König Ludwig und das tödliche Mysterium - Kirsten Kaiser - E-Book

König Ludwig und das tödliche Mysterium E-Book

Kirsten Kaiser

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Beschreibung

Wie unglaublich öde! Seit Sophies Abreise ist dem Kini sterbenslangweilig auf Schloss Berg. Alles, was er zu tun hat, ist Arbeit, Arbeit, Arbeit. Doch dann erfährt Ludwig von einem seltsamen Todesfall in einem abgelegenen Ort in den Bergen: Erikas bester Freund aus Jugendtagen ist plötzlich tot umgefallen. Sofort lässt der Kini seine Koffer packen. Endlich raus aus der Langeweile!

Dort angekommen geht er mit Sophie und Erika auf Spurensuche. Schnell steht fest, dass der Jungbauer vergiftet worden ist. Und zu Ludwigs Überraschung hatte nicht nur ein Dorfbewohner ein Mordmotiv...

Dies ist der fünfte Band der Neuschwanstein-Krimi-Reihe rund um Herzogin Sophie und den legendären König Ludwig II. von Bayern. Ein exzentrischer Monarch, eine Adelige mit Grips, Charme und dem richtigen Riecher für Verbrechen aller Art - und das alles mit dem Prunk und Pomp des 19. Jahrhunderts. Herrlich bayerisch, unkonventionell und charmant.

ÜBER DIE SERIE

Bayern, Ende 19.Jh.: Ludwig ist Erfinder, Freigeist, Architekt- ach ja, und König von Bayern. Was für eine lästige Verantwortung! Viel lieber würde er den ganzen Tag Wagner hören, fliegende Kutschen konstruieren oder Märchenschlösser bauen. Na gut, zumindest Schlösser kann er bauen. Und was für welche! Doch nicht zuletzt deshalb ist Bayern finanziell angeschlagen und von Feinden umzingelt. Also sind seine königlichen Pflichten gefragt.

Und als wäre das nicht genug, muss er neuerdings auch noch die Arbeit der Gendarmerie übernehmen. Egal, ob tote Preußen oder entführte Hunde- auf seinen Schlössern geschehen allerhand mysteriöse Verbrechen und seltsame Missetaten. Gottlob, dass er seine Cousine Herzogin Sophie an seiner Seite weiß. Gemeinsam mit ihr überführt der König jeden Halunken und Scharlatan...

Weitere Folgen aus dieser Serie:

König Ludwig und der tote Preuße
König Ludwig und der gläserne Dolch
König Ludwig und der verschwundene Mops
König Ludwig und der brennende Diamant

Für Fans von BUNBURRY, CHERRINGHAM und TEE? KAFFEE? MORD!

ebooks von beTHRILLED - mörderisch gute Unterhaltung.


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Ähnliche


Inhalt

Cover

Grußwort des Verlags

Neuschwanstein-Krimis – Die Serie

Über diese Folge

Titel

Kapitel 1

Kapitel 2

Kapitel 3

Kapitel 4

Kapitel 5

Kapitel 6

Kapitel 7

Kapitel 8

Kapitel 9

Kapitel 10

Kapitel 11

Kapitel 12

Kapitel 13

Kapitel 14

Über die Autorin

Impressum

Leseprobe

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Neuschwanstein-Krimis – Die Serie

Königreich Bayern, Ende 19. Jh.: Ludwig II. ist Erfinder, Freigeist, Architekt – ach ja, und König von Bayern. Was für eine lästige Verantwortung! Viel lieber würde er den ganzen Tag Wagner hören, fliegende Kutschen konstruieren, die Natur genießen oder Märchenschlösser bauen. Na gut, zumindest Schlösser kann er bauen. Und was für welche! Doch nicht zuletzt deshalb ist Bayern finanziell angeschlagen und von Feinden umzingelt. Also sind seine königlichen Pflichten gefragt. Und als wäre das nicht genug, muss er neuerdings auch noch die Arbeit der Gendarmerie übernehmen. Egal, ob tote Preußen oder entführte Hunde – auf seinen Schlössern geschehen allerhand mysteriöse Verbrechen und seltsame Missetaten. Gottlob, dass er seine Cousine Herzogin Sophie an seiner Seite weiß. Gemeinsam mit ihr überführt der König jeden Halunken und Scharlatan ...

