Katzen an die Macht II - Juljan Mecklenburg - E-Book

Katzen an die Macht II E-Book

Juljan Mecklenburg

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  • Herausgeber: epubli
  • Kategorie: Lebensstil
  • Sprache: Deutsch
  • Veröffentlichungsjahr: 2018
Beschreibung

Die beiden Katzengeschwister Amy und Bounty sind endlich wieder zurück und bringen jede Menge aufregende Abenteuer mit. Während das junge Pärchen, alias ihre Dosenöffner, die normalerweise bei ihnen wohnen und für ihr leibliches Wohl sorgen, im Urlaub sind, müssen sich die zwei Fellnasen weit weg von Zuhause in einer Katzenpension durchschlagen, die seit vielen Jahren von einem bitterbösen Kater regiert wird. Können Amy und Bounty all die neuen Herausforderungen meistern und dem fiesen Bösewicht die Stirn bieten? Erlebe eine spannende Geschichte, die neben wahrer Freundschaft, der ersten großen Liebe, vieler neuer, einzigartiger Charaktere und jeder Menge abgefahrener Katzen-Action alles zu bieten hat, was sich ein Katzenfan nur wünscht.

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Seitenzahl: 278

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Katzen an die Macht II - Abenteuer in der Katzenpension

WidmungEvolutionUrlaubsbeginnDie große SightseeingtourDas erste AbendmahlWir brauchen einen PlanDer große TagDie ÜbergabeDer ganz normale WahnsinnJoyEinzelhaftDer allerletzte CoupDer AbschiedHome Sweet HomeImpressum

Widmung

Für Jasmin und all´ unsere Tiere

Evolution

Wir schreiben das Jahr 2017 und die Welt wird noch immer von mächtigen Raubtieren regiert. Sie besitzen messerscharfe Krallen und spitze Reißzähne, mit denen sie jede Beute binnen kürzester Zeit den Garaus machen. Die komplette Menschheit haben sie bereits vor vielen Jahren versklavt und … Oh! In der Küche wurde soeben eine Dose mit herrlich duftendem Katzenfutter geöffnet. Das ist mein Zeichen, ich muss los …

So, nachdem jetzt die komplette Dramatik flöten gegangen und sprichwörtlich für die Katz’ ist, versuchen wir diesen Einstieg trotzdem erneut. Wo waren wir? Achja … mächtige Raubtiere … blabla … scharfe Krallen … blabla … spitze Zäh… Ach, weißt du was, irgendwie bin ich von meinem Abendessen so satt, dass ich auf dieses Dramatische keine Lust mehr habe. Was ich eigentlich sagen wollte, ist Folgendes: Ich freue mich tierisch … haha – tierisch – klingt gut, wenn das eine Katze sagt, oder? Spaß beiseite: Ich freue mich wirklich tierisch, dich zum zweiten Teil von Katzen an die Machtbegrüßen zu dürfen! Wenn du den ersten Band noch nicht gelesen hast, dann ist das zwar nicht ganz so schlimm, aber ich lege dir diesen wirklich ans Herz. Ansonsten wirst du in diesem Teil nicht überall sofort den Anschluss finden und an manchen Stellen etwas verwirrt sein, da ich natürlich ab und an auf etwas Wissen aus dem ersten Teil aufbaue. Ich meine, du bist ein Mensch und kannst das schier grenzenlose Wissen von uns Katzen sowie die damit verbundenen und für dich exorbitant schnellen Gedankensprünge sowieso nicht immer sofort nachvollziehen – von daher ist das auch in Ordnung. Im Vordergrund steht, dass du mit unserem Buch eine gute Zeit hast, denn das ist die Hauptsache. All die ganzen positiven Kritiken, Bewertungen und Glückwünsche zum ersten Teil haben uns übrigens regelrecht vom Stuhl gehauen – und ich denke, du weißt, dass gerade ich als Kater recht sesshaft bin. Diese positive Flutwelle an Emotionen, die das erste Buch bei den Lesern und Leserinnen ausgelöst hat, haben wir freudestrahlend genossen. Egal, ob du den zweiten Band gekauft oder geschenkt bekommen hast – du hast das einzig Richtige getan, denn du hältst ihn gerade in den Händen und wir sind unendlich glücklich darüber. Es gibt einfach so viel, was ich dir erzählen muss, denn in den letzten Monaten ist ganz schön viel in unserem beziehungsweise außerhalb unseres herrlichen Königreiches passiert und es erfüllt mich mit Stolz, dass ich all diese Erlebnisse und Abenteuer nun durch dieses Buch mit dir teilen darf.

