Kollisionen - Florian Scheibe - E-Book

Kollisionen E-Book

Florian Scheibe

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Beschreibung

An einem Sommertag fährt die Architektin Carina mit dem Fahrrad die sechzehnjährige Punkerin Mona an. Für beide verläuft der Unfall glimpflich, und doch verknüpfen sich ihre Lebenswege auf dramatische Weise. Denn Mona ist schwanger – und Carinas Kinderwunsch seit Langem unerfüllt. Ein Roman über die Kollisionen unterschiedlicher Lebensentwürfe. Carina und ihr Partner, der Journalist Tom, wohnen in einer Dachgeschosswohnung mit Blick über die Stadt. Dass der Park vor ihrer Haustür nicht der sauberste ist, stört sie genauso wenig wie die unmittelbare Nähe zur Drogenszene. Dort, unter der Hochbahn, lebt die sechzehnjährige Mona, seit sie von zu Hause abgehauen ist. Normalerweise gibt es zwischen beiden Welten nur wenige Berührungspunkte, doch nun werden sie auf schicksalhafte Weise zusammengeworfen: Denn während sich Carina und Tom seit Langem vergeblich ein Kind wünschen, ist Mona ungewollt schwanger … Scharfsichtig erzählt Florian Scheibe vom Zusammenprall sozialer Gegensätze, ohne dabei das Gespür für die inneren Nöte seiner Figuren zu verlieren. Mit einem Sinn für die bisweilen absurde Komik menschlichen Strebens entwirft er einen schillernden Gesellschaftsroman über die Konflikte unserer Gegenwart.

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Seitenzahl: 382

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Florian Scheibe

Kollisionen

Roman

Klett-Cotta

Impressum

Das Werk einschließlich aller seiner Teile ist urheberrechtlich geschützt. Jede Verwertung ist ohne Zustimmung des Verlags unzulässig. Das gilt insbesondere für Vervielfältigungen, Übersetzungen, Mikroverfilmungen und die Speicherung und Verarbeitung in elektronischen Systemen.

Klett-Cotta

www.klett-cotta.de

© 2016 by J. G. Cotta’sche Buchhandlung

Nachfolger GmbH, gegr. 1659, Stuttgart

© Florian Scheibe. Dieses Werk wurde vermittelt

durch die Literarische Agentur Michael Gaeb

Alle Rechte vorbehalten

Cover: Rothfos & Gabler, Hamburg

unter Verwendung eines Fotos von Sascha Ebersbach (Nili)

Gesetzt von r&p digitale medien, Echterdingen

Printausgabe: ISBN 978-3-608-98031-8

E-Book: ISBN 978-3-608-10041-9

Dieses E-Book basiert auf der aktuellen Auflage der Printausgabe.

Inhalt

Erster TeilZusammenprall

Eins

Zwei

Drei

Vier

Fünf

Sechs

Sieben

Acht

Neun

Zweiter TeilZwietracht

Zehn

Elf

Zwölf

Dreizehn

Vierzehn

Fünfzehn

Dritter TeilZwist

Sechzehn

Siebzehn

Achtzehn

Neunzehn

Zwanzig

Einundzwanzig

Zweiundzwanzig

Vierter TeilZerwürfnis

Dreiundzwanzig

Vierundzwanzig

Fünfundzwanzig

Sechsundzwanzig

Siebenundzwanzig

Achtundzwanzig

Neunundzwanzig

Dreißig

Fünfter TeilAufprall

Einunddreißig

Zweiunddreißig

Dreiunddreißig

Danke

The tactful cactus by your window

Surveys the prairie of your roomThe mobile spins to its collisionClara puts her head between her pawsThey’ve opened shops down West SideWill all the cacti find a homeBut the key to the cityIs in the sun that pins the branches to the sky

David Bowie, Eight Line Poem

Erster Teil

Zusammenprall

Eins

Wie aus dem Nichts tauchte die Gestalt zwischen den parkenden Autos auf, eine Erscheinung, schmal und schemenhaft, mit nach vorn geklappten Schultern. Carina versuchte zu bremsen. Sie bremste mit aller Kraft und in alle Richtungen, mit Händen, Füßen und sogar mit ihrem Oberkörper. Ihr Vorderrad prallte auf etwas Schweres, Hartes, das zugleich weich und biegsam war. Erst trügerische Schwerelosigkeit: Schweben, In-der-Luft-Liegen, getragen vom Adrenalin. Dann der Aufprall: Wie ein Lappen, der in einer schnellen Bewegung über einen verkrümelten Frühstückstisch gezogen wird, schrammte sie mit ihrem Sommerkleid über die Straße, und ihre Haut griff willig nach dem winzigen Splitt, der den Asphalt bedeckte.

