Kleine Wunder - ROTE NASEN Clowndoctors International - E-Book

Beschreibung

»Die Erlebnisse der ROTE NASEN Clowndoctors sind so unterschiedlich wie das Leben selbst: von heiter und fröhlich bis rührend und ergreifend. Das zeigen die beeindruckenden Geschichten in diesem Buch. Sie alle beruhen auf wahren Begebenheiten. Freuen Sie sich auf Geschichten mit kleinen Wundern!« Clowndoctors aus Österreich, Deutschland, Tschechien, Polen und vielen anderen Ländern erzählen von Erlebnissen mit kleinen und großen Patienten, die sie besonders berührt haben. Da ist zum Beispiel Évi, die voller Begeisterung mit den Clowns tanzt, obwohl sie sich nur mit Mühe auf den Beinen halten kann. Der autistische Álmos, der in Gegenwart der Clowns plötzlich zu sprechen beginnt. Annie, die den Spieß umdreht und ihrerseits die Clowndoctors zum Lachen bringt. Oder die krebskranke Melisa, die ihre Ärzte bereits aufgegeben haben, und die nach dem Besuch eines Clowndoctors die Krise überwindet und wieder nach Hause gehen darf. Dieses Buch erzählt von der Kraft des Lachens und des Humors, die in jeder Lebenslage, mag sie auch traurig scheinen, Momente des Glücks und der Freude zu bringen vermag.

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ROTE NASEN Clowndoctors International

Kleine Wunder

ROTE NASEN Clowndoctors International

KleineWunder

Erlebte Geschichtenzum Lachen und Nachdenken

Mit einem Vorwort von

AMALTHEA

Dieses Projekt wurde mit der Unterstützung der EuropäischenKommission finanziert. Diese Publikation spiegelt ausschließlich dieAnsichten des Autors wider, und die Kommission kannfür keine Nutzung verantwortlich gemacht werden,die auf den hierin enthaltenen Informationen basiert.

Besuchen Sie uns im Internet unter:www.amalthea.atwww.rotenaseninternational.com

© 2015 by Amalthea Signum Verlag, WienAlle Rechte vorbehaltenÜbersetzung ins Deutsche: Connect-Sprachenservice GmbH,www.connect-sprachenservice.atUmschlaggestaltung: Beate HecherUmschlagfotos: Cover: © Zuzana Vajdova;hintere Klappe: © Felix Heller; Rückseite: © Tariq AmeeraHerstellung und Satz: Cindy LeitnerGesetzt aus der 11/15 Punkt Kievit Pro,9/11 Punkt Minion ProISBN 978-3-99050-016-3eISBN 978-3-903083-04-2