Über diese Folge

Wie unglaublich öde! Seit Sophies Abreise ist dem Kini sterbenslangweilig auf Schloss Berg. Alles, was er zu tun hat, ist Arbeit, Arbeit, Arbeit. Doch dann erfährt Ludwig von einem seltsamen Todesfall in einem abgelegenen Ort in den Bergen: Erikas bester Freund aus Jugendtagen ist plötzlich tot umgefallen. Sofort lässt der Kini seine Koffer packen. Endlich raus aus der Langeweile! Dort angekommen geht er mit Sophie und Erika auf Spurensuche. Schnell steht fest, dass der Jungbauer vergiftet worden ist. Und zu Ludwigs Überraschung hatte nicht nur ein Dorfbewohner ein Mordmotiv ...

Dies ist der fünfte Band der Neuschwanstein-Krimi-Reihe rund um Herzogin Sophie und den legendären König Ludwig II. von Bayern. Ein exzentrischer Monarch, eine Adelige mit Grips, Charme und dem richtigen Riecher für Verbrechen aller Art – und das alles mit dem Prunk und Pomp des 19. Jahrhunderts. Herrlich bayerisch, unkonventionell und charmant.

Kirsten Kaiser

König Ludwig und das tödliche Mysterium

Ein Fall für Herzogin Sophie und den Märchenkönig

Kapitel 1

Das Geräusch des Regens, der hart und eintönig auf das Schlossdach pladderte, klang wie Gewehrsalven, die in eine Mauer einschlugen. Sophie, Herzogin in Bayern, versuchte, sämtliche Erinnerungen an auf sie gerichtete Waffen, die bei diesem Geräusch in ihr hochkamen, zu verbannen. Sie atmete tief durch und lehnte sich mit der Hüfte an den Fenstersims vor sich. Durch die nasse Fensterscheibe betrachtete sie den Oktoberregen, der seit Stunden in Strömen auf Schloss Possenhofen niederging und vom Wind in Wogen zum See heruntergetrieben wurde. Der Kiesweg am Gebäude hatte sich unter dem steten Nass inzwischen in einen schmalen Fluss verwandelt, der seitlich in dreckigen Wassermassen in die abgeblühten Blumenbeete lief. Sophie seufzte leise. Sie holte ihre Zigaretten aus ihrer Rocktasche hervor und zündete sich eine davon mit dem Feuerzeug an, das ihr Cousin Ludwig ihr vor zwei Wochen zum Abschied von Schloss Berg geschenkt hatte. Obwohl er ihr unzählige Depeschen schrieb und Akten zur Ansicht schickte, hatte sie ihn seitdem nicht mehr in Person gesehen. Sie vermisste ihn und das freie Leben am Hof. Hier in Possenhofen war sie stetig auf der Flucht vor Johann oder ihrer Mutter, die voller Elan die Hochzeitsvorbereitungen vorantrieb. Sophie blies den Rauch gegen die Fensterscheibe, die sofort von innen beschlug. Warum nur hatte dieser schreckliche Alençon sich zu einem Antrag durchringen müssen? Sie hatte intensiv darüber nachgedacht und war zu dem Schluss gelangt, dass er sie im Grunde genauso wenig schätzte wie sie ihn. Andernfalls hätte er keine Wochen Bedenkzeit benötigt. Sophies Mitgift konnte es nicht sein. Die Familie ihres Neuverlobten nagte nicht eben am Hungertuch. Aber was war es dann?

Charles, der französische Kammerdiener ihres Vaters, kam um die Ecke des Korridors hinter dem Küchentrakt, in dem Sophie sich heute vor ihrer Mutter und Johann verbarg, und schritt mit gleichmäßigen Schritten auf sie zu. Er verbeugte sich vor ihr, sodass seine schwarzen, mit Pomade exakt in der Mitte gescheitelten Haare im matten Tageslicht schimmerten. Nachdem er sich wieder aufgerichtet hatte, strich er sich gemessen die dunkle Livree glatt. »Hoheit. Die Herzogin Ludovika verlangt im großen Salon nach Eurer Anwesenheit.« Er schaute missbilligend auf Sophies qualmende Zigarette. »Und Ihr solltet nicht im Schloss rauchen. Die Herzogin kann den Geruch nicht ausstehen. Sie sagt, es erinnert sie an brennenden Pferdedung.«

»Draußen regnet es in Strömen, falls es dir entgangen sein sollte.« Sophie hielt ihm ihr Etui entgegen.

»Das macht es nicht besser, Hoheit.« Er zögerte, schaute über die Schulter in den außer ihnen menschenleeren Flur und nahm sich eine Zigarette. »Kein Wort zur Herzogin, wenn ich bitten darf.«

Sophie gab dem Diener Feuer. »Sehe ich so aus, als hätte ich das Bedürfnis, mit meiner Mama zu sprechen? Was glaubst du, weshalb ich hier meine Korrespondenz erledige?« Sie wies auf einen kleinen Stapel an Vermerken, die sie für Ludwig anfertigte und die neben dem Aschenbecher auf dem Fensterbrett lagen, zusammen mit einer Feder und Schreibpapier.

