König Ludwig und der gläserne Dolch - Kirsten Kaiser - E-Book
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König Ludwig und der gläserne Dolch E-Book

Kirsten Kaiser

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Beschreibung

Was für eine Unverschämtheit! Der Termin mit seinem Finanzminister hätte längst beginnen müssen, doch Ludwig II. von Bayern sitzt in seinem Schloss und wartet und wartet. Der König könnte seine Zeit wirklich besser nutzen - etwas seinem Papagei neue Kunststücke beibringen. Dass der Minister in einer dunklen Gasse in München ermordet wurde, macht die Verspätung nicht minder lästig.

Und dann verdächtigt die Gendarmerie auch noch des Königs hochgeschätzten Komponisten Richard Wagner der Tat. Diese unfähigen Beamten! Also müssen Herzogin Sophie und Ludwig wohl wieder selbst den Mörder entlarven ...

Dies ist der zweite Band der Neuschwanstein-Krimi-Reihe rund um Herzogin Sophie und den legendären König Ludwig II. von Bayern. Ein exzentrischer Monarch, eine Adelige mit Grips, Charme und dem richtigen Riecher für Verbrechen aller Art - und das alles mit dem Prunk und Pomp des 19. Jahrhunderts. Herrlich bayerisch, unterhaltsam und charmant.

ÜBER DIE SERIE

Bayern, Ende 19.Jh.: Ludwig ist Erfinder, Freigeist, Architekt - ach ja, und König von Bayern. Was für eine lästige Verantwortung! Viel lieber würde er den ganzen Tag Wagner hören, fliegende Kutschen konstruieren oder Märchenschlösser bauen. Na gut, zumindest Schlösser kann er bauen. Und was für welche! Doch nicht zuletzt deshalb ist Bayern finanziell angeschlagen und von Feinden umzingelt. Also sind seine königlichen Pflichten gefragt.

Und als wäre das nicht genug, muss er neuerdings auch noch die Arbeit der Gendarmerie übernehmen. Egal, ob tote Preußen oder entführte Hunde - auf seinen Schlössern geschehen allerhand mysteriöse Verbrechen und seltsame Missetaten. Gottlob, dass er seine Cousine Herzogin Sophie an seiner Seite weiß. Gemeinsam mit ihr überführt der König jeden Halunken und Scharlatan ...

Weitere Folgen aus dieser Serie:

König Ludwig und der tote Preuße
König Ludwig und der gläserne Dolch
König Ludwig und der verschwundene Mops
König Ludwig und der brennende Diamant

Für Fans von BUNBURRY, CHERRINGHAM und TEE? KAFFEE? MORD!

eBooks von beTHRILLED - mörderisch gute Unterhaltung!



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Ähnliche


Inhalt

Cover

Grußwort des Verlags

Neuschwanstein-Krimis – Die Serie

Über diese Folge

Titel

Kapitel 1

Kapitel 2

Kapitel 3

Kapitel 4

Kapitel 5

Kapitel 6

Kapitel 7

Kapitel 8

Kapitel 9

Kapitel 10

Kapitel 11

Kapitel 12

Kapitel 13

Kapitel 14

Kapitel 15

Kapitel 16

Kapitel 17

Kapitel 18

Kapitel 19

Über die Autorin

Impressum

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Neuschwanstein-Krimis – Die Serie

Königreich Bayern, Ende 19.Jh: Ludwig II. ist Erfinder, Freigeist, Architekt – ach ja, und König von Bayern. Was für eine lästige Verantwortung! Viel lieber würde er den ganzen Tag Wagner hören, fliegende Kutschen konstruieren, die Natur genießen oder Märchenschlösser bauen. Na gut, zumindest Schlösser kann er bauen. Und was für welche! Doch nicht zuletzt deshalb ist Bayern finanziell angeschlagen und von Feinden umzingelt. Also sind seine königlichen Pflichten gefragt. Und als wäre das nicht genug, muss er neuerdings auch noch die Arbeit der Gendarmerie übernehmen. Egal, ob tote Preußen oder entführte Hunde – auf seinen Schlössern geschehen allerhand mysteriöse Verbrechen und seltsame Missetaten. Gottlob, dass er seine Cousine Herzogin Sophie an seiner Seite weiß. Gemeinsam mit ihr überführt der König jeden Halunken und Scharlatan ...

