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Was denkt meine Katze – und warum verhält sie sich so? Dieses Buch führt Sie tief in die Gefühlswelt Ihres Stubentigers. Anhand authentischer Geschichten erleben Sie, wie Katzen ihre Umgebung wahrnehmen – und was sie zu auffälligem Verhalten bewegt. Statt bloßer Erziehungstipps liefert der Ratgeber verständliche psychologische Einblicke. Sie lernen, typische Signale zu deuten und Ursachen zu erkennen, bevor Probleme entstehen. Was braucht Ihre Katze wirklich? Was will sie Ihnen sagen? Dabei stehen nicht Diagnosen im Vordergrund, sondern Empathie, Verständnis und der Wunsch nach einem harmonischen Miteinander. Ob Angst, Stress oder Unruhe – das Buch zeigt praxisnahe Wege, wie Sie auf Ihre Katze eingehen können. Ein unverzichtbarer Begleiter für alle, die ihre Katze nicht nur halten, sondern wirklich verstehen wollen.
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Seitenzahl: 110
Veröffentlichungsjahr: 2023
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Vorwort
Kapitel 1
»Ein Kätzchen zieht ein!«
Kapitel 2
»Achtung! Gefahr!«
Kapitel 3
»Kippfenstersyndrom«
Kapitel 4
Urinieren und/oder Koten außerhalb des Katzenklos
»Katzenklo! Das macht nicht jede Katze froh!«
»Wenn der Toilettengang zur Qual wird«
»Hilfe! Mein Revier ist in Gefahr!«
»My home is my castle«
Kapitel 5
Katzenzusammenführung
»Der Feind in meinem Haus«
»Grüß Gott, Mitbewohner!«
Kapitel 6
Aggressives Verhalten Katzen und Menschen gegenüber
»Wenn Spiel und Spaß zu Angst und Aggression werden«
»Mina, die Kratzbürste«
Kapitel 7
Futterumstellung, Ochsenknochen, Katzengras
»Naschkatzen und Schleckermäulchen«
Kapitel 8
Training
»Alptraum Transportbox«
Kapitel 9
Beschäftigung
»Ene mene miste – es rappelt in der Kiste ...«
Kapitel 10
Sterbebegleitung
»Wenn der Seelenfrieden naht«
Warum habe ich dieses Buch überhaupt geschrieben? Weil ich mir wünsche, dass du die Katzen verstehen lernst. Angesichts der Tatsache, dass du dieses Buch in den Händen hältst, trifft das wohl auch auf dich zu. Ich möchte, dass du weißt, warum Katzen sich so verhalten, wie sie es tun, was sie wollen und was sie brauchen.
Oft ist es so, dass der Halter das Benehmen seines Mäusefängers nicht versteht und glaubt, er tue es aus böser Absicht. Abgesehen davon sind sie nicht immer ausreichend darüber informiert, wie es mit der Gestaltung des Lebensraums auszusehen hat. Gibt es in den vier Wänden sowie im Sozialleben deiner Samtpfote Defizite, führt das zu gewissen Verhaltensweisen, die der Zweibeiner dann als »Verhaltensproblem der Katze« schildert oder das Tier sogar als »verhaltensgestört« abstempelt. Dabei ist dieses Auftreten keineswegs gestört. Im Gegenteil: Die Katzen verhalten sich nicht so, um dich zu ärgern oder aus Trotz. Es ist eine natürliche Wesensart der Katze, dir mitzuteilen, dass ihr etwas nicht passt und Veränderungen vorgenommen werden sollten.
In den folgenden Kapiteln werden einige Katzen ihre Geschichte erzählen und dir die Möglichkeit geben, das Leben aus der Sicht der Katze zu sehen. Die in diesem Buch beschriebenen Verhaltensweisen können vielfältige Ursachen haben. Welche Maßnahmen konkret angewendet werden sollen, muss situationsabhängig entschieden werden. Wenn du dir nicht sicher bist, was der Beweggrund für das Verhalten deines Stubentigers ist, hole dir bitte einen professionellen Tierverhaltensberater zu Hilfe.
Sei mir herzlich gegrüßt! Schön, dass ich dich kennen lerne. Ich darf dich doch duzen oder? Ich bin Luna, ein vierjähriges, verschmustes und sanftes Katzenmädchen, und gehöre der Rasse Norwegische Waldkatze an.
Ich lebe glücklich und zufrieden seit einigen Jahren mit meinem abenteuerlustigen Bruder Bilbo und unserem Vater Taifun – bei Frauchen Nicky und Herrchen Franz.