»Wie fügt es sich als königliche Sonderberaterin, Hoheit?« Charles war einer der wenigen im Schloss, der von Sophies Ernennung wusste und keinen amüsierten Tonfall hatte, wenn das Thema aufkam.

»Es ist aufregend«, antwortete Sophie ernsthaft. »Zum Beispiel habe ich mich erst kürzlich mit dem neuen Projekt für bessere Hygienemaßnahmen in der Hauptstadt beschäftigt, das Seine Majestät vorantreibt. Es macht mir Freude, dabei zu helfen und mein Gehirn zu gebrauchen. Nur Mama sieht immer aus, als würde ich das Tor zur Hölle aufstoßen, wenn ich es erwähne.« Sie seufzte. »Apropos Hölle: Was möchte sie von mir?«

»Sie hat nicht geruht, mich darüber zu informieren«, entgegnete Charles mit unbewegter Miene, während er seinen Rauch durch die Nasenlöcher ausstieß. »Jedoch würde ich an Eurer Stelle nicht nur einen Bogen um den großen Salon machen, sondern zudem um das Ankleidezimmer Eurer Frau Mama. Dort geht sie ein und aus, um den Mädchen Anweisungen zu geben, weil die gerade für den Umzug nach München packen.«

»Ein guter Hinweis, Charles, danke.« Sophie strich etwas Asche am Aschenbecher ab und schob ihn in Richtung des Dieners. Es war ungemütlich frisch im Korridor, aber sie würde dennoch hierbleiben, solange sie konnte.

»Und, falls ich das sagen darf ...« Charles klemmte seine Zigarette zwischen die Lippen, zog ein schmales Pamphlet aus der Brusttasche, zwischen dessen Seiten ein Teil einer gelben getrockneten Blüte hervorschaute, reichte es ihr und nahm die Zigarette wieder in die Hand. »Ich würde das hier nicht unbedingt für alle frei sichtbar in Euren Gemächern liegen lassen, Hoheit. Die Mägde räumen dort ebenfalls Eure Koffer ein, und Ihr wisst, wie schwatzhaft sie sind.«

Sophie überlief es heiß und kalt, als sie die Blüte sah. Dann fiel ihr ein, dass der Diener nicht diese meinen konnte, sondern nur das Buch, das sich mit dem Recht auf Ausbildung und Beruf für Frauen beschäftigte. Charles wusste natürlich nicht, von wem die Blume stammte. Sie entspannte sich, nahm das Büchlein entgegen, schob die gelbe Blüte wieder hinein und steckte das Ganze in ihre Rocktasche. »Wo ist denn eigentlich Erika? War sie nicht in meinem Zimmer? Sie wollte doch alles beaufsichtigen.«

Charles nahm einen Zug von seiner Zigarette. »Sie war nicht dort, als ich vor zehn Minuten nach Euch gesucht habe, Hoheit. Vielleicht ist sie bei Resi, um etwas zu besprechen?«

Vor dem Fenster stapfte die grimmig dreinschauende Gräfin Wallau in einem dicken Mantel und mit einem um das weiße Haupt gewickelten Handtuch vorbei. In dem Moment löste der heftige Wind das locker verknotete Frotteetuch von ihrem Kopf, und es glitt zu Boden. Sophie konnte sehen, wie sich die Lippen der Gräfin mit einem Fluch bewegten, während sie sich bückte, um es aus dem Matsch aufzuklauben.

Charles hob fragend die Augenbrauen.

Sophie lächelte. »Sie hat sich vorgenommen, jeden Tag schwimmen zu gehen.«

»Weshalb das? Ist es hier drinnen nicht kalt genug?« Charles schauderte theatralisch.

»Resi hat versehentlich angedeutet, die Gräfin sei in einem Alter, in dem es Dinge gibt, die sie besser nicht mehr tun sollte. Sie meinte damit zwar, an der Sprossenwand zu klettern, die die Gräfin in unserem Behelfsturnsaal im Erdgeschoss hat anbringen lassen, aber nun ist meine Dame wild entschlossen, ihre körperliche Rüstigkeit unter Beweis zu stellen.«

Charles zog amüsiert den Kopf ein. »Ist Resi wohlauf?«

Sophie lachte. »Physisch ja, würde ich sagen. Aber seelisch hat sie sich noch lange nicht von dem Schrecken erholt, zu hören, welches vielfältige Vokabular die Gräfin in ihrem Leben erworben hat. Besonders schön fand ich ›juvenile Jasagerin‹. Aber auch ›langweilige Lakaiin‹ war recht fantasievoll.«

»Erinnert mich bitte daran, der Gräfin nie in die Quere zu kommen«, murmelte Charles ironisch, aber mit einer Prise Hochachtung.

