Kleiner Garten naturnah - Ulrike Aufderheide - E-Book

Kleiner Garten naturnah E-Book

Ulrike Aufderheide

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  • Herausgeber: pala
  • Kategorie: Lebensstil
  • Sprache: Deutsch
  • Veröffentlichungsjahr: 2022
Beschreibung

Ein Ruheort unter einer malerischen Birke, ein Schwimmteich mit Holzdeck, ein Bild aus Stauden und Gräsern zum Betrachten vom Fenster aus: All das ist auch im kleinen Garten möglich. Denn gerade kleine Gärten profitieren von der Klarheit, die in der Beschränkung ruht. Sie erfordern Konzentration in der Gestaltung und die Konzentration auf genau das Erlebnis, das sich Nutzerinnen und Nutzer am meisten wünschen. Wenn Sie einen kleinen Garten pflegen oder neu anlegen wollen, finden Sie in diesem Buch Anregungen zur Gestaltung, zur Bautechnik und zur naturnahen Bepflanzung. Auch funktionale Elemente wie Stellplätze oder Hauszugänge werden berücksichtigt. Manchmal gibt es sogar mehrere kleine Gärten am Haus: vor der Haustür ein kleiner Vorgarten, neben dem Haus ein langer Streifen und dahinter ein Gärtchen in Wohnzimmergröße. Dabei richtet sich das Buch besonders an diejenigen, die nicht nur Oasen für sich selbst, sondern auch für Tiere und Pflanzen schaffen wollen. Dazu gibt es passende Bepflanzungsvorschläge für unterschiedliche Standorte im kleinen Garten. Um sich die eigenen Bedürfnisse klarzumachen, leitet die Autorin auch beim Erstellen einer Wunschliste an. Das macht es einfacher, den Traumgarten zu finden und eine wunderschöne Oase des Lebens zu gestalten. Dieses Buch wurde beim Deutschen Gartenbuchpreis 2022 von Schloss Dennenlohe in der Kategorie »Ratgeber« mit dem 3. Platz ausgezeichnet.

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Seitenzahl: 143

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Ulrike Aufderheide

Kleiner Garten naturnah

Naturoasen im Wohnzimmerformat lebendig und schön gestalten

Danksagung

Mein herzlicher Dank gilt Alina Lewin für ihre Mitarbeit bei der Erstellung der Pflanzenlisten und allen, in deren Gärten ich immer wieder fotografieren darf oder die mir für dieses Buch bereitwillig eigene Fotos zur Verfügung stellten.

Inhalt

Was heißt denn hier »klein«?

Ja, ist das überhaupt ein Garten?

Kleine Gärten rund ums Haus

Kleine Gärten erleichtern und erfordern Sorgfalt und Konzentration

Was möchte ich in meinem Garten erleben?

Mehrfach nützlich

Wer darf meinen Garten erleben?

Materialwahl

Kleine Gärten ganz groß

Wie ein kleiner Garten durch Gestaltung und optische Tricks spannend und groß erscheint

Diagonalen betonen

Achtsamkeitswege

Die Grenzen unwichtig machen

Das Davor und das Dahinter

Sichtschutz an den zu schützenden Ort rücken

Grenzen verundeutlichen, Landschaft in den Garten holen

Hochwertige Materialien und Bepflanzung

Raumperspektive verstärken

• Tabelle: Pflanzenpaare: Stauden und Zwiebelpflanzen

• Tabelle: Pflanzenpaare: Gräser

Luftperspektive verstärken

Harmonische Raummaße

Funktionen lebendig gestalten

Der Vorgarten als Treffpunkt

Terrassen im kleinen Garten

Sitzplätze im Garten

Stellplätze

Mülltonnen

Fahrräder

So viel wie nötig, so wenig wie möglich: Wegeflächen

Lebendige Wege

• Tabelle: Fugenpflanzen

Vor dem Souterrainfenster

Vorsicht Starkregen!

