Kein anderes Ufer - Norbert Reck - E-Book

Kein anderes Ufer E-Book

Norbert Reck

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Beschreibung

Nach landläufiger Meinung ist die Sache mit der »Homosexualität« inzwischen in trockenen Tüchern. Aufgeklärte Gesellschaften haben gelernt, mit Homosexuellen zu leben und deren Diskriminierung abzulehnen. Geht also die jahrhundertealte Konfliktgeschichte zu Ende? In den Sexualwissenschaften schütteln viele mit dem Kopf. Geht man vom tatsächlichen Verhalten der Menschen aus, gelingt es nicht, eindeutig zwischen Homosexuellen und Heterosexuellen zu unterscheiden. Norbert Reck hat sich mit Bibel, Geschichte, Psychoanalyse und Sexualwissenschaften auseinandergesetzt und kommt zu dem Schluss: Die Erfindung der »Homosexualität« war eine willkürliche Einteilung der Menschen im ordnungssüchtigen 19. Jahrhundert – mit negativen Folgen für die Betroffenen. Die Menschheit lässt sich nicht in unterschiedliche Arten des Begehrens einteilen – es gibt nicht das eine und das andere Ufer. Ein Debatten- und Aufklärungsbuch.

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Norbert Reck

Kein anderes Ufer

Die Erfindung der Homosexualitätund ihre Folgen

Anstoß zu einer notwendigen Debatte

Matthias Grünewald Verlag

Inhalt

I Die Hölle der Abstraktionen

II Die biblischen Texte: Von Sodom bis Paulus

1. Die Autorität der Bibel

2. Genesis 19,1–29

3. Levitikus 18 und 20

4. Paulus: Römer 1,22–31 und 1 Korinther 6,9–10

5. David und Jonatan, Rut und Noomi

III Von Sodom zur Sodomie

1. Sodom und Levitikus in jüdischen Schriften

2. Sodom im Neuen Testament

3. Sodom in der christlichen Literatur der Antike und des Mittelalters

4. Petrus Damiani

5. Sodomie: Ein Begriff lernt laufen

6. Unter dem Radar: Freundschaftsbünde

7. Die großen Umbrüche in der Neuzeit

IV Von der Sodomie zur Homosexualität

1. Vom Sex reden

2. Der neue wissenschaftliche Blick

3. Die Erfindung der Homosexualität

4. Krankschreibungen

5. Aussondern, heilen, morden

V Abschiede von der Kategorie der Homosexualität

1. Sigmund Freud

2. Alfred Kinsey

3. Mary McIntosh, Guy Hocquenghem und andere

VI Identität und Begehren

1. Die Zweiteilung der Menschheit

2. Die Institution der Heterosexualität

3. Homophobie

4. Die Bewegung der Schwulen und Lesben

5. Wie weiter?

VII Aufbrechen

Anmerkungen

Literatur

Über den Autor

Über das Buch

Impressum

Hinweise des Verlags

I

Die Hölle der Abstraktionen

»Die meisten Menschen sind jemand anderes.«

Oscar Wilde

Nach landläufiger Meinung ist die Sache mit der Homosexualität inzwischen in trockenen Tüchern. Wer heute etwas auf sich hält, hält nichts von der Diskriminierung sogenannter »homosexueller« Menschen. Sind doch nette Nachbarn, sportliche Mädels, die Rennräder reparieren können, gutangezogene Jungs mit sauber gestutzten Dreitagebärten; sie sind bloß anders und sollen es sein dürfen. Die westlichen Staaten öffnen nach und nach die Ehe für sie und stellen Gleichberechtigung her. Nur ein paar Religionsgemeinschaften und Rechtsextreme machen noch unnötig Theater.

Ist es nicht so? Die Mehrheit hält sich für tolerant und ist stolz darauf. Die Welt besteht anscheinend aus Heterosexuellen und Homosexuellen, und damit muss man leben können, nicht wahr? Gibt es irgendwo noch ein Problem?

Ich fürchte, schon. Der Sexualwissenschaft zumindest ist es nie gelungen, eine Gruppe von lupenreinen Homosexuellen aufzutreiben, um deren Verhalten studieren zu können. Und noch schwieriger wurde es regelmäßig, wenn man eine »saubere« Kontrollgruppe von Heterosexuellen suchte, um die Unterschiede zwischen den Gruppen festzuhalten. Immer gerieten Leute dazwischen, die sich nicht zuverlässig an die Verhaltensnorm »ihrer« Gruppe hielten. Und manche wechselten ihre sexuellen Vorlieben im Lauf ihres Lebens auch mal komplett. Sind sie dann mit »homosexuell« oder »heterosexuell« treffend charakterisiert? Oder sind sie doch »jemand anderes«, wie Oscar Wilde sagte?

