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Der Döner gehört zur Esskultur in Deutschland wie die Currywurst. Beide lassen sich nicht wegdenken. Es gibt kaum ein Städtchen ohne Dönerladen. Selbst auf manchen Dörfern ist einer zu finden. Die Spieße drehen sich rund um die Uhr, das Leben auch. Rafet betreibt seinen Kebab-Imbiss. Er ist der Dönermann, bei dem viele Menschen ein Zuhause finden. Alle werden erstklassig bedient. Nicht nur mit Speisen, sondern auch mit Worten... Paul Salinger geht an neuem Ort auf Entdeckungsreise. Er pendelt zwischen Cafés und Dönerladen. Dabei trifft er die verschiedensten Menschen.
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Seitenzahl: 117
Veröffentlichungsjahr: 2022
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Der Döner gehört zur Esskultur in Deutschland wie die Currywurst.
Beide lassen sich nicht wegdenken.
Es gibt kaum ein Städtchen ohne Dönerladen.
Selbst auf manchen Dörfern ist einer zu finden.
Die Spieße drehen sich rund um die Uhr.
Warme Brottasche mit Fleisch, Salat, Zwiebeln und Knoblauchsoße.
Das ist das Grundmodell welches nach Bedarf verändert werden kann.
Gewöhnlich wird scharf serviert.
Aber an der Stelle gehen die Geschmäcker auseinander.
Was für den Orientalen scharf bedeutet, ist für den Deutschen das Höllenfeuer.
Kebab ist das mit einer Maschine in kleine,
dünne Stücke geschnittene Fleisch, wahlweise vom Kalb oder Hähnchen.
Nachdem ich aus dem Sauerland geflüchtet war,
landete ich in einem Städtchen am Rande des Ruhrgebiets.
Flache Landschaft, nicht weit von Dortmund entfernt.
Ein Neubeginn stand an.
Die Vergangenheit hinter mir zu lassen, fiel mir nicht schwer.
Es war eine große Erleichterung,
der Tristesse des Bauernlandes entkommen zu sein.
Grob geschnitzte Menschen in finsteren Wäldern, ohne Zugang zu Kultur.
Kühe, Pferde, Traktoren, Schützenvereine.
Eine Welt aus Gülle und Mist.
Daneben einige Skihänge und Seen.
Zum Urlaub zog es zahlreiche Menschen dorthin.
Aber Urlaub zu machen, war nicht vergleichbar damit, am selben Ort zu leben.
Mein Ankommen an neuem Ort war mit zahlreichen Spaziergängen verbunden.
Ich wanderte durch den Kurpark, kehrte in verschiedene Cafés ein,
schaute mir Geschäfte an, und entdeckte einen Dönerladen.
„Salam aleikum!“, sagte ich beim Betreten.
Der Mann hinter der Theke schaute mich verwundert an.
Da ich offenkundig kein Orientale war,
hatte ich für Verwirrung gesorgt.
Nachdem er sich wieder gefangen hatte, bekam ich meine Antwort.
„Aleikum salam! Wie geht`s Kollege?“
Jahrelang bewegte ich mich schon auf internationalem Parkett und wusste,
dass das Wort – Kollege - im Grunde eine Eintrittskarte war.
Bei meinem zweiten Besuch kamen wir uns noch etwas näher.
„Alles gut, mein Freund?“
Man durfte diese Worte nicht auf die Goldwaage legen,
aber sie waren keineswegs bedeutungslos.
Denn längst nicht alle Gäste wurden Kollege oder gar Freund genannt.
Das kumpelhafte "Kollege" kam zum Zuge,
wenn es kein reiner Geschäftsvorgang war.
Freund hingegen spiegelte Sympathie.
Auf der versuchte ich aufzubauen...
Paul Salinger, Jahrgang 1962, lebt am Rande des Ruhrgebiets.
Er schreibt über das Leben und die Begegnung mit Menschen.
Personenbeobachtung und Personenbeschreibung, liegen ihm nahe.
Das Leben ist für ihn eine Reise.
Schon seit seiner Jugend unternimmt er ausgedehnte Fahrradtouren,
die ihn oft nach Frankreich geführt haben.