Das Felsengärtchen

• Tabelle: Pflanzen für Trockenmauern im Schatten

• Tabelle: Pflanzen für Trockenmauern in der Sonne

Gartenfläche vergrößern

Fassaden

Das Häuschen im Grünen: Lauben und Pergolen

Grüne Zäune und Sichtschutzelemente statt Schnitthecken

• Tabelle: Kletterpflanzen für Zäune und Sichtschutzelemente

Sichtschutz gebaut und gepflanzt

Schallschutz

Der kleine Garten auf der Tiefgarage

Was darf es denn sein? Gestaltungsmöglichkeiten im kleinen Garten

Der Hausbaum

• Tabelle: Klimafeste, klein bleibende Bäume und Großsträucher

Wasser im kleinen Garten

Heiß begehrt: Vogeltränken und Co.

Wasserspiele

Miniteiche

Teiche im kleinen Garten

• Tabelle: Nicht wuchernde Pflanzen für Feuchtbiotope in kleinen Gärten

Feuchtbiotop ohne (sichtbares) Wasser: das Sumpfbeet

Regenwasserversickerung im kleinen Garten

• Tabelle: Pflanzen wechselfeuchter Standorte

Der essbare kleine Garten

Über essbare Zierpflanzen und zierende Nutzpflanzen

Der dekorative Nutzgarten

Kleine Gärten als Rückzugsorte

Vom Garten für Kinder zum Wassergarten

Vorsicht Falle

Beleuchtung

Nach oben offene Schächte und Rohre

Glasflächen und Spiegel

Beete und Lebensräume zum Nachgärtnern

Wildblumenbeete im kleinen Garten anlegen

Jedem Töpfchen sein Deckelchen – welche Eigenschaften hat mein Boden?

Dem Auge eine Ordnung bieten – Wildblumenbeete planen

Schattenbeete

• Tabelle: Pflanzen für ein Beet im Schatten auf kalkfreiem Boden

• Tabelle: Pflanzen für ein Beet im Schatten auf kalkhaltigem, eher alkalischem Boden

Trockener Schatten

• Tabelle: Pflanzen für ein Beet im trockenen Schatten

Beete mit ausbreitungsstarken Beikräutern

• Tabelle: Pflanzen für ein Beet mit ausbreitungsstarken Beikräutern

Lichter Schatten und Halbschatten

• Tabelle: Pflanzen für ein Beet im trockenen Halbschatten auf kalkhaltigem Boden

• Tabelle: Pflanzen für ein Beet im trockenen Halbschatten auf kalkfreiem Boden

• Tabelle: Pflanzen für ein Beet im feuchten Halbschatten auf kalkhaltigem Boden

• Tabelle: Pflanzen für ein Beet im feuchten Halbschatten auf kalkfreiem Boden

Nährstoffreiche Beete in der Sonne

• Tabelle: Pflanzen für ein nährstoffreiches Beet in der Sonne auf kalkhaltigem Boden

• Tabelle: Pflanzen für ein nährstoffreiches Beet in der Sonne auf kalkfreiem Boden

Nährstoffarme Beete in der Sonne

• Tabelle: Pflanzen für ein mageres Beet in der Sonne auf kalkhaltigem Boden, für Dachbegrünung

• Tabelle: Pflanzen für ein mageres Beet in der Sonne auf kalkfreiem Boden

Biotopelemente an sonnigen Standorten

Raumgrenzen pflegeleicht bepflanzen

• Tabelle: Schmalwüchsige Gehölze

Weniger ist mehr

Die Autorin

Anhang

oben: Wasserflächen holen auch in kleinen Gärten den Himmel auf die Erde.unten: Statt Mülltonnenstellplatz neben dem kurzen Weg von der Haustür zur Straße ein fast perfekter Garten auf der Fläche einer Abstellkammer: Geborgenheit und Weite, ein Platz zum Sitzen, eine Vogeltränke als Mini-Wasserfläche, zahlreiche Wildblumen im Blumenschotterrasen, ein Zaun aus unbehandeltem Holz, berankt von der Zaunrübe. Zur Flugzeit schwirren dort die Zaunrübensandbienen.