Anders gefragt: Gibt es die beiden Gruppen in dieser Eindeutigkeit überhaupt? Werden mit diesen Begriffen die Unterschiede zwischen den Menschen nicht eher herbeidefiniert? Vor allem in Verbindung mit der populären Vorstellung, dass die Ursache dafür »in den Genen« liege? Und wenn man sagt:

»Manche sind eben anders, aber das ist okay« – ist das noch Toleranz oder schon Diskriminierung? Oder ist das inzwischen dasselbe?

In diesem Buch möchte ich der Frage nachgehen, woher es kommt, dass wir in unserer Kultur offenbar so interessiert daran sind, die Menschen verschiedenen sexuellen Sorten zuzuteilen (in anderen Kulturen kennt man das weniger). Ich möchte untersuchen, wie die Begriffe »Homosexualität« und »Heterosexualität« entstanden sind, woher der Hass mancher Menschen auf die »Homosexuellen« kommt und warum es anderen wiederum so wichtig ist zu erklären, dass im Grunde alle »okay« sind, nachdem man einen Teil der Menschheit erstmal für anders erklärt hat.

Es ist ja ziemlich gewagt, die Milliarden Menschen, die auf diesem Planeten leben und die alle ihr eigenes und unverwechselbares Leben führen – mit den unterschiedlichsten Vorlieben, Träumen und Daseinsweisen –, einfach in zwei Gruppen einzuteilen: in Heterosexuelle und Homosexuelle (und allenfalls noch ein paar Bisexuelle). Ziemlich abstrakte Konzepte, wenn man an die Vielfalt der Menschen denkt.

Von dem bosnischen Schriftsteller Dževad Karahasan (1953– 2023) habe ich gelernt, dass es wichtig ist, einen Blick für die Spannungen zwischen dem Konkreten und dem Abstrakten zu entwickeln. Karahasan sprach vor einigen Jahren im Bayerischen Landtag in München. Ihm ging es nicht um Sexualität. Sein Thema waren die Missverständnisse der Menschen im Westen hinsichtlich des verheerenden Krieges, der in den 1990er-Jahren in Bosnien und Herzegowina stattgefunden hatte. Er fand, dass westliche Journalisten, Politiker und Besucher dazu neigten, sein Land durch die Brille abstrakter Konzepte zu sehen. Sie redeten meist von »religiösen« und »ethnischen« Konflikten, von Auseinandersetzungen zwischen »den« Serben, »den« Bosniaken und »den« Kroaten.

Auf diese Weise aber – so Karahasan – löst sich die Realität auf; es kommt zu einer totalen Vereinfachung, in der die Wirklichkeit durch eine Art »Unwirklichkeit« ersetzt wird: Am Ende gibt es nur noch ethnische Gruppierungen, die einander – anscheinend zwangsläufig – als Feinde gegenüberstehen. Die einzelnen Personen und ihre jeweiligen Geschichten verschwinden. Nur Zugehörigkeiten und Gruppenidentitäten bleiben übrig. Karahasan sagte damals: »Im öffentlichen Diskurs über Bosnien gab es keine einzelnen Menschen mehr, keine Bürger und Namen, keine Körper und Einzelschicksale – und dabei starben in Bosnien, wie überall, wo gestorben wird, nur einzelne Menschen.«1

Abstrakte Begriffe verstellen den Blick auf die konkrete Wirklichkeit. Zum Beispiel, dass etliche gemischte kroatisch-serbische Paare immer gut in Bosnien zusammengelebt haben. Zum Beispiel, dass viele serbische Einwohner von Sarajevo die Jahre der Belagerung (durch serbische Truppen) gemeinsam mit ihren Mitbürgern durchgestanden haben, mit demselben Mangel an Nahrung und Wasser, unter denselben Gefahren. Und zum Beispiel, dass manche bosniakische (muslimische) Familien verwaiste kroatische (katholische) Kinder bei sich aufnahmen und für sie sorgten.

Sobald diese Einzelgeschichten nicht mehr gesehen und nicht mehr erzählt werden, landen wir in der Hölle – in der »Hölle der Unwirklichkeit«, wie Karahasan sagt. Dann ist unsere konkrete Wirklichkeit gegenüber den abstrakten Begriffen bedeutungslos. Wir nehmen einander nicht mehr als Menschen wahr, sondern als Repräsentanten von Gruppen. Die Bezeichnungen »Bosniake«, »Serbe« und »Kroate« definieren dann, zu welcher Seite jemand gehört: je nach Perspektive zu den Guten oder zu den Bösen.* Der Begriff fällt ein Urteil über die so bezeichneten Menschen, ganz gleich, wie sie ihr Leben tatsächlich leben.