Inhalt

VorwortRolando Villazón

Über die Philosophie von ROTE NASEN ClowndoctorsMonica Culen und Giora Seeliger

Zu diesem BuchGary Edwards

Kleine Wunder aus Österreich

Eine kurze Weile LeichtigkeitChristian Sommer

Kleiner großer ErfolgJutta Pichler

Rückkehr zu MaxMartina Haslhofer

Musik verbindetChristina Matuella

Einmal im Leben – Daniel entdeckt die LiebeKarola Sakotnik

Hauptsache, es ist möglichMarkus Rupert

Die Theatergötter lächelnGiora Seeliger

Der BalkankonfliktGiora Seeliger

Wenn Luft zur Botschaft wirdIngrid Türk-Chlapek

Kleine Wunder aus der Tschechischen Republik

Wer zuletzt lacht …Jana Kučerová

Der Vater und der LöweRadka Blatná

Die WunderblaseGary Edwards

Vögel unter dem BettGary Edwards

Das leere BettGary Edwards

Nicoles GeschenkGary Edwards

Prinzessin KarolinaGary Edwards

Kleine Wunder aus Deutschland

Weniger ist mehrReinhard Horstkotte

Auseinandersetzung mit dem ElefantenPaul Kustermann

Kleines Wunder aus Kroatien

Mehr MusikZoran Vukic

Kleine Wunder aus Ungarn

Évi liebt das TanzenEszter Nagy

Hilfe bei einer UntersuchungJános Greifenstein

Poetische Begegnungen, unendlich wiederholtZsolt Reitter

Herr Igel und Herr WurmÉva Csatári

VersteckspielTünde Gelencsér

Kleine Wunder aus Litauen

Sich verliebenŽilvinas Beniušis

Auf der Suche nach dem SchweinMarija Baranauskaitė

Kleine Wunder aus Neuseeland

Lächelnde AugenJude Bishop

Grimassen schneidenJude Bishop

Ein kleiner ErfolgJude Bishop

Kleine Wunder aus Polen

Herr FingerJim Williams

Eine Jamsession für AlaJim Williams

Kleine Wunder aus Palästina

Wenn Blinde Blinde führenTarek Zboun

Das Leben als Clown kann ergreifend und gleichzeitig so schwer sein!Tarek Zboun

Auge in AugeFaisal Abualhay

Kleines Wunder aus Slowenien

Blumen für MarkoTomaž Lapajne Dekleva

Kleine Wunder aus der Slowakei

Sammies ArcheMariana Kovačechová

OliverTomáš Hudcovič

Ein Konzert für SimonkaJarka Hatiarová

Die unsichtbare GroßmutterJarka Hatiarová

Über ROTE NASEN Clowndoctors

Bildnachweis

Vorwort

Seit vielen Jahren bin ich schon leidenschaftlicher Botschafter von ROTE NASEN. Als Clown »Dr. Rollo« begleite ich sie so oft ich kann bei ihren humorvollen Visiten im Krankenhaus, und dabei erlebe ich immer wieder, was für großartige Arbeit sie leisten.

ROTE NASEN Clowns können Tränen in ein Lächeln verwandeln. Sie bringen Glück und Farbe ins Krankenzimmer. Mit der Strahlkraft eines Regenbogens nehmen sie kranke Menschen mit in eine Welt voller Farben, Bewegung, Licht und Freiheit. Und ihre Poesie bleibt zurück, auch wenn sie schon längst gegangen sind.

Ich finde es wichtig zu betonen, dass ROTE NASEN nicht nur Entertainment sind – ihre psychosoziale Unterstützung für Menschen in schweren Situationen ist von großer Bedeutung! Dank der Clowndoctors ist es möglich, trotz Krankheit und Sorge einen Funken Glück und Freude zu empfinden. Und jeder – egal ob jung oder alt – muss wissen: Gerade in schwierigen Situationen können und dürfen wir lachen. Lachen ist ein Teil von uns!

Ich habe ROTE NASEN selbst schon oft erlebt und deshalb weiß ich, wie viel sie bewirken. Berührende Momente, wie sie in diesem Buch beschrieben sind, sind mir sehr vertraut.

Es erfüllt mich mit Stolz, einer von ihnen sein zu dürfen.

Rolando Villazón

Startenor, Regisseur, Autor

Humorbotschafter von ROTE NASEN Clowndoctors International

Über die Philosophie von ROTE NASEN Clowndoctors

Schon Sigmund Freud sagte: »Wer nicht mehr lachen kann, ist nicht mehr lebensfähig.« Dieser Satz unterstreicht in unseren Augen, dass Lachen ein zutiefst menschliches Bedürfnis ist.

Welche Kraft Humor hat, sehen wir nicht nur in unserer tagtäglichen Arbeit im Spital, sondern bestätigen uns auch ÄrztInnen und Pflegepersonal. Gerade in schwierigen Lebenslagen, wie zum Beispiel bei einem Krankenhausaufenthalt, werden Fröhlichkeit und Lachen als Tabu empfunden. Dabei sollte man sich Lachen zutrauen, es wirkt im Moment erleichternd und befreiend und hat eine immense Auswirkung auf die Lebenseinstellung.

Wir stellen hohe künstlerische, aber auch empathische Ansprüche an unsere Clowndoctors. Sie müssen viel lernen und trainieren, damit sie PatientInnen in jedem Alter und jeder Lebenslage mit Fingerspitzengefühl und Respekt optimal begegnen und sie in eine fröhliche, bunte und magische Welt entführen können.

Die Erlebnisse der Clowns sind so unterschiedlich wie das Leben selbst: von heiter und fröhlich bis rührend und ergreifend. Das zeigen die beeindruckenden Geschichten in diesem Buch. Sie alle beruhen auf wahren Begebenheiten.

Viel Spaß beim Lesen!

Monica Culen und Giora Seeliger

Gründer von ROTE NASEN Clowndoctors

Zu diesem Buch

Wir assoziieren Krankenhäuser nicht wirklich mit Lachen und Fröhlichkeit, sodass jedes Lächeln oder Lachen eines Patienten in sich selbst eigentlich ein kleines Wunder ist.

Würden wir, ROTE NASEN Clowndoctors, all jene kleinen Wunder, die wir seit unserer Gründung 1994 erlebt haben, in ein einziges Buch fassen, hätte dieses eine gigantische Dimension, ja, es wäre durchaus ein Buch mit richtigen Clownproportionen :o). So haben wir für Sie eine Handvoll Erfahrungen ausgewählt, um sie hier mit Ihnen zu teilen.

