König Ludwig und der brennende Diamant - Kirsten Kaiser - E-Book

König Ludwig und der brennende Diamant E-Book

Kirsten Kaiser

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Beschreibung

Einfach unfassbar! Da wagt es sein neuer Finanzminister, König Ludwig II. aus dem ersten erholsamen Schlaf seit Wochen zu reißen, und dann auch noch wegen einer Nichtigkeit: Ludwigs geliebter Diamantring aus dem Nachlass des Sonnenkönigs ist nicht versichert. Und der Minister besteht darauf, dass er in die gut bewachte Schatzkammer nach München gebracht wird.

Doch noch bevor der Ring dort ankommt, muss der Kini schockierende Neuigkeiten verkraften: Das Schmuckstück ist eine Fälschung! Ludwig wittert eine groß angelegte Verschwörung. Kann es sein, dass sogar seine eigenen Leute beteiligt sind? Aber zum Glück ist da ja noch seine unerschrockene Cousine Herzogin Sophie, mit deren Hilfe er dem Rätsel auf den Grund geht ...

Dies ist der vierte Band der Neuschwanstein-Krimi-Reihe rund um Herzogin Sophie und den legendären König Ludwig II. von Bayern. Ein exzentrischer Monarch, eine Adelige mit Grips, Charme und dem richtigen Riecher für Verbrechen aller Art - und das alles mit dem Prunk und Pomp des 19. Jahrhunderts. Herrlich bayerisch, unkonventionell und charmant.

ÜBER DIE SERIE

Bayern, Ende 19.Jh.: Ludwig ist Erfinder, Freigeist, Architekt - ach ja, und König von Bayern. Was für eine lästige Verantwortung! Viel lieber würde er den ganzen Tag Wagner hören, fliegende Kutschen konstruieren oder Märchenschlösser bauen. Na gut, zumindest Schlösser kann er bauen. Und was für welche! Doch nicht zuletzt deshalb ist Bayern finanziell angeschlagen und von Feinden umzingelt. Also sind seine königlichen Pflichten gefragt.

Und als wäre das nicht genug, muss er neuerdings auch noch die Arbeit der Gendarmerie übernehmen. Egal, ob tote Preußen oder entführte Hunde - auf seinen Schlössern geschehen allerhand mysteriöse Verbrechen und seltsame Missetaten. Gottlob, dass er seine Cousine Herzogin Sophie an seiner Seite weiß. Gemeinsam mit ihr überführt der König jeden Halunken und Scharlatan ...

Weitere Folgen aus dieser Serie:

König Ludwig und der tote Preuße
König Ludwig und der gläserne Dolch
König Ludwig und der verschwundene Mops
König Ludwig und das tödliche Mysterium

Für Fans von BUNBURRY, CHERRINGHAM und TEE? KAFFEE? MORD!

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Ähnliche


Inhalt

Cover

Grußwort des Verlags

Neuschwanstein-Krimis – Die Serie

Über diese Folge

Titel

Kapitel 1

Kapitel 2

Kapitel 3

Kapitel 4

Kapitel 5

Kapitel 6

Kapitel 7

Kapitel 8

Kapitel 9

Kapitel 10

Kapitel 11

Kapitel 12

Kapitel 13

Über die Autorin

Impressum

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Neuschwanstein-Krimis – Die Serie

Königreich Bayern, Ende 19.Jh: Ludwig II. ist Erfinder, Freigeist, Architekt – ach ja, und König von Bayern. Was für eine lästige Verantwortung! Viel lieber würde er den ganzen Tag Wagner hören, fliegende Kutschen konstruieren, die Natur genießen oder Märchenschlösser bauen. Na gut, zumindest Schlösser kann er bauen. Und was für welche! Doch nicht zuletzt deshalb ist Bayern finanziell angeschlagen und von Feinden umzingelt. Also sind seine königlichen Pflichten gefragt. Und als wäre das nicht genug, muss er neuerdings auch noch die Arbeit der Gendarmerie übernehmen. Egal, ob tote Preußen oder entführte Hunde – auf seinen Schlössern geschehen allerhand mysteriöse Verbrechen und seltsame Missetaten. Gottlob, dass er seine Cousine Herzogin Sophie an seiner Seite weiß. Gemeinsam mit ihr überführt der König jeden Halunken und Scharlatan ...