Für Außenstehende kann das praktisch sein. Man kann die unübersichtliche Welt mit Begriffen ordnen, ohne sich davon irritieren zu lassen, dass diese Abstraktionen nur von fern mit der Wirklichkeit zu tun haben. Diejenigen aber, die auf diese Weise mit solchen Gruppenbegriffen etikettiert werden, empfinden dieses Eingeteiltwerden oft als verstörend oder verletzend.

Das gilt in ähnlicher Weise, wenn wir von »Homosexuellen« reden: Wir ordnen Menschen einer Gruppe zu, die durch ihr Anderssein definiert ist. Umgehend übernehmen Klischees die Regie des Denkens. Ganz gleich, ob wir sie dann verurteilen oder mit Wohlwollen betrachten – sie sind damit schon als »anders« qualifiziert. Sie sind zu einer Abstraktion geworden; ihr konkretes Leben – was sie mögen, was sie interessiert, was sie ablehnen – spielt für die Diskussion keine Rolle mehr. Wir meinen, schon zu wissen, womit wir es zu tun haben.

Und das hat nicht nur für die als homosexuell bezeichneten Menschen Konsequenzen, sondern auch für alle anderen. Die Begriffe zwingen alle, sich zuzuordnen: Was bist du? Homosexuell oder heterosexuell? Bist du einer von denen oder einer von uns? Von diesem oder vom anderen Ufer? In unserer Kultur wird von allen erwartet, darauf eine Antwort zu geben.

* Ich fürchte, es wird nichts besser, wenn wir diese Etiketten dann noch »gendern«, d. h. wenn wir zusätzlich von Bosniakinnen, Serbinnen und Kroatinnen sprechen. Eher wird damit das Schubladendenken bestätigt und noch erweitert. Ich bin ein Anhänger des angelsächsischen Feminismus, der die Unterschiede zwischen den Menschen und Geschlechtern sprachlich nicht zementieren will, sondern eine grundsätzliche Gleichbehandlung anstrebt. Nele Pollatschek hat es auf den Punkt gebracht: »Wer will, dass Männer und Frauen gleich behandelt werden, der muss sie gleich benennen.« Mehr dazu in ihrem Essay: Deutschland ist besessen von Genitalien. Gendern macht die Diskriminierung nur noch schlimmer, in: Tagesspiegel, 30. August 2020. Der Text ist unter seinem Titel leicht im Internet zu finden.

Solche Konzepte sind weder unschuldig noch neutral. Sie sagen uns, wie wir angeblich sind – oder wie wir zu sein haben. Sie ordnen uns Gruppen zu, zu denen wir vielleicht nicht unbedingt gehören wollen. Sie üben Macht über uns aus. Kurz: Sie führen uns in die Hölle der Abstraktionen.

Hier finden wir nur wieder heraus, wenn wir uns die Entstehungs- und Entwicklungsgeschichte dieser Konzepte bewusstmachen. Deshalb möchte in den folgenden Kapiteln – ohne Anspruch auf Vollständigkeit – einige Stationen dieser Geschichte ansprechen: von den ältesten biblischen Texten über bedeutende Veränderungen im Mittelalter bis zu den rasanten Umbrüchen im Denken seit Beginn der Moderne.

Als ich vor etlichen Jahren anfing, mich mit diesen Dingen zu beschäftigen, hielt ich »Homosexualität« noch für einen neutralen, wissenschaftlichen Begriff, mit dessen Hilfe man verschiedene Epochen der Geschichte untersuchen könne. Doch das war ein Irrtum. Gewiss hat es Sex und Liebe zwischen Menschen des gleichen Geschlechts zu allen Zeiten und in allen Kulturen gegeben, aber der Begriff »Homosexualität« ist eine spezielle Brille, mit der man die Geschichte mithilfe der modernen Vorstellung sieht, dass wir es bei den Menschen mit zwei von der Natur festgelegten Arten zu tun haben: solchen mit einer gleichgeschlechtlichen und solchen mit einer verschiedengeschlechtlichen »Veranlagung«. Und diese Brille verführt dazu, genau das zu finden, was man erwartet hat: Menschen, die ihrer Veranlagung gehorchen, welche unabänderlich über sie bestimmt. Man hat dann kein Auge dafür, dass die Menschen anderer Zeiten Sex nie so wahrgenommen haben – nicht den eigenen Sex, noch den der anderen. Und man wird blind für ihre anderen Denkweisen, ihre Lebensverhältnisse, ihr Rechtsempfinden und ihre Sinngebungen von Sex, Liebe und menschlichen Bindungen. Kurz: Mit der Brille »Homosexualität« sieht man nicht, was die Menschen anderer Zeiten tatsächlich beschäftigt hat. Zahlreiche Forscher ereilte genau dieses Schicksal.