Unwirkliche Stille umgab sie. Nur das sanfte Rauschen des Bluts tönte in ihren Ohren. Sie lag auf dem Rücken und betrachtete die zarte Watte der Wolken, die unter dem Himmel entlangglitt. Am liebsten wäre sie noch eine ganze Weile so liegen geblieben, losgelöst von all den Beschwerlichkeiten, die das Leben kompliziert machten – die vielen Termine, die Anrufe auf der Mailbox, die E-Mails, die sich dickschwarz in ihrem Posteingang stapelten –, da fiel ihr wieder die Gestalt ein, der weiche Widerstand.

Langsam richtete sie sich auf. Ihr weißes Hollandrad lag eineinhalb Autolängen von ihr entfernt quer und verdreht auf der Straße, den Lenker und das Vorderrad in den Himmel gereckt, und darunter ein menschlicher Körper.

Gegen den Schmerz, der nun an ihren Knien und Ellbogen aufflammte, rappelte sie sich hoch. Ein Mädchen, vielleicht fünfzehn oder sechzehn Jahre alt. Sie hatte die Augen geschlossen, und einen Moment lang war Carina davon überzeugt, dass sie tot war. Doch als sie näher herantrat, sah sie zu ihrer Erleichterung, wie sich der Oberkörper unter dem Rahmen langsam hob und senkte.

Das Gesicht des Mädchens war blass. Kurze, schwarze Haare hingen ihr strähnig in die Stirn. Sie trug Jeans und eine dunkle, abgewetzte Lederjacke, die in seltsamem Kontrast zu dem warmen Sommertag stand. Die Lippen des Mädchens pulsierten leise, und träge hoben sich die Lider über dem Augapfel. Das Weiß des Glaskörpers blitzte auf, die Iris, deren Farbe Carina nicht einordnen konnte – irgendwas zwischen Grau, Blau und Grün –, und schließlich erschienen die Pupillen, die auffallend klein wirkten, wie angespritzt. Der Mund des Mädchens bewegte sich stumm.

»Hallo? Kannst du mich hören?«

Das Mädchen reagierte nicht.

Die üblichen Notfallmaßnahmen ratterten Carina durch den Kopf, doch wie und wo sollte sie anfangen? Was, wenn das Mädchen sich etwas gebrochen hatte? Wenn sie vor Schmerz laut aufschrie? Wenn innere Blutungen nur darauf warteten, die Organe bei der ersten Erschütterung zu ertränken? Zumal Carina keine Ahnung hatte, wie sie die Verknotung zwischen dem Fahrrad und dem Körper lösen sollte, ohne dem Mädchen dabei weitere ernsthafte Verletzungen zuzufügen.

Carinas Stimme wurde drängender: ob das Mädchen irgendwo Schmerzen habe. Ob sie einen Krankenwagen brauche. Ob sie ihren Körper noch spüre, ihre Arme, Beine, ihren Rumpf. Ob Carina irgendetwas tun könne. Das Fahrrad anheben oder ihr eine Jacke unter den Kopf legen. Und schließlich rief sie noch einmal: »Hallo? Kannst du mich hören?«

Das Mädchen nickte langsam. Dann stöhnte sie. Carina senkte ihr Ohr ganz nah über die Lippen. Warm und feucht fühlte sie den Atem auf ihrer Wange. Sie roch Kaffee, Teer und etwas Süßliches, das sie an ein Tropenhaus erinnerte.

