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Das unglaublich ereignisreiche Leben des Königs Hiskia von Juda voller Glaube, Gnade und Wunder. Dieses Buch beschreibt die Person Hiskias in einer erstaunlichen Detailtiefe, sein Ringen mit Gott und seine Siege und Niederlagen, die er im Glauben erlebt. Zudem beweist dieses Buch die Glaubwürdigkeit der biblischen Berichte durch umfangreiche Analysen und Betrachtungen sowie ganz neue erstaunliche Erkenntnisse. Einen besonderen Rahmen nimmt dabei die Chronologie der Könige Israels ein, die seit Jahrhunderten umstritten ist. Hier wird gezeigt, dass alle biblischen Angaben dieser Zeit sich harmonisch in die als gesichert geltenden Datierungen außerbiblischer Quellen und Ereignisse einfügen lassen. Von der ersten bis zur letzten Seite wird dabei aber auch nicht versäumt, stets Anwendungen und Ableitungen für die heutige Zeit und unser heutiges Leben zu finden.
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Seitenzahl: 358
Veröffentlichungsjahr: 2020
EINLEITUNG
DAS LEBEN HISKIAS IN DER BIBLISCHEN GESAMTSCHAU
2.1 D
ER
N
AME
H
ISKIA
2.2 D
IE GEOPOLITISCHE
L
AGE
2.3 D
IE
C
HRONOLOGIE DER
K
ÖNIGE
2.4 D
ER VOLLSTÄNDIGE BIBLISCHE
B
ERICHT
2.5 D
IE
C
HRONOLOGIE DER
E
REIGNISSE IN DER ZEITLICHEN
A
BFOLGE
DAS LEBEN HISKIAS AUS VERSCHIEDENEN BLICKWINKELN
3.1 K
INDHEIT UND
J
UGEND
3.2 D
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EFORMATOR
3.3 D
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A
RCHITEKT
3.4 D
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A
UßENPOLITIKER
3.5 D
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RIEGSHERR
3.6 D
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ODKRANKE
3.7 D
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ETENDE
3.8 D
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SALMIST
3.9 D
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S
PRÜCHE
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AMMLER
3.10 D
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WEIFELNDE
3.11 D
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3.12 D
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3.13 D
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3.15 H
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3.16 D
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DAMALS WIE HEUTE
3.17 D
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3.18 D
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DIE NICHT GEBÄREN KANN
…
3.19 D
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N
ACHKRIEGSZEIT
DAS LEBEN HISKIAS IM HISTORISCHEN KONTEXT
4.1 D
AS
P
ROBLEM DES
Ü
BERGANGS VON
J
OTAM ZU
A
HAS
4.2 Z
EITTAFEL VON
H
ISKIAS
L
EBEN IM HISTORISCHEN
K
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4.3 A
UßERBIBLISCHE
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EUGNISSE
4.4 W
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A
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A
UFZEICHNUNGEN EIN
Z
EUGNIS IST
NACHWORT DES AUTORS
Ein weises christliches Missionsehepaar, deren Namen leider nicht überliefert sind, sagte einmal:
Es geht immer darum, im geschriebenen Wort Gottes (der Bibel) das lebendige Wort Gottes (Jesus Christus) zu finden …
„Im Anfang war das Wort, und das Wort war bei Gott, und das Wort war Gott. Dieses war im Anfang bei Gott. Alles wurde durch dasselbe, und ohne dasselbe wurde auch nicht eines, das geworden ist. In ihm war Leben, und das Leben war das Licht der Menschen. Und das Licht scheint in der Finsternis, und die Finsternis hat es nicht erfasst.“ (Joh 1,1–5)
„Und das Wort wurde Fleisch und wohnte unter uns, und wir haben seine Herrlichkeit angeschaut, eine Herrlichkeit als eines Eingeborenen vom Vater, voller Gnade und Wahrheit.“ (Joh 1,14)
Wir werden uns in diesem Buch auf eine lange, bisweilen beschwerliche, aber sehr lohnenswerte und hochinteressante Reise in das Wort Gottes begeben und uns dabei mit dem Leben eines Mannes befassen, der in der Bibel in drei verschiedenen Büchern ausführlich erwähnt wird. Dieser Mann lebte vor über 2700 Jahren und war einer von 20 Königen Judas. Sein Name ist Hiskia. Über diesen König wird, mit Ausnahme von König Salomo, in der Bibel mehr berichtet als über alle anderen Könige Israels und Judas vor oder nach seiner Herrschaft. Trotzdem gibt es über König Hiskia vergleichsweise wenig außerbiblische wie auch biblische Literatur oder Schriften. Was ist der Grund dafür? Sobald man sich näher mit dem Thema beschäftigt, stellen sich leider unmittelbar Schwierigkeiten bei der Datierung der Lebensdaten Hiskias ebenso wie bei der Reihenfolge, Darstellung und Interpretation seiner Lebensereignisse. Zu allem Überfluss sind diese Informationen in der Bibel auch noch über drei verschiedene Bücher mit unterschiedlichen Schwerpunkten in den jeweiligen Berichten verteilt. Wir werden in diesem Werk versuchen uns den Schwierigkeiten zu stellen, sie offen anzusprechen und aufzulösen. Dem Leser sei versprochen, dass es sich ganz sicher lohnen wird, diese Reise mit uns anzutreten. Erstaunliche Erkenntnisse warten auf uns, sagenhafte Einblicke in die damalige Zeit, in das Wort Gottes, in die Gedanken Gottes, sein Handeln mit Hiskia und hoffentlich ebenso tiefe Erkenntnisse für uns und unser heutiges Leben. Wir werden sehen, dass aus dem geschriebenen Wort Gottes lebendiges Wort wird. Wir werden sehen, wie uns das nur 54 Jahre währende Leben dieses Mannes, eines Königs von Juda, nahe gehen und wie es unsere Herzen ansprechen wird. Wir werden spüren, wie uns aus dem geschriebenen das lebendige Wort begegnen wird. Nach dem Studium dieses Buches werden wir möglicherweise unseren Lebensweg mit Gott hinterfragen und neu justieren. Jeder potentielle Leser sei also an dieser Stelle bereits gewarnt, sollten Sie weiterlesen wollen: Das Studium dieses Buches, auch wenn es sich zu Beginn ein wenig halbwissenschaftlich „anschleicht“, könnte Konsequenzen für Ihr Leben haben!
Das vorliegende Werk ist so aufgebaut, dass es dem Leser im nachfolgenden Kapitel zunächst eine Gesamtschau des Lebens Hiskias einschließlich des geschichtlichen und geopolitischen Rahmens aufzeigt, um dann in Kapitel 3 auf verschiedene einzelne Facetten besonders einzugehen. Dabei möchten wir auch versuchen das Wort Gottes auszulegen, die Ereignisse zu interpretieren und auf unser Leben anzuwenden, bevor das letzte Kapitel noch einmal viele biblische wie außerbiblische Informationen in einer Übersicht zusammenträgt. Zum Schluss wendet sich der Autor mit einem Nachwort persönlich an den Leser.
