Kartanin 10: Der Inkubator - Lucy Guth - E-Book

Kartanin 10: Der Inkubator E-Book

Lucy Guth

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Beschreibung

Fast 4000 Jahre in der Zukunft: Zwischen den Sternen der Milchstraße herrscht Frieden. Die Menschen leben auf Tausenden von Welten, pflegen gute Beziehungen zu ihren Nachbarn und arbeiten gemeinsam mit diesen an der Zukunft. Da wird Perry Rhodan um Hilfe gebeten: In der kleinen Galaxis Ursa Minor läuft eine Invasion – die ebenso die Milchstraße bedroht. Geheimnisvolle Parasiten übernehmen ganze Völker. Mit wenigen Gefährten tritt Rhodan gegen die Übermacht der Invasoren an. Seine wichtigste Begleiterin ist Dao-Lin-H'ay, die einzige Kartanin, die relativ unsterblich ist. Ihm haben sich der alte Haluter Miro Teik, eine mysteriöse Frau namens Stayn sowie sein Sohn Kantiran angeschlossen. Gemeinsam überstehen sie in Ursa Minor viele Gefahren und sammeln Informationen über die Invasoren. Diese scheinen Lebewesen zu sein, die einem Zuchtprogramm entstammen. Miro Teik begibt sich auf eine riskante Mission – der alte Haluter trifft auf einen Inkubator …

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Seitenzahl: 142

Veröffentlichungsjahr: 2025

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Nr. 10

 

Der Inkubator

 

Er ist ein alter Haluter – auf der Suche nach seiner letzten Aufgabe

 

Lucy Guth

 

 

 

Heinrich Bauer Verlag KG, Hamburg

 

Cover

Vorspann

Die Hauptpersonen des Romans

Prolog

1. Perry Rhodan

2. Miro Teik

3. Intalyeny

4. Miro Teik

5. Intalyeny

6. Stayn

7. Intalyeny

8. Stayn

9. Intalyeny

10. Miro Teik

11. Intalyeny

12. Miro Teik

13. Intalyeny

14. Stayn

15. Intalyeny

16. Miro Teik

17. Stayn

18. Miro Teik

19. Stayn

Epilog

Impressum

PERRY RHODAN – die Serie

 

Auf der Erde und den anderen Planeten, die von Menschen bewohnt sind, schreibt man das Jahr 2144 der Neuen Galaktischen Zeitrechnung – fast viertausend Jahre in der Zukunft herrscht Frieden in der Milchstraße.

Da wird die Erde von einem unverhofften Besuch überrascht: Dao-Lin-H'ay, die einzige Kartanin, die relativ unsterblich ist, bittet Rhodan um Hilfe. Ihre Heimatgalaxis Ursa Minor wird von einer Invasion heimgesucht – die auch die Milchstraße bedroht. Geheimnisvolle Parasiten übernehmen ganze Völker.

Perry Rhodan macht sich ohne Zögern auf den Weg. Ihm und Dao schließt sich der alte Haluter Miro Teik an, später auch die geheimnisvolle Stayn und sein Sohn Kantiran. Unter großen Gefahren sammeln sie erste Informationen über die Invasoren und ihre Pläne.

Dann brechen Stayn und Miro Teik zu einer speziellen Welt auf. Ziel der Mission ist DER INKUBATOR ...

Die Hauptpersonen des Romans

 

 

Miro Teik – Der Haluter will eine letzte Aufgabe bewältigen.

Stayn – Die Frau mit der unbekannten Herkunft will nicht aufgeben.

Intalyeny – Der Drittverantwortliche des Inkubators will keine Verantwortung abgeben.

Fancan Teik – Der Elter will keine Schwäche zugeben.

Prolog

Später

 

Mit einem wütenden Brüllen stürzte sich Miro Teik auf gleich drei Kampfroboter, deren Schutzschirme unter seinem Beschuss gerade zusammengebrochen waren.