Die Stimme des Mädchens war schwach, und ihre Aussprache wirkte verwaschen, als ob ihr jemand die Zunge an den Unterkiefer genäht hätte. Einzelne Laute tauchten auf. Vokale und Konsonanten, die sich widerspenstig zu Wörtern verbanden. Ein »Wo«, ein »i«, ein seltsamer Zischlaut, ein verschlucktes Stöhnen, zwischendurch ein Gurgeln und dann, am Ende, mit Kraft zwischen den Zähnen hindurchgepresst: »Waffe«. Das ergab: »Wo … ist … meine … Waffe?«

Carina konnte sich nichts anderes vorstellen, als dass das Mädchen halluzinierte. Dass sie sich bereits in einem komatösen Zustand befand und unkontrolliert Bilder vor ihrem inneren Auge vorüberzögen. Andererseits: Sie musste in Eile gewesen ein, als sie, ohne nach rechts oder links zu schauen, auf die Straße gestürmt war. Vielleicht hatte sie ja kurz zuvor einen Supermarkt oder einen Kiosk überfallen oder einer hilflosen Rentnerin die Handtasche entrissen. Und nun vermisste sie ihre Schreckschusspistole, ihr Messer oder ihren Elektroschocker.

Carina blickte sich um. Sie sah ihre verstreuten Einkäufe. Ihre Handtasche. Die parkenden Autos. Die Sonne. Den kleinen, gemeinen Splitt auf dem Asphalt. Weit und breit keine Waffe. Sie wollte sich gerade wieder umdrehen, um noch einmal nachzufragen – und anschließend würde sie einen Krankenwagen rufen, ob das Mädchen es nun wollte oder nicht –, als sie innehielt. Keine zwei Meter neben ihr, direkt unter der vorderen Stoßstange eines der Autos und hervorgehoben von einem ovalen Sonnenfleck, entdeckte sie etwas, das der Frage des Mädchens einen vollkommen anderen Sinn verlieh. Auf einem viereckigen Pappteller, unter Sahne, eingelegten Kirschen und einer Kugel Vanilleeis, thronte dort, völlig unbeschadet, als wäre sie gerade eben von einem Kellner serviert worden – eine Waffel.

Ungläubig starrte Carina in die Parklücke. Starrte so lange mit halbgeöffnetem Mund, bis sie unter sich eine Bewegung spürte. Das Mädchen war ihrem Blick gefolgt. Mit einem Mal war die komatöse Trägheit aus ihren Augen verschwunden und hatte einer konzentrierten Zielgerichtetheit Platz gemacht. Begleitet vom Knirschen der Lederjacke packte das Mädchen Carinas Fahrrad und stemmte es in die Höhe. Sie zog die Beine unter dem Rahmen hervor, ließ das Fahrrad krachend wieder fallen und steuerte halbgebückt auf die Parklücke zu. Mit beiden Händen grapschte sie nach der Waffel, hockte sich auf den Randstein und begann zu essen.

Im gleichen Moment zerriss die Stille. Geräusche schwappten von links nach rechts und wieder zurück: das Knattern eines Mopedmotors, das Klappen einer Tür, Schritte, eine entfernte Stimme. Es folgten Menschen. Ein Mann mit einer Aktentasche und einem Handy am Ohr überquerte schnellen Schrittes die Straße. Ein schulberanzter Junge blieb auf dem Gehweg stehen und starrte Carina glupschäugig an. Eine Frau auf einem Roller bremste und rief ihr über den Lärm des Motors hinweg etwas zu, von dem Carina vermutete, dass es sich um ein Hilfsangebot handelte.

»Alles in Ordnung«, rief Carina zurück, und um ihre Aussage zu unterstreichen, lächelte sie, federte aus der Hocke nach oben, griff nach ihrem Rad und wuchtete es in die Senkrechte.

Die Frau auf dem Roller hob die Hand und fuhr weiter. Der Mann mit der Aktentasche hatte sich in einen silbernen Sportwagen geworfen und parkte hektisch aus, und selbst der Schuljunge schien das Interesse verloren zu haben: Mit beiden Händen an den Gurten seines Ranzens setzte er gemächlich seinen Weg fort wie ein Wanderer im Hochgebirge.

Carina stellte das Fahrrad neben eines der parkenden Autos und sammelte mit ein paar raschen Bewegungen ihre Einkäufe und ihre Handtasche in den Korb. Dann wandte sie sich der Parklücke zu. Das Mädchen saß auf dem Randstein. Die Ellbogen auf die Knie gestützt, hielt sie sich die Waffel direkt vor den Mund und versenkte in regelmäßigen Abständen ihre Zähne darin, kaute, schluckte und biss wie ein Bagger, der sich an einem Sandhaufen abarbeitet. Dabei kümmerte es sie nicht, dass sie unterwegs Ladung verlor, dass die Sahne im Verbund mit dem Kirschsaft und dem Vanilleeis über den Papptellerrand tropfte und sich in rot-weißen Gebirgsketten auf dem Boden gruppierte. Ihre Augen waren geschlossen.

