Kellerzeit - Klaus Kormann - E-Book

Kellerzeit E-Book

Klaus Kormann

5,0

Beschreibung

In einem neu entdeckten Felsenkeller der Rotochsen-Brauerei wird ein Toter aufgefunden. Obwohl alles darauf hindeutet, dass die Bluttat erst vor Kurzem geschehen ist, ist sich der Gerichtsmediziner sicher, dass dieser Tote schon seit Jahrzehnten in dem verschlossenen Raum lag. Wie er in diesen Raum ohne erkennbaren Eingang gelangt und warum er trotz der langen Zeit nicht verwest ist, kann sich niemand erklären. Durch forensische Untersuchungen sowie die Obduktion wird im Nachgang der Todeseintritt etwa auf das Jahr 1860 festgelegt. Eine kriminalistische Aufklärung des Falls scheint nicht mehr notwendig, da ein möglicher Mörder nach so langer Zeit nicht mehr am Leben sein und somit nicht zur Rechenschaft gezogen werden kann. Der Fall wird zu den Akten gelegt.Der Kommissarin Karin Leymann lässt der mysteriöse Fall allerdings keine Ruhe. Sie begibt sich immer wieder an den Fundort der Leiche und findet sich unvermittelt im Ellwangen des Jahres 1860 wieder. Dort trifft sie auf den undurchsichtigen Braumeister Joseph Zimmerle und die von ihm drangsalierte Carolina ...Ein spannender Mystery-Thriller rund um Ellwangen und die Geschichte der Felsenkeller.

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4. Oktober, Rotochsen–Felsenkeller
Zwei Stunden vorher
4. Oktober, Rotochsen-Felsenkeller
4. Oktober, Präsidium
5. Oktober, Felsenkeller
6. Oktober
8. Oktober, Karens Wohnung
9. Oktober, Präsidium
10. Oktober
11. Oktober
12. Oktober
13. Oktober
14. Oktober
15. Oktober
16. Oktober
17. Oktober
17. Oktober, abends
18. Oktober, morgens
18. Oktober, morgens
19. Oktober
28. Oktober
28. Oktober, abends
Epilog
Namen
Infos zu den Felsenkellern
Dank
Die Verfilmung

Kellerzeit

Eises Kälte in Ellwangen

Klaus Kormann

Buchbeschreibung:

Das vorliegende Buch ist eine Neufassung des Romans »Eises Kälte«, dessen Handlung aus dem Münsterland auf die Schwäbische Alb verlegt wurde.

In Ellwangen wurde über Jahrhunderte der sogenannte Stubensand abgebaut. Dafür wurden etliche Stollen, vielfach verzweigt und teilweise mit einer Gesamtlänge von mehreren hundert Metern, mit einfachen Werkzeugen in das Gestein gegraben.

In eben diesen Kellern wird eine Leiche gefunden. Mehr als 160 Jahre ist der Mann schon tot, doch er ist immer noch unverwest. Die Kommisarin Karen Leymann kann sich keinen Reim darauf machen. Doch während ihrer Ermittlungen wird sie selbst Teil des Mysteriums …

Über den Autor:

Klaus Kormann wurde 1958 in Elmshorn bei Hamburg geboren. Er ist seit 1981 verheiratet, hat drei erwachsene Kinder und lebt seit 2001 mit seiner Frau im Münsterland. Erst im Alter von 50 Jahren entdeckte er seine Liebe zum Schreiben.

2010 veröffentlichte er seinen ersten Roman »Ebene 17 - Der Untergrund«, eine Science-Fiction-Satire (Schüppler Verlag).

2012 erschien »Eises Kälte«. Sein zweites Werk spielt in seiner neuen Heimat im westlichen Münsterland (Oldigor Verlag).

Ebenfalls 2012 ist mit »Samanthas Traum« ein Fantasyroman erschienen, der die globale Erderwärmung zum Thema hat (Nepa Verlag).

Einige Kurzgeschichten des Autors sind 2015 in der Anthologie »Das Ende? Der Anfang!« veröffentlicht worden (Verlag Beyond Affinity).

2022 hat Silke Siegel das »Regentagebuch« für ihren Podcast »www.wasliestdieda.de« eingesprochen.

Weitere Hinweise, auch zum Filmprojekt »Eises Kälte – Frozen in Time«, finden Sie am Ende des Buches.

2022

© Alle Rechte vorbehalten.