Der Haluter packte die Metallkörper von zwei Robotern mit dem oberen und dem mittleren Armpaar und schmetterte sie so gegeneinander, dass sie zerbarsten und die Einzelteile durch die ganze Halle flogen. Dann schnappte sich Teik den dritten Roboter und wirbelte ihn wild umher, fegte damit ein halbes Dutzend weiterer Roboter von den Füßen, ehe er ihn wie ein Spielzeug beiseite schleuderte.

»Wie gefällt euch das, ihr Blechbüchsen?«, grollte er.

Es war ihnen wohl egal. Aus allen Ecken der riesigen Produktionshalle schwebten weitere Maschinen herbei. Teils waren sie bewaffnet und würden wohl bald das Feuer eröffnen, die meisten waren aber einfache Arbeitsroboter, die ihn anscheinend lediglich mit Werkzeughänden angreifen wollten.

Wütend fegte Teik die schlichten Maschinen beiseite. Metallsplitter sirrten durch die Halle, aber er kümmerte sich nicht darum, sondern rannte los, um eine Deckung zu suchen. Seine Aktion hatte ihn aber lang genug beschäftigt. Die Kampfroboter hatten ausreichend Gelegenheit, ihm näher zu rücken weitere Schüsse aus Desintegratoren auf ihn abzufeuern.

Hätte ich vor zwei Tagen geahnt, dass ich am Ende in einem solchen Gefecht stecke ... hätte ich mir wahrscheinlich eine Ersatz-Energiezelle mitgenommen, dachte Teik mit seinem Ordinärhirn. Mit Sorge betrachtete er den schwindenden Energiepegel seines Einsatzanzuges. Bei den Feuern von Haluta – ich brauche diese Energie noch! Sonst ist mein Vorhaben zum Scheitern verurteilt!

Er hastete über einen Haufen geschrotteter Roboter hinweg zu einem der zahlreichen Plasmabecken, die in der Halle standen. Mit allen vier Händen ergriff er die Seitenwandung und riss das Becken auf. Grünes Plasma schwappte heraus, strömte über den Boden und über die Kampfspuren hinweg. Das Stück Seitenwandung schleuderte Teik auf eine weitere Kolonne Roboter, warf damit zwei Angreifer zu Boden.

Unser Plan war vielleicht nicht ganz so gut, wie wir gedacht haben. Allerdings haben wir nicht geahnt, was uns im Inkubator erwartet. Es hätte weitaus schlimmer kommen können. Immerhin lebe ich ...

Ein erneuter Volltreffer ließ seinen Schirm kurz ausfallen. ... noch. Wer weiß, wie lange ... Aber was lamentiere ich hier herum? Ich habe schließlich gewusst, worauf ich mich einlasse. Immerhin geht es um das Schicksal einer ganzen Galaxis.

Kurz musste Teik in die Strukturverhärtung gehen, bis er seinen Anzug so weit neu kalibriert und die Energie umverteilt hatte; der Schutzschirm konnte sich wieder aufbauen. Das ging nur zulasten anderer lebenswichtiger Funktionen. Wärme – wer brauchte schon Wärme? Er zumindest für eine Weile nicht. Oder zumindest nicht so viel.

Vielleicht auch nie wieder, dachte er in einem Anflug von Sarkasmus.

»Also schön«, knurrte er. »Bringen wir die Sache zu Ende...« Er warf sich auf alle sechse und raste auf die nächsten Roboter zu.

1.

Perry Rhodan

4. Juni 2144 NGZ

 

Es war kühl in Kantirans Kabine. Perry Rhodan konnte nicht sagen, ob das Absicht war. Ob sein Sohn es kühl mochte. Er wusste überhaupt nicht viel über den Mann, der vor ihm saß und ihn mit den blauen Augen ansah, die seinen eigenen sehr ähnelten.

Rhodan hatte keine Ahnung, was in den fast 800 Jahren geschehen war, seit er seinen Sohn das letzte Mal gesehen hatte. Bis vor Kurzem hatte er nicht einmal geahnt, dass Kantiran noch am Leben war.

Und so, wie es aussah, wusste Kantiran selbst nicht mehr viel aus dieser Zeit.

