Klasse, das machen wir! - Martina Hartkemeyer - E-Book

Klasse, das machen wir! E-Book

Martina Hartkemeyer

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Beschreibung

Klasse, das machen wir! Dieser begeisterte und begeisternde Ausruf macht schlaglichtartig deutlich, wie wichtig es ist, gemeinsam an sinnvollen, herausfordernden und zukunftsweisenden Ideen zu arbeiten. Die Landwirtschaft ist ein Arbeitsfeld, welches täglich neue, anspruchsvolle Herausforderungen bietet; wo Mensch, Tier, Pflanze, Wetter und Technik volle Aufmerksamkeit verlangen. Die Abenteuer, die ein gemeinsames Landwirtschaftsprojekt mit über 250 Menschen bestehen darf, sind immer wieder überraschend und faszinierend. Nach dem großen Interesse, das die bisherigen „Nachrichten vom Hof“ erleben durften, fühlen wir uns ermutigt, unsere Erfahrungen, Beobachtungen und Zukunftspläne mit diesem Bd. 4 einer breiteren Öffentlichkeit vorzustellen. In der Hoffnung, dass sich unsere Begeisterung für Natur, Landwirtschaft und menschliche Entwicklung weiter verbreitet. Schon jetzt ist das Interesse von Besuchergruppen von nah und fern, aus dem In- und Ausland so groß, dass wir manchmal an der Grenze der Überforderung stehen. Wir wünschen unseren Leserinnen und Lesern viel Freude an den neuen Nachrichten, Ermutigung für den Alltag und vielleicht hier und da einige neue Erkenntnisse und Ideen.

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Inhaltsverzeichnis

Vorwort

Monatsberichte:

Januar 2015

Februar 2015

März 2015

April 2015

Mai 2015

Juni 2015

Juli 2015

August 2015

September 2015

Oktober 2015

November 2015

Dezember 2015

Medienspiegel & Artikel

Dekade Biologische Vielfalt UN-Auszeichnung für CSA-Hof Pente

Erhaltung des Echten Frauenspiegels

„Zukunft der Landwirtschaft“ Lebhafte Agrar-Diskussion auf dem CSA-Hof in Pente

Brasilianische Fachleute auf dem CSA Hof Pente

Pädagogische Provinz

Der Hof als Lebenslernort

CSA-Hof Pente beflügelt Vogelvielfalt

Vogelgrippe Leserbrief von Johannes

Stinkt wie Sau? Von wegen. Wie riecht es eigentlich auf einem Bauernhof?

Mit Tunesien eng verbunden

Bücher von und über den CSA Hof Pente

Ausbildung zur Dialogprozess-Begleitung

Vorwort

Klasse, das machen wir! Dieser begeisterte und begeisternde Ausruf macht schlaglichtartig deutlich, wie wichtig es ist, gemeinsam an sinnvollen, herausfordernden und zukunftsweisenden Ideen zu arbeiten. Die Landwirtschaft ist ein Arbeitsfeld, welches täglich neue anspruchsvolle Herausforderungen bietet; wo Mensch, Tier, Pflanze, Wetter und Technik volle Aufmerksamkeit verlangen. Die Abenteuer, die ein gemeinsames Landwirtschaftsprojekt mit über 250 Menschen bestehen darf, sind immer wieder überraschend und faszinierend.

Nach dem großen Interesse, das die bisherigen „Nachrichten vom Hof“ erleben durften, fühlen wir uns ermutigt, unsere Erfahrungen, Beobachtungen und Zukunftspläne mit diesem Bd. 4 einer breiteren Öffentlichkeit vorzustellen. In der Hoffnung, dass sich unsere Begeisterung für Natur, Landwirtschaft und menschliche Entwicklung weiter verbreitet. Schon jetzt ist das Interesse von Besuchergruppen von nah und fern, aus dem In- und Ausland so groß, dass wir manchmal an der Grenze der Überforderung stehen.

