Kaspar - Das Geheimnis von Eduan - Dan Gronie - E-Book
SONDERANGEBOT

Kaspar - Das Geheimnis von Eduan E-Book

Dan Gronie

0,0
3,49 €
Niedrigster Preis in 30 Tagen: 3,49 €

-100%
Sammeln Sie Punkte in unserem Gutscheinprogramm und kaufen Sie E-Books und Hörbücher mit bis zu 100% Rabatt.
Mehr erfahren.
Beschreibung

Der zwölfjährige Sebastian Kaspar Addams und seine Freunde befinden sich in der Anderen-Welt. Zusammen mit dem Zauberer Balthasar sind sie auf der Suche nach den goldenen Drachentränen, mit deren Magie der schwarzmagische Zauberer Drawen ein für alle Mal besiegt werden kann. Der Weg führt sie nach Eduan. Von dort macht Kaspar sich auf den Weg zur sagenumwobenen weißen Stadt Ednu, um die Geisterwesen von ihrem Fluch zu erlösen ...

Das E-Book können Sie in Legimi-Apps oder einer beliebigen App lesen, die das folgende Format unterstützen:

EPUB
MOBI

Seitenzahl: 301

Bewertungen
0,0
0
0
0
0
0
Mehr Informationen
Mehr Informationen
Legimi prüft nicht, ob Rezensionen von Nutzern stammen, die den betreffenden Titel tatsächlich gekauft oder gelesen/gehört haben. Wir entfernen aber gefälschte Rezensionen.



Dan Gronie

Kaspar - Das Geheimnis von Eduan

 

 

 

Dieses ebook wurde erstellt bei

Inhaltsverzeichnis

Titel

Erweitertes Impressum

Die Abenteuer von Sebastian Kaspar Addams

Widmung

Der Todbringer

Der Schattenzauber

Die weiße Stadt

Das Bündnis

Todfeinde

Die Dämonenarmee

Neuer Held der Zauberwelt

Die Heimkehrer

Ferienende

Personen-, Orts-, und Sachverzeichnis

Danksagung

An meine Leserinnen und Leser

Von Dan Gronie

Impressum neobooks

Erweitertes Impressum

Alle Rechte liegen beim Autor. Die Verbreitung dieser E-Book-Ausgabe in jeglicher Form und Technik, auch auszugsweise, nur mit schriftlicher Genehmigung des Autors.

Titel: Kaspar - Das Geheimnis von Eduan

Copyright © 2016 by Dan Gronie

Covergestaltung: Annette Eickert

Bilderquelle: http://123rf.com

Urheberrecht: Ahmad AlMasri

E-Book-Ausgabe: neobooks, München

Vollständige E-Book-Ausgabe Juli 2016

entspricht der im BoD - Books on Demand Verlag erschienenen Buchausgabe 1. Auflage Juli 2016

ISBN 978-3-7380-9516-6

Die Abenteuer von Sebastian Kaspar Addams

Band 1: Die Reise nach Feuerland

Band 2: Der magische Rubinschädel

Band 3: Das Geheimnis von Eduan

Widmung

Dieses Buch ist in Liebe

meiner wunderbaren Frau Ursula gewidmet.

Der Todbringer

Die letzten Sonnenstrahlen verschwanden hinter den mächtigen Baumkronen, die vor Balthasars kleiner Holzhütte in den Himmel ragten, und warfen ein glänzendes Licht auf die blattlosen Äste. Und wie Balthasar schon vermutet hatte, kündigte sich der Winter langsam an. Der Zauberer hatte schon alles vorbereitet, damit sie nach Urta aufbrechen konnten, wo ein Todbringer sein Unwesen trieb. Doch die Fertigstellung des zweiten Zaubertranks nahm mehr Zeit in Anspruch, als der Zauberer eingeplant hatte, und so konnten sich Kaspar und seine Freunde noch ein wenig die Zeit in Feuerland vertreiben.

Kaspar lehnte stumm am Brunnen vor der alten Holzhütte, sah sich die Sterne an und hörte Niko und Lars reden, die abseits auf der kleinen Lichtung vor der Hütte standen und irgendetwas ausheckten.

Niko stieß ein leises Schnauben aus und schüttelte sich, als er zu Lars sagte: »Es ist verdammt kalt geworden.«

»Ja, verdammt kalt«, bestätigte Lars mit einem heftigen Nicken und warf einen Blick zu den Sternen. »Unsere Felljacken hätte Balthasar ja auch mit einem Wärmezauber belegen können«, murrte Lars laut.

»Ein Wärmezauber?«, stutzte Niko.

»Also, es gibt doch in dieser Welt für alles Mögliche einen Zauber«, fing Lars an, »und da habe ich mir gedacht, es müsste ja auch etwas gegen die Kälte geben – einen Wärmezauber zum Beispiel«, ergänzte er.

Niko grinste und sagte: »Das war gut, Lars! Das gefällt mir!«

Niko hielt den rechten Daumen hoch.

Für einen Augenblick war es still.

»Was war das?«, fragte Niko plötzlich.

»Was war was?«, wollte Lars sofort wissen.

»Ich habe einen Luftzug gespürt. Du etwa nicht?«, fragte Niko irritiert.

Lars schüttelte den Kopf und warf einen stummen Blick zu Kaspar.

»Hast du das auch gespürt?«, rief Niko Kaspar zu.

»Was soll ich gespürt haben?«, rief Kaspar zurück.

»Ach, vergiss es und träume weiter«, winkte Niko ab und wandte sich wieder Lars zu.

»Balthasar hat gesagt, dass es bald schneien wird«, schnaufte Niko.

»Hoffentlich nicht«, bibberte Lars.

»So schlimm ist der Schnee nun auch wieder nicht«, fing Niko an, »dann können wir einen Schneemann bauen.«

»Ja, prima«, schwärmte Lars und lästerte: »Einen Schneemann mit schneeweißem Bart ...«

»... und Brille«, beendete Niko den Satz von Lars.

»Und mit langen, weißen Haaren ...«, grinste Lars, und Niko hielt sich den dicken Bauch vor Lachen.

»... und faltigem Gesicht und mit einem Zauberstab, den er in der rechten Hand hält ...«, ergänzte Niko.