Was heißt denn hier »klein«?

Ja, ist das überhaupt ein Garten?

Diese Frage kommt auf, wenn wir die durchschnittlichen Gartengrößen in den heute üblichen verdichteten Neubaugebieten betrachten. Da haben die Gärten oft die Größe eines größeren Wohnzimmers und die Vorgärten, wenn es hochkommt, die eines Kinderzimmers. Viele Gartenbesitzer versuchen es trotzdem mit einem Garten und legen ihn so an, wie das die Eltern getan haben oder die Nachbarn vormachen: meist in der Mitte eine Rasenfläche und am Zaun eine Schnitthecke. Leider wirkt ein so angelegter Garten immer klein, so groß er auch sein mag, denn das, was zuerst ins Auge fällt, ist die »Zimmerwand«, also die Grenze. Viele geben aber auch gleich entnervt auf und pflastern oder schottern die gesamte Fläche. Dazu gibt es dann noch einzelne »Zimmerpflanzen« in Kübeln oder in Schlitzen der unter dem Schotter verlegten vermeintlich unkrautverhindernden Folie. Schön sind diese Flächen nicht und lebendig schon gar nicht, verboten sind sie in den meisten Landesbauordnungen auch. Sie sagen eigentlich nur: Schau, wie klein und langweilig ich bin.

Dabei ist dort, wo das Problem liegt, meist ein Schatz verborgen. Kleine Gärten können wunderschöne Oasen des Lebens sein. Sie erfordern Konzentration in der Gestaltung und die Konzentration auf genau das Erlebnis, welches sich die Nutzer am meisten wünschen. Das macht es einfacher, den Traumgarten zu finden. Nebenbei verschlingen sie nicht Unsummen an Ressourcen. Auch hochwertige Materialien und eine gute Gestaltung gehen bei kleiner Fläche nicht so ins Geld. Und auch Pflege ist auf kleinen Flächen eher meditatives Vergnügen als lästige Pflicht.

Ein kleiner Platz, eine Bank und viele wunderschöne einheimische Wildpflanzen machen aus dem schmalen Streifen zwischen Haus und Straße einen Naturerlebnisraum (ein Projekt meiner Kollegin Jeannette Kebernik).

Im Vorgarten, neben dem Haus, als Garten hinter dem Haus, als Gartenzimmer

Kleine Gärten rund ums Haus

In diesem Buch finden alle, die einen kleinen Garten pflegen oder neu anlegen wollen, Anregungen zur Gestaltung, zur Bautechnik und zur Bepflanzung. Manchmal gibt es sogar mehrere kleine Gärten am Haus: vor der Haustür ein kleiner Vorgarten, neben dem Haus ein langer, zumeist drei Meter breiter Streifen und hinter dem Haus dann noch ein Gärtchen in Wohnzimmergröße. Hier finden Sie die Gestaltungsprinzipien und viele Vorschläge für solche Gärten in Zimmergröße (mit einer Fläche bis 100 Quadratmeter). Dabei richtet sich das Buch besonders an diejenigen, die direkt vor ihrer Haustür nicht nur Oasen für sich selber, sondern auch Oasen für viele Tiere und Pflanzen schaffen wollen. Es tut einfach gut, denen eine Heimat zu geben, die außerhalb des Gartenzaunes kaum noch Lebensraum finden (es sei denn, Sie haben Nachbarinnen und Nachbarn, die ebenfalls schon vom Naturgartenvirus angesteckt sind).

