Kermit auf dem Weg nach Tschernobyl - Reiko Krause - E-Book

Kermit auf dem Weg nach Tschernobyl E-Book

Reiko Krause

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Beschreibung

Mit dem selbst zum Wohnmobil umgebauten VW Bus auf Reisen in unbekannte Gegenden. Der Weg führt bis zum ultimativen "lost place" der Menschheitsgeschichte. Eine kleine Abenteuerreise mit neuen Ansichten, interessanten Begegnungen, ganz gleich ob in der Slowakei, der Ukraine oder in Rumänien. Drei Länder zwischen Sozialismus und EU und sowjetischer Tradition, dabei immer den Blick nach vorn gerichtet.

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Seitenzahl: 67

Veröffentlichungsjahr: 2020

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Kermit auf dem Weg nach Tschernobyl

VorwortDer Euro in der SlowakeiSchlechte Straßen und SchlaglochpistenKiew und die KorruptionStrahlender SonnenscheinMit Bus und Bahn in RumänienDer falsche Rastplatz in UngarnDaten und Details der ReiseKarte der ReiseBilder vom BusImpressum

Vorwort

Es ist eine Reise in unbekannte Welten. Nur ich und mein großer Schatz. Vorbestimmt, ungeplant und lange ein Traum. Den Bus habe ich seit 2014, selbst zum Wohnmobil ausgebaut, war damit in einigen Urlauben und so stieg der Wunsch nach dieser einen Reise, die für immer unver-gessen bleibt. Ob Norwegen, Polen und Litauen, Kroatien, quer durch Deutschland oder verlängerte Wochenendtouren nach Österreich. Alles schön und erinnernswert, sicherlich. Und doch nicht mit diesem jahrelangen Traum vergleich-bar, der mich durch Österreich, Slowakei bis in die Ukraine führen soll. Zurück dann über Rumänien, Ungarn, Öster-reich. Bis auf Österreich alles für mich unbekannte Länder.

Werkzeug und Ersatzteile werden auf so einer Tour oft mitgenommen, ich verweise hier auf die wahren Könige der Schrauber und Meister, die haben das Wissen darüber. Ich hatte meinen Fähigkeiten entsprechend nicht so viel dabei und mich auf Werkstätten am Wegesrand verlassen.

Diese Reise schwelte mehrere Jahre im Kopf und in der heutigen Corona-Zeit bin ich wirklich froh, diese ver-gangenes Jahr durchgeführt zu haben. Denn nichts verzinst sich mit der Zeit höher als die Urlaubserinnerungen! Es waren dreißig spannende Tage und nur selten ein berichtsloser Tag. Nehmt euch ein Glas Rotwein, lehnt euch zurück und folgt mir nach Osteuropa.

Reise dahin, wovon du schon immer träumst!

Reiko Krause im Mai 2020

Der Euro in der Slowakei

03.08.2019

Ein paar (Camping-) Klamotten packen, der Bus ist eh dauerhaft einsatzbereit für Wochenendtouren, ein bisschen Bargeld, viel mehr werde ich nicht benötigen. Der Jahresurlaub an einem Stück, das sind gut vier Wochen, es ist Anfang August, die Sonne verabschiedet sich und dicke Regenwolken ziehen auf. Einfach starten und los.

Eine grobe Route habe ich und die soll mich gen Osten führen. Genauer: bis Tschernobyl. Einmal hin, nicht mehr, nicht weniger, bis zum Kernkraftwerk und dann wieder zurück und alle Länder die dazwischen liegen. Eine Reise ohne Ziel ist verschwendete Zeit in einem fremden Land.

Die Zeit rennt, es ist später Nachmittag, heute noch bis Österreich, das ist das erste Ziel. Die Plakette gab es beim ADAC, bei der Frage nach Karten für Osteuropa hingegen ein unverstandenes Kopfschütteln. Immerhin Slowakei, Rumänien, Ungarn. Und Österreich liegt seit Jahren im Handschuhfach. So wie Bardis Liste, Reparaturhandbuch und diverse Hinweise und Informationen aus dem T4-Forum.

