Kongo - David Van Reybrouck - E-Book
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David Van Reybrouck

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Beschreibung

Ausgezeichnet unter anderem mit dem NDR Kultur Sachbuchpreis

Fesselnd und atemberaubend erzählt David Van Reybrouck die Geschichte Kongos – von der belgischen Kolonialzeit über die 32-jährige Mobutu-Diktatur und den »afrikanischen Weltkrieg« in den neunziger Jahren bis in die Gegenwart, er berichtet aus der eindrücklichen Perspektive derjenigen, die in ihrem Land leiden, kämpfen, leben. Mit unzähligen Augenzeugenberichten, bisher unbekannten Dokumenten aus Archiven und Van Reybroucks fundierter Kenntnis der Forschung ist Kongo ein Meilenstein der politisch-historischen Reportage.

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Seitenzahl: 1286

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Fesselnd und atemberaubend erzählt David Van Reybrouck die Geschichte des Kongo – von der belgischen Kolonialzeit über die 32-jährige Mobutu-Diktatur und den »afrikanischen Weltkrieg« in den neunziger Jahren bis in die Gegenwart, er berichtet aus der eindrücklichen Perspektive derjenigen, die in ihrem Land leiden, kämpfen, leben.

 Für sein mehrfach preisgekröntes Buch hat der Autor zahlreiche Reisen in das zentralafrikanische Land unternommen, in dem er einzigartige Interviews führen konnte. Der Älteste, mit dem er sprach, wurde 1882 geboren. Seine Stimme und die vieler hundert anderer, Kindersoldaten und Rebellenführer, Politiker und Missionare, machen dieses Buch zu einer Sensation. Mit zahlreichen Augenzeugenberichten, bisher unbekannten Dokumenten aus Archiven und Van Reybroucks fundierter Kenntnis der Forschung stellt es einen Meilenstein auf dem Gebiet der Sachbuchliteratur dar.

»Kongo revolutioniert die Geschichtsschreibung, indem es eine chronologische Methode mit zeitgenössischer Journalistik und einer eigenen Form des Doku-Dramas verbindet. Ein großes, ein großartiges Buch!« (Aus der Juryentscheidung des AKO-Literaturpreises)

David Van Reybrouck

Kongo

Eine Geschichte

Aus dem Niederländischen von

Titel der Originalausgabe:

Congo. Een geschiedenis.

Zuerst erschienen 2010 bei De Bezige Bij, Amsterdam

Umschlagabbildung: Jürgen Escher/laif

Die Karten in diesem Buch wurden von Jan de Jong erstellt.

eBook Suhrkamp Verlag Berlin 2013

© 2010 by David Van Reybrouck

© der deutschen Ausgabe Suhrkamp Verlag Berlin 2012

Suhrkamp Taschenbuch Verlag

Alle Rechte vorbehalten, insbesondere das

des öffentlichen Vortrags sowie der Übertragung

durch Rundfunk und Fernsehen, auch einzelner Teile.

Kein Teil des Werkes darf in irgendeiner Form

(durch Fotografie, Mikrofilm oder andere Verfahren)

ohne schriftliche Genehmigung des Verlages reproduziert

oder unter Verwendung elektronischer Systeme

verarbeitet, vervielfältigt oder verbreitet werden.

Umschlag: Regina Göllner und Hermann Michels

»Le Rêve et l'Ombre étaient de très grands camarades.«

Badibanga, L'éléphant qui marche sur des œufs

Brüssel 1931

A la mémoire d'Etienne Nkasi (1882?-2010), en reconnaissance profonde de son témoignage exceptionnel et de la poignée de bana­nes, qu'il m'a offerte lors de notre première rencontre.

Inhalt

Vorwort

 1. Neue Geister

Zentralafrika rückt ins Interesse von Ost und West

1870-1885

 2. Dieser ganze verfluchte Dreck

Der Kongo unter LeopoldII.