»Ich muss mich selbst jeden Tag daran erinnern«, erwiderte Sophie grinsend. »Ich habe nämlich Sorge, dass ich sonst nicht nur weiter turnen, sondern auch noch mit ihr schwimmen gehen muss, und das Wasser ist wirklich eisig.«

Vor dem Fenster huschte erneut eine Gestalt vorbei. Diesmal war es die verschollen geglaubte Erika. Sie trug weder Mantel noch Umhang und rannte in Richtung des Sees, als ob Furien hinter ihr her seien.

Sophie tauschte einen besorgten Blick mit Charles und drückte ihre Zigarette aus. »Ich nehme nicht an, dass du weißt, ob etwas passiert ist?«

Charles schüttelte stumm den Kopf.

Sophie räumte eilig ihre Sachen zusammen und hielt sie dem Diener hin. »Kannst du das hier bitte in mein Zimmer bringen? Ich gehe ihr hinterher.«

Der Diener machte seine Zigarette ebenfalls aus und nahm die Unterlagen entgegen. »Lasst mich Euch einen Mantel aus Eurem Zimmer bringen, damit Ihr Euch nicht verkühlt, wenn Ihr in den Park geht, Hoheit.«

Sophie nickte und schaute wieder aus dem Fenster, während er sich mit eiligen Schritten über die glatten Fliesen entfernte. Sie wünschte sich, er könnte fliegen. Erika war üblicherweise nicht die Art Mensch, die in den Regen hinausrannte und dabei Tuch und Mantel vergaß. Etwas Schlimmes musste geschehen sein. Das stand fest.

Bange fünf Minuten später schlüpfte Sophie, in einen dicken Wollmantel mit Kapuze gehüllt, aus einer Seitenpforte des Schlosses. Eilig marschierte sie in den Schlosspark, das Gesicht wegen des peitschenden Regens gesenkt. Sie kämpfte sich in Richtung Ufer gegen den Wind vorwärts, der ihr unangenehm in die Haut biss. Unschlüssig blieb sie nach einer Weile am Rande des Würmsees stehen und schaute den leeren Weg herunter, der am See entlanglief. Dessen Wasser war eine Masse aus unruhigem Grau und völlig verlassen, nicht ein Boot war zu sehen. Wo steckte Erika nur? Eine Bewegung ließ Sophie nach links sehen. Dort stand eine der Holzbänke, die den Weg in unregelmäßigen Abständen säumten und an heiteren Tagen zum Verweilen im Schatten der alten Bäume einluden. Eine dunkle Gestalt hockte dort, den Kopf gesenkt, die Arme um den Oberkörper geschlungen. Das schwarze Zofenkleid mit dem weißen Kragen klebte wie eine zweite Haut an ihr, und ihre gestärkte Haube war verrutscht. Sophie eilte zu ihr und ging vor ihr in die Knie, sodass das Leder ihrer nassen Stiefel quietschte. Als Erika nicht reagierte, legte Sophie ihrer Zofe sanft eine Hand auf den Unterarm. »Erika? Was, um Himmels willen, ist geschehen? Geht es dir gut?«

Erika hob das Gesicht. Ihre Augen waren rot vom Weinen, und die Tränen mischten sich mit dem Regen, der ihr über die Wangen lief und von Nasenspitze und Kinn tropfte. Sie zog die Nase hoch und wischte sich mit dem nassen Ärmel ein paar Tränen aus den Augen.

Sophie angelte ein halbwegs trockenes Taschentuch aus ihrer Tasche und reichte es ihrer Zofe.

Die schnäuzte sich die Nase und schloss dann die Faust so fest um das Tuch, dass ihre Fingerknöchel weiß hervortraten.

Sophie wartete schweigend.

»Er ist tot«, sagte Erika schließlich mit rauer Stimme.

»Wer?«, fragte Sophie sanft. Sie kam in die Höhe, weil ihre Knie in der unbequemen Haltung schmerzten, und setzte sich neben Erika auf die nasse Bank.

»Sepp.« Erika bekam einen Schluckauf.

»Dein Freund aus Jugendtagen?«, fragte Sophie lauter, weil der Wind derart durch die Bäume fuhr, dass es rauschte.