»... und ... «, fing Lars an, und Kaspar rief: »Findet ihr das etwa komisch?«

»Ja«, rief Niko zurück.

»Was hat er denn nur für miese Laune?«, fragte Lars an Niko gewandt.

Niko zuckte mit den Schultern.

»Vielleicht hat er ja Langeweile«, antwortete Niko schließlich.

»Habe ich nicht«, rief Kaspar.

»Oder vielleicht hat er ja auch Liebeskummer«, hänselte Niko und grinste Kaspar dabei breit an.

»Sei vorsichtig, mit dem was du sagst«, drohte Kaspar.

»Was sonst?«, rief Niko. »Willst du mich etwa mit deiner miesen Laune erschlagen?«, brummte er. »Das könnte dir glatt gelingen«, sagte er noch.

»Was ist mit dir los?«, wollte Lars von Kaspar wissen.

»Nichts«, knurrte Kaspar.

»Das glaube ich dir nicht«, rief Lars. »Komm zu uns, und sag, was dich bedrückt. Wir sind schließlich deine Freunde«, forderte Lars Kaspar auf.

Kaspar sah, wie Lars dünne Beine zitterten.

»Ist dir kalt?«, fragte Kaspar.

»Ja, ich würde gerne reingehen«, antwortete Lars.

»Da rein?«, fragte Niko und deutet in Richtung Hütte.

Lars nickte.

»Für alles Gold dieser Welt gehe ich da nicht rein, bis Balthasar seinen Zaubertrank fertig hat«, entgegnete Niko.

»Aber heute wollte Balthasar doch mit dem Zaubertrank fertig werden«, sagte Lars.

»Ist er aber noch nicht«, fauchte Niko.

»Da drinnen ist es schön warm«, sagte Lars.

»Das mag schon sein, Lars, mein Freund«, stöhnte Niko und verdrehte die Augen dabei, »aber es stinkt nach totem Wiesel.«

»So schlimm ist es nun auch wieder nicht.«

»Dann kannst du ja hineingehen, Lars.«

»Hmmm«, brummte Lars.

»Was ist? Keinen Bock auf die Stinkhütte?«, fragte Niko mit lauerndem Blick.

Lars schüttelte sich, dann sagte er: »Bleiben wir lieber noch etwas hier draußen.«

»Wenn Balthasar fertig ist, müssen wir die Hütte gut durchlüften«, schlug Niko vor.

»Ja«, nickte Lars.

»Ich weiß gar nicht, wie Juana das da drinnen aushält«, schüttelte Niko den Kopf.

»Tja, wüsste ich auch mal gerne«, kratzte sich Lars am Kinn.

»Sie wollte ja unbedingt wissen, wie der Zaubertrank gemacht wird«, stöhnte Niko.

»Ob Balthasar seine alten Socken im Kessel mitkocht?«, lästerte Lars.

Niko lachte laut und sagte fröhlich: »Das war gut, Lars!«

Kaspar schüttelte verständnislos den Kopf und griff nach einer braunen Wollmütze, die in der Tasche seiner Felljacke steckte. Er setzte die Mütze auf seine lockigen, rotbraunen Haare und zog sie dann bis weit über die Ohren.

»Habt ihr eigentlich Nox gesehen?«, rief Kaspar und rieb sich die Hände vor Kälte.

»Nö, der hat sich ebenfalls verdrückt, als Balthasar anfing den Zaubertr... die Stinkbombe zu brauen«, antwortete Niko.

»Meine Hände frieren ein«, schimpfte Kaspar und steckte sie in die Tasche seiner Felljacke.

»Der Alte hat uns warme Mützen gegeben«, schimpfte Niko zurück, »aber die warmen Handschuhe hat er vergessen – Senilität, sage ich da nur.«

»Sollen wir etwas spielen, damit uns warm wird?«, fragte Lars vorsichtig.

»Was schwebt dir denn da so vor?«, fragte Niko schnell.

»Wir können Drachenjäger spielen«, antwortete Lars begeistert.

»Tolle Idee«, schwärmte Niko sofort und war mit voller Begeisterung bei der Sache. »Was ist mit dir, Kaspar? Spielst du auch mit oder willst du weiter schmollen?«, sprach Niko ihn laut an.

»Ich habe jetzt keine Lust zu spielen«, verzog Kaspar genervt das Gesicht.

»Egal, dann spielen wir ohne dich Drachenjäger«, schimpfte Niko und wandte sich Lars zu: »Komm, Lars, fangen wir an mit dem Drachenjägerspiel und lassen der Spaßbremse ...«, Niko deutete auf Kaspar, »... seine Ruhe.«

Lars nickte freudig.

»Dann legen wir mal los«, sagte Niko. »Hast du dein Schwert bei dir? Ach ja, ich sehe du trägst es bei dir«, sagte er.

»Und dieses Mal haben wir richtige Schwerter«, sagte Lars und deutete auf sein Schwert, das an seiner rechten Seite in der Scheide steckte.

»Ja«, grinste Niko und umfasste seinen Schwertgriff, dann fuhr er mit verstellter Stimme fort: »Der Nordwald ist sehr alt, älter als jeder Drache auf dieser Welt, und er breitet sich weiter aus, denn an seinen Rändern wachsen neue Bäume heran.« Niko vollzog eine Geste mit der rechten Hand und sagte dann: »Inmitten dieses dunklen Waldes, wo oft ein dämmeriges Zwielicht herrscht, versteckt sich ein bösartiger ...«, Niko überlegte, »... Schwarzdrache«, hauchte er und fuhr mit fester Stimme fort, »der ein ganzes Dorf mit einem einzigen Feuerball vernichtet hat. Es ist unsere Aufgabe als Drachenjäger, dass wir uns in den finsteren Nordwald begeben, um den Drachen aufzuspüren und zur Strecke zu bringen.«

»Ja, und wir werden ihn zur Strecke bringen, darauf kannst du dich verlassen, mein Freund«, bekräftigteLars und zog sein Schwert.

»Komm, mein Freund«, sagte Niko und zog ebenfalls sein Schwert, »folgen wir diesen Drachenspuren hier«, sprach er mit verstellter Stimme und deutete mit der Spitze seines Schwertes auf den Boden, wo tiefe Drachenspuren zu sehen waren.