Natürlich können die Gestaltungsprinzipien und Bepflanzungsvorschläge auch in größeren Gärten angewandt werden. Dies gilt vor allem für lange, schmale Grundstücke, wie sie in älteren Reihenhausgebieten häufig vorkommen: Ohne überlegte Gestaltung wirkt so ein Garten meist wie ein breiter Weg. Wenn die Fläche jedoch als Abfolge verschiedener, mehr oder weniger abgegrenzter Gartenzimmer gestaltet wird, dann bewegen wir uns, ähnlich wie in der Zimmerflucht eines herrschaftlichen Schlosses, von einem Raumerlebnis oder auch Naturerlebnis zum anderen. Da gibt es dann vielleicht den Spielgarten, den Nutzgarten, den Wassergarten, den Ruhegarten, den Obstgarten, den Wildkräutergarten, das Gartenesszimmer oder einen Waldgarten. Jedes einzelne Gartenzimmer kann als ein für sich funktionierender Minigarten gestaltet werden.

Auch in Wohnzimmergröße können kleine Naturoasen gestaltet werden.

Kleine Gärten erleichtern und erfordern Sorgfalt und Konzentration

Vorüberlegungen

Was möchte ich in meinem Garten erleben?

In kleinen Gärten ist die gesamte Gartenfläche meist mit einem Blick erfassbar. Deshalb ist eine gute Gestaltung hier besonders wichtig. Auf kleiner Fläche können aber nicht alle Wünsche erfüllt werden. Es geht also um die Frage: Was ist mir, was ist uns am wichtigsten? Schauen Sie sich doch einmal gemeinsam mit allen Nutzern die folgende Checkliste an und überlegen Sie, welche Funktionen – in welcher Reihenfolge – für Sie am wichtigsten sind. Sie können die Bildseiten auch kopieren, auseinander schneiden und die Bildchen so lange auf einem großen Tisch hin- und herschieben, bis Sie Ihre persönliche Hitliste gefunden haben.

Checkliste für Ihre Vorüberlegungen: Was möchten Sie in Ihrem Garten erleben? Welche Funktionen soll Ihr Garten erfüllen?

Diese Bilder sollen Ihren Vorüberlegungen dienen (siehe Seite 12) (wie die Bilder auf den vorigen Seiten und die Bilder auf der nächsten Seite): Was möchten Sie in Ihrem Garten erleben? Welche Funktionen soll Ihr Garten erfüllen?

Die Bilder auf dieser Seite sollen Ihren Vorüberlegungen dienen (siehe Seite 12): Was möchten Sie in Ihrem Garten erleben? Welche Funktionen soll Ihr Garten erfüllen?

Jetzt sind Sie schon einen großen Schritt weitergekommen. Nun geht es darum, Funktionen und Erlebnisse, die ganz oben auf Ihrer persönlichen Hitliste stehen, im Garten Wirklichkeit werden zu lassen. Und damit der Garten nicht nur Funktionen erfüllt, also nützlich ist, sondern vor allem durch seine Schönheit das Herz seiner Nutzer erfreut, geht es jetzt darum, sich auf das Wichtigste zu konzentrieren und diese Funktionen in ein schönes und schlüssiges Gestaltungskonzept einzubinden. Durch kleine Gestaltungstricks kann der Garten dann sogar größer erscheinen, als er ist. Tipps und Tricks finden Sie ab Seite 28.

Eine gute und sorgfältige Gestaltung ist aber auch wichtig, weil wir im kleinen Garten nichts verstecken können, was in größeren Gärten hinter Hecken und Sträuchern verschwindet: Mülltonnen, Säcke mit Blumenerde, leere Töpfe und Eimer fallen auf übersichtlichen Flächen genauso ins Auge wie Blumenbeete und Wasserspiel.

Je kleiner die Fläche, desto mehr springen bunte Plastikgeräte ins Auge. Andererseits wird auf diesem Bild deutlich, dass eine eher ungewöhnliche Gestaltung, hier der runde Vorplatz vor der Haustür, einiges an herumliegenden Lebenszeichen erträglich macht.