Ein vergleichbares Phänomen beschreibt der Literaturwissenschaftler Edward W. Said in einem bahnbrechenden Werk mit dem Titel Orientalismus. Er zeigt darin, wie westliche Forscher ihre vermeintlich aufgeklärten Vorstellungen zum Maßstab machten, um die Gesellschaften und Kulturen des »Orients« zu beschreiben.2 Überzeugt von der Überlegenheit der Moderne und des Westens, »entdeckten« sie zuverlässig einen minderwertigen, unterentwickelten Orient und waren blind für die erstaunlichen Realitäten, die sie dort hätten antreffen können.

Wenn wir uns diese Art der Blickverengung bewusst machen, können wir eine kritischere Sicht der Geschichte gewinnen. Plötzlich sprechen die notorischen Passagen der Bibel, die von den Kirchen als Belege für die Verurteilung von »Homosexualität« angeführt worden sind, von ganz anderen Dingen. Plötzlich werden erschreckende Manöver der Schuldverschiebung sichtbar. Und plötzlich lassen die liberalen Gesellschaften des Westens ihre Masken der Scheintoleranz fallen.

Davon möchte ich hier erzählen.3 Mein Hauptaugenmerk werde ich darauf richten, wie sich das Denken über gleichgeschlechtlichen Sex in der christlich-abendländischen Kultur entwickelt hat. Ich tue dies nicht aus religiösen Gründen, sondern weil die christliche Kultur unser Denken in diesen Fragen bis heute beeinflusst. (Die ebenfalls mit dieser Geschichte in Verbindung stehenden Traditionen des Judentums und des Islams sind im Kontrast dazu besonders aufschlussreich; ich halte es aber für besser, wenn diese von Forschern dargestellt werden, die selbst in diesen Traditionen zu Hause sind.)4

Auf die offiziellen Erklärungen der Kirchen werde ich nur am Rande eingehen; daran haben sich schon genügend Menschen abgearbeitet. Es ist keine vergnügliche und nur wenig erkenntnisreiche Aufgabe, die Fehlschlüsse in kirchlichen Dokumenten zu analysieren. Und ehrlich gesagt scheinen mir andere Fragen interessanter.

Verzichten möchte ich von Anfang an auch auf die heute verbreitete Abkürzung LGBT. Ich verstehe schon, dass sie aus dem Bemühen kommt, den Begriff der »Homosexualität« hinter sich zu lassen und im Bereich der »sexuellen Minderheiten« niemanden zu vergessen: nicht die Lesben (L), nicht die Schwulen (engl. Gays, also G), nicht die Bisexuellen (B) und auch nicht die Trans-Leute (T). Aber gerade so wird den Menschen weiter zugemutet, sich bestimmten Kategorien zuzuordnen und sich auf die eine oder andere Weise für »anders« zu erklären. Etwas Abstrakteres als diese Buchstaben zur Bezeichnung von Menschen hat es nie gegeben. Befriedigend war das von Anfang an nicht; nach kurzer Zeit erschien das neue Raster auch schon zu eng, und man fügte den ursprünglichen Schubladen immer noch neue hinzu: LGBTIQ, LGBTIQA. Zuletzt setzte man ans Ende noch ein Pluszeichen als Platzhalter, falls jemand vergessen worden sein sollte – als seien die verschiedenen Begriffe heilige Namen, die über uns ausgerufen wurden und von denen keiner ausgelassen werden dürfe. Als komme es lediglich darauf an, für sich selbst die »richtige« Kategorie zu wählen, um erkannt und anerkannt zu werden. Ich sehe nicht, dass dieser Weg aus der Hölle der Abstraktionen herausführen könnte. Im Gegenteil: Er verstärkt das kategorisierende Denken immer noch mehr und macht die Menschen letztlich zu Geiseln ihrer Gruppen-Sonder-Identitäten.

Dass diese Einteilungen nicht dem wirklichen Begehren und den wirklichen Unterschieden unter uns Menschen entsprechen, dass sie unbrauchbar sind und wir sie auch nicht brauchen, wird, wie ich hoffe, im Verlauf der Gedankenschritte dieses Buchs deutlicher werden. Natürlich werden wir diese Kategorien nicht von heute auf morgen wieder loswerden, aber wie so oft fängt alles damit an, die Dinge erst einmal in einem anderen Licht zu betrachten. Und das kann dann vielleicht dazu führen, der bitterernsten Kategorisierungsmanie mit mehr Leichtigkeit und Humor entgegenzutreten.5

Wie von selbst ergaben sich für mich aus dem Gang durch die Geschichte auch neue theologische Perspektiven. Eine kleine Skizze davon bildet den Schluss dieses Buchs. Ich kann mein Theologesein – bei aller Frustration über kirchliche Fehldeutungen und Diskriminierungen – nicht verleugnen. Diejenigen, die sich dieses Buch eher aus kulturgeschichtlichem Interesse angeschafft haben, werden damit weniger anfangen können, aber ich hoffe, sie sehen es mir nach, dass sie trotzdem den vollen Ladenpreis für das Buch bezahlen mussten.

