Kommandounternehmen - Kaj-Gunnar Sievert - E-Book

Kommandounternehmen E-Book

Kaj-Gunnar Sievert

0,0
7,49 €

-100%
Sammeln Sie Punkte in unserem Gutscheinprogramm und kaufen Sie E-Books und Hörbücher mit bis zu 100% Rabatt.
Mehr erfahren.
Beschreibung

Wegen der weltweit wachsenden Bedrohung durch den internationalen Terrorismus ist der Einsatz von Spezialeinheiten aktueller denn je. In seinem zweiten Buch zum Thema beschreibt der Autor, ein erfahrener Insider, spektakuläre Einsätze aus der jüngeren Vergangenheit. Ein unglaublich spannendes Buch, das bekannte, erfolgreiche, aber auch desaströse Einsätze von Topeinheiten detailgenau dokumentiert und analysiert.

Das E-Book können Sie in Legimi-Apps oder einer beliebigen App lesen, die das folgende Format unterstützen:

EPUB
MOBI

Seitenzahl: 348

Bewertungen
0,0
0
0
0
0
0
Mehr Informationen
Mehr Informationen
Legimi prüft nicht, ob Rezensionen von Nutzern stammen, die den betreffenden Titel tatsächlich gekauft oder gelesen/gehört haben. Wir entfernen aber gefälschte Rezensionen.



Kaj-Gunnar Sievert

Kommandounternehmen

Verdeckter Zugriff –Special Forces im Einsatz

Kaj-Gunnar Sievert

Kommandounternehmen

Verdeckter Zugriff –Special Forces im Einsatz

Vorwort von

Dr. h. c. Klaus Naumann

General a. D.

Bildquellen:

Defense Visual Information Center (DVIC)

George H. W. Bush Library

Getty Images

Maltesische Behörden

National Oceanic and Atmospheric Administration (NOAA)

Privatarchiv Robert Doss

Privatarchiv Werner Fischdick

Privatarchiv Dr. h. c. Klaus Naumann

Stadtarchiv Bern

Ted Carlson

US Army

USCG Visual Imagery

Warner Bros.

Der Autor ist unter [email protected] erreichbar. Hinweise, Bemerkungen oder Anregungen bitte an diese Mailadresse.

Ein Verzeichnis der lieferbaren Titel des Verlages E. S. Mittler & Sohn schicken wir Ihnen gerne zu.

Senden Sie bitte eine E-Mail mit Ihrer Adresse an:

[email protected]

Sie finden uns auch im Internet unter: www.mittler-books.de

Bibliografische Information der Deutschen Nationalbibliothek

Die Deutsche Nationalbibliothek verzeichnet diese Publikation in der Deutschen Nationalbibliografie; detaillierte bibliografische Daten sind im Internet über http://dnb.d-nb.de abrufbar.

E.S. Mittler & Sohn GmbH, Hamburg, Berlin, Bonn

©2011 by Maximilian Verlag, Hamburg

Ein Unternehmen der Tamm Media

Alle Rechte vorbehalten

Layout und Produktion: Dörte Brockmann

ISBN 978-3-8132-0916-7eISBN 978-3-8132-1005-7

Inhaltsverzeichnis

Vorwort

Operation »Nimrod« – 5. Mai 1980 Speed – Aggression – Surprise (SAS)

Operation »Polnische Botschaft« – 9. September 1982 Mit der Präzision eines Schweizer Uhrwerks

Operation »Flight 648« – 24. November 1985 Desaster in Malta

Operation »Acid Gambit« – 20. Dezember 1989 »In« und »Out« in sechs Minuten

Operation »Eastern Exit – Rettung vom Meer« – 5./6. Januar 1991 Out of Africa

Abkürzungen und Glossar

Literaturverzeichnis

Fußnoten

Danksagung des Autors

Übersicht der beschriebenen Einsätze

»Ihr könnt uns herausfordern, aber ihr werdet niemals gewinnen.«

General Dr. h. c. Klaus Naumann

Vorwort

Das vorliegende Buch beschreibt Operationen von Special Forces im weitesten Sinn, von Spezialeinheiten der Streitkräfte oder der Polizei, und es beschreibt sie im denkbar weitesten Spektrum derartiger Einsätze vom rein zivilen Umfeld über Operationen in einem Bürgerkrieg bis hin zur Aktion im Rahmen einer kriegsähnlichen Operation. Der Verfasser ist ein Offizier der Schweiz, der selbst Kommandant eines Spezialverbandes der Schweizer Armee war, der Fallschirm-Aufklärer.

Es ist Kaj-Gunnar Sieverts zweites Buch zu diesem Thema und es zeichnet sich erneut durch gründliche Recherche, präzise Sprache, klare Darstellung der einzelnen Operationen und durch deren nüchterne Analyse aus. Es ist ein Buch, das Einblick in die oft mit dem Schleier der Geheimhaltung verhüllte Welt der Planung und Durchführung von Operationen der Special Forces gibt und sie so eindringlich und detailliert schildert, dass es in die Hand jeden Ausbilders solcher Spezialkräfte gehört, aber auch von denen gelesen werden sollte, die über solche Einsätze politisch wie militärisch zu entscheiden haben. Letztere werden aus dem Buch erkennen, welche Verantwortung sie mit dem Einsatzbefehl übernehmen, aber auch, welche Risiken sie denen aufbürden, die ihre Entscheidungen unter Einsatz ihres Lebens ausführen. Einsätze von Spezialkräften dürften in den unruhigen Jahren, die vor Europa und der Welt zu liegen scheinen, vermutlich noch häufiger werden, als dies in der Vergangenheit der Fall war, gewiss häufiger als große Interventionen wie Kosovo oder die Interventionen im Irak 1991 und 2003, weil zunehmend nichtstaatliche Akteure, seien es Kriminelle oder Terroristen, die Staatenwelt durch verdeckte oder offene Gewaltanwendung herausfordern werden.

Das Buch setzt aber auch den Angehörigen der Spezialeinheiten ein mehr als verdientes, wenn auch nur geschriebenes Denkmal und drückt damit aus, was moderne Gesellschaften allzu oft vergessen: den Respekt vor dem Opfer derer, die aus den Einsätzen nicht zurück kamen oder in ihnen verwundet wurden, und den Dank an die, die durch ihre Erfolge dazu beitrugen, dass unsere Staatenwelt und ihre Bürger weiterhin in Sicherheit leben, weil sie den Gegnern von Freiheit und Recht durch ihr Handeln die klare und eindeutige Botschaft übermittelten: Ihr könnt uns herausfordern, aber ihr werdet niemals gewinnen.

Dr. h. c. Klaus Naumann

General a. D.

Generalinspekteur der Bundeswehr 1991–1996

Vorsitzender des Militärausschusses der NATO 1996–1999

Speed – Aggression – Surprise (SAS)

Der britische Special Air Service (SAS) stürmt vor laufenden Kameras die besetzte iranische Botschaft in London

Codename

Operation »Nimrod«

Auftrag

Erstürmung der iranischen Botschaft und Befreiung der Geiseln sowie Neutralisation der Terroristen

Datum

5. Mai 1980

Ort

London/Großbritannien

Involvierte Einheit

22nd Special Air Service (SAS) Regiment, B Squadron Pagoda Troop

Vorgeschichte

Im Verlauf der siebziger Jahre des 20. Jahrhunderts ziehen mehrere Terroristengruppen eine blutige Spur durch verschiedene Länder und Regionen der Welt. Einigen Terrorkommandos gelingt es, durch spektakuläre Aktionen, wie zum Beispiel Flugzeugentführungen, Geiselnahmen oder Anschlägen, medienträchtig auf sich und ihre politischen Ziele aufmerksam zu machen.