Über diese Folge

Einfach unfassbar! Da wagt es sein neuer Finanzminister, König Ludwig II. aus dem ersten erholsamen Schlaf seit Wochen zu reißen, und dann auch noch wegen einer Nichtigkeit: Ludwigs geliebter Diamantring aus dem Nachlass des Sonnenkönigs ist nicht versichert. Und der Minister besteht darauf, dass er in die gut bewachte Schatzkammer nach München gebracht wird. Doch noch bevor der Ring dort ankommt, muss der Kini schockierende Neuigkeiten verkraften: Das Schmuckstück ist eine Fälschung! Ludwig wittert eine groß angelegte Verschwörung. Kann es sein, dass sogar seine eigenen Leute beteiligt sind? Aber zum Glück ist da ja noch seine unerschrockene Cousine Herzogin Sophie, mit deren Hilfe er dem Rätsel auf den Grund geht ...

»König Ludwig und der brennende Diamant« ist der vierte Band der Neuschwanstein-Krimi-Reihe rund um Herzogin Sophie und den legendären König Ludwig II. von Bayern. Ein exzentrischer Monarch, eine Adelige mit Grips, Charme und dem richtigen Riecher für Verbrechen aller Art – und das alles mit dem Prunk und Pomp des 19. Jahrhunderts. Herrlich bayerisch, unkonventionell und charmant.

Kirsten Kaiser

König Ludwig und der brennende Diamant

Ein Fall für Herzogin Sophie und den Märchenkönig

Kapitel 1

Auszug aus dem Tagebuch Ludwigs des II.:

Weiß, Creme, Hellgrau. Vermaledeiter Halunkenverräter von Hagen. Nicht nur hinterhältiger Meuchler, sondern zugleich Zerstörer des königlichen Garderobensystems. (Vermerk: Studie beauftragen, welche Farbe das empfindliche Hundeauge nicht sticht)

Ein hartnäckiges Klopfen an der Schlafzimmertür riss König Ludwig den II. von Bayern aus dem Schlaf. Er schnaufte unwillig, rollte sich träge von der Seite auf den Rücken und überlegte einen flüchtigen Moment, die Augen zu öffnen. Doch seine Lider waren schwer wie Blei und wollten den Dienst nicht antreten. Also drehte er sich auf den Bauch, presste sich das Kissen auf den Hinterkopf und um die Ohren und beschloss, den Tumult vor seiner Zimmertür zu ignorieren. Er war der König, und als solcher konnte er gut selbst entscheiden, wann es aufzustehen galt. Und da durch die dicken, geschlossenen Vorhänge keine hellen Sonnenstrahlen ins Zimmer drangen, war es entweder noch nicht Mittag, ergo zu früh, um sich zu erheben, oder draußen herrschte so schlechtes Wetter, dass es sich nicht lohnte.

»Eure Majestät«, kam es mit einem Mal derart lautstark von draußen, dass es sogar durch das dicke Federkissen vernehmlich war.

Ludwig stopfte sich das Kissen fester um die Ohren. Hatte er sich nicht ein wenig Ruhe und Frieden verdient?

»Eure Majestät!«, rief es erneut von draußen. »Bitte verzeiht die Störung. Es gibt dringende Angelegenheiten, die keinen Aufschub dulden.«

Ludwig hielt den Atem an. Vielleicht gingen sie weg, wenn er sich still verhielt?

Erneut erklang mörderisches Klopfen, noch lauter als zuvor. Was für ein Radau! Das war ja nicht zum Aushalten! Ludwig setzte sich mit einem Ruck im Bett auf, warf die Decke von sich, fuhr in seine Pantoffeln und marschierte im Schlafanzug zur Tür. Er riss sie auf und erblickte seinen Kabinettssekretär Freiherr von Pfistermeister, die Hand zu einem erneuten Klopfen erhoben. Hinter ihm verbarg sich die kleinere Gestalt des Finanzministers Baron von Freienfels, von dem nur die schütteren weißen Haare und ein Stück verrunzelte Stirn sichtbar waren.

»Wehe, der Würmsee tritt nicht wenigstens über die Ufer und droht uns mit einer epochalen Flutwelle zu verschlingen!«, donnerte Ludwig, der sich selbst wunderte, woher er die Energie dafür aufbrachte.

Von Pfistermeister verneigte sich gemessen. »Der Würmsee liegt ruhig und glatt, Eure Majestät. Aber es ist dennoch eine immens wichtige Sache, die uns zu Euch führt und die zudem eilt.«

»Wenn es derart eilt, dann sprecht!«, befahl Ludwig verstimmt, weil er aus Erfahrung wusste, dass von Pfistermeisters zweiter Vorname eilig und der dritte Katastrophe war.