»Es fühlt sich an, als würde es mich zerreißen«, murmelte Erika, die die Frage dennoch nicht gehört zu haben schien.

Sophie legte ihrer Zofe den Arm um die kräftigen Schultern und drückte sie an sich. »Es tut mir so leid. Wenn ich etwas für dich tun kann, dann sag es mir, bitte.«

Erika nickte stumm, hickste einmal laut und schlug sich die Hand vor den Mund.

Sophie bemerkte, dass ihre Zofe am ganzen Leib zitterte. Sie stand auf, zog ihren Mantel aus und legte ihn Erika um. Dann setzte sie sich wieder. »Möchtest du darüber sprechen?«, fragte sie vorsichtig, während die Nässe der Bank und der Regen ihr Kleid weiter durchweichten.

Erika hielt einen Moment die Luft an. »Es ergibt keinen Sinn. Er war erst fünfundzwanzig und kerngesund«, sagte sie dann.

»War es ein Unfall auf dem Hof?« Sophie unterdrückte eisern das Zähneklappern, das sie beschlich.

Erika hob die Schultern. »Ich weiß es nicht. Seine Mutter hat mir eine Depesche zukommen lassen. In der hat sie mir lediglich mitgeteilt, dass er gestern aus heiterem Himmel verstorben sei und sie mich bittet, umgehend zu ihr auf den Hof zu kommen.« Sie hickste wieder. »Es ist so schrecklich! Die arme Maria. Er war ihr Liebling. Was wird sie nur ohne ihn tun?« Aus ihren verweinten Augen blickte sie Sophie an. »Darf ich mir ein paar Tage freinehmen, damit ich zu ihr reisen kann, wie sie es wünscht?«

»Selbstverständlich«, entgegnete Sophie. »Aber wie willst du bei diesem fürchterlichen Wetter in die Berge gelangen? Die Wege sind wahrscheinlich nur noch Schlammlachen, und die Karren werden stecken bleiben.«

»Ich laufe, wenn es sein muss«, erwiderte Erika mit einem kämpferischen Zug um den Mund.

Sophie dachte stumm einen Moment nach. Sepp war nicht nur Erikas bester Freund, sondern zudem eine Art Bruder für sie gewesen. Kein Wunder, dass sie völlig aufgelöst war. Unter diesen Umständen konnte Sophie sie nicht alleine ihren Weg in der unwirtlichen Gegend suchen lassen, in der der Hof lag. »Wir werden beide dorthin fahren. Unsere Kutsche schafft jedes Terrain«, entschied sie.

»Wirklich?« Erika nahm ihre Hand und drückte sie dankbar.

»Du hast mein Wort.« Sophie betrachtete, wie das Wasser unter den Sohlen ihrer Schnürstiefel den weichen Grund aushöhlte, und verzog das Gesicht. »Ich muss es nur noch meiner Mama schonend beibringen. Und das wird kein Vergnügen.«

Im großen Salon brannte ein gemütliches Feuer im Kamin, als Sophie ohne zu klopfen eintrat. Sie hatte sich umgezogen, weil sie nach dem Aufenthalt im Park klitschnass gewesen war, aber ihr war immer noch kalt bis auf die Knochen, und die Wärme tat ihr gut.

»Wie schön, dass du uns endlich die Ehre gibst.« Sophies Mutter Ludovika thronte in einem dunklen Polstersessel, der Teil einer Gruppe von Möbeln dieser Art war. Sie war zart wie ihre Tochter und trug, wie es der gängigen Mode entsprach, eine Krinoline unter dem ausladenden Kleid, das streng bis zum Hals hochgeschlossen war.

»Ich hatte ...« Sophie brachte den Satz nicht zu Ende, denn sie wurde aus dem Augenwinkel gewahr, dass ausgerechnet Johann in einem der anderen Sessel saß, ein Glas mit dunkel schimmerndem Rotwein in der Hand, die elegante Gestalt entspannt zurückgelehnt. Sie verzog unwillkürlich das Gesicht.

»Sophie.« Er stellte es ab, erhob und verneigte sich mit einer fließenden Bewegung, dann setzte er sich wieder.

»Johann.« Sophie machte einen minimalen Knicks, der wohlkalkuliert an der Grenze zur Beleidigung war.

»Was, um Himmels willen, hast du an, Kind?«, entfuhr es ihrer Mutter, die ihre kleinen Füße in Seidenschuhen auf einen barock anmutenden Schemel vor sich gelegt hatte.

»Ein neues Kleid«, antwortete Sophie wahrheitsgemäß.

»Schwarz? Was bist du? Eine Witwe?« Ludovika wies unwillig auf den dunklen Stoff.