Die ersten 3000 Meter, Ortsausgang München und der Regen beginnt, wird stärker, eine Regenwand. Nach Rosenheim an der Tanke und dort auch Luftdruck prüfen. Wer weiß, was noch alles passiert, die Straßen in der Ukraine sollen auch nicht so gut sein. Überall sind 2,7 bar drauf, besser fährt es sich mit 3,2 bar. Auch an das Reserverad denken. An das Reserverad! Das ist unter dem Heck "versteckt", tief bücken und beim Aufrichten testet mein Kopf die Stabilität des Fahrradträgers. Mir wird schwindelig, flau im Magen, weiche Knie. Beim Einsteigen tropft Blut und rinnt an der Stirn. Also, der Heckträger hat gewonnen. Ein Taschentuch nach dem anderen, dann geht es weiter. Der Kopf schmerzt, weit komme ich so nicht, fahre am Mondsee ab, finde am Irrsee einen kleinen Campingplatz. Es regnet auch hier. Zu Fuß über das Feld bis zum nächsten Ort, wo ich österreichisch speise. Das habe ich mir vorgenommen: so oft wie möglich lokales Essen bestellen, kein Italiener, kein Inder, nichts asiatisches. Heute Bratwurst mit Sauerkraut und Kartoffeln. Schon Mitternacht, als ich die erste Nachtruhe finde. 

km insgesamt: 165

davon heute: 165

04.08.2019

Lange schlafen kann ich gut. Überhaupt nicht schlafen ist grässlich. Der Kopf schmerzt, es hat sich eine kleine Kraterlandschaft gebildet und weh tut es auch noch. Dazu kommt nun doch die Anspannung vor der großen Tour. Ein holpriger Urlaubsbeginn.

Immerhin ist es trocken, die Sonne scheint, dem Regen bin ich davongefahren. Ich liebe meine Klimaanlage, den letztjährig nachgerüsteten Tempomaten und fahre entspannt bei 110 km/h gen Wien und slowakischer Grenze. Dort unaufgeregter Übergang, kein Warten und für 10 € kann ich nun 10 Tage alle Straßen nutzen. Die Mautgebühr wird elektronisch überwacht, kein Aufkleber erforderlich.

Slowakei? Da bin ich so gar nicht vorbereitet, habe keinen Reiseführer, nur die Karte und das ADAC-Infoblatt. Ich war hier noch nie, kenne weder Übernachtungsplätze, Touri-Highlights noch "interessante Ecken". Was erwartet mich und wie viele Tage soll ich bleiben? Dass man hier längst mit Euro zahlen kann, das werde ich erst am vorletzten Tag erfahren.

Nach 450 km lotst mich Google-Maps zu einem Campingplatz inmitten Sonnenblumenfelder. Nichts besonderes, eine Wiese neben einem Freibad, in unmittelbarer Nähe zu einem Nachtclub bei Sladkovicovo. Ein deutsches Bier aus München beendet diesen Tag.

km insgesamt: 618

davon heute: 453

05.08.2019

Geruhsam rolle ich auf dem grauen Band der Landstraße durch ellenlange slowakische Dörfer. Limit 50 km/h. Und nicht schneller. Da kann der große LKW drängeln wie er will.

Erstes touristisches Highlight ist in Bojnice (Weinitz) ein Märchenschloss, so ähnlich wie in Neuschwanstein. Ein traumhafter Anblick, eine Führung schenke ich mir, wandere gut eine Stunde auf den "Hausberg", genieße die prächtige Aussicht auf die Umgebung. Vor der Weiterfahrt Knödel und Gulasch. Mehr als zwei Tage hintereinander Fleisch. Daran muss sich mein Bauch nun wohl gewöhnen.