1885-1908

 3. Die Belgier haben uns befreit

Die ersten Jahre der Kolonialherrschaft

1908-1921

 4. Im Klammergriff der Angst

Zunehmende Unruhe und gegenseitiges Misstrauen in

Friedenszeiten

1921-1940

 5. Die rote Stunde des Einsatzes

Der Krieg und die trügerische Stille danach

1940-1955

 6. Unabhängigkeits-Cha-Cha-Cha

Späte Entkolonialisierung, plötzliche Unabhängigkeit

1955-1960

 7. Ein Donnerstag im Juni

 8. Der Kampf um den Thron

Die turbulenten Jahre der Ersten Republik

1960-1965

 9. Die elektrisierenden Jahre

Mobutu krempelt die Ärmel hoch

1965-1975

10. Toujours servir

Der Wahnsinn eines Marschalls

1975-1990

11. Der Todeskampf

Demokratische Opposition und militärische Konfrontation

1990-1997

12. Mitleid, was ist das?

Der Große Afrikanische Krieg

1997-2002

13. La bière et la prière

Neue Player in einem zerstörten Land

2002-2006

14. Die Erholungspause

Hoffnung und Verzweiflung in einer jungen Demokratie

2006-2010

15. www.com

Danksagung

Karte 1: Geographie

Karte 2: Bevölkerung, Provinzen und Rohstoffe

Vorwort

Es ist noch immer das Meer, natürlich, aber etwas ist nun anders, es hat mit der Farbe zu tun. Die breiten, flachen Wellen schaukeln noch genauso freundlich, noch immer ist da nur der Ozean, doch das Blau wird zunehmend schmutzig von Gelb. Und das ergibt kein Grün, wie man es noch von der Farbenlehre her weiß, sondern eine Trübung. Das leuchtende Azur ist verschwunden. Die türkisfarbene Kräuselung unter der Mittagssonne ist weg. Das unergründliche Kobalt, aus dem die Sonne aufstieg, das Ultramarin der Dämmerung, das Bleigrau der Nacht: vorbei.

Von hier an ist alles Brühe.

Gelbliche, ockerfarbene, rostbraune Brühe. Die Küste ist noch Hunderte Seemeilen entfernt, aber man weiß: Hier beginnt das Land. Der Kongofluss mündet mit solcher Wucht in den Atlantik, dass sich das Meerwasser über viele hundert Kilometer verfärbt.

Wer früher zum ersten Mal mit dem Postschiff in den Kongo reiste, glaubte sich beim Anblick des verfärbten Wassers fast am Ziel. Aber die Besatzung und alte Hasen der Kolonie klärten ihn dann darüber auf, dass es von hier aus noch zwei Tagesreisen waren, und der Neuankömmling erlebte an diesen beiden Tagen, wie das Wasser immer brauner wurde, immer schmutziger. Wenn er am Heck an der Reling stand, sah er den zunehmenden Kontrast zum blauen Meerwasser, das die Schiffsschraube aus tieferen Schichten immer noch hochwirbelte. Nach einiger Zeit schwammen dicke Grasbüschel vorbei, Soden, kleine Inseln, die der Fluss ausgespuckt hatte und die nun verloren auf dem Ozean dümpelten. Durch das Bullauge der Kajüte entdeckte er unheimliche Gebilde im Wasser, »Holzbrocken und entwurzelte Bäume, vor langer Zeit aus dunklen Urwäldern losgerissen, denn die schwarzen Stämme waren unbelaubt, und die kahlen Stümpfe dicker Äste ragten manchmal kurz an die Oberfläche und tauchten dann wieder unter.«1

Auf Satellitenbildern ist es deutlich zu sehen: ein bräunlicher Fleck, der sich während des Höhepunkts der Regenzeit bis zu achthundert Kilometer westwärts erstreckt. Als habe das Festland hier ein Leck. Ozeanographen sprechen vom »Kongo-Fächer«. Als ich zum ersten Mal Luftaufnahmen davon sah, musste ich an jemanden denken, der sich die Pulsadern aufgeschnitten hat und die Hände ins Wasser hält – aber dann für immer und ewig. Das Wasser des Kongo, des zweitlängsten Flusses in Afrika, schießt förmlich in den Ozean. Wegen des felsigen Grundes blieb die Mündung relativ schmal.2 Anders als beim Nil bildete sich kein friedliches Delta; wie durch ein Schlüsselloch wird die enorme Wassermasse hinausgepresst.

Der Ockerton kommt von dem Schlamm, den der Fluss auf seiner 4700 Kilometer langen Reise gesammelt hat: von der hochgelegenen Quelle im äußersten Süden des Landes durch die ausgedörrte Savanne und die zugewucherten Sümpfe von Katanga, durch den unermesslichen Äquatorialwald, der praktisch die ganze Nordhälfte des Landes einnimmt, bis zu den bizarren Landschaften von Bas-Congo und den gespenstischen Mangroven an der Mündung. Aber die Farbe stammt auch von den Hunderten Nebenflüssen und Seitenarmen, die sich durch das Kongobecken ziehen, ein Gebiet von etwa 3,7 Millionen Quadratkilometern, mehr als ein Zehntel von ganz Afrika, das sich größtenteils mit dem Territorium der gleichnamigen Republik deckt.