Die Stellen in der Bibel, die direkt über Hiskia berichten, finden wir in folgenden Büchern und Abschnitten:
2. Könige
Kap. 18–20
2. Chronik
Kap. 29–32
Jesaja
Kap. 36–39
Wenn wir Textstellen im Wort Gottes zitieren oder darauf verweisen wollen, so werden wir folgende Notation verwenden:
Beispiele:
2. Könige Kapitel 18, Vers 4 soll sein:
2.Kö 18,4
2. Chronik Kapitel 29, Verse 1–3 soll sein:
2.Chr 29,1–3
Jesaja Kapitel 37, Verse 2–5 soll sein:
Jes 37,2–5
Desgleichen wollen wir diese allgemein übliche Notation auch für die anderen Bücher der Bibel verwenden, wenn wir aus ihnen zitieren. So wäre beispielsweise das Johannesevangelium „Joh“, das 2. Buch Mose „2.Mos“ usw.
Unsere wesentlichen Quellen über das Leben Hiskias sind die genannten drei Bücher der Bibel. Auf außerbiblische und apokryphe Quellen werden wir zunächst in Kapitel 2 noch nicht eingehen, um sie dann aber in Kapitel 3 und 4 hinzuziehen, wenn sie gesicherte zusätzliche Informationen liefern können.
Wir möchten Sie bitten, die oben genannten drei Abschnitte der Bibel nun unbedingt einmal intensiv zu lesen und zu studieren.
Wir möchten Sie ebenso dazu ermutigen, immer eine Bibel zur Hand zu haben, um beim Studium dieses Buches die jeweils angegebenen Textstellen nachzulesen.
Schauen wir uns noch kurz ein paar Hintergrundinformationen zu diesen drei Büchern der Bibel an:
Die Bücher 1. und 2. Könige sowie 1. und 2. Chronik sind eigentlich jeweils ein ganzes Buch und wurden erst in viel späteren Jahrhunderten aufgeteilt, um eine bessere Handhabbarkeit der damals verwendeten, ansonsten ziemlich langen Papyrusrollen zu gewährleisten. Dies auch nur deshalb, weil man nun mit der Septuaginta (altgriechische Übersetzung des Alten Testaments von etwa 250 v. Chr.) und der Vulgata (lateinische Übersetzung des Alten und Neuen Testamentes etwa 382–393 n. Chr.) Übersetzungen anfertigte, die einfach viel länger waren als die hebräischen Schriftrollen. Im Hebräischen lässt man ja bekanntlich die Vokale in der Schrift aus. In Vulgata und Septuaginta schrieb man, wie gewohnt, einschließlich der Vokale, so dass die Schriftrollen dieser Übersetzungen einfach deutlich länger wurden. Daher ging man der besseren Handhabbarkeit wegen dazu über die ganz besonders langen Rollen aufzuteilen. Darum haben wir heute 1. und 2. Könige sowie 1. und 2. Chronik. Eine inhaltliche oder anders motivierte Teilung ist nicht bekannt und auch nicht anzunehmen.
Die Verfasser der Königsbücher und der Chronika sind in diesen nicht benannt und auch nicht wirklich bekannt. In der jüdischen Tradition wird der Prophet Esra als Autor der Chronika vermutet, was aber nicht zweifelsfrei zu belegen ist.
Die Königsbücher erzählen mehr die vollständige Geschichte der Könige des Nordreiches Israel und des Südreiches Juda von den letzten Tagen des Königs David an beginnend bis Zedekia, dem letzten König Judas, mit Schwerpunkten auf königliche und prophetische Elemente. Dagegen fokussieren die Chronika ausschließlich auf die Geschehnisse im Südreich Juda (es wird nicht ein einziges Mal ein König des Nordreiches Israel erwähnt) mit klaren Schwerpunkten auf priesterlichen und theologischen Elementen. Die Freilassung Jojachins in babylonischer Gefangenschaft im 37. Jahr seiner Inhaftierung ist das letzte in 2. Könige aufgezeichnete Ereignis (2.Kö 25,27–30). König Jojachin von Juda geriet 597 v. Chr. beim ersten Feldzug der Babylonier gegen Juda in Haft. Damit muss dann seine Freilassung 560 v. Chr. (= 597 - 37) gewesen sein. Die Rückkehr der Juden aus der babylonischen Gefangenschaft nach der Zerstörung Jerusalems durch Nebukadnezar fand 538 v. Chr. statt. Da darüber in den Königsbüchern nicht mehr berichtet wird, müssen die Königsbücher also genau zwischen diesen beiden Ereignissen (Jojachins Freilassung und der Rückkehr aus dem babylonischen Exil), somit zwischen 560 und 538 v. Chr. und vermutlich noch in Babylon abgefasst oder zumindest fertiggestellt worden sein.
Auf den ersten Blick ist es zunächst sehr erstaunlich, dass sich sowohl die Königsbücher als auch die Chronika so intensiv mit dem Schicksal des nur drei Monate regierenden, aber dann 37 Jahre in babylonischer Gefangenschaft befindlichen Königs Jojachin beschäftigen. Klar wird diese besondere Aufmerksamkeit aber sofort, nachdem man feststellt, dass durch Jojachin die Davidische Königslinie hindurchläuft – bis zu Jesus Christus ( Mat 1,11–12), was man damals natürlich noch nicht wissen konnte. Zudem erfüllt sich an Jojachin u. a. auch die Prophezeiung an Hiskia, dass Söhne, die von ihm abstammen, nach Babel verschleppt werden ( 2.Kö 20,18).
Das Buch Jesaja wurde vom Propheten Jesaja verfasst. Jegliche anderen Vermutungen sind unseres Erachtens unzutreffend und resultieren nur aus unbegründeten Zweifeln an der Zuverlässigkeit und der göttlichen Inspiration der Bibel, die natürlich auch die Möglichkeit echter prophetischer Voraussagen einschließt. Ansonsten gibt es aus unserer Sicht weder hinreichende biblische noch außerbiblische Belege gegen eine alleinige Verfasserschaft Jesajas. Im Gegenteil sprechen alle außerbiblischen Funde, etwa die 1947 in den Qumran-Höhlen am Nordwestufer des Toten Meeres aufgefundene 7,34 m lange, auf 200 v. Chr. datierte und vollständig erhaltene Jesaja-Rolle, eindeutig für eine Verfasserschaft und eine Ganzheit und Einheit des Buches. Die Septuaginta, immerhin ja auch schon aus dem 3. Jahrhundert v. Chr., kennt ebenfalls nur ein Jesaja-Buch. Auch die Bibel selbst und insbesondere Jesus Christus im Neuen Testament zitieren immer nur aus einem Buch Jesaja. Bezüglich des Inhaltes ist interessant, dass Jesaja in den insgesamt 66 Kapiteln seines Buches nur in den Kapiteln 36–39 umfassend historische Ereignisse darstellt, und zwar meist nur über König Hiskia. Die anderen Kapitel seines Buches widmet Jesaja überwiegend prophetischen Themen. Das zeitlich letzte geschichtliche Ereignis, über das Jesaja berichtet, ist der Tod Sanheribs 681 v. Chr. ( Jes 37,38), so dass das Buch danach abgefasst oder zumindest abgeschlossen worden sein muss. Es können aber nicht sehr viele Jahre danach gewesen sein, denn Jesaja war bereits sehr alt, war er doch schon unter Hiskias Urgroßvater Asarja (Usija) als Prophet eingesetzt und tätig. Nach der jüdischen Überlieferung im Talmud und auch anderen jüdischen Quellen versteckte sich Jesaja irgendwann im ausgehöhlten Stamm eines Zedernbaums vor Hiskias Sohn Manasse, wurde dort aber entdeckt und dann auf Manasses Anordnung zusammen mit dem Baum zersägt (vgl. auch Heb 11, 37). Da Jesaja selbst gar nichts mehr über die Herrschaft von Hiskias Sohn Manasse berichtet, ist von einer Fertigstellung seines Buches um 680 v. Chr. auszugehen. So können wir unsere drei Quellen ungefähr in ihrer Abfassungszeit datieren und damit in eine chronologische Reihenfolge bringen:
•
Jesaja
ca. 680 v. Chr.