Von Herzen danken möchte ich allen, die mich zu diesem Buch ermutigt und mir mit Hinweisen und kritischen Kommentaren geholfen haben: Gregorio Miguel Acosta Hernández, Klaus-Peter Adam, Regina Ammicht Quinn, Dieter Bauer, Johannes Bucej, Volker Grunert, Marion Haass-Pennings, Felix Haibach, Claudia Janssen, Katharina von Kellenbach, Steven Langnas, Werner Lord, Ilse Müllner, Paul Petzel, Ilka Quindeau, Angelika Strotmann, Heinz-Jürgen Voß, Marie-Theres Wacker und Stefan Wimmer. Dass wir uns dabei nicht immer über alle Punkte einig wurden, versteht sich von selbst; unterschiedliche Perspektiven führen zu unterschiedlichen Standpunkten, doch das ist kein Mangel, sondern ein echter Schatz für weitere Gespräche. Selbstverständlich gehen alle im Buch verbliebenen sachlichen Irrtümer auf mein Konto.

Einen besonderen Dank möchte ich Zoran Grozdanov und Nebojša Zelič aussprechen, die mich 2014 zu einer Vorlesung an die Universität Rijeka in Kroatien eingeladen haben, den damals aktuellen Stand meiner Überlegungen vorzustellen. Dieses Buch ist im Grunde die überarbeitete und in vielen Punkten erweiterte Fassung meines dort gehaltenen Vortrags. Oft sind es solche Anstöße von Freunden, die uns dazu bringen, die nächsten Gedankenschritte zu wagen und mehr Klarheit zu finden. Das ist von unschätzbarem Wert, denn niemand schreibt ein Buch allein.

II

Die biblischen Texte: Von Sodom bis Paulus

»Wir sind frei, zwischen Gut und Böse zu wählen; wir sind aber nicht frei von der Wahl.«6

Abraham Joshua Heschel

1. Die Autorität der Bibel

Wenn jahrtausendealte Gesetzestexte aus Mesopotamien verbieten, dass Männer mit gleichrangigen Männern penetrativen Sex haben, kratzt uns das heute kein bisschen. Wenn aber »die Bibel« – anscheinend, angeblich – Sex zwischen Männern verbietet, ist das ein anderer Fall. Die Bibel ist der Grundtext aller christlichen Kulturen, von Russland bis Feuerland, von Melbourne bis Montreal. Über Jahrhunderte galt sie überall dort als das verbindliche, unabänderliche und heilige »Wort Gottes« und hat Kultur wie Gesetzgebung nachhaltig geprägt.

Und selbst wenn heute in den meisten Ländern staatliche Gesetzgebung und kirchliche Gebote weitgehend entkoppelt sind, werden in etlichen Staaten immer noch Schwule und Lesben unter Berufung auf die Bibel ins Gefängnis geworfen, hingerichtet, von Menschen, die sich als gläubige Christen verstehen, auf offener Straße zusammengeschlagen oder erschossen. Unter Jugendlichen, die sich in christlich geprägten Ländern gerade über ihre gleichgeschlechtlichen sexuellen Wünsche klar zu werden beginnen, ist die Zahl derer, die sich das Leben nehmen, weiterhin erschreckend hoch. Und Vertreter mancher Kirchen leisten vielerorts weiterhin entschlossen Widerstand, wenn irgendwo gleichgeschlechtliche Paare dieselben Rechte wie andere erhalten sollen – mit der Begründung, dass »die Bibel« das nicht erlaube.

Besonders kompliziert ist die gegenwärtige Situation vermutlich für Menschen, denen der christliche Glaube wertvoll und die Bibel heilig ist, die aber trotzdem nichts gegen ihre lesbischen Nachbarinnen oder den schwulen Kollegen in ihrer Firma haben. Aus der katholischen Kirche, aber auch in evangelikalen, pietistischen und anderen Freikirchen hören sie, dass diese Nachbarn und Bekannten in Sünde leben und ihnen Gottes Strafgericht drohe. »Müssen wir das wirklich glauben?«, fragen diese gläubigen Menschen oft Theologen wie mich oder Pfarrer, denen sie etwas mehr Offenheit zutrauen.

Grund genug, hier ein paar Überlegungen zur Autorität der Bibel und zum autoritären Bibelgebrauch anzustellen, bevor wir uns ansehen, was die biblischen Texte tatsächlich über Sex und Liebesbeziehungen zwischen Menschen des gleichen Geschlechts sagen.