ROTE NASEN Clowndoctors sind heute in zehn Ländern (bis 2014 in elf, inklusive Neuseeland) aktiv, sodass wir in diesem Buch Geschichten aus all diesen Ländern versammelt haben. Alle Autoren sind Clowns, die regelmäßig Patienten auf Kinderstationen und in geriatrischen Einrichtungen besuchen. Es ist auch eine Geschichte aus einem Traumazentrum für Erwachsene dabei, denn unser Wunsch ist es, Ihnen einen Einblick in die Vielseitigkeit unserer Arbeit zu geben.

Bei der Zusammenstellung der Geschichten habe ich viel geweint und viel gelacht, und ich wurde immer wieder daran erinnert, was für eine wunderbare Gruppe von Menschen ROTE NASEN Clowndoctors ist und was für einen wichtigen Auftrag wir haben.

Alle Erzählungen in diesem Buch sind wahre Geschichten und Begebenheiten, die sich im Laufe unserer Arbeit ereigneten. Wir teilen diese Erfahrungen oft mit unseren Kollegen oder notieren sie in unseren internen Berichten, die wir nach jeder Visite schreiben. Jetzt freuen wir uns, sie mit Ihnen teilen zu dürfen.

Gary Edwards

Initiator des Buches Kleine Wunder undROTE NASEN Clowndoctor

Kleine Wunder aus Österreich

Eine kurze Weile Leichtigkeit

Christian Sommer

Es ist ein Freitagvormittag und wir besuchen die Wartebereiche mehrerer Ambulanzen eines großen Wiener Krankenhauses. An manchen Tagen werden wir gebeten, auch auf der Intensivstation Kinder zu besuchen. So auch heute. Wir, das sind an diesem Morgen meine Clownkollegin Lotte und ich, Bernhart.

Intensivabteilung bedeutet für mich kühle Atmosphäre, strenges Schweigen, Betriebsamkeit und viel Anspannung. Durch die oft dramatischen Schicksale der kleinen und großen Patienten fühlt man eine bleierne Schwere, die die Station umhüllt. Vielleicht nehme aber auch nur ich das so wahr.

Wir atmen einmal tief durch, bevor wir die Intensivstation betreten. Die Tür zum ersten Zimmer schnurrt automatisch und damit brutal aufdringlich auf. Uns empfangen viele erwartungsfrohe und zwei sehr verängstigte Augen. Wir hören ein leises Wimmern, das zu den verängstigten Augen gehört. Dazu ein kleiner, ziemlich dünner, auf jeden Fall kraftloser Körper.

Wir stehen in der Tür und versuchen unser leisestes »Hallo«. Lotte: Hallo. Ich: Hallo. Wir bemerken, es ist ein Hallo zu viel. Lotte schreitet deshalb zurück aus dem Raum und ich bleibe. Jetzt ist es gut. Nun – sagen wir: Es ist ruhig. Gut ist anders. Vor allem, wenn ich hier ohne meine Partnerin stehe. Wir beginnen ein kleines Spiel: Lotte kommt wieder – sie geht wieder, ich hole sie zurück – sie verschwindet wieder hinter der Schiebetür. Das Spiel bestätigt uns noch einmal, dass der kleine Mann heute nur die Wirkung von einem von uns verträgt. Und das bin ich.

Ich weiß nicht, wer in dem Moment zaghafter ist. Der kleine Mann, weil jedes »Zuviel« und »Zulaut« ihn erdrücken würde – oder ich, weil ich den vorsichtig gewebten Faden von Neugier und Akzeptanz um keinen Preis zerreißen möchte. Dann wage ich mit mehr Mut eine Annäherung. Ein paar gezupfte Töne auf der Ukulele. Ein Lied. Und große Augen. Und ein Lächeln. Momente großer Nähe zwischen Mama, Bruder und Kind. Ich bin im Hintergrund und das ist gut so:

Die letzten Töne des Liedes verklingen und ich weiß nun, dass ich mich für eine Verabschiedung nähern kann. Es ist noch eine rote Nase da. Aber wir brauchen noch eine zweite – für den älteren Bruder, der mir sicher mit einem Zauberspruch helfen kann. Kann er nicht. Oh.

Da ertönt aus dem zittrigen Körper, zu dem nun glänzende Augen gehören, ein inbrünstig hinausgeflüstertes SIMAAALAAAASI. Ein großes Staunen beim Erblicken seiner hervorgezauberten zweiten Schaumstoffnase. Ein großes Staunen bei uns allen anderen. Und dann gibt er mir noch ein kaum spürbares »High Five« und wirbelt mich so durch die Luft. Und lacht. Viel.