(Verfasser: der Prophet Jesaja)
•
2. Könige
ca. 560–538 v. Chr.
(Verfasser: unbekannt)
•
2. Chronik
um 400 v. Chr.
(Verfasser: unbekannt, Esra?)
Dabei wollen wir uns verdeutlichen, dass es sich bei Jesaja tatsächlich um einen Augenzeugen der Ereignisse handelt!
Nach dem Studium dieses Buches wird der Leser vermutlich darüber sehr verwundert sein, wie viele Details die Bibel uns über das Leben des Königs Hiskia aufschließt.
Es ist allgemein bekannt, dass die Namen der handelnden Personen in der damaligen Zeit oft eine tiefere Bedeutung hatten. Daher werden wir uns den Namen Hiskia genauer anschauen. Im Hebräischen gibt es den Namen in der Kurzform und der Langform was entweder bedeutet:
Meine Stärke ist JHWH
oder
JHWH hat mich stark gemacht
In 2.Kö 20,10 sowie in 2.Chr finden wir die Form die man sehr ähnlich
JHWH macht mich stark
übersetzen kann.
Dazu gehört auch die Kurzform (Hos 1,1 / Mi 1,1 / Esr 2,16). In den assyrischen Inschriften findet sich für König Hiskia die Schreibung Ha-za-qi-ia-(ú), gleichermaßen wie in einem assyrischen Kaufvertrag aus dem Jahr 603 v. Chr. Auf dem neuesten spektakulären Fund eines originalen Königssiegels (siehe Kapitel 4.3.5), das Hiskia möglicherweise sogar selbst in Händen hielt, findet sich die althebräische Schreibung die identisch bezeugt ist auf Abdrücken von Siegeln königlicher Beamter, die sich als „Diener Hiskias“ bezeichnen.
Die Septuaginta, die altgriechische Übersetzung des Alten Testaments von etwa 250 v. Chr., gibt den Namen mit wieder, die Vulgata als lateinische Übersetzung des Alten und Neuen Testamentes von etwa 382– 393 n. Chr. mit Ezechias. Heutzutage schreiben wir in deutschen Übersetzungen Hiskia oder Hiskija und im englischen Sprachraum finden wir Hezekiah, wobei Hiskija wohl der Ursprungsform am nächsten kommt, während das englische Hezekiah oder das französische Ézéchias eher an die lateinische Schreibweise der Vulgata aus dem 4. Jahrhundert n. Chr. erinnern.
Wenn wir uns den Verlauf des Lebens Hiskias anschauen, insbesondere seine beiden schwierigsten Situationen, nämlich die Zeit seiner todbringenden Erkrankung und die Zeit der Belagerung durch die Assyrer, dürfen wir mit Bewunderung festhalten, dass Hiskia sich in beiden schier aussichtslosen Lagen auf die Stärke und Macht Gottes verlassen und daher seinen Namen völlig zurecht in prophetischer Vorausschau erhalten hat. Sein Name wurde zu seiner Lebensgrundlage. Wir dürfen erfahren: Gott machte Hiskia stark! Hiskia verließ sich auf die Stärke Gottes!
Und welch wunderbares Zeugnis gibt hier das Wort Gottes über Hiskia:
„Er vertraute auf den HERRN, den Gott Israels. Und nach ihm hat es seinesgleichen nicht gegeben unter allen Königen von Juda noch unter denen, die vor ihm waren. Er hing dem HERRN an, er wich nicht davon ab, ihm nachzufolgen.“ ( 2.Kö 18,5–6a)
Die politische Ausgangslage zu Zeiten Hiskias ist relativ kompliziert.
Das ursprüngliche Reich Israel war bereits seit 200 Jahren aufgrund von Streitigkeiten über den rechtmäßigen Nachfolger König Salomos – schon damals gab es also Spaltungen – in ein Nordreich namens Israel und ein Südreich namens Juda zerfallen ( 2.Kö,12). Beide Reiche waren autarke Staaten mit unterschiedlichen Königsdynastien. Die Hauptstadt des Nordreiches war Samaria, die des Südreiches Jerusalem. Von den insgesamt 12 Stämmen Israels gehörten die Stämme Juda und Benjamin zum Südreich, die restlichen zehn Stämme zum Nordreich.
Die die damals bekannte Welt beherrschende politische wie militärische Macht war das im Nordosten von Israel gelegene Assyrische Reich, das wir in Unterscheidung zu weniger einflussreichen früheren assyrischen Herrschaftsgebieten heute als Neuassyrisches Reich bezeichnen. Wir können es auf etwa 911 v. Chr. bis zu seinem Niedergang um 611 v. Chr. datieren, als die neu aufkommende Weltmacht Babylon (Neubabylonisches Reich) das Assyrische Reich überwältigte.
Das Ägyptische Reich im Südwesten spielte zu Lebzeiten Hiskias ebenfalls noch eine wichtige Rolle, hatte aber schon seinen Zenit überschritten und die Expansionskraft eingebüßt. Nach Hiskias Tod und noch zu Lebzeiten seines Sohnes Manasse würden die Assyrer 664 v. Chr. unter ihrem König Assurbanipal sogar die reiche und mächtige ägyptische Metropole Theben erobern und zerstören.
Die im angrenzenden Nordwesten an den Küsten des Mittelmeeres lebenden Philister gaben traditionell Anlass zu Auseinandersetzungen und waren zumeist nicht sehr freundschaftlich gesinnt. Im Norden angrenzend befand sich noch das Land Aram mit seiner Hauptstadt Damaskus im heutigen Syrien.