Gerne erinnern Kirchenvertreter daran, dass die Bibel das »Wort Gottes« und deshalb für alle Christen verbindlich sei. Heißt das, dass diese Leute sich an alles halten, was in der Bibel steht? Keineswegs. Nie ist es jemandem gelungen, alles zu befolgen, was die Bibel »sagt«. Denn »die Bibel« sagt erst einmal gar nichts – sie redet wild durcheinander. Sie enthält Texte aus den unterschiedlichsten Zeiten, mit verschiedenen, einander oft widersprechenden Positionen, sodass es ganz und gar unmöglich ist, alles zu beherzigen, was da geschrieben steht.

Übrigens hat das auch niemals jemand ernsthaft versucht. Gerade Christen haben einen erstaunlich wählerischen Umgang mit den Geboten der Bibel. Schon manche Apostel haben von Neubekehrten nicht mehr die Einhaltung der jüdischen Speisegebote verlangt, obwohl sie wussten, dass diese für Jesus ein unverzichtbarer Teil der Tora (d. h. der biblischen Bücher Genesis, Exodus, Levitikus, Numeri und Deuteronomium) und ihm deshalb heilig waren (Mt 5,18).7 Auch die Forderungen in Briefen des Apostels Paulus, dass Frauen sich zum Gebet verschleiern sollen (1 Kor 11,5) und in Gemeindeversammlungen nicht reden dürfen (1 Kor 14,34), waren keineswegs überall gültige Vorschriften. Und selbst die Anweisung, dass Sklaven sich »in Ehrfurcht ihren Herren unterordnen« sollten (1 Petr 2,18), auf die man sich in manchen amerikanischen Kirchen bis weit ins 19. Jahrhundert berufen hat, wurde schon länger von keinem Bischof mehr wiederholt.

Offenbar haben christliche Autoritäten die biblischen Gebote nie so streng gehandhabt, wie ihr Reden vom »Wort Gottes« glauben machen wollte. Und das ist auch in Ordnung. Jede Gemeinschaft entscheidet selbst, was für sie Bedeutung hat, was ihr »heilig« ist. Wenn sich die Zeiten ändern, muss auch neu bewertet werden dürfen, was in den Mittelpunkt der Botschaft gehört und was nicht. Sonst ist im Handumdrehen alles nur noch museal. (Auch im Judentum finden sich höchst lebendige Auseinandersetzungen darüber, wie biblische Texte im Licht anderer Zeiten zu verstehen sind: Der Talmud gibt eindrucksvoll Zeugnis davon. Und natürlich gibt es auch im Islam vergleichbare Diskussionen über die Auslegung des Korans.)

Christen sollten nicht so tun, als sei in ihren Kirchen alles, was in der Bibel steht, unumstößlich für alle Zeit gültig. Wenn kirchliche Würdenträger behaupten, sie seien in puncto Frauenpriestertum oder Homosexualität an die biblischen Weisungen gebunden und könnten »leider« nichts daran ändern, dann ist das pure Heuchelei. Sie verstecken sich hinter der Bibel und führen die göttliche Autorität ins Feld, um die Gültigkeit kirchlicher Normen zu begründen und Gehorsam einzufordern.

Dieser autoritäre Umgang mit der Bibel hat über die Jahrhunderte großen Schaden unter den Menschen angerichtet. Bei vielen entstand der Eindruck, dass es im Glaubensleben nur um die Frage gehe, was verboten und was erlaubt ist.

Das gilt selbst für die Auslegungen der liberalen Bibelwissenschaftler. Wenn diese zum Beispiel sagen, dass in den bekannten Bibelstellen über gleichgeschlechtliche sexuelle Handlungen andere Dinge gemeint seien als das, was wir in der Moderne unter »Homosexualität« verstehen, ist das sachlich durchaus korrekt. Aber wenn sie daraus den Schluss ziehen, dass »die Bibel« deshalb heutige gleichgeschlechtliche Lebensformen gar nicht verbiete, dann gehen auch sie unter der Hand davon aus, dass die Bibel ansonsten tatsächlich die Funktion habe, uns manches zu verbieten und manches zu erlauben. Damit bestätigen die liberalen Bibelwissenschaftler ebenfalls den Umgang mit der Bibel als einer über uns stehenden Autorität. Lediglich mit dem Unterschied, dass sie uns etwas mehr erlauben wollen als die Strenggläubigen. Gewollt oder ungewollt spielen so die einen wie die anderen der Vorstellung in die Hände, dass Glaube eine Art Unterwerfung unter Vorschriften sei, die wir befolgen müssten, um unser Seelenheil zu erlangen.