So überfällt zum Beispiel am 5. September 1972 das achtköpfige palästinensische Terrorkommando »Schwarzer September« die Mannschaftsunterkünfte der israelischen Olympiadelegation in München. Dabei werden zwei Sportler getötet und neun weitere Personen als Geiseln genommen. Ein Tag später endet das Drama auf dem Flughafen Fürstenfeldbruck bei München bei einem missglückten und schlecht geplanten Befreiungsversuch der deutschen Polizei. Alle Geiseln und fünf Attentäter kommen ums Leben.

Nur vier Jahre später wird am 3. Februar 1976 in Dschibuti am Horn von Afrika ein Bus mit Schulkindern von französischem Luftwaffenpersonal entführt. Die Anti-Terroreinheit Groupe d’Intervention de la Gendarmerie Nationale (GIGN) der französischen Gendarmerie übernimmt die Befreiungsaktion, welche jedoch blutig endet. Sieben Geiselnehmer und zwei Schulkinder sterben.

Vier Monate später trifft es erneut die Franzosen. Am 27. Juni 1976 entführen palästinensische Terroristen ein Verkehrsflugzeug der Air France. Die Maschine wird in Entebbe, Uganda, zur Landung gezwungen. Eine wagemutige Aktion durch israelische Kommandos führt am 3./4. Juli zur Befreiung.

Am 23. Mai 1977 stürmen in den Niederlanden molukkische Terroristen gleichzeitig einen Zug und eine Schule. Die Zugentführung in De Punt wird am 10. Juni gewaltsam beendet, wobei sechs Terroristen und zwei Geiseln ums Leben kommen. Die Besetzer der Schule in Groningen geben auf.

Im selben Jahr trifft es eine weitere Luftfahrtgesellschaft. Eine Verkehrsmaschine der Deutschen Lufthansa wird durch Palästinenser entführt. Die Odyssee endet am 17./18. Oktober 1977 mit der Erstürmung der Boeing 737 durch die Grenzschutzgruppe 9 (GSG 9) in Mogadischu, Somalia.

Um in einer angespannten Zeit, in welcher die westliche Staatengemeinschaft jederzeit mit Terroranschlägen zu rechnen hatte, nicht gänzlich wehrlos dieser Gefahr ausgesetzt zu sein, verstärkten die betroffenen Regierungen ihre Bemühungen, entsprechende militärische und polizeiliche Spezialkräften auf- und auszubauen. Die Staaten wollen wenigstens für reaktive Maßnahmen gewappnet sein.

Auch in Großbritannien ist die Sicherheitslage in dieser Zeit angespannt. Die britische Gesellschaft und mit ihr die zivilen und militärischen Sicherheitskräfte sehen sich seit einiger Zeit unterschiedlichen terroristischen Bedrohungen ausgesetzt. Während in Nordirland die Polizei- und Armeekräfte1 seit vielen Jahren die Irisch-Republikanische Armee (IRA) als inländische Bedrohung bekämpften, gerät im Frühling 1980 die englische Hauptstadt London wegen einer bisher unbekannten ausländischen Terroristengruppe in den Fokus der Weltöffentlichkeit. Die Stadt an der Themse wird zu einem Nebenschauplatz der Auseinandersetzung zwischen den beiden verfeindeten Staaten Irak und Iran am Persischen Golf.2

Am Vorabend3 des Krieges zwischen den beiden Golfstaaten Irak und Iran ist dem irakischen Machthaber Saddam Hussein jedes Mittel recht, um seinen Nachbarstaat unter der Führung des 1979 aus jahrelangem Exil zurückgekehrten charismatischen muslimisch-fundamentalistischen Geistlichen Ajatollah Ruhollah Khomeini zu destabilisieren. Vor diesem Hintergrund unterstützt er eine politische Gruppierung aus der in Europa kaum bekannten erdölreichen Region Arabistan – auch Khuzestan genannt – im Südwesten Irans. Die fortschreitende Revolution im Iran führt in der Hoffnung auf Unabhängigkeit zur Vereinigung von verschiedenen Gruppierungen aus Arabistan. Der irakische Geheimdienst Mukhabarat bildet deshalb auch eine ganze Reihe militarisierter Anhänger dieser Volksgruppe in einem Ausbildungscamp der Hauptstadt Bagdad für Terroraktionen aus.4

Der Geheimdienst Saddam Husseins wollte die Männer für eigene Ziele missbrauchen und mit ihrer Hilfe eine »zweite« Front eröffnen. Als eines von verschiedenen Zielen einer solchen Operation soll eine iranische Botschaft im Ausland ins Visier genommen werden. Die Terrorplaner werden schließlich in London fündig.

Die Verantwortung für die Operation wird dem Iraker Same Mohammed Ali übertragen. Dem Führungsoffizier des irakischen Geheimdienstes gelingt es, einige Mitglieder der Democratic Revolutionary Movement for the Libaration of Arabistan (DRMLA) zu rekrutieren. Weiter gelingt es Geheimdienstmann Same, die jungen Männer in den fatalen Irrglauben zu versetzen, dass die bevorstehende Operation lediglich einen Tag dauern wird und sie anschließend unversehrt und als »Helden« nach Bagdad zurückkehren würden. Die Männer willigen ein. Sie erhalten ein kurzes Training für ihren Auftrag in Großbritannien und werden nach der Ausbildung nach Europa losgeschickt.

Entwicklung der Lage

30. März 1980/Sonntag

Begleitet vom Führungsoffizier Same Mohammed Ali treffen Ende März Awn Ali Mohammed (alias Salim), Shakir Abdullah Fadhil (alias Feisal), Makki Hounoun Ali (alias Makki), Thamir Mohamed Husein (alias Abbas) und Shakir Sultan Said (alias Shai) in der britischen Hauptstadt London ein.

31. März 1980/Montag

Einen Tag nach ihrer Ankunft in Großbritannien mietet die Gruppe am 20. Nevern Place eine Wohnung. Die Männer fallen in dieser Umgebung nicht auf, denn der Stadtteil Earl’s Court wird von vielen verschiedenen Nationalitäten bewohnt. Die gemietete Wohnung soll ihnen für die kommenden Wochen als Basis für die bevorstehende Aktion dienen. Es kommt jedoch anders. Wegen ihres ungebührenden Verhaltens werden die Araber bereits eine Woche später aus der Wohnung geworfen.

Zwischen dem 7. April 1980/Montag und dem 29. April 1980/Dienstag

Die Suche nach einer neuen Wohnung dauert nicht lange. Noch am selben Tag werden sie am No. 3 105 Lexham Gardens fündig. Bis zum geplanten Beginn der Aktion verhalten sie sich in ihrer unmittelbaren Umgebung ruhig und unauffällig. Um die Männer bei Laune zu halten und um die Zeit zu verkürzen, verteilt Führungsoffizier Same den jungen Männern ausreichend Geld, welches sie auf ausgedehnten Streifzügen durch Bars, Striplokale, Bordelle und auf Einkaufstouren unter anderem im weltberühmten Warenhaus Harrods ausgeben. Mit dem Eintreffen von Fowzi Badavi Nejad (alias Ali), dem sechsten Mitglied des Kommandos, ist die Gruppe schließlich komplett. Während der nächsten drei Wochen finden mehrere weitere Planungstreffen an zwei verschiedenen Orten in Kensington statt, so zum Beispiel an der 24 und 55 Queens Gate. Beide Örtlichkeiten befinden sich in unmittelbarer Nähe der Büros des irakischen Verteidigungsattachés.

