Killer, Spieler und Ladies: 15 Western Exklusiv Sammelband - Alfred Bekker - E-Book

Killer, Spieler und Ladies: 15 Western Exklusiv Sammelband E-Book

Alfred Bekker

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Beschreibung

Dieser Band enthält folgende Western: (1099) Heinz Squarra: Carringo und die heiße Spur nach Cordoba Pete Hackett: Sattelwölfe Alfred Bekker: Ein Reiter aus dem Nirgendwo Pete Hackett: Sechsunddreißig Stunden Galgenfrist Pete Hackett: Im Banne des Bösen John F. Beck: Unerbittlich sind die Tapferen Alfred Bekker (Jay Desmond): Die Bande der Revolvermänner Pee Hackett: Die Verschollene der Grand Mesa Thomas West: Warrington - ein Mann aus Granit Thomas West: Tod auf dem Missisippi Pete Hackett: Reite, kämpfe und töte Alfred Bekker (Neal Chadwick): Der Prediger und die Hure Heinz Squarra: Die Trapper und die Poker-Lady Heinz Squarra: Feuerzauber in den Rockies Alfred Bekker & Thomas West: Grainger und die Squaw Ein unmittelbar bevorstehender Blizzard bringt mehrere, sehr ungleiche Menschen zwangsweise zusammen: Eine Gruppe Verbrecher, die Besatzung und Passagiere einer Postkutsche und ein Soldat, der in seiner eigenen Welt lebt. Und dann ist da noch Link Parritt, der wegen Mordes gesucht wird. Ausgerechnet er erweist sich als fester Punkt in den Wirren des Schneesturms und der gefährlichen Atmosphäre, die sich in einem verlassenen Fort entwickeln

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Seitenzahl: 1555

Veröffentlichungsjahr: 2021

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Thomas West, Alfred Bekker, Jay Desmond, Neal Chadwick, Pete Hackett John F. Beck, Heinz Squarra

UUID: 780a4ad0-7690-4ebb-aa26-55d1c5a34cd4
Dieses eBook wurde mit StreetLib Write (https://writeapp.io) erstellt.

Inhaltsverzeichnis

Killer, Spieler und Ladies: 15 Western Exklusiv Sammelband

Copyright

Carringo und die heiße Spur nach Cordoba

Ein Reiter aus dem Nirgendwo

Sattelwölfe

Sechsunddreißig Stunden Galgenfrist

​Im Banne des Bösen

Unerbittlich sind die Tapferen

Die Bande der Revolvermänner

Die Verschollene der Grand Mesa

Warrington – Ein Mann aus Granit

​Tod auf dem Mississippi

Reite, kämpfe und töte

Der Prediger und die Hure

Der Trapper und die Poker-Lady

Feuerzauber in den Rockies

Grainger und die Squaw

Killer, Spieler und Ladies: 15 Western Exklusiv Sammelband

Thomas West, Alfred Bekker, Jay Desmond, Neal Chadwick, Pete Hackett John F. Beck, Heinz Squarra

Dieser Band enthält folgende Western:

Heinz Squarra: Carringo und die heiße Spur nach Cordoba

Pete Hackett: Sattelwölfe

Alfred Bekker: Ein Reiter aus dem Nirgendwo

Pete Hackett: Sechsunddreißig Stunden Galgenfrist

Pete Hackett: Im Banne des Bösen

John F. Beck: Unerbittlich sind die Tapferen

Alfred Bekker (Jay Desmond): Die Bande der Revolvermänner

Pee Hackett: Die Verschollene der Grand Mesa

Thomas West: Warrington - ein Mann aus Granit

Thomas West: Tod auf dem Missisippi

Pete Hackett: Reite, kämpfe und töte

Alfred Bekker (Neal Chadwick): Der Prediger und die Hure

Heinz Squarra: Die Trapper und die Poker-Lady

Heinz Squarra: Feuerzauber in den Rockies

Alfred Bekker & Thomas West: Grainger und die Squaw

Ein unmittelbar bevorstehender Blizzard bringt mehrere, sehr ungleiche Menschen zwangsweise zusammen: Eine Gruppe Verbrecher, die Besatzung und Passagiere einer Postkutsche und ein Soldat, der in seiner eigenen Welt lebt. Und dann ist da noch Link Parritt, der wegen Mordes gesucht wird. Ausgerechnet er erweist sich als fester Punkt in den Wirren des Schneesturms und der gefährlichen Atmosphäre, die sich in einem verlassenen Fort entwickeln.

Copyright

Ein CassiopeiaPress Buch: CASSIOPEIAPRESS, UKSAK E-Books, Alfred Bekker, Alfred Bekker präsentiert, Casssiopeia-XXX-press, Alfredbooks, Uksak Sonder-Edition, Cassiopeiapress Extra Edition, Cassiopeiapress/AlfredBooks und BEKKERpublishing sind Imprints von

Alfred Bekker

© Roman by Author /COVER WERNER ÖCKL

© dieser Ausgabe 2021 by AlfredBekker/CassiopeiaPress, Lengerich/Westfalen in Arrangement mit der Edition Bärenklau, herausgegeben von Jörg Martin Munsonius.

Die ausgedachten Personen haben nichts mit tatsächlich lebenden Personen zu tun. Namensgleichheiten sind zufällig und nicht beabsichtigt.

Alle Rechte vorbehalten.

www.AlfredBekker.de

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Carringo und die heiße Spur nach Cordoba

Western von Heinz Squarra

Der Umfang dieses Buchs entspricht 112 Taschenbuchseiten.

Auf der Suche nach seinem entführten Sohn Jellico muss Carringo erst einmal den Freund aus den Händen von Sklavenhaltern befreien. Dann nehmen sie gemeinsam die Spur wieder auf und müssen feststellen, dass auch der Satansanbeter und Killer Saint am Leben ist. Doch er ist nicht das einzige Hindernis auf dem Weg zu Jellico.

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Alfred Bekker

© Roman by Author

© dieser Ausgabe 2021 by AlfredBekker/CassiopeiaPress, Lengerich/Westfalen in Arrangement mit der Edition Bärenklau, herausgegeben von Jörg Martin Munsonius.

Die ausgedachten Personen haben nichts mit tatsächlich lebenden Personen zu tun. Namensgleichheiten sind zufällig und nicht beabsichtigt.

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1

Carringo war dem Versteck seines verschleppten Sohnes nahe – aber der Weg dahin war mit Blut getränkt

Über Tampico graute ein neuer Tag. Dunstschwaden zogen über das Meer, das aus der Dämmerung auftauchte. Wie aus dem Nichts kommend gewann das Segelschiff Konturen, das von Osten den Golf von Mexiko furchte und sich dem kleinen Hafen der Reederei der Huerta Compania näherte.

Carringo, Dred Regal, der amerikanische Agent, und Trevor Lorring, der Forscher aus Texas, standen in der Deckung eines neuen Schiffsrumpfs, der festgekeilt und von Leinen gehalten, auf einem primitiven Slip lag. Die Hölzer der Auflage führten schräg hinunter vom Werftgelände ins Wasser des Hafenbeckens.

Die drei Männer beobachteten den Segler, der bereits einen Teil seines Tuchs geborgen hatte und platt vor der lauen, auflandigen Brise herlief.

„Das ist die Santa Rosa“', sagte Dred Regal, der Agent. „Jetzt wird sich alles entscheiden.“

„Und sie werden die Kriegskasse der War Eagle wohl geborgen haben“, setzte Trevor Lorring hinzu.

Der sechs Fuß große, etwas bleiche Mann, wirkte aufgeregt. Er und Dred Regal hatten viel Mühe darauf verwandt, das Wrack, das hier im Kriege gegen Mexiko vor der Küste untergegangen war, aufzuspüren. Aus alten Plänen des Museums in Texas wussten sie, dass sich die Kriegskasse an Bord befunden hatte und mit diesem Schiff gesunken war.

Aber die „Santa Rosa“ mit ihrer sklavenähnlichen Besatzung musste das Wrack gefunden haben. Schon eine Nacht früher oder auch zwei. Und in dieser Nacht musste sie unterwegs gewesen sein, um die Beute zu bergen.

Carringo hob vom Boden einen schweren Hammer auf, trat vor das neue Schiff und schlug nacheinander die Pallhölzer weg. Der amerikanische Agent hob sie auf und warf sie zur Seite.

Es knarrte laut in den Leinen, die den Rumpf hielten. Der Kiel bewegte sich schabend ein Stück über die Hölzer auf dem Boden.

Carringo und Dred Regal gingen zu dem Forscher aus Texas zurück. Carringo warf den Hammer zur Seite und blickte auf die Haltetaue, die straff gespannt wie Geigensaiten den Schiffskörper noch hielten.

„Gleich ist sie da“, sagte Trevor Lorring erregt. Seine hellen Augen blickten fragend auf Carringo.

„Es läuft alles wie besprochen“, sagte Carringo. „Die Gefangenen werden im Hafen unter Deck eingesperrt sein. Wir haben es also nur mit wenigen Gegnern zu tun, und ein Tumult dürfte ausscheiden. Wir müssen nur die Überraschung nutzen. Da auch der Werftbesitzer an Bord ist, haben wir den Rücken frei.“

„Und sie rechnen mit nichts Bösem“, setzte der Agent hinzu und kratzte sich den säuberlich gestutzten Vollbart.

Carringo dachte an Alfredo Urgacha, den Werftbesitzer, auf dessen Gelände sie sich hier befanden. Urgacha hatte beinahe genauso viel Mühe wie Trevor Lorring darauf verwendet, das Wrack der „War Eagle“ zu finden, Zwangsweise rekrutierte Taucher befanden sich auf seinem Schiff, der sich nähernden „Santa Rosa“. Einer davon musste Chaco sein. Carringo war in Sorge um den vermissten Freund, hoffte jedoch, ihn in wenigen Minuten heil vor sich zu sehen, wenn der Coup gelang und sie die Luken zu den unteren Räumen öffnen würden.

„Jetzt steuert sie in den Hafen!“, rief Trevor Lorring.

Carringo ging zum Bug des Neubaus und sah die „Santa Rosa“ die Mole passieren. Zwei Männer holten gerade das letzte Segel ein, so dass das Schiff antriebslos heran glitt, um mit der verbliebenen Fahrt an der Pier anzulegen, die sich gegenüber dem Slip befand und von diesem nur eine Schiffslänge entfernt war.

