Kleefelder Notizen - Michael Schätzel - E-Book

Kleefelder Notizen E-Book

Michael Schätzel

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Beschreibung

Die in diesem Band komplett abgedruckten "Kleefelder Notizen" erschienen von 2013 bis 2020 monatlich in der Kirchenzeitung der Selbständigen Evangelisch-Lutherischen Kirche (SELK), der "Lutherischen Kirche", auch liebevoll "LuKi" genannt. Dabei hat es nicht wenige Leser und Leserinnen gegeben, die nach Eintreffen dieser kirchlichen Monatszeitschrift zuallererst (und manche auch nur) nach dieser Kolumne suchten. Der Reiz dieser kleinen Texte bestand und besteht darin, dass der Verfasser den Lesern darin einen Blick durch das Schlüsselloch des Kirchenbüros der SELK gewährt. Bischöfe und Kirchenräte erscheinen so als nahbare Menschen - mit Sinn für Humor und nicht zuletzt alles andere als unfehlbar. Die für diesen Band eigens angefertigten Illustrationen laden dazu ein, das jeweils mit wenigen Worten Eingefangene auch noch einmal aus einem anderen, nämlich einem künstlerischen Blickwinkel wahrzunehmen.

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Seitenzahl: 125

Veröffentlichungsjahr: 2022

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Inhaltsverzeichnis

Fahrradökumene

Kreuzverwertung

Zeitungsfrau

Namensunfälle

Bodenhaftung

Essensgeschichten

Nachbarschaft

Keksstadt

Grußkultur

Datenverlust

Morgenandacht

Räuchermännchen

Skandal im Bild

Monitorquartett

Hannover

Briefkastenwege

Stille

(

Falscher) Alarm

Fußball

Heiserkeit

Spiele

Papier

Baum

(

Brat-)Apfel

Licht

Vaterunser

Vogelfutterklau

Gemeindebriefe

Frühstück

Fußballnachbar

Heino

Urlaub

Sprache

Musik

Zitrone

Briefmarken

Bischof

Buchhandlung

Schokolade

Eichhörnchen

Charme

Hund

Leibniz

Fahrrad

Technik

Münchhausen

Gauner

Kerzen

Feuer

Zinsen

Postverkehr

Kaffee

Wien

Reise

Wien II

Computer

Wissen

Radfahrerstein

Flanierabend

Bethlehem

Hunger

Zeit

Gehaltsirrtum

Lektüre

Polizei

Spitznamen

Kirsche

Fremd.Info

Goldstaub

Kabarett

Einbruch

Fremdwörter

Handwerk

Klugsprech

Mandelzweig

Schätzel

Wurst & Dogmatik

Synodalverpflegung

Synodales Schmunzeln

Handwerkliches Geschick

Trinkgeld

Handwerklich II

Fenster

Niete

Schopenhauer

Schmetterling

Weiterleben

Corona

Unterschriften

Traumhaus

Waldgedichte

Bücher

Lieblingsstadt

Kürbis

Videokonferenzen

Abschied

Nachwort der Herausgeber

Fahrradökumene

(Januar 2013)

„Kirchenobere fahren zu große Autos“, titelte die Hannoversche Allgemeine Zeitung in ihrer Ausgabe vom 6. Dezember 2012. Berichtet wird vom Dienstwagencheck der Deutschen Umwelthilfe, bei dem 23 von 47 überprüften leitenden Geistlichen die „Rote Karte“ erhielten, weil sie mit ihren Dienstwagen den geltenden Emissionswert deutlich überschreiten. 19 sahen Gelb, nur 5 Grün.

Bei uns im Kirchenbüro in Hannovers schönem Stadtteil Kleefeld steht keine umweltbelastende Nobelkarosse vor der Haustür, wenn der Bischof am Platz ist. Dafür findet man – passend zu jenem Lasttier, das einst den Herrn Christus trug – einen Drahtesel im Fahrradständer. Unser Bischof setzt auf die grüne Karte und fährt Rad – mitunter mit akrobatischem Aktenkoffertransfer, dafür aber seit seinem letztjährigen Geburtstag mit Helm in pastoral-sportlichem Schwarz.