»Was ist los?«, fragte Rhodan.

Immerhin war es sein Sohn gewesen, der um diese Unterredung gebeten hatte. Eben noch hatten sie mit Dao-Lin-H'ay darüber diskutiert, ob sie die ihnen bekannten Anführer der Vantani direkt konfrontieren sollten. Kantiran hatte sich dafür eingesetzt, die Dominanz Lias-Cor-L'agyr herauszufordern. Schließlich standen ihnen nicht mehr viele Optionen offen, um Ursa Minor vor der Übernahme durch die mysteriösen Pflanzenwesen zu retten.

Die Symbionten – vielleicht sollte man sie eher Parasiten nennen, denn was sie mit ihren Wirten anstellten, war alles andere als eine friedliche Symbiose – standen kurz davor, sämtliche Welten dieses Raumgebietes unter ihre Kontrolle zu bekommen. Wäre dann die Milchstraße vielleicht der nächste Schritt?

»Wir müssen reden.« Kantiran räusperte sich.

Optisch wirkte er mittlerweile älter als sein relativ unsterblicher Vater. Er fuhr sich mit den Fingern durch den weißen Bart. »Während ich mich von der Gefangenschaft der Vantani erholt habe, hatte ich ... man könnte sagen, eine Vision.«

Rhodan zog wortlos die Augenbrauen hoch. Vor einigen Wochen hatten er und seine Gefährten Dao-Lin-H'ay, Stayn und Miro Teik den gefangenen Kantiran auf einem Planeten in einer Art Labor der Kartanin entdeckt und befreit. Es hatte lange gedauert, bis er sich von dem erholt hatte, was er dort hatte erdulden müssen. Rhodan war nicht sicher, ob diese »Vision« eine mögliche Folge davon war.

Kantiran schien seine Gedanken zu erraten. Er lächelte leicht. »Nichts Religiöses oder Spirituelles, wenn du das glaubst. Eher eine Art Offenbarung. Nein, das klingt genauso falsch ... Es war, als würde ich mich plötzlich an gespeichertes Wissen erinnern, das ich vergessen hatte.«

»Aha.« Rhodan wusste nicht, wie er reagieren sollte. »Was genau war das für Wissen?«

»Zum einen besitze ich wohl mehr Informationen über die Vantani, als mir bislang bewusst war. Ehrlich gesagt mehr, als mir lieb ist. So ganz klar kann ich es noch nicht verstehen. Was ich jedoch weiß, ist Folgendes: Ich war nicht zufällig an dem Ort, an dem du mich gefunden hast. Ich war dort im Auftrag einer fremden Macht, die geplant hatte, dass ich von den Vantani übernommen werden sollte.«

Das saß.

»Jemand hat dich den Vantani zum Fraß vorgeworfen?« Das Entsetzen bei dieser Vorstellung machte ihn wütend.

Kantiran nickte langsam. »So scheint es. Die Flucht, die mir durch deine Hilfe möglich wurde, war nicht im Sinn dieser unbekannten höheren Gewalt. Eigentlich sollte ich in die Reihen der Vantani eingeschleust werden, sozusagen als fünfte Kolonne.« Kantiran lachte bitter auf. »Ich war ein Bauer in einem Schachspiel.«

»Aber wie hättest du als Spion dienen können, wenn ein Vantani dich besetzt hätte?«

»Mein Auftraggeber ist davon ausgegangen, dass ich wegen meiner Gabe der Instinkttelepathie nicht zur Gänze übernommen werde. Das Wissen, über das ich verfüge, hätte später freigegeben werden sollen. Dann hätte ich die Kreise der Vantani infiltriert und für eine Weile wertvolle Informationen an Verbindungsleute weitergeben können.« Kurz presste Kantiran die Lippen zusammen. Er wirkte bitter. »Wahrscheinlich war es ihm gleich, ob ich irgendwann sterbe oder völlig von dem Vantani übernommen würde. Jemand hat mich benutzt und manipuliert.«

Rhodan beugte sich vor und wollte eine Hand auf Kantirans Arm legen. »Dazu ist es nicht gekommen.«