Zu Zeiten der Herrschaft von Hiskias Vater Ahas verbündete sich der damalige König Israels Pekach mit den Aramäern unter deren König Rezin und führte mit ihnen gemeinsam einen Feldzug gegen Juda, der zunächst erfolgreich verlief, aber dann abgebrochen wurde und nicht bis Jerusalem vordrang. Die Folgen für die Aramäer und ebenso für das Nordreich Israel waren verheerend. Denn obwohl die Bedrohung durch Aram und Israel nun abgewendet war, brachte König Ahas anschließend durch eine katastrophal kurzsichtige politische Fehleinschätzung und gegen den ausdrücklichen Rat des Propheten Jesaja ( 2.Kö 16,7–9) die Assyrer unter Tiglat-Pileser III dazu, gegen Aram und Israel ins Feld zu ziehen. In der Folge wurde Aram 732 v. Chr. nahezu vollständig ausgelöscht und das Nordreich Israel ging innerhalb weniger Jahre sukzessive, Stadt für Stadt an die Assyrer verloren, bis schließlich auch die Hauptstadt Samaria 722 v. Chr. fiel, womit das endgültige Ende des Nordreiches Israel besiegelt war.
Nach der Wegführung der Einwohner des Nordreiches durch die Assyrer, die nach assyrischen Quellen in mehreren Wellen von 722/721 v. Chr. unter Sargon II bis etwa um 670 v. Chr. unter Asarhaddon oder dessen Sohn Assurbanipal 669 v. Chr. ( Esr 4,10) erfolgte, gelten diese 10 Stämme Israels bis heute als verschollen.
Durch diese Entwicklungen und das ungeschickte kurzsichtige Agieren von König Ahas stand nun die assyrische Bedrohung unmittelbar an den Grenzen Judas …
Die Bibel erwähnt dann noch in Jes 20,1, dass Sargon II die philistäische Stadt Aschdod einnahm, hierfür aber nicht persönlich erschien sondern den Tartan, also seinen Oberbefehlshaber, entsandte. Den Auslöser oder Anlass dafür kennen wir nicht, die assyrischen Aufzeichnungen bestätigen dieses Ereignis aber und datieren es auf das Jahr 712 v. Chr., also bereits in die Zeit der Regentschaft Hiskias.
Bevor wir nun in die Gesamtschau des Lebens unseres Protagonisten einsteigen können, müssen wir uns noch mit einer etwas komplizierteren Materie beschäftigen: Mit der Chronologie der Könige des Südreiches Juda und auch ein wenig mit den Königen des Nordreiches Israel. Diese Chronologien sind unter Wissenschaftlern seit Jahrhunderten umstritten, doch ohne uns mit ihnen zu befassen, können wir nicht mit der Erzählung von Hiskias Lebens beginnen. Eine Darstellung seiner Lebensgeschichte ohne Geburtsdatum, das Jahr seiner Übernahme der Königsherrschaft oder seines Lebensendes wäre sehr merkwürdig. Diese Jahresangaben und teilweise auch die Datierungen anderer Ereignisse im Leben Hiskias werden nach wie vor intensiv diskutiert. Die Bibel gibt zwar eine erstaunliche Fülle von Jahresangaben, aber natürlich keine absoluten Datierungen, so wie wir sie heute kennen. Stattdessen berichtet sie über Alter, Herrschaftsdauern und Bezüge zu den Regentschaften anderer Könige, die wiederum natürlich keine absoluten Datierungen haben. Deswegen müssen wir uns nun ein wenig mit der Chronologie der damaligen Geschehnisse und den unterschiedlichen Auffassungen zu ihrer Datierung beschäftigen.
Wir möchten an dieser Stelle keine weitere Abhandlung über die „Probleme“ mit den Datierungen der Lebensereignisse Hiskias erstellen. Viele Wissenschaftler sind dabei nach unserer Auffassung zu schnell auf ihre Sicht festgelegt („das kann nicht sein“) oder geben zu leichtfertig den biblischen Bericht als angeblich unzuverlässig oder als Mythos auf, ohne in einer umfassenderen Sicht diesen scheinbaren Befund einer genaueren Analyse zu unterziehen. Beschäftigt man sich unvoreingenommen mit den biblischen Berichten, den gesicherten zuverlässigen außerbiblischen Quellen sowie den Gegeben- und Gepflogenheiten dieser Epoche mit einer Grundhaltung, die neben den als zuverlässig geltenden außerbiblischen Texten auch die zugrundeliegenden Berichte der Bibel zunächst einmal für zuverlässig hält (denn als solches haben sie sich bisher noch immer erwiesen), kann man durchaus zu einem stimmigen Ergebnis kommen, das die angeblichen Probleme ausräumt, alle Quellen miteinander harmonisiert und in sich schlüssig ist. Dabei werden teilweise sogar Ungereimtheiten in den bibelkritischen Datierungsversuchen aufgelöst, denn in vielen dieser Datierungsmodellen müsste beispielsweise König Ahas den Hiskia im Alter von 9 oder 10 Jahren gezeugt haben. Der Leser urteile selbst, was er für wahrscheinlicher hält, eine Zeugung im Alter von 9 Jahren oder die in den folgenden Abschnitten dargestellte Abfolge der Ereignisse mit ihren zugrunde gelegten Annahmen. Glücklicherweise gibt es auch Wissenschaftler, die sich diesen Fragestellungen unvoreingenommen nähern und die eine zwischen den außerbiblischen und biblischen Berichten harmonisierte Datierung und Chronologie eindeutig unterstützen. Den Durchbruch erzielte dabei das Werk von Edwin R. Thiele: The Mysterious Numbers of the Hebrew Kings (in drei Auflagen 1951, 1964, 1983). Seinerzeit zunächst Widerständen ausgesetzt, hat sich die zugrunde liegende Chronologie inzwischen nach weiterer (bibelkonformer!) Präzisierung etabliert und ist im Begriff, sich allgemein durchzusetzen. Thieles Chronologie gilt inzwischen als die Lösung für die jahrhundertelang nicht lösbar erscheinende Aufgabe, die biblischen Jahresangaben mit den außerbiblischen Belegen zu harmonisieren. Lassen wir Edwin R. Thiele am Ende des Vorwortes der 3. Auflage seines bahnbrechenden Werkes selbst sprechen und erahnen dabei, wie ihm dieser Erfolg gelingen konnte:
„Es ist meine Hoffnung, dass diese Darstellung dazu dient, wieder Vertrauen in die biblischen Zahlen der Hebräischen Könige zu bringen ebenso wie in Gott, der sie auf ihre Throne gesetzt hat, und in die Prinzipien der Glaubensgerechtigkeit, bei denen er von ihnen erwartete sie aufrechtzuerhalten. Dieses Vertrauen, an dem es nun bedauerlicherweise so sehr mangelt, ist unser größtes Bedürfnis in unserer problematischen und verworrenen Zeit. Könnten wir dieses Vertrauen in Gott wieder herstellen, müssten wir auch das Vertrauen in die Bibel zurückgewinnen, ein Vertrauen, das durch einen intelligenten Glauben kommt.“ (Edwin R. Thiele, April 1982, aus dem Englischen übersetzt)
Wir möchten uns hier in der Folge darauf beschränken eine realistische und in sich konsistente Abfolge aller Ereignisse darzustellen und dabei die biblischen und gesicherten außerbiblischen Berichte miteinander in Einklang zu bringen. Wir folgen dabei nicht ganz den Jahresangaben der Thieleschen Chronologie, sondern haben leichte Modifizierungen vorgenommen, die unseres Erachtens logischer sind und sich harmonischer und widerspruchsfreier in den Gesamtkontext einfügen. Bevor wir uns dieser Chronologie widmen, müssen wir uns noch zum besseren Gesamtverständnis gemeinsam einige nützliche Informationen über die damalige Zeit aneignen.
