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Es wird geschildert die Entwicklung des Fußballsports in Deutschland nach dem Ende des Zweiten Weltkrieges bis zur Einführung der Bundesliga 1963 mit Blick auch auf den internationalen Fußball und den Amateurfußball in Deutschland
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Seitenzahl: 46
Veröffentlichungsjahr: 2024
Für unseren Freund Jan Tigges zum 80. Geburtstag
INHALT
Die Anfänge nach dem Krieg
Aufbruch zu neuen Ufern
Über das Saarland zum Wunder von Bern
Fußball im Lande des Weltmeisters
Blick über den Zaun: Europäische Pokale
Auf dem Weg zur Weltmeisterschaft in Schweden
In der zweiten Reihe: Der Amateurfußball
Die deutsche Nationalmannschaft der Amateure
Die Einführung der Bundesliga – Profi-Fußball
Erinnerung an einen ganz Großen
Über den Autor
Die Anfänge nach dem Krieg
Das erste Fußballspiel nach dem Zweiten Weltkrieg fand in Deutschland am 28. Juni 1945 in Frankfurt statt. Ein Kriminalkommissar hatte hierfür nach mehreren vorherigen Anläufen von der Militärregierung eine Lizenz erhalten.
Allmählich fanden dann auch anderswo Fußballspiele statt und dabei entwickelte sich für die großen Vereine in Ermangelung von Ligaspielen eine Reisetätigkeit, die auch als „Kartoffelspiele“ bezeichnet wurde. Denn man spielte überwiegend für Naturalien, die auf dem Markt sonst nur schwerlich zu bekommen waren. Ein solches Spiel fand beispielsweise am 1. Dezember 1945 im Poststadion in Bonn statt, wo die berühmte Mannschaft von Schalke 04 mit den Nationalspielern Szepan und Kuzorra, Tibulski und Torwart Klodt gegen Tura Bonn vor über 10 000 Zuschauern mit 1:0 gewann.
1. Dezember 1945: Tura Bonn gegen Schalke 04 0:1. Auf dem Foto zu erkennen: Fritz Szepan (ganz links), Paul Lehmann,der englische Schiedsrichter, Ernst Kuzorra und ganz rechts Torwart Hans Klodt
Bonn war dann später Schauplatz eines denkwürdigen Ereignisses: am 26. März 1948, also drei Jahre nach Kriegsende, fand im Poststadion das erste internationale Fußballspiel nach dem Kriege auf deutschem Boden statt. Die Fußballmannschaft der Universität Bonn empfing als Gäste aus der Schweiz die Mannschaft der Universität Bern. Die Bonner Mannschaft, die zweimal Deutscher Hochschulmeister wurde, gewann 3:1. Schiedsrichter des Spiels war Peco Bauwens, der spätere Präsident des Deutschen Fußballbundes. Sogar die Deutsche Wochenschau war nach Bonn gekommen, um das Spiel im Film zu dokumentieren.
Die Mannschaften der Universität Bonn (Helles Trikot) und der Universität Bern
Und noch ein für die damalige Zeit bemerkenswertes Ereignis fand in Bonn statt: Die schon berühmte „Walter-Elf“ des 1. FC Kaiserslautern spielte im Poststadion gegen Tura Bonn und gewann 12:3. Es war das erste Spiel der Mannschaft aus Kaiserslautern außerhalb der Französischen Besatzungszone. Der Vorsitzende der Tura hatte in zähen zum Teil telegrafischen Verhandlungen von den beteiligten Militärregierungen der Französischen und Britischen Besatzungszone die Erlaubnis für diese Reise von einer Zone in die andere erreicht. Das Ereignis war so bedeutsam, dass der Nordwestdeutsche Rundfunk die letzte Viertelstunde des Spiels im Rundfunk übertrug.