Ich verlasse das Zimmer und suche Lotte auf der Station. Sie ist weg. Ich komme wieder an dem Zimmer des Buben vorbei und sehe sie bei der offenen Tür stehen. Alle reden und kichern. Und ich spüre eine erfrischende Leichtigkeit aus dem Zimmer strömen. Für eine Weile bleibt sie bestimmt.

Kleiner großer Erfolg

Jutta Pichler

Zwei Clowns klopfen an die Tür zur logopädischen Abteilung auf der HNO-Station. Dort sind wir oft sehr willkommen.

Heute ist ein circa 45-jähriger Mann im Zimmer, der nach einen Unfall mit schwerem Schädel-Hirn-Trauma mutistisch ist. Das heißt, dass er nicht sprechen kann und seine Kommunikation sehr eingeschränkt ist. Blinzeln oder Kopfwenden sind vorerst die einzigen Kontaktmöglichkeiten mit der Außenwelt.

Die Logopädin und ein Physiotherapeut arbeiten gemeinsam mit ihm vor einem Spiegel. Auf ihre Aufforderung hin betreten wir ruhig, mit langsamen Bewegungen und einem deutlichen »Guten Tag« den Raum. Ganz zart und leise begrüßen wir uns gegenseitig.

Bei dem Übergabegespräch mit dem Pflegepersonal haben wir erfahren, dass dieser Patient bei Forstarbeiten im Wald einen Unfall hatte. Spontan fällt mir das Lied »Ein Männlein steht im Walde« ein. Mit Gitarrenbegleitung singen wir zweistimmig und sind ganz dem Patienten zugewandt. Sogar beim Aufschreiben dieser Erlebnisse kommen mir die Tränen, denn ganz langsam wendet er sich mit seinem Blick an uns und scheint ganz bei der Sache zu sein. Die Logopädin gibt uns und ihrem Kollegen zu verstehen, wie besonders diese Reaktion ist, und wir sind mittendrin in diesem kleinen Wunder.

Später erklärt uns die Logopädin, was das Besondere an dieser Begegnung für sie war: Noch nie zuvor hat der Patient so offensichtlich reagiert. Seit Langem schon üben sie gemeinsam, wieder schlucken zu lernen. Das ist ein sehr schwieriger Prozess und unser Lied hat dieses Schlucken ganz entspannt hervorgezaubert.

Wir sind zutiefst berührt und freuen uns, diesen Moment erlebt zu haben.

Rückkehr zu Max

Martina Haslhofer

Ich hatte noch nicht lange als Clown für ROTE NASEN gearbeitet, als ich den kleinen Max zum ersten Mal besuchte. Es war ein tragischer Autounfall gewesen, der den Fünfjährigen auf die Intensivstation gebracht hatte. Er hatte sich von der Hand seiner Mutter losgerissen und war auf die Straße gelaufen. Ein vorbeifahrendes Auto konnte nicht mehr rechtzeitig bremsen. In diesen wenigen Augenblicken sollte sich das ganze Leben des fröhlichen Jungen ändern.

Max hatte gerade eben überlebt, er erlitt schwerste Verletzungen und musste dauerhaft an ein Beatmungsgerät angeschlossen sein. So wurde die Intensivstation zu einer Art zweitem Zuhause für ihn und seine Familie, die ständig zwischen dem Krankenhaus und ihrem Wohnort in einem anderen Bundesland hin und her pendelte.

Ich durfte diesen besonderen kleinen Buben zweimal pro Woche treffen. Er konnte kaum sprechen, aber freute sich auf die regelmäßigen Besuche meiner Kollegen und mir. Der kleine Max begann mehr und mehr, mit uns Clowns seinen Spaß zu haben. Seine Reaktionen auf unsere komischen Darbietungen überstiegen unsere Erwartungen bei Weitem. Besonders großen Spaß machte es ihm, wenn er uns Angst einjagen konnte, und das war ein Kinderspiel, denn Clowns können ganz große Angsthasen sein.

Max wünschte sich immer häufiger, dass wir länger bei ihm blieben, also dehnten wir unsere Besuche aus und verbrachten mehr Zeit an seinem Bett. Aber irgendwann kam er immer: der Moment, an dem wir uns verabschieden mussten. Für Max war es nicht genug, zu versprechen, dass wir wiederkommen würden. Das Abschiednehmen wurde von Besuch zu Besuch schwieriger. Max wurde dabei oft richtig wütend.