Alles begann eigentlich damit, dass das letzte Buch veröffentlicht wurde. Unsere beiden Dosenöffner verbrachten seit diesem Tag recht viel Zeit an ihren Laptops und checkten bei jeder Gelegenheit die aktuellen Bewertungen des Buches sowie die Bestsellerränge. Immer wieder erfreuten sie sich dabei mit einem lauten „Jaaa!“, oder kicherten wie kleine Schulkinder vor den flimmernden Bildschirmen. Ich kann diese Glücksgefühle natürlich komplett nachvollziehen, aber mal im Ernst: Wer hat denn die ganze Arbeit gemacht? Wer hat tagein, tagaus in der Sonne, auf dem Balkon oder auf dem Kratzbaum gelegen und all das dem Dosenöffner, der sich nun Autor nennen darf, per Gedankenübertragung übermittelt? Richtig! Ich! Kater Bounty, Herrscher über das Tal, in dem unser Haus steht, Bruder von Amy und Befehlsgeber über Hundedame Bascha, die als Alarmanlage und Spürhund im königlichen Dienste steht. Kater Bounty! Mein Name ist mittlerweile bis über die Weiten des Tals hinaus bekannt. Zumindest bin ich mir darüber ziemlich sicher. Selbst lästige Marder machen mittlerweile einen großen Bogen um unser Königreich und das soll schon etwas heißen. Alles, was unser Autor tun musste, war die von mir vorgegebenen Sätze niederzuschreiben. Autor – dass ich nicht lache: Er ist und bleibt mein Bediensteter und das zusammen mit seiner Frau. Autor – wenn überhaupt, werde ich ihn hier als Ghostwriter aufführen. Um meine königliche Macht sowie die für euch Menschen nach wie vor unbegreiflichen Fähigkeiten erneut zu demonstrieren, lest nachfolgenden Absatz:

Ich bin ein Dosenöffner und Ghostwriter, der im Dienste von Amy und Bounty steht. Ich bin ein Dosenöffner und Ghostwriter, der im Dienste von Amy und Bounty steht. Ich bin ein Dosenöffner und Ghostwriter, der im Dienste von Amy und Bounty steht. Ich bin ein Dosenöffner und Ghostwriter, der im Dienste von Amy und Bounty steht. Ich bin ein Dosenöffner und Ghostwriter, der im Dienste von Amy und Bounty steht.

Tja, dass nennt man Evolution. Eine Art entwickelt sich exorbitant nach oben und die andere erreicht gerade so, mit Müh’ und Not, den aufrechten Gang und nennt sich Mensch. Versteht mich bitte nicht falsch. Ich liebe Menschen! Dank euch muss ich keine Pfote krumm machen. Wenn mein königliches Miau über das Reich ertönt, dann werden Balkontüren geöffnet, es wird Futter herbeigebracht, wir werden stundenlang gekrault und, wenn uns gerade danach ist, mit lustigen, kleinen Stofftieren und Katzenangeln bei Laune gehalten. Wenn wir wieder einmal etwas in unserem Spielwahn herunterschmeißen oder mit unseren Krallen zerstör..., nein: verschönern ist das richtige Wort, dann wird es binnen kürzester Zeit ersetzt. Die beiden Dosenöffner verbringen dann oftmals ihre ach-so-wertvolle Freizeit damit, durch alle möglichen Möbelhäuser zu rennen und bereits das dritte Sofa für dieses Jahr zu kaufen. Aller guten Dinge sind drei, nicht wahr?

Wie dem auch sei. Uns geht beziehungsweise ging es prächtig, bis plötzlich das eintrat, wovon wir bis dato nur in mehreren Gesprächen ganz am Rande mitbekommen hatten. Die beiden wollten sich von all dem Alltagsstress sowie all der Arbeit eine Auszeit nehmen. Wenn sie in der Vergangenheit an diesem Punkt waren, sind sie eigentlich immer nur kurz weg gewesen und wir hatten endlich mal eine Woche für uns allein. Natürlich konnten auch wir diese einzelnen Wochen nutzen, um einfach mal zu entspannen. Kein Wecker, der jeden Morgen dutzende Male klingeln muss, bevor sich überhaupt jemand in seinem Schlafzimmer bewegte. Keine Hundedame Bascha, die, wie jeden Mittag, mit dem Nachbarshund wild durch den Garten rannte und dabei einen höllischen Lärm machte. Kein Fernseher, der jeden Abend stundenlang lief und uns mit seinen grellen Lichtblitzen und lauten Geräuschen immer wieder aus dem Schlaf riss. Nein, so ein Urlaub war schon etwas Tolles, denn länger als eine Woche hatten sie es sowieso noch nie ohne uns ausgehalten und hinterher trugen sie uns noch mehr auf den Händen, als sie es ohnehin sowieso schon tun. Es regnete Liebesbeweise, Leckerlis und Streicheleinheiten. Keine Frage: Die beiden wissen genau, wo sie hingehören. Sie brauchen ab und an eben eine Auszeit von ihren Jobs und das      war ja auch in Ordnung. In dieser Zeit wurden wir dann immer von einer Nachbarin mit reichlich Futter versorgt und genossen einfach unser Leben. Doch dieses Mal war alles komplett anders – und damit meine ich wirklich komplett anders. Ich hoffe, du verträgst nach wie vor nervenaufreibende Abenteuer, denn das, was wir bis dahin in unserem Leben so erlebt hatten, ist nichts im Vergleich zu dem, was dich in diesem Buch erwarten wird. Ab dem nächsten Kapitel geht es hier richtig ab. Meine Schwester Amy und ich sind wirklich froh, das alles irgendwie überstanden zu haben und dass wir immer noch in einem Stück sind. Wenn du selbst Katzen Zuhause hast beziehungsweise bei Katzen wohnen und deren Bediensteter sein darfst, solltest du dich nun mit diesem Buch zu ihnen gesellen und es ihnen laut vorlesen. Wenn du irgendwann einmal vorhast, für längere Zeit in den Urlaub zu gehen und sie dann einer ähnlichen Situation ausgesetzt sind, können sie verdammt viel aus unseren anfänglichen Fehlern und Taten lernen. Bevor dir die Spannungskurve den Atem raubt und du vor lauter Aufregung kaum mehr klar denken kannst, folgt nun der Grund für dieses, nennen wir es mal, Unwohlsein der letzten vier Wochen. Gott, bin ich froh, dass ich wieder hier Zuhause bin! Halleluja!