Wir wünschen unseren Leserinnen und Lesern viel Freude an den neuen Nachrichten, Ermutigung für den Alltag und vielleicht hier und da einige neue Erkenntnisse und Ideen.

Familie HartkemeyerHof Pente

Monatsberichte:

Januar 2015

Die Nacht kommt

und die Menschen schlafen

wie Fische in schwarzem Wasser.

Dann der Tag.

Manche nehmen

ihr Werkzeug auf.

Andere werden selbst zum Tun.

Rumi

Die wintermüde Sonne krabbelt langsam im Osten mit hochrotem Kopf den Erdkreis hinauf. Die zwölf heiligen Nächte durchwirken das Dunkel der ruhenden Kraft der Erdenseele. Kaum merklich werden die Tage schon länger. Noch hat das grüddelige Winterwetter die Nordwelt im Griff. Aber am Tiefpunkt der Dunkelheit entfaltet sich bereits der Keim des wachsenden Lichtes: Wintersonnenwende. Indem die Finsternis vom Licht geschieden wird, wiederholt sich die jährliche Schöpfungsgeschichte.

In unserer Familie gab es noch eine ältere Tante, der die Tage der „zwölf heiligen Nächte“, zwischen Weihnachten und Dreikönig, so bedeutungsvoll waren, dass für sie als oberstes Gebot galt, in dieser Zeit keine Wäsche zu waschen, denn das brächte Unglück fürs ganze Jahr. Erst nach dem Dreikönigstag begann für sie wieder das Alltagsleben.

„Die Nacht ward der Offenbarungen mächtiger Schoß - in ihn kehrten die Götter zurück - schlummerten ein, um in neuen herrlicheren Gestalten auszugehen über die veränderte Welt“ formulierte Novalis.

Um in diesem Jahr einen kleinen Beitrag zur multikulturellen Integration zu leisten, folgt nun ein kurzer Absatz in unserer Heimatsprache, die für viele unter uns möglicherweise inzwischen eine Fremdsprache geworden ist. Diese Form der deutschen Sprache zur familiären Pflichtsprache zu machen, vor allem in unseren Familien mit Migrationshintergrund, wie es manche Eingeborene südlicher Bergstämme fordern, ist wahrscheinlich nicht ganz einfach.

Wintertid

De Swienigel slöp sachte un deep ünner de Blare un Büske. Miechlämmkes sittet in eeren Haupen un warmt sick de Feute. Dat Sünneküken wochtet up de heigere Sünne. De Wannewup schnarked deep mit siene Frau in eer Stobenlock inne Unnergrund. De Woddeln van de Planten un Böme hault sick faste kiegen denn Wiend inne Eden. Lüninge fleget flietig inne Lucht ümme de lesten Krumen to seuken. Müse schlieked stickum un sachte dür de Kamen un Müselöcker, ümme de deusigen Katten slaupen to lauten.

(Winterzeit: Tief und entspannt schläft der Igel unter den Blättern und Büschen. Die Ameisen sitzen in ihrem Haufen und wärmen sich die Füße. Die Marienkäfer warten auf einen höheren Sonnenstand. Der Maulwurf schnarcht tief mit seiner Frau in ihrem Stubenloch im Untergrund. Die Wurzeln der Pflanzen und Bäume krallen sich gegen den Wind in der Erde fest. Die Spatzen fliegen emsig durch die Luft, um die letzten Krümel zu suchen. Die Mäuse schleichen heimlich und leise durch die Räume und Mäuselöcher, um die stumpfsinnige Katze schlafen zu lassen.)

Aufgrund der ungewöhnlich milden Temperaturen in der Weihnachtszeit hat wohl der „Wannewup“ von seiner Frau eins aufs Dach gekriegt, um sich auf die Socken zu machen und zügig wieder an die Arbeit zu gehen. Das bescheuerte Ergebnis von Grabowskis sinnloser Arbeit ist ein riesengroßer Erdhaufen in unserem dreischiffigen Gewächshaus. Zudem befindet er sich dummerweise direkt an unserer Bewässerungssäule - gewissermaßen ein Wasserhahnvulkan.