30. April 1980/Mittwoch/1. Tag der Besetzung

09.40 Uhr/Lexham Gardens/London/Großbritannien

Es ist ein kühler Frühlingsmorgen, als die Männer die Wohnung verlassen. Anführer der Gruppe ist Awn Ali Mohammed (alias Salim), ein 27-jähriger junger Mann aus einer mittelständischen Familie aus Khuzestan. Salim hatte an der Universität der iranischen Hauptstadt Teheran studiert und spricht neben Farsi auch Arabisch, Englisch und Deutsch. Für seine vorgesehene Aufgabe musste Salim nicht motiviert werden, saß er doch für seine politische Überzeugung in einem iranischen Gefängnis und wurde auch gefoltert.

Kartenausschnitt der britischen Hauptstadt London

Das Ziel der Gruppe – die iranische Botschaft im Londoner Stadtteil Knightsbridge – liegt im Südwesten der britischen Hauptstadt an der No. 16 Princess Gate. Bewaffnet sind die Männer mit zwei belgischen 9-mm-Maschinenpistolen vom Typ M2 »Skorpion«, drei Browning-9-mm-Pistolen, einem 38-Revolver und einigen russischen Handgranaten des Typs RGD-5. Die Waffen organisiert und übergeben hat ihnen »ihr Freund« Same. Nachdem Same den Männern alles übergeben hat, setzt er sich am selben Tag ab und verlässt Großbritannien auf dem Luftweg. Seine angeworbenen »Freiheitskämpfer« überlässt er ihrem Schicksal.

11.25 Uhr/Iranische Botschaft/No. 16 Princess Gate/London

Zwei Stunden später – es ist zirka 30 Minuten vor 12.00 Uhr – biegt die Gruppe, die zu Fuß unterwegs ist, auf die Princess Gate ein. Das Haus, in dem die Botschaft untergebracht ist, wurde im georgianischen Stil erbaut und ist in Sichtweite. Die Männer fallen nicht auf. Es scheint, als ob sie einen Termin in der Botschaft hätten.

In der iranischen Botschaft verlief der Morgen bis zu diesem Zeitpunkt wie ein normaler Bürotag. Der größte Teil der knapp über 30 Personen im Gebäude gehört zum Botschaftspersonal, und die restlichen Besucher und Personen haben einen Termin oder halten sich im Wartezimmer auf. Zu den Besuchern an diesem Tag gehören auch zwei Mitarbeiter der British Broadcast Company (BBC), Simeon »Sim« Harris und Christopher »Chris« Cramer. Sie sind für ein Visum in die Botschaft gekommen, weil sie demnächst eine geschäftliche Reise in den Iran unternehmen wollen.

Als die sechs Männer in den Eingang zur Botschaft eindrehen und auf die erste Tür zur Botschaft zugehen, will ihnen Police Constable (PC) Trevor Lock von der Diplomatic Protection Group (DPG)5 der Metropolitan Police die Tür aufmachen. PC Lock befindet sich im Innern der Botschaft. Normalerweise steht PC Lock vor dem Haupteingang. Doch an diesem kühlen Tag hatte ihm Abbas Fallahi, ein Mitarbeiter der Botschaft, freundlicherweise einen warmen Tee angeboten. Aus diesem Grund steht er zu diesem Zeitpunkt nicht auf seinem gewohnten Posten. Die iranische Botschaft wird im Frühling 1980 als eine nicht besonders gefährdete diplomatische Vertretung betrachtet.6 Aus diesem Grund ist sie lediglich durch einen einzigen DPG-Beamten bewacht, welcher mit einem 0.38-Revoler nur leicht bewaffnet ist. PC Trevor Lock, welcher an diesem Tag für einen Kollegen eingesprungen ist, hat eben erst seinen Dienst angetreten.

11.32 Uhr/Iranische Botschaft/No. 16 Princess Gate/London

Als PC Lock dem ersten Besucher die Tür öffnen will, bemerkt er, dass der Mann bewaffnet ist. Geistesgegenwärtig versucht er die Tür zuzuschlagen. Doch die Araber sind schneller. Einer der Männer stürzt sich durch die Tür und ein Zweiter schießt durch das Fenster. Innert Sekunden sind sie auch durch die zweite Sicherheitstür gebrochen und gelangen in den Empfangsraum der Botschaft. Beim Betreten der Botschaft eröffnen die Terroristen sofort das Feuer. Sie schießen mit ihren Waffen wild in die Decke. Glassplitter und Verputz von den Wänden fliegen umher. Der 41-jährige Wachmann wird später aussagen, dass er aufgrund der umherfliegenden Splitter, welche ihn treffen, zuerst geglaubt habe, getroffen worden zu sein. Erst kurze Zeit später habe er realisiert, dass er überhaupt nicht verletzt sei.

Trotz des Chaos, der Überraschung des Angriffs und im Durcheinander der ersten Sekunden und noch bevor er überwältigt wird, gelingt es PC Lock geistesgegenwärtig, einen versteckten stummen Alarm auszulösen.

Die Eindringlinge rennen durch die Räume auf der Suche nach dem iranischen Botschafter und weiteren anwesenden Personen und Botschaftsangestellten. Auf ihrer Suche rufen die Terroristen den Namen des Chargé d’Affaires »Ali Afrouz, Ali Afrouz«. Als der iranischen Chargé d’Affaires seinen Namen hört, schließt er sich in seinem Büro ein. Auch mehrere andere in den verschiedenen Büros und Etagen der Botschaft arbeitende Mitarbeiter sind durch die Schüsse in der Eingangshalle alarmiert worden und versuchen sich entweder einzuschließen oder zu flüchten. Für viele ist die Flucht nur von kurzer Dauer. Auch der Versuch, sich in den oberen Etagen in Sicherheit zu bringen, misslingt. Einer, der zuerst noch flüchten kann, ist der britische Botschaftsangestellte Ronald Morris. Es gelingt ihm noch, einen Telefonhörer abzunehmen und den Polizei-Notruf »999« zu wählen. Als er jedoch die näher kommenden Eindringlinge hört, legt er den Hörer wieder auf. Auch er wird gefangen genommen. Der Chargé d’Affaires Dr. Afrouz wird später schließlich von den Eindringlingen gefunden und zu den anderen Geiseln geschleppt. Er blutet am Kopf und ist am Bein verletzt. Er ist benommen und wird erst gegen Abend wieder voll ansprechbar sein. Obwohl die Terroristen die ersten Augenblicke und Minuten des Sturms geschickt genutzt haben, gelingt es drei Personen, aus dem Botschaftsgebäude zu flüchten. Zusammen mit einer weiteren Frau flüchtet die Leiterin der medizinischen Abteilung, Zari Afkhami, aus dem Fenster. Auch der zweithöchste Vertreter in der iranischen Botschaft, Farhad Gity, der sich zum Zeitpunkt des Angriffs im ersten Stock aufhält, kann sich seinen Verfolgern entziehen. Er flüchtet über ein Fenster im vierten Stock in die äthiopische Botschaft im Nebengebäude.

11.35 Uhr/Iranische Botschaft/No. 16 Princess Gate/London

Nur wenige Minuten nach dem Angriff auf die Botschaft sind die ersten DPG-Angehörigen vor dem Gebäude. Sie kommen von anderen ausländischen Vertretungen in der Nachbarschaft der iranischen Botschaft.

