Kater, wir kommen! Zieht euch warm an! - Eva Berberich - E-Book

Kater, wir kommen! Zieht euch warm an! E-Book

Eva Berberich

0,0

Beschreibung

Satire auf den verquälten Umgang der männlich dominierten Kirche mit Frauen. Die haben die Nase voll und probieren den Aufstand

Das E-Book Kater, wir kommen! Zieht euch warm an! wird angeboten von tredition und wurde mit folgenden Begriffen kategorisiert:
Kirche, Frauen, Kritik, Gleichberechtigung, Modernisierung

Sie lesen das E-Book in den Legimi-Apps auf:

Android
iOS
von Legimi
zertifizierten E-Readern
Kindle™-E-Readern
(für ausgewählte Pakete)

Seitenzahl: 69

Das E-Book (TTS) können Sie hören im Abo „Legimi Premium” in Legimi-Apps auf:

Android
iOS
Bewertungen
0,0
0
0
0
0
0
Mehr Informationen
Mehr Informationen
Legimi prüft nicht, ob Rezensionen von Nutzern stammen, die den betreffenden Titel tatsächlich gekauft oder gelesen/gehört haben. Wir entfernen aber gefälschte Rezensionen.



Von Eva Berberich sind bisher sieben Bücher als dtv- Großdruck im Deutschen Taschenbuch Verlag erschienen, außerdem mehrere Bücher im Rombachverlag, im Koreverlag, im Verlag Tredition sowie Erzählungen unter anderem bei Piper, im Insel-Verlag, in Literaturzeitschriften, Anthologien und im Südwestfunk.

Die Autorin lebt mit Katze und Ehemann, dem Schriftsteller Armin Ayren, im Hochschwarzwald. Mit heiteren und tiefsinnigen Geschichten hat sie sich in die Herzen zahlloser Leser geschrieben.

Eva Berberich

Kater, wir kommen! Zieht euch warm an!

Komödie in drei Teilen mit heiteren,ergreifenden, hochpoetischenGesangseinlagenund wilden Bildern von Valerie Nyre

© 2019 Eva Berberich

Umschlag, Illustration: Valerie Nyre

ISBN

Paperback

978-3-7497-5412-0

Hardcover

978-3-7497-5413-7

e-Book

978-3-7497-5414-4

Verlag & Druck: tredition GmbH,

Halenreie 40-44, 22359 Hamburg

Das Werk, einschließlich seiner Teile, ist urheberrechtlich geschützt. Jede Verwertung ist ohne Zustimmung des Verlages und der Autorin unzulässig. Dies gilt insbesondere für die elektronische oder sonstige Vervielfältigung, Übersetzung, Verbreitung und öffentliche Zugänglichmachung.

für Monika,

obwohl die einen Hund hat!

“O Herr, schmeiß Hirn ra!”

flehen wir mit dem schwäbischen Mundartdichter Gerhard Raff

Katersprech

Die Katze schweige in der Gemeinde.(Pauluskater, 1.Jahrhundert)

Es entspricht der natürlichen Ordnung, dass Katzen den Katern dienen.(Augustinuskater, 5.Jahrhundert)

Nichts Schändlicheres gibt es als die Katze.(Anselmkater von Canterbury, um das Jahr 1000)

Die Katze ist Lockspeise des Satans, Auswurf des Paradieses, Quelle der Sünde, Anlass des Verderbens.(Damian, Kirchenkaterlehrer, um das Jahr 1000)

Die Katze verhält sich zum Kater wie das Unvollkommene zum Vollkommenen.(Thomaskater, 13. Jahrhundert)

Die Katze soll dem Kater untertan sein und ihm gehorchen.(Heiliger Katervater Leo, um 1900)

Heilige Katerväter haben keine Vollmacht vom Großen Gotteskater, Katzen das gleiche Recht zu geben wie dem Kater.(Heiliger Katervater Benedikt, 21. Jahrhundert)

Katzen können nicht geweiht werden. Und dabei bleibt es.(Heiliger Katervater Franziskus, 21. Jahrhundert).

 

Wer?

Gottkater höchstselbst

Der Heilige Katervater, Gottkaters irdischer Vertreter

Der Oberste Glaubenskater

Der Katzenbeauftragte

Besonders würdige, sowie ein paar weniger würdige Kater

Tapfere Schweizerkater

Gute Katzen

Böse Katzen

Wo?