»Es geht um den Soleil Rouge.« Von Pfistermeister beobachtete den König diskret.

Der hielt sich vor Schreck am Türrahmen fest. »Er ist doch nicht etwa gestohlen worden? Oder? Sprecht, von Pfistermeister!« Ludwigs Stimme schnappte beim letzten Wort über. Der Soleil Rouge war ein sagenhaftes Schmuckstück, das Ludwigs verehrtem Vorbild und Namensvetter, Ludwig dem XIV. von Frankreich, dem sogenannten Sonnenkönig, gehört hatte.

»Das nicht, Eure Majestät. Der Ring ist nach wie vor im Koff..., äh, Tresor verwahrt, den Augusto so freundlicherweise fabrizi..., äh, hergestellt hat.« Ludwigs Kabinettssekretär hüstelte leise. »Aber die Versicherung hat soeben depeschiert. Der Ring muss umgehend nach München in die Schatzkammer zurückverbracht werden. Hier ist er nicht versichert, Eure Majestät. Und da er nicht mehr als Lösegeld benötigt wird ...« Der Freiherr ließ seinen Satz unvollendet in der Luft hängen.

Ludwig runzelte die Stirn. »Und warum bringt Ihr ihn nicht zurück in die Residenz? Den Weg nach München werdet Ihr ohne meine Hilfe finden, nehme ich an.«

»Der Weg ist mir durchaus bekannt, Eure Majestät. Es ist nur ...« Von Pfistermeister trat einen Schritt beiseite, wodurch er Baron von Freienfels in Ludwigs Blickfeld rückte.

Der verneigte sich respektvoll, wobei man die Altersflecken auf seiner Kopfhaut durch sein lichtes Haar hindurchschimmern sehen konnte. »Der Gelehrte di Trabanti weigert sich, den Koffer, Pardon, den Tresor, ohne Eure königliche Order zu öffnen, Eure Majestät.«

»Und Ihr meint, die Sache ist derart dringend, dass sie nicht mal ein paar Stunden hätte warten können, bis ich ausgeruht bin?« Ludwig unterdrückte ein Gähnen. Immer, wenn er auf seinen neuen Finanzminister traf, wirkte das auf den König wie Laudanum im Tee.

»Wir sind zu dem Schluss gekommen, dass das Risiko, zu warten, zu groß ist, Eure Majestät. Nicht auszudenken, wenn der Ring ausgerechnet jetzt gestohlen würde, auf den letzten Metern sozusagen, Eure Majestät.« Baron von Freienfels schaute zu seinem Komplizen von Pfistermeister.

»Der Ring befindet sich seit Tagen hier, und bislang hat es Euch nicht gestört«, bemerkte Ludwig spitz. Ihm war klar, dass es den beiden im Grunde völlig einerlei war, was mit dem Ring geschah. Sie wollten nur nicht die Schuld dafür in die Schuhe geschoben bekommen, falls ausgerechnet jetzt etwas geschähe, während Ludwig schlief. Es war immer dasselbe mit diesen Politikern. Er musterte die beiden verbittert, was von Pfistermeister betreten zu Boden blicken ließ. Von Freienfels hielt sich nur die Hand vor den Mund, um ein Gähnen zu verstecken. Apropos müde: Ob Ludwig einfach wieder ins Bett gehen sollte? Doch nun war er derart verärgert, dass er ohnehin nicht mehr schlafen könnte. Wahrscheinlich war es zudem wirklich besser, wenn der Ring umgehend an seinen üblichen Aufbewahrungsort zurückkehrte. Ludwig hatte ebenso wenig wie die beiden Politikerhalunken vor ihm Lust, sich mit diesen Versicherungsmenschen anzulegen. Er trat auf den Flur und rief nach seinem Leibdiener Karlchen. Der hatte wie üblich in der Nähe gewartet und kam dienstbeflissen auf den König zugeeilt, die Livree makellos, die Lackschuhe auf Hochglanz poliert. Ludwig maß die beiden Berufsstörenfriede ein letztes Mal ungnädig. »Ich erwarte Euch in zwanzig Minuten unten in der Silberkammer, meine Herren.« Mit hoch erhobenem Haupt begab er sich in sein Zimmer und zog die Vorhänge mit einem Ruck zurück, während er hörte, wie Karlchen hinter ihm eintrat. Der König kniff die Augen zusammen, weil draußen die Sonne wider Erwarten doch schien, und drehte sich zu seinem Diener um. Mitten in der Bewegung hielt er inne, den Mund vor Überraschung geöffnet. Irgendjemand hatte während der Nacht in den königlichen Schlafgemächern wie ein Berserker gewütet. Ludwigs nagelneue, maßgefertigte hellgraue Seidenhemden waren aus dem halb offen stehenden Schrank gezogen und anschließend zerfetzt worden – und zwar gründlich. Der gesamte Bereich zwischen Bett und Schrank war von zerrissenen Stoffresten bedeckt, überall lagen einsame steife Kragen und Manschetten herum. Sogar unter dem Bett entdeckte Ludwig Seidenreste und Knöpfe. Karlchen ging in die Knie und hob einen der Ärmel auf, der brutal an der Schulter vom Rest getrennt worden war, und kam langsam wieder in die Höhe. König und Diener tauschten einen bedeutsamen Blick, dann schauten beide in Richtung Bett, vor dem das Hundekörbchen stand. In dem schlief ein schnarchender Mops mit dem runden Bauch nach oben, alle viere von sich gestreckt. Brunhilde, Ludwigs gelb-grüne Papageiendame, hockte auf dem Rand des Körbchens, den Kopf leicht nach vorne geneigt, und schien ebenfalls zu schlummern.