Kantiran entzog sich ihm. »Ja, du hast diese Pläne durchkreuzt. Aus der Sicht meines Auftraggebers ... meiner Auftraggeber ... ich weiß es nicht ... habe ich versagt. Er wird sich nach allem, was ich weiß, dafür rächen. Mein Leben ist nichts mehr wert.«

Rhodan fühlte sich hilflos. Wieder einmal wurden er und seine Freunde und Familie in die Intrigen fremder Mächte hineingezogen, und er konnte nichts dagegen tun. »Wer ist dieser ... Auftraggeber?«

Kantiran hob die Schultern. »Das ist ein blinder Fleck in meinen Erinnerungen. Ich bekomme mein Wissen nur Stück für Stück zurück, wenn ich es benötige.«

»Du benötigst es also in diesem Moment? Wenn du manipuliert wurdest, um die Vantani zu bekämpfen, muss es einen Grund geben, warum du dich nun erinnerst. Geht es darum, wie wir die Vantani an der endgültigen Eroberung von Ursa Minor hindern können?«

»Wir werden improvisieren müssen. Sobald wir die Dominanz Lias-Cor-L'agyr aufsuchen, übernehmen wir die Initiative.« Kantiran beugte sich vor. »Dann werden wir nicht mehr von fremden Mächten nach deren Drehbuch gesteuert, sondern handeln unabhängig.«

»Das stimmt, damit würden wir besser fahren. Wir sollten agieren statt reagieren.«

»An dieser Stelle kommt mein zurückerlangtes Wissen ins Spiel.« Kantiran lächelte zufrieden. »Die Vantani haben eine Schwachstelle, die sich ›Inkubator‹ nennt. Um die müssen wir uns kümmern.«

Rhodan runzelte die Stirn. »Worum handelt es sich bei diesem Inkubator? Ist es eine Produktionsstätte?«

»Das könnte man so sagen. Im Inkubator sorgt ein Wesen namens Intalyeny für die Aufzucht und die Pflege der Vantani. Dort werden die Symbionten, sagen wir mal, erzeugt.«

»Die später den Wirten eingepflanzt werden?«

»Genau. Wie wir anhand geringerer Aktivitäten der Vantani vermuten können, stottert der Inkubator derzeit. Es scheint, als würden viel zu wenige Vantani nachkommen. Das hat Stayn berichtet. In diesem Inkubator gibt es also Probleme – Probleme, die wir nutzen sollten.«

»Werden diese Probleme von deinem ›Auftraggeber‹ erzeugt?«, fragte Rhodan misstrauisch.

»Das weiß ich nicht.«

Rhodan seufzte. »Also schön. Dann also dieser Inkubator. Wie sollen wir vorgehen?«

»Wir teilen uns auf. Ich schlage vor, dass wir Miro Teik und Stayn dorthin schicken, wo nach meinen Informationen der Inkubator ist.«

»Ein gefährlicher Auftrag. Dennoch, ich werde es den beiden vorschlagen. Und du?«

»Ich werde Dao und dich zu Lias-Cor-L'agyr begleiten.«

Vehement schüttelte Rhodan den Kopf: »Ausgeschlossen, Kantiran. Du bist zwar wieder auf den Beinen. Aber du bist ... beeinflusst. Wir wissen nicht, wie du dich in prekären Situationen verhältst. Du bleibst zurück an Bord der JENNIFER THYRON.«

Kantiran ignorierte Rhodans Einwand. »Miro Teik und Stayn werden den Mächten im Inkubator ganz gut widerstehen, denke ich. Miro wird mithilfe seiner körperlichen Kräfte und seines scharfen Verstandes bestens gewappnet sein. Stayn hat ihren Zellaktivator, ihre mögliche Paragabe, mit Technik umzugehen, und eine gewisse ... Skrupellosigkeit, um sich selbst aus aussichtslosen Lagen rauszuhauen.«

Rhodan hatte Bedenken. »Miro Teik ist körperlich geschwächt. Er ist alt, seine Gedächtnisleistung gehemmt und eingeschränkt.«

