Klopf an dein Herz - Amélie Nothomb - E-Book

Klopf an dein Herz E-Book

Amélie Nothomb

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Beschreibung

Diane hat es als Kind nicht leicht, denn ihre Mutter lehnt sie ab. Die Schwester hingegen ist Mutters Liebling. Trotzdem entwickelt sich Diane zu einer starken Persönlichkeit. Sie wird Kardiologin und kümmert sich um kranke Herzen, ganz im Sinne des Dichters Alfred de Musset, der sagte: »Klopf an dein Herz, denn da sitzt dein Genie.« Doch damit entfesselt sie zerstörerische Kräfte.

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Amélie Nothomb

Klopf an dein Herz

Roman

Aus dem Französischen von Brigitte Große

Diogenes

Marie mochte ihren Namen. Er war gar nicht so banal, wie alle meinten, sie war mit ihm zufrieden. Wenn sie sagte, sie heiße Marie, verfehlte das nie seine Wirkung. »Marie«, wiederholten die Leute dann bezaubert.

Doch der Erfolg kam nicht nur von ihrem Namen. Sie war hübsch und wusste es. Groß und von schöner Gestalt, illuminiert von einem leuchtenden Blond, fiel sie überall auf. In Paris hätte niemand Notiz von ihr genommen, aber die Stadt, in der sie lebte, war weit genug entfernt, um nicht zur Banlieue gerechnet zu werden. Sie hatte immer schon da gelebt, alle kannten sie.

Als Marie neunzehn war, schlug ihre Stunde. Ein grandioses Leben erwartete sie, das wusste sie. Sie lernte Sekretärin, was nichts zu bedeuten hatte – irgendwas musste man ja lernen. Das war 1971. »Platz für die Jugend!«, hörte man überall.

Auf Partys traf sie Gleichaltrige. Fast jeden Abend gab es irgendwo in der Stadt ein Fest, wenn man die Leute kannte, und sie versäumte kein einziges. Nach einer unspektakulären Kindheit und einer langweiligen Jugend ging es endlich los. »Ab jetzt dreht sich mein Leben nur noch um mich, es ist meine Geschichte, nicht mehr die meiner Eltern oder meiner Schwester.« Die Ältere hatte im letzten Sommer einen braven Jungen geheiratet und war schon Mutter. Als Marie ihr gratulierte, dachte sie: ›Schluss mit lustig, Schwesterlein!‹

Marie berauschte sich daran, von den Männern bewundert und von den Mädchen beneidet zu werden, ganze Nächte durchzutanzen, im Morgengrauen nach Hause zu gehen und zu spät zur Schule zu kommen. »Ach, Marie, mal wieder zu lang gefeiert!«, rügte der Lehrer dann mit vorgetäuschter Strenge. Die hässlichen Entlein, die immer pünktlich waren, schauten neidisch. Und Marie lachte strahlend.

Wenn man ihr gesagt hätte, dass die Zugehörigkeit zur Jeunesse dorée einer Provinzstadt nichts Außergewöhnliches verheißt, hätte sie es nicht geglaubt. Sie erwartete nichts Spezielles, sie wusste nur, dass es phantastisch werden würde. Morgens beim Aufwachen spürte sie in ihrem Herzen einen lauten Lockruf und ließ sich von dieser Begeisterung tragen. Jeder neue Tag versprach unerhörte Ereignisse, welche, wusste sie nicht. Sie liebte das Gefühl, dass bald etwas passieren würde.

Wenn die Mädchen im Unterricht über ihre Zukunft sprachen, lachte Marie heimlich über sie. Ehe, Kinder, Haus – das war ihnen genug? Wie dumm, seine Hoffnungen in Wörter zu packen, noch dazu in so klägliche. Marie gab ihrer Erwartung keinen Namen, sie genoss das Grenzenlose daran.