Dort fühlt er sich beheimatet. Dabei geht es neben reizvollen Örtlichkeiten
und Landschaften, vor allem um die Haltung.
Freiheit – Gleichheit - Brüderlichkeit
Paul Salinger sieht sich als Kosmopolit. Sein Interesse gilt den Eigenarten unterschiedlicher Kulturen
und zugleich der Suche nach Gemeinsamkeiten.
Auf den Punkt gebracht:
Salinger zieht es immer wieder Richtung Süden und in Cafés,
wegen der dort vorhandenen Lebendigkeit.
Seit 2003 hält er Lesungen an verschiedensten Orten.
Im Reisebüro, Buchladen, Fahrradgeschäft, Friseursalon, Kulturzentrum, Café...
erzählt Paul Salinger, wie er die Welt sieht.
Paul Salinger ist darüber hinaus in den Bereichen
Reise-, Landschafts- und Porträtfotografie tätig.
Zahlreiche Aufnahmen von ihm sind bei facebook zu finden,
wo er auch regelmäßig eine Kolumne mit dem Titel:
Die Lage am Morgen schreibt.
Weitere Informationen unter:
www.paulsalinger.com
Manchmal trifft man auf einen Menschen, weil es so sein soll.
Einige nennen das Schicksal. Kismet. Vielleicht ist es aber auch Zufall.
Ich wage keine Antwort darauf zu geben. In diesem Fall lag die Wahrscheinlichkeit hoch,
dass man sich begegnen würde. Aber eine Begegnung bedeutete nicht automatisch eine Fortsetzung.
Ich war neu in der Stadt, schaute mich um, ging spazieren.
Am unteren Ende der Fußgängerzone begann ich.
Zur linken Seite eine Eisdiele, direkt gegenüber eine Drogerie.
An der Ecke der ersten Kreuzung befand sich der Tabakladen mit Postfiliale.
Dort gab es die typischen Zeitschriften,
sowie ein paar Tageszeitungen. Danach folgte C&A, Woolworth.
Rechte Seite war ein orientalischer Friseur,
bei dem ich mir den ersten Haarschnitt nach Ankunft holte.
Gut und günstig, schnell und humorlos, ging es dort zur Sache.
Nach spätestens zehn Minuten war alles über die Bühne gegangen.
Man sprach ungewöhnlich wenig in diesem Salon,
bis auf einen jungen Iraner, den ich gleich mal in persischer Sprache begrüßte.
Der Chef, aus welchem Land er auch immer stammen mochte,
trug einen stattlichen schwarzen Bart. Sein Blick war regungslos und
seine Kommunikation umfasste vielleicht drei bis fünf Sätze. Aber er machte seine Sache gut.
Daneben gab es einen Handyladen, sowie einen Imbiss.
Dort gab es das klassische Programm:
Den Manta-Teller. Currywurst, Pommes, Mayo, Zigeunerwurst. Frikadellen.
Hätte Horst Schimanski, der „Tatort“- Kommissar ( Götz George ) noch gelebt,
er wäre zu dieser Bude gegangen, vor der orangefarbene Festzelt-Tische und Bänke standen.
Das Leben ohne jegliche Polsterung.
Auch auf eine Tischdecke wurde verzichtet.
Ich sah Schimanski vor meinem inneren Auge.
„Helga, mach mir ma `ne Currywurst!“
„Mensch, Schimi, du noch ma hier? Was hab` ich dich vermisst. Ich dachte, du wärest tot.“
„Helga, hör` auf mit dem Blödsinn! Dem Sensenmann ist meine Jacke viel zu dreckig.
Noch zwei Buletten obendrauf. Mit Löwensenf, extra scharf.“
„Ach mein Löwe.“
„Nun werd` ma nich sentimental. Da kann ich nich drauf.
Hopp, nu mach ma. Ich muss mir gleich noch `nen bösen Jungen fischen,
sonst isser mi`m Kohlendampfer ab nach Holland und ich seh` ihn nie wieder.“
„Sehr böser Junge?“
„Fremdenlegion. Drogenbaron. Puffonkel. Behalt`s für dich.“
„Ich schweige wie ein Grab, das weißt du doch, Schimi.“
„Komm` hör` auf, sonst gibt`s was auf die Bratwurst.