Das Bibelzitat „sehet die Vögel des Himmels…“, was sich im Ergebnis in diesem Jahr brutalst möglich auf unseren Maisanbau ausgewirkt hat, erstreckt sich nun zu unserem Leidwesen auch aufs Erdreich. So könnten wir sagen: „Sehet die Mäuse der Erde. Sie säen nicht, sie ernten nicht und trotzdem ernährt sie die CSA“. Diese verheerende Inkarnation grauer Mäuse hält selbst den phantasievollsten Verführungskünsten weiblich inspirierter Schokolustreizverlockungsköderfallen stand. Sogar unsere alte Schleiereule, die sonst ein unermüdlicher Nachtjäger ist, hat sich offenbar an den Mäusen bereits überfressen und rülpst nachts knarzend in ihrem Eulenloch.

Unsere Tiere haben sich rechtzeitig in Weihnachtsstimmung versetzt. Frank bekam zu Heiligabend ein großzügiges Geschenk von unserer Hofkatze, die er sonst regelmäßig mit Leckereien verwöhnt. Eine frisch erlegte gut erhaltende dicke fette Ratte wurde von ihr an der Stelle zelebriert, an der er sonst seine guten Gaben platziert.

Eines unserer Schäfchen hatte sich durch Regen und Wind, trotz dickem Wollkleid eine Erkältung zugezogen, die es aber durch Pflege in unserer warmen Diele bald wieder auskurierte. Nun hat Lukas den Schafen einen warmen transportablen Wellblechunterstand spendiert. Alle Schafe durften noch vor Weihnachten von einer individuellen Fußpflege durch Lukas und Paul profitieren. Deformierte Klauen wurden geschnitten und wieder in Form gebracht.

Unsere Kühe wollten in diesem Jahr dem Christkind ihren Stall zur Verfügung stellen. Leider konnten wir dieses großzügige Angebot nicht annehmen, da der reichhaltige Regen den Platz mit einer fetten Schlammschicht ausgestattet hatte. Martina richtete kurzerhand mit ihrer engagierten Schauspieltruppe unser Carport für das Krippenspiel her. Der gute alte Stern aus Untertürkheim musste den jungen Sternlein aus Pentlehem weichen. Und schließlich auch Maria, Josef, dem Kindlein nebst Ochs und Esel Platz machen. Von 100 Kerzen erleuchtet, führten die Jüngsten des Hofes in anrührender Weise das Christ-Geburtsspiel vor zahlreichen begeisterten Mitgliedern auf dem dunklen Hofplatz auf. (Übrigens hatte der heilige Franziskus Ochs und Esel mit ins Spiel gebracht, um auch die für ihn beseelte Tierwelt an der Erlösung zu beteiligen. Wobei die beiden gleichzeitig Repräsentanten von Judentum und Islam darstellen sollten). Zuvor hatte bereits die jüngste Künstlergruppe als gemischtes Hoforchester unter Annas Leitung im Adventscafe mit heimeliger Küchenklönkaffeekeksatmosphäre für eine musikalische Einstimmung in die Festtage gesorgt, die auch der NDR zu konservieren versuchte. Unser Mitglied Karola hatte sich bereits zuvor liebevoll um die jüngsten Mitglieder gekümmert und gemeinsam mit ihnen leckere Knusperhäuschen gebaut.

Die Schweinemütter Swatje und Lieschen versorgen die im warmen Strohnest geborgenen neuen Schweinekinder.