Wie bereits am Ende des letzten Buches angedeutet, hat sich genau dieser Verdacht bestätigt. Unsere beiden Dosenöffner wollten, zusammen mit unserem Spürhund Bascha, nicht nur eine, sondern ganze vier Wochen in den Urlaub fahren. Da unsere Nachbarin allerdings, so wie wir es bei einem Gespräch mitbekommen haben, genau zu dieser Zeit ebenfalls im Urlaub sein sollte, und sich kein anderer als würdig genug erwiesen hatte, sich um uns königliche Katzen zu kümmern, gab es nur einen Ausweg: Wir sollten für diese vier, fast unendlich langen, Wochen in eine Katzenpension ziehen und was meine Schwester Amy und ich dort alles erlebt haben, möchte ich dir nun in diesem Buch erzählen.

Urlaubsbeginn

Man musste kein Superdetektiv sein, um bereits am Abend zuvor zu bemerken, dass dieser Samstag der Tag der Abreise war. Während sie fast pausenlos von irgendwelchen Stränden und dem Meer quasselte, versuchte er mit vollem Körpereinsatz die prall gefüllten Koffer zu schließen. Amy und ich sahen uns das ganze Spektakel vom Kratzbaum aus an und versuchten, nebenher etwas zu dösen. Hätten wir nur damals schon gewusst, was sich hinter dem Wort „Katzenpension“ versteckt, dann hätten wir uns am besten in einem der Koffer versteckt und die beiden Dosenöffner und Bascha auf ihrem Urlaub begleitet. Aber da wir damals noch absolut keine Ahnung hatten, was uns dort erwarten würde, sind wir einfach ganz in Ruhe liegen geblieben.