In einer weltberühmten Heiligen Halle der ewigen, von Katzen bevölkerten Stadt Rom, sowie auf einem sehr hohen Baum

Wann?

Jetzt

Warum?

Weil’s höchste Zeit ist

Der Komödie erster Teil:

Erschröcklicher Bericht vom bevorstehenden Ende der Welt, wer dran schuld ist und einige interessante Vorschläge, wie man die Welt vielleicht noch retten könnte. Wildes ‚Chatzegschrei’ (Schwyzerdütsch: Katzengeschrei). Von der Würde des Katers

„Geliebte Brüder, seid ihr alle da?“

„Ja, wir sind alle, alle da.“

Das vom Heiligen Katervater einberufene Treffen der wichtigsten Würden- und Schwanzträger findet in dem hochberühmten Versammlungsraum statt, in dem Michelkater, einer der genialsten Katerkünstler seiner Zeit, auf dem Buckel liegend, die Schöpfungsgeschichte an die Decke gekratzt hat:

Der große Katergott braust, im Schlepptau sein Gefolge von neugierig dreinblickenden Katzengeln, mächtig heran. Frisch aus Lehm gebacken ist das allererste Paar, beglückt maunzt der Kater, froh schnurrt die Katz.

Michelkater musste sich für seine Schöpfung viele Jahre abrackern, dann waren Krallen und Bukkel hin. Doch er sah, dass sie gut war. Das sehen auch heute noch alle, die, den Kopf in den Nacken gelegt, nach oben starrend, das monumentalste Werk bewundern, das je in eine Decke gekratzt wurde.

Der göttliche Künstler schaffte seins lässig in sechs Tagen, und auch Er fand es sehr gelungen.

Schauen wir wieder nach unten. Der Heilige Katervater thront etwas erhöht in seinem besonders prächtig mit Troddeln, Bändern und Bommeln geschmückten Körbchen. (Rasse: Heilige Birma, Langhaar, hat gern seine Ruh, muss täglich gebürstet werden.) Auf den Hinterkeulen sitzend, hat er die Pfoten nebeneinandergestellt, den Schwanz ordentlich um sich herumgelegt, wirkt ehrfurchtgebietend und guckt etwas melancholisch. So guckt er aber immer, hat er’s doch nicht leicht. Das jungfräulich reinweiße, schon etwas schüttere Fell glänzt, er hat es sorgfältig geschleckt, jedes Härchen geglättet, die Krallen geputzt, wie es die Würde des allerhöchsten Amtes verlangt.

Man hält auf bellezza und grandezza. Als irdischer Stellvertreter des Großen Katergottes glaubt man, sich das schuldig zu sein.

Ihn umringen tapfere, prächtig beschnurrbartete, bunt herausgeputzte, in der Jugendblüte stehende Schweizerkater (Rasse: stämmiges Kurzhaar, robust, Kämpfernatur), aufgezogen mit guter Schweizer Milch, Fettgehalt mindestens 5 %, von auf grünen Bergmatten grasenden, glücklich bimmelbammelnden Kühen, allzeit bereit, ihr Leben für den Heiligen Katervater hinzugeben, sollte es denn unbedingt nötig sein. Was schön von ihnen ist, und wir bewundern es auch, aber es wär doch arg schad, sie sehen so adrett aus, sie sprechen so lustig, und die gute alte Zeit, in der man unliebsamen Heiligen Katervätern einfach den Garaus machte, ist längst vorbei.

Oben also der Heilige, unten sitzen die nicht so heiligen, aber ziemlich ehrwürdigen, würdigen und noch nicht ganz würdigen Kater. Ihre mit Namensschildchen geschmückten Körbchen sind weniger prunkvoll und weniger weich gepolstert. Farben, ebenso Anzahl wie Größe der Bommel zeigen Anciennität, Rang und Bedeutung der Körbchenbesitzer. Die prominenteren Katerkörbchen in den vorderen Reihen sind lila (sechs Bommel), dann kommen rote (fünf Bommel), orangefarbene (vier Bommel), schließlich gelbe, grüne, blaue, mit je drei, zwei und einem Bommelchen. Weiter hinten gibt’s keine Bommel mehr, nur noch mausgraue bommellose oder unbebommelte Körbchen. Ganz hinten nur noch Steh- beziehungsweise Sitzplätze auf kalten Marmorfliesen, wo man sich leicht was holt, einen Katerschnupfen oder eine verkühlte Blase. Ein paar niederrangige, noch nicht körbchenwürdige Kater hocken in Blumentöpfen, auf Fenstersimsen oder kauern in einer Ecke und haben Anweisung, möglichst die Schnauze zu halten.