Die Suche nach der »eierlegenden Wollmilchsau«

Mehrfach nützlich

Im naturnahen Garten versuchen wir, aus allem, wirklich allem, einen Lebensraum zu machen, also auch aus Bereichen, die meist ziemlich lebensfeindlich gestaltet werden, wie Dächer, Wände, Zäune, Wege und Plätze. Naturgärtnerinnen und Naturgärtner sind also geübt darin, mehrere Wünsche auf einer Fläche zu erfüllen. »Multifunktionalität« ist das dazugehörige Schlagwort. Flächen mehrfach nützlich zu gestalten, erhöht die Freude am kleinen Garten. Da kann eine begrünte Mülltonneneinhausung Teil der Einfassung eines Vorgartens werden (siehe Seite 85), damit dort ein geborgenes kleines Gärtchen entsteht. Der Carport wird ein Freiluftturnraum (siehe Foto Seite 13), Spalierobst bietet Sichtschutz, ein Schaukelgerüst ist die Raumgrenze eines kleinen Sitzplatzes (siehe Seite 45), der Auffangbereich unter einer Schwengelpumpe dient als Vogeltränke (siehe Foto unten links) …

Fotos aus dem Vorgarten der jungen Familie, Gartenplanung links: Durch den flachen Kalkschotterhügel rückt die Garageneinfahrt in den Hintergrund. Das Schaukelgerüst wirkt wie eine Pergola. An der Straße schafft eine kleine Hecke aus Alpen-Heckenrose, Ilex und Berberitze Sichtschutz.

Der Familiengarten im Vorgarten

Dieser jungen Familie steht nur der Bereich des Vorgartens im Nordosten des Hauses als eigener Garten zur Verfügung. Trotzdem soll dort ein geborgener Raum entstehen, wo auch die Tochter spielen kann. Die Garageneinfahrt wird durch einen flachen Kalkschotterhügel in den Hintergrund gerückt. Der Hügel bekommt relativ viel Sonne und ist mit Rosmarin, Bibernellrosen und Schwarzwerdendem Geißklee bepflanzt. An der Straße schafft eine kleine, freiwachsende Hecke mit Alpen-Heckenrose, Berberitze und Ilex Sichtschutz, die im Herbst ein zweites Mal in den Gelb- und Orangetönen der Herbstfärbung aufleuchtet. Bis auf ein kleines Beet vor dem Küchenfenster wird die gesamte Fläche als Blumenschotterrasen angelegt, sodass hier auch größere Gruppen an Tischen draußen sitzen können. Das Schaukelgerüst wirkt wie eine Pergola und schafft einen geborgenen Raum für den Hauptsitzplatz. Die Kinder können an der Schwengelpumpe, die auf dem Schachtdeckel der Regenwasserzisterne aufgeschraubt ist, Wasser zum Spielen holen. Ein schöner Grauwackefindling fängt verschüttetes Wasser auf und dient als Vogeltränke, wenn die Kinder gerade nicht im Garten spielen. Kräuter für die Küche wachsen an der besonnten Garagenwand und in einem kleinen Topfgärtchen im Süden des kleinen Sitzplatzes. Vom Sitzplatz aus ist die Sichtbeziehung zur Straße durch die verschiedenen Pflanzungen gut abgeschirmt.

Vorgarten als Teil des öffentlichen Raumes, naturnah begrünt

Öffentlich oder privat

Wer darf meinen Garten erleben?