Als die beiden dann spät in der Nacht fertig waren, bekamen Amy und ich noch einen Kuss auf die Stirn sowie eine ausgiebige Streicheleinheit. Danach stapften sie dann mit müden Schritten die kleine Holztreppe in Richtung Schlafzimmer hoch. Bascha, die mittlerweile auch immer oben im Schlafzimmer unseres Personals auf einem kleinen Bettchen vor deren Ehebett schlief, drückte sich wie immer an beiden auf dem Weg nach oben vorbei. Egal, ob es die Treppe hoch ins Schlafzimmer war oder die Treppe hinunter in den Garten – unsere Hundedame musste immer als Erste am Ziel ankommen. So gut wir uns mittlerweile mit ihr verstanden, dass sie irgendwann ihren Schlafplatz im Schlafzimmer der beiden bekommen hatte, kam Amy und mir ziemlich entgegen. So konnten wir nachts ungestört unsere geschmiedeten Pläne umsetzen und das tun, was wir Katzen nachts eben so tun. Imaginäre Geister jagen, wilde Verfolgungsjagden veranstalten, Regale abräumen, lautstark unsere Krallen am Kratzbaum wetzen oder einfach nur die Sofakissen durch die Gegend schießen. So wie es war, war es schön und noch immer genossen wir jeden Moment in unserem mühsam aufgebauten Königreich. Jeden Morgen erfreuten wir uns erneut an dem herrlichen Blick über das ganze Tal, den wir vom Fensterbrett aus hatten. Zwischen unseren ausgiebigen Schönheitsnickerchen gab es immer noch so viel zu sehen und so viel zu erleben, doch mit Anbruch des nächsten Tages sollte ein neues Kapitel für uns beginnen. Amy und ich befanden uns allerdings rein vom Kopf her noch meilenweit von diesem entfernt. „Glaubst du, ich schaffe es, von einem Koffer zum anderen zu springen, ohne dabei den Boden zu berühren?“, tuschelte Amy in mein linkes Ohr, während sie mich immer wieder anstupste und dadurch etwas ruppig aus dem Schlaf riss. „Amy … Siehst du nicht, dass ich schlafe?“, murmelte ich etwas genervt zurück. „Ja, mag schon sein. Aber denkst du, ich schaffe das?“, quasselte sie weiter. „Amy … Ich …“, begann ich erneut. „Ja, das ist mir schon klar, aber Bounty! Hey Bounty! Glaubst du ich, schaffe das? Ich meine, die stehen schon ziemlich weit voneinander weg und sehen ziemlich wackelig aus“, unterbrach sie mich. „Na toll, nun ist auch der Halbschlaf dahin!“, dachte ich und schlug die Pfoten schützend vor meinem Gesicht zusammen. Anschließend streckte ich mich ausgiebig und setzte mich immer noch leicht genervt neben sie. „Na los. Zeig schon“, murmelte ich und verdrehte leicht die Augen. „Weißt du, sie hätten die Koffer auch stapeln, oder einfach nur waagerecht auf den Boden legen können, aber nein! Nein, Bounty! Siehst du das? Die haben sie hochkant hingestellt. Die haben die Koffer einfach so hochkant hingestellt, als wollten sie mir damit sagen: ,Hier Amy, das ist eine neue Herausforderung für dich’!“, quasselte sie weiter, während sie aufgeregt auf dem Kratzbaum hin- und herlief. „Amy, ich habe doch gerade eben schon gesagt, dass du das jetzt einfach kurz machen sollst, damit ich weiterschlafen kann“, murmelte ich. „Die halbe Nacht habe ich damit verbracht, diesen komischen Fledermäusen da draußen hinterherzuschauen. Ich bin einfach nur müde und du weißt, ich brauche meinen Schönheitsschlaf“, fügte ich mit Nachdruck hinzu. Nach einem kurzen: „Also gut, aber nur, weil du es unbedingt sehen willst!“, sprang sie vom Kratzbaum und landete routiniert auf dem Fensterbrett. Von dort aus setzte sie einen großen Satz auf den Küchentisch nach und von diesem gelangte sie dann über einen der vier Esszimmerstühle nach unten. Während ich, noch immer etwas schlaftrunken, die Augen verdrehte, riss sie ihre weit auf und tapste fröhlich dem ersten großen Koffer und somit dem Startpunkt ihres kleinen Marathons entgegen. Dort angekommen, sprang sie gekonnt auf den ersten Trolley und drehte ihren Kopf zu mir. Mit einem breiten Grinsen schrie sie laut in meine Richtung: „Du zählst runter und dann starte ich!“ Irgendwie war ich selbst noch nicht so wirklich Feuer und Flamme für ihr Vorhaben und so gab ich ihr nur mit einem kurzen „Los!“ das Signal zum Starten. „Nein, nein, nein“ ,murmelte sie und schüttelte den Kopf. „Bounty, du musst so zählen: 3 … 2 … 1 … Uuuuuuuund LOS!“ Dann wandte sie sich wieder von mir ab und machte sich erneut bereit für den Start. Anschließend tänzelte sie mit ihren Pfoten abwechselnd auf der Stelle und blickte fixiert nach vorne auf den nächsten Koffer. Anscheinend nahm sie ihre ganze Idee wirklich ernst und so tat ich ihr den Gefallen und läutete das Startsignal ein. „Katzen und Kater von weit und fern!“, schrie ich mit voluminösem Organ in Richtung in die imaginären Zuschauertribüne. „Halten Sie sich gut fest, denn jetzt wird unsere absolute Top-Athletin den schwierigsten Koffersprung-Wettbewerb aller Zeiten absolvieren!“, brüllte ich weiter. Meine anfangs vorgetäuschte Begeisterung hatte nun allerdings nicht nur meine Schwester übermotiviert, sondern auch mich selbst eingeholt. Nun war auch ich absolut hin und weg von dem Versuch, diesen Parcours zu bestehen. Amy spürte das natürlich und nickte mir zustimmend zu. Mein „3 … 2 … 1 …“ wurde kurzzeitig von ihr selbst angefeuert: „Komm schon, Amy! Komm schon!“ Dann ging ich in die Vollen und nach einem tiefen Atemzug schrie ich so laut ich nur konnte: „Uuuuuuuuuuuuuuuund LOOOOOOSSSSSS!!!!!