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Auf der Erde und den anderen Planeten, die von Menschen bewohnt sind, schreibt man das Jahr 2144 der Neuen Galaktischen Zeitrechnung – gut dreitausendachthundert Jahre in der Zukunft. Die Lage in der Milchstraße ist entspannt, es gibt keine größeren Konflikte. Die Menschen sowie die Bewohner der anderen Sternenreiche arbeiten gemeinsam an ihrer Zukunft. Perry Rhodan hat darüber hinaus größere Pläne: Das Projekt von San soll dabei helfen, die Beziehungen zu anderen Galaxien zu verbessern. Da wird die Erde von einem unverhofften Besuch überrascht: Dao-Lin-H'ay, die einzige Kartanin, die relativ unsterblich ist, bittet Rhodan um Hilfe. Offenbar wird ihre Heimat von einer Invasion bedroht – die auch die Milchstraße betrifft. Rhodan und die Kartanin machen sich schnell auf den Weg. In der kleinen Galaxis Ursa Minor erfährt der Terraner mehr über DAS REICH DER RUHE …
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Veröffentlichungsjahr: 2025
Nr. 3
Das Reich der Ruhe
Das Ende des Weges – eine Galaxis wird zur Zuflucht
Hermann Ritter
Cover
Vorspann
Die Hauptpersonen des Romans
1. Miro Teik: Der Notruf
2. Miro Teik: Ein Tag zuvor
3. Dao-Lin-H'ay: Bleib mir vom Fell
4. Dao-Lin-H'ay: in die Einsamkeit
5. Dao-Lin-H'ay: Rückzug?
6. Miro Teik: Geschichtskenntnisse
7. Miro Teik: das Wrack
8. Dao-Lin-H'ay: Jagdverhalten
9. Dao-Lin-H'ay: Fremde, Freunde
10. Miro Teik: Symbionten
11. Perry Rhodan: Die Dummheit
12. Miro Teik: Erster Kontakt
13. Perry Rhodan: Der Feind in mir
14. Miro Teik: Transmitter
15. Miro Teik: Kurs Ingastaar
16. Miro Teik: Geschichten
Impressum
PERRY RHODAN – die Serie
Auf der Erde und den anderen Planeten, die von Menschen bewohnt sind, schreibt man das Jahr 2144 der Neuen Galaktischen Zeitrechnung – gut dreitausendachthundert Jahre in der Zukunft. Die Lage in der Milchstraße ist entspannt, es gibt keine größeren Konflikte.
Die Menschen sowie die Bewohner der anderen Sternenreiche arbeiten gemeinsam an ihrer Zukunft. Perry Rhodan hat darüber hinaus größere Pläne: Das Projekt von San soll dabei helfen, die Beziehungen zu anderen Galaxien zu verbessern.
Da wird die Erde von einem unverhofften Besuch überrascht: Dao-Lin-H'ay, die einzige Kartanin, die relativ unsterblich ist, bittet Rhodan um Hilfe. Offenbar wird ihre Heimat von einer Invasion bedroht – die auch die Milchstraße betrifft.
Rhodan und die Kartanin machen sich schnell auf den Weg. In der kleinen Galaxis Ursa Minor erfährt der Terraner mehr über DAS REICH DER RUHE ...
Dao-Lin-H'ay – Die Kartanin verlässt ein Reich, um ein neues zu gründen.
Miro Teik – Der alte Haluter schreibt Geschichte.
Perry Rhodan – Der Terraner hört mit Erstaunen von einem alten Bekannten.
Carfesch
1.
Miro Teik: Der Notruf
19. Mai 2144 NGZ
»Hier spricht Marra Krimt an Bord des Monchairaumschiffs ROSTOR. Kennung TA-3881. 63-LTOB-0703.«
Die Worte waren kaum zu verstehen, die Stimme klang übermüdet. Auf mich wirkte sie außerdem weiblich – aber ich wusste aus jahrtausendelanger Erfahrung, wie gefährlich solche Zuordnungen bei fremden Spezies waren.
RON, die Positronik der JENNIFER THYRON, stabilisierte die Übertragung beim zweiten Abspielen, sodass die Nachricht nun klar und unverzerrt zu hören war.
»Wir haben unser Heimatsystem Tarbok vor zwei Tagen verlassen. Gestern habe ich die Kommandozelle verriegelt, seitdem hatte ich keinen Kontakt mehr zu meiner Besatzung.«
Einige schwere Atemzüge waren zu hören. Wir lauschten still weiter.
Ich hatte das Planhirn unterdrückt. Ich wollte diese Botschaft mit all ihren Emotionen verstehen und analysieren. Außerdem bereitete es mir unendliche Mühe, auf mein Planhirn zuzugreifen. Manchmal war es mir fast unmöglich.