Klaus Kormann

Spindelstraße 4

48356 Nordwalde

klaus-kormann.de

+4915202011692

Cover: Dream Design - Cover and Art, Eitzweiler

ISBN-Nummer: 9783987564581

Kellerzeit

Eises Kälte in Ellwangen

Klaus Kormann

Mystery – Roman

4. Oktober, Rotochsen–Felsenkeller

Karen Leymann fror. Seit über einer halben Stunde wartete sie jetzt in diesem verdammten Keller und hatte immer noch keine Idee, was vorgefallen war. Zum x-ten Mal ging sie in die Hocke und besah die kleine, fast schwarze Lache im fahlen Gegenlicht, das aus der schmalen Öffnung zu dem benachbarten Gärkeller in den Raum fiel. Ihre Taschenlampe hatte schon nicht mehr richtig funktioniert, als sie beim Fundort angekommen war. Jetzt war sie nahezu erloschen. Der schwach rot glühende Draht hinter der kleinen Glasscheibe schien ihr höhnisch mitzuteilen, dass sie die Batterien rechtzeitig hätte wechseln sollen. Karen holte ihr Handy aus der Tasche und betätigte die Taschenlampenfunktion. Ein Blick auf den Akkustand sagte ihr jedoch, dass dies wahrscheinlich keine gute Idee war. Nur noch acht Prozent Leistung! Seufzend schaltete sie das Gerät wieder aus. Als leitende Kriminalbeamtin musste sie ständig erreichbar sein, falls eine weitere Meldung reinkam. Für den großen Raum wäre das Handylicht sowieso viel zu spärlich gewesen. Also wartete sie lieber auf die Kollegen und begnügte sich mit dem kargen Lichtschein aus dem Nebenraum.

»Warum dauert das so lange, bis die mit etwas Licht und der sonstigen Technik hier aufschlagen?«

Sie vernahm den leichten Hall ihrer eigenen Worte, die sie unbewusst halblaut ausgesprochen hatte. Das Unbehagen, das sie an manchen Tatorten spürte, war für sie fast greifbar. Im Geheimen ärgerte sie sich darüber, dass sie darauf beharrt hatte, die Dame, die die Führungen vornahm, und den Herrn von der Brauerei in die Eingangshalle zurückzuschicken. Dort sollten sie bis zur Vernehmung warten. Jetzt hätten sie ihr sicherlich mit einer Lampe ausgeholfen. Aber sie hatte genügend Erfahrung mit Zuschauern am Tatort. Entweder zertrampelten sie die Beweismittel oder der Anblick der Toten beschäftigte sie so sehr, dass letztlich ihre Aussagen beeinflusst wurden. Nach einigen Minuten hörte sie ein Poltern und das Geräusch von rollenden Metallkisten. Endlich kam die Spurensicherung.

›Wieso lassen sich die Kollegen von der SpuSi immer so viel Zeit?‹, ärgerte sich Karen. Wenigstens hatten sie funktionierende Taschenlampen dabei. »Wo wart ihr so lange? Hier ist es schweinekalt!«

Zwei Stunden vorher

Ruth Julius sperrte die hölzerne Tür auf, die den Kellereingang schützte. Ein kurzer Blick ins Innere beruhigte sie. Ihr Kollege aus der Rotochsen-Brauerei war wie verabredet bereits da gewesen und hatte die Fackeln im Eingang angezündet.

Sie wartete, bis die letzten Nachzügler in Hörweite waren.

»Wissen Sie eigentlich, dass Ellwangen nicht nur für seine Braukultur, sondern auch für sein Ingenieurwesen bekannt ist?«, fragte sie laut.

Ihre Gäste schwiegen, anscheinend hatte niemand davon gehört.

»Ja, wir haben hier nämlich nach langer Forschung etwas erfunden, das Ihnen allen das Leben gewaltig erleichtern wird!«

Zwei Männer aus der Gruppe grinsten unsicher.

»Ich habe Ihnen doch vorhin von dem Haustrunk berichtet, den damals alle Mitarbeiter der Brauerei regelmäßig geliefert bekamen. Und nun war es so, dass einige der Bierkutscher diesem Trank besonders zugetan waren und gelegentlich wohl ein wenig zu viel davon genossen. Auf dem Heimweg sind sie dann regelmäßig auf ihrem Kutschbock eingeschlafen. Aber die schlauen Brauereipferde wussten natürlich genau, wo sie hinmussten, und fanden ihren Weg alleine. Und zack, das autonome Fahren war erfunden!«

Die Gäste lachten.

»Die Amis haben das nämlich nur von uns geklaut!«, meinte Frau Julius noch und forderte die Anwesenden mit einer Geste auf, etwas näher zu treten.

»Und nun hereinspaziert in Ellwangens Unterwelt«, lud sie die Besucher ein. »Passen Sie bitte auf, wo Sie hintreten. Der Boden ist sehr uneben und manchmal liegt da auch noch Zeug rum, das unsere Vorgänger verloren haben. Und ziehen Sie Ihre Jacken an. Es ist ziemlich kalt in den Felsenkellern.«

Hinter ihren acht Gästen zog Frau Julius die Tür von innen zu. »Die Tür hier wird nicht verschlossen. Sollte also jemand von Ihnen Platzangst bekommen oder aus anderen Gründen die Keller verlassen wollen, ist dies jederzeit möglich. Ich würde Sie dann bitten, draußen zu warten. Wir kommen im Anschluss an die Führung genau hier wieder heraus.« Sie ging einige Meter voraus und drehte sich dann zu der Besuchergruppe um.