Über diese Folge

Was für eine Unverschämtheit! Der Termin mit seinem Finanzminister hätte längst beginnen müssen, doch Ludwig II. von Bayern sitzt in seinem Ministerzimmer in Schloss Berg und wartet und wartet. Der König könnte seine Zeit wirklich besser nutzen – und seinem Papagei neue Kunststücke beibringen, zum Beispiel. Dass der Minister in einer dunklen Gasse in München ermordet wurde, macht die Verspätung nicht minder lästig. Und dann verdächtigt die Gendarmerie auch noch des Königs hochgeschätzten Komponisten Richard Wagner der Tat. Diese unfähigen Beamten! Also müssen Herzogin Sophie und Ludwig wohl wieder selbst den Mörder entlarven ...

Dies ist der zweite Band der Neuschwanstein-Krimi-Reihe rund um Herzogin Sophie und den legendären König Ludwig II. von Bayern. Ein exzentrischer Monarch, eine Adelige mit Grips, Charme und dem richtigen Riecher für Verbrechen aller Art – und das alles mit dem Prunk und Pomp des 19. Jahrhunderts. Herrlich bayerisch, unkonventionell und charmant.

Kirsten Kaiser

König Ludwig und der gläserne Dolch

Ein Fall für Herzogin Sophie und den Märchenkönig

Kapitel 1

»Das sind Keulen, meine Damen, und keine Zauberstäbe, mit denen man Rosen in Feen verwandelt. Wie oft muss ich das wiederholen?« Die achtzigjährige Gräfin Wallau marschierte zackig wie ein General, der die Truppen abschreitet, vor Herzogin Sophie und Erika, Sophies Zofe, über den taufeuchten Rasen im menschenleeren Park von Schloss Berg. Die normalerweise hellgelbe, dreistöckige Barockfassade mit den zinnenbestückten Ecktürmen war im Lichte des Sonnenaufgangs rosig eingefärbt. Hinter der Gräfin schimmerte das glatte Wasser des Würmsees, rechts von ihr dufteten die Rosen aus einem der gepflegten Beete und das leise Plätschern des Springbrunnens auf dem Schlossvorplatz betonte die ansonsten vollkommene Stille des jungfräulichen Tages. Alles in allem ein wunderbar friedvoller Morgen, wenn die griesgrämige Gräfin und der aufgezwungene Frühsport nicht gewesen wären.

Sophie seufzte leise, hob ein wenig ratlos ihre zwei massiven Turnkeulen vor der Brust in die Höhe und spähte aus den Augenwinkeln zu Erika hinüber, die nur einen Meter neben ihr stand.

»Was ist mit den Rosen?« Erika schaute ihrerseits perplex von den Turnkeulen in ihren Händen zur Gräfin. Sophies Zofe trug wie diese ein schwarzes, knöchellanges Kleid mit Matrosenkragen, darunter eine Pumphose, ebenfalls in Schwarz, die an den Knöcheln zusammengebunden war.

»Ich meine: nicht schlackern, anheben!«, erklärte die Gräfin nur einen Hauch weniger kryptisch. Sie hatte dieselbe Kleidung wie Sophie und Erika angelegt, aber sich zusätzlich an ihren Kragen einen sternenförmigen, goldenen Orden gesteckt.

Erika hielt ihre Keulen zitternd knapp auf Oberschenkelhöhe. »Die wiegen Kilos. Das ist viel zu schwer.«

»Selbstmitleid ist missbrauchte Atemluft.« Die Gräfin bohrte bei jedem Schritt ihren altmodischen Krückstock in die Erde und schaute en passant zu Sophie, die vorstehenden Augen skeptisch zusammengekniffen. »Mehr Elan, Hoheit, wenn ich bitten darf.«

»So?« Sophie wuchtete die Keulen mit ausgestreckten Armen und so viel – oder vielmehr wenig – Energie auf und ab, wie sie um diese indiskutable Tageszeit aufbringen konnte.

»Nennt Ihr das Elan?« Die Gräfin wartete nicht auf eine Antwort, sondern schüttelte den weißhaarigen Kopf. »Ihr seht aus wie ein schlafender Pfau, der gleich vorne überkippt.« Sie drehte sich um und marschierte in die Richtung zurück, aus der sie gekommen war.

»Ich bin kein schlafender Pfau, höchstens ein übermüdeter«, grummelte Sophie leise, nachdem die Gräfin in sicherer Entfernung schien. Sie fragte sich, ob der Pfau eine Anspielung auf ihre Haare war. Die fielen offen ihren Rücken bis zur Taille herunter, weil Sophie sich keine Zeit zum Frisieren genommen hatte, und standen aus irgendeinem Grund elektrisch geladen nach allen Seiten ab, was mit viel Fantasie wie ein Pfauenrad aussehen mochte.