Die meisten Körbcheninhaber sind in die Jahre gekommen, angenagt vom Zahn der Zeit: zerfranste Ohren, trübe Augen, fehlende Reißzähne, und mit dem Pinkeln geht’s auch nicht mehr so gut.

Der große alte Kater-Inquisitor (stark haarend, Ohren mit Büscheln, hinter vorgehaltener Pfote etwas respektlos auch ‚Oberster Glaubenskater’ genannt), sieht noch ehrfurchtgebietender aus als der Heilige Katervater. Er, der mit aller gebotenen Strenge darauf zu achten hat, dass keiner der ihm Anvertrauten unordentliche Gedanken denkt, lästige Fragen stellt und glaubensmäßig aus der Reihe tanzt, beginnt soeben seine mit Spannung erwartete Ansprache. Ist er doch berüchtigt für krallenscharfe Rhetorik, kühne Formulierungen und fast unwiderlegbare Argumente. Er gilt als Fachkater für die ehrwürdigen heiligen Überväterkäter Thomas (sein Geburtskörbchen stand im sizilianischen Aquin), und Augustinus (seins in Nordafrika), die er in- und auswendig kennt, gescheit kommentiert und bei jeder Gelegenheit zitiert. Heute prophezeit er Düsteres.

„Meine Brüder“ - die etwas brüchige Stimme zittert vor Alter, Zorn und Erregung -, „die Situation ist da, es rollt die Lawine, das Fass läuft über, voll ist das Maß.“

Da werden die ehrwürdigen, würdigen und noch nicht ganz so würdigen Kater unruhig. Dass irgendwas in der Luft liegt, man hat’s geahnt, gefühlt, gemunkelt und sich’s fast gedacht. Aber rollende Lawinen und überlaufende Fässer - das klingt nicht gut.

Der Oberste Glaubenskater deutet mit der Pfote zum Fenster, in Richtung urbi et orbi. Die Welt, sagt er mit umwölkter Stimme, sei …

Da werden die Kater ganz aufgeregt. Was ist los mit der Welt? Geht’s ihr nicht gut? Hat sie Kummer? Mag sie nicht mehr?

Aus den Fugen sei sie. Am Horizont drohe nichts Geringeres als ihr Untergang.

Da werden die Kater ganz traurig. Aus den Fugen sein und dann auch noch untergehen - das ist doch arg, das hätten sie nicht von der Welt gedacht. Warum tut sie ihnen das an?

Er spreche bestimmt vom Jüngsten Gericht, raunen ein paar Kater einander zu. Dass es, Gottkater sei’s geklagt, irgendwann hereinbrechen werde, man weiß es ja, aber muss es denn schon jetzt sein? So ein Weltuntergang hat etwas eminent Störendes, der versaut einem alles, wo man doch noch einiges vorhat …

Der Untergang einer Welt, wie man sie kenne und liebe, fährt der Oberste Glaubenskater fort, und die man erhalten wolle, erhalten müsse und erhalten werde für künftige Generationen.

Allgemeiner großer Aufschnauf. Also kein Jüngstes Gericht, keine apokalyptische Katastrophe, kein gestrenger Großer Katergott, der auf den Wolken des Himmels heranbrausen und ihnen den Marsch blasen wird. Man ist noch einmal davongekommen. Wenigstens vorläufig.

Der Redner berichtigt sich: Mit ‚Generationen’ meine er natürlich: künftige Katergenerationen.

Da trommeln die Kater - man hört Steine von erleichterten Herzen rollen - zustimmend mit den Pfoten auf den Körbchenrand.

Diese großartige Welt müsse erhalten werden gegen den Widerstand derer, die ihren Untergang herbeiwünschten, die sich frech anschickten, ehrwürdige, in Jahrhunderten gewachsene Strukturen gewaltsam aufzulösen und die Grenzen des ihnen Erlaubten zu überschreiten. „Sie proben den Aufstand. Gegen uns! Geliebte Brüder, ich meine …“