»Denkt Ihr, was ich denke, Eure Majestät?« Karlchen faltete abwesend den Ärmel zusammen.

»Sie wirken verdächtig erschöpft«, bestätigte Ludwig und schaute von dem im Traum leicht mit den Pfoten zuckenden Sigi zur geöffneten Schranktür. »Aber wie haben sie die aufbekommen?«

»Brunhilde, Eure Majestät?« Karlchen hob die Augenbrauen. »Sie lernt immer mehr – und häufig das Falsche, wie ich anmerken möchte.«

Ludwig hob einen größeren Seidenfetzen auf, der einmal die Hemdbrust gewesen war, und hielt ihn in die Höhe. Ein Loch von der Größe eines Kinderkopfes prangte in der Mitte. Missmutig warf er den Stoff aufs Bett. »Dieser verdammte von Hagen! Das ist alles seine Schuld.« Seit der royale Mops vor einiger Zeit von dem Mörder von Hagen mit einem von Ludwigs reinweißen Hemden gefesselt und in den Schrank gesperrt worden war, hatte er ein – gelinde gesagt – gestörtes Verhältnis zu diesen jungfräulich weißen Kleidungsstücken entwickelt. Ludwig hatte es deshalb bereits mit cremefarbenen und hellgrauen Hemdstoffen versucht. Das Resultat zeigte sich zu seinen Füßen.

»Wie wahr, Eure Majestät.« Karlchen legte den akkurat gefalteten Ärmel aufs Bett. »Aber viel wichtiger ist: Was werdet Ihr heute tragen? Eure weißen und cremefarbenen Hemden hatte ich auftragsgemäß entsorgt, damit Sigi sich nicht echauffiert.« Der Diener begab sich zum Schrank, spähte hinein, rumorte darin herum und kam wieder heraus. Er hielt Ludwig einen festen, dunkelgrünen Stoff entgegen, dessen Farbe an Erbsensuppe erinnerte und zu allem Überfluss leicht ins Lilafarbene changierte. »Das ist bedauerlicherweise alles, was derzeit verfügbar ist, Eure Majestät.«

Ludwig verzog das Gesicht. »Aber damit kann ich mich nicht in der Öffentlichkeit blicken lassen. Das hat mir meine Mutter vor Jahren geschenkt. Angeblich fürs Wandern, aber ich bin sicher, in Wahrheit wollte sie mich für meine reine Existenz bestrafen. Du weißt, wie sie ist.«

»Ich wage nicht, über die Motive der Königsmutter zu spekulieren, Eure Majestät. Aber es bleibt nur dieses oder Euer Schlafanzug«, gab Karlchen unbarmherzig zurück.

Ludwig stöhnte leise. Doch was blieb ihm übrig? Der Pyjama schied aus. »Wenn es unbedingt sein muss, Karlchen ...« Vielleicht passte das unsägliche Hemd verte de soupe aux pois wenigstens zu seinem Auge. Er fasste sich ans rechte Lid, das zum Glück nicht mehr schmerzte. Dann ließ er die Hand sinken. »Bitte gib umgehend der Schneiderin Bescheid, sie möge neue Hemden fertigen, und zwar sofort.«

»Welche Farbe wollen wir dieses Mal wagen, Eure Majestät?«

Ludwig blies die Wangen auf. Rot? Zu auffällig. Rosa? Schön, aber zu weiblich. Gelb? Unmöglich. Er war doch keine Sonnenblume! »Mir gehen langsam die Farben aus«, gab er zu.