Es gefiel Marie, wenn die Jungs auf den Partys nur Augen für sie hatten, und sie achtete darauf, keinen zu bevorzugen – erbleichen sollten sie vor Angst, nicht von ihr erwählt zu werden. Welche Wonne, hundertfach umschwärmt und tausendfach begehrt, aber nie erreicht zu werden!

Doch etwas anderes bescherte ihr eine noch größere Freude: die Eifersucht der anderen Mädchen. Wenn sie die Missgunst in deren traurigen Augen sah, bekam sie vor Wollust einen ganz trockenen Mund. Sie labte sich an den bitteren Blicken, die sie trafen, auch weil sie besagten, dass es Maries Geschichte war, um die es hier ging, und die anderen nur als Statistinnen zum Fest geladen waren. Sie würden sich mit Brosamen begnügen müssen und in dem Drama, das zur Auf‌führung kam, höchstens an einer verirrten Kugel sterben, also an etwas, das nicht für sie bestimmt war.

Einzig Marie war etwas bestimmt, und ihr höchstes Glück lag in diesem Ausschluss der anderen. Hätte man ihr erklären wollen, dass die Kehrseite der Eifersucht wieder die Eifersucht ist und es kein hässlicheres Gefühl gibt, hätte sie mit den Schultern gezuckt. Und solange sie im Mittelpunkt der Party tanzte, kam sie dank ihrem charmanten Lächeln damit durch.

Olivier war der hübscheste Junge der Stadt: schlank, südländisch dunkel, der Sohn des Apothekers, in dessen Fußstapfen er einmal treten würde. Und da er außerdem nett, lustig und hilfsbereit war, mochten ihn alle. Letzteres war Marie nicht entgangen. Kaum aufgetaucht, hatte sie das Spiel schon gewonnen, und Olivier verliebte sich Hals über Kopf in sie. Dass das niemandem verborgen blieb, genoss Marie besonders. Der quälende Neid in den Augen der anderen Mädchen wich dem Hass, und die Lust, so angestarrt zu werden, ließ Marie erbeben.

Olivier missdeutete dieses Beben als Zeichen der Liebe. Er wagte es sogar, sie zu küssen. Marie wandte den Kopf nicht ab, schaute aber zur Seite, um die Verheerung auszuloten, die sie damit anrichtete: Ihr Dämon hatte mit diesem Kuss brutal zugebissen, was sie tief aufseufzen ließ.

Der Rest lief nach einem hunderttausend Jahre alten Mechanismus ab. Marie, die sich davor gefürchtet hatte, dass es weh tat, wunderte sich, dass sie so wenig empfand, abgesehen von dem Moment, als alle sahen, wie sie gemeinsam die Party verließen. Es gefiel ihr, für eine Nacht die Rolle der besten Nachwuchsdarstellerin zu verkörpern.

 

Trunken vor Glück, verbarg Olivier seine Liebe nicht. Marie war nun die strahlende Primadonna. »Was für ein schönes Paar!«, sagten die Leute. »Wie gut sie zueinander passen!« Das machte Marie so glücklich, dass sie sich selbst für verliebt hielt. Dabei erfreute sie das Lächeln der Eltern weniger als der schiefe Mund gleichaltriger Mädchen. Wie herrlich, die Hauptrolle in diesem Erfolgsfilm zu spielen!

Sechs Wochen später schon platzte ihr Traum. Der Arzt bestätigte ihre Befürchtung. Verzweifelt gestand sie die Neuigkeit Olivier, der sie sogleich in die Arme schloss.

»Das ist ja wunderbar, Liebling! Lass uns heiraten!«

Sie brach in Tränen aus.