»Inmitten dieses Waldes gibt es eine Reihe von Lichtungen«, sagte Lars und schwang sein Schwert, »auf einer von ihnen werden wir diesen Schwarzdrachen finden.«

»Das werden wir, mein Freund«, nickte Niko voller Leidenschaft, »und wir werden ihm sein schwarzes Drachenherz aus seiner Drachenbrust schneiden.«

Kaspar beobachtete stumm das Schauspiel.

»Hast du immer noch keine Lust Drachenjäger zu spielen?«, rief Lars Kaspar zu.

Kaspar schüttelte lustlos den Kopf, dann rief er: »Nein, wirklich nicht, Lars. Aber ich bin gespannt, wie ihr den bösartigen Schwarzdrachen vernichten wollt.«

Niko winkte ab und sprach weiter: »In diesem Wald erheben sich die letzten, gewaltigen Urbäume dieser Welt«, Niko legte die linke Hand auf die Schulter von Lars, »genau an diesen Bäumen müssen wir vorbei, um auf die große Lichtung zu kommen, wo sich der Drache aufhalten soll.«

Niko und Lars taten so, als würden sie durch einen Wald schleichen, vorbei an den mächtigen Urbäumen, an denen Niko ab und an aufblickte, um die imaginären, gewaltigen Baumkronen zu bewundern.

»Da vorne ist die Lichtung«, flüsterte Niko.

»Ja, ich sehe sie«, flüsterte Lars zurück.

»Wir müssen leise sein, damit uns der Schwarzdrache nicht kommen hört«, sagte Niko leise.

»Ja«, murmelte Lars.

Niko und Lars gingen nebeneinander ein paar Schritte vor.

»Es ist kein Drache auf dieser Lichtung zu sehen«, flüsterte Niko und schwang sein Schwert.

»Wir warten auf ihn«, Lars schwang ebenfalls sein Schwert, »bis er kommt, und dann kämpfen wir und werden die Bestie besiegen.«

Niko und Lars sahen sich an und riefen zur gleichen Zeit mit erhobenem Schert: »Wir sind die unbezwingbaren Drachenjäger.«

Kaspar spürte einen Luftzug im Nacken und sah empor zu den Sternen. Er legte die Hand auf den Schwertgriff, als er einen großen Schatten bemerkte, der schnell über ihn hinwegglitt. Kaspar lächelte vergnügt und ließ den Schwertgriff wieder los. Dann wandte er den Blick seinen beiden Freunden zu und verfolgte gespannt das Schauspiel. Dabei stieß er ein leises Seufzen aus, als er sah, dass die beiden Drachenjäger nicht bemerkten, wie sich ein gewaltiges Ungetüm ihnen von oben näherte. Kaspar beugte den Oberkörper leicht vor und wollte seine Freunde warnen, doch aus irgendeinem Grund ließ er es.

»Der Schwarzdrache wird bald kommen. Ich spüre es«, flüsterte Lars Niko zu, und Kaspar dachte: Damit liegst du völlig richtig, Lars, mein Freund.

»Wer wagt es mich zu jagen?«, donnerte eine mächtige Stimme vom Himmel herab. »Ah, da sind ja meine Todfeinde, die beiden Drachenjäger«, sagte die Stimme, und Niko und Lars warfen gleichzeitig den Kopf in den Nacken und blickten in das Gesicht eines zornigen Schwarzdrachens, der über ihnen kreiste.

»Ich werde euch das Fürchten lehren«, brummte der Drache, streckte seinen Kopf den Sternen entgegen und ließ ein gewaltiges Drachenfeuer ab.

Niko war der Erste der einen Schrei abließ, dann folgte Lars. Als Niko einen Schritt zurücktrat und prompt stolperte, fiel er auf den Po und ließ dabei das Schwert fallen.

Kaspar lächelte, als er Nikos ängstliche Miene sah.

Lars stand wie festgefroren und hatte das Schwert erhoben, als der Drache auf ihn zuflog und brummte: »Dein Mut wird dir nichts nützen, Drachenjäger, denn mit einem Schwert kannst du mich nicht töten. Du wirst mein Drachenfeuer zu spüren bekommen.«

Lars bewegte sich immer noch nicht.

»Hast du mich nicht verstanden, Lars?«, brummte der Drache. »Du wirst gleich mein Drachenfeuer zu spüren bekommen.«

»Lars ist vor Angst erstarrt«, rief Kaspar dem Drachen zu, »lass ihn einen Augenblick durchatmen, Numba. Lars und Niko haben dich wahrscheinlich nicht sofort erkannt.«

Kaspar vermutete, dass die kühle Nacht Numba heimkehren ließ, der nun lautlos dahinglitt und vor Balthasars Hütte landen wollte. Numba schüttelte den Kopf, und Kaspar glaubte dabei ein Lächeln über das Drachengesicht huschen zu sehen.

»Sag deinen Freunden, dass sie etwas Platz machen sollen. Ich werde nämlich gleich landen, und wir wollen ja nicht, dass deine Freunde Mus werden«, sprach Numba Kaspar an.

Lars löste sich aus der Starre und rannte zu Kaspar.

»Willst du dem Dicken nicht auf die Beine helfen?«, brummte Numba Lars hinterher. »Er versperrt mir den Landeplatz.«

»Wer ist hier dick?«, entgegnete Niko und kam auf die Beine. Gemächlich hob Niko sein Schwert auf.

»Komm endlich zu uns, Niko!«, schimpfte Lars, der wohl tatsächlich glaubte, Numba würde landen, während Niko auf der Lichtung stand.

Als Niko neben Kaspar trat, landete Numba. Obwohl Kaspar und seine Freunde Numba kannten und wussten, dass der Schwarzdrache ein guter Freund von Balthasar war und ihnen nichts antun würde, standen Niko und Lars ohne die kleinste Rührung und jeglichen Mucks vor ihm.

Der Erdgeist Nox erschien wie aus dem Nichts in einem leichten Nebel an Kaspars linker Seite und fragte: »Was ist das für ein Krach hier draußen? Balthasar will in Ruhe arbeiten.«

»Wir waren ganz leise«, wimmerte Lars.