Ich kenne kein besseres Informationsbüro als deine Frittenbude.“
„Die Leute beichten gerne. Was soll ich denn machen? Seit die Kirche alles versemmelt hat…“
„Helga, hör` mir mit den Paffen auf. Von denen hole ich mir auch noch einen.“
Das war die grobe Landkarte von unten bis zum Marktplatz,
wo linksseitig die große Wallfahrtskirche thronte.
Zwei spitze Türme ragten in den Himmel. An einem der ersten Tage
besuchte ich die Kirche, wollte mir einen Eindruck vom Inneren verschaffen.
Es schien mir an der Zeit, Einkehr zu halten.
Wir lebten in besinnungslosen Zeiten.
Putin hatte gerade einen Krieg vom Zaun gebrochen.
Sein Angriff auf die Ukraine ließ das Gebäude Europas erzittern.
Niemand wusste, wie es weitergehen würde.
Ich suchte das erste Café am Platz auf, bestellte mir einen Milchkaffee
und begann mit einem neuen Tagebuch. Passanten schlenderten
und schleppten sich vorüber. Noch nie zuvor hatte ich eine solche Anzahl von Rollatoren gesehen.
An der Wallfahrtskirche machte sich ein Bettler bereit.
Ein junger Roma oder Sinti, eben noch ziemlich fit,
nahm er plötzlich eine klägliche Haltung ein.
Er hielt seine Hand auf. Vielleicht kam er aus Bulgarien oder Rumänien.
Diverse Autokennzeichen waren mir schon in der Stadt aufgefallen.
Ein junger Typ namens Joey hatte mich zuvor gewarnt,
es seien in dieser Stadt viele "Schwarzfüße" unterwegs.
Er selbst war drogen- und alkoholabhängig, war vor nicht
allzu langer Zeit aus einer Klinik geflogen, weil er sich nicht
an die Hausordnung gehalten hatte. Er hatte gesoffen,
vielleicht noch mehr, war mit seinem Auto über das Klinikgelände gekurvt
und danach torkelnd auf seine Station zurückgekehrt.
Joey hielt sich für einen schlauen Kerl. Er hatte stets eine große Klappe,
hin und wieder, wurde er auch weinerlich. Das waren jedoch nur kurze Episoden,
die er mit Stoff schnell ausradierte.
Joey war Mitte dreißig und hatte es geschafft,
der Welt ein Kind zu schenken.
Nach Monaten war die Beziehung eine Trümmerlandschaft.
Ich sah diesen Schlaumeier vor mir, widmete ihm eine Skizze in meinem Tagebuch.
Ein trauriger Clown, der nichts von seiner Traurigkeit wissen wollte.
Er war ein Vertreter der verlorenen jungen Generation.
Lost young generation. Jene, die den ganzen Tag mit dem Handy herumfuchtelten.
Magische Kräfte schienen den eigenständigen Geist komplett auszuschalten.
Die Prinzessinnen dieser Truppe gingen mit Kinderwagen und Handy spazieren.
Das Baby im Wagen wurde wie ein Paket behandelt.
Manche dieser Girlies sprachen kein Wort mit ihrem Kind.
Einige führten Selbstgespräche, andere glotzten so auf ihr Display,
dass sie den Kinderwagen vor den Laternenpfahl setzten.
Handy in der linken, Kippe in der rechten Hand,
bis sich eine von den Mädels ihre Finger verbrannte.
„Scheiße, verdammte Scheiße“, schallte es über den Marktplatz,
verstärkt durch die heiligen Gemäuer der Kirche,
die daneben noch ein Pilgerbüro unterhielt.
Ich war in einer begehrten Kleinstadt gelandet. Ihre Anziehungskraft war unübersehbar.
Polen, Russen, Bulgaren, Rumänen, Ukrainer...Osteuropa dominierte eindeutig,
gefolgt von Türken, Kurden, Arabern und etlichen Italienern.