»Die Rotochsenkeller haben eine Gesamtlänge von etwa 276 Metern. Nachweislich wurden die ersten Gänge 1680 in das Felsgestein gehauen. Stellen Sie sich vor, was das für eine Arbeit gewesen sein muss, so ganz ohne moderne Hilfsmittel.« Sie fuhr sich fröstelnd über die Arme. »Die Temperatur in den Kellern liegt das ganze Jahr über konstant bei acht bis zehn Grad Celsius.«

»Das kommt mir aber kälter vor«, warf eine Frau mittleren Alters ein.

»Ja, mir auch«, lachte Frau Julius und zog den Reißverschluss ihrer Jacke hoch. »Heute scheint es besonders kalt zu sein.«

Sie führte die Gäste durch die tunnelartigen, jetzt von auf Fässern stehenden Kerzen erleuchteten Gewölbe vorbei an historischen Braugeräten und alten Gär- und Lagertanks. Immer wieder blieb sie kurz stehen und gab nähere Erläuterungen oder beantwortete Fragen.

»Generell wurde Ellwangens Untergrund ziemlich ausgehöhlt. Der Boden hier besteht großenteils aus dem sogenannten Stubensandstein. Und der wurde seit Jahrhunderten von den Einheimischen als Scheuersand abgebaut, der damals überall gebraucht wurde. Nicht nur, um die Fußböden ihrer Stuben zu reinigen, sondern der Ellwanger Sand war vielseitig verwendbar. So wurde er beispielsweise zur Herstellung von Zahnpasta genutzt und im Bauwesen zu Beton und Estrich verarbeitet. Er wurde auch aufgrund der quarzreichen Zusammensetzung zur Glasherstellung verwendet. Hier ganz in der Nähe in Rosenberg gab es eine bekannte Glashütte. Der ursprüngliche Zweck dieser Bauten war also nicht unbedingt die Nutzung als Kühl- oder Braukeller, sondern es handelte sich um klassischen Rohstoffabbau. Aber den zusätzlichen Nutzen der konstanten Temperaturen haben die Bewohner dieser Gegend sehr schnell entdeckt und daraus hat sich ein reges Brauwesen entwickelt. Nur wenige dieser Keller sind heute noch so gut erhalten wie die Rotochsen-Felsenkeller. Etliche Kammern sind vermutlich noch gar nicht entdeckt worden, andere wurden wegen Baufälligkeit geschlossen, wieder zugeschüttet oder dienen heute als Fledermausquartiere. Auch unter der Brauerei gibt es wahrscheinlich noch weitere Gänge, die aus irgendwelchen Gründen verschlossen wurden. Pläne oder Aufzeichnungen gibt es kaum noch, vieles ist da im Laufe der Zeit verschollen. Oder es wurde gar nicht dokumentiert. Es gibt aber Überlieferungen beziehungsweise Erzählungen, die nahelegen, dass die Keller früher noch weiträumiger waren und tiefer ins Gestein vorstießen. Sehen Sie, genau hier hinter dieser Steinwand werden noch weitere Räume vermutet. Vielleicht ist dies hier auch nur eine Stützmauer? Bisher hat noch niemand nachgesehen, ob da noch etwas ist.«

Sie wies mit der Taschenlampe auf eine offensichtlich später eingezogene Wand hinter den eisernen Gärbottichen, die mit einer weißen Farbe, vermutlich Kalk, gestrichen war. Erstaunt bemerkte sie ein Loch in dem Mauerwerk, das bei ihrem letzten Besuch im Keller noch nicht vorhanden war. Eine ovale Öffnung von etwa dreißig mal vierzig Zentimetern klaffte auf Schulterhöhe in der Wand. Sie fühlte einen eiskalten Luftzug, der aus der Lücke strömte.

»Ja, sapperlott, seid wann isch denn do a Loch?«, wunderte sich die Stadtführerin und verfiel dabei unvermittelt in das gewohnte Schwäbisch.

Die Besucherin, die eben den Einwurf wegen der Kälte gebracht hatte, war als Erste zur Stelle und spähte durch die Öffnung. »Ich kann nichts erkennen, es ist ziemlich dunkel. Irgendwas liegt da hinten aber anscheinend.«

Frau Julius trat neben sie, konnte aber ebenfalls in dem fahlen Licht, das durch das Loch in den Nebenraum fiel, nichts erkennen. Dann leuchtete sie mit ihrer Taschenlampe hinein. Beide Frauen stießen zeitgleich einen Schrei aus.

4. Oktober, Rotochsen-Felsenkeller

»Moin Schatz, ja danke, mir geht es auch gut. – Du hättest uns ja einfach helfen können, das Zeug hier rein zu schleppen. Dann wär dir sicher warm geworden.«

Hansens Stimme war tief und ruhig wie immer. Wahrscheinlich grinste er auch noch. Karen konnte es im bewegten Licht der Lampen nicht erkennen.