»Ja, das waren wir«, schimpfte Niko laut, »erst als der da aufgetaucht war, ging der Lärm los.« Niko deutete mit der Schwertspitze auf Numba.

»Wähle deine Worte mit Bedacht«, sagte Numba lässig, »denn du könntest den Zorn eines Drachen auf dich ziehen«, ergänzte er und trat einen Schritt vor.

Niko zuckte unwillkürlich zurück und sagte kleinlaut: »Jetzt sei mal nicht gleich beleidigt.«

»Mensch, Niko, du sollst deine Worte mit Bedacht wählen, hat Numba doch gerade gesagt«, schimpfte Lars.

»Ich muss zurück zu Balthasar«, sagte Nox schnell.

»Ich dachte, du hättest dich auch verdrückt?«, fragte Kaspar.

»Habe ich ja auch, aber dann hat Balthasar doch noch nach mir gerufen«, jammerte Nox und hob seine Wurzelhände über den Kopf.

»Warte, Nox!«, sagte Niko laut, als er sah, wie sich Nox langsam in einer kleinen Nebelwolke auflöste. »Du willst uns doch nicht mit dem Ungetüm hier alleine lassen?«

»Ihr werdet das schon unter euch ausmachen müssen«, sagte Nox und schon war er verschwunden.

»Jetzt hast du wohl die Hosen voll?«, sagte Lars an Niko gewandt.

»Ach, sei still, Dumpfbacke«, fuhr Niko ihn scharf an.

»Selber Dumpfbacke«, entgegnete Lars.

»Sag du doch auch mal 'was, Kaspar!«, forderte Niko ihn auf.

Kaspar wandte den Kopf zur Seite und blickte zur Hütte. Durch das kleine Fenster sah er, wie Nox neben Balthasar stand, der sich mit der rechten Hand durch den langen weiße Bart fuhr und lachte. Juana kam rasch hinzu, und als Nox etwas zu ihr sagte, sah Kaspar, wie auch sie lachte.

»Also, ich weiß nicht, was ihr beiden jetzt macht, aber ich gehe jetzt zu Balthasar«, sagte Kaspar.

»Was? Du willst doch nicht in diese Stinkhütte gehen?« Niko war sichtlich entsetzt.

Kaspar nickt nur und wandte sich von seinen Freunden ab.

»Gute Nacht, Numba«, sagte Kaspar noch, als er ging.

»Ich wünsche dir auch eine gute Nacht, Kaspar«, sagte Numba sanft.

»Warte auf mich, Kaspar!«, rief Lars ängstlich und lief Kaspar hinterher.

»Feigling«, rief Niko seinem Freund nach. Doch als Numba den Kopf senkte, sah Kaspar von der Hütte aus, wie Niko geschwind das Schwert in die Scheide steckt und zur Hütte rannte.

»Alleine macht es draußen keinen Spaß«, sagte Niko, als er rasch an Kaspar vorbei in die Hütte trat.

»Natürlich macht es das nicht«, lächelte Kaspar und schloss die Tür hinter sich. »Aber du warst da draußen doch nicht allein«, ergänzte er.

Niko warf Kaspar einen zürnenden Blick zu.

Lars stand schon neben Juana und ließ sich von ihr erklären, was Balthasar für einen Zaubertrank braute.

»Komm, Niko, bin gespannt, wie weit Balthasar mit dem Zaubertrank gekommen ist«, sagte Kaspar.

»Hoffentlich kennt Balthasar einen Entstinkungszauber«, lästerte Niko und hielt sich die Nase zu. Balthasar rührte mit einer Kelle im Kessel, der über dem Feuer im offenen Kamin hing.

»Du kannst ja zu Balthasar gehen. Ich bleib lieber hier in der Nähe der Tür, dann kann ich zwischendurch noch mal frische Luft schnappen«, sagte Niko zu Kaspar und blieb stehen.

»Okay«, sagte Kaspar und ging zu den anderen.

Kaspar sah, wie Niko schmollend zum Fenster ging und hinausblickte.

»Was habt ihr gemacht?«, fragte Nox an Kaspar gewandt.

»Niko und Lars haben mit Numba Drachenjäger gespielt«, Kaspar lächelte, »und ich habe zugesehen.«

»Gib mir mal das Fläschchen dort«, sagte Balthasar an Nox gewandt.

»Bin schon unterwegs«, nickte Nox ihm zu.

»Verdammt, ich kann die beiden gar nicht mehr verstehen«, fluchte Niko laut, der immer noch am Fenster stand und sich nun seinen Freunden zugewandt hatte.

»Du hast doch nicht etwa den Transkribierer verloren?«, fragte Kaspar entsetzt.

Niko griff in seine Hosentaschen, dann in seine Jackentaschen, und nickte aufgeregt: »Doch, ich habe ihn verloren.«

»Das ist mal wieder typisch Niko«, schimpfte Juana.

»Jaja«, winkte Niko ab und ging zu seinen Freunden.

»Du solltest besser auf den Stein aufpassen«, tadelte Balthasar Niko.

»Jetzt kann ich Sie wieder verstehen«, sagte Niko freudig.

Balthasar schwieg und zog nur die Augenbrauen hoch, dann wandte er sich wieder dem Zaubertrank zu.

»Das liegt daran, dass Juana und Lars den Stein bei sich tragen«, erklärte Kaspar.

»Hier!«, sagte Lars und hielt den winzigen, runden, smaragdgrünen Transkribierer in der Hand, der an einem Lederband befestigt war, und den er wie auch Juana um den Hals trug.

»Ich hab' es ja kapiert, Lars«, sagte Niko genervt.

»Du hast es gut, Kaspar ...«, fing Niko an und winkte ab.

»Wie meinst du das?«, fragte Kaspar, als von Niko keine weitere Erklärung kam.

»Na, weil du ein Zauber-Gen besitzt und diesen blöden Stein nicht brauchst.«

»Hast du den Transkribierer vielleicht beim Drachenjägerspiel verloren?«, fragte Balthasar.

Niko überlegte angestrengt: »Also, beim Drachenjägerspiel habe ich ihn noch gehabt, weil ich mit Numba geredet habe.«

»Komm, wir gehen ihn suchen«, schlug Lars vor.

Niko nickte.