Die Italiener betrieben eine von zwei Postfilialen,
drei Pizzerien waren auch nicht weit,
und das italienische Eiscafé mit Gina Azurro hinter der Theke.
Die Araber vertickten Gemüse, Früchte, Shisha-Zubehör
und natürlich Handy-Karten aller Art. Ein libanesisches Restaurant gab es in der Fußgängerzone,
welches leicht zu übersehen war, vor allem wenn man knapp bei Kasse war.
Restaurantbesuche waren für mich nicht erschwinglich.
Während die Medien immer mal wieder das Thema Altersarmut aufgriffen,
hatte ich das Ziel schon seit Jahren erreicht.
Die Bauchtanz-Vorführung beim Libanesen entfiel für mich.
Ich konnte das verschmerzen. Es gab weitaus größere Nachteile im Alltag,
die mich den Würgegriff der finanziellen Enge spüren ließen.
Manchmal vermisste ich den Aufschrei in der Gesellschaft.
Mir ging es doch nicht alleine so. Die Anzahl diagnostizierter Depressionen
und Angsterkrankungen stieg weiter an. Das Schweigen war Teil der Erkrankung.
Sie hielten ihre Klappe. Schwieg ich selbst zu lange,
ging es mir früher oder später, schlecht.
Die Depression kam auf leisen Sohlen, entfaltete ihre Dämonen der Trägheit und Starre.
Mich nervten die Plattitüden wie:
„Jeder hat sein Päckchen zu tragen“.
„Jeder ist seines eigenen Glückes Schmied.“
Die Lasten waren niemals gleich verteilt. Man musste sich
den Inhalt des Paketes schon genau anschauen.
Wer hatte was zu tragen und warum?
Welche Möglichkeiten gab es, Erleichterung zu schaffen?
Seit Jahren wurde falsch analysiert. Und das geschah aus gutem Grunde,
denn jede Gesellschaft brauchte ihre Sklaven,
ihr Fußvolk, auf das sie herabsehen konnte.
Offiziell klang das natürlich anders.
Man musste sich unter das Volk mischen, um zu verstehen.
Das Leben war eine Bühne. Jeden Tag gab es unzählige Aufführungen.
Schon eine kleine Sequenz konnte ein ganzes Leben spiegeln.
Dem gemeinen Zuschauer entgingen solche Feinheiten.
Er war meist nur mit sich selbst beschäftigt.
Das Wort Selbstoptimierung setzte mittlerweile den Trend.
Ein Tsunami hatte sich entwickelt. Anfangs noch leise, waren die Wogen losgeschickt worden.
Die Wellen aus Amerika waren angekommen.
Unablässig krachten sie mit ihren Heilsversprechen
gegen die sich auflösende Kultur Europas.
Meine neuen Nachbarn kamen aus Polen, ein Land über das ich im Grunde nichts wusste, außer Auschwitz und Warschau.
Den Namen Tschenstochau hatte ich mal gehört, der einstige Papst kam aus Polen und wie ein Vorurteil einst besagte,
auch viele Autoschieber. Irgendwo zwischen Verschlagenheit und Gewitztheit, schienen die Polen angesiedelt zu sein.
Religion war ein wichtiger Faktor, woran man wirklich glaubte, stand auf einem anderen Blatt geschrieben.
Unerschütterlich schien der Glaube in die eigene Fähigkeit zur Improvisation. Polen gaben im Grunde nie wirklich auf.
Lagen sie am Boden, und die Geschichte hatte ihnen einige Bruchlandungen beschert, standen sie immer wieder auf.
Die Nationalsozialisten und die Kommunisten, sie hatten versucht, Polen sich einzuverleiben.
Aber sie hatten die Polen unterschätzt, deren Geduld, deren Glauben und ihr Arsenal an Deckmänteln.
Ich war aus dem Sauerland geflüchtet, dem Land der finsteren Wälder und Schützenvereine.
Nach einem mehrjährigen Exkurs in Sachen Holz- und Landwirtschaft, hatte ich gerade nochmal den Absprung geschafft.
Das Sauerland, eine große, grüne Hölle, die mit dem Label einer Biermarke warb. Warsteiner.