»Wie wäre es mit Gold, Eure Majestät?«, kam ihm sein Diener zu Hilfe.

Ludwig wiegte das Haupt. Gold? Das schien etwas plakativ für einen Monarchen. Andererseits war es allemal besser als erbsengrün. »Eine gute Idee, Karlchen«, entschied er. »Aber mache ihr bitte klar, dass ich das erste Hemd spätestens in ein paar Stunden benötige. Jede Sekunde zählt.« Er bückte sich mit dem Oberkörper nach vorne und hielt Karlchen seine ausgestreckten Arme entgegen, damit der das Erbsensuppenhemd darüberstreifen konnte. Er würde die Sache mit Augusto in der Silberkammer umgehend hinter sich bringen, dann konnte er sich mit einem starken Kaffee in den Blauen Salon zurückziehen und dort die liegen gebliebenen Aktenberge abarbeiten, bis die Schneiderin ein erstes Goldhemdexemplar lieferte. Wenn das Glück ihm hold war, dann bekam keiner seiner Untertanen und Untertaninnen die grausamgrüne Schmach jemals zu Gesicht.

Vierzig Minuten später trat Ludwig gewaschen, onduliert und in dem hochgeschlossensten Gehrock, den Karlchen hatte auftun können, in die Silberkammer im Erdgeschoss. Diese wurde deshalb so bezeichnet, weil in Schloss Berg in Ermangelung einer Schatzkammer das silberne und goldene Inventar – Geschirr, Bestecke, Tafelaufsätze und Ähnliches – hier verwahrt wurde. Die Längswände waren zu beiden Seiten mit Tischen versehen, auf denen der gesamte Bestand akkurat sortiert und nebeneinander aufgereiht war. Zwischen ihnen verlief ein Gang, den die Diener nutzten, wenn sie das Silber polierten. Das Ganze wurde üblicherweise peinlich ordentlich gehalten. Doch leider hatte Ludwig den Fehler begangen, seinem Universalgelehrten Augusto di Trabanti die Erlaubnis zu erteilen, die Silberkammer als Behelfslabor zu nutzen. Daher gab es nun neben eleganten goldenen Kerzenleuchtern und teurem Besteck ein chaotisches Sammelsurium an Zetteln mit krakeligen handschriftlichen Notizen, Glaszylindern und Reagenzröhren, die mit streng riechenden Flüssigkeiten gefüllt waren, diversen Metallteilen unbekannten Ursprungs, aufgeschlagenen Büchern und unter anderem einen Bunsenbrenner sowie ein modernes Mikroskop. In einer Ecke stand ein Skelett auf Rollen, dessen Arme und Beine mit metallischen Scharnieren zusammengehalten wurden und an dem Ludwigs Gelehrter seine anatomischen Studien durchführte. Auf dem Boden verlief eine unregelmäßige Spur schwarzen, grobkörnigen Pulvers, die beinahe bis zum Überseekoffer in der Mitte des Raumes reichte. Ludwig tippte darauf, dass Augusto bei einer seiner Untersuchungen mal wieder Schwarzpulver verschüttet hatte.

»Eure Majestät.« Der besagte Gelehrte löste sich aus dem Schatten des Knochenmannes, bei dem er mit einer Zange an einem der Scharniere herumhantiert hatte. Er war an die siebzig, klein, rundlich, hatte rosige Wangen und einen weißen Vollbart, was seinen Mitmenschen in einer Art Mimikry vortäuschte, er sei ein harmloser Großvater anstatt jemand, der mit seinen Experimenten die Umwelt in Furcht und Schrecken versetzte. Sein heller Labormantel, den er offen über Anzug und Hemd trug, wies deutliche Rußspuren und einige kleinere unregelmäßige Säurelöcher auf.

»Wie ich höre, habt Ihr auf mich gewartet, Augusto.« Ludwigs Blick schweifte kurz zu von Pfistermeister und von Freienfels, die sich nebeneinander gleich hinter der Tür platziert hatten und krampfhaft jede von Augustos Bewegungen verfolgten. Ludwig nickte den beiden Leibgardisten zu, die mit dem Rücken zu den vergitterten Fenstern rechts von ihm Position bezogen hatten und deren Aufgabe es war, den Ring zu bewachen.

