Kiedricher Lebenslust im Glas - Heike Gundlich - E-Book

Kiedricher Lebenslust im Glas E-Book

Heike Gundlich

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Beschreibung

"Der Rheingau hat mich hervorgebracht,

jener begünstigte Landstrich, welcher...

fröhlich bevölkert wohl zu den

lieblichsten der bewohnten Erde gehört."

Aus: "Die Bekenntnisse des Hochstaplers Felix Krull" von Thomas Mann

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Veröffentlichungsjahr: 2016

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Heike Gundlich, Jens-Christian Gundlich

Kiedricher Lebenslust im Glas

"Suche dir jemanden, mit dem du lachen kannst"

Für meine Mutter AnitaBookRix GmbH & Co. KG81371 München

Kiedricher Lebenslust im Glas

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Suche dir jemanden,

mit dem du lachen kannst

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Für meine Mutter Anita

 

 

Der Poet

Geehrter Leser,

es gibt ein kleines Dorf nahe Wiesbaden.

Seine Bewohner waren und sind nach außen hin durch nichts von anderen Bewohnern anderer Dörfer und Ansiedlungen zu unterscheiden. Und doch sind sie in ihren Eigenheiten und charakterlichen Feinheiten etwas Besonderes - die Alteingesessenen sowie die Zugezogenen.

Meistens herrscht Friede in dem (vielen) wohlbekannten Dorf. Die Bewohner gehen ihrem Tagewerk nach und lassen es sich gut gehen, denn es ist ein Weindorf im Rheingau, dazu noch ein gotisches (es gab eine Zeit, da hieß dieses Dorf auch Neindorf, aber das ist eine andere Geschichte). Die Bewohner genießen eine der höchsten Weinlokaldichten des Rheingaus.

In einem dieser Lokale arbeitet ein Dichter. Er ist aufgewachsen in dem uns wohlbekannten Dorf und reich an Gefühlsleben und Gedanken. Er ist scheu, was seine Haupttätigkeit angeht, obwohl er schon einiges publiziert hat, sogar auf CD. Seine Arbeit als Ausschenker macht er hervorragend, die Leute schätzen ihn, weil er ein freundliches Wesen hat, ihnen ihren Wein schon hinstellt, bevor sie ihn bestellten und recht schnell und souverän den Überblick behält, selbst wenn die Tische überquellen vor Gästen.

Manchmal oder doch eher selten gleitet sein Blick in eine vermeintliche Ferne und man merkt ihm an, dass er das eine oder andere in der nur für ihn zugänglichen Kammer seines Inneren betrachtet (dank des Rauchverbots in hessischen Lokalen kann man das nun klarer beobachten).

Mit freundlicher Genehmigung des Poeten ein Auszug aus einem seiner Gedichte:

Meine Hände

wollen dich nicht festhalten

nur berühren

für einen Moment

mit dir

eine Bewegung sein

Eins-Sein in der ALL-EIN-HEIT

 

Seine Liebesgedichte sind anrührend, Nähe herstellend und ganz modern.

Es gäbe noch so viel von ihm zu erzählen, aber am besten ist es, seine anderen Gedichte ebenfalls zu lesen.

 

Die Pfarrei

Werter Leser,

die eingangs erwähnte Gotik des Ortes wird durch das Kirchenensemble in der Mitte des Ortskerns definiert. Die Kirche spielte im katholischen Ort eine große Rolle.

Die verschiedenen Pfarrerpersönlichkeiten im 19. und 20. Jh. prägten das religiöse und gesellschaftliche Leben im Orte mit.

So auch Pfarrer Kirfel (Name geändert).

Als letzter Priester, der das Pfarrweingut (ein großer Teil der Finanzierung der Pfarrgemeinden wurde im Rheingau über die Bewirtschaftung der eigenen Weinberge finanziert), selbst managte, hatte er „gut zu due“ (rheingauerisch: er war beschäftigt). Neben der täglichen Frühmesse um sieben Uhr, Messen am Samstag, Sonntag und der Frauenmesse am Mittwochmorgen und anderen Aufgaben in seiner Pfarrei, war er Dekan des vorderen Rheingaus.

Allseits hat man ihn in Erinnerung mit einer dicken Zigarre im Mund und einer Flasche Wein auf dem Tisch.

Seine Schwester Berta (Namen geändert) führte ihm den Haushalt und half ihm, wo sie konnte.

Die Ausbildung der Ministranten war ihm ein besonderes Anliegen. Des Sommers lernten die Jungs die lateinische Liturgie auf der Terrasse im Pfarrhaus. Pfarrer Kirfel hörte mit strenger Miene ab und schaute nebenbei mit dem Fernglas in die gegenüberliegenden Weinberge (Lagen Sandgrub, Gräfenberg, Wasseros), ob die von ihm hinausgeschickten Arbeiter im Weinberg des Herrn auch fleißig zu Werke gingen. Nebenbei probierte er eine Flasche seines außerordentlichen Weinbestandes. Die Schwester kochte leckeren Sauerbraten und die Bienen summten um die Köpfe der Jungs. Anschließend durften die Ministranten nach festgestelltem Lernerfolg im Pfarrgarten Kirschen pflücken gehen.