Leider wurden wir gezwungen, unsere fleißigen Hühner wegen der Vogelgrippewarnung einzusperren. Um unserem Geflügel trotzdem die Lebensfreude zu erhalten, haben wir einen zusätzlichen, mit Planen geschützten provisorischen Auslauf konstruiert. Hinter dem Bundeswehrtarnnetz befindet sich also keine gefährliche Flugabwehrkanone, um das super gefährliche Virus, oder gleich die ganze Vogelwelt, abzuschießen, sondern Salatreste und Silage, um die Tiere bei Laune zu halten. Obwohl das Vogelgrippevirus bislang nur in Massentierhaltung gefunden wurde, haben die Freilandhalter die Folgen dieser Seuche zu tragen. Der emeritierte Pathologie Professor der tierärztlichen Hochschule Hannover Siegfried Ueberschär bezeichnete die in den Medien vertretene These, dass das Vogelgrippevirus durch Wildvögel übertragen worden sein soll, als reine Spekulation. Klar sei jedoch, dass die Tiere in der Massentierhaltung durch ihren extremen Stress wesentlich anfälliger seien. Durch die enge Haltung wie in einer Ölsardinendose, auf einer schmierigen oder sogar flüssigen Kotschicht, könnten die Tiere ihre natürliche Veranlagung sich zu bewegen und in Gruppen einzuordnen, nicht ausleben. In solchen Situationen komme es zu Cortisol-Ausschüttungen, das heißt zu einer Überaktivität der Nebenniere, was die Immunabwehr stark einschränke. Das sei sowohl bei Menschen aber auch bei allen Tierarten so.

Es fragt sich auch der gesunde Menschenverstand, wie kommt ein kranker Vogel überhaupt in einen dieser hermetisch geschlossenen Massentierställe hinein? Und warum kümmern sich Forschung und Verwaltung fast ausschließlich um das angebliche Gefahrenpotenzial der Wildvögel und Freilandtiere und nicht um das Verbot der Massentierhaltung? Der Naturschutzbund NABU meint, dass das Virus eher als Folge der Globalisierung, also wegen des internationalen Handels mit Tieren und Tierprodukten in die betroffenen Betrieben gelangt sein könnte. Wildvögel wären demnach durch die Abluft der Ställe und den großflächig verbreiteten Mist gefährdet und könnten sich angesteckt haben. In Südkorea stellte man fest, dass die Wildvögel erst krank wurden, nachdem dort ein Nutzgeflügelbetrieb befallen war. Dort waren die Wildvögel nicht Ursache sondern Opfer der Vogelgrippe.

Die Art der bisherigen Ursachenforschung erinnert an den Mann, der nachts im Schein der Straßenlaterne auf dem Boden seinen Schlüssel sucht. Auf die Frage, wo er ihn denn verloren habe, antwortet er: „Dahinten im Dunkel.“ „Und warum suchen sie hier?“ „Weil hier das Licht heller ist!“ In bestimmten Kreisen wird bereits vermutet, dass es sich bei der Massenschlachtung in erster Linie um eine der Allgemeinheit aufgebürdete Markt-und Preisstabilisierungsaktion handele. Für die Freilandhaltung wäre das dann der Vorrang des Verarschungsprinzips vor dem Verursacherprinzip.

Aber es gibt auch einen Erfolg im Kampf gegen die industrielle Tierhaltung. Das Oberverwaltungsgericht Magdeburg hat dem Schweinezüchter Straathoff ein Tierhaltungs- und Betreuungsverbot im Kreis Jerichow erteilt. (Wie heißt es doch in der Schrift: „Ein Mann ging von Jerusalem nach Jericho und ging unter die Räuber“. Es dauerte lange, bis ein Levit kam, um ihm die Leviten zu lesen. Oder so ähnlich…). Dieses Vorgehen gegen einen der größten in dieser Branche könnte einen Umkehrpunkt in der industriellen Tierhaltung markieren. Nur sollte man die unmittelbaren Folgen nicht überbewerten. Es ist so, als wenn jemandem der Führerschein entzogen wurde, der genug Geld hat, sich einen Fahrer zu leisten.