„Ich sehe sechs an Deck“, sagte Lorring. „Der Kapitän ist dabei. Und Urgacha!“

Carringo sah den großen, gut gekleideten Werftbesitzer ebenfalls. Er ging hinter dem Neubau zurück und kappte mit seinem Messer die beiden mittleren Taue.

Lorring lief mit dem Gewehr in den Händen zu einem Kistenstapel.

„Eröffnen Sie das Feuer erst, wenn das Schiff ins Wasser gerät!“, befahl Carringo. Er ging zum Bug zurück.

Regal stand am Heck bereit, um mit Carringo zugleich eins der beiden letzten Taue zu kappen. Dabei waren sie beide bemüht, in Deckung zu bleiben, um von der „Santa Rosa“ aus nicht bemerkt zu werden.

Das Schiff schwoite mit dem Heck etwas herum. Noch immer waren nur sechs Personen an Deck zu erkennen.

„Carringo, sehen Sie nur!“, rief Trevor Lorring.

„Was denn?“

„Der Kasten!“

„Die Kriegskasse!“, rief der Agent beinahe zu laut herüber. „Das ist sie!“

Carringo sah das Ruderblatt der „Santa Rosa“, das ein Stück aus dem Wasser ragte, zur anderen Seite schwenken. Bevor der Bug die Pier berührte, bewegte sich das Heck gegen sie.

„Jetzt!“, sagte Carringo.

Er und Regal kappten die Taue. Sie brachen peitschend und schnellten auseinander. Der Neubau rutschte kratzend und quietschend über den primitiven Slip, wurde schneller und schneller und erreichte das Wasser. Schäumend und rauschend bildete sich eine Welle. Gischt sprühte in die Höhe. Der Schiffskörper schwamm durch das Becken und rammte die „Santa Rosa“. Holz splitterte.

Trevor Lorring eröffnete das Feuer aus seinem Gewehr. Nach ein paar Schüssen wechselte er den Standort und schoss aus einer anderen Deckung, um so die Anwesenheit mehrerer Schützen vorzutäuschen.

Carringo und der amerikanische Agent waren inzwischen zurückgelaufen und gingen hinter aufgestapelten Pallhölzern in Deckung. Hier lagen auch ihre Gewehre bereit, so dass sie sofort schießen konnten.

Die „Santa Rosa“ war an der Seite auf mehrere Yards Länge aufgerissen. Durch das zum Teil unter Wasser liegende Leck strömte Wasser in den Schiffsbauch.

Kugeln trafen die Planken und die Masten.

Endlich hatte sich die kleine Mannschaft so weit gefasst, dass sie selbst am Schanzkleid in Deckung gehen und ihrerseits zurückschießen konnte.

Ein paar Minuten wogte der Kampf hin und her, während der Neubau von der lauen Brise getrieben im hinteren Hafenteil gegen eine Mauer krachte.

Urgacha und der Kapitän tauchten auf.

Carringo schoss, aber seine Kugel ging knapp an dem Werftbesitzer vorbei.

Die beiden Männer griffen nach dem Eisenkasten, den sie weitgehend vom Treibsand, Muscheln und Tang befreit hatten.

„Sie wollen damit abhauen!“, schrie Dred Regal, lud sein Gewehr durch und schoss wieder.

Die beiden hasteten mit ihrer schweren Last über eine erhöhte Luke und verschwanden dahinter.

„Lorring, schießen Sie weiter!“, schrie Carringo dem Forscher aus Texas zu. „Vorwärts, Regal, die dürfen nicht verschwinden!“

Sie schossen noch einmal hinüber, dann liefen sie hinter den Holzstapeln entlang zu einem Schuppen und in dessen Deckung um das halbe Gelände herum.

Als sie das Hafenbecken wieder sahen, schleppten die beiden die schwere Kriegskasse auf das Hauptgebäude der Werft zu, in dem Carringo mit Hilfe von Lorring und Regal bereits die restliche Wachmannschaft der Werft gefangengesetzt hatte.

„Urgacha!“, rief der Agent.

Die beiden blickten zurück und ließen die schwere Kriegskasse fallen. Scheppernd schlug der Kasten auf dem Steinboden auf.

Die Männer griffen zu den Revolvern.

Carringo blieb stehen, hob das Gewehr, legte an und schoss.

Urgacha wurde der Colt aus der Hand gerissen und weggeschleudert. Er wandte sich um, lief zu der Waffe und bückte sich.

Doch inzwischen war Carringo weitergestürmt. Während des Laufens schoss er auf den Kapitän, der sich hinter die Kiste warf.

„Den nehme ich!“, rief der Agent.

Carringo erreichte Urgacha, als der seine Waffe aufgehoben hatte und herumwirbelte. Mit dem Kolben schlug er hart und gnadenlos zu, traf den Werftbesitzer an der Schulter und brachte ihn dadurch ins Taumeln. Urgacha wollte ihm den Colt ins Gesicht werfen. Doch Carringo sah es rechtzeitig, zog den Kopf zur Seite, und die Waffe flog vorbei. Er griff an, ließ das Gewehr mit der Rechten los und schmetterte dem Mann die Faust ans Kinn.

Urgacha stolperte gegen die Kiste und flog über sie in dem Augenblick weg, in dem der Agent den Kapitän durch einen Kolbenhieb gegen den Hals regelrecht fällte.

Die Mannschaft des Schiffes und Trevor Lorring schossen noch immer über das Hafenbecken weg aufeinander.

Regal hatte Riemen dabei, mit denen die beiden Kerle gefesselt wurden, bevor sie erneut zum Angriff übergehen konnten. Ein paar Augenblicke später stürmten sie bereits von der Kriegskasse weg und zur Laufplanke, die vom Schiff ausgebracht worden war, als Urgacha und der Kapitän mit der Beute hatten verschwinden wollen.

Carringo lief als erster die federnde Gangway hinauf, feuerte und rief: „Werft die Waffen weg und ergebt euch! Urgacha und der Kapitän sind bereits in unserer Hand!“

Auch Regal tauchte auf der Planke auf und richtete das Gewehr auf die vier verbliebenen Seeleute der „Santa Rosa“.

Lorring sah Carringo und den Agenten und hatte das Feuer eingestellt. Über dem Kistenstapel trieb Pulverdampf dem Schuppen entgegen.

Die vier Kerle sahen offenbar keinen Sinn mehr in ihrem Kampf, warfen die Waffen auf die Planken und hoben die Hände.

Carringo betrat das Schiff und winkte mit dem Gewehr an sich vorbei. „Und keine Tricks!“

Im Gänsemarsch gingen sie vorbei.

Der Agent sprang von der Gangway zur Pier hinunter.

Der Mann aus Texas tauchte neben dem Kistenstapel auf und hastete am Slip vorbei.

„Stehenbleiben!“, befahl Dred Regal. „Du da, vortreten! Du wirst die anderen fesseln. Aber ordentlich, sonst wirst du zweimal gehenkt!“

Carringo beobachtete von der Laufplanke aus den Rest der Aktion, der reibungslos verlief.

Das Schiff neigte sich bereits nach links, und aus dem Inneren wurden Rufe laut. Bisher hatten sich die eingesperrten Zwangstaucher nicht zu melden gewagt. Nun aber fürchteten sie wohl das eindringende Wasser, das die „Santa Rosa“ bald sinken lassen würde.

Carringo ging zur ersten Luke, räumte die herumliegenden Segel weg und öffnete die Klappe.

Hohlwangige, ausgemergelte Gesichter waren im Halbdunkel zu erkennen. Tief in ihren Höhlen liegende Augen blickten fragend nach oben. Carringo trat zurück.

„Kommt herauf“, sagte er. „Urgacha, der Kapitän und die Mannschaft sind Gefangene!“

Die ersten Männer stiegen über die steil stehende Leiter nach oben. Sie hatten bereits nasse Füße. Auf Deck stehend sahen sie die gefesselten Seeleute. Dred Regal hatte den letzten selbst gebunden. Urgacha und Kapitän Frero lagen neben der erbeuteten Kriegskasse auf dem Boden und konnten aus eigener Kraft nicht mehr aufstehen.

„Mein Gott, Sie schickt uns der Himmel“, murmelte ein Mann, der vor Carringo auf die Knie fiel. „Ich bin schon seit Jahren hier ein Gefangener und hätte es sicher nicht mehr lange geschafft, Señor.“

Auch andere Zwangstaucher fielen aus Dankbarkeit vor Carringo und dem Forscher, der inzwischen das Schiff betreten hatte, auf die Knie. Ihre schmutzigen, stoppelbärtigen Gesichter sahen zum Erbarmen aus und verrieten die Erschöpfung ihrer Körper.

Auf einmal stand Chaco auf der Leiter. Schmutzig, abgerissen und stoppelbärtig ähnelte er den anderen so sehr, dass Carringo ihn beinahe nicht erkannt hätte.

„Chaco“, murmelte er.

Das Halbblut versuchte zu lächeln, verzog aber nur das von Falten gefurchte Gesicht.

„Wir sollten das Schiff schleunigst verlassen!“, erinnerte Lorring an den Zustand der „Santa Rosa“. „Es kann jeden Augenblick zu den Fischen sinken!“

Carringo zog den Mann vor sich auf die Füße und winkte den anderen. „Gehen wir. Lasst uns in der Werft über alles sprechen. Und helft uns, die Gefangenen in den Keller zu sperren.“

Nichts taten die Zwangstaucher lieber als das. Neue Kraft beseelte sie, als sie über die Gangway liefen und die Gefangenen befehligten.

„Bleiben Sie bitte hier, Mister Lorring!“, rief der Agent. „Ich schaffe die Gefangenen erst mal weg.“

„Sollte ich nicht besser mitgehen?“, fragte Lorring.

„Wozu? Ich habe Helfer genug. Passen Sie auf den Kasten auf, den brauchen wir noch!“

Lorring lief hinunter.

Die Gefangenen wurden von Dred Regal und den befreiten Zwangstauchern weggeführt.

Chaco kletterte aus der Luke und setzte sich auf ihren Rand. Carringo ging vor ihm in die Hocke. Die Freunde verstanden sich so und wussten einer, was der andere gern gesagt hätte, ohne dass sie auch nur ein Wort sprachen.