»Nur manchmal. Denk daran, dass er uns freiwillig und auf seine Bitte hin begleitet. Das tut er nicht, um tatenlos im Raumschiff zu sitzen. Er will etwas tun.« Kantiran stand auf und ging unruhig auf und ab. »Ich werde den beiden so viele Informationen wie möglich zum Inkubator und zu Intalyeny geben.«

»Bist du sicher, dass du nicht nur Ausreden suchst, um Teik und Stayn aus dem Weg zu haben? Um uns begleiten zu können?«

Sein Sohn blieb stehen und sah ihm fest in die Augen. »Ich möchte Ursa Minor retten.«

»Es muss einen anderen Weg geben, den Inkubator zu vernichten. Irgendeinen ...«

»Wie wäre es, wenn du Miro Teik selbst diese Entscheidung überlässt, Vater?«

Rhodan wollte eine scharfe Antwort geben, als Kantiran plötzlich erstarrte. Sein Blick wurde glasig, dann begann sein Körper, zu zittern und zu beben. Er brach zuckend zusammen.

2.

Miro Teik

6. Juni 2144 NGZ

 

Grau-schwarze Wolken ballten sich um Miro Teik. Einige davon changierten ins Blaue, hier und da glühte es rot-orange. Es war, als ob sich Albträume um ihn versammelt hätten und darauf lauerten, ihn zu verschlingen.

Teik ließ sich davon nicht beeindrucken, oder er versuchte es zumindest. Seitdem er sein Planhirn nur noch mit großer Mühe nutzen konnte, war er empfänglicher für unangemessene Emotionen. Es lag an seinem Alter, dass ihn das rationale Denken nach und nach im Stich ließ.

Natürlich wusste er trotzdem, dass es keine Albträume waren, durch die er trieb. Er war kein seniler Idiot. Der Gasplanet Mabitt-Han, durch dessen Inneres er gerade glitt – mit Stayn auf seinem Rücken – durchmaß 148.000 Kilometer. Ob es einen festen Kern gab, war ungewiss. Dennoch war hier irgendwo ihr Ziel. Im System Nogar, das nahe dem Zentrum von Ursa Minor lag, hatte keiner der insgesamt sieben Planeten unter dem Licht einer roten Sonne namens Yran-Thoa Leben hervorgebracht. Miro Teik und Stayn, die sich an den Haluter klammerte, waren, soweit sie wussten, völlig allein.

Bis auf den Inkubator irgendwo unter ihnen und wer oder was immer dort hauste.

Vor Teik flirrte ein großer, gleißend heller Blitz durch die Atmosphäre. Er spürte, dass Stayn auf seinem Rücken zusammenzuckte.

»Warum so schreckhaft?«, fragte er.

Dank des Helmfunks musste er seine Stimme nicht erheben. Hätte er gegen die Umgebungslautstärke anschreien müssen, wäre wohl sogar das Organ eines Haluters an seine Grenzen gelangt: Draußen herrschte ein ohrenbetäubendes Rauschen und Donnern, Sausen und Dröhnen, meldeten ihm die Sensoren seines Anzugs.

»Ich bin nicht schreckhaft, alter Griesgram«, gab Stayn zurück. »Der Blitz hat mich nur im falschen Moment erschreckt.«

Teik erwiderte nichts. Er wusste, dass Lemurerstämmige den Halutern geistig unterlegen waren, aber er war sicher, dass Stayn in dieser Umgebung mit wiederkehrenden Blitzen rechnen konnte. Seit sie durch dieses Chaos trieben, hatte es ständig geblitzt oder geleuchtet.

Den Daten nach, die sein Einsatzanzug vermittelte, wirkten mehr als 50 Gravos auf sie beide ein, und das Magnetfeld des Planeten wurde immer wieder erschüttert. Sein Schutzanzug hatte jede Menge zu tun, um sie beide vor den Wetterunbilden zu bewahren. Stayns SERUN wäre dazu nicht in der Lage gewesen, denn er verfügte nicht über einen Paratronschirm.