»Ist Schwarz nicht die Farbe für frisch Verlobte?«, gab Sophie zurück.

»Ich wusste gar nicht, wie witzig du sein kannst, Kind.« Ludovika hob die zarten Augenbrauen. »Und wo ist deine, du weißt schon ...« Sie wedelte mit der Hand, wobei ihre Ringe funkelten. »Deine Krinoline.«

Johann musterte Sophie von oben bis unten, sodass die sich wie ein Preischampion fühlte.

Sie hob das Kinn. »Das tragen jetzt alle so, weil man sich damit freier bewegen kann.« Das war minimal geschummelt, aber sie hatte keine Lust mehr, sich wie eine Gefangene in ihrer Kleidung zu fühlen. Das letzte Mal, als sie Ludwig wegen dieser umständlichen Garderobe nicht in den Zug hatte folgen können, hatte ihr gereicht.

»Wer ist alle?«, fragte ihre Mutter prompt.

»Sophie meint sicher Therese von Bayern«, kam ihr Johann unerwartet zu Hilfe. »Man kolportiert, sie trage sogar gelegentlich Hosen, wenn sie auf ihre Expeditionsreisen in ferne Länder geht.« Er trank einen Schluck Rotwein. Sein Profil mit der geraden Nase und den schmalen Wangen nahm sich dunkel gegen das Kaminfeuer aus.

Ludovika maß Sophie mit einem Blick, der eine Mischung aus mütterlicher Nachsicht und Ungeduld ausdrückte. »Deine Cousine trägt Hosen? Ich schätze, in dem Fall kann ich mich glücklich schätzen, dass du überhaupt einen Rock anhast.« Sie seufzte. »Aber einerlei. Ich habe dich hierhergebeten, weil ich einen Termin im Atelier für dein Hochzeitskleid vereinbaren möchte, damit sie mit den Entwürfen beginnen können. Ich dachte, wir könnten gleich morgen gemeinsam nach München fahren.« Sie winkte ihrer Zofe Resi, die eben eingetreten war, und bedeutete ihr, neuen Kaffee einzuschenken.

Sophie bemerkte überrascht, dass Johann kaum merklich die Stirn runzelte. Sie hatte keine Vorstellung, wie er zu ihrer Verlobung stand. Aber sie bezweifelte, was ihr Vater gesagt hatte, nämlich, dass Johann ihr verfallen sei. Es sei denn, er war ein Mensch, der seine unsterbliche Liebe durch Gemeinheit zeigte. Sie setzte sich so weit wie möglich von ihm entfernt auf einen der leeren Sessel und hielt vornübergebeugt die kalten Hände an die Flammen im Kamin. »Ich kann nicht, Mama. Erikas bester Freund aus Kindertagen, Sepp Graffner, ist überraschend verstorben, und seine Mutter hat Erika gebeten, sie unverzüglich aufzusuchen.«

»Das ist schrecklich. Die arme Erika. Aber was hast du damit zu tun?« Ludovika bekreuzigte sich, während sich Johann ein neues Glas Rotwein einschenkte.

»Ich möchte sie nicht alleine fahren lassen. Sie ist fix und fertig.« Sophie nahm von Resi dankend eine volle Tasse heißen Kaffee entgegen und schloss die Finger darum.

»Auf keinen Fall. Es gibt hier zu viel zu erledigen. Erika wird alleine reisen müssen«, entschied Ludovika kategorisch.

»Das Dorf, in dem sie von Sepps Mutter aufgezogen wurde, nachdem ihre Eltern so früh verstorben sind, liegt in den Bergen und ist sehr abgeschieden. Sie kann unmöglich um diese Jahreszeit dorthin laufen, und die Karren, mit denen man üblicherweise aus dem nächstgrößeren Ort mitreisen kann, würden den Untergrund momentan nicht schaffen«, wandte Sophie ein.

»Dann muss sie eben warten, bis das Wetter sich bessert.« Ludovika tunkte ungerührt einen Keks in ihre Tasse.

Sophie bemerkte, dass sie zornig wurde. »Erika schuldet es Sepps Mutter, ihr in dieser schweren Stunde beizustehen, Mama. Und sie ist meine Zofe, daher schulde ich es ihr, ihr ebenso beizustehen. Du sagst immer, so etwas zeichne eine gute Herrin aus: eine zu sein, die sich um das Los ihrer Leute kümmert.« Resi stieß mit dem Ellbogen die Kaffeekanne auf dem großen Tisch am Fenster um. Zum Glück war diese inzwischen halb leer, sodass nur eine kleine Lache auf das Ebenholz lief.