»Du willst nicht?«

»Doch«, schluchzte sie. »Aber ich hatte mir das ganz anders vorgestellt.«

»Das macht doch nichts«, sagte er und umarmte sie freudig. »Wenn man sich so liebt wie wir, hat man eben früh Kinder. Warum damit warten?«

»Mir wäre es lieber gewesen, wenn keiner was gemerkt hätte.«

»Sie werden nichts merken«, sagte er zärtlich, weil er ihre Befürchtung für ein Zeichen der Scham hielt. »Alle haben doch mitgekriegt, dass wir total verliebt sind. In zwei Wochen heiraten wir. Dann wirst du immer noch eine Jungmädchentaille haben.«

Sie verstummte, weil ihr die Argumente ausgingen. In zwei Wochen, rechnete sie, könnte sie nie und nimmer die grandiose Hochzeitsfeier organisieren, die ihr vorschwebte.

Olivier stellte ihrer beider Eltern vor vollendete Tatsachen und verschwieg ihnen auch nicht den Grund für die Eile, was allseits Begeisterung hervorrief: »Ihr lasst aber auch nichts anbrennen! Wie schön, es gibt ja nichts Besseres, als jung Kinder zu kriegen!«

›So ein Quatsch‹, dachte Marie, doch sie täuschte Stolz vor, in der Hoffnung, dass man ihr das Glück abnahm.

 

Die Hochzeit war so perfekt, wie es die kurzen Vorbereitungen erlaubten. Olivier war begeistert.

»Danke, mein Liebling!«, sagte er beim Tanzen. »Mir hat immer gegraut vor einem stundenlangen Festmahl mit irgendwelchen Onkeln, die man noch nie zuvor zu Gesicht bekommen hat. Dank dir wurde es ein Fest der Liebe mit einem schlichten Essen und mit Gästen, die uns wirklich nahe stehen!«

Auf den Fotos sieht man einen überglücklichen Bräutigam und eine Braut mit gezwungenem Lächeln.

Der Hochzeitsgesellschaft gefiel das junge Paar. Deshalb fand Marie trotz intensiver Suche in keinem Gesicht den Ausdruck des Neides, der ihr das Gefühl gegeben hätte, dass dies der schönste Tag ihres Lebens war. Sie hätte sich ein rauschendes Fest gewünscht mit massenhaft Gaffern, missgünstigen Lästermäulern und eifersüchtigen Mauerblümchen, die mürrisch auf ihre Robe schielten. Peinlicherweise hatte sie sich mit dem Hochzeitskleid ihrer Mutter begnügen müssen.

»Schau, damals war ich genauso schlank wie du jetzt«, hatte diese ausgerufen, als sie feststellte, wie gut das Nachkriegsmodell ihrer Tochter passte.

Diesen Kommentar fand Marie unterirdisch.

Das junge Paar zog in ein hübsches Stadthaus unweit der Apotheke. Marie hätte so gern die Möbel ausgesucht, wurde aber im zweiten Schwangerschaftsmonat von einer ungeheuren Müdigkeit befallen. Das sei ganz normal, versicherte der Arzt, besonders bei einer Erstgebärenden. Nicht ganz so normal war allerdings, dass diese Erschöpfung bis zum neunten Monat anhielt.

Sie wachte nur auf, um zu essen, und ihr Appetit war enorm.

»Ich höre mit der Ausbildung auf, das ist mir zu blöd«, eröffnete sie zwischen zwei Bissen ihrem Mann.

»Du bist auch viel zu intelligent, um Sekretärin zu werden«, antwortete er.

Das verblüffte sie. Sie hatte doch nicht vorgehabt, wirklich Sekretärin zu werden! Ob sie einen kaufmännischen Beruf erlernte oder einen landwirtschaftlichen, machte für sie keinen Unterschied. Und was meinte Olivier eigentlich mit »intelligent«? Sie wollte dieses Thema lieber nicht vertiefen und ging wieder zu Bett.

Schlafen zu können, so viel man will, hat etwas Schwindelerregendes an sich. Wenn sie sich hinlegte, spürte sie, wie sich der Abgrund des Schlafs unter ihr öffnete, und sie ließ sich, ohne darüber nachzudenken, sofort fallen. Hätte sie nicht ständig Hunger gehabt, wäre sie nie wieder aufgewacht.