Teiks Anzug hingegen war ein fortschrittliches halutisches Modell und in der Lage, Hyperaufrisse zu erzeugen und die Energien, die auf sie beide einprasselten, in den Hyperraum zu entsorgen. Das hatte ihnen nun bereits einige Male das Leben gerettet. Allerdings konnte Teik den Schirm nur für wenige Minuten aufrechterhalten, ehe dem Hochleistungsgenerator im Rückentornister die Energie ausging.

»Ich hoffe, es ist nicht mehr weit«, brummte er.

Genau war das nicht zu sagen: Die Messungen spielten immer wieder verrückt. Das hing mit hyperphysikalischen Effekten zusammen, die in dieser rätselhaften Umgebung fast allgegenwärtig waren. Sie führten zu seltsamen Erscheinungen. Vor einigen Minuten hatte Teik angenommen, ein Raumschiff vor sich zu sehen, das jedoch innerhalb eines Lidschlages verschwunden war. Kurz darauf hatte er geglaubt, inmitten eines gewaltigen Vogelschwarmes zu fallen. Ein Ding der Unmöglichkeit an diesem Ort.

Und dann tauchte der Umriss eines gewaltigen Haluters vor ihnen auf ...

 

*

 

... und plötzlich ist Miro auf Halut. Er steht auf der Wiese hinter dem Haus seines Elters und experimentiert mit verschiedenen Werkstoffen, als der große Schatten über ihn fällt. Miro fährt herum.

»Fancanos!«, jauchzt er und klammert sich an das Bein von Fancan Teik, dem er gerade so bis zur Hüfte reicht.

»Hallo, mein kleiner Miros«, brummt sein Elter und streicht ihm mit der Pranke seines rechten Laufarmes über den Kopf.

Miro ist überglücklich. Endlich ist sein Elter wieder da. Eine gefühlte Ewigkeit ist Fancan auf Reisen im Universum gewesen. Bestimmt hat er wieder aufregende Abenteuer erlebt. Miro kann es kaum erwarten, davon zu hören, und noch weniger, dem Elter von seinen eigenen Erlebnissen zu berichten.

»Ich habe beim Wissenschaftswettbewerb den zweiten Preis gewonnen!«, sprudelt es aus Miro heraus. Schulen gibt es auf Halut nicht, dazu gibt es zu wenig Nachkommen. Die wenigen Kinder werden bei Privatlehrern unterrichtet, die ihre Schüler jedoch in regelmäßigen Wettkämpfen aufeinandertreffen lassen. »Und Selmy hat sich neulich das Stirnauge verletzt, als wir im Labor experimentiert haben. Sein Elter meint, er kann es in ein paar Wochen wieder benutzten. Und ich mache Fortschritte mit meinen Forschungen. Ich probiere gerade aus, welches das beste Material für den Generator ist, von dem ich dir erzählt habe, den für den Quadrokopter...«

»Sachte, ganz sachte, kleiner Teikos«, lacht eine dunkle Stimme hinter seinem Elter.

Nun erst bemerkt Miro, dass Icho Tolot dabei ist. Er ist ein Freund seines Elters und ebenfalls ein Abenteurer. Miro kann ihn gut leiden – obwohl er manchmal etwas eifersüchtig auf Tolot ist, wenn dieser ihm wieder einmal den Elter entführt.

Wenn er groß ist, das hat sich Miro vorgenommen, wird er mit den beiden zusammen ins Weltall fliegen und Helden wie Perry Rhodan und Gucky den Mausbiber treffen.

Tolot kommt näher. Er gibt Miro einen freundschaftlichen Knuff. »Lass deinen Elter erst mal richtig zu Hause ankommen, ehe du ihn totplapperst.«

Miro verstummt verlegen. Tolot hat recht, denn Miro weiß, dass sein Elter nach den Reisen meist etwas Ruhe braucht.

Fancan jedoch beugt sich zu Miro herab. »Nur zweiter Platz im Wissenschaftswettbewerb? Was hat dich daran gehindert, den ersten zu machen?«