“ Während ich nach dieser Showeinlage für die imaginäre jubelnde Menge wieder versuchte, Luft zu holen, war Amy bereits wie aus der Pistole geschossen losgesprungen. Den ersten Koffer ließ sie ohne große Probleme hinter sich und im selben Moment, in dem sie auf dem zweiten landete, sprang sie auch schon wieder von diesem in Richtung des nächsten ab. Die Landung auf diesem gestaltete sich dank seiner sehr kleinen Landefläche und des herausstehenden Griffes als etwas komplizierter, aber auch diese meisterte sie mit Bravour. Vor ihr lagen nun nur noch eine kleinere Tasche aus hellgrauem Stoff sowie ein wiederum ziemlich weit von dieser entfernter, großer, schwarzer Hartschalenkoffer. Kurz bevor sie zum entscheidenden Sprung ansetzte, feuerte sie sich nochmals kurz selbst an. Nach einem tiefen Atemzug sprang sie dann mit aller Kraft von dem etwas kleineren Koffer mit dem hervorstehenden Griff ab, so dass dieser leicht hin- und herschaukelte und dadurch fast umkippte. Nach einem kurzen Flug landete sie mit einem dumpfen Geräusch auf der Stofftasche, wo sie mit ihren Krallen nun den richtigen Griff für den finalen Absprung suchen konnte. Als sie mit allen vier Pfoten sicher auf dem weichen und unebenen Untergrund stand, ging sie tief in die Hocke und katapultierte sich mit einem kräftigen Abstoß ihrer Beine in die Luft. Mit weit ausgestreckten Vorderpfoten schoss sie regelrecht wie ein kleiner Kampfjet über die komplette Distanz, wo sie dann Sekundenbruchteile später die ungefähr drei Meter entfernte Kante des Koffers erreichte. Hier fand sie dank ihrer Krallen sofort den nötigen Halt. Anschließend brauchte sie sich nur noch hinaufziehen und schon hatte sie es geschafft. Oben angekommen, jubelte sie sofort los. „Jaaaa! Amy hat es geschafft! Amy ist die Größte!“, schrie sie in alle Richtungen, während sie versuchte, wieder zu Atem zu kommen. „Schon gut! Aber die Größte bist du deswegen noch lange nicht“, zischte ich in ihre Richtung, während ich mich zielstrebig vom Kratzbaum herabbewegte. „Ach, jetzt auf einmal doch Interesse, Herr Bounty?!“, stachelte sie mich an, als ich nach einem kleinen Satz sicher auf dem ersten Koffer gelandet war. „Pfff!“, entgegnete ich, hob die rechte Pfote und warf einen prüfenden Blick auf meine scharfen Krallen, die ich provokant hervorschnellen ließ. „Deine Krallen bringen dir auch nichts, wenn du nicht einmal den letzten Koffer erreichst und auf dem Boden landest“, lachte sie mir entgegen, während sie besagten Koffer mit einem kleinen Sprung auf den Parkettboden wieder verließ. Ich ließ mich natürlich absolut nicht von ihrem Getue beeindrucken und begann lautstark, meine Startsequenz hinunterzuzählen. „Katzen und Kater von weit und fern. Dies ist der Tag der Tage. Ich, König Bounty, werde heute höchstpersönlich diesen Parcours meistern. Außerdem werde ich auch …“, posaunte ich laut in Richtung meiner Schwester, die neben dem letzten Koffer auf dem Boden Platz genommen hatte und leicht die Augen verdrehte „Ja, liebe Zuschauer, außerdem werde ich auch die lächerliche Bestzeit meiner Schwester Amy um Längen unterbieten!“, schrie ich selbstsicher in die imaginäre Menge, die mein Kopf um mich herum im Flur neben den Parcours projizierte. Dann war es soweit und nach einem kurzen „3 … 2 … 1 … Looooooos!“ meiner Schwester, schoss auch ich voller Selbstbewusstsein los. Fast schon spielerisch manövrierte ich meinen Prachtkörper über die aufgestellten Hindernisse und landete schließlich auch auf der grauen Stofftasche, wo ich mich, wie Amy zuvor, zum finalen Sprung vorbereitete. Nachdem auch ich alle vier Pfoten in dieser verankert hatte, presste ich mich tief mit dem Bauch an den weichen Untergrund, um das Maximale an Sprungkraft herauszuholen. Nach einem tiefen Atemzug sprang ich mit fokussiertem Blick ab. Dummerweise verhakte ich mich mit einer der Krallen der rechten hinteren Pfote im Stoff der Tasche, so dass der Absprung mir nicht ganz wie geplant gelang. Etwas unbeholfen flog ich mitsamt der Tasche durch die Luft und drehte mich um die eigene Achse. Im Augenwinkel sah ich, wie Amy vorsichtshalber zur Seite sprang und Deckung suchte. Im Flug gelang es mir dann doch, meine Krallen aus dem Stoff zu ziehen und so schleuderte ich die Tasche in Richtung des letzten Koffers weiter. Als ich ungefähr einen halben Meter vor diesem gerade kurz vor der Landung stand, hörte ich einen dumpfen Aufprall. Die Tasche hatte, im Gegensatz zu mir, den Koffer erreicht und diesen an der oberen Kante so hart getroffen, dass er bedrohlich zu schwanken begann. Als sich die Tasche und ich wieder sicher auf dem Boden befanden, passierte plötzlich das Unausweichliche und der schwere Hartschalenkoffer fiel nach hinten um. Etwas überfordert von dem, was sich hier nun abspielte, suchte auch ich, genau wie meine Schwester, Schutz hinter der kleinen Holzkommode im Flur. Mit einem lauten Pflatsch landete der Koffer auf dem Boden und riss den großen Kleiderständer mit in die Tiefe. Dieser stürzte, wie einer dieser riesigen Bäume in den Baumfäller-Dokumentationen, die ich schon ab und an im Fernseher der Dosenöffner mitangesehen hatte, um. „FÄLLT!