Wir wohnen in einer hellen 3-Zimmer Etagenwohnung, welche über einen herrlichen Süd-Balkon verfügt. Warum ich ihn so wunderbar finde, erfährst du auf den folgenden Seiten. Ich erinnere mich an den Tag, an dem Bilbo und ich in unser neues Zuhause zogen, so genau, als wäre es gestern gewesen:
Mein Bruder und ich lebten mit Mutter, Vater und anderen Katzen bei einer Züchterin, die sich verantwortungsbewusst und liebevoll um uns kümmerte. Warum ich das so betone? Weil es nicht selbstverständlich ist. Leider gibt es viele unseriöse Züchter und illegalen Tierhandel, unter denen vor allem unsere Mütter leiden. Bitte unterstütze solche Abscheulichkeiten nicht und achte daher genau darauf, von wem du dein Tier holst.
Jedenfalls waren Bilbo und ich vierzehn Wochen alt. Wie gesunde Kitten es nun mal machen, spielten wir mit unseren Geschwistern und erkundeten neugierig das damalige Heim. Es war ein schönes Zuhause: Viele helle Zimmer sowie ein geräumiger Balkon, von dem man über München bis zu den Alpen sehen konnte.
Zwischen der sechsten und dreizehnten Lebenswoche kamen oft Menschen, die uns junge Kätzchen kennen lernen wollten. Als wäre es nicht schlimm genug, dass Fremde da waren, kamen manche sogar noch mit Kindern! Verstehe mich bitte nicht falsch. Ich habe nichts gegen euren Nachwuchs, sofern er sich in unserer Gegenwart ruhig verhält und liebevoll, sowie einfühlsam mit uns umgeht. Manche von ihnen allerdings ... Da stellen sich mir die Buckelhaare auf!
Voller Euphorie kamen die Leute ins Zimmer gesprungen, sprachen mit piepsiger, schriller Stimme und säuselten irgendeinen Schwachsinn, den ich nicht verstand. Es hörte sich oft ähnlich an wie: »Duzi duzi du! Du bist aber ein hinreißendes, kleines, weiches Katzi!«
Hinzu kam, dass viele Kinder laut waren, durch den Flur trampelten, quietschten und kreischten. Da wir Katzen bekanntlich ein sehr feines Gehör haben, war dieser Lärm eine Tortur für uns.
Aber damit nicht genug. Sie rannten uns wie riesige Fressfeinde hinterher, packten meine Geschwister und mich, manchmal nicht sonderlich sanft und mit wenig Feingefühl von oben, und hielten uns gegen unseren Willen fest. Immer wieder küsste der Besuch uns und rieb uns an seinem Gesicht, wischte schlimmstenfalls – wenn auch nicht beabsichtigt – seinen Rotz an unseren kleinen, weichen Körpern und versaute den Familiengeruch ... Igitt!!!
Ich maunzte nach Mama und versuchte, mich aus den Fängen der Kinder zu befreien. Zum Glück waren die meisten Leute anständig, wiesen ihren Nachwuchs zurecht, ließen mich zu meiner Familie auf den Boden und spielten dort mit mir weiter. Die, die es nicht taten ... nun ja ... bereits kleine Babykätzchen verfügen über spitze Krallen und Beißerchen. Auch wenn das Geschrei recht groß ist, aber wer nicht hören will, muss eben fühlen ...
Eines Tages kam ein junges Pärchen zu Besuch. Bilbo und ich kannten es schon. Das Pärchen war bereits dreimal hier gewesen und spielte mit uns, streichelte uns liebevoll über den Pelz, wobei wir an Streicheleinheiten nicht so interessiert waren. Wir beide lieben Action und Abenteuer!
Doch diesmal hatten sie eine große rote Kunststoffbox dabei. Vorsichtig schlich ich mich näher und begutachtete das eigenartige Ding aus sicherer Entfernung. Schlitze waren an den Seiten, eine Gittertüre vorne und ein Tragehenkel war auf dem Deckel angebracht. In der Box war es dunkel, und es lag ein weiches Handtuch darin. Ich konnte zwar keine fremde Katze wittern, aber es roch unbekannt.
Schnell drehte ich mich um und flitzte weiter ins Wohnzimmer, wo Mama und meine Geschwister auf mich warteten und zum Balgen aufforderten.