Im Dezember, einen Tag nach dem 30. Jahrestag des furchtbaren Pestizidunfalles mit 30.000 Toten und 500 000 Verletzten im indischen Bhopal, explodierte auf der B 68 in Wallenhorst – in Sichtweite unseres Hofes - ebenfalls ein Lkw mit Pestiziden. Wenige Tage danach ein weiterer auf der Autobahn A7 bei Göttingen nach dem Motto: Bhopal ist überall. In Indien ist bis heute kein Manager der verursachenden US-amerikanischen Firma Union Carbide, heute Dow Chemical, zur Rechenschaft gezogen worden.

Wie lange es manchmal dauern kann, bis sich Einsicht zeigt, sehen wir im Falle der Atomenergie.

30 Jahre dauerte es, bis der „Stern“ endlich titelte „Deutschlands teuerster Irrtum“. Bereits im April 1976 hatten wir an die Redaktion unserer Regionalzeitung einen Leserbrief geschrieben. Aufgrund der Planungen für eine Mülldeponie im Emsland wiesen wir auf die unverantwortlichen Risiken der Atomtechnologie und die ungelösten Probleme der so genannten Endlagerung hin. Der Leserbrief erschien nie. Dafür antwortete ein Redakteur dieser Zeitung antwortete uns im Stil der Atomlobby sinngemäß, dass wir viel zu dumm seien, um diese Dinge zu verstehen und das alles schon wunderbar zur volkswirtschaftlichsten Zufriedenheit aller laufen würde. Bis heute wurden 213 Milliarden€ aus Steuermitteln an die Konzerne für diese unsinnige Technologie ausgegeben. Etwa die gleiche Summe überwiesen die Stromkonzerne an die Aktionäre. Nun wollen sich die gleichen Stromkonzerne aus der Verantwortung tricksen und die alten Kohle- und Atomkraftwerke in ein Konstrukt mit begrenzter Haftung, aber mit voller Verantwortung für die Entsorgung der Atommüllhinterlassenschaften einbringen. Dreimal darf man raten, wer diese Kosten am Ende noch übernimmt. „Wie innovativ!“ titelte die gleiche Zeitung 38 Verdummungsjahre später. Auch die sozialistische Idee aus kapitalistischer Sicht ist bestechend: Privatisierung des Profits und Sozialisierung der Lasten auf Kosten der Allgemeinheit!

Da bleiben wir doch lieber bei unserer überschaubaren Technik. Eine uralte Nudelmaschine wurde in der Werkstatt durch Jürgens verständnisvolle Intensivoperation am offenen Herzen der Schalter und sonstigen Eingeweide wieder zum Leben erweckt. Auf dass sie zur neuen dienstbaren Sklavin unserer Mitglieder auferstehen und zur neuen mediteran-penteriffanischen Speisekartenerweiterung beitragen darf.

Nie war er so wertvoll wie heute! Der Protest gegen die Massentierhaltung und die Agrarindustrie scheint erste Wirkungen zu entfalten. Deshalb, am 17. Januar wieder nach Berlin zur Demo: „Wir haben es satt!“

Mit den besten Wünschen für ein glückliches neues Jahr, euer Team vom CSA Hof Pente

 

Friedmut und die Coburger Fuchsschaafe

Keno und Theo das Flaschenlämmchen

Februar 2015

„Wenn wir zehn Kilo

verlieren, dann verlieren

wir vielleicht die

besten zehn Kilo, die wir

haben. Vielleicht

verlieren wir die, die

unsere Menschlichkeit,

Liebe und Ehrlichkeit

enthalten.“

Woody Allen, Filmregisseur

Windheulendes Flüssigwetter durchsumpfte den Jahresbeginn und blökte (nach chinesischem Kalender) das „Jahr des Schafes“ ein. „Seine Furchtsamkeit ist lächerlich, seine Feigheit erbärmlich, jedes unbekannte Geräusch macht die Herde stutzig“, so hieß es schon im alten „Tierleben“ von Alfred Brehm. Ist das Schaf an sich eher sensibel oder dämlich? Etwas mehr Sanftmut könnte allerdings der kriselnden Welt nicht schaden, wobei an Schafen, die blind irgendwelchen Führern folgen, kein Mangel besteht. Nach unserem Kalender müsste es aber eher heißen: „Das Jahr der Mäuse“. Abends glitzern einem beim Gang im Mondenschein über das Feld gefühlte 10.000 Augen an. Ein wundervolles biologisches Übersetzungsbild von „NSA is watching you“.