“, schrien Amy und ich fast zeitgleich, als wir beobachteten, wie der mächtige Kleiderständer aus Metall in den großen Spiegel einschlug, der an der Tür, die zum Keller hinunterführt. Der Aufprall war so heftig, dass dieser sofort in Tausende Scherbenteile zerschellte und diese mit lautem Klirren großflächig im Flur verteilte. Amy und ich, die das alles aus sicherer Entfernung mitangesehen hatten, eilten schnell zurück zum Kratzbaum. Genau in dieser Sekunde begann Bascha, die durch das laute Geräusch des zerberstenden Spiegels ebenfalls aufgeschreckt wurde, lautstark im Schlafzimmer der Dosenöffner zu bellen. Kurze Zeit später öffnete sich dann die Tür und die drei eilten erschrocken hinunter. Unten angekommen, stoppte Bascha, die wie immer als Erste die Treppe hinter sich gelassen hatte, sofort erschrocken vor dem, nennen wir es mal, Scherben-Kleiderständer-Koffer-Chaos. Vom Kratzbaum aus konnten wir anhand ihres nun leicht schiefen Kopfes sofort erkennen, dass sie diesen Anblick nicht ganz einordnen konnte und lieber auf die Meinung unseres Personals wartete. Deren Ankunft im Flur machte sich sofort durch einen lauten Schrei ihrerseits bemerkbar. „Ich habe dir gesagt, lade die Koffer gleich ins Auto – aber nein, jetzt ist der große umgefallen und jetzt sieht es hier aus, als hätte eine Bombe eingeschlagen!“, fuhr sie ihn an. „Aber Schatz, ich …“, entgegnete er, doch wirklich zu Wort ließ sie ihn nicht kommen. Amy, die genau neben mir auf der höchsten Ebene des Kratzbaumes lag, stupste mich an und tuschelte grinsend: „Stimmt, etwas wackelig war der große Koffer schon.“ „Ja, ziemlich fahrlässig, so einen wackeligen Koffer da im Flur stehen zu lassen“, entgegnete ich ebenfalls mit einem breiten Grinsen im Gesicht. „Wenn der umfällt, hätte er uns ohne Probleme verletzen können“, fügte ich vor Lachen prustend hinzu. Währenddessen war das Personal mit den Aufräumarbeiten beschäftigt. Besser gesagt, er, da sie nach einem kurzen „Ich helfe dir gleich – ich geh’ nur kurz mit Bascha raus. Die muss sowieso wegen all der Aufregung mal austreten“ zusammen mit Bascha das Haus verließ. Als die beiden kurze Zeit später wieder durch die Haustür zurückkamen, hatte er gerade das Gröbste in Plastiktüten geräumt und den Staubsauger eingesteckt. Nachdem seine Ehefrau damit fertig war, Baschas Pfoten abzuputzen, übergab er ihr den Staubsauger und machte sich daran, die mit Scherben gefüllten Müllsäcke nach draußen zu bringen. Bascha, die den Staubsauger übrigens genauso wenig leiden konnte wie wir, huschte sofort wieder die Treppe zum Schlafzimmer hinauf, um dort in sicherer Entfernung abzuwarten. Amy und ich hatten uns mittlerweile im hintersten Eck der Kratzbaumhöhle versteckt, um ebenfalls dem grausamen Lärm des lästigen Haushaltsgerätes so gut wie möglich zu entgehen. „Bei dem Lärm kann ja auch keiner schlafen“, nörgelte Amy vor sich hin. „Erst die Koffer so ungeschickt hinstellen und dann auch noch mitten in der Nacht staubsaugen. Zustände sind das hier …“, meckerte ich schmunzelnd hinterher. Nachdem die beiden dann irgendwann die Putzaktion abgeschlossen hatten, bekamen Amy und ich noch ein kleines „Betthupferli“, im Sinne einer leckeren Kaustange, für jeden von uns. Diese wurde dann von einem „Tut uns so leid, dass ihr hier unten wegen der blöden Koffer so eine Angst haben musstet“ sowie kurzen, aber herrlich angenehmen Streicheleinheiten begleitet. Während wir beide gekrault wurden und die Kaustangen vertilgten, blickten wir uns kurz an und begannen dann lautstark zu schnurren. Nachdem ich die Kaustange komplett vertilgt hatte, flüsterte ich Amy ins Ohr: „Wir wollen mal nicht so sein“, und verstärkte die Intensität meines Schnurrens. Auch sie tat mir gleich und so erfuhren unsere beiden Dosenöffner wieder einmal erneut, dass sie mit all ihren Problemen natürlich jederzeit zu uns kommen können. Kurze Zeit später wurden wir dann erneut mit „Schlaft gut, ihr Süßen“ verabschiedet und uns unserem Schönheitsschlaf überlassen. Als wir wieder alleine im Wohnzimmer waren und sich auch über uns im Schlafzimmer nicht mehr viel bewegte, konnte ich endlich weiterschlafen. Als ich gerade eingenickt war, riss mich plötzlich meine Schwester erneut aus dem Schlaf. „Bounty! Die Koffer stehen noch hier im Haus. Die sind nun alle vorne da an der Haustür. Meinst du, ich kann auch diesen Parcours meistern?“ Erneut komplett genervt, stand ich sofort auf und schritt, ohne auch nur ein Wort über Amys neues Vorhaben zu verlieren, aus der Kratzbaumhöhle hinaus. Sekunden später legte ich mich dann wieder auf eine der oberen Kratzbaumplattformen nieder und versuchte, erneut in das wunderschöne Land der Träume zu flüchten. Doch leider wurde ich auch hier oben aus meinem Gedöse gerissen. „Bounty! Ich meine das ernst! Glaubst du, ich schaffe das?“, ertönte es zu meiner Linken. Amy hatte nun auch auf der oberen Plattform neben mir Platz genommen und starrte mich mit riesigen Augen an, während sie auf eine Antwort wartete. „Amy“, begann ich genervt, ich sag dir was: Wir spielen jetzt ein ganz anderes Spiel“ – „Achja, wirklich? Wollen wir unsichtbare Gespenster jagen, die Vorhänge hinaufklettern oder ein Wettrennen von Fensterbrett zu Fensterbrett veranstalten?“, entgegnete sie hoffnungsvoll. „Nein! Wir spielen jetzt: WER ZUERST EINSCHLÄFT, HAT GEWONNEN!“, fuhr ich sie an und senkte wieder meinen Kopf, um erneut eine Pfote voll Schlaf zu mir zu nehmen. „Dann eben nicht. Bin sowieso viel zu müde“, quengelte sie etwas enttäuscht vor sich hin. „Aber weißt du was?!“, weckte sie mich erneut. „Aaaaaah! Was denn noch?“, fuhr ich sie an. „Bounty, das Einschlafspiel werde ich auch gewinnen“, schmunzelte sie, senkte den Kopf, schloss ihre Augen und begann binnen kürzester Zeit, leise zu schnarchen. „Das soll mir ja recht sein“, nuschelte ich in das kuschelige Plateau des Kratzbaumes und schlief erneut ein.