Während des Tobens nahm meine Halterin Bilbo und mich hoch. Sie hielt uns eng an ihr Gesicht und flüsterte uns Worte zu, deren Bedeutung ich nicht verstand. Ihre Stimme, sonst so kräftig, war zittrig und ihre Augen glasig. Sie strich liebevoll ein letztes Mal über unsere kleinen Körper, drückte jedem von uns einen Kuss auf das Köpfchen und setzte uns in das fremde, rote, dunkle Ding. Bevor mein Brüderchen und ich verstanden, was los war, wurde die Gittertüre verschlossen, und wir waren in der Box gefangen. Ein Gefühl des Unbehagens und der Angst machte sich in uns breit.
Außerhalb sahen wir Mama und die Geschwister. Ich maunzte, kratzte an der Gittertüre, wollte zu meiner Familie, aber ich schaffte es nicht.
Dann ein Ruckeln und wir wurden mitsamt der Box hochgehoben. Ich hatte Angst. Wusste nicht, was geschah. Das Paar verließ mit uns die Wohnung. Bilbo und ich sahen mit großen Kulleraugen zu Mama und den Geschwistern, riefen nach ihnen. Auch sie schauten uns nach. Machtlos. Dann fiel die Wohnungstür ins Schloss.
All das Vertraute – fort für immer. Alle Gerüche, alle Möbel. Das heimische Revier – weggerissen. Der Sicherheit und Geborgenheit, die unser bisheriges Leben bot – entrissen. Von jetzt auf gleich. Wir konnten uns nicht mal verabschieden.
Unsere Geschwister – nicht mehr da. Nie wieder mit ihnen um die Wette laufen oder sich um ein Spielzeug streiten. Nie wieder zusammen kuscheln, sich gegenseitig putzen und den Familiengeruch teilen. Mama – für immer weg. Sie wird uns nie wieder mit ihrem Schnurren trösten und beruhigen, wenn wir Angst haben. Wir werden uns nie wieder an ihren weichen und warmen Körper schmiegen können, wenn uns kalt ist und wir schlafen wollen.
Wir werden Mama nie mehr sehen.
Während der Fahrt in eine ungewisse Zukunft entleerte sich stressbedingt meine Blase und Bilbo's Magen entledigte sich seiner letzten Mahlzeit. Gott sei Dank war ein Handtuch in der Kunststoffbox, denn so reinigte unser neues Frauchen später problemlos die Transportbox. Sie spülte die Box mit heißem Wasser und ammoniakfreiem Reinigungsmitel aus.
Nach einer gefühlten Ewigkeit in der Box und einer Fahrt im Bauch eines laut brummenden Ungetüms wurden wir sacht auf den Boden einer fremden Wohnung abgesetzt. Es war die Wohnung, in der wir bis heute leben.
Die Frau öffnete langsam die Gittertüre. Sie sah zu uns herein, sprach beruhigende Worte und lächelte uns auf Katzenart an, indem sie langsam blinzelte. Ich war zu verängstigt, um zurückzulächeln, aber mein frecher Bruder erwiderte ihre Mimik.
Er ließ sich nicht lange bitten und wagte nach kurzem Zögern die ersten vorsichtgen Schritte in das neue Heim.
Langsam folgte ich ihm. Zum einen, weil ich meinem Bruder vertraute, und zum anderen, weil ich nun mal zur Familie der Felidae gehöre und deshalb von Natur aus ein unglaublich neugieriges Wesen bin. Den Kopf aus der Transportbox streckend, schnupperte ich erst vorsichtig, ob Gefahr drohte. Doch roch ich nichts dergleichen, sondern nahm den Duft einer unserer Hinterlassenschaften wahr. Nein, es war nicht der »Unfall« in der Box, es kam von außerhalb. Ich wagte einen Schritt in den offenen Raum, sah mich um und erspähte eine riesige, dick mit grauem Sand befüllte, durchsichtige Kunststoffkiste. Sie war so geräumig, dass zwei erwachsene Katzen gleichzeitig hineingepasst hätten, ohne sich im Weg zu stehen. Bilbo war bereits hineingestegen und scharrte zufrieden sein erstes Geschäft im neuen Katzenklo zu.
Für mich als Katze ist es wichtig, von Anfang an zu wissen, wo das Klo steht. Ich schlich mich näher ran und begutachtete unser stilles Örtchen.