Wenn wir den Verkauf von Naturlampions aus exakt ausgefressenen Hohlmöhren oder Hohlpastinaken als Geschäftsfeld entwickeln könnten, hätten wir gute Chancen. Der Klimawandel führt also nicht nur zu grauem Schmöttkewetter statt strahlender Schneepracht, sondern auch zu erheblichem Schädlingsdruck. Jetzt spürt man, welch ausgleichende Rolle der beißende Winterkahlfrost spielen kann. Die Bodenbearbeitung zur Störung des unterirdischen sozialen Wohnungsbaus ist aufgrund der Matsche noch nicht möglich. Die Fallenstellerei ist so aufwändig, dass wir noch mindestens 100 erfahrene kanadische Trapper und Pelztierjäger beschäftigen könnten. Zur ungerechten Paradoxie des Schadens gehört auch, dass wir die Folgen des Bioanbaus ertragen müssen. Mäuse und andere Wildtiere stehen nun mal auf Bio! Vielleicht könnte man im Zuge der Weiterentwicklung der Gentechnik dieses Bio-Erkennungssensorium bei manchen pubertierenden Zeitgenossen implantieren, die Currywurst mit Altöl-Fritten nach Schimanski-Art als Gipfelpunkt der haute cuisine empfinden.

Die aktuelle Versorgungssituation stand denn auch im Mittelpunkt unserer Versammlung, auf der über 60 Mitglieder erschienen waren. Tobias wies auf die Gründe hin, die dazu führten, dass nach zwei etwas opulenteren Jahren doch im vergangenen Jahr bescheidenere Ernteergebnisse und höhere Lagerverluste entstanden sind. Martina leitete die sechs Gruppen mit Fragestellungen zum Umgang mit der Situation ein. Es war für die Hofesleute schon bewegend zu hören, wie solidarisch die Aussagen unserer Mitglieder waren, die ihre Bereitschaft vielfältig zum Ausdruck brachten, auch Durststrecken mitzutragen. Bis hin zum Vorschlag, gleich eine mehrjährige Mitgliedschaft einzugehen, um zu zeigen, dass es nicht in erster Linie darum geht, als Einzelner günstig da zu stehen, sondern gemeinsam ein gewolltes Projekt zu unterstützen. Tobias stellte eine Reihe von Maßnahmen vor, die zu einer besseren Perspektive beitragen können: Weiterentwicklung der Fruchtfolge (Kohlhernie), Einstellung eines zusätzlichen Gärtners, Verbesserung der Lagerbedingungen et cetera. Kurzfristig wird auch ein Zukauf von den regionalen Biobetrieben vorgesehen, um den Engpass bei Lagergemüse (vor allem Möhren, Rote Bete, Kohl) für alle günstig zu überbrücken (Großhandelspreise). Die Zukäufe werden kenntlich gemacht.

Die Begründung für unser Projekt liefern die Medien fast täglich. Nach der aktuellen Entdeckung von pestizidverseuchten ukrainischen Sonnenblumen im Bio-Tierfutter eines EU-Biofutterwerkes in den Niederlanden, der fast alle EU Bio Legehennenbetriebe Norddeutschlands betrifft, ist wieder einmal das Entsetzen groß. Als Konsequenz gibt es kaum wirkliche Bioeier auf dem Markt. Da ist es doch beruhigend, dass wir unser eigenes kleines „Mahl- und Mischfutterwerk“ auf dem Hof haben und unser Futter mit Mineralfutter-Ergänzer eines vertrauenswürdigen regionalen (Melle) zertifizierten Bio-Mühlenbetriebes anreichern können. Wie hochwertig unser Tierfutter ist, bestätigte erst kürzlich eine eingehende sensorische Analyse von Arvid (drei Jahre alt). Er begleitete Lukas beim Schweine-Füttern und der sah ihn dabei genüsslich schmatzend an der Schweinefuttertonne. Auf seine erstaunte Frage: „Was machst du denn da?“ erhielt er die begeisterte Antwort: „Ich esse Schweinemüsli!“