In den Minuten nach Auslösung des Alarms/New Scotland Yard/London

Der Empfänger des Alarms ist das Hauptquartier der Metropolitan Police. Unmittelbar nach dem Alarm werden verschiedene Einheiten aufgeboten und in die unmittelbare Nachbarschaft von No. 16 Princess Gate verlegt: So zum Beispiel werden

• die Spezialisten der Special Patrol Group (A9),

• die Spezialisten der Electronic Intelligence C7 von Scotland Yards Technical Support Branch,

• die Metropolitan Police C13 Antiterrorist Squad7

• die Polizeischarfschützeneinheit D11 »Blue Beret«, sowie

• weiteres Personal und Spezialisten, wie zum Beispiel Unterhändler8, Psychiater9 oder medizinisches Personal, für die Abriegelung des unmittelbaren Umfelds der iranischen Botschaft sowie für andere Aufgaben aufgeboten.

Auf politischer Ebene wird COBRA einberufen. Benannt nach der Bezeichnung des Raums – Cabinet Office Briefing Room (COBRA) –, ist COBRA ein Gremium auf höchster Regierungsebene, welches sich in einer Krise mit dem Management derselben beschäftigt. In COBRA sind alle wichtigen Entscheidträger zusammengefasst, wobei die effektive Zusammensetzung jeweils abhängig von der Lage ist und wechseln kann. Die genaue Ausgestaltung sowie die Namen der Einsitzer sind teilweise klassifiziert. Bekannt ist jedoch, dass COBRA zu diesem Zeitpunkt unter dem Vorsitz von Home Secretary und stellvertretendem Premierminister William Whitelaw steht.

COBRA (Cabinet Office Briefing Room)

Einheiten der Metropolitan Police und von Scotland Yard

Der Angriff auf die iranische Botschaft wird Minuten nach dem von PC Lock ausgelösten Alarm auch durch jene Botschaftsangehörigen bestätigt, welche erfolgreich flüchten konnten.

11.42 Uhr/New Scotland Yard/London

Rund zehn Minuten nach der Erstürmung kann New Scotland Yard bestätigen, dass ein Offizier des DPG in der Botschaft festgehalten wird und dass Schüsse gehört worden sind. Um diese Zeit ist auch Commander Brian Dobey, kommandierender Offizier des DPG, unterwegs an die »Princess Gate«.

11.44 Uhr/Bradbury Lines/Hereford

Aber nicht nur in der Hauptstadt selber werden Einheiten alarmiert. Durch einen Anruf von Dusty Gray, eines ehemaligen Sergeant des D Squadron des Special Air Service (SAS), erfährt auch das Hauptquartier des 22 SAS Regiment, Bradbury Lines, im rund 200 Meilen10 entfernten Hereford vom Zwischenfall in der iranischen Botschaft.

Da der Anrufer, der nach seinem Austritt aus dem aktiven Dienst bei der SAS nun als Hundeführer bei der Metropolitan Police Counterterrorist »hard dog« Section auf dem Flughafen Heathrow arbeitet, die sich entwickelnde Lage für einen möglichen Job für das Special Projects Team (SPT) des SAS Counter Revolutionary Warfare Wing (CRW) hält, informiert er seine frühere Kollegen. Zu jedem Zeitpunkt ist in Hereford, dem Hauptquartier der SAS, ein rund 25-köpfiges SPT in einem 24-Stunden-Stand-by-Alarm. Ein zweites SPT kann nach einer vorgängigen Warnung zu einem späteren Zeitpunkt das erste Team verstärken, sollte sich ein längerer Einsatz abzeichnen. Das informelle Netzwerk der ehemaligen SAS-Mitglieder, der »kleine Dienstweg«, funktioniert.11

Unmittelbar nach Erhalt der Information aus London telefoniert der kommandierende Offizier des 22 SAS Lieutenant Colonel Michael Rose mit dem Direktor SAS, Brigadier Peter de la Billière. Die beiden SAS-Offiziere besprechen das weitere Vorgehen. Später bricht Lieutenant Colonel Rose mit dem Hubschrauber nach London auf.

11.48 Uhr/Bradbury Lines/Hereford

Während der Anruf im Hauptquartier der SAS entgegengenommen wird, trainieren zum selben Zeitpunkt Mitglieder des B Squadron Pagoda Troop im regiments-eigenen »Killing House« den Häuserkampf (Close Quarter Battle). Als ihre Pager12 losgehen, brechen sie ihr Training augenblicklich ab. Wie für solche Situation vorgesehen und vorbereitet, ist ihre persönliche Ausrüstung bereit und die Männer der SAS preschen mit ihren speziell modifizierten Land Rovern in Richtung London los.13 Zudem führen sie auch alles Material mit sich, um vor Ort unmittelbar in den Einsatz gehen zu können.

Ungefähr vor 12.00 Uhr/Irgendwo in Schottland

Während seines Urlaubs in Schottland hört auch Sir David McNee, Commissioner der Metropolitan Police, die BBC-News und erfährt vom Zwischenfall in London. Sofort bricht er seinen Aufenthalt ab und nimmt noch am Nachmittag einen Flug zurück in die britische Hauptstadt.

Nach der Besetzung/Iranische Botschaft, zweiter Stock/No. 16 Princess Gate/London

Nachdem die Terroristen die Botschaft gesichert haben, ziehen sie alle Geiseln zusammen. Insgesamt halten sie 26 Geiseln fest. Die 20 Männer und sechs Frauen werden in drei Gruppen in Nationalität und Geschlecht unterteilt:

1. iranische Männer,

2. iranische Frauen und

3. Nichtiraner.

Aus religiösen Gründen werden die Frauen und die Männer getrennt festgehalten.

12.09 Uhr/Iranische Botschaft/No. 16 Princess Gate/London

37 Minuten nach dem Angriff trifft Deputy Assistant Commissioner John Dellow, an diesem Tag verantwortlicher Einsatzoffizier bei Scotland Yard, am Schauplatz ein. Die nächsten sechs Tage wird er vor Ort verantwortlich sein.

13.09 Uhr/Nachbarschaft der iranischen Botschaft/Princess Gate/London

Die Scharfschützen (D 11) beziehen verschiedene Stellungen rund um die iranische Botschaft. Sie werden in der Folge auch als Mittel zur Nachrichtenbeschaffung respektive für die Überwachung eingesetzt werden.

Zu diesem Zeitpunkt ist bereits die Evakuierung der Gebäude rund um das Botschaftsgebäude eingeleitet sowie die Straßen in der Nachbarschaft für den Durchgangsverkehr gesperrt.

Um 14.00 Uhr/Iranische Botschaft/No. 16 Princess Gate/London

Um 14.00 Uhr betritt Salim den so genannten Botschaftsraum »Room 9«, wo die Terroristen einen Großteil der Geiseln zusammengezogen haben. Er verkündet ihnen, dass sie Gefangene der DRMLA sind. Er liest ihnen deren Forderungen sowohl in Englisch als auch in Farsi vor.

Um 14.25 Uhr/Nachbarschaft der iranischen Botschaft/Princess Gate/London

Zwei weitere Spezialeinheiten der Polizei treffen vor Ort ein: die vom 52-jährigen Peter Duffy geführte C13 (Anti-Terrorist Squad), eine Eliteeinheit von Scotland Yard, sowie die A9, die Special Patrol Group (SPG) von Scotland Yard. Die A9 ist eine Einheit, welche in Fällen von schweren Demonstrationen (Riot-Control) zum Einsatz kommen kann.