Die Gräfin stoppte ihren Marsch und drehte sich um. »Übermüdet sind nur Menschen, die keine Ziele im Leben haben.«

»Die hat aber wirklich ausgezeichnete Ohren für ihr Alter«, flüsterte Erika. Sie neigte sich beim Sprechen seitlich zu Sophie herunter, die einen guten Kopf kleiner war.

»Aber hat sie eben tatsächlich gemeint, dass ich keine Ziele im Leben habe?«, flüsterte Sophie empört zurück und musste ein Gähnen unterdrücken.

Die Gräfin warf ihr einen tadelnden Blick zu, ob wegen des Flüsterns oder des Gähnens, war Sophie nicht klar. Sie versuchte dennoch pro forma, die hölzernen Ungetüme schneller zu bewegen.

Erika fluchte leise, als ihr eine Keule aus den Fingern glitt und beinah auf den Fuß fiel.

Die Gräfin, auf ihren Stock gelehnt, schenkte ihr einen strafenden Blick.

»Hoppla.« Erika hatte ihre herabgefallene Keule aufgehoben und dabei ihren Rock mit in die Höhe gezogen, sodass man ihre Hosen bis zu den Knien sehen konnte.

»Erbärmlich«, urteilte die Herzogin knapp und nahm ihre Wanderung wieder auf.

Sophie nieste zwei Mal hintereinander, ließ die Keulen erleichtert aufs Gras sinken und tastete in ihrem Ärmelaufschlag nach ihrem Taschentuch.

»Was ist, Hoheit?« Die Gräfin unterbrach ihre Wanderung und bohrte ein weiteres tiefes Loch in den feuchten Rasen, das die Gärtner um den Verstand bringen würde. »Wir sind nicht fertig. Noch zehn Wiederholungen.«

»Verzeiht mir. Die Rosen.« Sophie zog ihr Taschentuch aus ihrem Ärmel.

»Was ist mit ihnen?« Die Gräfin warf einen flüchtigen Blick auf das nächstgelegene Blumenbeet.

»Sie bringen mich zum Niesen, Gräfin.« Sophie putzte sich die Nase.

»Ihr vertragt keinen Rosenduft?« Die ohnehin schon gefurchte Stirn der Gräfin zog sich noch mehr zusammen. »Das ist absurd.«

Sophie rollte innerlich mit den Augen.

Die Gräfin nahm ihre Wanderschaft wieder auf und knurrte: »Da seid Ihr genau richtig hier, Eure Hoheit.«

Sophie schaute zur Roseninsel hinüber, die in der Mitte des Würmsees lag, und seufzte stumm. Vor Rosen mangelte es auf Schloss Berg wahrlich nicht.

Erika wartete, bis die Gräfin einige Schritte entfernt war. »Ich kann nicht fassen, dass deine Mutter uns so einer Tyrannin überantwortet hat. Hat dein Brief sie nicht erreicht?«

»Doch, ich habe alles versucht, glaube mir. Nach der Sache mit dem Vogelkäfig war es Benimmunterricht bei der Gräfin oder Rückkehr nach Possenhofen.« Sophie behielt die Gräfin im Auge, die grimmig eine einzelne Zigarre aus ihrer Rocktasche pfriemelte.

Erika nickte verständnisvoll. Sie wusste genau, worauf Sophie anspielte. Vor wenigen Wochen erst hatte es einen Anschlag auf Schloss Hohenschwangau gegeben, bei dem Ludwig beinahe getötet worden wäre. Er und Sophie hatten den Täter fassen können, doch dabei musste Sophie auf eine Art mit einem Vogelkäfig handgreiflich werden, die ihre Familie – und besonders ihre Mutter – mit größtem Entsetzen erfüllt hatte. Wenn es nach jener ginge, wäre Sophie daher längst vom Hof entfernt und nach Hause befördert worden, doch Ludwig hatte Gott sei Dank mal wieder ein beschwichtigendes Wort bei Sophies Mutter eingelegt.

»Aber bist du sicher, dass deine Mutter wollte, dass man uns mit Körperertüchtigung und Schlafentzug drangsaliert? Was hat das, bitte schön, mit Benimmunterricht zu tun?« Erika führte schwächliche Bewegungen mit den Keulen, die man selbst mit gutem Willen nicht als körperliche Ertüchtigung bezeichnen konnte.