»Ich hab dir ‘ne Jacke mitgebracht.«

»Danke.« Überrascht nahm sie die Jacke aus der Hand des Mannes, der von seiner ganzen Erscheinung und Art des Auftretens hundertmal eher einen Seebären abgegeben hätte als einen Kriminaltechniker. »Woher wusstest du …?«

»Hör mal, wenn wir in ‘nen Eiskeller gerufen werden, gehe ich davon aus, dass es da kalt ist. Und wenn ich dann höre, dass du da bist, gehe ich davon aus, dass du da nicht dran gedacht hast«, sagte er grinsend.

»Du bist ein echter Charmebolzen«, erwiderte die junge Frau. »Aber du hast übersehen, dass dieser Keller seit hundert Jahren oder so außer Betrieb ist. Wieso ist es hier immer noch so kalt?«

Hansen zuckte mit den Schultern. »Tja, früher hätten wir das hier mit unseren Lampen ganz schnell warmgekriegt. Wir haben ja immer gleich ein paar tausend Watt aufgebaut, wenn wir gekommen sind. Aber heute? Leider nur LED-Lampen. Keine Wärme, nur Licht! Und deshalb – die Jacke.« Er grinste seine Kollegin übertrieben freundlich an.

Vier weitere Kriminaltechniker waren Hansen in den Stollen gefolgt. Sie hatten Karen nur beiläufig gegrüßt und sekundenkurze Blicke auf Leiche und Umfeld geworfen. Dann waren sie routiniert an ihre Arbeit gegangen. Schnell wurden mehrere starke LED-Scheinwerfer auf ihre Stative gestellt und eingeschaltet. Wenige Augenblicke später erfüllte gleißendes Licht den Raum.

›Die haben wenigstens geladene Akkus‹, dachte Karen etwas wehmütig an die Taschenlampe in ihrer Hand. Sie musste die Augen etwas zusammenkneifen, nach dem langen Warten in der Dunkelheit sah sie fast gar nichts mehr. Aber sie hörte jemanden den Gang hinunter schreiten und nur Augenblicke später vernahm sie das Quietschen von Ledersohlen auf dem mit dunklen Holzbohlen ausgelegten Boden. Gregor kam.

»Gott sei Dank, endlich können wir anfangen«, sagte sie. Und dann etwas lauter: »Hallo Gregor.«

»Ich hab denen gesagt, dass ich nicht brauche ohne Licht hier reinzugehen.«

Gregor McNamara grüßte nie, wenn er einen Tatort betrat. Eine seiner unerklärlichen Eigenarten. Was genau den Pathologen aus dem schottischen Hochland zur Kriminalpolizei Aalen verschlagen hatte, wusste niemand im Detail. Im Präsidium hielten sich Gerüchte, die von einer unglücklichen Beziehung über Steuerschulden bis hin zur Entlassung aus dem Staatsdienst gingen. McNamara wusste von den Hirngespinsten seiner Kollegen und freute sich jedes Mal diebisch, wenn er seine Kollegen bei ihren Mutmaßungen über seinen Wechsel ins Ländle erwischte. Einen Kommentar dazu gab es von ihm jedoch niemals, sodass die Gerüchteküche weiter kochte. Es traute sich allerdings auch niemand, ihn direkt zu fragen. Davon abgesehen hatte er sich in den letzten Jahren aber den uneingeschränkten Respekt seiner Kollegen erarbeitet, die dankbar waren für seinen Sachverstand und seine Gewissenhaftigkeit. Gregor hatte schon bei den kniffligsten Fällen oftmals die richtigen Analysen und Tipps gegeben und damit die Ermittlungen entscheidend vorangebracht. Und er verfügte über einen skurrilen Humor, mit dem er so manche Situation auflockerte und die Kollegen herzhaft lachen ließ. Gregors Aussprache war ein undefiniertes Hochdeutsch mit englischen Anleihen sowie einem eigenwilligen Satzbau.

Jetzt wandte er sich direkt dem Toten zu und ging vor ihm in die Hocke. Beiläufig routiniert hatte er Einweghandschuhe übergestreift und einen Finger in die Blutlache getunkt, die neben dem Oberkörper der Leiche mattschwarz glänzte. Die Haut, die sich darauf gebildet hatte, platzte und ein dünnes Rinnsal floss zäh auf Gregors Fußspitzen zu.

»Vorsicht!«

Einer der Techniker hatte offensichtlich Angst, dass der Schotte Spuren verwischen könnte, aber Hansen winkte ab. »Lass ihn, Gregor weiß, was er tut.«

»Das ist erstaunlich, nicht wahr?«, murmelte McNamara vor sich hin. Dann zog er die Lider des Toten hoch und leuchtete mit einer kleinen Stablampe in die erstarrten Augäpfel. »Erstaunlich!«

»Kannst du mir schon etwas zum Todeszeitpunkt sagen?«, wollte Karen wissen.