In besagtem Fahrradständer stand eines Tages auch das neue Fahrrad einer Mitarbeiterin der im Kirchenbüro beheimateten Allgemeinen Kirchenkasse. „CALVIN“ prangte auf dem Rahmen. Ich war versucht, heimlich ein markantes „LUTHER“ auf das bischöfliche Vehikel zu sprühen, um dem reformierten Reformator deutlich zu machen, wer hier bei uns der Herr im Haus ist. Die innerevangelische Fahrradökumene konnte dann aber vorsichtshalber ohne diese bekenntnismotivierte Sachbeschädigung auskommen – und tat es auch:

Als Vorstandsmitglied der Arbeitsgemeinschaft Christlicher Kirchen ist Bischof Voigt das Miteinander in versöhnter Verschiedenheit gewohnt.

Calvins Besitzerin ist inzwischen im Ruhestand. Vielleicht sollten wir bei künftigen Einstellungsgesprächen auch die Fahrradthematik anschneiden. Nicht, dass eines Tages BUDDHA im Garten des Kirchenbüros steht. Das wäre des Guten dann doch zu viel!

Kreuzverwertung

(Februar 2013)

Ob da ein Hund begraben liege, wollte ein Besucher mehr scherz- als ernsthaft wissen. Ein Kalksteinkreuz auf einem Sockel steht vor dem Eingang unseres Kirchenbüros in Hannover-Kleefeld. Wie es denn dahin gekommen sei, war wohl die eigentliche Frage. Die Antwort ist leicht. Da wurde eines Tages eine Information aus einer unserer Gemeinden ans Kirchenbüro gegeben. Es liege dort ein graues Kreuz im Garten, das nicht gebraucht werde. Ob Interesse bestünde, sonst würde man es entsorgen. Am Ende des Liedes hat dann ein Zivi das Kreuz nach Hannover geschafft, wo ihm allerdings fortan ein ähnliches Schicksal widerfuhr. Da lag es lange Zeit hinterm Haus und führte ein Schattendasein – bis im Rahmen von Umbaumaßnahmen ein Architekt sich erkundigte und der Sache annahm: Er stellte (der Kirche zum Geschenk) das Kreuz auf einen passenden, eigens gegossenen Sockel.

Da steht es nun, mehr schlicht als ergreifend – als allerdings nicht zu übersehendes, nicht zu verachtendes (Vor-)Zeichen vor unserem Kirchenbüro.

Es gibt so Sachen, die mag man nicht wegschmeißen. Auch alte Bibeln zum Beispiel. Von irgendeiner kirchlichen Einrichtung hörte ich neulich, sie betreibe einen Bíbelfriedhof, an den Menschen ausgediente Bibeln abgeben könnten, ohne ein schlechtes Gewissen haben zu müssen.

Zu alledem passt die Erinnerung an eine Konfirmandenfreizeit während meines Vikariats. Nach dem Abschlussfrühstück verteilte der Pastor die Nahrungsreste und diente einem Konfirmanden das Brot an.

Der maulte irgendwas von „Brauchen wir nicht!“. Worauf mein Vikarsvater erwiderte: „Gut, dann tu das Brot in den Mülleimer!“ Das saß! Das Brot war gerettet! Manchmal muss der Wink mit dem Zaunpfahl eben etwas deutlicher ausfallen.

Zeitungsfrau

(März 2013)

„Hund beißt Zustellerin in Oberschenkel“ lautete in einer Beilage zur Hannoverschen Allgemeinen Zeitung (HAZ) vom 30. Januar 2013 die Überschrift über eine Meldung. Sofort kommt mir unsere gute „Zeitungsfrau“ in den Sinn, die seit -zig Jahren für unsere Straße zuständig ist. Werktag für Werktag legt sie in aller Herrgottsfrühe treu und zuverlässig die Tageszeitung in das Fach, das im Mauerwerk am Gartentor zu unserem Kirchenbüro und meiner Dienstwohnung in Hannover-Kleefeld dafür vorgesehen ist.

Einen Hund braucht unsere Zustellerin hier nicht zu fürchten. Zwar gibt es den Bürohund („Mini“) einer Mitarbeiterin. Aber der kommt erstens erst später ins Haus und hat zweitens noch nie jemanden in den Oberschenkel gebissen.

Die Meldung hat meinen Gedanken aus anderem Grund spazieren geschickt. Ein Unfall war nötig, eine 55 Jahre alte, in der Meldung namenlos bleibende Zustellerin in die Zeitung zu bringen. Das muss doch auch ohne Hundesbiss gehen! Von unserer Zeitungszustellerin kenne ich das Alter nicht. Ich habe sie auch noch niemals gesehen! Ich kenne aber ihren Namen. In jedem Jahre vor Weihnachten tauschen wir nämlich in diesem Mauerwerkfach Grüße aus – und ich nutze die Gelegenheit gerne zu einem kleinen Erweis unserer familiären Dankbarkeit. In diesem Jahr werde ich das aus gegebenem Anlass auch zu Ostern tun – mit einem Belegexemplar dieser Ausgabe von „Lutherischer Kirche“: Mitten im Jahr, einfach so, als Zeichen der Dankbarkeit für allen Einsatz bei Wind und Wetter.