14.35 Uhr/Iranische Botschaft/No. 16 Princess Gate/London

Der erste Kontakt zwischen den Terroristen und der Außenwelt findet rund drei Stunden nach dem Angriff statt. Der syrische Journalist Mustapha Karkouti, der Europa-Korrespondent der libanesischen Zeitung »As-Afir«, war für ein Interview mit dem iranischen Kulturattaché Dr. Abul Fazi Ezzatti in die Botschaft gekommen, telefoniert jetzt im Auftrag von Salim mit der BBC. Am anderen Ende der Leitung ist Michael Brown, Senior Duty Editor des BBC External Services. Brown nimmt die Forderungen der DRMLA entgegen:

1. Legitime Rechte und Menschenrechte für die Bevölkerung,

2. Frieden, Freiheit und Anerkennung für das Volk von Arabistan,

3. die Freilassung von 91 inhaftierten arabischen Gefangenen14 in Arabistan und

4. ein Flugzeug, das die Geiseln sowie die Botschaftsbesetzer außer Landes fliegt.

Darüber hinaus fordern die Terroristen, dass die Repräsentanten des Iraks, Jordaniens und Algeriens eingeflogen werden sollen, um die Verhandlungen mit ihnen zu führen. Sollten ihre Forderungen nicht bis um 12.00 Uhr des folgenden Tages erfüllt werden, drohen sie mit der Tötung aller Geiseln und der Sprengung des Botschaftgebäudes. Weiter stellt Karkouti richtig, dass die Botschaftsbesetzer aus dem Iran und nicht aus dem Irak kommen.

Im Verlauf des Nachmittags/Princess Gate/London

In der Zwischenzeit hat die Polizei in der Nachbarschaft der iranischen Botschaft an der No. 24 Princess Gate zwei Kommandoposten eingerichtet:

• »Alpha Control«, der vorgeschobene Posten in einem blauen Fahrzeug unmittelbar vor der Botschaft und

• »Zulu Control«, das eigentliche »Nervenzentrum« in der Royal School of Needlework. Geführt wird »Zulu Control« von Deputy Assistant Commissioner John Dellow. In diesem Kommandoposten laufen alle Fäden zusammen. Hier arbeiten, sitzen und sind vertreten: die Unterhändler, die Übersetzer, die Techniker sowie die Psychologen. Die Aufgabe der Psychologen ist es, aufgrund der mitverfolgten Telefongespräche zwischen den Terroristen und »Zulu Control« Informationen und Eindrücke über den mentalen Zustand der Botschaftsbesetzer zu gewinnen.

Karte des Quartiers

Über die Herkunft der Terroristen sind sich die Behörden bis zu diesem Zeitpunkt immer noch im Unklaren. Niemand weiß, was oder wo Arabistan ist. Auch Abklärungen bei den beiden britischen Nachrichtendiensten MI5 und MI6 bringen keine Erhellung der Situation. Telefonanrufe in verschiedene britische Botschaften im Nahen und Mittleren Osten werden gemacht. Auch diese Versuche bringen vorerst nicht viel an neuen Erkenntnissen.

Mit welchen Problemen sehen sich die Behörden und Deputy Assistant Commissioner Dellow zu diesem Zeitpunkt konfrontiert:

• Die Behörden wissen wenig bis gar nichts über die Botschaftsbesetzer.

• Die Behörden müssen feststellen, dass im Gegensatz zu früheren Besetzungen und Geiselnahmen in London, welche in überschaubaren Gebäuden stattgefunden haben, die iranische Botschaftsvilla sehr groß ist.

• Sie stellen weiter fest, dass diese Geiselnahme im Unterschied zu vorhergegangenen Zwischenfällen nicht spontan entstanden ist, sondern vermutlich von langer Hand geplant und vorbereitet wurde.

• Die Polizei hat zudem ein Sprach- und Verständigungsproblem mit den Botschaftsbesetzern. Selbstverständlich sind nun auch arabische und farsi sprechende Übersetzer und Unterhändler anwesend, doch die Verhandlungen, die nicht in der Muttersprache geführt werden, erschweren die Problematik zusätzlich.

• Die Polizei muss befürchten, dass einzelne iranische Geiseln einen Märtyrertod vorziehen und somit eine Eskalation der Situation herbeiführen, welche schwierig bis gar nicht zu kontrollieren oder zu beeinflussen ist.

• Im Verlauf der Botschaftsbesetzung wird es später noch zu Unterstützungsdemonstrationen von iranischen Studenten in der unmittelbaren Nachbarschaft kommen.

Eine für westliche Verhältnisse und Gepflogenheiten eher bizarre Szene.

Zwischen 14.45 Uhr und 16.20 Uhr/Iranische Botschaft/No. 16 Princess Gate/London

Zwischenzeitlich erleiden in der Botschaft mehrere Geiseln gesundheitliche Probleme. Frieda Mozafarian, die Sekretärin des Presseattachés, muss sich mehrere Male übergeben. Salim fordert per Telefon einen Arzt an, doch dieser Forderung wird nach einem Rückruf rund 60 Minuten später von den Behörden nicht entsprochen. Sie machen den Terroristen jedoch den Vorschlag, die Geisel als Zeichen des guten Willens frei zu lassen und ihr die nötige medizinische Hilfe zukommen zu lassen.

16.20 Uhr/Iranische Botschaft/No. 16 Princess Gate/London

Knapp fünf Stunden nach der Besetzung der Botschaft wird die erste Geisel, Frieda Mozafarian, freigelassen. Sie wird sofort von den Behörden ins St Stephen Hospital gebracht. Sie ist die erste Person, welche Informationen aus dem Innern der Botschaft vermitteln kann.

17.45 Uhr/Iranische Botschaft/No. 16 Princess Gate/London

Karkouti muss auf Geheiß von Salim noch einmal mit dem BBC External Service telefonieren. Nachdem der Kontakt hergestellt ist, nimmt Salim selber den Hörer in die Hand und stellt seine Forderungen noch einmal klar. Sollten sie nicht erfüllt werden, werden am folgenden Tag um 12.00 Uhr die ersten Geiseln erschossen und die Botschaft in die Luft gesprengt.

Am Abend/Iranische Botschaft/No. 16 Princess Gate/London

Die Terroristen sind mit dem Fortgang der Entwicklung nicht zufrieden. BBC hat ihre Forderungen nicht ausgestrahlt, und als sie schließlich übertragen werden, nicht in ihrem Sinn.

23.30 Uhr/Iranische Botschaft/No. 16 Princess Gate/London

Eine halbe Stunde vor Mitternacht muss Dr. Afrouz mit dem iranischen Außenministerium in Teheran telefonieren und die Forderungen der Terroristen wiederholen.

Anschließend/Aus dem arabischen Raum15

Kurze Zeit nach dem Anruf aus London in den Iran, ruft der iranische Außenminister Sadegh Gohtzbadeh in der Botschaft an. Er beschuldigt die Botschaftsbesetzer, Handlanger der Vereinigen Staaten von Amerika zu sein. Es entsteht ein heftiges Wortgefecht zwischen den beiden Männern, das in einem wütenden Ende gipfelt.

Im Verlauf der Nacht/Regents Parks Barracks/London

Gegen Abend kommen die Männer des Special Air Service (SAS) in London an und beziehen eine Basis in Regents Parks Barracks, etwa drei Meilen vom eigentlichen Ort der Geschehnisse von No. 16 Princess Gate.