»Nein, es ist zu früh für das. Aber es ist erstaunlich. Das Blut ist noch flüssig. Und jemand hat ihm die Augen geschlossen. Und es ist hier kalt wie Schweine, nicht wahr?«

»Saukalt heißt es«, erwiderte die Kommissarin trocken.

»Aber Sau ist doch Schwein, oder? Also ist hier kalt wie Schweine!«

Karen wollte sich dieser unsinnigen Diskussion nicht stellen und fuhr mit ihrer Arbeit fort. Sie hockte sich neben den Schotten und sah sich den Toten jetzt, da sie genügend Licht zur Verfügung hatte, erstmals genauer an.

»Das mit den Augen ist mir auch aufgefallen«, meinte sie. »Als ob der Täter oder jemand anderes ihm noch einen letzten Dienst erwiesen hat. Merkwürdig. Weißt du, was das für Flecken auf seinem Gesicht und am Hals sind? Das sieht mir sehr ungewöhnlich aus. Hämatome sind es nicht. Leichenflecken auch nicht.«

»Die Haut sieht aus sehr trocken. Fast wie Papier. Sehr komisch, nicht wahr? Und die Flecken? Ich glaube, es sind Trockenflecken. Wie bei Gefrierbrand.«

»Es ist hier zwar kalt, aber doch kein Frost«, meinte Hansen.

»Zwei Grad«, erwiderte Gregor nach einem kurzen Blick auf ein digitales Thermometer. Er wandte sich wieder der Leiche zu. »Und der Tote hat auch zwei Grad.«

»Aber dann muss er doch schon mindestens zwei oder drei Tage hier liegen, wenn der Körper komplett die Umgebungstemperatur angenommen hat. Wieso ist dann das Blut noch nicht geronnen? Und warum hat er diese Verkleidung an? Ist ein Mittelaltermarkt oder so was in der Nähe?«

McNamara sah Karen schräg von unten an.

»Also, die Kleidung nicht ist Mittelaltermarkt und nicht ist Mittelalter. Da man hat mehr verwendet grobes Leinen und Leder und so. Das hier ist wesentlich neuer als Mittelalter und älter als Mittelaltermarkt. Und ich weiß nicht, wie lange schon er ist tot, aber mehr als zwei oder drei Tage garantiert. Und auch mehr als zwei oder drei Jahre, wenn du fragst mich. Eher so zwei oder drei Jahrzehnte, ich glaube.«

Karen schaute den Pathologen ungläubig an. »Aber das Blut? Du spinnst. Das Blut ist doch noch flüssig. Das bedeutet doch, dass der Mord erst vor Kurzem passiert sein kann. Wenn der Mann schon so lange tot ist, dann …?«

Sie sah McNamaras Blick und verstummte. Er hatte recht, sie sollte sich nicht in Spekulationen ergehen. Es war die Aufgabe der Spurensicherung und der anschließenden gerichtsmedizinischen Untersuchung, erstes Licht auf einen Todesfall zu werfen. Das galt auch für diesen. Dennoch konnte sie sich nicht zurückhalten und musste noch einmal nachfragen.

»Du glaubst wirklich, er war eingefroren?«

»Könnte sein. Ich kann es nicht erklären anders.«

»Und das Blut?«

»Vielleicht irgendwie chemisch behandelt? Verflüssigt durch irgendeinen Vorgang? Wer weiß?«

Der Pathologe beugte sich wieder über den Körper und beäugte die Wunden des Mannes genauer.

Karen wandte sich an ihren anderen Kollegen. »Wie ist er hier rein gekommen? Es scheint keinen weiteren Eingang zu geben.«

»Keine Ahnung«, meinte Hansen. »Aber wir werden ihn schon finden. Vielleicht gibt es da hinten irgendwo eine Geheimtür oder einen Lüftungsschacht.«

»Hast du eine Idee zur Tatwaffe?«, fragte Karen. »Bis jetzt habe ich jedenfalls keine Vorstellung davon, was diese Wunden hervorgerufen haben könnte. Die Verletzungen sehen recht böse aus, ich habe so etwas noch nicht gesehen.«

»Das Corpus Delicti werden wir mit ziemlicher Sicherheit bald identifiziert haben. Es gibt ja gar nicht so viele Möglichkeiten, scheint irgendetwas Stumpfes gewesen zu sein.«

