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Fast 4000 Jahre in der Zukunft: Zwischen den Sternen der Milchstraße herrscht Frieden. Die Menschen leben auf Tausenden von Welten, pflegen gute Beziehungen zu ihren Nachbarn und arbeiten gemeinsam mit diesen an der Zukunft. Darüber hinaus hat Perry Rhodan größere Pläne. Vor langer Zeit half der Raumfahrer den Bewohnern der Erde dabei, zu den Sternen zu reisen – nun will er die Kontakte zu anderen Sterneninseln ausbauen. Das Projekt von San soll die Grundlagen schaffen. Da erhält die Erde unverhofften Besuch: Dao-Lin-H'ay, die einzige Kartanin, die relativ unsterblich ist, bittet Rhodan um Hilfe. In ihrer Heimatgalaxis Ursa Minor läuft eine Invasion – die ebenso die Milchstraße bedroht. Geheimnisvolle Symbionten übernehmen ganze Völker. Der Terraner macht sich ohne Zögern auf den Weg nach Ursa Minor. Seinem kleinen Team schließt sich die mysteriöse Stayn an. Sie sieht aus wie ein Mädchen, lebt in Wirklichkeit aber seit Jahrtausenden. Weil sie ihre eigenen Wege geht, steuert sie eine der letzten freien Welten der Galaxis an – und sie erlebt den Fall des Despoten …
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Seitenzahl: 142
Veröffentlichungsjahr: 2025
Nr. 7
Der Fall des Despoten
Das Geheimnis von Sombrea-Ton – die Dominanz tritt auf den Plan
Lucy Guth
Cover
Vorspann
Die Hauptpersonen des Romans
1. Alarm
2. Stayns Weg
3. Rückkehr des Despoten
4. Die Grube For'tah
5. Unter der Haube
6. Inkognito in Ahyjo
7. An der Theke
8. Die Dominanz wartet
9. Das Geheimnis von Sombrea-Ton
10. Die Schlacht
11. Freischicht
12. Die Dominanz ist beeindruckt
13. Hinterhalt
14. Ahyjo brennt
15. Die Dominanz ist ehrlich
16. Das Schlachtfeld
17. Die Dominanz schöpft Hoffnung
18. Stayn lässt die Bombe platzen
Impressum
Auf der Erde und den anderen Planeten, die von Menschen bewohnt sind, schreibt man das Jahr 2144 der Neuen Galaktischen Zeitrechnung – gut dreitausendachthundert Jahre in der Zukunft. Die Lage zwischen den Sternen der Milchstraße ist entspannt, es gibt keine größeren Konflikte.
Da wird die Erde von einem unverhofften Besuch überrascht: Dao-Lin-H'ay, die einzige Kartanin, die relativ unsterblich ist, bittet Rhodan um Hilfe. Ihre Heimatgalaxis Ursa Minor wird von einer Invasion heimgesucht – die auch die Milchstraße bedroht. Geheimnisvolle Symbionten übernehmen ganze Völker.
Perry Rhodan macht sich ohne Zögern auf den Weg. Ihm und Dao schließt sich die geheimnisvolle Stayn an. Unter großen Gefahren sammeln sie erste Informationen. Wie es aussieht, stehen die fremdartigen Vantani kurz davor, die gesamte Galaxis zu übernehmen.
Da unternimmt Stayn eine wagemutige Mission: Allein steuert sie eine eigentlich unbedeutende Welt an – im Zentrum steht dort aber DER FALL DES DESPOTEN ...
Stayn – Die Lemurerin geht auf eine eigenwillige Mission.
Nija-Man-S'ogal – Der Despot kämpft für die Freiheit »seiner« Welt.
Hillo-des-K'ronc – Der Robotführer wundert sich bisweilen.
Die Dominanz
1.
Alarm
Der Alarm gellte durch die JENNIFER THYRON. Perry Rhodan sprang mit beiden Füßen voran aus dem Bett. Er hatte sich gerade hingelegt. Als Zellaktivatorträger benötigte er eigentlich kaum Schlaf, aber auch ihm tat es gut, zumindest hin und wieder die Augen zu schließen.