Ein solches Glaubensverständnis ist fatal: Die Unterwerfung unter eine äußere Instanz – auch wenn es die Bibel ist – stoppt das, was unser Menschsein ausmacht: das eigenständige Nachdenken über das, was uns als richtig oder falsch erscheint, das beständige »Mit-sich-selbst-Sprechen« (wie Hannah Arendt das nannte)8. Ohne ein solches inneres Gespräch gibt es kein eigenständiges Urteilen, kein ethisches Handeln, kein erwachsenes Menschsein. Christen, die nur nach biblischen Anweisungen fragen, denken nicht mehr darüber nach, was ihnen einleuchtet und was nicht, worin ihre Verantwortung besteht und worin nicht. Nach der Einschätzung des Psychoanalytikers Erich Fromm bleiben sie damit auf der Entwicklungsstufe eines etwa achtjährigen Kindes stehen.

Wer die Bibel von vornherein für verbindlich erklärt, wird kaum noch entdecken, was tatsächlich in ihr verhandelt wird – weil der Blick dann immer schon nach Geboten und Verboten sucht. Es ist eine Art Voreingenommenheit, die blind macht für Ungewohntes, Fremdes, Überraschendes. Wer sich dagegen im ständigen Gespräch mit sich und der Welt befindet, wird die Gedanken von anderen Menschen, aus anderen Kulturen und Zeiten als Anregung zum eigenen Nachdenken lesen. Auch biblische Texte können dann von Interesse sein – ob man ihnen zustimmt oder nicht. Entweder gewinnt man durch sie neue Perspektiven oder sieht sich bestätigt in den eigenen Auffassungen.

Auf die oft gestellte Frage gläubiger Menschen »Müssen wir das wirklich glauben?« wäre also die erwachsene Antwort: Wir müssen gar nichts glauben. Wir sind frei. Wir glauben, was uns glaubwürdig erscheint. Alles andere richtet Schaden an.

Heißt das, dass an der Bibel mithin nichts Heiliges ist? Ich will es mal so sagen: Was als »objektiv heilig« daherkommt, sollte so nüchtern geprüft werden wie alles andere. »Heilig« ist eigentlich ein Ausdruck der Beziehung: Heilig ist etwas, das für mich Bedeutung hat, wertvoll ist, wahr ist. Wenn eine Gemeinschaft sagt: »Dieser Text ist uns heilig«, kann ich das als Empfehlung verstehen, aber es führt kein Weg daran vorbei, dass ich kläre, ob jener Text auch für mich heilig ist. Diese Entscheidung nimmt mir niemand ab. Ganz gleich, ob es sich um die Allgemeine Erklärung der Menschenrechte, um Hesses Siddhartha, um Adornos Minima Moralia, um die Bhagavad Gita, den Koran oder die Bibel handelt – oder Teile davon.

Mir wurden im Laufe der Zeit manche Passagen der Bibel immer wertvoller, immer »heiliger«. In manchen Versen finde ich Einsichten, die mich beeindrucken, die meinen Blick auf die Welt verändern. Aber die Voraussetzung hierfür ist nicht, dass sie mir jemand als »Wort Gottes« serviert, sondern dass die Texte selbst zu sprechen beginnen, aus ihrer eigenen Kraft. Wenn sie dann aus sich heraus eine Autorität entfalten, dann ist es eine innere, nicht eine von außen zugeschriebene Autorität. Anders gesagt: Die Heiligkeit eines Textes erwächst aus ihm selbst, im Laufe meiner Auseinandersetzung mit ihm – nicht aus dem umgehängten Etikett.

Schon in der Bibel selbst lässt sich einiges über den nichtautoritären Umgang mit ihren Texten finden. Diejenigen, die die verschiedenen zirkulierenden Erzählungen, Gebete, Regelsammlungen, Novellen, Meditationen und Gedichte Schritt für Schritt zum Tanach (d. h. zur jüdischen Bibel, die die hebräischen Texte der Bibel der Christen umfasst) zusammenfügten, waren weise genug, die unterschiedlichen Standpunkte darin nicht komplett auf eine Linie zu bringen. Die verschiedenen Gottesnamen, die verschiedensten Gottesvorstellungen vom Wettergott über den Kriegsgott bis hin zum Befreier aus der Sklaverei und zum Gott, der sein Volk mütterlich an seine nährende Brust nimmt, die unterschiedlichen Schöpfungserzählungen und sogar zwei verschiedene Versionen der Zehn Gebote blieben nebeneinander bestehen. Offenbar wollte sich am Ende niemand anmaßen zu entscheiden, welche Auffassungen »richtig« und welche zu löschen seien. Möglicherweise konnten sich die an der Zusammenstellung Beteiligten auch einfach nicht immer einig werden.

