Killer Blog - Folge 3 - Christine Drews - E-Book

Killer Blog - Folge 3 E-Book

Christine Drews

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Beschreibung

Rockall. Ein Fels im Atlantik. Ein Hochsicherheitsgefängnis. Hierher kommen nur die schlimmsten aller Verbrecher: Frauenschlächter, Kindermörder, Serienvergewaltiger und - John Cain, Großbritanniens gefährlichster Serienkiller. Doch John ist nicht wie die anderen Verbrecher. Er ist kein Psychopath. Er mordet nicht, weil er Spaß daran hat. John hat eine Geschichte. Und er hat Fans, für die er seinen Blog schreibt.

FOLGE 3 - RACHE: John Caine sinnt auf Rache. Und für seine Opfer gibt es kein Entkommen. Aber John hat sich ganz neue Feinde gemacht. Und so wird der Jäger zum Gejagten.

"Ich zähle die Tage. Hätte ich einen Koffer, würde ich ihn womöglich schon packen. Es dauert nicht mehr lange, dann bin ich hier raus, dann werde ich schon bald 'Hallo süße Rachel' flüstern. Und direkt danach: 'Bye-bye Nick!' Ja, es dauert nicht mehr lange, bis ich die beiden ins Jenseits schicke."

KILLER BLOG ist die E-Book-Serie zu Christine Drews Thriller-Roman "Killerjagd". Im "Killer Blog" erfährt der Leser, wie John Caine zur Killermaschine wurde, wie er seine Morde begangen hat und wie er sich an Rachel Hyatt rächen wird. E-Book-Serie und Roman bieten jeweils eine in sich abgeschlossene Handlung und können auch unabhängig voneinander gelesen werden.

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Inhalt

Cover

Killer Blog

Über diese Folge

Über die Autorin

Titel

Impressum

Rockall, 20. Oktober, 5:15 a.m.

Rockall, 22. Oktober, 12:10 p.m.

Rockall, 24. Oktober, 04:20 a.m.

Rockall, 25. Oktober, 4:03 p.m.

Rockall, 01. November, 10:05 a.m.

Rockall, 02. November, 6:20 p.m.

Rockall, 03. November, 2:30 p.m.

Rockall, 06. November, 12:05 p.m.

Rockall, 07. November, 5:45 p.m.

Rockall, 08. November, 9:30 a.m.

Rockall, 10. November, 7:50 a.m.

Rockall, 12. November, 12:40 a.m.

In der nächsten Folge

Leseprobe – Killerjagd

Killer Blog

Rockall. Ein Fels im Atlantik. Ein Hochsicherheitsgefängnis. Hierher kommen nur die schlimmsten aller Verbrecher: Frauenschlächter, Kindermörder, Serienvergewaltiger und – John Cain, Großbritanniens gefährlichster Serienkiller. Doch John ist nicht wie die anderen Verbrecher. Er ist kein Psychopath. Er mordet nicht, weil er Spaß daran hat. John hat eine Geschichte. Und er hat Fans, für die er seinen Blog schreibt.

KILLER BLOG ist die E-Book-Serie zu Christine Drews Thriller-Roman »Killerjagd«. Im »Killer Blog« erfährt der Leser, wie John Caine zur Killermaschine wurde, wie er seine Morde begangen hat und wie er sich an Rachel Hyatt rächen wird. E-Book-Serie und Roman bieten jeweils eine in sich abgeschlossene Handlung und können auch unabhängig voneinander gelesen werden.

Über diese Folge

FOLGE 3 – RACHE: John Caine sinnt auf Rache. Und für seine Opfer gibt es kein Entkommen. Aber John hat sich ganz neue Feinde gemacht. Und so wird der Jäger zum Gejagten.