Später Nachmittag. Einkauf bei LIDL und ich kann mit Euro zahlen. Noch bin ich in dem Glauben, dass hier die slowakische Krone zählt und nur Euros akzeptiert werden, da ein "westlicher" Supermarkt ...

Weiter gen Osten in die Ausläufer der Niederen Tatra, vorbei an Banska Bystrica. Campingplatz? Ich finde nur einen, und der ist ausgebucht. Wohin nun? Einzige elektronische Unterstützung zum Freistehen ist die App park4night, jetzt ohne Hinweise. Regnerisch, bewölkt und es dämmert bereits. Von der Landstraße führt eine kleine Straße über einen Acker. Hohe Büsche und Bäume geben perfekten Sichtschutz, gut 100 m von der Landstraße und ruhig ist es auch. Ein ehemaliger Agrarflughafen, das stört niemand. Mich auch nicht, hier startet und landet nichts mehr. Ich bin allein, nur Mücken haben unlängst Witterung aufgenommen.

km insgesamt: 905

davon heute: 287

06.08.2019

Stimmen wecken mich. Hä? Wer ist denn noch hier? Es ist bereits hell, ein PKW steht 20 m entfernt und eine Frau stellt Pylonen im Rechteck auf. Als ich die Schiebetür öffne, latscht interessiert ein junger Typ her, ihm fehlen alle oberen Schneidezähne und er grinst. "Dobrui utro!" sage ich und bemerke, dass das ja russisch ist. Egal, er lächelt, antwort auf slowakisch, setzt sich in das Auto und parkt vorwärts und rückwärts ein. Er ist der Fahrschüler, nach 30 min rücken beide wieder ab.

Zeit zum Frühstück. Auf einer Nebenstraße führt die Fahrt am Rande des Nationalparks "Muranska planina" durch waldreiches Gebiet. Landschaftlich eine aussichtsreiche Straße, straßentechnisch hingegen eine Rüttelpiste. Kermit, so heißt mein Bus, der Farbe wegen, wird kräftig durchgeschüttelt. So schlechte Straßen habe ich nicht erwartet. Jetzt verstehe ich manche Westbesucher, die mit ihren Opels, VWs, Mercedes sooo langsam über unsere DDR-Straßen gefahren sind. Im Trabi war es immer eine unruhige Fahrt.

An vieles habe ich gedacht, doch schon vorgestern ist mir aufgefallen, mir fehlt ein D-Schild am Bus. Ist das außerhalb der EU vorgeschrieben? Wie wird es in der Ukraine gesehen? Ich habe einiges über dieses Land gelesen, auch über Korruption, dass man besser kleine Euroscheine dabei hat, denn bei Bakschisch gibt es kein Wechselgeld. Nur wo hier ein D-Schild her bekommen? Das t4forum hilft und gibt den Tipp: selber basteln! Am besten mit weißer Folie und einen Edding und auf das Heckfenster kleben, so geht es später leichter wieder ab.

Aber erst einmal einen Edding finden. Niemand versteht mich, in englisch gleich gar nicht. "Do you have an Edding? You have an Edding?" Ich kann kein slowakisch, bei manchen Blicken denke ich, ich habe eben nach Kinderpornos gefragt. Weiße Folie kann auch eine Plastiktüte sein. Stilecht für einen Weltreisenden nehme ich eine vom letzten Indienurlaub. Diese Tüten sind dicker rund reißfester. Dazu doppelseitiges Klebeband.

Bis zur Festung in Spis auf Nebenstraßen, die Slowakei ist so angenehmer und interessanter zu erleben. Majestätisch erhebt sich die Zipser Burg auf einem hohen Felsen, war eine der größten Burganlagen in Europa. Heute zwar nur noch Ruine, nichtsdestotrotz ein erhabener Anblick. Das war tatsächlich das einzige "must see", was ich von der Slowakei kenne. Eine Ex-Freundin schwärmte davon und ich heute beim Gedanken an sie. Zu lange schon her für echte Traurigkeit.