»Na, schmeckt’s?«

Das Mädchen reagierte nicht.

Carina ging in die Hocke. Es tat weh, und der Schmerz nährte ihre Wut: ob das Mädchen eigentlich wisse, dass sie gerade einen Unfall verursacht habe. Dass Carinas Kleid zerrissen sei, sie am ganzen Körper Schürfwunden habe und dass sie beide von Glück reden konnten, dass nichts Schlimmeres passiert sei.

Das Mädchen hob den Kopf. Verständnislosigkeit sprach aus ihrem Blick, oder war es Desinteresse? Und plötzlich begriff Carina: Das Mädchen war ein Junkie. Wahrscheinlich hatte sie sich kurz vor dem Zusammenstoß einen Druck gesetzt, und nun rauschte das Heroin durch ihre Adern und übertönte alles andere.

Carina hatte nichts gegen Junkies. Wie sollte sie auch? Sie wohnte in einem Viertel, in dem es von ihnen nur so wimmelte. Nicht in ihrer Straße, aber in den Straßen um sie herum und im Park gegenüber. Sie waren in der Regel vollkommen harmlos. Traurige Gestalten, die mit erstarrten Gesichtszügen und eingefallenen Wangen Tag und Nacht zwischen den Imbissbuden unter der Hochbahn herumstanden wie Flamingos im Brackwasser. Manchmal hockten sie auch in Einfahrten oder Hauseingängen und zogen sich ihre Spritzen auf, aber sie taten niemandem etwas. Das Heroin machte sie friedlich.

Das Mädchen kaute langsamer, und nach und nach verebbte auch das letzte selbstvergessene Mahlen ihrer Kiefer. Ihre Augenlider schoben sich gemächlich über den Glaskörper, und der Kopf sank ihr auf die Brust. Der letzte Rest der Waffel – ein kleiner, abgenagter Fetzen – schwamm noch kurz in der Kirschsaft-Sahne. Dann kippte die Hand zur Seite, und die Insel und das Meer stürzten mitsamt dem Pappteller in die Tiefe und klatschten neben Carinas Sandalen auf den Randstein.

Wie in Zeitlupe sackte der Oberkörper des Mädchens nach vorn, so weit, bis ihre Stirn fast die Knie berührte. Dann, als ob jemand mit den Fingern geschnippt hätte, pendelte er zurück in die Aufrechte, jedoch nur, um seine Reise sofort von Neuem zu beginnen.

Carina überlegte, einfach zu gehen. Sich auf ihr Fahrrad zu setzen, nach Hause zu fahren und den ganzen Vorfall als ein skurriles Erlebnis in die Anekdotenschublade zu stecken. Aber ihre ungestillte Wut hielt sie fest.

Sie machte einen Schritt auf den in sich zusammensinkenden Körper zu und stupste das Bein des Mädchens mit ihrem Fuß an.

»Hey!«

Das Mädchen reagierte nicht, ihre Stirn bewegte sich weiter in Richtung Knie, Zentimeter um Zentimeter.

Carina stupste erneut, dieses Mal ein wenig fester, wieder begleitet von einem »Hey!«, ohne Wirkung. Und schließlich holte sie aus und trat dem Mädchen, so fest sie es mit ihren Sandalen vermochte, gegen das Schienbein. Das Mädchen federte zurück und öffnete die Augen. Fragend sah sie Carina an. Erst jetzt bemerkte Carina, dass sie gar nicht wusste, was sie sagen sollte, und daher begann sie noch einmal ganz von vorn: ob dem Mädchen eigentlich klar sei, dass sie einen Unfall verursacht habe. Dass Carina durch ihre Schuld vom Fahrrad gestürzt sei. Dass sie überall Schürfwunden habe und ihr Kleid zerrissen sei. Dass sie sich zu allem Überfluss auch noch Sorgen um sie gemacht habe und sogar einen Krankenwagen habe rufen wollen. Und trotzdem habe sie nichts Besseres zu tun, als sich auf den Randstein zu setzen und ihre Waffel zu essen. »Was bildest du dir eigentlich ein?«

Carina war davon überzeugt, dass so etwas wie Begreifen in den Augen des Mädchens aufflackerte. Sie nickte bedächtig, ihre Lider wippten im Takt der Bewegung. Dann holte sie tief Luft und sagte in einem monotonen Singsang: »Ham-Sie-vielleicht-ne-Zigarette-für-mich?«

Mit einem Mal fühlte sich Carina einfach nur leer. Das Mädchen war ein hoffnungsloser Fall. Ein Junkie, in dessen Heroinblase nichts anderes zählte als die unmittelbare Bedürfnisbefriedigung: der nächste Druck, etwas zu essen, die Zigarette danach. Vermutlich könnte die Welt untergehen und sie würde noch immer waffelkauend auf dem Randstein hocken, während um sie herum alles in Feuerfunken flog und in Trümmern stürzte.