Über die Autorin

Christine Drews arbeitet seit ihrem Germanistik- und Psychologiestudium als Drehbuchautorin für zahlreiche deutsche TV-Produktionen. Ihr Debüt-Roman »Schattenfreundin« erschien 2013 bei Bastei Lübbe und war der Auftakt zu der erfolgreichen Münster-Krimi-Reihe um die Ermittler Charlotte Schneidmann und Peter Käfer. Mit »Phönixkinder« und »Tod nach Schulschluss« wurden bisher zwei weitere Teile der Reihe veröffentlicht. 2015 erschien auch ihr Thriller »Dunkeltraum« in der Reihe Hochspannung bei Bastei Entertainment. Christine Drews lebt mit ihrem Mann und zwei Söhnen in Köln.

Christine Drews

Folge 3: Rache

Thriller

BASTEI ENTERTAINMENT

Digitale Originalausgabe

Bastei Entertainment in der Bastei Lübbe AG

Copyright © 2015 by Bastei Lübbe AG, Köln

Lektorat: Lisa Bitzer

Projektmanagement: Stephan Trinius

Covergestaltung: Pauline Schimmelpenninck, Büro für Gestaltung, Berlin unter Verwendung von Motiven © FinePic®, München

E-Book-Erstellung: Urban SatzKonzept, Düsseldorf

ISBN 978-3-7325-1012-2

Dieses E-Book enthält eine Leseprobedes in der Bastei Lübbe AG erschienenen Werkes»Killerjagd« von Christine Drews.

Für die Originalausgabe:

Copyright © 2015 by Bastei Lübbe AG, Köl

www.bastei-entertainment.de

www.lesejury.de

Rockall, 20. Oktober, 5:15 a.m.

Wir haben Zuwachs bekommen. Ein neuer Häftling hat gestern Nacht Quartier bezogen. Meine Fresse. Ich dachte ja, Bisswunden-Billy – das ist dieser verdammte Frauenschlächter, der sich dauernd selbst beißt – sei die Krönung der Irren-Schöpfung, aber der neue Typ von gegenüber toppt wirklich alles.

Ein religiöser Fanatiker? Nein, leider nicht, die kommen immer noch nach Guantanamo. Der Neue ist Satanist und hat den ganzen Körper mit auf dem Kopf stehenden Kreuzen tätowiert. Ständig betet er lautstark irgendeine verdrehte Version vom Vaterunser. Am Ende fleht er dann heulend um Vergebung. Aber nicht wegen seiner absurden Gräueltaten, nein. Er bittet Satan um Vergebung, weil er sein Werk nicht vollenden konnte! (Ich weiß, ich wiederhole mich. Aber ich finde es nach wie vor anmaßend, mit solchen Geschöpfen in einen Topf geworfen zu werden.)

Wahrscheinlich ist den meisten Lesern dieses Blogs dieser Irre sogar bekannt. Die Medien haben ihm den Namen »Satans Liebling« gegeben. Vierzehn junge Priester hat er im Laufe seiner mörderischen Karriere betäubt und in einen Wald verschleppt. Dort hat er sie kopfüber an einem Baum gekreuzigt, ihnen bei lebendigem Leib den Schwanz abgeschnitten und an der freigewordene Stelle ein hölzernes Kreuz in den Körper gerammt. Was für ein kranker Scheiß.

Warum werde ich noch mal mit solchen Männern auf Rockall eingesperrt? Kein Mensch kann mir erzählen, dass dieser Satansjünger richtig im Kopf ist. Es liegt doch auf der Hand, dass der Medikamente braucht, vielleicht auch ’ne Therapie. Aber nein, der Teufelskerl wird einfach weggesperrt. Und jetzt darf ich mir diese Scheißbeterei reinziehen.

Obwohl es auch etwas Gutes hat, dass der Spinner jetzt hier ist. Beim Hofgang wurde er an den Platz vor mir im Rondell gekettet. Dabei fiel mein Blick auf seine Wade, oder besser gesagt, auf das Tattoo, das dort prangte und das Heer der auf den Kopf stehenden Kreuze durchbrach. Ich erkannte das Bild, denn es hat sich in seiner ganzen Schaurigkeit in mein Gedächtnis gebrannt: Luzifer, mit dick vernarbter Haut, zwei gedrehten Hörnern an der Schädelseite und einem Blick, der einen erschaudern lässt, obwohl es doch nur eine Tätowierung war.