Auf einmal aber sagte Chaco: „Alles fing mit Saint an. Ich sah ihn plötzlich hier am Hafen, wie er die Carizo bestieg und mit ihr nach Süden segelte. Ich ritt in gleicher Richtung. Aber bevor ich das Schiff noch einmal sehen konnte, wurde es versenkt. Von Marido. Der muss gewusst haben, dass Saint darauf ist und hat ihn verfolgt. Mein Gott, an den hatte ich gar nicht mehr gedacht, an Saint.“

Carringo sagte noch immer nichts. Er begriff auf einmal alle Zusammenhänge. Huerta, der Teilhaber von Urgacha, hatte ihm eine Information über den Verbleib Jellicos angeboten. Und nur hinter Marido und Jellico hatte Saint selbst her sein können. Aber hatte er etwas gewusst? Sicher Maridos Ziel.

„Cordoba“, sagte er versonnen.

„Was?“

„Saint hatte das Schiff gechartert. Für eine Fahrt nach Cordoba. Dahin muss Marido mit Jellico unterwegs gewesen sein!“ Carringo schüttelte den Kopf. „Das ist alles höchst merkwürdig abgelaufen. Zwischen dieser Reederei und der Hilton Company bestand eine alte Feindschaft. Davon hat Saint offenbar nichts gewusst. Sonst hätte er niemals von Huerta und Urgacha ein Schiff gechartert. Aber wie dem auch sei, er wollte nach Cordoba. Das habe ich aus den Papieren ersehen, die mir in die Hand fielen.“

„Cordoba“, sagte Chaco. „Haben wir denn noch so viel Zeit, dass ich mich waschen, ordentlich etwas essen und neue Kleidung beschaffen kann?“

„Ich denke doch.“

Chaco erhob sich vom Rand der Luke und erzählte weiter von seinen Erlebnissen in der alten Ruine im Süden und auf dem Sklavenschiff, das sich nun weiter nach Backbord neigte und in dessen Bauch ständig mehr Wasser lief.

Sie verließen es, als der amerikanische Agent zurückkehrte und dem Forscher aus Texas half, den Kasten mit der Kriegskasse einer verflossenen Zeit zu öffnen.

Pures Gold strahlte den Männern im Lichte der ersten Sonnenstrahlen entgegen.

Erregt massierte Lorring seine Schläfen, während der Agent sagte: „Das scheinen ja wirklich zweihundertfünfzigtausend Doller zu sein, was, Mister Lorring?“

„Aber natürlich!“

Carringo erklärte dem Freund inzwischen, was sich in Tampico zugetragen hatte und äußerte die als sicher angesehene Vermutung, dass Saint dem Anschlag auf sein Leben und dem Untergang der „Carizo“ entgangen war und Huerta ermordet hatte. Im Dunkel blieb, wieso Marido hatte erfahren können, dass sich sein Verfolger auf der „Carizo“ befand. Aber das würden sie vielleicht später noch herauskriegen.

„Ein unglaublicher Erfolg!“ Dred Regal strahlte über das ganze Gesicht, ergriff Carringos Hand und schüttelte sie lange Zeit. „Das verdanken wir ganz wesentlich Ihnen, Mister Carringo. Hätten wir allein vermutlich nicht geschafft.“

Carringo winkte lächelnd ab. „Übertreiben Sie nicht, Regal.“

„Er hat ganz recht!“, stimmte Lorring dem Agenten zu. „Auch ich verdanke es Ihnen, dass wir das schafften und meine Familie wieder frei ist!“

„Ich denke, wir sollten erst mal hier verschwinden, bevor die ersten Arbeiter auftauchen.“

„Richtig!“, sagte Lorring sofort.

Carringo schleppte mit Hilfe des texanischen Forschers die schwere Eisenkiste in das Haus der Werft, in dessen Keller die Gefangenen gesperrt waren.

„Die Behörden müssen verständigt werden“, erklärte Carringo. Er warf einen Blick in den großen Lagerraum, in dem sich die befreiten Sklaventaucher versammelt hatten und nun offenbar darauf warteten, dass man auch für sie Entscheidungen traf.

Dred Regal wandte sich um. „Ich war immer dafür, legal zu arbeiten und die Behörden alles wissen zu lassen. Aber ich glaube heute nicht mehr, dass dies sehr sinnvoll ist, Carringo.“

Lorring nickte zustimmend. „Es ist besser, man verständigt sie etwas später.“

„Wenn die alte Kriegskasse aus ihrer Reichweite heraus ist“, stimmte Dred Regal zu.„Am besten, ich organisiere als erstes einen Wagen. Und was werden Sie tun?“

„Ich bin durch die Ereignisse auch einen wesentlichen Schritt weiter gelangt“, entgegnete Carringo. „Die Information, die Huerta mir für einen Mord geben wollte, habe ich nun so erhalten. Mein Sohn soll offenbar nach Cordoba gebracht werden oder wurde es bereits. Dorthin werden wir reiten, sobald sich Chaco, mein Freund, etwas erholt hat.“

„Er braucht dringend ein paar Stunden Schlaf.“ Trevor Lorring nickte dem Halbblut zu. „Und ich gehe zu meiner Frau. Sie wird Ihnen ein paar neue Sachen heraussuchen.“

„Die Kasse könnten vielleicht inzwischen die befreiten Leute bewachen, was?“ Regal schaute Chaco fragend an. „Sind die zuverlässig genug?“

Das Halbblut zuckte mit den Schultern.

„Wenn Sie Chaco zu Lorring bringen, bewache ich die Kiste“, schlug Carringo vor.

Regal war sofort einverstanden, und alsbald brachen er, Chaco und Lorring auf.

Carringo ging in den großen Lagerraum hinüber. Einer der Männer hatte gefundenes Brot und geräucherten Schinken verteilt, und man begann gerade zu essen. Carringo setzte sich zu den Männern und berichtete, wie es zu der kurzen Schlussaktion hatte kommen können.

Dann erfuhr er, dass manche der Taucher schon seit Jahren auf der „Santa Rosa“ zwangsweise gefahren waren. Man hatte sie alle unter fadenscheinigen, falschen Vorwänden auf das Schiff gebracht und dort eingekerkert, sobald Land angelaufen worden war. Durch die Enge im Segler war ihre Bewachung leicht und eine Flucht stets aussichtslos gewesen.

Eine neue Welle tiefer Dankbarkeit erfasste die Befreiten. Sie scharten sich um Carringo, und er hatte alle Mühe, das Verdienst der Aktion gegen die schurkische Reederei auch auf Regal und Lorring mit zu verteilen.

2

Die Sonne war höher gestiegen und schickte in der Stadt Cordoba ein paar Strahlen in das Wohnzimmer des Tuchhändlers Carillo Taragon.

Der fünfundfünfzig Jahre alte Mann saß zurückgelehnt im bewegungslosen Schaukelstuhl und versuchte, seine mittelgroße, fette Gestalt zu entspannen. Der heimtückische, steinreiche Mann jedoch fand die Ruhe und Gelassenheit nicht, nach der er strebte.

Er dachte an Jellico, Carringos Sohn, den er von Marido, dem Samurai, übernommen hatte, er dachte aber vor allem auch an Maridos unverhüllte Drohung, die er ständig noch zu hören meinte.

Seine Frau Nina betrat das Zimmer und schloss leise die Tür. Sie war eine unsympathische Erscheinung, streitsüchtig, mittelgroß und fett wie der Mann und das von wallenden schwarzen Haaren umrahmte Gesicht dick und auffällig gepudert.

„Er schläft jetzt, der Junge“, sagte sie.

Der Mann reagierte nicht darauf. Seine Gedanken beschäftigten ihn so sehr, dass es keine Rolle spielte, ob Jellico in der fremden, feindlichen Umgebung eingeschlafen war oder nicht.

„Hast du nicht gehört?“, schimpfte sie keifend. „Warum antwortest du nicht?“

Er schaute sie an, aber seine Gedanken waren noch immer bei Marido, diesem eiskalten, gefährlichen Japaner, der ihm das fremde Kind gebracht hatte. Er hatte ihm versprochen, Hiltons Vermächtnis zu erfüllen, über den Jungen zu wachen und ihn in Hiltons Sinne aufzuziehen.

Er musste dafür sorgen, dass dieser Samurai von der Bildfläche verschwand. Für immer.

„Tot“, murmelte der Mann.

Die Frau war indessen zum Fenster gegangen, wandte sich aber nun jäh um. „Was redest du?“

„Tot! Sterben muss er!“

„Meinst du diesen Asiaten?“ Sie watschelte zurück. „Bildest du dir ein, es mit ihm aufnehmen zu können?“

Er sah die Verachtung in ihren Augen, als sie ihn gemein angrinste.

„Du solltest nachdenken“, fuhr die Frau hämisch fort.

„Was meinst du?“

„Er sagte, er würde Rache an den Mördern von Andrew Hilton nehmen“, erklärte die Frau.

„Ja, das hat er vor.“

„Sie werden ihn töten, und alles ist erledigt.“

„Nichts wäre erledigt, wenn sie vorher erfahren, wo er den Erben Hiltons gelassen hat. Sie würden hier auftauchen. Wer den Jungen hat, der kriegt auch das Hilton-Vermögen.“ Das gemeine Grinsen verschwand aus den Augen der Frau. Erschrocken starrte sie den Mann an. Schweiß brach ihr aus, durchnässte den Puder und ließ wie Milch aussehende Rinnsale zu ihren Wangen und dem Kinn laufen. „Du meinst …“

„Dass sie den Jungen suchen? Ja, das meine ich.“

„Und uns finden, nicht wahr?“

„Du sagst es.“

Ihre Mundwinkel bogen sich nach unten, Hass überzog das fette Gesicht. „Dann war es ein großer Fehler, das Kind zu nehmen. Du Narr hättest dich weigern müssen!“

Der Mann erhob sich mit einem solchen Ruck, dass die fette Frau zurücktrat.

„Du wirst ihn gut behandeln, ihn beaufsichtigen und hüten wie deinen Augapfel, Weib! Gnade dir Gott, wenn du es eine Sekunde vergisst! Gnade dir Gott!“

Sein heftiger Gefühlsausbruch halte sie so verängstigt, dass sie sekundenlang keine Worte fand.

„Was – was hast du mit ihm denn vor?“, fragte sie schließlich.