Mit einem lauten Scheppern prallte plötzlich der Arm des Skeletts auf dem Boden auf, und Ludwig zuckte zusammen. Baron von Freienfels fasste sich verstohlen ans Herz. Augusto spähte einen Augenblick verdutzt hinter sich auf den Knochenarm, dann auf die Zange in seiner Hand, zuckte mit den Schultern, stieg über das Schwarzpulver zu seinen Füßen hinweg und ging zum Überseekoffer. »Eure Majestät. Habe ich die Order, zu öffnen?« Er legte die Zange obenauf und spähte unter buschigen Augenbrauen zum König.

»Ich bitte darum, Augusto.« Ludwig bewegte sich unwillkürlich rückwärts, bis er gegen von Pfistermeister prallte, der die Tür zur Hälfte geöffnet hatte, eine Hand fluchtbereit auf der Klinke liegend. Normalerweise fand Ludwig die Hasenfüßigkeit seines Kabinettssekretärs irritierend, aber aktuell konnte er sie nachvollziehen.

Augusto starrte einen Moment sinnend auf die Vorderseite des Koffers, wo eine Unzahl von Knöpfen und Hebeln angebracht war, mit denen man einen komplizierten Schließmechanismus bediente, den er selbst entworfen und gebaut hatte.

»Wisst Ihr, welche Knöpfe und Hebel in welcher Reihenfolge zu betätigen sind, damit der Koffer nicht explodiert, lieber Augusto?« Ludwig drängelte sich vorsorglich näher an die Tür, sodass von Pfistermeister etwas zur Seite weichen musste.

»Der Koffer explodiert nicht, wenn das Sicherheitssystem ausgelöst wird, Eure Majestät. Es tritt nur eine kleine, zielgerichtete Stichflamme aus der Koffertür, um eventuelle Diebe zu grillen.« Augusto tippte nachdenklich einen großen Hebel sanft mit dem Zeigefinger an. »Und ich erinnere mich ausgezeichnet an die Reihenfolge. Danke der Nachfrage, Eure Majestät. Am Ende muss es ein Mal laut klicken, dann kann man unbesorgt öffnen.«

»Waren es nicht zwei Mal?« Ludwig hielt mitten in der Bewegung inne. Er räusperte sich. »Und ist das dort auf dem Boden Schwarzpulver?« Er zeigte auf die kleinen Körnchen.

»Euer königliches Gedächtnis ist phänomenal, Eure Majestät«, sagte Augusto abwesend. Er begann einen Knopf zu drehen, wobei alle Anwesenden gleichzeitig einmal scharf einatmeten. Einen Moment lang passierte nichts. Dann wurde die Zimmertür langsam wie von Geisterhand ein Stück aufgedrückt. Von Pfistermeister nahm verdutzt die Hand von der Klinke und wich der aufgehenden Tür aus.

Unter angespanntem Schweigen spazierte Sigi herein, auf seinem Rücken thronte Brunhilde. Die Hund-Vogel-Streitmacht navigierte an den Umstehenden vorbei ins Labor. Hinter den beiden kam Karlchen leicht außer Atem ins Zimmer gestürmt. Er stoppte zwischen Ludwig und von Freienfels und sah sich suchend um. »Sind sie hier?«

Baron von Freienfels zeigte auf Mops und Papagei, die sich dem Koffer und Augusto genähert hatten, zu seinen Füßen zum Stehen gekommen waren und den Gelehrten von unten herauf betrachteten.

»Sie sind mir ausgebüxt, als ich oben die Überreste der Hemden weggeräumt habe, Eure Majestät. Verzeiht.« Karlchen machte Anstalten, auf die Tiere zuzugehen.

Ludwig hielt ihn mit einem Griff an den Oberarm zurück. Es war zu gefährlich, ausgerechnet jetzt Augustos Konzentration zu stören, der gerade einen zweiten Knopf drehte.

Plötzlich knurrte Sigi, machte einen Satz nach vorne und verbiss sich in Augustos Hosenbein. Zeitgleich flatterte Brunhilde hoch, betrachtet das Ganze eine Sekunde, stieß dann wie ein Raubvogel von oben auf Augusto herab und hackte ihm enthusiastisch gackernd mit dem Schnabel aufs Haupt.

»Sigi, Brunhilde! Aus!«, brüllte Ludwig. Doch es war zu spät.