Vielleicht schaffe ich es ja, mit ihm zu sprechen und etwas über seine »Religion« zu erfahren.

Warum ich nach all der Zeit noch an sie denke? Und sie hier in diesem Blog erwähne? Nun, das ist ganz einfach: Ich schreibe hier meine Erfahrungen als Auftragskiller nieder. Ich mache das nicht nur, um meine Flucht zu koordinieren und meine Förderer bei Laune zu halten, sondern auch, um den Lesern dieses Blogs etwas beizubringen. Alles kann dabei wichtig und lehrreich sein. Und meine Beziehung zu Liz ist auf jeden Fall lehrreich, denn sie ist ein klares Beispiel dafür, wie man es nicht machen sollte.

Ich gebe zu, dass mich Liz’ Verschwinden damals beschäftigte. Von einem Tag auf den anderen war sie einfach weg. Zum Glück reflektiere ich stets mein Denken und Handeln. Daher entschied ich mich zu dieser Zeit bewusst, erst mal einen regulären Job zu erledigen, bevor ich mich wieder um Stan Bedford und den MI6 kümmern wollte. Denn bei meinen Recherchen rund um den Mord an meiner Familie durfte ich mir keine Fehler erlauben, und meine Neugierde wegen Liz war so groß, dass mich ihre Geschichte womöglich ablenken könnte.

Also kümmerte ich mich erst mal um meinen neuen Auftrag. Brad Davies war nicht sein richtiger Name, aber aus Sicherheitsgründen nenne ich ihn so. Jedenfalls war er meinen Auftraggebern lästig geworden war. Ein junger Hacker, der ganz oben auf der Welle der Internetkriminalität surfte. Er hatte Luxusgüter über diverse Onlinekonten des Botti-Kartells geordert, für das ich überwiegend tätig war, und das in so dreister und ausufernder Weise, wie heute vermutlich kein Hacker mehr vorgehen würde. Es war offensichtlich, dass Davies sich absolut sicher fühlte. Da er ausschließlich im Internet sein Unwesen trieb, war er für meine Auftraggeber praktisch unsichtbar. Also kam ich zum Einsatz.

Man hatte kaum Informationen für mich. Es gab nicht mehr als den Namen und die Liste der Waren, die er über die gehackten Konten gekauft hatte. Ich konnte davon ausgehen, dass sein Name falsch war, jedenfalls kam ich über die klassische Recherche nicht weiter. Deshalb arbeitete ich die Liste der Luxusgüter ab, die er sich auf Kosten meiner Auftraggeber bestellt hatte. Natürlich hatte er sich die Sachen nicht nach Hause schicken lassen, ganz so doof war dieser Davies dann doch nicht. Vielmehr hatte er zwei verschiedene Paketstationen als Lieferadresse angegeben. Beide lagen in Balham, einem Ortsteil südlich der Themse, der sich in den vergangenen Jahren vom Problembezirk zu einer gutbürgerlichen Gegend gemausert hatte.

Paketstationen sind in der Regel in einem anderen Shop untergebracht. Mehr als eine Nummer braucht man nicht, um seine Lieferungen abzuholen, und diese Nummer war auf den Kontoauszügen vermerkt.

Ich suchte mir den auffälligsten Gegenstand von Davies’ Einkaufsliste heraus und machte mich auf den Weg zu den Shops. Der erste war seit einigen Monaten geschlossen, im zweiten erwartete mich ein übergewichtiger Kerl mit verpickeltem Gesicht und starkem schottischen Akzent.

»Ich hab vor einigen Monaten ein paar alte handsignierte Platten von Iggy Pop hier abgeholt.«

»Und?«, fragte der Typ gelangweilt, ohne mich auch nur anzublicken.

»Jetzt muss ich den Händler kontaktieren und hab seine Adresse nicht mehr. Kann sie auch im Netz nirgendwo finden. Habt ihr die zufällig gespeichert?«

Der Kerl schaute kurz von seinem Computer auf und musterte mich. »Was ist denn mit den Platten?« Dann starrte er wieder auf seinen Bildschirm.