Und auch stellvertretend für alle, die eher im Verborgenen und unscheinbar beständig und verlässlich für andere da sind. Sie sind in der Zeitung, Frau Karla Maasberg! Auf ihre Reaktion bin ich jetzt schon gespannt!

Namensunfälle

(April 2013)

„Philosophenviertel“ heißt die Gegend in Hannovers schönem Stadtteil Kleefeld, in dem das Kirchenbüro der SELK beheimatet ist. Der Name verdankt sich den dortigen Straßennamen. Da herdert es und hegelt, es kantet, fichtet und schleiermachert, und will man die kirchliche Verwaltung erreichen, ist man in der Schopenhauerstraße an der richtigen Adresse. Der Denker und Hochschullehrer Arthur Schopenhauer (1788–1860) stand Pate.

Nun muss man nicht jeden Philosophen kennen. Darum kann es beispielsweise auch leicht dazu kommen, dass in postalischen Adressierungen aus der Person schon mal ein Ort wird („Schopenhauer Straße“), wo immer „Schopenhau“ auch liegen mag, oder dass sich immer wieder mal eine wundersame Buchstabendopplung zeigt („Schoppenhauerstraße“), deren Hintergrund und Sinn sich nicht wirklich schlüssig erklären lässt. Der Großteil derer, die Briefpost ans Kirchenbüro schicken, ist allerdings ohnehin aus dem Schneider: Er sendet ans Postfach!

Was mich angeht, so ereilt auch mich mitunter eine leichte Namensverunfallung. Offenbar legt sich bei „Schätzel“ trotz meiner in Fleisch und Blut übergegangenen Namensvorstellung „Schätzel-wie-Schatz-mit-ä-und-e-l“ zu leicht ein schwäbischer Hintergrund nahe, sodass ich allen zuvor gestarteten Bemühungen zum Trotz je und dann als ein Herr „Schätzle“ angeschrieben oder -gesprochen werde.

Pfiffiger finde ich da schon, was sich ein Schüler einfallen ließ, der bei meinem Vater Religionsunterricht genossen hat. Eines Tages ging es um Namen, die die Gottesbezeichnung „-el“ enthalten – wie Israel und Samuel oder natürlich auch Michael. In einer schriftlichen Arbeit nach Beispielen für solche Namen gefragt, erfand jener der Dreiklang: „Bethel, Es-el, Schätz-el“.

Bodenhaftung

(Mai 2013)

Mit Blick auf die „Kleefelder Notizen“ schickte Leser Wolf Warncke mit der Angabe „22.03.13 (Quelle: Morgenpost)“ eine Lesefrucht ans Kirchenbüro: „Irgendwie muss es doch machbar sein, diese kleine, aber feine Story in die LuKi zu bringen.“

„Fünf Tage nach seiner Wahl hat Papst Franziskus erneut unter Beweis gestellt, was Volksnähe bedeutet“, liest man: „Der 76-Jährige rief persönlich bei einem Kiosk-Besitzer in seiner Heimatstadt Buenos Aires an, um sein Zeitungsabonnement zu kündigen. Daniel Del Regno, Sohn des Kioskinhabers, nahm den Hörer ab. ‚Kardinal Jorge hier.’ Laut der ‚Catholic News Agency’ dachte der verblüffte Daniel zuerst, es handelte sich um einen Scherz – doch Papst Franziskus räumte die Zweifel schnell aus: ‚Im Ernst, ich bin’s, Jorge Bergoglio, ich rufe aus Rom an’, antwortete er. Der Zeitung ‚La Nación’ sagte der junge Del Regno, Franziskus habe sich bei ihm dafür bedankt, die Zeitung über einen so langen Zeitraum geliefert zu haben und wünschte seiner Familie alles Gute.“

So weit die heitere Lesefrucht. Fragt sich nur, was Rom und Buenos Aires mit Hannover-Kleefeld zu tun haben, wo unsere Kirchenverwaltung ihren Sitz hat. – Klar, auch hier lebt ein leitender Geistlicher mit Bodenhaftung: Kaffee und Tee, in der winzigen Büroküche von Bischof Voigt persönlich zubereitet, sind mehr Regel als Ausnahme.

