Nachrichten vom Hof 5 - Martina Hartkemeyer - E-Book

Nachrichten vom Hof 5 E-Book

Martina Hartkemeyer

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Beschreibung

Dieses Buch handelt vom bewussten Umgang mit der Erde, mit den Tieren und Pflanzen und der menschlichen Gemeinschaft, denen sie anvertraut sind. Neue spannende Erlebnisse und erstaunliche Erkenntnisse gibt es jeden Tag. Ein Ergebnis sind die Nachrichten vom Hof. Monatlich aufgeschrieben und im Jahreskreis gesammelt, sowie in diesem Buch ergänzt durch zusätzliche Bilder, Artikel und Materialien, wollen sie ein Bild geben von einem etwas anderen Leben auf dem Lande. Solidarische Landwirtschaft auf Hof Pente

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Text © 2016 Johannes, Martina, Julia & Tobias Hartkemeyer

Fotos © von Tobias Hartkemeyer & Martin Jahr

weitere Mitwirkende: CSA Hof Pente Team

Herausgegeben von Pentertainment Productions

INHALT

VORWORT

2016 AUF HOF PENTE

JANUAR

FEBRUAR

MÄRZ

APRIL

MAI

NACHRICHTEN AUS BRÜSSEL

JUNI

JULI

AUGUST

SEPTEMBER

OKTOBER

NOVEMBER

DEZEMBER

MEDIENSPIEGEL

Hof Pente

HÜTER DES HERZENS

CSA IN CHINA

AUFNAHMEN FÜRS TV

HEIMLICHE HELDEN

NEUER KINDERGARTEN

KOCHBUCH

GRÜNE WOCHE

HANDLUNGSPÄDAGOGIK

VORWORT

Bodenlos ist in unserer Alltagssprache etwas, das jeden Halt, jeden Maßstab, jede Orientierung verloren hat und mit Dummheit, Gemeinheit, Unverschämtheit... verbunden wird.

Geerdet oder bodenständig ist dagegen etwas, das bleibt, zuverlässig ist, Halt verleiht. Geerdet ist etwas, wo die Spannung gefahrlos entweichen kann. Denn sogar Blitze können sich im Boden ausgleichen.

Immer bodenloser wird auch die heutige Landwirtschaft, die sich „modern“ nennt. Die Tiere in den Massenställen haben keinen Kontakt zum Boden in der freien Natur. Mist und Gülle werden immer mehr zum Entsorgungsproblem statt zu wertvollem Dünger. Das Verhältnis von Tier – Mensch - Boden entfremdet sich zunehmend. Großtechnik, Elektronik und Chemie schieben sich dazwischen. Das entspricht einer allgemeinen Tendenz in unserer Gesellschaft: Die Kapitalspekulationen haben keinerlei Bezug mehr zur realen Wirtschaft. Die Menschen laufen immer mehr aneinander vorbei ohne sich noch wahrzunehmen. Sie sind nicht mehr da, wo sie sind, sondern verlieren sich in einer virtuellen Welt über das Suchtmittel Multi-Funktions-Hand-Funkfernsprechgerät.

Eigentlich wissen wir, dass es der Boden ist, der uns trägt, der uns Nahrung gibt und der selbst lebt. Im Boden leben mehr Arten als über dem Boden. Allein die Anzahl von Mikroben in einer Hand voll Boden ist größer als die Zahl aller Menschen auf Erden. Letztlich sind wir alle Kinder der Erde, vergessen es nur manchmal.

Wir wissen nicht, was wir tun, wenn wir diesen Boden quälen mit immer schwereren Maschinen. Wenn wir ihn versiegeln durch Beton und Teer. Wenn wir ihn vergiften mit immer neuen radikalen Pestiziden.