»Die sind total verkratzt.«

»Und das fällt dir jetzt erst auf?«

»Ja.«

Der Kerl schüttelte den Kopf. »Wie blöd. Wenn das Ganze zu lange zurückliegt, hast du doch gar kein Rückgaberecht mehr.«

»Deshalb will ich ja auch mit dem Händler sprechen. Kannst du mal im Computer nachschauen?«

Er nickte. »Hm. Ich kann es versuchen. Unter welchen Namen bist du registriert?«

»Unter gar keinem. Meine Paketnummer ist die 319875.«

»Ich schau mal nach.« Er tippte auf seine Tastatur und überflog dann den Bildschirm. »319875 … hm … ah, hier. Bist du der mit der Waschmaschine? Ich hab dich ganz anders in Erinnerung.«

»Wieso?«

»Na, ich war dabei, als wir das kaputte Ding bei dir abgeholt haben, und da hast du irgendwie anders ausgesehen. Nicht so … südländisch.«

»Bist du sicher, dass ihr bei mir wart? Welche Straße hast du denn gespeichert?«

Zwanzig Minuten später stand ich in der Brendwood Street und klingelte an der Tür eines kleinen Reihenhäuschens mit der Nummer 12a.

Ein blasser ungepflegter Kerl in den Zwanzigern öffnete mir die Tür. Als er mich sah, schlug er reflexartig die Wohnungstür zu. Doch meine Faust war schneller. Ein gezielter Schlag gegen die Brust beförderte ihn zu Boden. Da lag er also benommen auf den hässlichen Fliesen seiner muffigen Diele, während ich die Wohnungstür von innen absperrte und mich schnell umsah. Wohnte er allein? Gab es Zeugen? Nein, die Luft schien rein zu sein.

»Was wollen Sie?« Stöhnend rieb er sich die Brust und versuchte sich aufzurappeln.

Doch bevor ihm das gelang, hatte ich ihm bereits den Kabelbinder um den Hals gelegt. Davies wehrte sich verzweifelt, hatte aber keine Chance gegen mich.

»Ich habe doch nichts Schlimmes gemacht!«, jammerte er. »Ich habe niemandem was getan!«

»Du hast über 50.000 Pfund geklaut. Glaubst du ernsthaft, so was bleibt ohne Konsequenzen?«

Ich zog den Kabelbinder fester und wollte es gerade beenden, als er mir ein interessantes Angebot machte.

»Bitte, Mann, bitte, hör mir zu!«, ächzte er.

Der Kabelbinder ließ ihm wenig Luft zum Atmen, ich brauchte nur noch einmal daran zu ziehen, und es gäbe keine Rettung mehr für ihn. Der gestraffte Plastikriemen zerstört in der Regel den Kehlkopf oder löst andere tödliche Verletzungen aus.

»Ich kann was für dich tun, Mann. Ich bin mir sicher, dass ich was für dich tun kann.«

Ich kannte dieses Gejammer nur zu gut. Ich hatte es oft genug erlebt, dass mir meine Opfer das Blaue vom Himmel versprachen, in der Hoffnung, so am Leben zu bleiben. Frauen hatten mir ihren Körper angeboten, Männer Geld oder Wertsachen. Geholfen haben solche Versprechungen nie. Bisher sind sie alle gestorben. Doch als ich den Kabelbinder gerade mit einem festen Ruck zuziehen wollte, sagte er etwas, das mich innehalten ließ.

»Ich bin der beste Hacker in ganz England, Mann … Ich kann alles für dich tun, ich kann dir jedes Konto knacken, ich kann mich in den Computer deiner Exfreundin loggen … Wenn du willst, hack ich mich in den Scheiß-Buckingham-Palast! Bitte, Mann, ich tu alles, echt. Ich bin nützlich für dich, bitte, überleg es dir noch mal …«

Ihn am Leben zu lassen, war vollkommen unprofessionell. Es würde meinem Ruf schaden. Andererseits wurde mir schlagartig klar, wie nützlich dieser Mann war. Ich hatte keine Ahnung, wie ich an die Daten vom MI6 kommen sollte, die ich brauchte, um meine Liste abzuarbeiten. Natürlich konnte ich einen Computer bedienen und über die British Library auch an ein gewisses Maß an Informationen kommen, aber bevor ich das tat, brauchte ich erst mal eine Basis, sprich: die Namen der Täter, die an der Ermordung meiner Familie beteiligt waren. Wenn ich die hatte, konnte ich weiterrecherchieren. Und Brad Davies war in der Lage, mir diese Namen zu beschaffen.