»Ich habe ihm schon so oft gesagt«, wandte sich Juana an Kaspar, als Niko und Lars die Tür hinter sich geschlossen hatten, »dass er auf den Stein gut aufpassen soll.«

Kaspar zuckte nur mit den Schultern.

Ein Augenblick verging, als Niko und Lars wieder eintraten, und Niko rief: »Wir haben ihn gefunden.« Er hielt das Lederband in der Hand, an dem der Stein befestigt war.

»Da habt ihr ja Glück gehabt«, warf Nox ein.

»Pass in Zukunft besser darauf auf!«, ermahnte Juana ihn.

»Ja«, sagte Niko nur und hing sich das Lederband um den Hals.

»So, der Zaubertrank ist gleich fertig«, sagte Balthasar.

»Da fehlt noch eine Zutat«, stellte Nox fest und blickte mit einer großen Portion Neugier über den Kesselrand.

Kaspar fiel auf, dass Balthasar etwas in den Taschen seines Umhangs suchte.

»Wo hab ich es denn nur?«, sprach Balthasar und wirkte auf Kaspar etwas zerstreut. »Ach ja, dort auf dem Regal steht die letzte Zutat für den Zaubertrank.« Als Balthasar den unförmigen Klumpen mit den Fingern zerkleinerte und die kleinen Stücke in den Kessel bröckelten, funkelten die glasklaren Augen in dem faltigen Gesicht.

»Sieht verdammt eklig aus, was Balthasar da in den Kessel tut«, flüsterte Lars Niko zu.

»Ja, es sieht wie gefrorene Froschkotze aus«, flüsterte Niko zurück.

»Euer Benehmen ist unmöglich«, ermahnte Juana die beiden.

Niko winkte ab und sagte zu Lars: »Lass die mal reden.«

»Jetzt kann es doch eigentlich nicht mehr lange dauern, bis der Zaubertrank fertig ist«, wandte sich Nox Balthasar zu.

»Hab noch ein wenig Geduld, alter Freund«, antwortete Balthasar in ruhigem Ton und sah Nox dabei über den Rand seiner Brille an, die er immer dann trug, wenn er an einem Zaubertrank arbeitete.

Nox zuckte mit den Schultern. »Geduld hab ich genug, Balthasar. Ich wollte nur wissen, ob ich schon mal das Abendessen vorbereiten soll.«

»Ich bin gleich fertig, Nox, dann überlasse ich dir die Feuerstelle, damit du kochen kannst«, nickte Balthasar.

»Ich habe Kohldampf«, sagte Niko, als Nox auf Nikos knurrenden Magen blickte.

»Kohldampf?«, wiederholte Nox verstört.

»Hunger«, sagte Niko nur.

»Ach so«, nickte Nox ihm zu.

Kaspar lächelte in sich hinein, als er sah, wie Lars einen ängstlichen Blick durch das kleine Fenster neben der Tür warf, durch das ein riesiges Drachenauge blickte.

»Numba ist aber sehr neugierig«, bemerkte Kaspar.

»Ja, in der Tat, das ist er«, bestätigte Balthasar ihm.

»Hoffentlich behält Numba sein Drachenfeuer für sich«, flüsterte Lars.

»Was meinst du denn damit?«, fragte Kaspar.

»Na, wenn der Drache jetzt niesen muss, dann werden wir gegrillt«, antwortete Lars.

»Wieso sollte er jetzt niesen?«, schüttelte Niko den Kopf.

»Kann doch sein, dass der Gestank von hier durch das undichte Fenster zieht und ihm in der Nase kitzelt«, antwortete Lars. »Und außerdem macht mir der Drache Angst«, gab er zu.

»Numba ist ganz friedlich«, wollte Nox Lars beruhigen, doch als er dann sagte: »Obwohl Numba ein Schwarzdrache ist, wird er euch nichts antun«, zitterten Lars' Storchbeine.

Lars fragte nervös: »Was heißt hier ›obwohl‹?«

Nox zwinkerte ihm zu und antwortete lässig: »Na ja, Lars, du musst wissen, ein Schwarzdrache ist eigentlich launisch und kämpferisch. Sie brennen schon mal Dörfer nieder und jagen Königsarmeen in die Flucht. Sie vernichten Festungen, wenn ihnen danach ist, und sie ...«

»Hör auf, Nox! Lars hat schon genug Angst«, ermahnte Balthasar ihn mit erhobenem Zeigefinger.

Aus dem Gewand des Erdgeistes, das aus sich ständig erneuernden Wurzeln bestand, wuchs aus dem rechten Ärmel eine neue Wurzel.

»Er hat mich gefragt«, entgegnete Nox und zeigte mit seinem Wurzelzeigefinger auf Lars.

»Numba ist ein friedlicher Drache«, erklärte Balthasar in einem sanften Ton. »Du brauchst wirklich keine Angst vor ihm zu haben«, ergänzte er.

Balthasar rührte mit einem großen Holzlöffel im Kessel.

»Ich bin gleich fertig«, sagte Balthasar. »Du kannst dann das Abendessen vorbereiten, Nox.«

Nox schwebte ein Stück empor und lugte über Balthasars Schultern und fragte ihn dann: »Warum bereitest du eigentlich einen ganzen Kessel zu, wenn wir nur wenig davon brauchen?«

»Wenn dieser Trank richtig wirken soll, muss er in dieser Menge zubereiten werden«, antwortete Balthasar, »ansonsten geht seine Wirkung verloren, und er ist nicht mehr als eine Suppe«, erklärte Balthasar.

»Ja, eine sehr schmackhafte Froschkotzstinksuppe«, flüsterte Niko an Lars gewandt und fing sich dabei einen zornigen Blick von Juana ein.

Balthasar zog seinen Zauberstab aus einem Lederköcher hervor, den er an einem Stoffgürtel trug und sprach: »Tempore!«

Es blitzte im Kessel, dann sagte er freudig: »So, der Trank ist nun fertig.«

»Soll ich den Kessel von der Feuerstelle nehmen?«, fragte Nox schnell.

Balthasar nickte ihm zu und sagte: »Du kannst ihn dort in die Ecke stellen und nachher wie auch den ersten Zaubertrank in einen kleinen Lederbeutel füllen.«

Geschwind wuchsen Nox Wurzeln an den Ärmeln heraus, die seine kleinen Wurzelhände verstärkten, und schwuppdiwupp stand der Kessel in der Ecke.