Mit der Ruhe war es vorbei, als der schrille Signalton sein Ohr erreichte. Er zog die Bordkombination über, schlüpfte hastig in seine Stiefel und rannte zur Zentrale.
Dort traf er auf die Kartanin Dao-Lin-H'ay, den Haluter Miro Teik und einen Posbi namens Bartlin, der meist als Sprecher aller 15 Posbis an Bord auftrat.
Der schrille Alarm stellte immer noch den Soundtrack des Geschehens dar, als Rhodans Sohn Kantiran hereinkam. Sein Anblick erfüllte Rhodan gleichzeitig mit Freude und Besorgnis. Zwar war er glücklich, seinen Sohn nach so vielen Jahren wiederzusehen, dessen immer noch geschwächter Zustand beunruhigte ihn jedoch.
Immerhin schien es Kantiran besser zu gehen, sonst hätte er die kleine Medostation nicht verlassen, um dem Generalalarm zu folgen und die Zentrale aufzusuchen.
»Wer hat den Alarm ausgelöst?«, fragte Teik. Der Haluter brauchte seine dröhnende Stimme nicht zu heben, um den Alarm zu übertönen. Damit war er jedoch der Einzige in der Zentrale.
»Das war ich«, antwortete die melodische Stimme von RON, der Schiffspositronik.
»Schalt den Alarm aus, wir sind alle da!« Im Gegensatz zu Teik musste Rhodan fast schreien. Er sah sich noch einmal um. »Das heißt, fast alle. Wo ist Stayn?«
Der Alarm verstummte.
Die jugendlich wirkende Stayn, die, wie Rhodan mittlerweile wusste, dank eines lemurischen Zellaktivators weitaus älter war, als sie aussah, war nicht in der Zentrale.
»Genau deswegen habe ich den Alarm ausgelöst«, sagte RON. »Stayn ist weg. Mit ihr das Beiboot SJ-01.«
»Seit wann?«, fragte Rhodan.
»Ich kann den Zeitpunkt ihres Verschwindens nicht genau bestimmen. Ebenso wenig kann ich Auskunft darüber geben, wie sie es geschafft hat, das Schiff zu stehlen. Aber Stayns Nachricht ist etwa fünfzehn Stunden alt.«
»Es gibt eine Nachricht?«
Vor ihnen erschienen ein paar Worte in der Luft: »Ich bin bald wieder da.« Darunter war ein Datensatz als Anhang zu erkennen.
»Was sind das für Daten?«, fragte Dao.
»Ein Koordinatensatz, der ein Sonnensystem in unmittelbarer Nähe als Treffpunkt markiert.«
»Kurz und prägnant«, urteilte Teik. »Das soll wohl bedeuten, dass wir dort auf Stayn warten sollen.«
»Wir sollen also Däumchen drehen, während sie irgendwelche Erledigungen macht.« Dao stieß ein unwirsches Fauchen aus. »Ich weiß, dass Stayn nur so aussieht, aber manchmal benimmt sie sich tatsächlich wie ein Teenager.«
»Mich würde interessieren, wie Stayn die Schiffspositronik umgehen konnte«, meldete sich Bartlin zu Wort. »Wir reden hier immerhin von fünfzehn Stunden, in denen RON den Diebstahl nicht bemerkt hat. Hast du dazu Erkenntnisse, RON?«
Wenn ein Posbi eine Positronik rügt... , dachte Rhodan.
»Leider nicht. Sie muss sich Zugang zu meinen Programmroutinen beschafft und ihre Spuren gut verwischt haben«, gab RON zu. »Ich habe weder Stayns Abwesenheit registriert noch das Fehlen der Space-Jet zur Kenntnis genommen. Bis vor wenigen Minuten.«
»Moment – eine Space-Jet?«, hakte Dao nach. »Das muss ein Fehler sein. Es gibt keine Space-Jet mit an Bord der JENNIFER THYRON, bloß zwei Shifts.«
»Ähm, das ist kein Fehler.« Rhodan fühlte Verlegenheit in sich aufsteigen. Wahrscheinlich war es eher Zerknirschung, weil er auf diese unglückliche Weise »erwischt« worden war. »Dieses Beiboot gibt es wirklich. Die SJ-01 ist eine MICRO-Jet.«
»Wo war dieses Schiff versteckt, und warum wusste Stayn davon und ich nicht?« Dao versuchte sichtlich, ruhig zu bleiben, aber Rhodan spürte ihren aufkommenden Zorn.