Bei den Angaben über die Herrschaftsdauern in den zu betrachtenden alten Schriften müssen wir eine mögliche schwer auflösbare kleine Ungenauigkeit immer mit in Betracht ziehen. Dies rührt daher, dass in der damaligen Geschichtsschreibung oft (aber eben auch nicht immer) die ersten Monate der Amtsübernahme eines neuen Königs bis zum Ende des Kalenderjahres seiner Amtsübernahme nicht als erstes, sondern als nulltes Jahr der Regentschaft gezählt wurden. Diesen Zeitraum bezeichnet man als Akzessionsjahr. Erst das volle darauf folgende Jahr wurde dann als das 1. Jahr der Regentschaft des neuen Königs gezählt. Weil wir nicht ganz genau wissen, wann die Verfasser der alten Schriften Akzessionsjahre angesetzt haben und wann nicht, hat das zur Folge, dass wir in den Angaben der Herrschaftsdauern eigentlich immer eine mögliche Ungenauigkeit von bis zu einem Jahr haben. Noch ein wenig komplizierter wird die Angelegenheit dadurch, dass anscheinend in der Geschichtsschreibung des Südreiches Juda ein Akzessionsjahr häufig angesetzt wurde, während dies im Nordreich Israel eher weniger geschah. Noch schwieriger wird es, weil die beiden Reiche zwischenzeitlich wohl mindestens einmal in ihrer Geschichtsschreibung die Prinzipien in der Anwendung eines Akzessionsjahres änderten. Wir wollen an dieser Stelle nicht unnötig Verwirrung stiften. Wichtig ist nur festzustellen, dass wir bei den Herrschaftsdauern und daraus abgeleiteten Datierungen immer diese Unsicherheit von bis zu einem Jahr im Hinterkopf behalten müssen.
Dieses Buch möchte sich mit den Ereignissen im Leben des Königs Hiskia beschäftigen. Es versucht daher zunächst, diese Ereignisse in einen nachvollziehbaren zeitlichen Kontext zu setzen, die Glaubwürdigkeit des biblischen Textes damit auch anhand der dort aufzufindenden zeitlichen Angaben zu untermauern und davon ausgehend die Geschichte Hiskias zu erzählen. Die im späteren Verlauf aufgeführte Chronologie hat, obwohl inzwischen weitgehend und zunehmend von vielen Wissenschaftlern unterstützt, keinen wissenschaftlichen Anspruch. Sie verdeutlicht nur, dass die Geschichte relativ einfach erzählt werden kann und dabei alle biblischen Angaben und gesicherten außerbiblischen Datierungen harmonisch zusammenpassen. Wissenschaftler gehen teilweise noch weiter und versuchen diese Daten ganz exakt auf Monate oder gar Wochen zu bestimmen, wir wollen uns jedoch mit einer Genauigkeit von +/- einem Jahr begnügen. Das sollte aus unserer Sicht völlig ausreichen, um die Zuverlässigkeit der biblischen Angaben zu stützen und unserer Erzählung einen stimmigen zeitlichen Rahmen zu geben.
Eine ganz wesentliche und in der Vergangenheit insbesondere von bibelkritischen Wissenschaftlern vielleicht nicht ausreichend gewürdigte Konstruktion in den hebräischen Königsdynastien waren die sogenannten „Ko-“ oder „Mitregentschaften“.
Die möglichen Gründe für eine Mitregentschaft sind auch aus heutiger Sicht noch nachvollziehbar:
a. Der König konnte seine Amtsgeschäfte nicht mehr fortführen.
Zum Beispiel durch Krankheit: Asarja (Usija) wurde etwa um 750 v. Chr. aussätzig (möglicherweise Lepra) und musste sich in eine abgesonderte Quarantäne begeben. In dieser lebte er noch weiter (etwa 10 Jahre) und behielt auch den Königstitel, obwohl bereits sein Nachfolger – in diesem Fall sein Sohn Jotam – die Amtsgeschäfte übernommen hatte. So gab es ab 750 v. Chr. zwei herrschende Könige, bis Asarja (Usija) starb und Jotam von da an alleine regierte.
b. Der König war in Gefangenschaft geraten oder im Exil.
Beispiel: König Amazja wurde von König Joasch des Nordreiches Israel besiegt und gefangen genommen. Sein Sohn Asarja (Usija) musste die Amtsgeschäfte übernehmen. Nach Amazjas Freilassung und Rückkehr nach Jerusalem musste er später nach Lachisch flüchten, fiel dort aber einige Zeit später einer Verschwörung zum Opfer ( 2.Kö 14, 2.Chr 25).
c. Der König wollte seine Nachfolge unblutig ohne Streitigkeiten noch vor seinem eigenen Ableben regeln und den Nachfolger auf die Aufgaben als König vorbereiten.
Das tat beispielsweise Hiskia selbst, indem er seinen Sohn Manasse im Alter von 12 Jahren zum Mitregenten machte. Er tat dies in weiser Voraussicht exakt 5 Jahre nach der überstandenen Belagerung Jerusalems durch Sanherib und gleichfalls 5 Jahre nach seiner durch die Gnade Gottes erwirkten Genesung von der tödlichen Krankheit, die sein Leben ja um 15 weitere Jahre verlängert hatte. Genauer betrachtet war Hiskia also einer der wenigen Menschen, die das genaue Datum wussten, wann sie sterben würden. Umso logischer ist es, dass er rechtzeitig Maßnahmen zur Regelung seiner Nachfolge ergriff. In diesem Fall traf er 5 Jahre nach den Geschehnissen um Belagerung und Krankheit, also 10 Jahre vor dem ihm bekannten Todeszeitpunkt, die Vorkehrung, seinen Sohn Manasse durch Ernennung in die Mitregentschaft in einem ausreichenden Zeitraum in die Amtsgeschäfte einzuführen und darin auszubilden (übrigens genau als Manasse 12 Jahre alt wurde – dazu später mehr).
Tatsächlich kann man Mitregentschaften aus den unterschiedlichsten Gründen bis zu acht Mal bei den Königen Judas und bis zu vier Mal bei den Königsdynastien des Nordreiches Israel ansetzen bzw. mit einer gewissen Wahrscheinlichkeit vermuten. Während eines Lebens als König waren sogar zwei Perioden der Mitregentschaft möglich: eine zu Beginn des Königsdaseins, wenn der Vater-König den Sohn zum Mitregenten ernennt, und dann zum Ende dessen Königsdaseins, wenn der dann selber alternde, geschwächte oder kranke vormalige Sohn-König seinerseits seinen Sohn zum Nachfolger bestimmt und in die Mitregentschaft bringt.