„Wenn man sich geschickt anstellt, kann man früher oder später das ganze Vermögen Hiltons kassieren. Vorausgesetzt, man hat den Jungen. Ich habe vor, dieses Vermögen für uns zu gewinnen. Wenn dieser Marido vom Erdboden verschwindet, bevor er bei Hiltons Mördern ist und sie etwas erfahren, dann werden wir in Ruhe alles vorbereiten können. Dann weiß keiner etwas von uns. Beträchtlicher Reichtum würde uns zufallen. Niemand weit und breit wäre mehr als wir, Weib!“

Die Augen der Frau begannen gierig zu leuchten. Geld und Macht waren für sie der Inbegriff des Erstrebenswerten und ließen sie das Leben erst lebenswert erscheinen, solange sie denken konnte. Dann jedoch überkam sie der alte Hochmut, und ihre Mundwinkel krümmten sich wieder verächtlich nach unten. „Willst du ihm folgen und dafür sorgen. dass er stirbt?“

Der Mann schüttelte den Kopf. .Solche Leute kann man für Geld kaufen. Jemand, der genug Pesos hat, braucht sich selbst die Finger nicht zu beschmutzen,“

„Du willst einen Killer anwerben?“

„Einen Verfolger“, verbesserte der Mann. „Einen, der das schaffen kann!“

„Wen?“

„Jack Saunders.“

Nina Taragon schüttelte den Kopf. „Kenne ich nicht.“

„Er ist seit einiger Zeit in der Stadt. Ein Gringo mit Hunden so groß wie Kälber. Er wird es schaffen. Ich lasse ihn sofort rufen.“

„Einen Killer“, sagte die Frau. „Niemals hatten wir Umgang mit solchen Leuten.“

„Ich weiß. Aber es muss sein.“ Und als hätte der Mann Angst, seinen endlich gefassten Entschluss doch noch unter ihrem Einfluss aufzugeben, verließ er sofort das Zimmer.

„Einen Killer“, sagte sie noch einmal mit leiser Stimme und unüberhörbarer Verdrossenheit. Doch dann dachte sie wieder an das Hilton-Vermögen und daran, dass sie später rasch vergessen würde, wie sie es sich angeeignet hatten.

3

Carillo Taragon saß in seinem großen Ohrensessel hinter dem Schreibtisch im Office seiner Tuchhandlung und blickte auf die Tür.

Draußen war Hufschlag zu hören. Hunde knurrten laut. Ein großer Reiter zügelte sein Pferd vor dem Fenster des Office und saß ab. Die Tür wurde geöffnet, ohne dass der Mann angeklopft hatte. Von zwei kalbsgroßen Bluthunden mehr gezogen als gehend trat der Mann ein, den Taragon dazu ausersehen hatte, Marido umzubringen.

„Halt!“, rief Jack Saunders scharf und riss die Bluthunde vor dem Schreibtisch schroff zurück.

Sie knurrten den Tuchhändler an, fletschten die Zähne und zerrten an den Leinen.

„Platz!“, befahl der Fremde.

Da ließen sie sich nieder.

Carillo Taragon saß in den Sessel gepresst und wie erstarrt. Die Hunde waren gewaltiger, als er sich vorgestellt hatte. Es fiel ihm schwer, den Blick von den massigen, gefährlichen Tieren zu lösen und den Mann anzuschauen.

„Mein Name ist Saunders, Señor.“ Der große Fremde lächelte ein wenig. Er hatte breite Schultern und ein hartes Gesicht mit scharfen, kalten Augen. Sein Hemd stand offen. Darunter trug er ein Lederband um den Hals, an dem Bärenzähne befestigt waren.

„Ja, ich weiß“, erwiderte der Tuchhändler heiser.

„Also, um was geht es?“

„Bitte, setzen Sie sich doch, Señor Saunders.“ Taragon zeigte auf einen Stuhl.

Der große Jack Saunders blickte in die angegebene Richtung, befahl die wieder knurrenden Hunde zurück und setzte sich auf den für ihn bestimmten Platz.

Taragon zog ein großes Tuch aus der Tasche und wischte sich über das in Schweiß gebadete Gesicht. Er hatte noch niemals einen Mordauftrag erteilt und merkte erst jetzt, wie schwer das war.

„Also?“, fragte Jack Saunders noch einmal ungeduldiger als vorher. „Ich wette, Sie haben Ärger, den ich Ihnen vom Halse schaffen soll, wie?“

„In der Tat, so ist es.“ Taragon wischte noch einmal das Gesicht ab, steckte das Tuch dann jedoch ein. „Es geht um einen höchst seltsamen und sehr merkwürdigen Mann. Um einen Asiaten. Er hat ein Kind zu mir gebracht und ist unterwegs nach Norden. Ich möchte … Nun, er ist mir im Wege, wie Sie bereits sagten.“

Jack Saunders grinste, was die eisige Kälte nicht aus seinen Augen zu verbannen vermochte. „Wusste ich es doch. Und wie viel?“

„Bitte?“

„Wie viel ist Ihnen das wert?“

„Ach so. Sie meinen, wie viele Pesos ich dafür ausgeben will? Darüber habe ich noch nicht nachgedacht, Señor Saunders.“

„Dreitausend Pesos.“

Taragon dachte gar nicht daran zu feilschen, obwohl ihm sein Geschäftssinn augenblicklich sagte, dass dies möglich wäre.

„Einverstanden“, erwiderte er sofort. „Wenn der Kerl nur tot ist.“

„Wie heißt er?“

Taragon nannte Maridos Namen und beschrieb den seltsamen Japaner, der nach seinen Worten eher kauzig denn gefährlich war. Er ging zu seinem Tresor, entnahm ihm tausend Pesos und gab diese unaufgefordert als Anzahlung auf den Mordlohn.

Jack Saunders erhob sich. Sofort sprangen seine Hunde knurrend in die Höhe und machten Miene, den Mann anzugreifen, der wieder hinter dem Schreibtisch in seinem Sessel saß und so steif wirkte, als hätte er einen Stock verschluckt.

„Zurück!“, kommandierte Saunders schroff.

Die Hunde gehorchten. Der Mann steckte das Geld ein.

„Dieser Marido ist schon so gut wie tot, Señor“, versprach er großspurig. „Dafür sorgen meine Hunde.“

Taragon versuchte, nicht auf die Hunde zu schauen.

„Noch etwas. Ich brauchte einen Gegenstand, den der Kerl in den Händen gehabt hatte.“

„Wozu das?“

„Für meine Hunde, Señor.“

„Für die Hunde?“ Taragon blickte voller Furcht auf die riesigen Tiere, die ihn wahrscheinlich angesprungen hätten, wären sie nicht von den festen Lederriemen gehalten worden. In ihrer Gier lief ihnen Speichel aus den Mäulern, ohne dass sie es merkten.

„Sie müssen die Spur des Japaners aufnehmen“, erklärte Saunders. „Und wenn sie diese einmal verlieren, werden sie sie leichter wiederfinden.“

„Ah, daran dachte ich nicht.“ Taragon schob den Sessel mit laut über den Boden kratzenden Beinen zurück, erhob sich und ging zur Tür. die zu seiner Wohnung führte. Als würde er fliehen, so stürzte er hinaus.

Die Hunde knurrten. Saunders schimpfte mit ihnen mit verhaltener Stimme. Taragon redete mit seiner Frau, was der Amerikaner zwar hörte, ihn aber nicht interessierte. Er blickte sich in dem Office um, in dem alles auf einen reichen Mann hindeutete.

Eine Minute später kehrte der Tuchhändler bereits zurück und legte eine zusammengerollte Decke auf den Schreibtisch.

„In sie war das Kind gewickelt, das er hier ablieferte. Er muss es die meiste Zeit bei sich im Sattel gehabt haben.“

„Großartig.“ Saunders zog abermals die Hunde zurück und nahm die Decke vom Tisch. „Legen Sie inzwischen die restlichen zweitausend Pesos bereit, Señor. Ich hole sie bald ab!“

Draußen verklangen Hufschlag und Hundeknurren.

Taragon saß zurückgelehnt, zog das große Tuch aus der Tasche und wischte sich noch einmal den Schweiß ab. Er atmete auf. Das war überstanden. Marido würde bald – von den Hunden zerfetzt – der Vergangenheit angehören.

In den hinteren Räumen des Hauses ertönte ein Schrei. Die Frau schimpfte, und ein Klatschen war zu hören.

Taragon sprang auf, lief zu der Tür und stieß sie mit solcher Wucht auf, dass sie gegen die Wand knallte und die Fensterscheiben klirrten. Mit hochrotem Kopf watschelte die fette Frau aus einem anderen Zimmer und hieb die Tür hinter sich zu.

„Was ist geschehen?“, fragte der Tuchhändler erbost.

„Er lehnt mich ab!“

„Jellico?“

„Wer sonst.“ Sie blickte wütend auf den linken Handballen. „Da! Er hat mich gebissen.“

„Du musst ihn mit Sanftmut behandeln, Frau. Wir sind für ihn Fremde, an die er sich erst gewöhnen muss.“

„Er hasst mich!“

„Du bist ihm fremd. Und du bist jähzornig und gibst dir keine Mühe mit ihm. Bedenke doch, was es bedeutet, wenn er uns als seine Eltern anerkennt. Alles können wir dann haben, was ihm jetzt gehört. Es wird unser sein.“

„Er hat mich gebissen“, wiederholte die Frau stur. „Er lehnt mich ab. Carillo!“

Der Tuchhändler ging auf seine fette Frau zu, packte ihre Oberarme und schüttelte sie. „Gib dir Mühe mit ihm, verdammt. Es zahlt sich für uns aus! Er ist noch klein. Ein Bäumchen, das man biegen kann. Sanftmut, verstehst du? Sanftmut!“

Sie riss sich los und schimpfte, so dass ihm die Nerven durchgingen und er ihr klatschend die flache Hand ins Gesicht schlug. Sie schwankte, mehr überrascht als hart getroffen, und ließ sich auf einen Stuhl fallen.

Doch bevor die fette Frau etwas zu sagen vermochte, erklärte ihr Mann noch einmal schroff: „Du wirst ihn mit Sanftmut behandeln. Du sollst um seine Liebe werben. Ja, um seine Liebe. Wir müssen ihn an uns und an dieses Haus gewöhnen, bis er es als sein Zuhause anerkennt. Dann wird uns das Hilton-Vermögen gehören!“

Auf der Wange der Frau hatte sich ein feuerroter Fleck gebildet. Die Wut auf ihren Mann war aus ihren Augen verschwunden, weil seine Argumente ihre Gier erneut anstachelten.