»Über die Bordanlage kamen in den Stunden zuvor nur noch Schreie«, berichtete Marra Krimt. »Mit den Gerüchen konnte ich mich schon seit Stunden nicht mehr abfinden. Sie beleidigten die Nase, sie trugen den Tod in sich. Ein Gestank nach Verwesung, wie sie Golbash die Stinkende nicht hervorbringen könnte.«
Ein trockener Husten unterbrach die Mitteilung. Danach klang die Stimme etwas rauchiger, deutlich belegt.
»Sie versuchen in die Zentrale vorzudringen. Irgendwann wird es ihnen gelingen, das Schott aufzuschweißen. Der Brandgeruch ist kaum zu ertragen ... Soll ich das Raumschiff vernichten? Aber damit zerstöre ich jeden Hinweis darauf, was geschehen ist. Soll ich ein Sonnensystem ansteuern? Dann bringe ich alle in Gefahr, die in Kontakt mit der ROSTOR und dem Fremden kommen. Ich will, dass meine Warnung gehört wird. Denn diese Warnung muss gehört werden: Wir wurden übernommen. Von unsichtbaren Feinden, die sich unserer Körper bemächtigen und sie zu steuern beginnen.«
Eine Weile lang war nichts zu vernehmen. Wie weitermachen? Ich blickte zu Perry Rhodan hinüber. Der Terraner wollte die Aufzeichnung bereits von vorne starten, da kam wieder diese Stimme, doch viel leiser dieses Mal.
»Ich spüre es auch. Es ist in mir. Es will mich.« Ein trockenes Schluchzen. »Es will mich, es will ...« Dann kam nur noch ein kurzes, würgendes Geräusch.
Die Übertragung brach abrupt ab. Bevor Rhodan sie erneut starten konnte, gab RON von selbst die automatische Aufzeichnung wieder.
»ROSTOR, Kennung TA-3881. Marra Krimt, 63-LTOB-0703.«
»Genug!« Auf Rhodans Befehl hin schwieg die Stimme.
Ich musterte meine Umgebung. Da stand ich nun – in der Zentrale eines Raumschiffs der Menschen, in eine Diskussion mit einem Terraner, einer Kartanin und einer Positronik vertieft.
Was tat ich eigentlich? Die Stimme sagte, sie wolle gehört werden.
Das will ich auch ... und von dem erzählen, was geschieht. Die letzte Geschichte meines Lebens erzählen, denn mir bleibt nicht mehr viel Zeit. Ich möchte meiner Rolle als Historiker gerecht werden.
Für einen Moment war ich abgelenkt. Hatte mich jemand angesprochen? Rhodan schaute wissend zu Dao hinüber.
Haben sie mich etwas gefragt und ich habe nicht zugehört?
»Das kommt mir alles sehr bekannt vor«, sagte Rhodan.
Die Kartanin starrte mit einer typisch menschlichen Verlegenheitsgeste vor sich auf den Boden. Wo und wann sie sich das wohl angewöhnt hatte?
»Ich habe dich gewarnt«, sagte sie leise
»Das stimmt«, antwortete Rhodan. »Das hast du. Aber die Unsterblichkeit wird nicht dadurch verdient, dass man jahrtausendelang auf einem Planeten tatenlos in der Ecke sitzt und darauf wartet, dass die eigene Sonne zur Nova wird.«
»Halt mir bitte keine Vorträge, Perry.«
»Kein Vortrag. Es tut mir leid, wenn es so rüberkommt. Ich meine ... relative Unsterblichkeit ist nur eine bessere Voraussetzung, um sich bestimmten Aufgaben zu stellen. Wie zu meiner Zeit als Risikopilot. Damals hatte ich bessere Reflexe und bessere Widerstandskräfte als die anderen Kandidaten. Daher wurde ich ausgewählt, um mit der STARDUST zum Mond zu fliegen. Heute ist es die Unsterblichkeit, die mir Vorteile gegenüber anderen Wesen gibt. Und um diese Vorteile zu nutzen und zu verdienen, begebe ich mich in Gefahr.«
»Ist das klug?« Dao hatte sich vor Rhodan aufgebaut, die Arme vor der Brust gekreuzt.
»Ich weiß es nicht. Aber ist es klug, was wir hier tun?« Rhodan warf erst einen fragenden Blick zu Dao, zu mir.
Ich antwortete nicht. Meine genetischen Voraussetzungen als Haluter erlaubten es mir, mehrere Tausend Jahre alt zu werden, und das ohne einen Zellaktivator. Älter, als so manch ein Aktivatorträger geworden war. Ich hatte kein Recht, über relative Unsterblichkeit zu reden. Diese Aufgabe musste Dao übernehmen.