Warum ist das alles wichtig?
Die ganze Darstellung um die Mitregentschaften zeigt, dass es durchaus einige Zeitabschnitte gegeben hat, in denen sich Herrschaftsdauern zeitlich überschnitten haben. Dadurch lassen sich die biblischen Angaben zu den Herrschaftsdauern viel besser in die Datierungen der außerbiblischen Quellen einfügen. Wir wollen nun dieses Thema abschließen, indem wir die zwei in diesem Kontext wichtigen Begriffe definieren und uns für den weiteren Verlauf merken. Mittels der Unterscheidung dieser beiden Begriffe werden wir versuchen, den für unsere Zwecke relevanten Ausschnitt der Chronologie der Könige Judas widerspruchsfrei und zwischen biblischen und außerbiblischen Zeugnissen harmonisiert darzustellen und darin die Lebensgeschichte Hiskias einzubetten.
1. Mitherrschaft
Dies ist der Zeitraum, in dem ein designierter Nachfolger-König (immer der Sohn) entweder freiwillig durch den aktuell regierenden Vater-König in die Mitregentschaft genommen wird oder unfreiwillig, weil der amtierende König durch äußere Umstände wie Krankheit oder Gefangenschaft derzeit nicht oder nur eingeschränkt regieren kann. Wie die Aufteilung der Amtsgeschäfte dann vorgenommen wurde, wissen wir nicht. Es ist aber naheliegend, dass der Vater-König in den wesentlichen Fragestellungen immer noch die letzte Entscheidungshoheit hatte.
2. Alleinherrschaft
Dies ist der Zeitraum, in dem ein König ohne Mitregent regiert, also beispielsweise, wenn der Vater-König stirbt und der Nachfolger-König, der vielleicht schon einige Zeit mitregieren durfte, alleiniger Herrscher wird.
Nehmen wir wieder das Beispiel Manasse:
Hiskia ernennt seinen Sohn Manasse im Alter von 12 Jahren und 5 Jahre nach dem Angriff Sanheribs auf Juda (702–701 v. Chr.) – also dann etwa im Jahr 697 v. Chr. – zum Mitregenten, bis Hiskia dann 10 Jahre später – also im Jahr 687 v. Chr. – stirbt. Manasse war damit also von 697 bis 687 v. Chr. Mitherrscher, bis er dann 687 v. Chr. durch den Tod seines Vaters die Alleinherrschaft erlangte.
Es scheint so zu sein, dass sich die Berichte in 2.Kö und 2.Chr und die darin enthaltenen Jahres- und Altersangaben und Dauern einer Königsherrschaft manchmal auf die Übernahme einer Mitregentschaft und manchmal erst auf die Übernahme der Alleinherrschaft beziehen. Es ist davon auszugehen, dass die Schreiber von 2.Kö und 2.Chr dafür ihre Gründe hatten, die wir heute vielleicht teilweise erahnen können, aber nicht wirklich kennen.
Wir wollen später, wenn wir der Überschrift dieses Kapitels endlich Rechnung tragen und die ganze Geschichte erzählen werden, in der Gesamtschau der Ereignisse, wo erforderlich, hinzufügen, ob sich eine Datierung in dem gerade betrachteten Bericht aus unserer Sicht auf eine Mit- oder eine Alleinherrschaft bezieht. Wir werden sehen, dass sich durch diese simple Maßnahme die Puzzleteile zusammenfügen und eine in sich schlüssige Chronologie entsteht. Diese fügt sich dann problemlos und harmonisch ein in die als zuverlässig gewerteten außerbiblischen Datierungen mit ihren festen Ankerpunkten, auf die wir im folgenden Abschnitt noch eingehen wollen.
Ein sehr schönes Indiz für das Thema Mitregentschaft findet sich übrigens in dem aus dem 1. Jahrhundert v. Chr. stammenden apokryphen Buch „Die Himmelfahrt Jesajas“. Es gehört zwar nicht zum Biblischen Kanon, beschreibt aber, wie König Hiskia seinen Sohn Manasse mit in die Herrschaft „beruft“. Mehr dazu dann in Kapitel 4.3.1.
Mitherrschaften hat es tatsächlich gegeben, sie sind keine moderne Erfindung zeitgenössischer bibeltreuer Spinner, die krampfhaft versuchen, den biblischen Text zu rechtfertigen, sondern schlichtweg Realität.
In dem Buch 2. Könige wird jede neue Königsherrschaft im Südreich Juda mit einem ähnlichen Schema einführt, das in etwa so aussieht:
„Im x-ten Jahr des Name1, des Königs von Israel, wurde Name2 König, der Sohn von Name3, des Königs von Juda. Und Name2 war xx Jahre alt, als er König wurde, und er regierte yy Jahre; und der Name seiner Mutter war Name4. Und er tat was (recht / böse) war in den Augen des HERRN“
Wir finden in diesem Schema also:
Den zeitlichen Bezug zum parallel herrschenden König im Nordreich Israel
Den Namen des neuen Königs von Juda und der Bezug zu seinem Vater
Das Alter des neuen Königs von Juda bei Übernahme seiner Königsherrschaft
Die Dauer seiner Regierungszeit in Jahren (bei Joahas und Jojachin in Monaten)
Den Namen seiner Mutter (und manchmal noch den Namen ihres Vaters)
Eine zusammenfassende Beurteilung seiner Regentschaft – recht oder böse
Dabei war (1) – also der zeitliche Bezug zum parallel herrschenden König in Israel – nach dem Untergang des Nordreiches unter Hoschea im Jahr 722 v. Chr. nicht mehr möglich. (1) kommt, wie zu erwarten, danach auch nicht mehr vor und entfällt als weitere Datierungshilfe, dies im Übrigen genau zu Lebzeiten Hiskias.
Für die Könige des Nordreiches gibt es jeweils ein sehr ähnliches Schema, dann natürlich mit zeitlichem Bezug zu dem gerade parallel herrschenden König im Südreich Juda. Allerdings werden in diesem Schema weder das Alter des neuen Königs bei der Amtsübernahme noch der Name seiner Mutter erwähnt, die wir somit nur bei den Königen Judas finden.
Es gibt eine ganze Reihe von assyrischen, babylonischen und anderen außerbiblischen Texten, die teilweise recht zuverlässige Datierungen von den Ereignissen in den Königsbüchern und Chronika der Bibel ermöglichen.
Dies wurde insbesondere durch gleichzeitig aufgezeichnete astronomische Ereignisse wie Sonnen- oder Mondfinsternisse möglich, die sich heute computergestützt exakt mathematisch datieren lassen.
Wir wollen die drei für unseren zeitlichen Rahmen wesentlichsten Ereignisse heranziehen und sie als „feste Ankerpunkte“ unserer Chronologie definieren. Das heißt, auch die biblische Chronologie – bzw. unsere Interpretation dieser – muss diese Jahresangaben mehr oder weniger zuverlässig treffen – sich daran also „kalibrieren“ lassen. Eine zulässige Ungenauigkeit sollte nicht mehr als ein Jahr betragen (vgl. Kapitel 2.3.1).