Seufzend drehte sich Carina zu ihrem Fahrrad um und griff nach ihrer Tasche. Sie kramte eine Schachtel Rote Gauloises hervor, zog eine Zigarette heraus und hielt sie schräg vor ihren Oberkörper. Eine ganze Weile fixierte das Mädchen mit leicht zusammengekniffenen Augen den gelben Filter, der über ihr schwebte. Dann wuchtete sie sich mit einem Ruck hoch und schnappte nach der Zigarette. Den Filter zwischen den trockenen Lippen, begann sie umständlich nach einem Feuerzeug zu suchen: zuerst in der Jeans, dann in der Lederjacke, dann wieder in der Jeans, unterbrochen von plötzlichen Pausen, in denen sie mit hängenden Lidern in ihrem schwankenden Körper zu verschwinden schien.

Carina griff in ihre Handtasche, zog ihr kleines elektrisches Feuerzeug heraus und klickte die fauchende Flamme an. Einen Moment lang zögerte das Mädchen. Dann lehnte sie sich langsam nach vorn, griff nach Carinas Hand, hielt die Zigarettenspitze über das Feuerzeug und saugte so lange, bis die Glut sich knisternd einen halben Zentimeter in das weiße Papier gefressen hatte.

Eine angenehme Ruhe machte sich in Carina breit. Das Mädchen war ihr bedröhnt vors Fahrrad gelaufen, dafür hatte sie sie getreten und wie einen dressierten Hund zum Aufstehen gezwungen. Die Anekdote war abgeschlossen, die Geschichte zu Ende erzählt. Carina ließ das Feuerzeug in ihre Tasche fallen und drehte sich um.

Im gleichen Moment bemerkte sie den Bauch des Mädchens. Zuerst hoffte sie noch, dass ihr die Fantasie nur einen bösen Streich spielte, doch als sie ihre ganze Aufmerksamkeit darauf richtete – die leichte, aber deutliche Wölbung unter der Lederjacke, der gespannte Stoff des T-Shirts und die Unverhältnismäßigkeit zum Rest des mageren Körpers –, bestand kein Zweifel mehr: Das Mädchen war schwanger.

Carina stand ganz still. Sie spürte, wie sich etwas in ihr dehnte und zugleich an seine Grenzen stieß, wie es schwoll und krampfte, pulsierte und verhärtete, um schließlich zu einem kleinen glühenden Ball zu verklumpen, der seine Hitze bis in ihre Fingerspitzen schickte. Und dann, plötzlich und für sie selbst völlig überraschend, holte sie aus und schlug dem Mädchen, so fest sie konnte, mitten ins Gesicht.

Zwei

Sie lauschte mit geschlossenen Augen dem Geplapper der Menschen um sie herum und saugte den Waffelduft ein. Dann, endlich, durfte sie ihre Bestellung aufgeben. Der Laden war übervoll. Immer wieder drängelten sich Leute an ihr vorbei. Schubsten und stießen. Ihre Knie gaben nach, der Kopf sank ihr auf die Brust, und am liebsten hätte sie sich einfach hingesetzt, an den Tresen gelehnt und die Beine angezogen. Die Minuten kamen ihr vor wie Stunden, und als die Bedienung schließlich ihren Namen aufrief und mit abschätzigem Blick die Waffel über den Tresen schob, war ihre Gier danach so groß, dass sie sich beherrschen musste, nicht sofort hineinzubeißen.

So schnell wie möglich verließ sie den Laden, und ungeduldig balancierte sie den Turm auf der kleinen Pappunterlage den Bürgersteig entlang. Wie eine Verheißung schwebte die Waffel vor ihren Augen, sie durfte sie auf keinen Fall aus dem Blick verlieren.

Lesen Sie weiter in der vollständigen Ausgabe!

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