In der zehnten Woche bekam sie plötzlich Lust auf Eier. Sie rief dann jeweils Olivier in der Apotheke an und verlangte: »Mach mir weiche Eier, sieben Minuten, nicht mehr, nicht weniger!«

Der junge Ehemann ließ alles stehen und liegen und eilte nach Hause, um Eier zu kochen. Es war unmöglich, diese im Voraus zuzubereiten, denn Eier garen weiter, solange man sie nicht gegessen hat. Er schälte sie sorgfältig und brachte sie auf einem Tablett ans Bett seiner Frau, die sie mit bestürzender Gier verschlang, außer wenn er nicht aufgepasst und sie siebeneinhalb Minuten im heißen Wasser gelassen hatte, dann stieß sie sie weg – »Daran ersticke ich!« –, oder nur sechseinhalb Minuten, dann schloss sie die Augen und stöhnte, sie finde das ekelhaft.

»Hab keine Hemmungen, mich mitten in der Nacht aufzuwecken, wenn dir danach ist«, sagte Olivier.

Diese Ermahnung war überflüssig, denn sie hatte keinerlei Hemmungen. Wenn die Eier verzehrt waren, schlummerte sie wieder ein. Man musste kein Psychologe sein, um darin eine Flucht zu sehen, auch wenn niemand in ihrem Umkreis das verstand. Die seltenen Male, in denen Marie nicht schlief, sondern nachdachte, sagte sie sich: ›Ich bin schwanger, ich bin neunzehn, und meine Jugend ist vorbei.‹

Dann tat sich der Abgrund des Schlafs wieder auf, und sie ließ sich erleichtert fallen.

Olivier betrachtete sie zärtlich, wenn sie ihre Eier aß, und fragte sie manchmal, ob sie die Tritte des Babys schon spüre. Nein, sagte sie dann, es sei sehr zurückhaltend.

»Ich muss ständig an unser Kind denken«, sagte er.

»Ich auch«, log sie.

Neun Monate lang verschwendete sie keinen einzigen Gedanken an das Kind in ihrem Bauch. Glücklicherweise, sonst hätte sie es gehasst. Ein instinktiver Schutzmechanismus ließ sie ihre Schwangerschaft wie eine lange Absenz erleben.

»Was glaubst du, wird es ein Junge oder ein Mädchen?«, fragte er manchmal.

Sie zuckte mit den Schultern. Wenn er sie auf die Wahl des Namens ansprach, verweigerte sie sich. Er respektierte ihre Entscheidung. In Wahrheit schaffte sie es nicht, sich auch nur eine Sekunde lang über das Baby Gedanken zu machen. Es blieb ihr zutiefst fremd.

 

Die Niederkunft erlebte sie als abrupte, unangenehme Rückkehr in die Wirklichkeit. Als sie das Neugeborene schreien hörte, staunte sie: Das war also die ganze Zeit in ihr drin gewesen.

»Ein Mädchen, Madame«, verkündete die Hebamme.

Marie empfand nichts, weder Enttäuschung noch Befriedigung. Sie hätte sich gern erklären lassen, was sie empfinden sollte. Aber sie war so müde.

Als ihr das Kind auf den Bauch gelegt wurde, sah sie es an und fragte sich, welche Reaktion von ihr erwartet wurde. Dann durf‌te Olivier zu ihr. Er zeigte alle Gefühle, die sie hätte haben sollen: umarmte sie hingerissen und gratulierte ihr, dann nahm er das Baby in den Arm und rief mit Tränen in den Augen: »Du bist das entzückendste kleine Mädchen, das ich je gesehen habe!«

Maries Herz versteinerte. Olivier zeigte auf das Gesicht des Kindes und rief: »Schau, Liebling, was du für ein Meisterwerk geschaffen hast!«

Marie nahm ihren ganzen Mut zusammen und betrachtete ihr Geschöpf. Es hatte bräunliche Haut und ganz kurze schwarze Haare. Und kein einziges rotes Mal wie so oft bei Neugeborenen.