A. 724–722 v. Chr. – Belagerung/Einnahme Samarias (Salmanassar V / Sargon II)
B. 702–701 v. Chr. – Feldzug gegen Juda und Belagerung Jerusalems (Sanherib)
C. 588–587 v. Chr. – Belagerung und Zerstörung Jerusalems (Nebukadnezar)
Die Herausforderung der folgenden Darstellungen muss es also sein, die biblische Geschichte der Könige Judas – beginnen wollen wir etwa 821 v. Chr. mit Hiskias Ur-Urgroßvater Amazja – in einer chronologischen Abfolge zu erzählen. Diese ist mit Jahreszahlen zu versehen, die sowohl allen biblischen Angaben entsprechen als auch in Einklang zu bringen sind mit allen gesicherten außerbiblischen Datierungen.
Wir werden später feststellen, dass wir auf diese Weise sogar zu ganz neuen Erkenntnissen und Eindrücken gelangen, die die bisherigen Kenntnisstände bereichern können und Erklärungsversuche anbieten, die sehr interessant sind. Diese neueren Erkenntnisse sind auch in der Lage, heute noch nicht ganz aufgelöste Schwierigkeiten zu beseitigen bzw. dafür stimmige Erklärungen anzubieten. Als ein Beispiel möchten wir hier das „Problem“ mit dem Sohn des Königs namens Maaseja anführen, der in einer Schlacht des Syrisch-Ephraimitischen Krieges zwischen Juda, Aram und Israel durch einen israelitischen Soldaten getötet wurde. Diese scheinbare Unstimmigkeit im biblischen Text beispielsweise wollen wir auflösen. Näheres dazu folgt dann später in Kapitel 4.1.
Wir werden nun den Versuch unternehmen, die Geschichte ab einem bestimmten Zeitpunkt, beginnend mit Hiskias Ur-Urgroßvater Amazja, bis zum Ende Jerusalems 587 v. Chr. unter Zedekia, dem letzten König Judas, in einer Zusammenfassung ohne Anspruch auf Vollständigkeit zu erzählen. Dabei wollen wir bei unserem Protagonisten König Hiskia innehalten und uns den Verlauf seines Lebens ausführlicher anschauen. Die nachfolgende Erzählung fügt die Angaben aus 2.Kö, 2.Chr und Jes 36–39 zu einem fortlaufenden Bericht zusammen, wobei keine Widersprüche zwischen den drei Büchern festgestellt werden konnten. Die drei biblischen Berichte unterscheiden sich nur jeweils in den gesetzten Detailtiefen und Schwerpunkten der Darstellung einzelner Ereignisse. Zur besseren Lesbarkeit und Verständlichkeit möchten wir bewusst Verweise auf die jeweiligen Bibelstellen weitgehend aussparen, versichern aber ausdrücklich, dass wir (abgesehen von Jahreszahlen, die unserem Vorschlag der Chronologie entsprechen) nichts hinzufügen werden, das nicht wirklich so im biblischen Bericht erwähnt ist. Wir möchten an dieser Stelle auch keine Informationen hinzufügen, die aus außerbiblischen Quellen gewonnen werden können, sondern beschränken uns im folgenden Kapitel bei der Gesamtschau der Ereignisse rein auf Informationen aus den biblischen Berichten. Wie in 2.3.2 angekündigt, werden wir dann noch, wo erforderlich, Unterscheidungen treffen zwischen Allein- und Mitherrschaften. Diese wollen wir in Klammern setzen und zusätzlich kursiv markieren, damit man erkennt, dass wir sie hinzugefügt haben. Jeder möge nach dem Studium der gesamten nachfolgenden Erzählung zunächst für sich bewerten, ob sie sich aus seiner Sicht so abgespielt haben kann oder Inkonsistenzen bzw. Unwahrscheinlichkeiten aufweist. In einem zweiten Schritt möge man alle Inhalte und ihre Datierungen (die wir nun versuchen möglichst in echten Jahresangaben vorzunehmen) gegen alle biblischen und außerbiblischen Berichte überprüfen.
Wir betonen noch einmal, dass wir in der nachfolgenden Darstellung der Ereignisse zunächst nur die biblischen Berichte heranziehen werden. Wo es uns ratsam erschien, haben wir einige wenige Informationen hinzugefügt, die dann aber ebenfalls in kursiver Schrift kenntlich gemacht sind. Die Könige vor Amazja möchten wir nicht betrachten, da sie zeitlich doch weit vor Hiskia lebten, um den es hier ja gehen soll. Wir steigen bei Hiskias Ur-Urgroßvater in die Geschichte ein …
Hiskias Ur-Urgroßvater Amazja, der Sohn des damaligen Königs Joasch, wurde im Jahr 821 v. Chr. von seiner Mutter Joaddan zur Welt gebracht. Im Alter von 25 Jahren übernahm er 796 v. Chr. die (Allein-)Herrschaft über Juda. Er tat, was böse war in den Augen des HERRN. In einer kriegerischen Auseinandersetzung mit dem Nordreich Israel wurde er durch den seinerzeit herrschenden König Israels ebenfalls mit dem Namen Joasch (wie Amazjas Vater) besiegt und gefangen genommen. 792 v. Chr. wurde deshalb sein Sohn Asarja (Usija) im Alter von 16 Jahren zum (mitregierenden) König ernannt. Amazja kehrte irgendwann aus der Gefangenschaft nach Jerusalem zurück, musste dann aber wegen einer Verschwörung gegen ihn in Lachisch untertauchen. Dieser Verschwörung fiel er trotzdem 767 v. Chr. nach einer Gesamtherrschaftsdauer von 29 Jahren im Alter von 54 Jahren zum Opfer.