Das erste Mutterschaf diesen Jahres scheint sich dem radikalen Motto der chinesischen „ein Kind“ Familienpolitik angeschlossen zu haben. Nur dem weiblichen Part ihres neugeborenen Zwillingspärchens steht sie liebevoll mit ihrer Muttermilch zur Verfügung. Dem Böckchen verweigert sie sich hartnäckig. Da gehen uns die Emanzipationsbestrebungen doch eindeutig zu weit! Wenn Lukas und Paul sich nicht alle 2 Stunden abwechselnd bemühten, das ignorante Muttertier zur Räson zu bringen, müsste das süße Wollknäuel glatt verhungern. Nicht nur Milch und Quark - Solidarität macht stark!

Derweil sorgt sich unsere MuttersauMira rührend um ihre zehn neugeborenen kleinen schwarz-weißen Bentheimerlein. Freundlich grunzend begrüßt sie ihre Kleinen, baut mit ihrer Schnauze ein weiches warmes Strohkuschelnest, legt sich vorsichtig zur Seite, um ihre weiche, warme Milchquelle großzügig fließen zu lassen.

Eine erschütternde Nachricht kommt aus den USA: im Jahr 2020, also in zehn Jahren, könnte jedes zweite Kind in den USA mit Autismus geboren werden. Ende Oktober präsentierte die Ernährungswissenschaftlerin Seneff vom renommierten Massachusetts Institute of Technology (MIT) eine 30 Jahres-Studie über den Zusammenhang von Ernährung und Krankheiten. Im Ergebnis stellte sie einen eindeutigen Zusammenhang zwischen dem steigenden Einsatz des Pestizids Roundup (Glyphosat) von Monsanto auf Feldfrüchten und der Entwicklung von Autismus fest. Glyphosat findet sich mittlerweile in fast allen Lebensmitteln, vor allem bei denen, die mit Soja-Füllmitteln und Maissirup versetzt sind, wie Cola, Fanta, Chips, Müslis und Schokoriegel. Es gelangt auch in die Muttermilch. Wie Seneffs Studie ergab, zeigen Kinder mit Autismus Biomarker für überschüssiges Glyphosat. Beispielsweise Zink- und Eisenmangel, niedrige Werte von Serumsulfat, Krampfanfälle und mitochondriale Störungen. 1992 hatte US-Präsident George W. Bush dem Glyphosat-Hersteller Monsanto zugesagt, keine unabhängigen staatlichen Sicherheitsüberprüfungen von Roundup zuzulassen. Mehr noch: der Monsanto Vizechef Michael R. Taylor wurde zum stellvertretenden Kommissar der US-amerikanischen Lebensmittelüberwachungsbehörde FDA (Food and Drug Administration) ernannt.

Einen erleuchtenden Blick auf die wahren Hintergründe und Auswirkungen des geplanten Freibeuterabkommens TTIP ließ unbeabsichtigter Weise der bundesdeutsche Landwirtschaftsminister Schmidt nach seiner Rückkehr aus den USA erkennen. Dort ließ er sich von seinem wahren Vorgesetzten, dem US-Landwirtschaftsminister, untertänigst anweisen. Bei seiner Ankunft schilderte er - bevor er schnell noch eingemerkelt werden konnte - in bedröppelt offener Weise, dass alle geschützten Herkunftsbezeichnungen der EU einschließlich Herstellungsweisen selbstverständlich hinfällig würden. Also nach Vertragsabschluss „Schwarzwälder Schinken“ aus Texas, „Roquefort“ aus Ohio et cetera. Weder die vom Verbraucher gewünschte offene Kennzeichnung