Augusto riss impulsiv beide Arme empor, um Brunhildes Attacke abzuwehren, während der Mops ihn am Hosenbein nach vorne zog. Einen Moment schien es, als gewönne Augusto den Kampf um sein Gleichgewicht, dann kippte er ungebremst vorwärts. Unwillkürlich stützte er sich am Koffer ab. Ein großer Hebel glitt geräuschlos nach unten, ein lautes Klicken hallte durch den Raum, und der Koffer sprang einen Spaltbreit auf. Es herrschte atemlose Stille, die nur durch Sigis Knurren, Brunhildes Flügelschlag und Augustos Flüche durchbrochen wurde. Dann entfalteten sich hektische Aktivitäten. Freiherr von Pfistermeister sprintete aus der Tür. Die Gardisten tauchten wie ein Mann unter den nächstgelegenen Tisch ab. Baron von Freienfels, überraschend agil für sein hohes Alter, versteckte sich hinter Karlchen, der mit verständnislosem Gesichtsausdruck vom Koffer zu Augusto blickte. Ein mechanisch sirrendes Geräusch erklang, gefolgt von einem leisen, eher unspektakulären Zischlaut. In dem Moment trat aus der Kofferöffnung eine schmale Stichflamme, die wie ein grell gleißendes Bündel nach vorne schoss. Ein Schwall sengend heißer Luft traf Ludwig, bevor Karlchen ihn zu Boden riss, wo sie hart aufschlugen, der König mit dem Gesicht nach unten, seinen Diener auf sich ausgebreitet wie eine menschliche Decke.

Außer Atem blieb Ludwig liegen und zählte stumm bis zehn. Nachdem sich kein tödlich stechender Schmerz eingestellt hatte, ging er im Geiste seine Körperteile durch und zappelte sogar probeweise mit den Füßen, was durch Karlchens Gewicht deutlich erschwert wurde. Als der König sicher war, dass sein royaler Leib unversehrt war, rappelte er sich zum Geruch von brennenden Fasern unter seinem Diener hervor und kam auf die Beine. Sein Blick suchte als Erstes die Schwarzpulverspur. Wenn sie sich entzündet hatte, konnten sich alle Anwesenden stante pede in die weit geöffneten Arme des Barmherzigen empfehlen. Doch dem sei Dank war das nicht geschehen. Ludwig atmete erleichtert aus und half Karlchen auf die Füße, der sich das Kreuz rieb. Ein Schmerzenslaut lenkte die königliche Aufmerksamkeit auf seinen Universalgelehrten. Der hatte sich bei seinem Kampf mit Brunhilde und Sigi von den Koffertüren entfernt, sodass ihn die Stichflamme nicht vollständig getroffen hatte. Dennoch – sein Kittel brannte unten am Saum ein wenig, und die derzeit noch zarten Flammen züngelten bereits nach oben. Anstatt sich den Kittel auszuziehen, starrte Augusto nur erstaunt auf den rauchenden Stoff herab und runzelte nachdenklich die Stirn. Wenn nichts unternommen wurde, würde es in kürzester Zeit flambierten Gelehrten geben.

»Löschwasser, sofort!« Ludwig versuchte, einen der Gardisten am Ärmel unter dem Tisch hervorzuziehen.

»Kommt augenblicklich, Eure Majestät«, erklang es hinter Ludwig. Einen Moment später spurtete Baron von Freienfels aus dem Zimmer. Man hörte, wie er draußen nach Wasser rief. Offenbar schüttelte der betagte Minister seine ansonsten chronisch wirkende Müdigkeit in Krisensituationen vollständig ab. Ludwig ließ den Gardistenärmel los und spähte im Raum umher. Gab es hier irgendetwas, was als Löschmittel dienen konnte, bis der Baron zurückkehrte? Nein, er konnte nichts finden. Eilig zog sich der König seinen Rock vom Leib, eilte zu Augusto und schubste diesen mit einem gut gezielten Schlag gegen die Schulter auf den Boden, wo er die Jacke über ihn warf. Dann kniete Ludwig sich hin und hieb auf den dichten Stoff ein, bis die Flammen darunter erstickt waren.

Erschöpft ließ er von seinem Gelehrten ab, plumpste unelegant auf den Allerwertesten und erhaschte dabei einen kurzen Blick auf die beiden Attentäter Siegfried und Brunhilde, die unter einem der Tische hockten und das Geschehen unbeteiligt beäugten.