Nach der Ankunft werden zuerst verschiedene Maßnahmen ergriffen:

• Als erstes muss sich der kommandierende Offizier einen Überblick der Lage verschaffen.

• Anschließend beginnt das Sammeln, Einholen und Auswerten jeglicher Informationen für den Zugriff sowie

• das Entwerfen eines sofortigen Zugriffsplans. Dies ist nötig, sollte sich die Situation aus irgendwelchen Gründen innerhalb der nächsten Stunden noch vor der Planung des eigentlichen Zugriffs zuspitzen und verändern und ein sofortiger Zugriff nötig werden. Da ein solcher Zugriff nicht auf einer großen und umfassenden Planung basiert, wäre eine solche »Immediate Action«16 einem eigentlichen Frontalangriff gleichzusetzen. Ausgerüstet mit Vorschlaghämmern wären die SAS-Angehörigen auf verschiedene Arten in die Villa eingedrungen und hätte auf dem Weg durch die Botschaft einerseits versucht, möglichst viele Geiseln zu retten, andererseits die Terroristen zu neutralisieren. Ein solcher Angriff ist stets mit einem enormen Risiko verbunden.

Um die ersten Informationen sammeln zu können, ziehen zwei SAS-Angehörige in zivilen Kleidern los, um die Umgebung der iranischen Botschaft zu erkunden. Dabei steigen sie auch auf das Dach von No. 16 Princess Gate.

Die restlichen SAS-Trooper kontrollieren in der Zwischenzeit ihre Ausrüstung. Alles soll bereit sein, wenn es losgeht. Bewaffnet sind die Männer mit einer Heckler & Koch MP5A3 mit 30-Schuss-Magazinen und einer 9-mm-Browning High Power als zweitrespektive Seitenwaffe. Zum Schutz tragen sie Bristol Body Armour, leichte Northern-Ireland-Schuhe sowie eine S6-Schutzmaske mit verdunkelten Augengläsern. Die Schutzmasken sind nötig, um auch unter CS-Situationen (Tränengas) atmen und operieren zu können. Darüber hinaus soll der Anblick der vollständig in Schwarz gekleideten SAS-Soldaten die Terroristen zusätzlich erschrecken. So genannte »Flash-Bang« Stun Granades und während des Zugriffs eingesetztes Tränengas sollen für zusätzliche Verwirrung sorgen und den eindringenden Soldaten den extra Bruchteil einer Schrecksekunde für den Angreifer geben, um den desorientierten Terroristen erschießen zu können.

1. Mai 1980/Donnerstag/2. Tag der Besetzung

Am zweiten Tag der Besetzung erklärt der iranische Außenminister, dass sein Land nicht auf die Forderungen der Terroristen eingehen wird. Zu diesem Zeitpunkt der Verhandlungen sind die britischen Behörden recht zuversichtlich, dass sich die Situation vorerst nicht dramatisch verändern wird. Erst als Salim in einem Gespräch mit dem Unterhändler erwähnt, dass der iranische Außenminister seine Aussagen noch bereuen würde und dass nach dem zeitlichen Ablauf des Ultimatums die Geiseln erschossen würden, änderte sich die Beurteilung.

10.00 Uhr/Albert Hall/London

In einer Pressekonferenz bestreitet Deputy Assistant Commissioner Dellow die Anwesenheit des Special Air Service.17

Im Verlaufe des Morgens/Iranische Botschaft/No. 16 Princess Gate/London

Nachdem die Metropolitan Police von der Geiselnahme in der Botschaft erfahren hatte und vor Ort war, werden unter anderem auf ihr Geheiß die Telefonleitungen zwischen der Botschaft und der Außenwelt gekappt. Um die wichtige Kommunikation jedoch weiterhin aufrechterhalten zu können, wird eine separate Verbindung zwischen der Botschaft und den Behörden installiert. Ein Feldtelefon wird via den ersten Stock in die Botschaft geführt und mittels einer Leitung sind die Unterhändler und die Terroristen verbunden.

Zu Beginn der Geiselnahme gestaltet sich die Kommunikation zwischen den Terroristen und den Verhandlungsbehörden als sehr schwierig. PC Trevor Lock und ein Ägypter namens Mustapha sind der Dreh- und Angelpunkt der Konversation. Der Gesundheitszustand von Chris Cramer, dem BBC-Tontechniker, der wegen eines Visums in der Botschaft weilte, verschlechtert sich zunehmend. Es scheint, als ob er an ernsten Magenproblemen leidet.18 Er soll deshalb freigelassen werden. Bevor dies geschieht, hat PC Lock kurz die Gelegenheit, um unentdeckt einige Worte auszutauschen. Sie besprechen, welche Informationen er im Falle einer Freilassung an die Sicherheitsbehörden übergeben soll. Als besonders essentiell betrachtet Lock die Tatsache, dass die Terroristen russische Handgranaten dabei haben. Für die Vorbereitung einer gewaltsamen Erstürmung der Botschaft sind diese Informationen sehr wichtig.

11.20 Uhr/Iranische Botschaft/No. 16 Princess Gate/London

Rund 40 Minuten vor Ablauf des Ultimatums wird Chris Cramer von den Terroristen freigelassen. Kurz bevor er die Botschaft verlassen kann, entschuldigt sich einer der Terroristen bei ihm! Weil diese Freilassung nicht mit den Behörden abgesprochen war, dauert es eine Weile, bis die Sicherheitskräfte realisieren, dass eine weitere Geisel auf der Straße steht. Wie in solchen Situationen vorgesehen, wird auch er nach einer ersten medizinischen Versorgung durch Angehörige der Polizei und der SAS befragt. Cramer kann den Planern wertvolle Informationen und Erkenntnisse liefern. Jedes Detail kann enorm wichtig sein und Schlüsselinformation für einen Zugriff darstellen. Seine Informationen werden umgehend an die Einsatzleitung weitergegeben.

Vor dem Ablauf des ersten Ultimatums/Auf der Straße vor der Botschaft/No. 16 Princess Gate/London

Der Hauptverantwortliche für die Verhandlungen, Chief Superintendent Fred Luff von der Metropolitan Police, erscheint mit einer Farsi-Übersetzerin vor dem Gebäude und will mit Salim über eine Verlängerung des Ultimatums verhandeln. Beide sind unbewaffnet und tragen eine Schussweste.

12.00 Uhr/Iranische Botschaft/No. 16 Princess Gate/London

Mit großer Spannung wird der Ablauf des ersten Ultimatums erwartet. Als 12.00 Uhr verstreicht und nichts passiert, sind die verängstigten Geiseln in der Botschaft überglücklich. Auch die Behörden sehen im Umstand, dass nichts passiert ist, ihr Urteil bestätigt, dass die Terroristen lediglich bluffen.

Etwa gleichzeitig/London

Noch immer weiß man bei COBRA nicht, mit welcher Gruppierung oder Splittergruppe man es eigentlich in der Botschaft zu tun hat. Das Wissen um den Gegner ist in jeder Verhandlungssituation von entscheidender Bedeutung. Aufgrund dieser Informationen kann ein Verhandlungspartner eingeschätzt werden. Dabei sind zum Beispiel Hintergründe wichtig, wie etwa:

• Haben die Terroristen respektive die Gruppierung bereits in der Vergangenheit Entführungen oder Besetzungen geplant und durchgeführt?