»Sieht aus wie du, nur als Mädchen«, sagte sie zu Olivier. »Wir sollten sie Olivia nennen.«

»Nein, sie ist schön wie eine Göttin. Wir nennen sie Diane«, entschied der junge Vater.

Marie billigte diese Entscheidung, aber ihr Herz versteinerte immer mehr. Olivier legte ihr das Baby in die Arme. Sie sah ihr Kind an und dachte: ›Das ist jetzt nicht mehr meine Geschichte. Sondern deine.‹

Das war am 15. Januar 1972. Marie war zwanzig Jahre alt.

Die kleine Familie kehrte zurück nach Hause. Bevor Olivier morgens in die Apotheke ging, gab er Diane das Fläschchen. Wenn Marie mit dem Kind allein war, war ihr das unangenehm, was sie nicht ganz verstand. Sie bemühte sich, es so selten wie möglich anzusehen. Windelnwechseln war nicht das Problem. Es war das Gesicht, das sie störte. Sie gab ihm das Fläschchen und wandte den Blick ab.

Anfangs hatten sie oft Besuch. Freunde kamen vorbei, um das Baby zu sehen. »Was für eine Schönheit!«, bekam Marie dann zu hören. »Unglaublich, so ein hübsches Kind!« Sie versuchte, den Schmerz zu verbergen, den sie dabei empfand. Am meisten aber verletzte sie die große Liebe ihrer Eltern für Diane.

»Dein Kind ist ja noch hübscher als du, alle Achtung!«, sagte ihr Vater.

Die Mutter sah, wie sie die Lippen zusammenkniff, und behielt ihre Komplimente für sich. Aber ihr entzückter Blick war Marie nicht entgangen und schmerzte.

Ungeduldig wartete sie darauf, dass die Besucher wieder gingen. Wenn sie weg waren, steckte sie die Kleine in die Wiege, wo sie ihrem Blick entzogen war.

Dann legte sie sich aufs Bett, blickte zur Decke und dachte: ›Es ist vorbei. Ich bin zwanzig, und es ist schon vorbei. Wieso ist die Jugend so kurz? Meine ganze Geschichte hat nur sechs Monate gedauert.‹ Das ging ihr ständig durch den Kopf. Wenn sie wenigstens hätte schlafen können wie in der Schwangerschaft! Aber sie hatte nicht mehr die Ruhe abzutauchen, sie musste sich der Wirklichkeit stellen – diesen Satz hatte sie irgendwo gelesen, aber nicht ganz verstanden, sie ahnte nur, dass er etwas Unerträgliches enthielt.

Diane war ein braves Kind. Nur bei der Geburt hatte sie geschrien. Später gab sie keinen Mucks mehr von sich. Sie strahlte jeden an, der sich ihr näherte. »Dieses Kind ist ein Sechser im Lotto«, sagten die Leute zu Marie.

Wenn Olivier am frühen Abend von der Arbeit kam, lagen seine Frau und seine Tochter schweigend da, ein paar Meter voneinander entfernt. Um die Kleine machte er sich keine Sorgen, das kam ihm normal vor.

»Ich bin müde«, war Maries ewiggleiche Antwort auf seine besorgten Fragen.

»Soll ich ein Kindermädchen engagieren?«

Marie lehnte ab, die Vorstellung von einer Unbekannten im Haus war ihr unangenehm.

»Deine Mutter ist nicht berufstätig. Wir könnten Diane zu ihr bringen«, schlug Olivier vor.

»Sag doch gleich, dass du mir nicht zutraust, für das Baby zu sorgen!«, fauchte Marie ihn an.

Sie wusste, dass ihre Mutter genau das denken würde.