»Niemand außer RON, den Posbis und mir wusste davon, Stayn ebenfalls nicht. Ich habe keine Ahnung, wie sie davon erfahren hat.« Rhodan atmete tief durch. »Stayn hatte entweder Glück, oder sie hat erfolgreich herumgeschnüffelt – beides traue ich ihr zu. Die SJ-01 war zwischen zwei Maschinendecks nahe dem Südpol der JENNIFER THYRON geparkt.«
»In den unteren Decks ist kaum Platz«, meinte Teik, der weitaus besser wegsteckte, nicht eingeweiht gewesen zu sein. »Mithin konnte Stayn keinen Schnellstart durchführen, sie musste die MICRO-Jet mühsam zwischen Aggregatdecks ausfädeln. Umso erstaunlicher, dass sie dabei nicht entdeckt wurde.«
»Wie immer sie es angestellt hat: Wir haben keine Ahnung, wohin sie verschwunden ist«, ergänzte Kantiran.
Er sah nach wie vor sehr erschöpft aus, bemerkte Rhodan sorgenvoll.
»Genauso wenig Ahnung haben wir, wann sie wieder auftauchen wird – vermutlich an jenem mysteriösen Treffpunkt, dessen Koordinaten sie uns hinterlassen hat.«
Rhodan fuhr sich ratlos durchs Haar. Man schrieb den 27. Mai 2144 NGZ, sie hatten nicht viel Zeit zu verlieren. Dennoch: »Es wird uns wohl nichts anderes übrig bleiben, als auf sie zu warten.«
»Das gefällt mir nicht. Ganz und gar nicht.« Dao ging wütend auf und ab. »Wir sollten unseren Weg ohne sie fortsetzen.«
Rhodan zog die Augenbrauen hoch. »Welchen Weg? Nach dem Exodus des Eruptivs von Lashan haben wir keinen weiteren Anhaltspunkt, an dem wir ansetzen könnten. Momentan bin ich ehrlich gesagt etwas ratlos, wie wir weiter vorgehen.«
Die anderen schwiegen. Offenbar waren sie auch ratlos. Sie wollten, um die Invasion der Vantani aufzuhalten, die seltsamen Pflanzensymbionten besser verstehen. Doch ihnen gingen die Optionen aus.
»Womöglich untersucht Stayn eine Spur, die uns entgangen ist«, schlug Teik vor.
Rhodan hatte zwar keine Ahnung, welche das sein sollte, aber er stimmte dem Haluter zu. Sie hatten keine andere Wahl, als am vorgeschlagenen Treffpunkt auf Stayn zu warten, und zu hoffen, dass sie mit nützlichen Informationen zurückkehrte. Wann immer das sein mochte – »bald« war ein dehnbarer Begriff ...
2.
Stayns Weg
»Kurs programmiert. Zielkoordinaten: Myrksystem.«
Die Stimme der Bordpositronik war flach und emotionslos. Das wunderte Stayn nicht, denn die Positroniken bei kleinen Schiffen wie einer MICRO-Jet waren nicht so ausgefeilt wie die von größeren Schiffen. Sie waren funktional und genial, aber im Gegensatz zu Positroniken wie der auf Ajin fehlte ihnen eine gewisse ... Persönlichkeit. Selbst eine Unterhaltung mit RON war interessant – was man vom MICRO-Jet-Bordrechner nicht behaupten konnte.
Das war für Stayn kein Hindernis, ein wenngleich recht einseitiges Gespräch zu führen. Schließlich hatte sie oft Jahre in relativer Einsamkeit verbracht und lediglich mit der Positronik der Station Ajin Unterhaltungen gehabt, die trotz der höheren Komplexität der Stationspositronik häufig nicht besonders erhellend gewesen waren.