„Vergiss es nie, Frau“, sagte er eindringlich, aber leise und versöhnlich.

Sie stand auf, nickte, wandte sich ab und verließ den Raum.

Taragon drehte sich um und ging zum Fenster. Auf der nach Nordosten führenden Straße konnte er den Reiter mit seinen beiden Bluthunden nicht mehr sehen.

Jack Saunders war unterwegs, um Marido zu töten.

Taragon brauchte nur an die blutgierigen Bestien zu denken, um überzeugt zu sein, dass dem Gringo dies leicht gelingen würde.

4

Unbemerkt von den Behörden in Tampico hatte der amerikanische Agent einen Wagen beschafft. Die der „Santa Rosa“ entrissene Beute war darauf verladen worden, und Regal fuhr unangefochten wie ein Händler aus der Stadt und in die Berge.

Carringo. Chaco und Trevor Lorring, der texanische Forscher, standen an dem Mietstall am Nordwestende der Stadt und schauten dem Wagen nach, der zwischen den steilen Felsen der Sierra verschwand. Lorring seufzte erleichtert.

Chaco ging in den Stall, sattelte seinen Pinto und Carringos Hengst und gab dem Stallmann noch ein paar Pesos. Chaco fühlte sich wesentlich besser als am Morgen. Er war auch ausgeruht und frisch eingekleidet unter dem verwaschenen Poncho, von dem er sich nicht trennen wollte, und so war er guten Mutes zu neuen Taten.

Carringo verabschiedete sich von Trevor Lorring. Bei dessen Frau und der Tochter waren sie noch kurz gewesen. Carringo dachte mit Wehmut an den Abschied von dieser Familie, die so intakt war, dass sie beinahe nichts zu erschüttern vermochte.

Chaco führte die gesattelten Pferde aus dem Mietstall und gab Carringo den Zügel des braunen Hengstes in die Hand.

„Ich hoffe, wir sehen uns bald einmal wieder“, sagte der Texaner Lorring.

„Das hoffe ich auch.“ Carringo gab ihm die Hand und griff fest zu, um seine Worte zu unterstreichen. Dann schwang er sich schnell in den Sattel und ritt los.

Chaco folgte nach wenigen Sekunden. Als Carringo noch einmal hinter sich schaute, hatte Trevor Lorring die Hand gehoben. Carringo winkte mit seinem Hut. Er dachte daran, dass Lorring noch letzte Formalitäten sowohl mit mexikanischen wie mit amerikanischen Behörden zu regeln hatte. Und damit dabei nicht noch nachträglich etwas schiefging, war Dred Regal mit dem Schatz aus dem versunkenen Schiff bereits abgereist. Sie wollten sozusagen vollendete Tatsachen schaffen.

Trevor Lorring wandte sich ab und ging zu dem Haus zurück, das er mit seiner Familie bewohnte.

Carringo setzte den Hut auf. Sie ritten nach Südwesten in die Berge.

„Eins verstehe ich nicht“, murmelte Chaco.

„Was denn?“

„Dass die beiden auf einmal so illegal spielen.“

„Wegen Regal, der weggefahren ist, klammheimlich?“

„Genau.“

„Eigentlich hatte er das schon eine Weile vor“, erklärte Carringo. „Seit sie kaum geneigt waren, ihm und Lorring zu helfen. Aber das war noch halbherzig.“

„Und wann wurde es sein fester Wille?“

„Vor einer Stunde.“

Chaco blickte den Freund überrascht an.

„Ich kam noch nicht dazu, es dir zu sagen. Chaco. Als wir die Behörden in Kenntnis setzten und die Gefangenen übergaben, wurde Alfredo Urgacha unverzüglich auf freien Fuß gesetzt.“

„Nein, das ist nicht möglich!“

„Doch.“

„Das schlägt ja dem Fass den Boden aus!“

„Allerdings“, gab Carringo lakonisch zu. „Nichtsdestoweniger ist es eine Tatsache.“

„Dann allerdings verstehe ich alles“, murmelte Chaco verdrossen. „Hier darf man offenbar tun, was man will, wenn man nur genügend Geld hat. um auch den nötigen Einfluss auszuüben.“

„Du sagst es.“

Chaco fluchte leise vor sich hin. Dachte er an die Gefangenschaft auf der „Santa Rosa“, so hatte er nicht geringe Lust, umzukehren und mit diesem Sklavenhalter Urgacha selbst abzurechnen.

„Immerhin ist ihm die Beute entgangen“, fuhr Carringo fort. „Er hat ein fest eingeplantes Vermögen verloren, das er schon mal in den Händen hatte und mit der Sklavenhalterei auf dem Schiff, das läuft garantiert auch nicht mehr.“

,.Zugegeben, das ist ein kleiner Trost“, sagte Chaco mürrisch.

Carringo gab sich Mühe, an etwas anderes zu denken. Dabei fiel ihm zuerst Lorrings nette Frau wieder ein. Sie war natürlich heilfroh gewesen, dass sie nun endlich nach Texas zurückkehren würde. Und sie hatte ihm alles erdenkliche Glück bei der weiteren Suche nach seinem Sohn gewünscht.

„Jellico“, sagte er leise.

Chaco schaute ihn an. „Was?“

„Ich habe nur laut gedacht.“

Die Freunde waren noch nicht weit die Schlucht hinaufgeritten, als ihnen ein alter Mann begegnete, der ein beladenes Muli führte. Der Mann und die Freunde grüßten sich höflich.

Carringo zügelte sein Pferd und fragte: „Sind wir auf dem richtigen Wege nach Cordoba, Señor?“

Der alte Mexikaner zeigte hinter sich. „Immer in diese Richtung, Señores.“

„Vielen Dank.“ Carringo tippte an seinen Mut, lächelte dem alten Mann zu und ritt an ihm vorbei.

Das war es, worauf er seine Gedanken nun konzentrieren musste. Cordoba. Das Ziel vor ihnen, Endlich hatten sie eine konkrete Spur von Jellico gefunden. Carringo ahnte, dass eine wichtige Entscheidung dicht bevorstand.

5

Hinter dem Killer Jack Saunders war Cordoba zurückgeblieben. Er ritt über Hügelland und an Waldsäumen vorbei und sah in der Ferne nackte Felsgiganten.

Noch folgte der Reiter mit den beiden kalbsgroßen Bluthunden an der langen Leine der Straße nach Norden, die Marido kaum verlassen haben dürfte, da er bestimmt nicht mit einem Verfolger rechnete. Doch bald gabelte sich der Weg und führte kaum benutzt sowohl etwas nach Westen als auch etwas nach Norden, in der groben Richtung jedoch beiderseits nach Norden, zumindest vorerst noch.

Saunders hielt an, stieg von seinem großen Rappen, schnallte die mitgenommene Decke los und zog die beiden laut knurrenden Hunde zurück. Er ließ die Bluthunde den Geruch des Gesuchten aufnehmen und rief ihnen zu: „Sucht ihn! Sucht!“

Sie schnupperten auf dem Boden, konnten die Spur des Japaners aber offensichtlich nicht finden.

Saunders fluchte in sich hinein. Der Kerl war hier nicht abgestiegen. Und die Spur seines Pferdes hatten die Hunde nicht aus der Decke entnommen. Er blickte auf die beiden Wege, von denen jeder einzelne schon bald in finster anmutenden Wald mündete. Dabei stellte Saunders fest, dass der linke Weg stärker von Norden wegführte als der rechte. Da Marido dies möglicherweise auch genau in Augenschein genommen hatte und er sicher nach Norden wollte, war anzunehmen, dass er den rechten Weg gewählt hatte.

Entschlossen folgte Saunders diesem Weg, und bald hatte er das Glück, einen verlassenen Lagerplatz zu finden. Zwar war dieser geschickt vernichtet worden, aber die Hunde zerrten so heftig von der Straße weg, dass dem Amerikaner die verbliebenen Spuren nicht entgehen konnten.

„Verdammt, er scheint doch mit einem Verfolger zu rechnen“, sagte der Killer leise.

Die Hunde gebärdeten sich wie verrückt, scharrten den trockenen Boden auf und wollten gleichzeitig nach links und rechts, so dass die zusammengeketteten Leinen sich jäh spannten und die Tiere so heftig zurück rissen, dass sie stürzten.

„Schluss!“, befahl der Killer barsch, stieg ab und warf den Bestien die Decke hin.

Sie stürzten sich darauf, gruben die Reißzähne hinein und hielten den Stoff milden Pfoten fest.

„Zurück!“, schrie Saunders sie an.

Widerwillig gehorchten sie.

Er hob die Decke auf und knüllte sie unter dem Arm zusammen. Die Bluthunde zeigten Lust, sich auf ihn zu stürzen, um ihm die Decke wieder zu entreißen. Doch er befreite sie von den Leinen und rief: „Sucht ihn!“

Die Hunde verstanden sofort. Laut kläffend nahmen sie die Spur des Mannes und seines Pferdes auf und jagten auf der Straße nach Nordosten.

Saunders rollte die Decke sorgsam zusammen und schnallte sie wieder an den Sattel.

Dünne Staubwölkchen stiegen hinter den dahinter rasenden Hunden auf. Sie bewegten sich auf das Waldstück zu, das der Killer schon von der Gabelung aus erspäht hatte.

Saunders ließ sich Zeit. Auf seine Hunde war Verlass. Sie würden den Kerl finden und zerfleischen, so wie sie andere Gegner gefunden und zerfetzt hatten. Er brauchte dann nur hinzutreten und sich von ihrer Arbeit zu überzeugen.

Sie verschwanden bereits in dem schwarzen Wald, als der Amerikaner in den Sattel des großen Rappen stieg und ihnen folgte.

Nach wenigen Minuten hatte auch Saunders den dunklen Wald erreicht und ritt hinein. Das Kläffen der Hunde drang weit entfernt an seine Ohren, schien aber von überall aus dem Dämmer zu schallen, das ihn umgab. Rechts und links des Weges wucherte dichtes Unterholz. Moosteppiche bedeckten den Boden, Gras spross, und Fäulnis fraß sich an den Stämmen der Bäume in die Höhe. Hier und da lagen umgestürzte Riesenbuchen im Dickicht.

Das Kläffen entfernte sich.