»Wieso zauberst du ihn nicht dorthin?«, fragte Lars.

»Er könnte dabei umkippen, und das wollen wir doch nicht, oder?«, entgegnete Nox.

»Warum brauchst du denn die Feuerstelle?«, fragte Niko neugierig. »Reicht der Herd nicht aus?«

»Auf dem Herd will ich eine Suppe zubereiten, und über der Feuerstelle will ich grillen«, antwortete Nox.

Kaspar sah, wie Nikos Augen vor Freude ganz groß wurden, und Niko fragte prompt: »Was willst du denn grillen?«

Juana runzelte die Stirn, und Kaspar konnte ihr ansehen, dass Niko ihr mit seiner Fragerei nach dem Abendessen auf die Nerven ging.

»Lass dich überraschen«, antwortete Nox und zwinkerte Niko zu.

Kaspar warf einen flüchtigen Blick durch das kleine Fenster, neben der Tür. Das Drachenauge war verschwunden.

»Numba ist eben zu seinem Schlafplatz gegangen«, klärte Nox Kaspar auf und deutete mit dem Wurzelfinger auf das etwas größere Fenster, durch das Kaspar einen Blick auf Numba werfen konnte.

Nox eilte zum kleinen Tisch, der mitten im Raum stand, wandte sich dann Niko und Lars zu und sagte: »Ihr beiden könnt schon mal die Stühle holen.«

Das ließ sich Niko kein zweites Mal sagen und stand schon bei den Stühlen, die Nox neben der Tür gestapelt hatte, damit er die Hütte besser säubern konnte. Lars folgte seinem Freund gemächlich.

Nox wandte sich wieder dem kleinen Tisch zu und sprach einen Vergrößerungszauber aus, und der kleine, runde Tisch dehnte sich schnell aus.

»Ein toller Zauber«, schwärmte Niko, als er den ersten Stuhl an den Tisch stellte.

Nox eilte zum Herd und zündete das Holz mit einem Feuerzauber an.

»Kann ich dir helfen, Nox?«, fragte Juana.

»Gerne«, nickte Nox, »du kannst schon mal den Tisch decken. Aber vorher sollten wir hier mal durchlüften.«

Juana begab sich sofort an die Arbeit.

»Und was soll ich machen?«, fragte Kaspar.

»Wir beide setzen uns dort drüben hin, dann stören wir Nox und deine Freunde nicht bei der Arbeit«, schlug Balthasar vor.

Balthasar setzte sich in den Schaukelstuhl, und Kaspar holte sich einen Holzstuhl vom Stapel neben der Tür und nahm neben dem Zauberer Platz.

»Das gibt wieder ein Festessen«, freute sich Niko und rieb sich die Hände.

***

Ein Springbockschenkel hing an einem Spieß über der Feuerstelle und drehte sich wie von Geisterhand. Ein Kessel mit Suppe stand auf dem Herd. Nox schnitt gerade das Brot, während Kaspar und seine Freunde am Tisch Platz nahmen. Balthasar öffnete die Schranktür und trat mit zwei Flaschen an den Tisch, die er in die Mitte stellte.

»Warum machst du dir eigentlich soviel Arbeit mit dem Essen? Du kannst es doch auch einfach fertig zaubern?«, rief Niko Nox zu.

»Das macht doch keinen Spaß«, winkte Nox ab.

»Der Springbockschenkel dreht sich doch auch durch einen Zauber von dir«, sagte Niko voller Ungeduld.

»Du kannst ihn ja auch drehen, wenn du willst«, sagte Nox.

Niko sah zum Kamin und sagte: »Das ist mir zu langweilig.«

»Na, siehst du, mir auch«, rief Nox und nahm den Suppenkessel vom Herd.

Nox stellte den Kessel auf den Tisch und setzte sich auf den freien Stuhl zwischen Balthasar und Niko. Niko wandte sich nach rechts Lars zu und sagte: »Wenn die Suppe so schmeckt wie sie riecht –«

Niko machte eine Pause, denn Juana, die neben Lars saß, warf Niko einen zornigen Blick zu.

»– dann nehme ich mir zwei oder drei Teller davon«, lächelte Niko sie an.

Kaspar wandte sich nach links Juana zu und sah, wie sich ihr zorniger Blick in ein Lächeln verwandelte.

Dann wandte sich Kaspar nach rechts Balthasar zu, als Balthasar sagte: »Morgen werden wir nach Urta aufbrechen und ...«

»Wer möchte Suppe?«, unterbrach Nox und hielt einen hölzernen Schöpflöffel in seiner Wurzelhand bereit.

»ICH«, rief Niko sofort.

Kaspar lächelte in sich hinein und flüsterte Juana zu: »Niko wird sich in dieser Beziehung wohl nicht mehr ändern.«

»Er ist und bleibt ein Egoist und Vielfraß«, sagte sie zornig, doch Niko ignorierte ihre Bemerkung.

Nox füllte Nikos Holzschale mit zwei Kellen Suppe, dann stand Nox auf und ging zu Juana und füllte ihre Schale.

»Setz dich wieder hin, Nox«, sagte Kaspar. »Wir können das auch selber machen, sonst kannst du ja nicht in Ruhe essen.«

»Ein bisschen Bewegung wird mir guttun«, sagte Nox, und auf seinem Wurzelgesicht zeichnete sich ein kleines Lächeln ab.

»Schmeckt gut«, schwärmte Niko, und seine Holzschale war schon halb leer.

Als Nox an alle Suppe verteilt hatte und wieder neben Niko Platz nahm, fragte Niko vorsichtig: »Kann ich noch etwas Suppe haben?«

»Es ist genug Suppe da«, sagte Nox und deutete auf den Kessel. »Nimm dir, soviel du willst«, ergänzte er.

»Das hätte Nox nicht sagen dürfen«, wandte sich Lars nach rechts Juana zu. »Jetzt bekommen wir keinen Nachschlag mehr.«

Juana nickte.

»Dann nehme ich mir noch schnell einen Löffel, bevor Niko seine zweite Schale Suppe aufgegessen hat«, bemerkte Kaspar.