»Ja, war ein reichlich stumpfer Gegenstand«, ergänzte Gregor. »Jedenfalls nicht geschliffen oder so. Das sind keine richtigen Schnitte, sondern eher Risse in der Haut und im Körper. Reichlich stumpfer Gegenstand also, vermutlich mit einer Art Spitze. Vielleicht ein abgebrochenes Werkzeug oder so? Jedenfalls geschlagen mit ordentlicher Gewalt. Hier quer gerissen den Hals entlang, dem Rissmuster folgend die Waffe muss geführt worden sein von vorne nach hinten. Und um dieses Loch in der Brust hinzukriegen, hat derjenige, der diesen Mann vom Leben zum Tode hat befördert, ganz schön Kraft gebraucht. Oder muss ziemlich in Rage gewesen sein, nicht wahr? Es müssten eigentlich Partikel in der Wunde geblieben sein zurück, ich werde untersuchen es nachher genau.«

Er ging mit seinem Gesicht ganz nah an die klaffenden, mit schwarzem Blut umrandeten Wunden heran und besah sich die Verletzungen akribisch. Zentimeter für Zentimeter fuhr er sie mit dem Lichtkegel einer kleinen Stablampe ab.

»So ich kann nichts entdecken, außer etwas Wasser. Wie kommt Wasser in die Wunde, das ist komisch, nicht wahr? Und wieso blutet es? Müsste sein getrocknet alles längst, da hast du recht. Wie die Haut, die ist auch ganz trocken. – Na ja, wir werden herausfinden es.«

McNamara stand auf und blickte sich aufmerksam in dem Kellergewölbe um. Fernab der aufgestellten Scheinwerfer bemerkte er ein Glitzern auf dem Fußboden. Neugierig ging er hinüber und besah sich die Ursache.

»Kann ich bitte haben etwas mehr Licht?«, rief er.

Einer der Männer drehte eine der Lampen in seine Richtung.

»Interessant«, sagte Gregor und ging wieder in die Hocke. Vor ihm glänzte eine etwa vierzig Zentimeter lange Lache auf den rauchgeschwärzten Holzbohlen, mit denen der ganze Raum ausgelegt war. Wie zuvor tunkte er einen Finger in die Pfütze und besah sich die Flüssigkeit genau, indem er seinen handschuhbewehrten Finger dicht vor die Augen führte. Ein durchsichtiger Tropfen glitzerte im Licht. Dann leckte der Schotte daran.

»Interessant!«

»Iih!« Karen schüttelte sich. »Du hast doch noch Blut am Finger. Wie kannst du den ablecken?«

»Nun, ich dachte, ihr deutschen Polizisten habt eine bessere Beobachtungsgabe«, grinste Gregor. »Der Finger, den ich getaucht habe in das Blut, ist mein Zeigefinger. Und der, den ich eben habe abgeleckt, mein kleiner. Das hier ist übrigens Wasser, wenn ich nicht irre mich.«

Er ließ sich von einem der Spurensicherer eine Pipette geben und zog sie schnell mit der Flüssigkeit voll.

»Wenn ihr seid fertig, bringt ihn mir nach Aalen. Ich sehe ihn mir an noch heute, nicht wahr.« Damit ging er grußlos aus der Halle.

»Irgendwie ist Gregor im Dienst ziemlich kauzig«, meinte Karen. »Aber privat ist er sehr freundlich. Was hat er gesagt? Der Tote war Jahrzehnte eingefroren! Das kann doch eigentlich gar nicht sein. Außerdem hat den jemand hier abgelegt. Der muss Spuren hinterlassen haben. Wo ist der reingekommen?«

Sie hielt die Taschenlampe auf die Ecke des Raumes gerichtet, die ohnehin taghell ausgeleuchtet war. Hansen nahm ihr die Lampe aus der Hand und leuchtete ihr direkt in die Augen. Karen sah nur ein schwaches Glimmen hinter dem runden Glas.

»Mit der jagst du jedem Verbrecher ganz bestimmt Angst ein. Werden ja alle geblendet von dem Lichtkegel. Gibt’s jetzt keine Batterien mehr? Sparmaßnahme, oder was?«

»Mach dich ruhig lustig über mich, ich hab auch schon heftig geflucht. Immer geht das Scheißding nicht, wenn ich es brauche. Aber im Ernst, ihr müsst doch was finden. Der Eingang da wurde erst vor ein paar Stunden geöffnet und einen zweiten habe ich noch nicht entdeckt. Außerdem wiegt der Tote doch mindestens neunzig Kilo. Den hat ja keiner locker hier reingetragen und ohne irgendwelche Spuren zu hinterlassen abgelegt.«

»Wir werden Spuren finden. Und wir werden auch den Eingang finden.« Hansen sah sich nach seinen in weiße Overalls gehüllten Männern um, die gerade den Fundort und den Toten fotografierten. Fragend zog er eine Augenbraue hoch.