»Ronald ... Tekener sagte immer, dass es mit die klügste Idee seines Lebens gewesen sei, nichts auf Äußerlichkeiten zu geben. Ich dachte anfangs, er spiele mit diesen Worten auf unsere Beziehung an um uns die Sache zu erleichtern. Du weißt schon – ein Paar aus Vertretern zweier verschiedener Spezies. Da gibt es genug Raum für schlechte Kommentare und dumme Witze. Aber im Lauf der Zeit verstand ich, was er wirklich meinte. Es ging nicht um mich, sondern um Kennon, seinen langjährigen Partner.«
Ich hatte Sinclair Marout Kennon noch gekannt. Rhodan sowieso. Kennon war verwachsen gewesen, in seinem Geburtskörper nur mit Mühe lebensfähig, aber ein begnadeter Kosmokriminalist. Später war sein Verstand in einen Robotkörper verpflanzt worden. Während der Schwarmkrise war er verschollen. Was wohl aus ihm geworden war?
»Ich erinnere mich«, sagte Rhodan sanft.
»Tekener gab nichts auf den ersten Anschein. So ähnlich ist es aktuell mit den Vantani«, fuhr Dao fort. »Wenn ich bei jedem Wesen, mit dem ich je Kontakt hatte, darüber nachgedacht hätte, ob es in Wahrheit übernommen war oder gar ein geistloser Körper, der nur auf einfache Befehle reagiert ... Zombies, so hat Tekener sie einmal genannt. Wenn ich jedes Mal darüber nachdächte, ob ich einem Zombie gegenüberstehe, dann könnte ich überhaupt nicht mehr mit anderen Wesen interagieren.«
»Herrschen heißt vertrauen.«
War das eines der Zitate, das ich der Nachwelt überliefern wollte? Ein letzter Bericht von mir, mit einer Analyse Perry Rhodans? Nein, sicherlich nicht.
Ich beschloss, weiter still zuzuhören und zu beobachten, wie sich die Situation entwickelte.
»Du hast recht, Perry. Eine Lektion, die ich mühsam lernen musste.« Sie gab sich einen Ruck. »Was machen wir mit der ROSTOR?«
Rhodan drehte den Kopf ein wenig nach links, sodass er zwischen Dao und mir hindurch zur Kabinenwand sah, ohne jemand direkt zu fixieren.
»RON, was wissen wir über diese Mitteilung?«, fragte er ins Leere.
Sofort ertönte die angenehme Stimme der Bordpositronik. »Bei Tarbok handelt es sich um eine fast vollständig automatisierte Bergwerkskolonie der Monchai. Die Bewohnerzahl lag zu keinem Zeitpunkt bei mehr als zwanzigtausend Lebewesen.«
»Weiter!«
»Tarbok ist der vierte Planet von sieben. Er hat keinen Mond, die Welt keine Atmosphäre. Die Bevölkerung verteilt sich auf drei Wohnkuppeln auf der nördlichen Halbkugel des Planeten. Der Rest der Daten bezieht sich auf aktuell nicht relevante Informationen zum Vorkommen von Bodenschätzen, dem Sozialverhalten der isoliert lebenden Kolonisten auf Tarbok und die vor zwei Jahrhunderten erfolgte umfangreiche Kartografierung des Systems.«
»Erzähl mir mehr über das Schiff! Über die ROSTOR.«
»Die ROSTOR ist ein registriertes Raumschiff der Monchai. Ein Passagierraumer mit einer Rumpfbesatzung von sieben Personen, für den Transport von bis zu sechs Passagieren gedacht. Wird oft von großen Firmen gechartert, um kleine Gruppen komfortabel von einem Ort zum anderen zu bewegen. Die angepeilte Position der ROSTOR liegt etwa ein Lichtjahr von Tarbok entfernt. Vermutlich war das Raumschiff auf dem Weg nach oder kam von Tarbok. Nähere Einzelheiten sind aus den vorhandenen Daten nicht zu ermitteln.«
»Danke. Kommen wir zur Sprecherin. Was hast du über sie herausgefunden, RON?«
»Über Marra Krimt gibt es keine Informationen in den mir zugänglichen Datenbanken. Die vorliegenden Angaben wie ihr Zugang zur Zentrale und ihre Wortwahl lassen darauf schließen, dass es sich um die Erste Offizierin, möglicherweise um die Kapitänin des Raumschiffs ROSTOR handelt. Die Aufnahme ist mit einer Wahrscheinlichkeit von achtundneunzig Komma drei Prozent authentisch. Eine Analyse der langsam sinkenden Sendeleistung ergibt ein erstmaliges Sendedatum von vor etwa hundert terranischen Stunden.«
»Danke, RON.« Offensichtlich war Rhodan mit der Antwort zufrieden, denn er hakte nicht nach.