Und all diese Erdpartikel, all die weggespülten Teilchen Ton und Lehm und Sand, schwimmen mit, stromabwärts, zu breiterem Gewässer. Manchmal schweben sie auf der Stelle oder gleiten nur unmerklich weiter, dann wieder trudeln sie in wildem Wirbel, der das Tageslicht mit Dunkelheit und Schaum vermischt. Manchmal bleiben sie hängen. An einem Felsen. An einem Ufer. An einem verrosteten Schiffswrack, das, von einer stetig wachsenden Sandbank umgeben, stumm zu den Wolken brüllt. Manchmal begegnen sie nichts, überhaupt nichts, außer Wasser, immer wieder anderem Wasser, erst süß, dann brackig, zum Schluss salzig.

So also beginnt ein Land: weit vor der Küste, vermischt mit sehr viel Meerwasser.

Aber wo beginnt die Geschichte? Auch viel eher, als man erwarten würde. Als ich vor sechs Jahren mit dem Gedanken spielte, zum fünfzigsten Jahrestag der Unabhängigkeit ein Buch über die turbulente Geschichte des Kongo zu schreiben und dabei nicht nur die postkoloniale Zeit, sondern auch die Kolonialzeit und einen Teil der vorkolonialen Ära zu berücksichtigen, war mir bewusst, dass mein Unterfangen nur dann sinnvoll sein konnte, wenn auch möglichst viele kongolesische Stimmen zu Wort kämen. Um dem Eurozentrismus, der mir zweifellos im Wege stehen würde, zumindest etwas entgegenzusetzen, war es mir wichtig, systematisch auf die Suche zu gehen nach der lokalen Perspektive, oder besser gesagt: nach den vielfältigen lokalen Perspektiven, denn selbstverständlich existiert nicht nur eine kongolesische Version der Geschichte, ebenso wenig wie es nur eine belgische, europäische oder einfach »weiße« Version gibt. Kongolesische Stimmen also, so viele wie möglich.

Nur: Wie lässt sich das bewerkstelligen in einem Land, in dem die durchschnittliche Lebenserwartung im letzten Jahrzehnt weniger als fünfundvierzig Jahre betrug? Das Land wurde fünfzig, aber die Bewohner erreichten dieses Alter nicht mehr. Natürlich gab es Stimmen, die aus mehr oder weniger vergessenen kolonialen Quellen hochsprudelten. Missionare und Ethnologen hatten wunderbare Geschichten und Gesänge aufgezeichnet. Es gab zahlreiche von Kongolesen selbst verfasste Texte – ich sollte zu meiner Verwunderung sogar ein persönliches Dokument aus dem späten neunzehnten Jahrhundert finden. Aber ich war auch auf der Suche nach lebendigen Zeugen, nach Menschen, die mir ihre Lebensgeschichte erzählen und mir zudem von den alltäglichen Dingen berichten wollten. Ich war auf der Suche nach dem, was nur selten Eingang in Texte findet, da die Geschichte so viel mehr ist als das, was aufgeschrieben wird. Das gilt immer und überall, mit Sicherheit aber dort, wo nur eine kleine Oberschicht Zugang zum geschriebenen Wort hat. Weil ich als Archäologe ausgebildet bin, achte ich sehr genau auf nicht-textuelle Informationen, die oft ein umfassenderes, konkreteres Bild vermitteln. Ich wollte Menschen interviewen können, nicht unbedingt wichtige decision-maker, sondern ganz normale Individuen, deren Lebenslauf von der großen Geschichte geprägt ist. Ich wollte Menschen fragen können, was sie in dieser oder jener Zeit aßen. Ich war neugierig, welche Kleidung sie getragen hatten, wie es in ihrer Kindheit bei ihnen zu Hause ausgesehen hatte, ob sie zur Kirche gegangen waren.

Selbstverständlich ist es immer riskant, von dem, was Menschen heute erzählen, auf die Vergangenheit zu schließen: Nichts ist so gegenwärtig wie die Erinnerung. Doch während Auffassungen sehr flexibel sein können – Informanten lobten manchmal die Kolonialisierung: weil es damals so gut war? oder weil es ihnen jetzt so schlecht ging? oder weil ich Belgier bin? –, sind die Erinnerungen an banale Gegenstände oder Handlungen oft beharrlicher. Man besaß ein Fahrrad, oder man besaß keins im Jahr 1950. Man sprach Kikongo mit seiner Mutter, als man ein Kind war, oder man sprach kein Kikongo mit ihr. Man spielte Fußball in der Missionsstation, oder man spielte nicht Fußball. Nicht alle Gedächtnisinhalte verblassen mit gleicher Geschwindigkeit. Das Alltägliche in einem Menschenleben behält seine Farbe länger.

Lesen Sie weiter in der vollständigen Ausgabe!

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