»Aua.« Augusto setzte sich stöhnend auf. Sein Labormantel war an diversen Stellen angekokelt und sein hellgraues Hemd rußverschmutzt, ebenso wie Kinn, Nasen- und Bartspitze. Ansonsten schien der Mann auf wundersame Weise heil geblieben zu sein.

»Alles in Ordnung mit Euch, Augusto? Seid Ihr unversehrt?«, fragte Ludwig seinen Gelehrten trotzdem, weil er sichergehen wollte.

»Ich denke, mein Befinden ist den Umständen entsprechend gut, Eure Majestät. Allerdings bin ich ein wenig überrascht. Der königliche Mops und ich pflegten bislang einen freundschaftlichen Umgang, so dachte ich zumindest«, entgegnete Augusto matt, dessen Haare dank Brunhildes Krallen wirr in alle Richtungen abstanden. Er zog umständlich seinen ruinierten Kittel aus, legte ihn neben sich und betrachtete ihn wie einen zu früh verschiedenen Freund. »Ich glaube, der hat ausgedient, Eure Majestät.«

Ludwig betrachtete versonnen Augustos graues Hemd, das ihm von der Machart erstaunlich bekannt vorkam. Sigi kam geduckt und mit gesträubtem Fell unter dem Tisch hervorgekrochen. Der König schnappte sich den Rabauken und drückte ihn an die Brust, damit es kein erneutes Unheil gab. »Habt Ihr das Hemd zufällig von der königlichen Schneiderin anfertigen lassen?«, fragte er seinen Gelehrten.

»Sie sagte, es wäre der letzte Schrei und Ihr würdet dieselben tragen, Eure Majestät.« Augusto schielte beinahe, um den Mops auf Ludwigs Arm und Brunhilde unter dem Tisch gleichzeitig im Blick zu behalten.

»Eure Majestät?«, kam von der Tür eine fragende Stimme.

Ludwig sah über die Schulter. Sein Finanzminister war mit einem vollen Zinkwassereimer zurückgekommen. Seine Hosenbeine wiesen unterhalb der Knie feuchte Flecken auf, wo das Wasser beim Laufen übergeschwappt sein musste. Er umrundete Karlchen, der gerade einen der Gardisten befreite, der sich unter dem Tisch in etwas Metallischem verfangen hatte.

»Baron von Freienfels, könnt Ihr freundlicherweise den Koffer löschen?«, bat Ludwig, da der Koffer noch immer qualmte.

»Sehr wohl, mein König.« Von Freienfels leerte den Eimer über dem Koffer aus, wodurch sich der Rauch mit einem Zischen erst verstärkte, dann aber abklang.

Ludwig kam auf die Beine und bewegte sich zum Tresorkoffer, der jetzt vor Nässe tropfte. Der Korpus war intakt, aber die Vordertüren hatten etwas abbekommen, und einer der Hebel war abgefallen. Ludwig drückte Sigi von Pfistermeister in die Arme, der in der Zwischenzeit still und heimlich zurückgekehrt war, und stieß mit den Fingerspitzen die offen stehenden Türen auf. Das Material war derart heiß, dass er die Finger hastig zurückzog.

»Holt ihn bitte für mich heraus, Augusto.« Ludwig winkte den Gelehrten heran und versuchte sich damit zu beruhigen, dass die Kassette, in der der Ring verwahrt wurde, aus feuerfestem Stahl gefertigt war.

Augusto kam mit zwei dicken gepolsterten Handschuhen heran, nahm die Schatulle umständlich aus dem Koffer, öffnete sie und hielt sie Ludwig entgegen.

Der König musterte den Ring. Er bestand aus einem großen, exzellent geschliffenen Diamanten, um den sich Rubine in einer goldenen Fassung in Form einer Sonne gruppierten. Eigentlich sah er aus wie immer. Aber irgendetwas stimmte nicht. Ludwig beugte sich so nah über die Schatulle, dass er eine heiße Nase bekam. »Ist es normal, dass der Diamant hellgrün leuchtet, Augusto?«, fragte er alarmiert und blickte nach oben.

»Er leuchtet, Eure Majestät?« Augusto senkte die Schatulle, damit er selbst hineinsehen konnte.

Baron von Freienfels spähte ebenfalls von der Seite hinein. »Er glüht geradezu, Eure Majestät.«

»Hat Euer Sicherheitssystem etwa den Diamanten kaputt gemacht, Augusto?« Ludwig spürte, wie sich Kopfschmerzen anschlichen.