»Bisher fast nichts, Chef. Da hinten in der Ecke haben wir einen Gürtel gefunden, Machart und Stil sind auf den ersten Blick wie der Rest seiner Klamotten. Da, bei drei«, sagte einer der Männer. Er zeigte auf den Fundort, der mit einem kleinen Plastikschild markiert war. »Außerdem eine Schürze, vermutlich aus Leder. Bei vier. Einen Knopf. Bei fünf. Bei sechs ein Holzschuh, der zweite liegt neben dem Toten. Sieht alles ziemlich aus der Mode gekommen aus, wenn du mich fragst. – Vielleicht finden wir unter der Leiche mehr, wenn wir sie abtransportieren können. Doch ich glaube fast, da wird auch nichts sein. Der ganze Raum wirkt irgendwie klinisch rein, nahezu unberührt. Ich dachte, das ist hier ein Museum oder so was? Es gibt nicht mal Spuren von Besuchern. Möglicherweise bringt uns der Wasserfleck weiter.«

»Dieser Raum ist erst vor ein paar Stunden entdeckt worden. Hier waren noch keine Besucher«, erklärte Karen. »Bitte fotografiert die Wasserlache und nehmt auch eine Probe mit.«

»Wo ein Knopf abreißt, findet man meistens auch noch Stofffasern. Nehmt euch nachher noch mal die Ecke gründlich vor«, sagte Hansen.

»Ja, Chef!«

»Und sucht nach dem verdammten zweiten Eingang. Es muss einen geben.«

»Ja, Chef!«

»Wie hat man ihn gefunden?«, wandte sich Hansen erneut Karen zu.

»Eine Besuchergruppe war hier. Die Stadtführerin bemerkte, dass aus der Mauer ein paar Steine gefallen sind und sah hinein. Da entdecken sie, dass dahinter ein ziemlich großer Tunnel oder Raum ist. Und dass da etwas lag, was sie nicht erkennen konnten. Dann haben sie mit einer Taschenlampe reingeleuchtet und den Mann da liegen sehen. Danach haben sie uns ihrer Aussage nach sofort gerufen.«

»Die haben nicht nachgesehen, ob der Mann tot ist oder nur verletzt? Ich kann es nicht glauben.«

»Na ja, sie konnten auch nicht rein. Erst musste ein Arbeiter der Brauerei kommen und das Loch vergrößern, damit man durchkommt. Keine Ahnung, was dabei noch an Spuren vernichtet worden ist. Jedenfalls ist die Leiche nicht durch diese Öffnung reingeschafft worden. Das Mauerwerk und der Zement und alles ist knochentrocken. Aber ich werde die Leute nachher noch einmal befragen. Vielleicht haben sie etwas übersehen.«

Hansen ging langsam in Richtung des Durchbruchs. »Komm, es ist hier wirklich ›kalt wie Schweine‹, Gregor hat recht. Die Jungs machen das schon. Wenn sie fertig sind, lassen sie ihm die Leiche zur Obduktion bringen. Du kriegst unseren Bericht so schnell wie irgend möglich, die Fundstücke und die Wasserprobe lasse ich zur KTU[Fußnote 1] bringen. So wie ich ihn kenne, findet Gregor den Fall klasse und wird sich sofort an die Autopsie machen.«

4. Oktober, Präsidium

Es war fast zweiundzwanzig Uhr. Karen Leymann blätterte in den Unterlagen, die sie erst spät am Abend erhalten hatte. Vor ihr auf dem Tisch lagen über vierzig Fotos der Spurensicherung und weitere von der Autopsie.

Der endgültige Obduktionsbericht war zwar noch nicht fertig, aber aus den Unterlagen, die Gregor ihr auf den Tisch gelegt hatte, ging hervor, dass der Tod des Mannes durch zwei Stichverletzungen hervorgerufen worden war, von denen jede einzelne tödlich gewesen wäre. Ansonsten war er von kräftiger Gestalt und augenscheinlich gesund gewesen. Lediglich eine leicht vergrößerte Leber hätte ihm in den nächsten Jahren Probleme bereiten können. Doch das Gewicht der Leiche passte nicht zu ihrem kräftigen Erscheinungsbild: Der Leichnam, den jeder auf achtzig bis neunzig Kilogramm geschätzt hätte, brachte tatsächlich nur etwa achtundsechzig Kilogramm auf die Waage. Anstatt der für einen erwachsenen Menschen normalen fünfundsechzig bis siebzig Prozent hatte der Leichnam einen Wassergehalt von lediglich einundfünfzig Prozent. Daraus erklärte sich das fehlende Gewicht. Gregor war sicher, dass der Tote bereits vor mehreren Jahrzehnten ums Leben gekommen war und seitdem irgendwo eingefroren die Zeit überdauert hatte. Nur so ließ sich seiner Meinung nach die Austrocknung der Leiche und die teils ungewöhnliche Hautstruktur erklären. Vorsichtshalber hatte der Pathologe Zellproben entnommen und an ein forensisches Institut zur genaueren Untersuchung geschickt. Außerdem hoffte er auf eine Erklärung für die merkwürdige Fließfähigkeit des Blutes, das normalerweise längst hätte geronnen sein müssen.