Selbst als JHWH*, der Gott der Befreiung aus der Sklaverei in Ägypten, im Volk Israel allmählich zum zentralen Bezugspunkt beim Nachdenken über Gott wurde, hat niemand die anderen Traditionen für ungültig erklärt. Lieber verflocht man die verschiedenen Erfahrungen und Gottesnamen kunstvoll mit der Erzählung vom Exodus, sodass alle miteinander auf eine neue Ebene des Nachdenkens gehoben wurden.9

Dieselbe Grundhaltung prägte dann auch die Anfänge des Christentums: Im Neuen Testament, das ebenfalls ein überwiegend von Juden verfasstes Buch ist, stehen zum Beispiel vier Evangelien mit all ihren Unterschieden und Widersprüchen nebeneinander; der Apostel Paulus hat in seinen Briefen in manchen Punkten noch andere Auffassungen; und übers gesamte Neue Testament verteilt lassen sich ungefähr fünfzehn verschiedene Versuche ausmachen, die Bedeutung des Jesus von Nazaret für das Christentum zu fassen. Auch sie lassen sich kaum auf eine einheitliche Linie bringen (selbst wenn es die christliche Theologie später versucht hat).

Bei der Zusammenstellung des Talmuds, des jüdischen Großwerks der Tora-Auslegung (von dem es selbst zwei Versionen gibt), hat man nach einigen Auseinandersetzungen ebenfalls der Vielstimmigkeit den Vorzug gegeben.10 Fast überall, wo es um die Deutung bestimmter biblischer Sätze geht, findet man dort nicht eine offizielle Lehrmeinung, sondern die unterschiedlichen Positionen mehrerer Rabbis.

* Ich halte mich in diesem Buch an die Gepflogenheit des Judentums, den Gottesnamen JHWH nur mit seinen vier Konsonanten anzugeben und nicht mit Vokalen zu versehen. Die christlichen Versuche, den Gottesnamen zu vokalisieren, wurden von jüdischen Gelehrten immer wieder als nicht überzeugend und als respektlos kritisiert.

Nach einem zermürbenden Streit zwischen den Anhängern zweier rabbinischer Schulen, erzählt der Talmud, erscholl eine Stimme aus dem Himmel und ließ die Streitparteien wissen: »Die Worte der einen und der anderen sind Worte des lebendigen Gottes« (Babylonischer Talmud, Traktat Erubin 13b). Für die meisten Christen ist das heute unvorstellbar – wie können vor Gott zwei gegnerische Auffassungen zugleich richtig sein? –, doch im Judentum besteht die Einsicht, dass die Tora niemals nur auf eine bestimmte Art ausgelegt werden kann. Und diejenigen, die den Talmud studieren, müssen am Ende selbst entscheiden, was sie glauben wollen. Niemand stoppt in dieser Tradition ihr inneres Gespräch mit sich selbst und den Austausch mit anderen; niemand nimmt ihnen die Entscheidung ab. Sie müssen in eigener Verantwortung ihre Schlüsse ziehen und selbst für ihr Handeln geradestehen.

Glaube – wenn das Wort hier überhaupt passt – ist hier nicht der gehorsame Anschluss an ein Regelwerk, sondern die mündige, erwachsene Antwort auf die Herausforderungen und Zumutungen des Lebens – in lebendiger Auseinandersetzung mit den Gedanken der eigenen Tradition. Mir scheint das wegweisend: Man kann bei allen diesen Fragen über Gott und die Welt zwar durchaus eigene Vorstellungen haben und vertreten, aber niemand kann sich anmaßen zu sagen: So ist es und nicht anders. Immer kann man sich irren, immer kann alles anders sein. Dennoch muss man sich immer wieder selbst entscheiden.

Christen – und christlich aufgewachsene Ex-Christen – können hier einiges lernen.

Das gilt selbstverständlich auch für die Auseinandersetzung mit den »Stellen«, die immer wieder zur Frage des gleichgeschlechtlichen Sexes angeführt werden und die in der christlichen Tradition über Jahrhunderte als Verdammungsurteile gelesen wurden. Meine Frage war deshalb nicht: Sind diese Texte für uns »verbindlich« oder leben wir heute so anders, dass sie uns nicht betreffen? So fragen immer noch viele wohlmeinende Bibelwissenschaftler. Mir schien es interessanter, etwas darüber herauszubekommen, welche Konflikte die Autoren der Texte vor Augen hatten und wie sie dazu Stellung nahmen. Insbesondere jüdischen Bibelwissenschaftlern sowie christlichen Autoren, die die jüdische Gelehrsamkeit in diesen Fragen ernst nehmen, verdanke ich hier neue Einsichten. Davon werde ich auf den folgenden Seiten berichten.

2. Genesis 19,1–29

Sodom gilt – zusammen mit Gomorra – als Stadt der Sünde, des Lasters, der menschlichen Abgründe. Deshalb, so heißt es, wurde Sodom von Gott mit Feuer und Schwefel zerstört. Nach traditioneller christlicher Lesart war das die Strafe Gottes für die angebliche Homosexualität ihrer Bewohner.11 Das aber lässt sich nicht halten, wenn man genauer hinsieht.