Juana lobte das Essen, das Nox so liebevoll zubereitet hatte, und schon bald beteiligten sich alle an dem Gespräch. Nur Kaspar kehrte in sich und dachte über seine neue Aufgabe nach. Eigentlich hatte Balthasar ihm ja noch nicht viel darüber gesagt, und was ein Todbringer war, wusste er bis heute noch nicht. Balthasar war ihm auf viele seiner Fragen ausgewichen. Eigentlich waren sie ja auf der Suche nach den goldenen Drachentränen, doch der Zauberer hatte darauf bestanden, dass sie vorher nach Urta reisen mussten, um dieses Dorf von dem Todbringer zu befreien. Kaspar wandte sich Balthasar zu und wollte ihn gerade nach dem Todbringer ausfragen. Als er Juana laut lachen hörte und einen Augenblick später Nikos Lachen wahrnahm, wandte er sich stumm seiner Suppe zu.

»So, jetzt genehmige ich mir dieses besondere Tröpfchen«, sagte Balthasar und griff nach einer der beiden Flaschen auf dem Tisch.

»Was ist denn da drin?«, fragte Niko neugierig.

»Bier«, antwortete Balthasar und setzte die Flasche an die Lippen. Balthasar genoss den Schluck in vollen Zügen, und als er die Flasche auf den Tisch stellte, blickte er zu Kaspar: »Das Rezept für dieses ganz besondere Bier habe ich von deinem Großvater«, erklärte er.

Nox schielte auf die Flasche in Balthasars Hand.

»Die andere Flasche ist für dich, Nox«, sagte Balthasar.

»Danke.« Nox leckte sich die Wurzellippen. »Das Bier von den Menschen ist eines meiner Lieblingsgetränke.«

»Mein Großvater hat Ihnen das Rezept gegeben?«, hakte Kaspar nach.

Balthasar nickte vergnügt: »Ja, ich habe ihn darum gebeten.«

Nox reichte Niko eine Schüssel mit Brot. »Hier, nimm dir etwas und gib sie weiter.«

»Danke, Nox«, sagte Niko und griff zu.

»Morgen früh brechen wir nach Urta auf«, fing Balthasar an, während Nox aufstand und zum Kamin ging. »Mit deiner magischen Karte und meinen beiden Zaubertränken werden wir Gohr besiegen.«

»Ist das der Name des Todbringers?«, fragte Lars ängstlich.

»Ja«, bestätigte Balthasar.

»Schon wieder ein Monster, das einen Namen trägt«, warf Niko ein.

»Welches Monster mit Namen meinst du?«, fragte Lars.

»Na, dieses Pflanzending«, fing Niko an, »Odo«, sagte Niko.

»Odo ist kein Monster«, empörte sich Juana.

Niko zog die Augenbrauen hoch.

»Ist er denn nun gefährlich, dieser Gohr?«, lenkte Lars auf das eigentliche Thema zurück.

Balthasar nickte und sagte: »Sehr sogar.«

»Warum müssen wir Gohr denn unbedingt aus Urta vertreiben? Sollten wir uns nicht besser auf die Suche nach den goldenen Drachentränen machen?«, fragte Kaspar.

»Gohr ist ein Diener von Drawen. Er besitzt einen Gegenstand, den wir für die Suche nach den Drachentränen benötigen«, erklärte Balthasar.

»Und was ist das?«, wollte Kaspar wissen.

»Das weiß ich nicht.«

»Aber wie können Sie sich sicher sein, dass dort wirklich etwas ist, dass wir für die Suche benötigen?«, fragte Juana.

»Das dort etwas ist, kann ich mit Bestimmtheit sagen. Nur was es ist, das ist mir noch nicht bekannt. Wenn ich in meinen Visionen Urta sehe, dann enden sie immer abrupt.«

»Gut, dann werden wir tun, was wir tun müssen«, sagte Kaspar.

»Cooler Satz von dir«, sagte Niko mit erhobenem Daumen.

Nox kam mit einer Schüssel Springbockfleisch zurück und verteilte es auf die Teller.

»Jetzt wissen wir immer noch nicht genau, wer oder was Gohr ist«, wandte Lars ein.

»Lass dich überraschen«, grinste Niko ihn an.

»Dir wird das dämliche Grinsen im Hals stecken bleiben, wenn du diesem Gohr gegenüberstehst«, brummte Lars.

Niko nahm ein Stück Springbockfleisch vom Teller und biss hinein.

»Wie werden wir nach Urta reisen?«, fragte Lars, obwohl er die Antwort schon wissen musste.

»Numba wird uns dorthin bringen«, sagte Balthasar beiläufig, als er ein Stück Springbockfleisch nahm.

»Muss das wirklich sein?«, hakte Lars nach.

»Ja«, nickte Balthasar, »es ist sehr weit, bis nach Urta.«

Niko schob sich ein Stück Fleisch in den Mund und schwieg.

»Willst du noch etwas Springbockfleisch?«, fragte Nox an Niko gewandt.

»Ja, gerne«, antwortete Niko schnell und wandte sich dann Juana zu. »Das ist ja schließlich unsere Henkersmahlzeit, da muss ich nochmal zuschlagen.«

Juana verzog die Mundwinkel.

»Und du, Kaspar, solltest endlich mal lernen mit dieser verdammten magischen Karte umzugehen. Dann könnten wir uns den Drachenflug ersparen«, murrte Niko.

***

Es war noch früh am Morgen, als Balthasar Kaspar und seine Freunde mit einem fröhlichen, »Habt ihr gut geschlafen?«, weckte.

Von wegen gut geschlafen, dachte Kaspar. Immer wieder war er aufgewacht, weil er von irgendwelchen Monstern geträumt hatte. Kaspar fühlte sich gerädert und wäre gerne noch etwas länger liegen geblieben.

Niko war der Erste, der aufstand. »Die Sonne ist ja noch nicht einmal aufgegangen«, brummte Niko, als er verärgert zum Fenster hinaussah.

Juana reckte sich und gähnte kurz, bevor sie sich aus ihrer Schlafstätte erhob, dann half sie Balthasar das Frühstück zuzubereiten.

Kaspar trat gähnend an den Tisch und setzte sich auf einen Stuhl. Schweigend beobachtet er seine Freunde.

»Wo ist Nox?«, fragte Juana.