»Erika ist uns immer treu gewesen«, setzte Sophie nach, als habe sie das Malheur nicht bemerkt.

Ludovikas Miene wurde eine Spur weicher, während Resi eilig den Kaffee mit einer Serviette aufwischte.

»Ich kenne das Kaff, in dem Erika aufgewachsen ist«, warf Johann in gelangweiltem Tonfall ein. »Das ist noch nicht mal ein Dorf. Mehr eine Ansammlung von alten, armseligen Höfen. Aber es gibt, ungefähr eine halbe Stunde mit der Kutsche entfernt, im Tal eine Kreisstadt mit einem sauberen Hotel, in dem Sophie unterkommen könnte. Es wird von einer Dame betrieben, die über jeden Zweifel erhaben ist, sodass ledige Frauen dort ohne Besorgnis nächtigen können.« Johann schlug die Beine übereinander. Er hatte sich zwar bei Sophie für sein ungehöriges Benehmen in der Vergangenheit entschuldigt, aber sie hatte das für eine reine Finte gehalten. Hatte er sich ernsthaft besonnen, und das war seine Art, Abbitte zu leisten?

»Ich wusste gar nicht, dass du über derlei Dinge unterrichtet bist, mein bester Johann«, gab Sophies Mutter mit hochgezogenen Augenbrauen zurück.

Er lächelte so charmant, dass Sophie ihn am liebsten vors Knie getreten hätte. »Meine Schwester ist dort vor ihrer Hochzeit gewesen. Es gibt in dem Städtchen eine reizende Kirche, die als Örtlichkeit für ihre Hochzeit in der engeren Auswahl stand. Sie haben sich dann aber schließlich doch für eine andere entschieden. Es war einfach zu weit entfernt für die greise Verwandtschaft aus München.« Er grinste.

Ludovika erwiderte sein Lächeln. Anschließend musterte sie nachdenklich ihre Tochter. »Ich hoffe sehr, ich bereue diese Entscheidung nicht. Du darfst fahren. Aber nur unter einer Bedingung.«

»Welche, Mama?«, fragte Sophie argwöhnisch.

»Dass du aufhörst, dich wie ein bockiges Kind zu benehmen, wenn es um die Hochzeitsvorbereitungen geht.«

»Soll ich mich vielleicht auch noch freuen? Du selbst weißt doch am besten, was passiert, wenn man den falschen Mann heiratet«, platzte es aus Sophie heraus. Sie rieb sich über die Stirn. Die schlechte Ehe ihrer Eltern war ein wunder Punkt ihrer Mutter. »Verzeih, Mama, so habe ich es nicht gemeint«, entschuldigte sie sich.

Ludovika stand auf und strich ihrer Tochter zu Sophies Überraschung über das Haar. »Ich würde dir auch etwas anderes wünschen, Sophie, aber du weißt, wie die Welt nun mal ist. Also finde dich bitte damit ab.« Sie machte eine lässige Handbewegung. »Und nun los. Je eher ihr fahrt, desto eher bist du zurück.«

Sophie sprang auf, machte einen Knicks und eilte aus dem Zimmer. »Kinder«, hörte sie ihre Mutter seufzen, bevor sie die Tür hinter sich schloss.

Mehr als drei Stunden später stiegen Sophie, Erika und eine verstimmte Gräfin Wallau aus der Familienkutsche. Da das Gefährt ansonsten im Schlamm stecken geblieben wäre, überwanden sie den letzten Teil des Weges, der zum Haus führte, zu Fuß. Das Gehöft der Familie Graffner bestand aus einem großen doppelstöckigen Haupthaus, das gepflegt und frisch geweißt war und ein imposantes Fachwerkdach besaß. Daneben befand sich ein flacher, schlichter Funktionsbau, in dem sich unten die Ställe für das Vieh befanden. Darüber wurde das Stroh gelagert. Rechts neben dem Hof gab es einen kleinen Obstgarten, in dem alte Apfelbäume und eine Holzbank standen, umgeben von einer dichten Hecke, die halb abgeholzt war und deren Überreste ordentlich gestapelt neben der Bank lagen. Links davon war die Scheune. Bergabwärts sah Sophie einen weiteren Bauernhof, der aber aus der Entfernung so klein wie ein Spielzeughaus erschien. Erika klopfte an der schweren Holztür am Haupthaus an und öffnete sie, nachdem eine Frauenstimme sie hereingerufen hatte. Nacheinander traten sie in die warme Gemütlichkeit einer weiträumigen Küche und Wohnstube, die sich über das gesamte Untergeschoss erstreckte und von einem weiß-blauen Kachelofen, einem Herd mit Arbeitsplatten, allerlei Regalen mit Töpfen und Geschirr sowie einem langen Tisch mit zwei Holzbänken auf beiden Seiten dominiert wurde. Eine Treppe führte weiter hinten ins Obergeschoss, von wo aus eine helle Kinderstimme etwas rief, was Sophie nicht verstehen konnte.