»Mittlerweile hat dein großer Bruder RON mitbekommen, dass wir beide nicht mehr da sind«, plauderte Stayn und kontrollierte das Umgebungsholo. »Ich gehe davon aus, dass er Rhodan und den Rest seiner Bande informiert hat, und mir in diesem Moment einige Flüche in Überlichtgeschwindigkeit hinterhereilen. Wann die mich wohl einholen?«
»Datenlage ungenügend«, antwortete die Positronik.
Natürlich.
Stayn hatte kein schlechtes Gewissen, dass sie die MICRO-Jet gestohlen und sich heimlich davongeschlichen hatte.
»Was ich vorhabe, ist wichtig, weißt du? Und ich habe das Schiff nur geborgt, ich bringe es zurück. Zumindest, wenn alles glattläuft.« Sie lehnte sich auf ihrem Sitz zurück. »Es hat eine Weile gedauert, RON zu knacken. Für so ein kleines Schiff wie die JENNIFER THYRON ist die Positronik ziemlich gut abgesichert. Dafür hat bestimmt Rhodan gesorgt. Der kann ganz schön misstrauisch sein, obwohl er sich immer so tolerant und offen gibt.«
Letztendlich war es Stayn zugutegekommen, dass die Positronik der JENNIFER THYRON jener der Station Ajin trotz allem konzeptionell ähnlich war. Mit der Stimme von Ajin hatte sich Stayn über Jahrhunderte hinweg auseinandergesetzt.
Nachdem sie es geschafft hatte, RON zum Reden zu bringen, war der sehr mitteilsam geworden. Auf diese Weise hatte Stayn ein paar spannende Dinge über die »Sonderausstattung« der JENNIFER THYRON erfahren: Ausrüstungsgegenstände, von denen außer RON, Rhodan und den Posbis niemand wusste.
Stayn mochte Geheimnisse. Noch besser freilich gefielen ihr Geheimnisse, denen sie auf die Schliche kam.
»Erzähl mir mehr über Sombrea-Ton.«
»Sombrea-Ton ist die zweite von vier Welten, die um die Sonne Myrk kreisen. Die vier Planeten heißen Cymb, Sombrea-Ton, Hors-Divor und Parinau. Nur Sombrea-Ton ist bewohnt«, teilte ihr die Positronik mit.
Stayn hörte aufmerksam zu. Sie musste so viel wie möglich über Sombrea-Ton erfahren, ehe sie dort ankam. Seit sie den Namen gehört hatte, ließ er sie nicht mehr los.
Er war vor Kurzem in einer Unterhaltung von Dao und Rhodan über die kartanischen Kolonien im Reich der Ruhe gefallen. Er hatte Stayn wie ein kleiner, elektrischer Schlag getroffen. Sie kannte den Namen, ohne zu wissen, woher. Er war Teil einer vagen Erinnerung aus längst vergangener Zeit. Aus jener Zeit, als sie noch nicht auf Ajin gelebt hatte.
Der Begriff Sombrea-Ton rief etwas in ihr wach. Sie hatte positive Gefühle, assoziierte damit so etwas wie »Vater« und »Heimat«. Er weckte eine unbestimmte Sehnsucht in ihr – und den Wunsch, mehr über sich und ihre Herkunft zu erfahren.
Eine kurze Recherche – deren Spuren sie ebenfalls verwischt hatte – ergab, dass Sombrea-Ton die 15. und kleinste aller derzeit von Kartanin besiedelten Welten war, die zum Reich der Ruhe gehörten. Sehr schnell reifte in Stayn das Verlangen, diesen Planeten mit eigenen Augen zu sehen.
Da kam es ihr zupass, dass sie bei einem ihrer vielen heimlichen Streifzüge durch die JENNIFER THYRON erst kurz zuvor die MICRO-Jet entdeckt hatte – ein Schiff, das für ihren Zweck genau richtig war und das niemand so schnell vermissen würde. Auf das Versteck war sie dank einer ihrer Unterhaltungen mit RON aufmerksam geworden.
Es war nicht leicht gewesen, sich an den Posbis vorbeizuschmuggeln. Es war hingegen ein Kinderspiel, sich selbst aus RONS allsehendem Blick zu entfernen, ebenso wie die MICRO-Jet, und alle Spuren zu verwischen.