Dieses Buch handelt vom bewussten Umgang mit der Erde, mit den Tieren und Pflanzen und der menschlichen Gemeinschaft, denen sie anvertraut sind. Neue spannende Erlebnisse und erstaunliche Erkenntnisse gibt es jeden Tag. Seit Jahren versuchen wir sie nach Möglichkeit immer bewusster wahrzunehmen und mit anderen Menschen zu teilen. Ein Ergebnis sind die Nachrichten vom Hof. Monatlich aufgeschrieben und im Jahreskreis gesammelt, sowie in diesem Buch ergänzt durch zusätzliche Bilder, Artikel und Materialien, wollen sie ein Bild geben von einem etwas anderen Leben auf dem Lande.

Wir freuen uns über die große Resonanz, welche unsere bisherigen Erfahrungsberichte hervorgerufen haben und die uns ermutigt, nun den fünften Band dieser Reihe vorzulegen.

Wir wünschen viel Lese- und Erkenntnisfreude mit diesem neuen Hand- und Mitdenkbuch.

Eure Familien Hartkemeyer

2016 AUF HOF PENTE

JANUAR

Die Fremden

Karlstadt: … Wie heißt die Mehrzahl von fremd?

Valentin: Die Fremden.

Karlstadt: Jawohl, die Fremden. - Und aus was bestehen die Fremden?

Valentin: Aus „frem“ und „den“.

Karlstadt: Gut - und was ist ein Fremder?

Valentin: Fleisch, Gemüse, Obst, Mehlspeisen und so weiter.

Karlstadt: Nein, nein, nicht was er ißt, will ich wissen, sondern wie er ist.

Valentin: Ja, ein Fremder ist nicht immer ein Fremder.

Karlstadt: Wieso?

Valentin: Fremd ist der Fremde nur in der Fremde…

Karl Valentin und Liesl Karlstadt (1940)

Pünktlich zum Beginn des neuen Jahres hielt der Halbmond am östlichen Winterhimmel seine silberglänzende Lichtschale dem Morgenstern entgegen. - Da zerriss das Krachen der Böller und das Sausen und Heulen der Raketen die stille Nacht. Pfeifend surrten funkensprühende Lichterblitze, kreischende Farborgeln bereiteten ein höllisches Inferno.

Das Jungschwein Sigismund sprang vor Angst und Schrecken über den Elektrozaun in die Gemüsebeete. Die junge unerfahrene Friesin Bella Martine sauste vor Aufregung mit dem wilden Blick des Fluchtinstinktes in ihrem Stall hin und her. Es dauerte, bis die ruhige Hand und das beruhigte Herz eine gemeinsame Blickrichtung in das explosionsartig beginnende neue Jahr ermöglichten.

Weihnachten ist schon vorbei gerast, aber die Kinder träumen noch von dem ruhigen, zeitvergessenden Grimmschen Märchenspiel am letzten Abholtag mit dem wunderschönen Lichttheater von Herrn Geiger. Für manche Menschen stellt sich vielleicht die Frage Why?Nachten, wie es die Österreichische Post auf ihrer neuesten Briefmarke formulierte. Aber brauchen wir nicht diese Momente des Innehaltens, der Besinnung, der Freude, der Hoffnung auf die verwandelnde Kraft des scheinbaren kindlichen Vertrauens auf das Gute in allen Menschen? Als Relikt des Festes springt nun ein lebenslustiger, kleiner schwarz-weißer Arno auf dem Hof herum, der schon sehnlichst auf die Bekanntschaft mit den Mitgliedern wartet. Julia und Tobias verpassten als gute Hirten unserer Schafherde einen zünftigen Klauenschnitt. Wobei sich Tobias dem heftigen Schuss einer heimtückischen Hexe erwehren musste.