Wir haben nun eine Idee davon bekommen, was wir in unserem Garten erleben wollen. Nun können wir uns mit der Frage beschäftigen, ob unser Garten eine kleine persönliche Naturoase werden soll oder ob er sich zu Nachbarn und Passanten hin öffnet. Meist ist es so, dass der Hauptgarten hinter dem Haus eher privat sein soll und der Vorgarten zum Straßenraum geöffnet ist. Der Garten vor der Haustür hat dann die Funktion einer Visitenkarte, mit der die Bewohner des Hauses zeigen, wer sie sind – selbst, wenn das nicht beabsichtigt ist. Manche Vorgärten öffnen sich auch komplett zur Straße, eine Gartengrenze ist nicht mehr richtig erkennbar. Diese Flächen werden dann Teil des öffentlichen Raumes.

Aber das muss nicht so sein. Auch vor dem Haus können Gartenräume geschaffen werden, die den Bewohnern des Hauses als Rückzugsraum dienen. Dazu werden dann Gestaltungselemente, die wir eher auf Gartenflächen an der Terrasse erwarten würden, vor dem Haus eingesetzt: Sitzplätze, die von der Straße nicht einsehbar sind, eine deutliche Markierung der Grundstücksgrenze mit Zaun und Tor. Bei solchen privaten Naturoasen direkt vor der Haustür ist es besonders wichtig, dass es keine direkte Blickbeziehung von der Haustür zum Tor im Zaun gibt. Nur so entsteht das Gefühl: »Ich trete in meinen Garten«. Wenn ich von der Haustür direkt auf das und meist auch durch das Tor sehen kann, dann bin ich vor der Haustür auf der Straße, im öffentlichen Raum, selbst wenn ein Grünstreifen dazwischen ist.

Vorgarten als Teil des öffentlichen Raumes, naturfern begrünt

Vorgarten als Teil des öffentlichen Raumes, versiegelt

Ein gut einsehbarer Vorgarten ist eine Visitenkarte.

Aber nicht nur Ruhezonen sind vor der Haustür möglich, auch Spielgärten oder Nutzgärten können dort angelegt werden, wenn an anderer Stelle kein Platz dafür ist oder die Bedingungen schlecht sind, zum Beispiel weil der Garten hinter dem Haus schattig ist und die Tomaten dort schlicht zu wenig Licht bekommen, also verhungern würden.

Je kleiner der Garten ist, desto mehr wird er eine Fläche, in der ich mich vielleicht gar nicht mehr regelmäßig aufhalte. Das sind dann Gärten zum Anschauen, die wie ein gebautes und gepflanztes Bild gestaltet werden können. Aber dies Bild lebt und verändert sich von Minute zu Minute, von Stunde zu Stunde, von Tag zu Tag. Das Fenster in den Garten wird dann zum Bildschirm. Bei der Gestaltung solcher Bildergärten sind die ab Seite 38 beschriebenen Tricks besonders hilfreich, denn diese Minigärten werden immer nur aus einer Perspektive betrachtet.

Viele kleine Gärten sind ein lebendiges Bild vor dem Wohnzimmerfenster und sollten auch für diesen Bilck von innen nach außen gestaltet werden.

Gerade bei sehr kleinen Grundstücken hinter dem Haus bekommen alle Nachbarn einen Garten, der sich viel größer anfühlt, als er ist, wenn auf starre Grenzen verzichtet werden kann. Natürlich kann das dazu führen, dass meine Nachbarin dann plötzlich in »meinem« Garten steht. Schön ist das nur, wenn der plötzliche Besuch eine positive Überraschung ist, ein freundschaftliches Nachbarschaftsverhältnis ist also die Voraussetzung für solche Gartenkonzepte.

Kann auf starre Grenzen zwischen zwei Grundstücken verzichtet werden, bekommen die Bewohner einen Garten, der sich viel größer anfühlt.

Auch von oben gesehen, lädt die vielgestaltige Mini-Landschaft dieses Gartens zum Betrachten ein.