»Er ist draußen bei Numba«, antwortete Balthasar.

Lars stand schweigend auf und ging zur Tür.

»Wo willst du denn hin?«, fragte Niko.

»Ich will mich waschen«, antwortete Lars.

»Was? Da draußen?«, fragte Niko verstört.

»Ja, natürlich da draußen«, sagte Lars.

»Es ist bitterkalt«, schüttelte Niko den Kopf.

»Wenn du rechts um die Hütte herum gehst, gibt es ein kleines Bad«, sagte Balthasar, der am Herd stand und mit einem Holzlöffel in einer Schüssel rührte.

»Seit wann ist denn da ein Bad?«, staunte Niko.

»Seit dieser Nacht«, antwortete Balthasar. »Nox hat es extra für euch gebaut«, erzählte Balthasar.

»Prima«, freute sich Lars.

»Warte, Lars! Ich komme mit dir«, sagte Niko.

»Ist es dort auch warm?«, rief Niko Balthasar zu.

»Nox hat dort einen Wärmezauber ausgesprochen«, antwortete Balthasar.

»Ladys First«, sagte Juana und trat mit erhobener Nase an Niko und Lars vorbei.

Bevor Niko oder Lars etwas sagen konnten, verschwand Juana durch die Tür.

»Seit wann ist die 'ne Lady?«, fragte Niko an Lars gewandt.

Lars zuckte nur mit den Schultern.

»Ich darf gar nicht daran denken«, schüttelte Niko den Kopf.

»Woran?«, fragte Lars schnell.

»Mit Numba zu fliegen«, antwortete Niko.

»Davor graust es mir auch schon«, sagte Lars.

»Ich werde mit einem Zauber dafür sorgen, dass uns während des Fluges nichts geschehen wird«, bemerkte Balthasar.

»Warum bloß können mich diese Worte nicht beruhigen?«, nuschelte Niko.

***

»Das Frühstück war wirklich gut«, lobte Niko.

»Danke«, lächelte Balthasar zufrieden.

»Das Bad und das Wasser waren schön warm«, schwärmte Lars.

»Ja, vielen Dank für alles, Nox«, sagte Juana freudig.

»Oh, bitte, bitte«, sagte Nox, »es freut mich, wenn es euch gefallen hat.«

Kaspar war schweigsam geworden.

»Bist du auch satt?«, fragte Nox an Kaspar gewandt.

»Ja«, sagte Kaspar beiläufig.

Balthasar nahm die beiden Lederbeutel, in denen die Zaubertränke waren, vom Regal und befestigte sie an seinem Gürtel.

Juana stand auf und wollte den Tisch abräumen, doch Nox sagte: »Lass alles stehen, Juana. Ich mach nachher den Abwasch, wenn ihr fort seid.«

»Du kommst nicht mit uns?«, fragte Lars irritiert.

»Nein«, schüttelte Nox heftig den Kopf, »ich bin doch nicht verrückt.«

»Wie meinst du das?«, wollte Niko sofort wissen.

»Ich fliege doch nicht mit einem Drachen«, winkte er ab, »viel zu gefährlich«, ergänzte er, und Kaspar sah, wie die Gesichter von Niko und Lars an Farbe verloren.

»Aber Balthasar schützt uns doch mit einem Zauber«, stotterte Lars.

Nox beugte sich vor, sah kurz zu Balthasar, der am Herd stand und ein wenig Proviant für die Reise einpackte, und flüsterte dann: »Also, beim letzten Mal, als ich mit Numba geflogen bin, hat Balthasar den Schutzzauber vergessen ...«

Nox schwieg, als Balthasar zu ihm blickte.

»Was ist dann passiert?«, fragte Lars schnell, als sich Balthasar wieder dem Herd zugewandt hatte.

Nox legte die Stirn in Falten und flüsterte: »Was glaubst du denn, was ohne Schutzzauber passiert?«

»Ihr seid doch nicht etwa heruntergefallen?«, fragte Niko besorgt.

Nox nickte heftig.

»Oh, doch, ganz gewiss ...«, fing Nox an, und ihm blieb das Wort im Mund stecken, als Balthasar hinter ihm stand und ihn ermahnte: »Erzähl' ihnen die ganze Geschichte, Nox!«

»Jaja, das habe ich doch getan.« Nox wurde verlegen.

»Hast du da nicht eine Kleinigkeit vergessen?«, sprach Balthasar mit tiefer Stimme.

»Nun ja«, fing Nox an und kratze sich verlegen mit seinem Wurzelzeigefinger am Hinterkopf, »also, ich ...«

»Nox hat zu mir gesagt, dass er den Schutzzauber aussprechen wollte«, erklärte Balthasar, »und deswegen habe ich es nicht mehr getan.«

»Nun ... ja, ... also«, stotterte Nox, »dieses kleine Missgeschick – du hättest es merken müssen, dass ich es vergessen hatte«, schimpfte Nox und schwebte zur Küche.

Kaspar legte etwas Proviant in seinen Rucksack zu den Schätzen. Der Rucksack hatte mit der Zeit an Gewicht zugenommen, dachte Kaspar. Es befanden sich mittlerweile eine goldene Kugel, ein Fläschchen mit dem magischen Gebirgswasser, ein kleiner Rubinschädel, ein Beutel Goldmünzen, ein goldenes Medaillon mit dem königlichem Wappen und ein goldenes Pferd darin.

Kaspar schulterte den Rucksack.

Balthasar verließ die Hütte.

Kaspar und seine Freunde standen bei Nox.

»Bis später, Nox«, murmelte Niko zum Abschied.

»Bis später«, sagte Lars.

»Bis bald, Nox«, lächelte Kaspar ihm zu und verabschiedete sich mit einem Handzeichen.

»Sei nicht böse auf Balthasar«, sagte Juana und gab Nox einen kurzen Kuss auf die rechte Wurzelwange, und Kaspar glaubte ein schimmerndes Rot in Nox' Gesicht zu sehen.

»Kommt, Freunde! Balthasar wartet auf uns«, sagte Kaspar und ging voraus.

»Jetzt mach mal keinen Stress hier«, schimpfte Niko und folgte Kaspar durch die Tür.

Kaspar wandte sich der Hütte zu.