Zwar würde das nicht auf Dauer funktionieren, aber zumindest für einige Stunden. Wenn in dieser Zeitspanne niemand ihrer Reisegefährten nach ihr suchte, dürfte ihr Verschwinden lange genug unentdeckt bleiben, um aus dem direkten Ortungsumfeld der JENNIFER THYRON zu entkommen.
Dieser Plan war aufgegangen.
»Erzähl mir mehr!«, forderte Stayn die Positronik auf.
»Sombrea-Ton ist von der Einwohnerzahl her klein, und von den Maßen«, setzte die Positronik an. »Der Planet hat einen Durchmesser von 1998 Kilometern auf Äquatorhöhe, eine Bevölkerung von 16,4 Millionen.«
»Alles Kartanin?«, fragte Stayn.
»Fast. Angehörige anderer Völker gibt es nur wenige. Die Einwohner leben fast alle in einigen größeren Städten auf den drei Kontinenten Pharäa, Trimorayn und Geneth-Laat.«
Es würde schwierig werden, auf einem Planeten voller Kartanin nicht aufzufallen. Andererseits kam Stayn die geringe Bevölkerungszahl entgegen. Dennoch wusste sie nicht recht, wo sie mit ihrer Suche beginnen sollte. In der Hauptstadt vielleicht? Sie brauchte weitere Informationen, um einen Plan zu schmieden.
»Wie sind die Lebensbedingungen?«
»Die Atmosphäre ist für Kartanin und Menschen atembar, die Schwerkraft liegt bei 0,91 Gravos. Ein Tag dauert elf terranische Stunden.«
»Natürlich, der Planet ist klein, deswegen die kurze Umdrehungszeit. Kartanin auf anderen Planeten sind längere Tage gewohnt. Ich bin gespannt, wie sie damit umgehen.« Neugierig vergrößerte Stayn ein Holo, das die Positronik ihr zu den Informationen zeigte und das einen Planeten mit viel Wasser und drei großen Landmassen darstellte. »Wie kann es sein, dass ein so kleiner Planet eine Gravitation von 0,91 aufweist?«
»Vermutlich liegt die vergleichsweise hohe Schwerkraft in der Superdichte des Planetenkerns begründet.«
Das erregte Stayns Interesse. »Wie ist dessen elementare Zusammensetzung?«
»Datenlage unklar.«
Das war immerhin ein Ansatzpunkt. Vielleicht sollte sie in dieser Richtung nachforschen. Sie wollte herausbekommen, ob der Planet mit ihrer lemurischen Herkunft in Zusammenhang stehen könnte. Dazu musste sie auf Sombrea-Ton landen und unauffällig bleiben.
Zufrieden dachte Stayn an weitere Ausrüstungsgegenstände, die sie aus dem Arsenal der JENNIFER THYRON ... ausgeliehen hatte. Mit deren Hilfe würde es kein Problem sein, den Planeten zu erkunden.
3.
Rückkehr des Despoten
Schroff ragten die Klippen von Omk über den grauen Wellen des Ozeans Kirilitt auf. Nija-Man-S'ogal liebte diesen Anblick. Er erinnerte ihn täglich daran, was für ein Glück er hatte. Glück, das aus harter Arbeit hervorgegangen war.
Er beschleunigte seinen Gleiter und schoss dicht über den Wellen dahin, zog sein Gefährt dann in einer plötzlichen Bewegung in die Höhe, um weit über die Klippen hinaus zu rasen.
Er wusste, dass er mit solchen Manövern die Piloten seiner Begleitfahrzeuge in den Wahnsinn trieb und fletschte die Reißzähne. Generalin Xin-Hadas-E'ldho, die Anführerin seiner Leibgarde, war ohnehin nicht besonders begeistert davon, dass der Despot von Sombrea-Ton darauf bestand, stets mit seinem eigenen Gleiter zu fliegen, statt sich gut gesichert chauffieren zu lassen.