Die Tage werden länger. Vor viereinhalb Milliarden Jahren dauerte ein Erdentag nur 6 Stunden. Vor 400 Millionen Jahren waren es schon 21 Stunden. Aber daran liegt es wohl nicht, dass uns der diesjährige Dezember frühlingshafte Temperaturen bescherte. Die Kartoffeln im Kartoffellager denken schon vorzeitig daran, frühzeitig Eltern zu werden. Unruhig schieben sie schon vorsichtig ihre neugierigen Keime durch die Schale. Sogar der Nordpol, der normalerweise um diese Zeit mit 50° minus in Eis erstarrt ist, taute auf. Ob die jüngste Weltklimakonferenz in Paris wirklich in der Lage war, den Ernst der Lage zu erkennen und in praktisches Tun zu verwandeln, bleibt nicht abzuwarten. „Learning by doing“ statt „Learning by dying“ ist angesagt.

Der Globus droht etwas aus dem Rhythmus zu geraten. Nun scheinen uns die Waisen aus dem Morgenland, die nicht nur dem dreizackigen Stern aus Untertürkheim folgen, zeigen zu wollen, wie es woanders um die Krippe bestellt ist. Vielleicht bringen sie das Gold der Erkenntnis mit, dass manches so nicht weitergeht. Unser Mitglied, der Arzt Paul Krause aus Bramsche, setzte die Sprache seines Gewissens in die Tat um. Zusammen mit einigen Freunden verwandelte er seinen VW Bulli in eine Feldküche und fuhr damit ins Niemandsland an die mazedonisch-griechische Grenze, mit der Absicht, Hungrige zu speisen. Aus seiner Familiengeschichte hat er erfahren, wie wichtig die menschliche Hilfe auf einer dramatischen Flucht sein kann.

In der Senioren-WG des Hühner Volkes haben sich zum Jahreswechsel wieder die Verhältnisse geklärt. Hahn Emil und die Diven sind heim ins Hühnerreich. Wahrscheinlich ist er über Ei-Phone vom zornigen Hahn Günther ultimativ zur Heimkehr aufgefordert worden, so dass sich Emil schleunigst auf den Ei-Patt gemacht hat, um zum Ei-Home zurückzukehren. Emil wurde mit seiner Frauschaft nachdrücklich zu Ordnung gerufen und da er keinen Stahlhelm trug, musste er einige Blessuren erleiden. Dafür aber stieg die Legeleistung (Ei-Weiss), vielleicht auch wegen der anstehenden Frühlingsgefühle, (Ei love you!), erheblich an.

„Kopf ab zum Gebet“ - scheint das Motto und die Botschaft unserer saudischen Geschäftsfreunde zum neuen Jahr zu sein. Erst mal 47 Enthauptungen zum Jahresanfang. Boykottdrohungen der EU - Fehlanzeige! Da verlängern wir lieber die Sanktionen gegen Russland. Es freut sich die USA - der Bankrott unserer Bauern wegen des Exportstopps für Agrarprodukte ist ein zu vernachlässigender Kollateralschaden.

Nun geht die Bundesregierung in einer Art panischer Reaktion in die Falle des IS. Deutsche Tornados sollen im Nahen Osten über dem türkisch-syrischen Grenzgebiet Luftbild Aufklärung machen. Zufällig sind dort auch die Wohngebiete der Kurden, von denen noch viele von der Landwirtschaft leben und denen die türkische Regierung den Kampf angesagt hat. Die Luftbilder müssen natürlich dem türkischen Generalstab vorgelegt werden??! Unser NATO-Partner Erdogan ließ nicht nur kurdische Friedensdemonstranten zu Wahlkampfzwecken in die Luft sprengen, sondern er sorgte auch dafür, dass die IS durch den Verkauf ihres geklauten Erdöls richtig stark wird. Vorher aber lieferte Frau Von der Leyen den Kurden noch deutsche Maschinengewehre, um die Jesiden zu befreien, wozu sonst niemand den Mut hatte.