Wer den Ort Warstein erlebt hatte, der befand sich schon auf dem Weg der Heilung. Der Schock war gewaltig.
Es gab eine Hauptstraße durch den Ort, rechts und links, standen Bruchbuden, die man besser abgerissen hätte.
Aus welchem Grunde auch immer, man tat es nicht.
Mein persönliches Notaggregat hatte auf Hochtouren gelaufen, bis mich eines Tages ein Wunder ereilte.
Im traurigsten aller Discounter, fand ich eine Wohnungsanzeige.
Ich bot meine letzte Kraft auf, setzte alle Hebel in Bewegung und landete
in sicherer Entfernung auf polnischen Gebiet; mitten in Deutschland.
Es war nur ein Katzensprung bis in den Ruhrpott,
eine Gegend, die mich noch nie angezogen hatte, bis auf einige Spiele des FC Schalke 04.
Aber solche Feinheiten spielten keine Rolle mehr.
Ich musste raus aus der grünen Hölle, die auch dadurch bekannt geworden war, dass einer ihrer Söhne eine Bierdeckeltheorie erfunden hatte.
Friedrich Merz, der große CDU-Politiker, hatte es geschafft. Nach etlichen Warsteiner Bierkrügen war die deutsche Steuererklärung
auf die Größe eines Bierdeckels reduziert. Mit dieser Sensation landete Friedrich Merz in allen Medien,
nur wollte ihm niemand den falschen Hasen abkaufen.
Friedrich Merz scheffelte fortan Dollars bei Black Rock, einem der globalen Top-Konzerne in Sachen Finanzen.
Wenn ein Politiker aus Arnsberg es schaffen konnte, bei Black Rock im Aufsichtsrat zu landen, dann schien alles möglich zu sein.
Ich hätte auch nie gedacht, mich intensiver mit polnischer Kultur zu befassen. Aber das geschah.
Pirogi. Immer lockte die polnische Teigtasche. Es gab etliche Variationen. Mit Gemüse, mit Käse, mit Fleisch,
Blaubeeren, wahrscheinlich auch mit Honig, Vanilleeis und Slivovitz.
Wer Menschen verstehen wollte, musste sich auf deren Kultur einlassen.
Wenn die Polen die Italiener des Nordens waren, dann befand ich mich auf einem guten Weg.
Herzlichkeit, Humor, Gastfreundschaft, Trinkfestigkeit, eine gute Küche...das waren alles Dinge,
die ich für meine Heilung brauchte. Ich stand noch ganz am Anfang.
Hermann Hesse, der berühmte Schriftsteller, sah den Zauber im Anfang eines jeden Geschehens,
stieg die Stufen hinauf und wieder herab.
Mein Weg führte hinauf aus tiefem Tal.
Eine neue Entdeckungsreise begann...
Häufig dachte ich über Thesen und deren Gültigkeit nach.
Im Café konnte man das, sofern die Nachbarschaft mitspielte.
Sorgsam versuchte ich mir einen passenden Platz auszusuchen.
Erste Regel: Abstand halten zu Geschwätz-Kanonen.
Aber nicht alles war planbar. Ich war in vielen Cafés gewesen,
so dass ich eine gewisse Intuition entwickelt hatte.
Beim Betreten der Szenerie schaute ich mir kurz die Gesichter der Gäste an.
Wem konnte man sich nähern, wem nicht?
„Guten Tag, was möchte der Herr?“
„Ich nehme einen Milchkaffee.“
Es war kein einfaches Café, sondern eine Konditorei, die obendrein einen Mittagstisch anbot.
Die Bedienung war so schnell wie die ansässigen Senioren.
Auch mangelte es ihr an Aufmerksamkeit,
was mich zur Weißglut treiben konnte.
Die Glocken des Kirchturms schepperten zu meiner Premiere.
Die Länge des Glockengeläut fand ich übertrieben.
Ein erster Schluck Kaffee linderte den Ohrenschmerz.
Ich war der Kirche gegenüber skeptisch eingestellt.
Ihr unwürdiges Theater in Sachen Aufklärung von sexuellem Missbrauch,
hatte bei mir das Fass zum Überlaufen gebracht.