»Hilft uns das irgendwie weiter?« Dao schien nicht überzeugt.
»Ja und nein. Früher wäre keine Frage gewesen, was zu tun ist. Ein Hilferuf bedeutet, dass jemand in Not ist. Da gab es keine Diskussionen, ich hätte augenblicklich gehandelt.«
»Und heute, Perry?«
»Heutzutage ist das Universum komplizierter.«
»Richtig. Aber es gibt Probleme, die nur Unsterbliche lösen können.«
Da wäre ich mir nicht sicher.
Aber diesen Gedanken behielt ich klugerweise für mich.
2.
Miro Teik: Ein Tag zuvor
18. Mai 2144 NGZ
Wir waren alle neugierig auf Dao-Lin-H'ays Bericht gewesen. Ein Normalsterblicher erlebte nicht oft, dass eine relativ Unsterbliche, die weit über die Grenzen einer Galaxis hinaus bekannt war, wieder auftauchte, nachdem sie Jahrhunderte fortgewesen war, um eine unglaubliche Geschichte zu erzählen.
Zugegeben, ich hatte das bereits öfter erlebt. Ich war alt.
Und genau darum wieder dieselbe Frage: Was mache ich gerade? Bin ich der Richtige, um diese Geschichte aufzuschreiben?
»Miro, wie geht es dir?«
»Gut.«
Nicht gut.
Ich konnte häufig nur unter Schmerzen aufrecht stehen und beugte mich immer wieder mal nach vorne.
Aber selbst wenn ich mich vorbeugte, überragte ich als Haluter einen Menschen noch deutlich. Perry Rhodan musste seinen Kopf weit in den Nacken legen, um in mein Gesicht schauen zu können. Warum hatte ich dennoch das Gefühl, als würde er auf Augenhöhe mit mir sprechen?
Rhodan setzte nach. »Bist du neugierig?«
Wie sollte man eine solche Frage beantworten?
Ich ging etwas in die Knie damit Rhodan etwas bequemer stehen konnte. Dabei versuchte ich ihn mit meinem Stirnauge zu fixieren. Die Sicht blieb voller Schlieren, die immer wieder über mein Blickfeld zogen und es mir schwer machten, mich auf seinen Gesichtsausdruck zu konzentrieren.
»Ich bin immer neugierig. Aber die Zeit fordert ihren Tribut. Früher ...« Der Satz blieb unbeendet in der Luft hängen. Statt Worte auszusprechen, verlor ich mich in Erinnerungen.
Rhodan wartete einen Moment, doch ihm wurde irgendwann klar, dass ich von selbst die Unterhaltung nicht wieder aufnehmen würde.
»Es ist die Last von Wesen, die so alt werden wie du oder ich, dass für diese die Welt um uns herum in stetigem Wandel ist«, sagte er. »Deine und meine Spezies – was hatten wir für einen schrecklichen ersten Kontakt! Und was kam dann? Kriege, Missverständnisse, Geheimnisse. Und heute stehen wir Seite an Seite. Gemeinsam unterwegs, um Neues zu lernen und Unbekanntes zu erfahren.«
Ich blieb stumm. Dafür wandte ich mich wieder dem Schirm zu.
Die drei anderen im Raum schwiegen. Stayn, diese vermeintlich junge Frau, verhielt sich unauffällig. Manchmal hatte ich das Gefühl, als wäre sie gar nicht anwesend. War dies eines ihrer sonderbaren Talente? Hatte sie sich deshalb unter schwierigsten Bedingungen auf der Station Ajin durchschlagen und überleben können?
Ich verwarf den Gedanken und konzentrierte mich wieder auf Rhodan.
Zeigt er Ehrfurcht vor dem hohen Alter? Oder Mitgefühl mit einem Sterbenden? Oder weiß er, dass ich einfach nur mehr Zeit brauche?
Was für eine Feststellung für einen Haluter. Ich brauche mehr Zeit ... Wir gelten doch als unfassbar schnell denkende Wesen. In unseren Reihen finden sich Philosophen und Wissenschaftler, deren Ruhm über mehrere Galaxien strahlt.
Aber selbst wir altern. Irgendwann wartet am Ende der Reise nur noch der Tod, das letzte Geheimnis.
»Zu schlafen, vielleicht zu träumen.« Ich musste meinen Gedanken laut ausgesprochen haben.
»Shakespeare, Hamlet«, kommentierte Rhodan.