»Es gibt Leute, die wollen dich tot sehen.«

Das war in der Tat ein Problem. Für meine Auftraggeber musste Davies tot sein, sonst würde ich meinen tadellosen Ruf aufs Spiel setzen, mein Honorar nicht bekommen und womöglich selbst auf eine Liste gesetzt werden.

»Sie müssen doch nicht wissen, dass ich noch lebe!«, keuchte er.

Ich lachte auf. »Die wollen natürlich einen Beweis dafür haben, dass ich dich kaltgemacht habe. Was denkst du denn?«

Aber Davies war clever, das musste ich ihm lassen. Und er machte mir einen Vorschlag, der zumindest eine Überlegung wert war: Wenn jemand in der digitalen Welt tot war, dann war er es auch in der realen. Davies erklärte mir, wie er seinen Tod amtlich machen könne, ohne dass irgendjemand Verdacht schöpfen werde. Es sei für ihn ein Kinderspiel, eine gefälschte Sterbeurkunde bei der Meldebehörde einzuschleusen. Außerdem könne er einen Artikel in der Zeitung lancieren, in dem über das Auffinden seiner Leiche berichtet wurde. Die einzige Angehörige, die er habe, sei seine schwer demente Mutter, die in einem Pflegeheim in Winchester lebe und kein Wort mehr spreche. Sie würde sein vorgetäuschtes Ableben weder bemerken noch auf andere Art und Weise dem Täuschungsmanöver schaden können. Und wenn er erst mal bei allen wichtigen Meldestellen als verstorben registriert sei, existiere er offiziell auch nicht mehr.

Erwartungsvoll sah Davies mich an. »Ich räume die Wohnung und lasse meinem Vermieter eine Kopie meiner Sterbeurkunde zukommen. Niemand wird wissen, wo ich mich verstecke, abgesehen von dir, Mann! Und wenn du mich brauchst, bin ich für dich da, ich kriege alles für dich raus, versprochen. Ich werde dir ewig dankbar sein und alles für dich tun.«

Das klang in der Tat interessant. Ein Computergenie mit einer hohen kriminellen Energie, das in meiner Schuld stand und mehr oder weniger komplett abhängig von mir war – so etwas konnte ich gut gebrauchen.

»Aber warum sollte ich dir trauen? Was gibt mir die Sicherheit, dass du mich nicht an die Bullen verpfeifst?«

»Bei dem Mist, den ich verbockt habe? Da würde ich ja sofort in den Knast gehen!«

Das überzeugte mich nicht. Für seine Taten würde er höchstens zwei Jahre bekommen, meinen Arsch würden sie dagegen für immer und ewig wegsperren. Es musste anders laufen, auch wenn das für ihn wesentlich unangenehmer war.

Ich erlaubte ihm nicht, mehr mitzunehmen als seinen Computer und das dafür notwendige Zubehör. Die ersten Tage verbrachte er gefesselt in meiner Wohnung – einzig seine Hände konnte er benutzen, um den Computer zu bedienen. In dieser Zeit ließ ich ihn nicht aus den Augen. Ausführlich bereitete er seinen Tod vor, kaufte sogar ein Grab und sorgte dafür, dass ein schlichtes Holzkreuz mit seinem Namen und seinen Daten darauf angebracht wurde. Im Mirror fand sich bald ein kleiner Artikel wieder, in dem von seinem Tod berichtet wurde: Leblos in seiner Wohnung aufgefunden, Todesursache unbekannt, vermutlich kein Fremdverschulden. So ein Artikel weckt nur die Aufmerksamkeit von jemandem, der danach sucht. Wie meine Auftraggeber.