Wie hier überhaupt Verwaltung in schmalen Strukturen geschieht – im Spannungsverhältnis zwischen Repräsentanz und Volksnähe: So ist der Bischof seine eigene Sekretärin, wechselt Leuchtstoffmittel im Flur aus oder radelt zur Stadtteilbuchhandlung, wenn es ein Gastgeschenk zu besorgen gilt. Auf dem Teppich bleiben: eine empfehlenswerte bischöfliche Lebensart – in ökumenischer Verbundenheit!

Essensgeschichten

(Juni 2013)

Das Kirchenbüro in Hannovers schönem Stadtteil Kleefeld ist immer wieder Treffpunkt für Arbeitsgruppen, Ausschüsse und Kommissionen.

Dauert so ein Treffen über Mittag an, stellt sich die Frage nach dem Essen. Die einen bevorzugen die kalte Küche mit belegten Brötchen, weil’s so schön schnell geht, andere werden in guter Tradition bekocht, wieder andere lieben das Büfett beim Chinesen um die Ecke. Oft wird der Bringdienst bemüht. Und neuerdings haben wir von Zeit zu Zeit einen Ausschuss im Haus, der sich sein Süppchen mitbringt.

Wollte man aus dem sprichwörtlichen Nähkästchen plaudern, wäre – zum Beispiel – vom alkoholfreien Weizen zu berichten, das sich ein Propst in schöner Regelmäßigkeit ebenso zum chinesischen Allerlei bestellt wie der Kirchenratskollege seinen O-Saft. Verschiedenen Techniken, einer Frühlingsrolle beizukommen, könnten vorgestellt werden. Vom medienmissionarischen Pfarrer, der auf Pizza Hawaii schwört, würde die Rede sein können und von einem Bischof, der seine Bringdienstdönertasche mit Messer und Gabel zerlegt.

Einmal gab es beim Verteilen der gebrachten Leckereien eine böse Überraschung. Bei der Bestellung war etwas schiefgegangen. Es fehlte eine Pizza, für eine Nachlieferung fehlte die Zeit. Schnell brach von denen, deren Bestellung erfolgreich gewesen war, jeder dem Hungrigen sein Brot. Ein bunter Teller mit einem Achtel von der Salami-Pizza, mit einem Stück Fleisch, ein paar Pommes, einer Scheibe von der Dönerrolle und einer Portion vom Insalata Capriciosa stand vor dem pizzalosen Mitstreiter. Kein Vergleich zur Speisung der 5000, schon klar. Aber ein feines Zeichen geschwisterlichen Teilens. Und am Ende leckerer als eine schnöde Margherita.

Nachbarschaft

(Juli 2013)

Nach Gründung der SELK wurde um den Sitz der Kirchenleitung gerungen. Die Wahl fiel auf Hannover und auf ein Grundstück, das verkehrstechnisch günstig im Stadtteil Kleefeld liegt. Damit es nicht gar zu üppig würde, wurde das Grundstück geteilt, den einen – bebauten – Teil übernahm die SELK, auf dem anderen baute ein Rechtsanwalt.

Kleefeld ist ein bunter Stadtteil, in dem querbeet so ziemlich alle anzutreffen sind, die man in einer Stadt so findet. Rund ums Kirchenbüro geht es eher beschaulich zu. Und es gibt eine durchaus illustre Nachbarschaft. Der türkische Generalkonsul Hannovers hat in unserer Straße sein vielfach gesichertes Domizil gefunden. Das Präsidium der Niedersächsischen Landesjägerschaft residiert hier und sorgt schon mal dafür, dass sich zu Filmaufnahmen Wildschweine ein Stelldichein geben. Der frühere Rockbassist der „Scorpions“ wohnte bis vor Kurzem zwei Häuser weiter und bereicherte langmähnig und mit Gitarre so manche Adventsfeier im Kindergarten. Dann ist da der langjährige Vorstandsvorsitzende der Deutschen Messe AG Hannover, der frisch gemähten Rasen liebt. Und auch der Manager, der sich unter anderem bei der Continental AG einen Namen gemacht hat, zählt zur Nachbarschaft.