Der Mann ritt langsamer und hielt schließlich an, weil er ein leises Rascheln rechts von sich hörte. Er zog das Gewehr aus dem Scabbard und repetierte es. Dort drüben befand sich ein Tier, das aufgeschreckt von den Hunden geflohen war und sicher zu seinem gewohnten Platz zurückkehren wollte.

Jack Saunders blickte gespannt in das Dämmerlicht zwischen den Bäumen. Einen Braten konnte er gut gebrauchen, da er nur wenig Proviant mitgenommen hatte.

Da erscholl das leise Rascheln wieder. Ein Ast im Gestrüpp bewegte sich.

Saunders feuerte. Der Busch fetzte auseinander. Pulverrauch hüllte den Reiter ein. Das Pferd scheute. Aus dem Gestrüpp tönte hundertfach das Echo des Schusses zurück.

Der Reiter saß ab, ließ den Zügel aus der Hand fallen und ging zu dem Dickicht, das er mit dem Lauf des rauchenden Gewehres auseinander schob.

Ein Hase mit ungewöhnlich langen Ohren lag tot im Moos. Sein Kopf war von der Kugel zerschmettert worden.

Jack Saunders nahm das erlegte Wild bei den Ohren, ging zu seinem Pferd zurück, saß auf und ritt weiter hinter den Hunden her, die nun bereits weit vor ihm sein mussten und deren Kläffen er nicht mehr hörte.

Während er weiterritt, schob er das Gewehr in den Scabbard, nahm sein Messer zur Hand und zog dem Hasen das Fell ab. Es war ein mageres Tier, das er an einem entsprechend großen Feuer am Abend schnell braten konnte.

6

Marido hatte ein paar Stunden vor dem Morgengrauen des folgenden Tages eine Anhöhe erreicht, auf der dichtes Buschwerk eine alte, knochige Steineiche umstand. Darin war er mit seinem Pferd verschwunden, hatte sich niedergelegt und ein paar Stunden geschlafen.

Indessen war die Sonne im Osten über das Land gestiegen, hatte die Nachtschwärze und den Morgendunst vertrieben und neue gnadenlose Hitze entfesselt.

Der Samurai lag noch im Gestrüpp, den Kopf auf den Sattel gebettet und den Blick zum Himmel gerichtet, an dem die Sonne wie eine flimmernde Scheibe in die Höhe stieg.

Marido dachte über das nach, was vor ihm lag. Hiltons Vermächtnis hatte er so weit erfüllt, dass er dessen Enkel Jellico nach Cordoba zu Taragon gebracht hatte. So hatte Hilton es für den Fall seines Todes vorgesehen. Und so war es geschehen. Denn Andrew Hilton hätte sich niemals einen besseren Sachverwalter seiner Interessen als Marido wünschen können.

Noch jetzt, da Hilton tot war, würde der Samurai alles für ihn opfern, einschließlich des eigenen Lebens, das er dem mächtigen Mann gewidmet hatte. Und so dachte Marido auch an nichts anderes als an Rache.

Rache wollte er für Andrew Hilton üben und dann nach Cordoba, mindestens aber in die Nähe der Stadt zurückkehren. Dann wollte er darüber wachen, dass dieser Carillo Taragon Jellico so erzog, wie Hilton das sicher von ihm erwartet hatte. Gefallen hatte ihm dieser schmierige Händler gar nicht. Deshalb wollte er ihn auch überwachen.

Aber zunächst galt es, an die anderen zu denken. Saint meinte Marido bereits bestraft zu haben. Er war dahintergekommen, dass dieser eiskalte Killer auf ein Schiff stieg, das in Tampico lag. Und dieses Schiff hatte er von einer alten Festungsruine aus mit einer intakten Kanone versenkt. Dass Saint seinem Anschlag entronnen war, wusste Marido nicht.

„Fernando Martinez“, sagte er laut und gedehnt durch die Zähne, während der Hass seine Augen funkeln ließ.

Dieser schmierige Lump sollte als erster sterben. Er war Hiltons Nachfolger in dessen Geschäften geworden. Er war also auch der Kopf der Bande, die Hiltons Ermordung geplant und durchgeführt hatte.

„Und Mahon Tabor“, sagte er, gleichermaßen von Hass erfüllt. Diesen Halunken hatte Andrew Hilton erst zu der Größe verholfen, die ihn danach befähigte, mit anderen Lumpen Mordpläne zu schmieden.

Diesen Kampf musste der Samurai nach den Regeln seiner Kaste für seinen toten Herrn noch führen. Danach konnte sein Leben dem Hilton Erben Jellico gewidmet sein.

Er musste schon wieder an diesen fetten Carillo Taragon denken. Wäre es nicht Andrew Hiltons unzweideutiger Wille gewesen, das Kind bei diesen Leuten zu lassen, wäre Marido stehenden Fußes umgekehrt, um Jellico wieder abzuholen.

Das Pferd hatte den Kopf gehoben, ließ die Ohren spielen und schnaubte leise.

Marido sprang auf, bog das dichte Gestrüpp auseinander und schaute nach Süden.

In weiten Wellen dehnte sich das Hügelland bis in die Ferne aus. Hier und da standen Baumgruppen, manchmal auch ein kleines Wäldchen. Eine Fahrstraße schlängelte sich von da unten herauf und verschwand weiter nordwärts zwischen den Felsen.

Hinter den Hügeln schien eine dünne Staubfahne aufzusteigen.

Marido kniff die Augen zusammen und stellte sich auf die Zehen. Doch er vermochte auch so nicht hinter die gerundete Hügelkuppe zu schauen. So wandte er sich kurz entschlossen um, drängte sein Pferd an die alte Steineiche, sprang auf den Rücken des Tieres und von dort an den untersten Ast des knochigen Baumes.

Geschickt kletterte er an der Eiche in die Höhe, bis er, acht Yards über dem Boden, einen Blick auf die Flanke hinter dem fernen Hügelrücken werfen konnte.

Zwei große Hunde näherten sich auf der Straße, die er während der Nacht heraufgeritten war. Und weit hinter den Tieren folgte ein Reiter, der in der bereits über dem Land liegenden Luftspiegelung derart verzerrt wurde, dass es manchmal schien, als verschwinde er.

Das Kläffen der Hunde klang schwach über die Hügel.

Das Pferd schnaubte lauter als vorher und stampfte mit einem Huf heftig auf.

Marido dachte sofort wieder an Taragon, diesen feisten, undurchsichtigen Kerl. Der erste Blick in diese Visage hatte ihm gezeigt, was das für eine Kreatur war. Natürlich hatte er ihm einen Killer hinterhergeschickt, und der wiederum bediente sich zweier riesiger Hunde, die ausgehungert und verrückt auf warmes Blut waren, so dass sie ihn zerfetzen würden, wenn er in ihre Fänge geriet

Maßlose Wut auf den Tuchhändler packte ihn, und er stieß hervor: „Dafür wirst auch du sterben, Taragon, du fette Ratte!“

Zugleich wusste der Samurai, dass er gegen zwei solche Bestien nur mit viel Glück eine Chance hatte. Sie würden ihn zugleich anfallen und beißen, und das wahrscheinlich von zwei verschiedenen Seiten. Ein Biss konnte bereits genügen, ihn in die Defensive zu drängen.

Hastig kletterte er hinunter, hob den Sattel auf, legte ihn dem Pferd auf den Rücken und schnallte ihn fest.

Das Kläffen näherte sich. Als Marido fertig war und im Sattel saß, sah er die gewaltigen Tiere über die flache Hügelkuppe im Süden fegen.

Er lenkte das Pferd um die alte Steineiche herum und ritt im Norden aus den laut raschelnden Büschen. Er musste seine Spur zu verwischen suchen, weil er nicht gedachte, sich diesen gewaltigen Tieren zum Kampf zu stellen. Taragon würde er später zur Rechenschaft ziehen. Das lief nicht weg, da der reiche Mann sesshaft war und Cordoba nicht einfach verlassen würde.

Der Pferd war ausgeruht durch die Stunden der Ruhe und galoppierte in die Senke hinter dem Hügel und den grauen Felsen der Sierra entgegen. Oft verließ Marido den Weg und schlug Bogen und Haken, um es den Hunden zu erschweren. Endlich erreichte er auch einen Creek, in den er sein Pferd lenken konnte. Leider war es ein kaum armdicker Wasserlauf, der infolge der Hitze außerdem auszutrocknen drohte. Aber das Pferd war mit allen vier Hufen im Wasser, und so hoffte der Samurai, dass die Bestien die Spur in der Tat verlieren würden.

7

Als Jack Saunders in die Senke ritt und den Creek vor den grauen Felsen der Sierra sah, lagen seine beiden großen Hunde am Ufer und hechelten laut.

Auch das Pferd schwankte erschöpft auf das Rinnsal zu.

Jack Saunders hatte den Tieren und sich selbst keine Ruhe gegönnt. Einen halben Tag, eine Nacht und nochmals einen halben Tag lang war er schon unterwegs. Mehrmals hatte er das Pferd führen müssen, weil es nicht mehr weitergewollt hatte. Nun aber war es restlos am Ende seiner Kraft angelangt, genauso wie die beiden Hunde.

Auch Saunders selbst war müde und vermochte die Augen nur mit Mühe offenzuhalten. Aber er wollte weiter. Er wollte seinen Auftrag erledigen, weil er sich dicht am Ziel wähnte. Noch keine halbe Stunde war es her, seit er das hastig verlassene Lager des Samurai fand. Das hatte sein Jagdfieber angestachelt.

Da die Hunde jedoch mühsam den Umwegen hatten folgen müssen, war der Vorsprung des Verfolgten nicht kleiner geworden. Im Gegenteil. Saunders musste damit rechnen, dass Marido wieder weiter vor ihm als noch vor einer halben Stunde war. Auf dem ausgeruhten Pferd ritt er schneller.

Am Bach stieg der Killer steifbeinig aus dem Sattel, ging ein paar Schritte auf die hechelnden Hunde zu, ließ sich aber dann auf die Knie fallen, legte den Hut neben sich, schöpfte Wasser mit den Händen und trank es fast so gierig, wie seine Hunde gesoffen hatten, bevor er bei ihnen angelangt war.