Blicken wir auf die „Erfolge“ der Bundesluftwaffe im Jugoslawienkrieg zurück: In „mutig“ sicherer Angriffshöhe verwechselten sie die Kochherde, welche die ausgebombten serbischen Bauernfamilien hinter ihre zerstörten Häuser gestellt hatten, um damit noch Mahlzeiten zubereiten zu können, mit Panzern. Die mussten natürlich sofort, einschließlich Mittagessen, durch Luft-Boden-Raketen in die Luft gesprengt werden. Der Spruch vom „Schuss in den Ofen“ bekommt dadurch seinen UnSinn.

Da waren doch die US-Amerikaner in ihrer Zielbestimmung in diesem Krieg logischer. Das Traktorenwerk Torpedo, die Reifenfabrik Sava und eine ebenfalls kriegswichtige Zigarettenfabrik wurden vom Zielfindungskommando der US-Luftwaffe ausgewählt und bombardiert. Da haben bei Massey-Ferguson, GoodYear und Philip-Morris die Sektkorken geknallt. So gehörten auch wir plötzlich zum Kollateralschaden. Die Deutz-Traktorenwerke in Köln hatten den jugoslawischen Torpedowerken in Rijeka eine Lizenz für den Nachbau der 06/07 Schlepperreihen gegeben. Aus dem kaputten Werk gab es nun keine Ersatzteile mehr. Daher konnten wir unseren Torpedo Traktor nur noch zum Ausschlachten benutzen.

Statt im Syrienkrieg eine internationale Finanztransaktionssperre gegen den IS durchzusetzen, bombardiert die US-Luftwaffe heute die von der IS besetzten syrischen Ölförderanlagen. Da wird aber Dick Cheney - zu Bushs Zeiten Vizepräsident - zufrieden sein, dass die Aktien seines weltgrößten Ölförderanlagenkonzerns Halliburton wieder steigen.

Die Deutsche Bundeswehr hat kürzlich eine Peak Oil Studie erstellt, in der die dramatischen Folgen einer Ölzufuhrbegrenzung für die Nahrungsversorgung der Bevölkerung dargestellt werden. Wie krisenanfällig unsere am Öltropf hängende „moderne“ Landwirtschaft ist, machte uns auch ein Gespräch mit dem Schweizer Militärattaché in Deutschland deutlich. Er zeigte ein ausgesprochenes Interesse am Modell der CSA mit ihrem ressourcenschonenden regionalen Konzept. Er wolle seinem Freund, Vizepräsident des Schweizer Bauernverbandes, empfehlen, unseren Betrieb zu besuchen.

Die Fütterung der Tiere ist derzeit etwas aufwändiger, weil die Flächen leichter vermatschen. Trotzdem glauben wir, dass die konsequente Freilandhaltung das Beste für unsere Tiere ist. Denn es kommt nicht nur auf die Versorgung mit irdischen Stoffen und Kräften an, sondern auch auf die direkte Begegnung mit den kosmischen Stoffen und Kräften wie Licht, Luft, Wärme, Kälte und sogar Niederschlägen. All das kann unmittelbar auf das Fell, die Haut, die Hörner, die Augen, die Ohren und die Nase wirken. Ganz abgesehen vom Bewegungstraining und seiner belebenden Wirkung auf Körper und Gesundheit.

Im Januar präsentiert sich die deutsche Landwirtschaft wieder von ihren verschiedenen Seiten. Auf der Grünen Woche, der größten europäischen Ernährungsschau und der Demo „Wir haben es satt“. Während die Agrarindustrie sonst die angeblich romantischen Vorstellungen der Umweltschützer bezüglich Tierhaltung und moderner Agrarproduktion geißelt, sieht sie sich dort selbst gezwungen, den Besuchern eine heile Welt im Stall vorzugaukeln. Der Journalist Manfred Kriener formulierte es so: „Mit Kälbchen Peter im sonnengelben Strohbett und mit Lämmern und Zicklein an Mamas Eutermilchbar zeigen Organisatoren und Besucher, wenn auch unbewusst, dass sie die Ziele der Bauern-Opposition für eine bessere Tierhaltung anerkennen. Sie zeigen, wie es sein sollte. Sie werden damit wider Willen zum Botschafter einer anderen Landwirtschaft, denn die Realität -von der Antibiotikaspritze bis zu Küken-Schreddermaschine - müssen sie schamhaft verbergen. Sie sind in der Defensive.“