Obwohl Bilbo bereits damit beschäftigt war, mit Herrchen und einer Spielangel zu spielen, bewegte ich mich weiterhin vorsichtig in Richtung Wohnzimmer. An der Türe stand ein Trinkbrunnen. Ein Keramikgefäß, aus dem wie bei einem Bach frisches Wasser sprudelte. Es erregte meine Aufmerksamkeit, und ich grabschte nach der Wasserfontäne. Igitt! Das war ja nass! »Aber einen Schluck davon trinken, schadet nicht. Mhhh. Lecker!«, dachte ich mir. Während mir das fließende Wasser besser schmeckt, bevorzugt mein Bruder eher das stille. So unterschiedlich sind Geschwister!
Etwas weiter entfernt waren Futternäpfe aufgestellt, gefüllt mit reichlich leckerem Futter.
Bilbo brauchte vom Spielen eine Pause und gönnte sich an einem anderen Ort des Raumes einen Schluck aus dem Wasserbrunnen, der da stand.
Die zwei folgenden Nächte waren die Schlimmsten meines Lebens!
Der Tag war schlicht zu viel für mich! Innerhalb weniger Stunden habe ich mein Zuhause, meine Sicherheit und meine Familie verloren. Auch wenn ich das neue Heim etwas erkundet hatte, es war nicht mein vertrautes Heim – noch nicht.
Niedergeschlagen verkroch ich mich hinter einem großen Sofa. Ich hatte Angst vor dem Ungewissen und fühlte mich alleine und verlassen. Ich hatte keinen Appetit, keinen Durst, geschweige denn, dass mir zum Spielen oder Schmusen zumute war. Ich kauerte unter der Couch und weinte. Ich weinte so herzzerreißend nach Mama, dass selbst der fremde Mann mitten in der Nacht zu mir ins Zimmer kam und versuchte, mich mit liebevollen Worten zu beruhigen, doch gelang es ihm nicht. Nicht mal mein Bruder, der zu mir kam, mich tröstend putzte und sich an mich kuschelte, schaffte es, meine Angst und Trauer zu lindern.
Im Gegensatz zu mir, war Bilbo am darauffolgenden Morgen dermaßen vertraut mit der Umgebung, dass man meinen könnte, er wäre hier geboren worden. Ich hingegen hielt mich den ganzen Tag und die kommende Nacht weiterhin hinter dem Sofa versteckt. Kein liebevolles Zureden, das Anbieten von Leckerlis oder Spielaufforderungen überzeugten mich davon, hervorzukriechen. Ich wollte nur zurück an Mamas weichen und warmen Körper.
Am dritten Tag holte mich Frauchen besorgt aus meinem Versteck heraus. Sie fürchtete wohl, dass ich dehydriere und Organschäden bekomme. Obwohl sie die Näpfe extra zur Couch gestellt hatte, nahm ich keine Nahrung zu mir.
Sie schob die Couch etwas vor und nahm mich vorsichtig auf den Arm. Sie trug mich ins Wohnzimmer, kraulte mein Köpfchen und küsste mich sanft. Das war das erste Mal, dass ich ihren Geruch bewusst wahrnahm.
Im Wohnzimmer angekommen, setzte sie mich auf eine erhöhte Plattform eines extra für große Katzen wie mich gebauten Kratzbaumes und sagte: »So Luna! Hier bist du jetzt zu Hause. Jetzt erkunde mit Bilbo euer neues Revier.«
Sie küsste mich abermals sachte auf meine Stirn und lächelte mich an.
Normalerweise hasse ich es wie die Pest, wenn ich gepackt und herumgetragen werde. Ich will alles selbst entdecken, in dem Tempo, wie ich es für richtig halte. Mit der Zeit, die ich brauche. Denn nur so kann ich abschätzen, ob Gefahren lauern.
In diesem Moment wurde ich mutig! Ich saß da oben, Auge in Auge mit dem Menschen, und ich war in der Lage, das Revier aus erhöhter Position zu überblicken. Es war schön hier: lichtdurchflutet und überall waren (extra für uns!) Höhlen und Bettchen aufgestellt. Am Boden lagen verschiedene Arten Spielzeug. Uie! Eines davon bewegte sich! Ich musste sofort hinunter und es fangen! Das war der Augenblick, in dem ich mein Heimweh verlor.
Die beiden Menschen gaben mir das, was ich von meiner Mama früher bekam: Nahrung, Wärme, Spielzeiten, Geborgenheit und ganz viel Liebe!
Hast du die Erlaubnis des Vermieters/ der Vermieterin, Katzen halten zu dürfen?
JaIch habe ihn/sie noch nicht gefragt.Nein