Das Pferd soff ebenfalls, trat dabei ins Wasser und wieherte einmal laut. Die Hunde hoben nicht einmal die Köpfe. Saunders wusste jedoch, dass sie nicht lange brauchen würden, um sich zu erholen. Aus diesem Grunde ließ er sie auch gewähren. Sie brauchten die Verschnaufpause, um die Verfolgung fortsetzen zu können.

Saunders legte sich auf den Boden und schloss die Augen. Nur ein paar Minuten wollte er ruhen, länger nicht. Aber seine Gedanken verwirrten sich. Er merkte im letzten Augenblick, dass er einzuschlafen drohte und fuhr in die Höhe.

Das Pferd schwankte am anderen Ufer aus dem Wasser und näherte sich träge einer Buschreihe, die blattlos in der Sonne dörrte.

„Es geht weiter!“, schrie Saunders, um bei den Tieren, aber auch bei sich selbst die Müdigkeit zu vertreiben. Er lief in den Creek.

Die Hunde hatten die Köpfe gehoben, ließen sie aber wieder auf den Boden sinken, streckten behaglich die Pfoten aus und gaben Töne von sich, die an grunzende Schweine erinnerten.

„Verdammt, aufstehen!“, schrie der Killer und trat ins Wasser.

Eine Fontäne flog den Hunden entgegen und traf sie. Sie sprangen auf und fletschten die Zähne.

„Vorwärts!“ Saunders trat abermals ins Wasser.

Knurrend wichen die Hunde zurück.

„Sucht!“, befahl der Mann scharf. „Sucht nach der Spur, ihr faulen Köter!“

Da endlich bequemten sie sich, liefen am Creek entlang und suchten nach den Spuren des Samurais.

Saunders führte sein Pferd ein Stück, stieg dann in den Sattel und trieb das Pferd durch brutale Sporenstöße weiter.

8

Etwa zur gleichen Zeit sahen Carringo und Chaco einen kleinen Rancho in einer langen Bergfalte unter sich auftauchen. Da sie Wasser nötig hatten, ihre Flaschen aber nicht mit dem alkalihaltigen Wasser der Bergbäche füllen wollten, ritten sie in die lange Mulde hinunter. Sicher gab es auf dem Rancho einen Brunnen.

Magere Longhorns irrten unbeaufsichtigt in dem Tal herum. In einem kleinen, halbwegs von Büschen verdeckten Corral, standen ein paar Mulis und Pferde. Dahinter stand die Hütte, ein längliches, aus Krüppelkiefern zusammengefügtes Gebäude mit einem durchgebogenen Dach. Es war mit Ästen, Gras und Fellen belegt und von Steinen beschwert.

Als die Freunde sich näherten, sahen sie eine gusseiserne Pumpe. Man hatte sie auf einem in den Boden getriebenen Holzpflock befestigt, an dem ein Rohr in den Boden führte.

„Vielleicht war Marido hier, und wir können erfahren, wohin er in Cordoba will“, sagte Chaco. „Falls dies wirklich sein endgültiges Ziel ist.“

„Wir werden fragen.“

Ein alter Mexikaner trat aus dem Haus, als die Freunde noch über fünfzig Yards entfernt waren. Er war ärmlich mit Leinenzeug gekleidet, seine Hose war zerrissen, die Füße steckten in Sandalen, auf dem Kopf trug er einen durchlöcherten Strohsombrero.

Die Freunde vermochten bei dem Mann keine Waffe zu entdecken und ritten deshalb arglos weiter.

Der Mann ging weiter von der Hütte weg und ihnen entgegen.

„Hallo!“, rief er seltsam aufgekratzt und winkte beinahe erregt mit den Händen.

„Was ist denn mit dem los?“, Carringo zügelte seinen braunen Hengst.

Neben ihm hielt Chaco an und blickte aus zusammengekniffenen Augen auf den seltsam lachenden Mexikaner, der ihnen entgegenlief und, als er sie erreicht hatte, nach den Kopfgeschirren der beiden Pferde griff.

„Hallo“, sagte Carringo gedehnt.

„Willkommen, Señor. Willkommen!“

„Gehört der Rancho Ihnen?“, fragte Chaco.

„Ja.“

„Sie leben allein hier?“ Auch Carringo beobachtete den alten Mann scharf.

„Ja. Es ist niemand außer uns hier. Nur Sie und ich. Kann ich Ihnen irgendwie helfen?“

Chaco beobachtete die Hütte, den Corral, die Rinder und die Hänge rechts und links der Mulde. Doch er vermochte nichts Verdächtiges zu entdecken.

„Wir hätten gern Wasser“, sagte Carringo. „Unsere Flaschen sind leer, Señor.“

„Aber sicher können Sie von mir Wasser haben.“ Der Mexikaner drehte sich um und führte die Pferde vor die Hütte, dann jedoch ging er weiter, am Haus vorbei und bis zu einer Tränke, die sich vor dem Corral befand und leer war.

Carringo stieg ab.

Chaco blickte sich weiter um.

„Es dauert nur einen Moment!“, rief der aufgekratzte alte Mann. „Eine Sekunde. Señor!“ Er lief zu einem Anbau neben der Hütte, den sie vorher nicht hatten sehen können, riss die Tür auf und kroch in das kleine Lager.

Die Freunde saßen ab und lockerten den Pferden die Sattelgurte.

„Bei dem stimmt etwas nicht, oder?“ Chaco schüttelte den Kopf.

„Ja, er scheint ein bisschen verrückt zu sein.“ Carringo drehte sich um.

Die Hütte hatte nur ein kleines Fenster, und das war so schmutzig, dass er durch die Scheibe nichts zu erkennen vermochte.

„So, da wären wir schon wieder!“ Der Mexikaner tauchte mit einem langen Rohr auf, an dem sich auf einer Seite eine große Schlaufe befand. Noch bevor die Freunde wussten, was das zu bedeuten hatte, legte der Mann das Rohr mit dem einen Ende in die Rinne und hängte es mit dem anderen Ende an die gusseiserne Pumpe. Danach setzte er den Schwengel mit kicherndem Lachen in Bewegung und pumpte, bis Wasser angesaugt wurde und durch das Rohr in die Tränke lief.

Die Pferde soffen.

„Vielen Dank, Señor“. sagte Carringo freundlich.

Chaco trat um die Pferde herum. „Wir suchen nach einem Reiter, der mit einem Kind nach Süden unterwegs sein muss, Señor. War gestern, vorgestern oder vor ein paar Tagen solch ein Reiter hier?“

„Niemand war hier“, erklärte der Mexikaner schnell. Er hatte das Pumpen eingestellt und zog sich den durchlöcherten Sombrero ins Gesicht, als wolle er sein Gesicht im Schatten unkenntlich werden lassen. „Ich habe seit Wochen keinen Fremden gesehen. Deshalb bin ich auch so froh, wenn mal jemand auftaucht.“

„Das kann man verstehen“, sagte Carringo.

Der Mann pumpte wieder, bis die Rinne zur Hälfte gefüllt war. Dann hängte er das Rohr aus und warf es am Corral auf den Boden. Er wischte die Hände an der Leinenhose ab, die aufgerissen war und ausgebeulte Knie hatte. „Nun die Flaschen, Señor!“

Chaco ging zurück und hängte seine Flasche vom Sattel ab. Auch Carringo löste den Riemen, der die runde, in Leder gefasste Flasche hielt. Sie traten mit dem Mann an die Pumpe. Carringo wollte nach dem Schwengel greifen, doch der Mexikaner wehrte ab.

„Ich kenne mich damit gut aus, Señor. Lassen Sie mich nur machen. Hier Ist sowieso nicht viel Arbeit.“

„Auf die Dauer ist es sehr langweilig so allein, was?“, fragte Chaco.

Der Mexikaner zuckte mit den Schultern. „Nichts als Gewohnheit.“

Carringo blickte wieder auf die schmutzige kleine Scheibe in der Hüttenwand.

„Es wundert mich, dass so selten jemand hier aufkreuzt“, sagte Chaco. „Sind wirklich so wenige Reiter von Süden nach Norden und umgekehrt unterwegs?“

„Das sicher nicht, Señor“, erwiderte der Mexikaner gleichbleibend freundlich.

„Sondern?“

„Es gibt eine Wagenstraße. Fast alle Reiter benutzen diese Straße. Sie liegt ein paar Meilen westlich. Hinter den Bergen da drüben.“ Er zeigte zu einem Höhenzug im Westen, den das grelle Sonnenlicht anstrahlte.

„Das wussten wir nicht“,sagte Carringo.

„Der Mann, den Sie suchen, nahm sicher diesen Weg.“

„Sicher, Señor.“ Carringo nahm dem Mexikaner die gefüllte Flasche aus der Hand, ging zurück und hängte sie an seinen Sattel.

„Können wir auch ein wenig Proviant haben?“, fragte Chaco. „Selbstverständlich gegen Bezahlung.“

Carringo ging zurück.

„Gegen Bezahlung?“, fragte der ärmlich gekleidete Mexikaner mit begehrlich leuchtenden Augen.

Carringo zog ein paar Pesos aus der Tasche und hielt sie dem Mann hin. Der griff sofort danach und ließ das Geld in der Hosentasche verschwinden.

„Wenn es nicht zu viel verlangt ist, würden wir gern etwas Warmes essen. Wir sind lange unterwegs, wenn Sie verstehen.“

„Ja, ich verstehe schon.“ Der Mexikaner blickte über die Schulter und auf die geschlossene Hüttentür. Dann wandte er den Freunden wieder das Gesicht zu. Er war sichtlich unentschlossen.

Die abwartend blickenden Freunde brachten ihn derart aus dem Konzept, dass er auf einmal kichernd lachte.

Carringo ging näher an das Haus heran. Noch immer vermochte er durch das schmutzige kleine Fenster nichts zu erkennen.

Da auf einmal lief der Mann vorbei, öffnete die Tür und ging in die Hütte.

Carringo drehte sich um und schaute auf den Freund, der hinter seinem Hengst stand und die volle Flasche am Sattel befestigte.

„Treten Sie ein, Señor, und nehmen Sie am Tisch Platz!“, rief der Mexikaner.

Carringo wartete, bis Chaco bei ihm war und ihm zuflüsterte: „So eine Spinnerei hab ich noch nicht erlebt!“

Sie gingen hinein.