Manchmal erstreckt sich die Wohnung über mehrere Stockwerke. Dann wird der Garten auch von oben, fast aus der Vogelperspektive, betrachtet. Harmonische Flächenaufteilung und eine spannende Linienführung fallen besonders ins Auge und schaffen auch von oben ein schönes Bild. Gute Gestaltung bewirkt oft die erwünschte Gartenstimmung, ohne dass sich das dem Betrachtenden aufdrängt. Von oben betrachtet, wird der hinter der Gartenstimmung liegende Plan offensichtlich. In den Schlossgärten des Barock ist dieser Effekt genutzt worden, indem man die Muster der Beete und die Muster der Tapeten in den Räumen, aus denen sie betrachtet wurden, ähnlich gestaltete. Wenn Gärten von oben betrachtet werden, ergeben sich spannende Möglichkeiten, verschiedene Ebenen zusammenzubinden. So kann man Linien, die den Garten gliedern, auf einer anderen Ebene, zum Beispiel auf einer Dachbegrünung, die auch von oben einsehbar ist, weiterlaufen lassen.

Der Höhenunterschied und Mehrfachnutzungen machen es möglich …

Auf 80 Quadratmetern finden sich ein Stellplatz, ein Carport, ein Mülltonnen- und Fahrradunterstand …

… und ein lauschiger Garten.

Höhenunterschiede helfen, lauschige Räume zu schaffen

Dieser Vorgarten erfüllt alle notwendigen Funktionen: Ein Carport, Stellplätze für Mülltonnen und Fahrräder, und trotzdem ist er ein lauschiges Gärtchen, in dem sich Familienmitglieder und Gäste zu einem gemütlichen Plausch treffen können. Der Höhenunterschied zwischen Straße und Eingangstür wurde für eine deutliche Raumkante zwischen öffentlichem und privatem Raum genutzt. Trockenmauern, eine Vogeltränke und zahlreiche einheimische Wildpflanzen sorgen für spannende Naturbeobachtungen.

Trotz vieler Funktionsflächen entstand hier zwischen Haus und Straße ein lauschiger Garten: und zwar auch von oben betrachtet, denn das Dach des Carports mit Unterstand für Mülltonnen und Fahrräder wurde begrünt.

Hingucker: außergewöhnliche Pflanzen wie die Essigrose 'Versicolor', Verlegemuster wie das spannende Recyclingpflaster von Christof Wegner oder Materialien wie Granitstelen und Wasserspringschale

Weniger ist mehr

Materialwahl

Auch bei den Materialien für den Garten geht es um Konzentration, damit ein schönes und ruhiges Gartenbild entsteht. Weil die Fläche nicht riesig ist, dürfen wir aus der ganzen Vielfalt aussuchen, aber wir sollten uns dabei auf wenige Materialien beschränken. Der Vorteil: Materialien, die in großen Gärten oft nicht in Frage kommen, weil sie zu teuer sind, sind in kleinen Gärten eher finanzierbar, weil man nicht so viel davon braucht. Das sind zum Beispiel: handwerklich hergestellte Mülltonneneinhausungen mit Dachbegrünung, handwerklich hergestellte Sichtschutzelemente und Zäune, Teiche und Wasserspiele, aufwendige Wegebeläge wie Natursteinpolygonalplatten mit gestalteten Intarsien, Natursteinpflaster in aufwendigen Verlegemustern, Trockenmauern aus Naturstein oder seltene und hochpreisige Pflanzen.

Checkliste Materialien

Wege

• Natursteinpflaster in der Passée

• Wildverband

• Reihenverband

• Kreativpflaster

• Segmentbogen

• Intarsien

Wegebelag: Platten

• Polygonalplatten

• Bahnenware

• Betonplatten naturnah

• Recycling-Betonplatten

Wegebelag: Klinker

• Parkettverband

• Fischgrätverband

• Reihenverband

• Intarsien aus glasiertem Klinker

Wegebelag: Betonpflaster

• Betonpflaster Arena

• Betonpflaster mit Natursteinintarsien

Mauern

• Trockenmauersitzbank

• Hochbeet aus Trockenmauer, Holz oder Metall

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