Wenn das so wäre! Zwar ist auch Tobias eingeladen, auf der Grünen Woche in Berlin einen Stand zum Thema CSA zu betreuen. Aber auch die großen Konzerne haben dieses Thema aufs Korn genommen. Die Bäuerin Judith Hitchman, Vertreterin des internationalen CSA-Netzwerkes bei der FAO (Food and Agriculture Organization) der Vereinten Nationen, stellte auf der CSA Konferenz in China folgendes fest: Aufgrund der wachsenden Bedeutung des CSA-Ansatzes, als neues Bündnis zwischen Bauern und Verbrauchern, sei diese Organisationsform ins Visier der Lobbyisten der internationalen Lebensmittel- und Handelskonzerne geraten. Sie versuchten nun über ihren Einfluss auf die künftigen Freihandelsabkommen wie TTIP, diese Form solidarischen Wirtschaftens in die Illegalität zu treiben, in dem sie diese als Handelshemmnis darstellten. Obama will im Frühjahr persönlich zur Hannover-Messe kommen, um für die Durchsetzung von TTIP zu werben.

Deshalb: Auf zur Demo am 16. Januar nach Berlin „Wir haben es satt!“

Wir wünschen euch allen ein frohes glückliches und gesundes neues Jahr!

Euer Team

vom CSA Hof Pente

FEBRUAR

„In deinem Leben ist noch eine wundervolle Überraschung verborgen,“ so sprach der Schmetterling zur Raupe.

Und die Raupe tippte sich an die Stirn: „Ach, lass mich doch in Ruhe mit deinen aufmunternden Sprüchen!“

Wolkengraue Windigkeit durchfeuchtet den niedrig schwebenden Winterhorizont. Stiefel schmatzen in Garten und Acker. Zusammengezogene Schultern scheuen ungemütliche Gänsehaut. Warmes Licht lockt zum leckeren warmen Mahle aus dem dunkel-feuchten Feierabendhimmel. Das wolkig schneiende Winterwetter schien Angst vor seinem Durchbruch zu haben. (Welche Strafe gibt es eigentlich für einen zünftigen WinterEinbruch?) Aber dann führte uns der Wettergott doch noch aufs Glatteis und versteckte heimtückisches Schlittereis unter kalten Wasserpfützen. Er überredete auch die Gewächshaustüren, sich der Öffnung zu verweigern. Am Dreikönigstag wurde unter Anleitung von Andrea das Dreikönigspräparat aus Weihrauch, Gold und Myrrhe an den Grenzen unseres Betriebes ausgebracht. Es hatte einen sofortigen, unmittelbaren, positiven Effekt: Die lang vermisste schöne Motorverkleidung unseres Kramer 1014 wurde unversehrt wiedergefunden.

Im Winter ist auch die Zeit, sich gemeinsam mit den Grundlagen und Eigenschaften des landwirtschaftlichen Betriebes (Hofesindividualität), den Beziehungen innerhalb des Betriebes (Hoforganismus) sowie dem Wirken der Elemente in Boden und Kosmos zu befassen. So geht es zum Beispiel in der biologischdynamischen Landwirtschaft nicht nur darum, die stofflichen Eigenschaften der chemischen Elemente zu erfassen, sondern auch deren Wirkungen als Lebensträger, Formbildner und Ausdruck von kosmischen Kräften. Als in-Form-gehen eines geistigen Prozesses -- InForm-ation. Sauerstoff, Wasserstoff, Kohlenstoff, Stickstoff und Schwefel werden damit in diesem Bilde zu Trägern des Geistes.