• Wie sind diese Aktionen ausgegangen?

• Wie lange haben sie gedauert (kurz oder lang)?

• Wo sind die Terroristen ausgebildet worden?

• Wer hat die Terroristen ausgebildet?

• Über welche Fähigkeiten verfügen sie?

• Welches sind ihre primären Absichten?

• Sind sie politisch/ideologisch gesteuert respektive motiviert?

• Wollen sie während und mit der Aktion »untergehen«?

• Welche weiteren Instanzen, zum Beispiel religiöse oder politische Führer, haben oder können einen Einfluss haben?

• Für welche Maßnahmen sind sie zugänglich?

• Sind die Männer – sofern namentlich bekannt – schon früher aufgefallen?

• Wie sind sie ins Land gekommen?

• Wo war ihr Versteck vor Beginn der Aktion?

In der Zwischenzeit hat sich die SAS auch einen ersten Plan für einen Zugriff zurechtgelegt.

Der Plan für eine Erstürmung sieht vor, sich durch die Fenster im Parterre sowie im ersten Stock gewaltsam Zutritt zu den Botschaftsräumen zu verschaffen.

Einmal im Gebäude, würden die SAS-Teams gleichzeitig, aber unabhängig voneinander vorher festgelegte Stockwerke und Zimmer durchkämmen und dabei die Geiseln befreien und die Terroristen »neutralisieren«. Natürlich würde das primäre und schnellstmöglich zu erreichende Ziel die Befreiung der Geiseln sein.

Als die Planer jedoch erfahren, dass die Fenster im ersten Stock gepanzert sind, muss dieser Plan fallen gelassen werden. Die Fenster sind mit roher Gewalt nicht zu durchbrechen, sondern können nur gesprengt werden.

Mit dieser neuen Ausgangslage machen sich deshalb die Planer und die Spezialisten sofort daran, Sprengladungen zu berechnen, zu entwickeln und vorzubereiten, die genügend stark sind, die Fenster zu durchbrechen. Parallel dazu haben die Männer seit Beginn der Operation begonnen, ein dreidimensionales Modell der Botschaft zu bauen. Im Verlauf der Zeit wird das Modell ständig verfeinert.

Dabei werden Fragen besprochen wie zum Beispiel:

• Auf welche Seiten gehen die Türen auf?

• Sind sie verschlossen?

• Wie sieht es in den Räumen aus?

• Gibt es Gegenstände, welche als Deckung verwendet werden können?

Die Männer müssen die iranische Botschaft mit mehr als 50 Räumen in- und auswendig kennen. Jeder Raum erhält eine Nummer, um die Orientierung und Zuweisung im Gefecht erleichtern zu können. Dabei wird es keine Rolle spielen, ob es taghell oder dunkel sein wird. Es erweist sich in diesem Zusammenhang auch als nützlich, dass der SAS noch während der Zeiten des Schahs von Persien das Botschaftsgebäude schon einmal unter dem Aspekt der Sicherheit genauer betrachten und untersuchen konnte.

12.40 Uhr/Iranische Botschaft/No. 16 Princess Gate/London

Salim ruft an und diktiert ein Statement. Das Ultimatum wird auf 14.00 Uhr verlängert. Für den Fall, dass seinen Forderungen nicht entsprochen wird, habe die iranische Regierung die Verantwortung zu tragen, lässt der Anführer verlautbaren.

14.00 Uhr/Kommandoposten der Metropolitan Police Codename »Zulu Control«/No. 24 Princess Gate/London

Auch das zweite Ultimatum verstreicht ohne Konsequenzen. Aus der Botschaft ist nichts zu hören; es erfolgt auch kein Anruf.

15.00 Uhr/Nähe der iranischen Botschaft/London

Am Nachmittag halten proiranische Studenten die erste Demonstration ab. Sie bieten sich als Märtyrer im Austausch mit den Geiseln an. Die Londoner Polizei nimmt elf Teilnehmer der Demonstration fest.

16.30 Uhr/Iranische Botschaft/No. 16 Princess Gate/London

Am späteren Nachmittag wird Verpflegung in die Botschaft geliefert.

20.43 Uhr/Iranische Botschaft/No. 16 Princess Gate/London

Im Auftrag der Terroristen übergibt Issa Naghizadeh der Polizei eine Nachricht für die iranische Regierung.

Am Abend/SAS-Einsatzraum/Regents Parks/London

Am Abend entscheidet das Kommando der SAS, dass die Männer des B Squadron näher an das Geschehen herangebracht werden. Die Männer nehmen ihre Ausrüstung zusammen und verschieben mit gemieteten zivilen Kastenwagen in die Nähe von Princess Gate No. 16. Sie lassen ihre Fahrzeuge zurück und gehen durch Gärten verdeckt in das Gebäude Princess Gate No 14.

Während der ganzen Nacht/Regents Parks/London

Während sich der SAS auf den Einsatz vorbereitet und das 3D-Modell der Botschaft weiter verfeinert wird, gehen die Verhandlungen mit den Terroristen weiter.

Im Verlauf der Nacht/Äthiopische Botschaft/No. 17 Princess Gate/London

Um weitere Informationen sammeln zu können, wollen die Spezialisten von Scotland Yard C7 Mikrofone im Haus installieren. Unter anderem wird eine Spezialausrüstung durch einen Kamin in das Gebäude abgesenkt. Auch spezielle Fiberglaskabel, an deren Enden sich Minikameras befinden, werden eingesetzt. Zu diesem Zweck werden mit Handbohrern winzige Löcher in die Mauer zwischen der iranischen Botschaft und dem angrenzenden Gebäude gebohrt.

Mit diesen beiden Maßnahmen erhalten die Planer zusätzliche wertvolle Informationen über die Situation innerhalb des Hauses. So wissen die Behörden nun, dass

• sich die Terroristen hauptsächlich in drei Etagen aufhalten,

• die Geiseln in zwei Räumen im ersten Stock zusammengezogen sind, nämlich im so genannten »Room 9«, wo vier weibliche Geiseln, alles Angestellte der Botschaft, festgehalten und im so genannten »Room 10«, wo sich die fünfzehn männlichen Geiseln befinden.

Obwohl die Techniker unter Zeitdruck stehen, gehen sie mit äußerster Sorgfalt vor und versuchen jeglichen Lärm zu vermeiden.

2. Mai 1980/Freitag/3. Tag der Besetzung

Am Morgen/Iranische Botschaft/No. 16 Princess Gate/London

Am Morgen des dritten Tags werden PC Trevor Lock und Sim Harris geweckt. Die Terroristen sind in Aufregung und nervös. Seit der letzten Nacht haben sie seltsame Geräusche vernommen, welche aus einer Wand zu kommen scheinen. Harris versucht die Situation zu entschärfen. Er versucht Salim, der in heller Aufregung umherläuft, zu erklären, dass es sich bei diesen Geräuschen um Mäuse in der Wand handelt. Dummerweise versteht der Anführer der Terroristen das Wort »Maus« nicht. Ein Loch, das Lock unter einem Teppich findet, erklärt er Salim als Mausloch. Die Erklärungen scheinen nicht zu greifen. Es scheint, als ob Salim durchzudrehen droht. Er droht Lock und Harris mit der Erschießung von Geiseln zu beginnen, sollte der Lärm nicht aufhören.

Auch COBRA erfährt davon, dass die Geräusche die Terroristen in Aufregung versetzt haben und es zu einer Eskalation kommen könnte. Wie weiter? Wie kann die Lage entschärft und gleichzeitig mit dem Einbau der Kameras weitergefahren werden? Es wird eine kreative Lösung für das Problem gefunden.