»Erika. Wir haben so gehofft, dass du kommst.« Eine Magd im derben Wollkleid und mit sauberer Schürze trat auf sie zu. Sie war mittleren Alters, blond und sommersprossig und hatte ein beiges Tuch um ihre Haare gewickelt. Sie beäugte Sophie und die Gräfin unsicher und ignorierte die feuchte Erde, die sie ins Haus geschleppt hatten.

»Das ist Lina.« Erika nahm ihren Schal von den Schultern und deute einen Knicks in Richtung Sophie und der Gräfin an. »Das sind meine Herrin und ihre Dame, die Gräfin Wallau.«

Die Magd machte vorsichtshalber eine Mischung aus einem Knicks und einem Diener.

»Wo ist sie?« Erika schaute fragend zur Treppe. »Oben im Schlafzimmer?«

Lina schüttelte den Kopf. »In der Scheune. Sie isst und trinkt nicht, sondern sitzt nur da und hält Totenwache.«

»Was genau ist passiert?«, fragte Erika, und allen war klar, was sie damit meinte, selbst wenn sie es nicht aussprach.

Lina rieb sich die Augen. »Es war schrecklich. Wir waren gestern wie immer zum Frühstück versammelt, und plötzlich hat sich der Sepp vornübergebeugt und verkrampft, als ob er Bauchschmerzen hätte. Martin hat einen Witz gemacht, weil er dachte, der Sepp hält uns zum Narren. Du weißt ja, was für ein Kindskopf er beizeiten sein konnte. Doch es war kein Scherz. Sepp hat sich gewunden und gestöhnt, es war nicht zum Aushalten. Und dann ...« Eine einsame Träne lief ihr über das Gesicht. »Wir haben nach dem Doktor geschickt, doch der kam zu spät. Er hat nichts mehr tun können.« Sie wischte sich die Träne unwirsch weg.

»Der alte Dr. Meyer? Was hat er denn gesagt?« Erika runzelte die Stirn. »Woran ist der Sepp verstorben?«

Ein kleiner Junge kam von oben die Treppe heruntergepoltert. Er war dünn, klein und vielleicht zehn oder elf Jahre alt, blond und sommersprossig wie die Magd. Er hielt einen dicken gemusterten Kater an die knochige Brust gedrückt. Obwohl der Morgen lange vorbei war, trug er ein Nachthemd.

Erika ging zu dem Kind und strich ihm durchs Haar. »Meine Güte, Ottolein, bist du groß geworden. Erinnerst du dich noch an mich?«

Der Kleine sah sie misstrauisch von unten herauf an.

»Das ist mein Sohn«, klärte die Magd Sophie und die Gräfin auf. »Er hat sich beim Spielen nach der Schule verkühlt und liegt seit Tagen mit Fieber im Bett.« Sie schob ihn sanft in die Richtung von Sophie und der Gräfin. »Sag den Damen höflich einen guten Tag.«

»Guten Tag.« Der Kleine streckte ihnen den Kater entgegen, der aussah, als ob er ihnen am liebsten eine mit seinen Krallen verpasst hätte. »Das ist Berti. Ich habe ihn von meiner Omama bekommen, weil der Max gestorben ist.«

»Max ist tot?« Erikas Hand schwebte tätschelbereit über dem Katzenbuckel, doch der Kater fauchte derart, dass sie sie schnell wieder zurückzog.

Sophie nahm an, dass Max entweder der Hofhund oder eine andere Katze gewesen sein musste.

Die Magd nickte. »Vor ein paar Wochen schon. Aber er pfiff ohnehin seit Monaten aus dem letzten Loch, deshalb war es keine Überraschung. Sepp hat ihn hinten im Obstgarten begraben.« Sie zeigte auf den Kater, der ihr prompt einen Hieb versetzte und penetrant zu fauchen begann. »Seitdem hat Otto dieses unausstehliche Vieh hier.«

Die Gräfin stemmte die Hände in die Hüften und starrte den Kater so lange an, bis der verdutzt verstummte.

»Weichei«, murmelte Erika. Sie blickte zu Sophie und seufzte leise wie jemand, auf dem eine große Bürde lastete. »Ich gehe hinüber und spreche mit Maria.«