Hiskias Urgroßvater Asarja (Usija) wurde dadurch 767 v. Chr. – im 27. Jahr des Königs Jerobeam II, des Königs des Nordreiches Israel – (Allein-) Herrscher über Juda. Asarja (Usija) war 808 v. Chr. von seiner Mutter Jecholja zur Welt gebracht worden und blieb nach Übernahme der (Mit-) Regentschaft 792 v. Chr. bis zu seinem Tod 740 v. Chr. insgesamt 52 Jahre König. Asarja (Usija) tat, was recht war in den Augen des HERRN. Der Name Asarja (Usija) wird deshalb so eigentümlich geschrieben, da dieser König im 2. Königsbuch stets „Asarja“ und aus uns nicht bekannten Gründen in 2. Chronik immer „Usija“ genannt wird. Daher hat man sich bei seiner Nennung auf Asarja (Usija) geeinigt. Es handelt sich aber immer um ein und dieselbe Person. Asarja (Usija) wurde 68 Jahre alt, von denen er die letzten knapp 10 Jahre erkrankt in einer Absonderung (Quarantäne) leben musste. Er war militärisch sehr erfolgreich, wie der Bericht in 2.Chr 26,1– 15 eindrücklich schildert. Dazu trug offenbar auch neueste Kriegstechnologie bei: „Und er machte in Jerusalem kunstvoll erdachte Maschinen, die auf den Türmen und Mauerecken stehen sollten, um mit Pfeilen und großen Steinen zu schießen.“ (2.Chr 26,15a). Noch im gleichen Vers wird resümiert, wie berühmt und mächtig er durch die Treue zu Gott und durch dessen wunderbare Hilfe geworden war: „Und sein Name ging aus bis in die Ferne. Denn wunderbar wurde ihm geholfen, bis er sehr mächtig war.“ (2.Chr 26,15b). Dann stiegen ihm Erfolg und Berühmtheit offenkundig zu Kopf (2.Chr 26,16), denn eines Tages drang er unbefugt in den Tempel ein und wollte anstelle der dafür einzig berechtigten Priester selbst Rauchopfer bringen. Als die entsetzten Priester ihn vor dem Räucheraltar von seinem selbstüberhebenden Vorhaben abbringen wollten, wurde Asarja (Usija) schon die Räucherpfanne in der Hand haltend wütend gegen die Priester. In diesem Augenblick wurde er durch Gott mit Aussatz (möglicherweise Lepra) geschlagen, welcher auf der Stelle an seiner Stirn ausbrach. Danach verließ er entsetzt fluchtartig die Szenerie. Dieses Ereignis hat sich im Jahr 750 v. Chr. zugetragen. In der Folge musste Asarja (Usija) sich in die Absonderung begeben, in der er in einem speziell dafür hergerichteten Gebäude außerhalb der Stadtmauern Jerusalems bis zu seinem Tod lebte. Dadurch musste sein Sohn Jotam im gleichen Jahr 750 v. Chr. im Alter von 25 Jahren die Amtsgeschäfte übernehmen und wurde (Mit-)Herrscher. Während der Regierung von Asarja (Usija) ereignete sich offenbar ein außergewöhnlich großes Erdbeben (Sach 14,5).
Hiskias Großvater Jotam wurde 775 v. Chr. durch seine Mutter Jeruscha zur Welt gebracht und übernahm 750 v. Chr. – im 2. Regierungsjahr des Königs Pekach (751 bis 731 v. Chr.) des Nordreiches – im Alter von 25 Jahren wegen der Aussatz-Erkrankung seines Vaters die (Mit-) Regentschaft. Jotam tat, was recht war in den Augen des HERRN. Nach dem Tod seines Vaters 740 v. Chr. übernahm er die (Allein-)Herrschaft über Juda. Jotam war nach Übernahme seiner (Mit-)Regentschaft insgesamt 16 Jahre König, bis 735 v. Chr. sein Sohn Ahas zum (Mit-)Herrscher von Juda ernannt wurde (für mögliche Gründe siehe 4.1). Drei Jahre später starb Jotam dann 732 v. Chr. im Alter von nur 43 Jahren.
Hiskias Vater Ahas wurde 735 v. Chr. – im 17. Regierungsjahr des Königs Pekach (751–731 v. Chr.) des Nordreiches – im Alter von 20 Jahren (Mit-) Herrscher über Juda, bis er drei Jahre später 732 v. Chr. nach dem Tod seines Vaters die (Allein-) Herrschaft übernahm. Ahas erblickte 755 v. Chr. das Licht der Welt, der Name seiner Mutter ist aus unbekannten Gründen nicht erwähnt. Ahas tat, was böse war in den Augen des HERRN.
Ahas betrieb einen nahezu fanatischen Götzendienst, der zu einer schicksalhaften Abwendung Gottes von Juda führte. Dabei brachte er sogar einige seiner Söhne als Menschenopfer dar und trug jeglichen Götzendienst „bis unter jeden grünen Baum“ (2.Chr 28, 4) in Juda. Ahas erlitt einige erhebliche militärische Niederlagen gegen das mit Aram (heutiges Syrien) verbündete Nordreich Israel, gegen die Philister und auch die Edomiter. Je mehr Schmach und Niederlagen er als König anhäufte, desto größer wurden seine Treulosigkeit gegen Gott und sein unstillbarer Drang zum Götzendienst. Unrühmlicher Höhepunkt war die Maßnahme, das Haus Gottes, den Tempel, vollständig von allen Gerätschaften zu entleeren, ihn von außen zu verschließen und jeglichen Tempeldienst zu untersagen. Stattdessen entstanden überall in Juda Altäre für fremde Götter. Bei den Niederlagen in den Schlachten gegen Aram und gegen das Nordreich Israel wurden u. a. der Sohn des Königs Maaseja, der Hausfürst und sein Premierminister sowie 120.000 Krieger seines Heeres getötet. Dazu wurden noch 200.000 Gefangene nach Samaria weggeführt, wobei sie jedoch nach der Intervention des dort lebenden Propheten Oded wieder unmittelbar nach Juda zurückkehren durften. Neben all den Niederlagen und der offenen Feindschaft gegen Gott traf Ahas zudem noch eine fatale Fehlentscheidung, indem er sich gegen den inbrünstigen Rat des Propheten Jesaja die Assyrer unter Tiglat-Pileser III durch erhebliche Zahlungen von Gold und Silber dazu erkaufte (2.Kö 16,8), sich mit ihm zu verbünden und gegen Aram und Israel ins Feld zu ziehen. Die Assyrer zerstörten in der Folge Aram einschließlich der Hauptstadt Damaskus. Die Niederlagen brachten Ahas nicht etwa zur Umkehr, sondern trieben ihn noch mehr dazu an, Gott herauszufordern, so dass er sogar beschloss, die Götter Arams anzubeten, da diese ja offensichtlich geholfen hatten ihn und Juda zunächst zu besiegen. Darum ließ Ahas einen Götzenaltar, den er beim Besuch Tiglat-Pileser III in dem durch die Assyrer besiegten Damaskus gesehen hatte, nachbauen und in Jerusalem im Tempel aufstellen. Die Assyrer machten aber in Damaskus nicht Halt, sondern drangen dann nach und nach auch in das Nordreich Israel ein (Israel war ja Verbündeter Arams), umringten dessen Hauptstadt Samaria und standen damit direkt an den Grenzen Judas. Die ohnehin schon angespannte geopolitische Lage hatte sich dadurch dramatisch für Juda verschlechtert.
In der Zwischenzeit wurde im Jahr 741 v. Chr. Ahas’ Sohn Hiskia von seiner Mutter Abija geboren. 728 v. Chr. – im 3. Regierungsjahr des Königs Hoschea (731 bis 722 v. Chr.) des Nordreiches – wird König Ahas’ Sohn Hiskia im Alter von 12 oder 13 Jahren zum (Mit-)Herrscher über Juda ernannt.
Im Jahr 724 v. Chr. – im 7. Regierungsjahr des Königs Hoschea des Nordreiches – zog dann Salmanassar (der V., 726–722 v. Chr.) der neue König von Assur gegen Samaria auf und begann mit dessen Belagerung. Dies war das 12. Jahr (einschließlich der 3 Jahre Mitregentschaft unter seinem Vater Jotam) der Regentschaft von König Ahas und es war das 4. Jahr der (Mit-)Regentschaft Hiskias.