Der 1. FC Kaiserslautern 1948: Klee, Fritz Walter, Werner Liebrich, Ernst Liebrich, Grewenig, Ottmar Walter, Basler, Christmann, vorne Huppert, Hölz, Kohlmeyer
Am 8. August 1948 fand im Köln-Müngersdorfer Stadion vor 75 000 Zuschauern das erste Endspiel um die Deutsche Fußballmeisterschaft nach dem Krieg statt. Nachdem die amerikanischen und britischen Besatzungsmächte die Gründung eines „bizonalen Fußball-Ausschusses“ genehmigt und damit die Austragung von Meisterschaften in ihren Zonen zugelassen hatten, stimmten auch die Franzosen am 12. April 1948 der Gründung eines Deutschen Fußball-Ausschusses zu. Somit konnte die erste Deutsche Fußballmeisterschaft nach dem Krieg ausgetragen werden. Der eingeladene Meister der Sowjetischen Besatzungszone, SG Planitz, war zu dem vorgesehenen Spiel gegen den 1. FC Nürnberg nach Verbot der sowjetischen Besatzungsmacht nicht angetreten. Für das Finale hatten sich der Süddeutsche Meister 1. FC Nürnberg und der Französische Zonenmeister 1. FC Kaiserslautern, die „Roten Teufel vom Betzenberg“, qualifiziert. Kaiserslautern musste ganz in Weiß spielen, da Nürnberg auf den roten Tradition-Trikots bestanden hatte. Es standen sich folgende Spieler unter der Leitung von Schiedsrichter Burmeister gegenüber.
1. FC Nürnberg: Schaffer, Knoll, Bergner, Gebhardt, Hagen, Kennemann, Uebelein, Herbolsheimer, Morlock, Pöschl, Winterstein.
1. FC Kaiserslautern: Hölz, Huppert, Kohlmeyer, Ernst Liebrich, Werner Liebrich, Klee, Grewenig, Fritz Walter, Ottmar Walter, Basler, Christmann.
Der 1. FC Nürnberg gewann durch Tore von Winterstein und Pöschl bei einem Gegentor durch Uebelein (Eigentor) mit 2:1 und wurde damit alleiniger Rekordmeister mit sieben deutschen Meistertiteln vor Schalke 04.
Nürnberger Jubel nach dem Gewinn der Deutschen Meisterschaft
Nun begann sich der Fußballbetrieb allmählich zu normalisieren. So wurde auch der Ruf nach der Wiederaufnahme von Länderspielen der Nationalmannschaft lauter. Aber Deutschland gehörte nicht mehr dem Welt-Fußballverband FIFA an und war gewissermaßen geächtet. Hiergegen regte sich Widerspruch in einigen Ländern, darunter auch in den USA. Der Deutsch-Amerikanische Fußballverband protestierte bei der FIFA mit der Begründung, sie sei zur Förderung des Fußballsports gegründet worden und nicht, um Boykotte zu verhängen. Aber es dauerte noch einige Zeit, bis Deutschland wieder in die FIFA aufgenommen wurde.
Der erste Deutsche Fußballmeister nach dem Zweiten Weltkrieg: Der 1. FC Nürnberg Ganz rechts der spätere Weltmeister Max Morlock
Man behalf sich zunächst mit sogenannten Repräsentationsspielen zwischen den einzelnen Regionalverbänden, so Nord gegen Süd oder West, wobei die jeweils besten Spieler eines Verbandes nominiert wurden, eine Art Vorauswahl für eine spätere Nationalmannschaft. Von 1946 bis 1951 fanden 15 solcher Vergleichs-Wettkämpfe statt.
Die Regionalverbände spielten ihre eigenen Meisterschaften aus und schickten dann ihre Sieger in die sogenannten Endrundenspiele um die Deutsche Fußballmeisterschaft. Zu dieser Zeit taten sich im Westdeutschen Fußballverband einige Vereine hervor, darunter auch der sechsmalige Deutsche Meister Schalke 04.
Die erfolgreichste westdeutsche Mannschaft Borussia Dortmund Erdmann, Vogt, Michallek, Flügel, Koschmieder, Schlebrowski, Wieding, Ibel, Linnewweber
Der Westdeutsche Meister Schalke 04 Kersting, Klimmek, Matzek, Klodt, Zwickhöfer, Krause, Sandmann, Kleina, Dargaschewski, Behring