Nachdem Davies seinen Tod organisiert hatte, kümmerte er sich um den MI6. Zwei Tage lang ließ ich ihn keine Sekunde aus den Augen. Obwohl er fürchterlich stank, saß ich direkt neben ihm, um zu verhindern, dass er irgendwelche Hilferufe ins Web absetzen konnte. Tatsächlich schien er aber nicht den geringsten Gedanken daran zu verschwenden. Im Gegenteil, er war mit vollem Eifer dabei, und ich hatte fast den Eindruck, als wenn er sich freute, endlich richtig im Untergrund angekommen zu sein. Jetzt konnte er seine kriminelle Energie und sein Fachwissen richtig einsetzen. Langsam wich mein Misstrauen.

Natürlich war es nicht so einfach, sich in den Zentralcomputer vom MI6 zu hacken. Es dauerte Tage. Irgendwann in dieser Zeit war ich mir sicher, dass ich Davies vertrauen konnte. Ich hatte ihm klargemacht, dass ich ihn sofort umbringen würde, wenn er sich nicht an die Regeln halten sollte, und dass es kein leichter Tod werden würde.

»Wenn du abhaust, finde ich dich. Egal wo du bist«, sagte ich zu ihm, als ich ihn von seinen Fesseln befreite.

»Ich weiß, Mann, ich weiß. Du kannst dich auf mich verlassen. Ich stehe in deiner Schuld. Niemals werde ich vergessen, dass du mich verschont hast, echt, never.«

Ich glaubte ihm. Davies war offiziell tot, ich konnte ihn also jederzeit umbringen, ohne dass irgendwer sein Fehlen bemerken würde. Er hatte nichts mehr, keine Papiere, keine Wohnung, kein Leben. Und auch wenn er sich viele Dinge übers Netz selbst beschaffen konnte, alles gab es im Internet nicht. Zum Beispiel eine Wohnung, deren Vermieter keine Fragen stellte.

Brad Davies wusste genau, dass ich der Boss und er abhängig von mir war. Er erledigte für mich ein paar Sachen, das war alles. An einer langfristigen Zusammenarbeit war ich nicht interessiert – es kam mir manchmal eher so vor, als wenn er für eine gewisse Zeit mein Schüler wäre.

»Wie weit bist du? Was hast du über Agent Stan Bedford gefunden?«

»Es gibt nicht viel über ihn«, antwortete er. »Er arbeitete in den Achtzigerjahren für die Abteilung, die für die Zusammenarbeit mit dem Außenministerium zuständig war. Dann findet sich nur noch ein Vermerk, dass er strafversetzt wurde. Aber kein Hinweis darauf, wohin oder warum.«

»Wie hießen seine Vorgesetzten und Kollegen in der Abteilung?«

»Moment.«

Er tippte erneut, eifrig und mit Schweißperlen auf der Stirn. Ich hatte den Eindruck, dass er Gefallen an seiner neuen Aufgabe gefunden hatte.

»Der Leiter der Abteilung hieß Ian MacKenzie, sein Stellvertreter Steve Turpin. Das scheinen seine Vorgesetzten gewesen zu sein. Dann ist hier noch die Rede von einem Sekretär namens Cedric Montgomery, zuständig für Verhörprotokolle und den anderen Schreibkram.«

Ich notierte mir die Namen. »Noch jemand?«

»Ja, hier steht noch ein gewisser Frank Waldmann, scheint für die Sicherheitsfragen zuständig gewesen zu sein.« Davies starrte grübelnd auf den Bildschirm. »Insgesamt sind die Informationen eher spärlich. Ich kapier nicht so ganz, wofür diese Abteilung zuständig war. Scheint so, als wenn die dauernd nach Afghanistan und Pakistan geflogen wären, aber warum sie das getan haben, geht aus den Daten nicht hervor.«

Das brauchte es auch nicht. Ich wusste ja, was die Schweine gemacht hatten.

»Die Adressen von den Leuten?«