Sauerstoff trägt die Wirkungen des Lebendigen in den physischen Körper.

Kohlenstoff ist der Träger aller Gestaltungsprozesse in der Natur. Er bildet aus der Vorstellungswelt plastische Formen.

Der Stickstoff leitet das Leben in die Formen hinein, die vom Kohlenstoff verkörpert sind. Er verbindet also das Geistige mit der vom Kohlenstoff gebildeten Form.

Der Schwefel ist der Vermittler der geistigen Welt mit der physischen als Träger des geistigen Prinzips.

Der Wasserstoff hebt die gestalteten materiellen Prozesse auf eine höhere Ebene und löst sie letztlich wieder auf.

Mit diesen Charakterisierungen von Rudolf Steiner im landwirtschaftlichen Kurs geht es in erster Linie um das Eiweiß als Träger der Lebenskräfte. Aber diese Eigenschaften der Stoffe finden wir nicht nur innerhalb des lebenden Organismus. Die Stoffe können auch in der unbelebten Natur ihre spezifische Charakteristik entfalten. Denken wir zum Beispiel nur an die zunehmende Rolle des Kohlenstoffs in den Formprozessen der Industrie, wo er Metall ersetzt (Pkw).

In der biologisch-dynamischen Landwirtschaft geht es also nicht darum, tote Maximierungs-Rezepte der chemischen Industrie anzuwenden, sondern mit diesen Stoffen, die ja eine notwendige Voraussetzung für das Lebensgeschehen sind, so bewusst umzugehen, dass sie wirklich Träger eines geistigen Prinzips werden können.

Jetzt müssen wir uns schon auf die neue Kartoffelsaison einstellen. Sieglinde, die Frühkartoffel, ist bereits bestellt und wird in den Vorkeimkisten vorsichtig auf ihre neue Lebensaufgabe vorbereitet. Im letzten Jahr haben wir bereits in der letzten Februarwoche die Frühkartoffeln gepflanzt. Für die Lagerkartoffeln sortieren wir die besten Linda-Eltern aus der üppigen Vorjahresernte heraus. Etwa 2000 kg sind erforderlich. Die Geschmacksqualität unserer Kartoffeln scheint sich allmählich international herumzusprechen. Unser Frank hat seinem Bruder, der in England wohnt, einige Kilo zukommen lassen. Dieser teilte das Geschmackserlebnis mit seinen Nachbarn und Freunden. Umgehend orderten sie 1000 kg aus unserem Schweinekartoffelvorrat. Die Schweine haben übrigens mit schmatzendem Genuss ihre ersten Kartoffelportionen degustiert. Vor Begeisterung veranstalteten sie in der Schmöttke ein „Dirty Dancing“.

Unsere Rinder haben scheinbar ihre, von der Öffentlichkeit zugewiesene, Rolle als Klimasünderinnen durch Methangasrülpser so ernst genommen, dass sie offenbar den steigenden Kohlendioxidanteil der Atmosphäre durch verstärkten Verzehr von Kohlenhydraten ausgleichen wollen. Oder sie sind auf den Zeitgeist abgefahren, der auf die „High Carb Diet“ als letztem Schrei der Ernährungskultur abfährt. Jedenfalls verweigern sie sich derzeit der saftigen Kräutergras Silage und dem lecker duftenden Kleegrasheu und fressen wie verrückt ihr Einstreustroh.

Auch die Maulwürfe bekommen ihre ersten Frühlingsgefühle. In rasender Geschwindigkeit bauen sie ihre unterirdischen Strecken und U-Bahnhöfe, mit der sie Stuttgart 21 alt aussehen lassen. Wir haben schon überlegt, ob wir ihre Hyperaktivität nicht mit Ritalin bremsen können. Maulwurf Grabowski hat sich mal wieder selbst übertroffen und versucht, die Johannisbeersträucher in eine unterirdisch zu erntende Anlage umzuwandeln, wenn ihm nicht Einhalt geboten wird.