Danach hatte er sich die ungewöhnliche Kleidung des Mannes vorgenommen, obwohl dies zu den Aufgaben der kriminaltechnischen Untersuchung gehörte. Karen besah sich die Bilder, die er aufgenommen hatte. Jedes einzelne Kleidungsstück war genauestens dokumentiert, kein einziges war Massenware. Die Nähte waren grob und unregelmäßig geheftet, es sah nach Handarbeit aus. Und die Kleidung war größtenteils abgewetzt und abgetragen. Uralt, gebraucht. Die Holzschuhe waren aus einfachem Pappelholz gefertigt, das den Unterlagen zufolge mindestens einhundertsechzig Jahre alt war.

›Das sind nicht die Requisiten eines Schauspielers‹, dachte Karen. ›Ich schau mir die Sachen nachher noch einmal im Original an. Vielleicht stammen sie aus einem Museum?‹

Am Nachmittag hatte sie sich ein weiteres Mal mit Frau Julius, der Stadtführerin, im Felsenkeller getroffen und versucht, etwas mehr Klarheit über die genauen Umstände des Leichenfundes zu bekommen. Sie rief sich ins Gedächtnis, was die Frau bisher zum Sachverhalt beigetragen hatte: Das Gewölbe, in dem der Tote aufgefunden worden war, hätte man am Morgen bei der ersten Führung des Tages entdeckt. Eigentlich wüsste man, dass es noch weitere Keller geben müsse und hätte auch hinter genau dieser Mauer ehemalige Räume vermutet. Allerdings hätte man sich bislang noch nicht die Mühe gemacht, diese zu öffnen, um nachzuschauen. Es wäre ja auch irgendwie spannend, wenn solche alten Gemäuer Geheimnisse und Mythen verbürgen. Die Gäste fänden Spekulationen dieser Art immer toll und würden manchmal spontan Gruselgeschichten oder Ähnliches erfinden. Alte Baupläne existierten wohl nicht mehr. Frau Julius hatte sich ziemlich über den Fußboden gewundert, der ungewöhnlich war. In den anderen bekannten Kellern bestand der Boden einfach aus dem vorhandenen Gestein oder aus uralten Pflastersteinen oder er war im Laufe der Jahre betoniert worden. In diesem Raum hatte man den Boden jedoch mit vermutlich über offenem Feuer gehärteten Eichenbohlen ausgelegt. Das erklärte die schwarze Farbe der Bretter. Die Verbindung zum Gärkeller war dann offensichtlich im Laufe der Zeit zugemauert und verputzt worden. Warum? Diese Frage konnte Frau Julius nicht beantworten. Vielleicht hätte man den anderen Keller schlicht nicht mehr gebraucht? Oder er wäre baufällig gewesen? Frau Julius versicherte nochmals, dass sie die Polizei sofort nach der Entdeckung des Toten informiert hätte.

»Achten Sie auf die Holzbohlen, Frau Leymann«, hatte sie die Beschaffenheit des Kellerbodens kommentiert. »Die sehen aus, als würden die schon ewig hier liegen. Sie erwecken den Anschein, als hätten sie im Wasser oder Eis gelegen oder unter etwas äußerst Schwerem? Ich weiß, dass man in einigen Gegenden Deutschlands in reinen Eiskellern Holz auf dem Boden verlegt hatte, um die Dehnungsschwankungen des Eises auszugleichen. Aber hier in der Ostalb war diese Vorgehensweise eigentlich nicht üblich. Vielleicht war es nicht notwendig, weil unsere Keller aus dem Fels gehauen und ziemlich stabil sind? Woanders hat man die Eiskeller aus Mauerwerk erstellt und nicht in festem Gestein ausbauen können. Ja, ich bin mir relativ sicher, dass man diesen Keller früher für die Eislagerung genutzt hat.«

Mehr wisse sie auch nicht über das mysteriöse Gewölbe, sie wolle aber noch einmal die Aufzeichnungen durchsehen, ob irgendwo etwas über diesen neu gefundenen Keller vermerkt wäre. Vielleicht hätte man etwas übersehen? Karen hatte der Frau noch mitgeteilt, dass die Kriminalpolizei das gesamte Gebäude offiziell sperren und versiegeln würde und dass somit bis auf Weiteres keine Führungen mehr stattfinden könnten.

Die Spurensicherung hatte vorsichtshalber Mörtel- und Gesteinsproben aus der Wand genommen, um auszuschließen, dass der Zugang erst vor Kurzem zugemauert worden war. Nach erster Inaugenscheinnahme sah es zwar so aus, als wäre alles uralt und über Jahrzehnte durchgetrocknet, aber Hansen wollte da sichergehen.

›Warum haben die sich nur die Steine vorgenommen? Die sollen auch Proben von den Holzbohlen auf dem Boden nehmen und zur KTU bringen. Da muss man doch das Alter bestimmen können? Wie heißt das noch? C-14-Methode?‹ Karen machte sich eine Notiz, sie würde Hansen morgen danach fragen.