Die Hütte schien aus mehreren Räumen zu bestehen. Der vordere war schmal wie ein Handtuch und auch nicht so lang wie die vordere Wand von außen. Zwei Türen führten in andere Räume oder in einen, der um die Ecke ging. In der schmalbrüstigen Hütte standen außer dem kleinen Herd ein Tisch mit ein paar primitiv zusammengenagelten Stühlen. Regale hingen an den Wänden, auf denen Geschirr gestapelt war – viel Geschirr für einen Mann, wie Carringo auf den ersten Blick fand.

Er setzte sich auf einen der wackligen Stühle, streckte die Beine unter dem Tisch aus und schaute sich weiter um.

Chaco stand noch neben der Tür. Er hatte den Poncho ein wenig zurückgeschlagen und die Hand auf dem Kolben seines schweren Colts liegen.

Der Mexikaner kniete am Herd und blies in die noch schwelende Glut, bis kleine Flammen aufzüngelten. Er legte zusammengeknicktes Buschgeäst auf und ein paar Holzscheite darüber. Danach gab er Chaco einen Topf und forderte ihn auf, von draußen Wasser zu holen.

Chaco ging nach draußen, während sich Carringo misstrauisch umschaute. Er wartete auf irgendeine Überraschung, ohne sich vorstellen zu können, wie diese aussehen sollte.

Chaco kehrte zurück und stellte den zur Hälfte mit Wasser gefüllten Topf auf den Herd.

Der Mexikaner packte Maismehl aus einem zusammengeknüllten Papierpaket auf dem Tisch aus. „Es dauert natürlich eine Weile, Señores. Das Wasser muss erst kochen.“ Völlig unmotiviert kicherte der Ranchero wieder. „Oder haben Sie es sehr eilig, Señores?“

„Um ehrlich zu sein, solche Umstände wollen wir Ihnen nicht machen“, entgegnete Carringo. „Haben Sie denn nicht etwas Brot und Schinken?“

„Doch, habe ich auch“, sagte der Mann. „Nur …“

„Was?“, wollte Chaco wissen, als der Mann abbrach.

„Na ja, Sie haben eine Menge Geld gegeben.“

Carringo winkte ab. „Nehmen Sie das Wasser wieder vom Herd und vergessen Sie die Pesos. Señor.“

Chaco setzte sich dem Freund gegenüber an den Tisch.

Der Mexikaner packte das Maismehl wieder weg und brachte Brot, geräucherten Schinken und Ziegenbutter. Danach schob er den Topf mit dem Wasser an den Rand des Herdes.

Das Feuer im Ofen verbreitete eine sich allmählich ins Unerträgliche steigernde Hitze in der kleinen Kate, und so waren die Freunde froh, als sie gegessen hatten und die Hütte verlassen konnten. Der Mexikaner war ihnen vorausgegangen und hatte den Pferden etwas Futter vorgeworfen. Sie fraßen noch, als Carringo und Chaco die Sattelgurte nachzogen.

„Du hast deinen Hut vergessen“, sagte Carringo.

„Was?“

„Deinen Hut!“

Chaco griff sich auf den Kopf und fasste ins schwarze Haar. Er hatte den Hut auf einer der primitiven Stühlen in der Hütte gelegt und nicht mehr mitgenommen. So ging er zurück und betrat die Hütte. Kaum war er verschwunden, war der Schrei eines Kindes zu hören, der laut und deutlich aus dem Haus ertönte.

Der Ranchero verlor die Farbe aus dem Gesicht, und sein Kiefer klappte nach unten. Im Haus erklang gleich darauf ein Fluch, und ein Krachen war zu hören. Das Splittern von Holz übertönte die anderen Geräusche.

Carringo lief zurück.

Der Mexikaner folgte ihm und schrie: „Ich habe doch alles getan, wie er es wollte, zum Teufel.“

In der Hütte war Chaco gegen die Wand getaumelt und brach zusammen.

Eine Nebentür stand einen Spalt offen. Eine handlange Patrone mit brennender Lunte fiel heraus, prallte auf den Boden und rollte unter den Tisch. Ein Funkenschweif sprang im Bogen von der Lunte auf.

„Deckung!“, rief Carringo und riss den Mexikaner, der eben hereinstürzte, von dem Tisch weg.

In diesem Augenblick barst die Patrone auseinander. Der Tisch wurde zerfetzt, die Stühle flogen gegen die Wand und zersplitterten, die ganze Hütte schwankte.

Das Weinen von Kindern war undeutlich zu hören. Hinter der Hütte wieherte ein Pferd.

Carringo flog ein Brett an den Kopf, und er verlor das Bewusstsein.

Von der Decken fielen Balken. Grasboden, Latten und Steine, aber noch hielt sie.

Beim hinteren Teil der Hauses sprang Saint, der Killer, aus einem offenen Fenster. Das verkehrt herum an einer Kette hängende Kreuz pendelte an seinem Hals.

Er lief hinter dem Pferd her, das hinter der Hütte in den Büschen versteckt gestanden hatte und nun die Mulde hinauf nach Norden floh.

Saint erreichte das Tier, schnappte den Zügel und schwang sich in den Sattel. Er schaute zurück, sah Rauch über dem halb zusammengefallenen Haus und war überzeugt, die Bewohner samt ihrer Besucher getötet zu haben. Ein zufriedenes Grinsen zog über sein kaltes Gesicht. Er gab dem Pferd die Sporen und jagte davon.

9

Marido ritt einen schmalen Pfad in die Höhe. Rechts und links von ihm schob sich graues Felsgestein in den Himmel. Hier und da wucherten noch anspruchsloses Buschwerk, an dem kaum Blätter hingen. Es gab auch verschiedene Grasnarben in den Mulden, in denen sich angeschwemmte Erde gesammelt hatte. Aber die winterharten Fichten waren kleiner, verkrüppelter und viel seltener als weiter unten im Tal.

Von der Bergschulter aus schaute der Samurai zurück.

Weit schoben sich die Hügel nach Süden hinunter, hier und da von den grünen Hauben der Bäume und Buschgruppen unterbrochen.

Marido duckte sich im Sattel und zog jäh beide Zügel an. Deutlich sah er im Sonnenlicht, wie die beiden kalbsgroßen Bluthunde über den letzten Rücken hetzten und den Felsen der Sierra entgegen jagten.

Er hatte seine Spur nicht gut genug verwischt. Die Hunde hatten ihr folgen können.

Einen Hügel weiter zurück tauchte der Reiter auf. Als er sein Pferd zügelte, spiegelte sich bei ihm etwas scharf in der Sonne, als hätten die Strahlen etwas Blankes erfasst und reflektierten darauf.

Marido presste die Lippen zu einem Strich zusammen. Er konnte diesen Verfolger nur noch durch Kampf loswerden. Er musste es mit der Übermacht aufnehmen und mit diesen riesigen Bluthunden kämpfen, auch wenn seine Chance dabei verschwindend klein war.

Marido schaute zur anderen Seite. Von der Felsschulter aus führte der Pfad an einem steilen Abhang entlang. Links des Weges schob sich der Felsen fast senkrecht in die Höhe und endete fünfzig Yards höher bei einer dicken Erdkruste, auf der Kiefern standen, deren Wurzeln zum Teil aus der Schicht ragten und sich trocken zusammenkrümmten wie Klauen.

Der Samurai ritt auf den Pfad hinaus und am Abgrund entlang. Der Weg war morsch. Manchmal bröckelte das Gestein, mehrmals rollten ein paar Brocken in die Tiefe. Marido verwarf den Gedanken, den Kampf an dieser Stelle auszutragen. Wenn er mit dem Rücken zum Abgrund geriet, brauchte sich nur eine der Bestien gegen ihn zu werfen, und er musste zwangsläufig in die Tiefe stürzen.

Er brauchte einen besseren Platz.

Hinter dem Abgrund geriet er zwischen Steilwände. Da der Weg jedoch noch immer anstieg, bestand Hoffnung, dass er die Höhe erreichte, bevor die Bluthunde da waren.

Hin und wieder warf er einen Blick hinter sich.

Noch tauchten sie nicht auf. Noch hörte er kein Kläffen oder das Poltern stürzender Steine, die von den Pfoten losgelassen wurden.

Der Weg vor dem Pferd wurde steiler. Schwer kämpfte es sich hinauf. Das Tier des Verfolgers und die Hunde mussten wesentlich ausdauernder sein, dass sie derart hatten aufholen können. Aber bestimmt hatte es an ihren Kräften gezehrt. Vielleicht war es das, was seine Chance verbesserte.

Merklich flachten sich die Hänge auf beiden Seiten ab. Wald bedeckte auch weiterhin die Höhe. Überall.

An der Krümmung des Weges tauchten die Bestien auf. Sie kläfften nicht, aber ihr Knurren war zu hören.

Maridos Pferd scheute. Er blickte zurück und wusste, dass er die Höhe nicht mehr erreichen würde. Da zügelte er das Pferd, sprang ab, bückte sich nach einem Stein, hob ihn über den Kopf und schleuderte ihn den Bluthunden entgegen.

Krachend schlug der Stein ins Geröll und brachte es im steilen Hohlweg in Bewegung. Ein Brocken hüpfte hoch, knallte an die Wand und zerbarst. Das laute Donnern ließ die gehörempfindlichen Tiere stoppen. Sie kläfften wie auf Kommando, zogen aber die Schwänze ein und zögerten, die heranrollenden Steine und das Poltern waren störende, ungewohnte Erscheinungen.

Marido nutzte die Situation, hob einen weiteren Stein auf und schleuderte ihn hinter dem ersten her.

Da erreichten die ersten Steine die Bestien. Das eine Tier wurde getroffen und sprang mit einem jaulenden Laut zur Seite. Das andere wandte sich zur Flucht, jagte aber nur ein Stück den Weg hinunter und ging dann instinktiv in einer Ritze in Deckung.

Marido lief seinem Pferd nach, sprang in den Sattel und ritt weiter. Abhängen konnte er die Bluthunde so nicht, jedoch hoffte er, die Höhe zu erreichen.

Zurückschauend sah er treibenden Gesteinsstaub in der Luft. Die Hunde ließen sich noch nicht blicken. Das Poltern der Steine war noch zu hören. Er gab dem Pferd die Sporen, und in der Tat gewann er die Höhe, ohne die Verfolger zu entdecken.

Der Weg führte einer schmalen Schneise gleich in den Bergwald. Die verkrüppelten Kiefern waren nicht mehr höher als zwei Yards, so dass die Sonnenstrahlen den lichten Wald durchstachen.