Die Geräusche in der Wand sollen mit Lärm bekämpft werden. Ein Anruf auf dem internationalen Flughafen von Heathrow, welcher in der Umgebung der Botschaft liegt, führt dazu, dass der Flugplan für die Landungen geändert wird. Ab sofort erhalten anfliegende Passagierflugzeuge einen leicht geänderten Kurs zugewiesen, und während des Überflugs über die Häuser an der Princess Gate haben die Techniker jeweils genügend Umgebungslärm, um ihrerseits die Bohrungen für die Mini-kameras vorantreiben zu können.

Auch mit fingierten Arbeiten an einer Gasleitung in der Nachbarschaft in Enismore Garden lenkt die Metropolitan Police von den Abhörbauarbeiten ab. Darüber hinaus werden auch die Presslufthämmer in eingeschaltetem Zustand auf den Boden gelegt und somit einerseits Lärm, andererseits Vibrationen auf dem Boden erzeugt. Diese Maßnahme muss jedoch wieder abgebrochen werden, weil die Botschaftsbesetzer mit der Zeit ungehalten werden.

08.30 Uhr/Iranische Botschaft/No. 16 Princess Gate/London

Um die Terroristen zu besänftigen und Druck abzubauen und auch um den guten Willen der Unterhändler demonstrieren zu wollen, wird am Morgen ein Frühstück in die Botschaft geliefert.

Im Verlauf des Morgens/Iranische Botschaft/No. 16 Princess Gate/London

Die Nervosität von Salim hält im Verlauf des Morgens an. Erneut droht er Geiseln zu erschießen, sollte nicht endlich eine Entwicklung absehbar sein. Anlässlich einer neuerlichen Verhandlung, welche von PC Trevor Lock geführt wird, hält Salim, um seine Drohungen zu unterstreichen, Dr. Abdul Fazl Ezzatti, dem Kulturattaché der Botschaft, der neben ihm am Fenster steht, eine Schusswaffe an den Kopf.

12.50 Uhr/Iranische Botschaft/No. 16 Princess Gate/London

Zur Mittagszeit werden erneut Lebensmittel geliefert. Jede Übergabe ist eine Möglichkeit, um sowohl mit den Terroristen als auch den Geiseln Kontakt zu haben oder wenigstens einen Blick auf die Personen zu werfen, um einen Eindruck der Situation erhalten zu können.

Im Verlauf des Tages/Iranische Botschaft/No. 16 Princess Gate/London

Die Situation nimmt einen neuen, überraschenden Verlauf. Aufgebrachte iranische Studenten veranstalten vor dem Botschaftsgebäude eine Demonstration und wollen mit dieser Aktion ihre Unterstützung für den iranischen Revolutionsführer Ajatollah Ruhollah Khomeini zum Ausdruck bringen. Sie wollen sogar noch mehr. Sie wollen gegen die Geiseln in der Botschaft ausgetauscht werden, damit sie allenfalls als Märtyrer im Namen von Khomeini für die heilige Sache sterben können. Die Metropolitan-Polizei versucht die Demonstranten zu vertreiben, ist aber nicht erfolgreich. Zu diesem Zeitpunkt muss die Polizei mit allen Varianten einer Eskalation rechnen. Mögliche Szenarien sind zum Beispiel:

Die iranischen Studenten

• ziehen friedlich ab,

• sie stürmen die Botschaft oder

• sie werden aus der Botschaft heraus durch die Besetzer beschossen.

Für die Verhandlungsbehörden gilt es in der Folge, die Situation innerhalb und außerhalb der Botschaft zu entschärfen und zu entspannen. Sie greifen zu einer einfachen, aber wirkungsvollen Maßnahme: Es werden Zigaretten und Lebensmittel in die Botschaft geliefert, wo die Waren dankbar angenommen werden.

Der Kontakt mit der Botschaft und den Terroristen wird aber noch für etwas Weiteres genutzt. Bei der Übergabe der Waren werden die Männer verdeckt fotografiert. Dadurch gelingt es den Behörden, auch Fingerabdrücke der Männer zu nehmen. Sie können anschließend identifiziert werden. Dies ist für die Erstellung eines Profils der Männer notwendig, denn immer noch sind die englischen Behörden sich über die Herkunft und den Hintergrund der Terroristen nicht im Klaren.

Die Fotos und Fingerabdrücke werden schnellstmöglich ausgewertet, doch sie erweisen sich vorerst als Fehlschlag. Die Männer sind nirgends vermerkt oder registriert. Erst ein Anruf in der britischen Botschaft in Bagdad führt zum entscheidenden Hinweis. Die sechs Männer haben einen Visumantrag gestellt. Ab diesem Zeitpunkt sind die Botschaftsbesetzer den Behörden namentlich bekannt. Die Abklärungen bei den verschiedenen Behörden ergeben auch eine weitere Spur. Der Name ihres Begleiters und Geheimdienstoffiziers wird auch bekannt: Same Mohammed Ali.

Die Ultimaten kommen und verstreichen. Der Anführer der Terroristen ist über den Verlauf der Geschehnisse nicht zufrieden. Langsam kommen die ersten Zweifel unter den DRMLA-Freiheitskämpfern auf. Es scheint, als ob die Botschaftsbesetzer langsam ihre Lage realisieren. Die Männer um ihren Anführer Salim haben die Situation nicht im Griff:

• Sie werden vollständig von außerhalb kontrolliert.

• Sie haben zu wenig Lebensmittel.

• Das Wasser und der Strom wurden abgestellt.

• Ihr Freund ist »abgehauen« und sein Versprechen, die Aktion würde nicht lange dauern, ist auch nicht erfüllt. Das Ziel, als »Helden« in Bagdad einzuziehen, ist in weite Ferne gerückt.

Das Verhältnis zwischen den Geiseln und den Botschaftsbesetzern ist während der ersten Tage schwankend. Mehrfach wird den nicht arabischen Geiseln versichert, dass ihnen nichts passieren wird, um anschließend wieder in Drohungen umzuschwenken.

Die Forderungen werden geändert. Jetzt wird nur noch ein Bus für einen Transport auf den Flughafen sowie ein Flugzeug, welches alle außer Landes bringen soll, gefordert.

3. Mai 1980/Samstag/4. Tag der Besetzung

09.00 Uhr/Iranische Botschaft/No. 16 Princess Gate/London

Am Morgen beginnen die Verhandlungen und die Gespräche zwischen »Zulu Control« und der Botschaft von neuem. Sie werden den ganzen Tag mit Unterbrechungen anhalten. BBC-Reporter Sim Harris, PC Trevor Lock und der Syrer Mustapha verhandeln weiterhin mit der Polizei. Auf der Suche nach gewaltfreien Lösungen treten Varianten auf, wie zum Beispiel jene, dass die Geiseln ohne Schaden freikommen, die Terroristen aufgeben und die Medien in den Berichten das Schicksal von Arabistan im Iran aufgreifen können und somit zur öffentlichen Wahrnehmung in der britischen Bevölkerung etwas beitragen können. Anführer Salim ist von der Idee einer Medienberichterstattung begeistert und fordert, dass die nationale BBC in den 21.00-Uhr-Nachrichten ein Statement verbreitet.

Übersicht der Namen der freigelassenen Geiseln.

Name

Funktion

Nationaliät

Varia

Frieda Mozafarian