Ein paar Stunden später wurden wir dann nicht wie gewohnt von unserem normalen Samstagmorgenhunger geweckt, sondern von den beiden Dosenöffnern und von Bascha, die wieder einmal wild die Treppe, die vom Schlafzimmer ins Wohnzimmer führte, hinunterschoss. Während sie, wie üblich, aufgeregt ein paar Runden um den Esstisch drehte und dabei einige ihrer Spielzeugbälle umherschoss, begannen Amy und ich mit unserer allmorgendlichen Yoga-Einheit im Sinne eines Katzenbuckels. Als wir anschließend jeden Muskel unserer Prachtkörper streckten und dehnten, torkelten auch unsere beiden Dosenöffner noch etwas schlaftrunken die Treppe hinunter. Als auch sie dann endlich das Wohnzimmer erreichten, empfingen Amy und ich die beiden erst einmal mit einem langen Gähnen, das von Baschas wildem Umherspringen untermalt wurde. Während das weibliche Personal zuerst alleine im Bad und dann mit Bascha im Garten verschwand, kümmerte sich der Ghostwriter/Cateringservice um unser leibliches Wohl. So eine Katze von Welt will natürlich gut versorgt sein und so bestätigten wir sein Vorhaben natürlich sofort mit aufgeregtem Miauen. Die etwas kurze Nacht hatte scheinbar ihre Spuren an ihm hinterlassen und so lief er noch recht verpeilt zum Futterschrank, aus dem er das knusprige Trockenfutter holte. Zumindest hatte er dies vor, doch bemerkte er auf der Hälfte zur Strecke zum Kratzbaum, oder, wie ich es gerne zu sagen pflege, zur Spitze der Nahrungskette, dass er nicht unser Frühstücks-Trockenfutter, sondern eine Tüte mit den Häkelsachen seiner Frau in der Hand hielt. Etwas verwirrt musterten seine müden Augen das Ergebnis der Futtersuche. Kopfschüttelnd drehte er wieder um, legte die Häkeltüte zurück und griff dann erneut in den Holzschrank. Endlich hielt er die richtige Packung in der Hand und schon das Rascheln des Trockenfutters machte Amy und mich ganz wuschig. Aufgeregt und wild schreiend liefen wir auf der kuscheligen Kratzbaumfläche hin und her. „Gott, der braucht ja ewig“, schimpfte Amy. Auch mir kamen die drei Meter, die er zu uns zurücklegen musste, ewig vor, und so sprang ich vom Kratzbaum und rannte ihm quengelnd entgegen. „Schneller! Schneller!“, schrie ich auffordernd vom Boden herauf, während ich immer wieder zwischen seine Füßen schlängelte. Als er endlich am Kratzbaum angekommen war und das Futter in den Napf schüttete, kletterte ich, so schnell ich nur konnte, wieder hinauf zur Frühstücksplattform. Da er mir allerdings, müde wie er war, seinen linken Arm derart blöd in den Weg hielt, als er sich am Kratzbaum abstütze, musste ich eben den Weg über diesen, anstatt den darunterliegenden Sisalsäulen, wählen… Egal! Meine Krallen hielten auch in seinem Arm ganz gut. Als er also ziemlich unerwartet einen kurzen Schmerz auf seinem Arm verspürte, schrie er sofort auf. „Dir auch einen guten Morgen, Schlafmütze“, zischte ich über meine rechte Schulter. Amy, die bereits die ersten köstlichen Bissen des Frühstücks herunterschluckte, lachte von oben: „Ja, jetzt ist er wach!“ Während der Ghostwriter sich den Arm rieb und etwas ungläubig auf die Hinterlassenschaften meiner scharfen Krallen starrte, war auch ich auf dem Plateau angekommen, wo sofort damit begonnen wurde, das Frühstück zu mir zu nehmen. Kurze Zeit später war er dann im Bad verschwunden und irgendwann kamen auch die beiden anderen aus dem Garten zurück ins Haus. Bascha hat dann wie gewohnt ihr Frühstück bekommen, das sie natürlich mit aufgeregtem Schwanzwedeln empfing. Während Amy und ich uns wie zwei Mähdrescher durch den Fressnapf arbeiteten, konnte ich im Augenwinkel sehen, wie Bascha brav auf ihrem Popo vor dem chromfarbenen Futternapf saß und dann auf ein kurzes Handzeichen unseres Personals hin sofort mit dem Fressen begann. „Pfff, Hunde“, dachte ich, während ich wieder einmal sah, wie sie unseren beiden Bediensteten aufs Wort gehorchte. Wir Katzen würden niemals vor dem Napf sitzen bleiben und auf irgendein lächerliches Signal warten. Aber gut, wir sind eben auch Könige und kein Fußvolk. Aber schnell fressen kann dieser Hund, dass musste man ihr lassen. Wieder einmal staunten wir nicht schlecht, als sie ihr Frühstück zeitgleich mit uns beendete. Anschließend tänzelte sie zufrieden zur anderen Seite des Wohnzimmers und legte sich in ihr Hundebettchen inmitten all den Spielsachen. Wir Katzen bewegten uns erst einmal nicht, sondern plumpsten mit unseren Popos auf das Kratzbaumplateau, auf dem auch gespeist wird, und begannen, unser Fell zu putzen. Eine ausgiebige Fellpflege ist das A und O, wenn man so toll aussehen möchte wie wir. Ich gebe zu, auch Baschas schwarze Fell glänzt herrlich, aber das ist ja auch viel kürzer als unseres, daher auch ziemlich pflegeleicht. Wir hingegen, mit unserem fast komplett weißen Fell, haben da schon mehr zu tun, aber als absolute Experten der Fellpflege war das natürlich kein Problem für uns. Während wir so dasaßen und unsere Pfoten abschleckten, bemerkten wir auf einmal, dass es draußen mittlerweile zu regnen begann. Dann fiel uns wieder ein für, dass die beiden all die Koffer gepackt hatten und dass uns nun diese Katzenpension und der Abschied von unserem herrlichen Königreich bevorstand. Etwas traurig starrte ich über das verregnete Tal, das natürlich zu solch einem Abschied nicht klischeehafter hätte aussehen können. Klar, was wäre das auch für eine Abreise bei 30 °C im Schatten und dem leckeren Geruch von frisch Gegrilltem in der Luft. Als hätte der große Katzengott gewusst, dass es hier nun um einen Abschied für vier lange Wochen ging, ließ er es immer stärker regnen. Im Nachhinein betrachtet, hatte es ehrlich gesagt für das, was uns bevorstand, viel zu wenig geregnet.