Der Conti-Mann übrigens gibt sich außerhalb offizieller Termine gerne im in die Jahre gekommenen Jogginganzug. Einmal, als er sich derart gekleidet auf einem Beet vor dem Zaun zu schaffen machte, sei ein Stadtstreicher des Weges gekommen, so erzählte er eines Tages – und habe ihn gefragt: „Ej, haste mal ne Mark für mich!?“ Daraufhin habe er mit dem rechten Daumen auf das reedgedeckte Haus hinter sich gedeutet und erwidert: „Ej, meinst du, wenn ich ne Mark übrig hätte, würde ich für diese Leute da malochen!?“

Keksstadt

(August 2013)

Bei uns im Kirchenbüro in Hannovers schönem Stadtteil Kleefeld hatten wir bis in den Juli hinein für vierzehn Tage Handwerker zu Gast.

Sanierungsmaßnahmen in der unteren Büroebene, die andere schnöde „Keller“ nennen, waren überfällig: Es galt, der Feuchtigkeit in den Wänden zu Leibe zu rücken.

Am Ende der Arbeiten, an die uns – abgesehen von der guten Erfahrung der erfolgreichen Sanierung – von den fleißigen Sanierern unorthodox umsortierte Ordner und Materialien sowie allerlei feiner Staub sicher noch eine Weile erinnern werden, bedankten sich die Mitarbeiter des Unternehmens für die (aus unserer Sicht: selbstverständliche) tägliche Versorgung mit Kaffee und kalten Getränken – „und ganz besonders für die Kekse!“

Damit nicht genug. Am Tag nach der Beendigung der Arbeiten kam der Chef des kleinen ortsansässigen Unternehmens, den einst der Eishockeysport aus Bayern in unseren Stadtteil verschlagen hat, noch einmal höchstpersönlich vorbei, um den besonderen Dank zu bekräftigen – mit einem Pappkarton voller verschiedener Kekspackungen!

Nun haben wir es hier in Hannover ja ohnehin mit den Keksen. Nicht umsonst hat sich der (ausgebildete Kirchenmusiker und) Kabarettist Matthias Brodowy das Lied von der „Stadt mit Keks“ ausgedacht. Das Unternehmen mit dem unlängst geklauten und bundesweit medial bedachten goldenen Firmenkeks lässt grüßen.

Meine Gedanken gehen zu einem Treffen der innerprotestantischen Ökumene in einem anderen Kirchenamt unserer Stadt. Aus den Reihen der SELK-Vertreter würdigte jemand im Smalltalk das Gebäck, das zu Warm- und Kaltgetränken angeboten wurde. „So gut geht es hier nicht allen Gästen“, meinte jemand von der anderen Seite. „Aber Sie gelten bei uns als kekswürdig!“

Grußkultur

(September 2013)

Wenn jemand den Wohnort – Bochum – meines früheren Kirchenratskollegen Hans Dorra mit kurzem „o“ ausspricht, pflegt dieser mit einem betont Langem-o-Bochum zu kontern und ergänzt „Soviel Zeit muss sein!“

Daran muss ich oft denken, wenn ich hier im Kirchenbüro im schönen Hannoverschen Stadtteil Kleefeld meine E-Mails bearbeite und mich über verstümmelte Grußformeln ärgere. Wenn jemand seine Mail mit der Sparvariante „Gruß Fridolin“ beendet, lasse ich meine Antwort schon mal in ein „Fünf Grüße Michael“ münden oder - etwas ausführlicher: „Ich nehme den einen und erhöhe auf sieben Grüße!“

Manchmal steigt dann die Zahl im dann eher kurzweiligen Mailwechsel eines Tages. Das nächste heißt es dann vielleicht „Viele Grüße“, was mich schon mal zu einem Konter mit „Mehr Grüße“ animiert.

Was die abgekürzte Version „MfG“ (für „Mit freundlichen Grüßen“) angeht, so steht sie auf der Liste meiner persönlichen Abneigungen ganz weit oben. Was soll damit eigentlich signalisiert werden? Eile?

Hektik? Keine Zeit? Jedenfalls nicht eine angemessene Wertschätzung!

Dass man in geschäftlicher oder anders förmlicher Korrespondenz freundlich grüßt, in persönlicher aber eher herzlich oder gar lieb, ist üblich und gut so. Interessant ist die Frage, was „gute“ oder gar „beste Grüße“ eigentlich sind – Freundlichkeit, Herzlichkeit und Liebe in einem? Und noch mehr? Immerhin: Auch „fröhliche Grüße“ habe ich schon entgegengenommen und andere kreative Vertreter der Grußkultur.