In der Werkstatt herrscht derzeit pure action, damit die Geräte auf die Frühjahrsarbeit vorbereitet werden. Um das Ordnungssystem für die vielen fleißigen Hände überschaubar zu halten, haben wir die Scharia eingeführt (Rechts- und Strafsystem). Die erste Fatwa (Lehrschreiben und Verhaltensmaßregel) ist veröffentlicht. Aber insgesamt wird es noch einen Dschihad (große Anstrengung) erfordern.

Wir wissen nicht, ob das Glück der Erde auf dem Rücken der Pferde liegt. Wir wissen aber, dass die Idee „Pferd“ ein Ergebnis der biologischen Intelligenz des Kosmos ist. Pferde sind seit Jahrtausenden mit der Arbeit des Bauern verbunden.

Einige Vorteile der Pferdearbeit sind auch heute noch unschlagbar.

Kein Lärm - fast lautlos gleiten die Tiere über den Acker.

Kein Abgas - das macht sich insbesondere im Gewächshaus lungenschonend bemerkbar.

Kein Erdölverbrauch - der Treibstoff (Gras, Heu) kann im eigenen Betriebsorganismus erzeugt werden. Das treibt allerdings die Ölscheichs zur Verzweiflung.

Kein Traktorkauf – die „Herstellung“ des Pferdes kann regenerativ über den Nachwuchs auf dem Hof erfolgen.

Kein Startproblem bei Zündschlüsselverlust.

Kein schädlicher Bodendruck - schont das Bodenleben. Verhindert Verdichtungen im Untergrund.

Denn: „Da ist der Wurm drin!“

Pferdearbeit bedeutet aber auch einen qualitativ anderen Umgang mit Zeit. Die Frage ist, wie kann man sie genießen. Time is Honey.

Pferde sind Lebewesen, keine technischen Monster. Sie können nicht einfach an-und abgestellt werden. Sie erfordern Zuwendung, gemeinsames Lernen und Beziehungspflege. Und für manche Funktionen, wie Ladetechnik und Antriebstechnik, müssen neue Lösungen gefunden werden. Am 23. Februar wollen wir mit Klaus Strüber, einem erfahrenen Praktiker, der auf dem CSA Hof Hollergraben mit Pferdetechnik arbeitet, überlegen, ob diese Wirtschaftsweise auch für uns geeignet sein könnte. Interessierte Mitglieder sind herzlich willkommen.

Die Veranstaltung zum Thema Glyphosat in der Deutschen Bundesstiftung Umwelt (DBU) Osnabrück, mit Frau Professor Dr. Monika Krüger machte wieder einmal deutlich, wie verantwortungslos der Umgang und der Einsatz von diesem gefährlichen Agrargift ist. Einige unserer Mitglieder hatten eine Blutuntersuchung zu ihrer eigenen Glyphosat-Belastung gemacht. Es zeigt sich, dass diese Belastung auch nach der Umstellung auf biologisch dynamische Ernährung noch lange anhält. Frau Professor Krüger wies darauf hin, dass man durch zusätzliche Einnahme von unbelastetem Sauerkrautsaft, Heilerde und unbelasteten Nüssen den Ausleitungsprozess beschleunigen könne.

Auch der Einsatz von Antibiotika in der Tierhaltung ist immer noch erschreckend, genauso wie die Verharmlosungsstrategie der Massentierhaltungslobbyisten. Der niedersächsische Landwirtschaftsminister Meyer wies darauf hin, dass der spezifische Einsatz von Reserveantibiotika aus der Humanmedizin in der Tierhaltung nicht mehr zulässig sein sollte. Sein Gegenspieler Osterhellweg, agrarpolitische Sprecher der CDU Landtagsfraktion, bezeichnete dies als Panikmache.