Während der Ghostwriter die Koffer hinaustrug und anschließend einen nach dem anderen im Auto verstaute, stellte seine Frau die Transportbox im Wohnzimmer auf und begann, uns mit freundlichen Rufen auf diese aufmerksam zu machen. Doch Amy und ich wollten eigentlich lieber schlafen und wandten uns sofort wieder von ihr ab. Da dies also nicht wie erhofft klappte, begann sie, um unsere Aufmerksamkeit mit Hilfe einer kleinen Tüte voller Leckerlis zu werben. Was soll ich sagen – wir sind auch nur Katzen. Eine raschelnde Tüte voller Leckerlis – da können wir einfach nicht anders. Hypnotisiert verließen wir den Kratzbaum und liefen zur Tüte, die sie mittlerweile im Inneren der Transportbox ausgeleert hatte. Ohne auch nur irgendwie darüber nachzudenken, was passierte, betrat erst ich und dann Amy die Box. Im hinteren Teil der Kiste angekommen, machten wir uns sofort über die Leckereien her, während wir im Hintergrund wahrnahmen, dass die Gittertür hinter uns schnell geschlossen wurde. Immer noch fleißig bei der Sache, kauten wir fröhlich auf den kleinen Snacks herum, bis nichts mehr von ihnen übrigblieb. Anschließend putzten wir uns erneut und legten uns wortlos auf die kuschelige Decke, die unsere Bediensteten im Inneren der Box ausgebreitet hatten, nieder. Ohne auch nur ein Wort zu verlieren, kuschelten Amy und ich uns aneinander und starrten durch die Gitterstäbe hindurch ins Wohnzimmer. Zugegeben, es war blöd, da hineinzugehen. Aber ändern konnten wir es nun sowieso nicht mehr, also beschlossen wir, die Sache auszusitzen und die Zeit, die wir nun in dieser Transportkiste hatten, mit einem kleinen Erholungsschläfchen zu überbrücken. Eng aneinander gekuschelt, schliefen wir ein und bemerkten überhaupt nicht, wie die Zeit wie im Flug an uns vorbeizog. Irgendwann wurden wir durch eine kleine Erschütterung geweckt. Die Kiste wurde nun vom Ghostwriter getragen. „Kein Grund zur Sorge“, murmelte ich in Amys Fell und schloss erneut die Augen. Während wir sanft hin- und hergeschaukelt wurden, entfernten wir uns immer weiter von unserem wunderschönen Königreich. Kurze Zeit später fiel die Haustür dann zu und als wir kurz aufschreckten, befanden wir uns bereits mitsamt unserer Box auf dem Schoß des Personals. Durch eines der Seitenfenster konnte ich erkennen, wie auch Bacha bereits im hinteren, nennen wir es mal, Hundeabteil des Wagens Platz genommen hatte. Dann startete der Ghostwriter den Motor und die Fahrt konnte beginnen. Irgendwie entspannte uns das leichte Schaukeln des Autos und wir nahmen den kurz unterbrochenen Schlaf wieder auf. Ich kann dir sagen, diese Reise dauerte eine gefühlte Ewigkeit an Schlaf, der nur ab und an durch den etwas stärker werdenden Regen, der beruhigend auf dem Autodach niederschlug, oder eine etwas größere Bodenwelle kurz unterbrochen wurde. Seit wir damals als kleine Kitten mit dem Auto vom Bauernhof, wo wir geboren wurden, in unser Königreich gefahren wurden, hatten wir nie mehr eine solch lange Reise erlebt. Klar, es gab diese Besuche bei der gruseligen Frau im weißen Kittel, die ich bereits im ersten Teil von Katzen an die Macht