Doch Nija wäre nicht dort, wo er war, wenn er sich von Untergebenen sagen lassen würde, was er zu tun und zu lassen hatte. Als Kartane musste man Stärke zeigen und seinen Platz gegenüber den Frauen behaupten, wenn man es zu etwas bringen wollte. Er hatte seit seiner Kindheit um den Rang des Despoten gekämpft, und er würde ihn bis zu seinem Tod behalten.
In der Ferne tauchte Ahyjo auf. Die Hauptstadt breitete sich über die Klippen und darüber hinaus aus und war mit Sicherheit das Schmuckstück des Kontinents Trimorayn. Sie war riesengroß, die Hälfte der Fläche erstreckte sich achthundert Meter über dem Ozean. Gewaltige Antigravanlagen sorgten dafür, dass dieser Teil der Stadt, »Schwebestadt« genannt, nicht in die Tiefe stürzte.
Aus reinem Übermut – und um seine Wachen auf die Probe zu stellen – raste Nija mit dem Gleiter unter der Stadt hindurch. Da die Dämmerung gerade einsetzte, war die Unterseite der Stadt bereits beleuchtet. Über dem Gleiter wucherte ein Labyrinth aus Rohrbahnen, Wasser- und Energieleitungen. Zahllose Roboter schwirrten umher, um die Anlagen zu warten, zu reparieren oder Verbesserungen vorzunehmen.
Er ließ sich Zeit. Selbst mit dem schnellen Gleiter dauerte es mehrere Minuten, das Durcheinander der Infrastruktur der gewaltig großen Schwebestadt zu unterfliegen. Immerhin schafften es seine Begleiter, mit ihm mitzuhalten.
Auf der anderen Seite von Ahyjo riss Nija den Gleiter in einer Steilkurve in die Höhe, wendete und raste Richtung Stadtmittelpunkt. Dort erhob sich der Palast des Despoten.
Nija war einen ganzen Planetentag unterwegs gewesen. Es war ein schönes Gefühl, nach Hause zu kommen. Der Turm der Gleichheit war bereits von Weitem zu sehen, er ragte 1300 Schritt in die Höhe. Er lief nach oben spitz zu, sodass er wie eine Nadel in den Himmel stach. Der Turm war das Herzstück des Palastes des Despoten.
Nija war versucht, im direkt angrenzenden, 150 mal 111 Schritt großen Kasernenhof zu landen. Doch dann hätte jemand seinen Gleiter umparken müssen, und das war ihm nicht recht. Er setzte also auf dem Landefeld hinter dem Palastgelände auf, das weiter vom Turm entfernt lag, aber ihm allein zur Verfügung stand.
Der Transportflieger, der zu seinem Tross gehörte, steuerte den Kasernenhof an. Der Pilot war sein wagemutiges Manöver unter der Stadt nicht mitgeflogen. Dieses Los hatte nur seine Garde teilen müssen.
Sobald der Gleiter aufgesetzt hatte, stieg Nija aus. Generalin Xin-Hadas-E'ldho erwartete ihn bereits.
Erstaunlich, dass sie so schnell hier ist, dachte Nija anerkennend. Immerhin war die Generalin an der langwierigen Suche beteiligt gewesen.
»Ist sie im Kasernenhof?«, fragte Nija.
Xin nickte knapp. »Der Container wird gerade ausgeladen.«
»Sehr gut. Wir sehen uns die Sache sofort an.«
Die gute Laune, die Nija während des Fluges erfüllt hatte, verflog, während er mit langen Schritten vor seiner Generalin herging. Stattdessen hegte er nun düstere Gedanken. Unangenehme Aufgaben erwarteten ihn. Seine Leute hatten die ganzen zwölf Stunden des Planetentages damit verbracht, die Verdächtige zu suchen, weit über die Grenzen von Ahyjo hinaus. Fünf Suchteams hatten das Gebiet durchkämmt, in dem sich die Kartanin möglicherweise verbarg.
Jeder, der mehrere Stunden lang nicht auffindbar war, galt als verdächtig. Jemand, der aus der Stadt verschwand, erst recht. In diesem Fall war die Lage besonders ernst, da es sich um eine Angehörige der Palastwache handelte. Nija konnte nicht zulassen, dass die Vantani seinen engsten Mitarbeiterkreis unterwanderten.