönliche Abrechnung noch eine Klarstellung hinter dem Rücken Ihrer Widersacher helfen Ihnen weiter, sondern viel eher ein professioneller Rückzug, bei dem Sie nicht heucheln müssen, aber vielleicht doch einige passende Worte finden für das, was in der Wissenschaft positiv für Sie war. Schließlich ist nicht ausgeschlossen, dass es in Zukunft in irgendeiner Weise Kontakte zwischen Ihrer alten und Ihrer neuen Arbeit gibt. Auch in den Bewerbungsprozess sollten Sie Ihre negativen Gefühle für den alten Arbeitgeber nicht hineinbringen. ( Kapitel 5.2 »Tipps für Bewerbungsunterlagen und Vorstellungsgespräch«)

Möglicherweise ist es für Sie besonders relevant zu überlegen, mit welchen Menschen Sie gern zusammenarbeiten würden. Das ist wichtig, damit Sie stabile Netzwerke aufbauen können. Falls Sie eher introvertiert sind und gern alleine arbeiten, gibt es gute Literatur, die Ihnen helfen kann, Ihr Arbeitsleben passend und erfolgreich zu gestalten.16 Falls Sie merken, dass sich Ihre Unzufriedenheit nicht nur auf den bisherigen Arbeitgeber bezieht oder Sie nicht über die Ungerechtigkeiten, die Sie dort erfahren haben, hinwegkommen können, sollten Sie sich nicht scheuen, das Erlebte mit psychologischer Unterstützung zu verarbeiten, um neue Perspektiven entwickeln zu können.

»Geplanter Ausstieg«