»Das ist eine ausgezeichnete Frage, die ich leider nicht beantworten kann. Aber Hauptsache, ich bin hier in Berg und nicht zu Hause. Wir sollten uns glücklich schätzen, dass wir keine Eier im Hühnerstall einsammeln müssen wie meine Freundin Charlotte, die auch schon mit der Gräfin Bekanntschaft schließen durfte.« Sophie unterdrückte ein Gähnen. »Ich wünschte nur, die Gräfin wäre nicht so eine passionierte Frühaufsteherin.«

»Eier? Wirklich?« Erika verzog das Gesicht. »Wie lange musste sie das durchstehen?«

»Zwei Monate. Seitdem isst sie keine mehr.« Sophie bemühte sich, den Mund beim Sprechen so wenig wie möglich zu bewegen, obwohl die Gräfin mit ihren Streichhölzern beschäftigt war, die in der lauen morgendlichen Brise immer wieder ausgingen.

»Ach du meine Güte«, flüsterte Erika. »Meinst du, wir müssen das hier ebenfalls derart lange ertragen? Sie quält uns erst vier Tage, aber es kommt mir wie eine Ewigkeit vor.«

»Ich fürchte, das entscheidet die Gräfin. Mama hat ihr Carte blanche gegeben. Aber du kannst dich nach wie vor aus der Affäre ziehen, Erika. Du musst nicht mit mir mitleiden.«

»Nichts da«, sagte Sophies Zofe entschieden. »Mitgefangen, mitgehangen.«

»Achtung«, murmelte Sophie, weil die Gräfin sich wieder in Bewegung setzte, die angezündete Zigarre im Mundwinkel, dicke Rauchschwaden auspaffend.

»Puhh.« Erika rümpfte demonstrativ die Nase, als die Gräfin bei ihnen angekommen war.

Sophie musste grinsen, weil Erika selbst rauchte, wenn auch nur Zigaretten und keine Zigarren.

Die Gräfin nahm die Zigarre aus dem Mund und bellte: »Was ist hier so amüsant? Zehn zusätzliche Wiederholungen.«

»Das ist unfair«, schimpfte Erika.

»Zwanzig Wiederholungen.« Die Gräfin blies Erika den Rauch genüsslich ins Gesicht.

Eine knappe Stunde später stiegen Erika und Sophie nebeneinander erschöpft die schmale Wendeltreppe in den ersten Stock in Schloss Berg hinauf. Ludwig II., König von Bayern, Sophies Ex-Verlobter und Cousin, hatte ihnen Gemächer in der selten genutzten Wohnung der Königinmutter zur Verfügung gestellt.

»Ich bin derart geschunden. Ich könnte mich gleich nochmals hinlegen.« Erika hatte ihre Keulen unter den Arm geklemmt und wischte sich mit einem Ärmel den Schweiß von der Stirn.

»Tu das, wenn du möchtest.« Sophie fasste ihre Keulen fester, damit die nicht gegen ihre Oberschenkel schlugen. Sie hätte sich ebenfalls gern den Schweiß aus dem Gesicht gewischt, hatte jedoch keine Hand frei.

»Legst du dich noch einmal hin?« Erika nickte einer grauhaarigen Frau in Zofentracht zu, die von oben kommend mit einem angedeuteten Knicks an ihnen vorbeieilte.

»Nein, ich glaube nicht. Wer war das?« Sophie versuchte, der Zofe nicht zu auffällig hinterherzusehen.

»Das war die Zofe von der Wallau. Und wenn du dich nicht hinlegst, dann ich ebenfalls nicht. Was wünschst du sonst heute zu tun?« Erika hob fragend die Augenbrauen.

»Bist du schon dazu gekommen, meinen Schwan auszupacken?«

»Das Bild steht oben im Wohnzimmer auf der Staffelei. Dass es den Umzug hierher unbeschadet überstanden hat, grenzt an ein Wunder, so wie die Fahrleute mit dem Gepäck umgegangen sind. Ich habe übrigens gesehen, dass die Schwanenflügel jetzt beide gleich groß sind. Du machst Fortschritte.« Erika bewegte ihre rechte Schulter ein wenig. »Ich glaube, mein Arm ist taub.«

»Wer ist taub?«, fragte Sophie abwesend, die darüber nachdachte, ob sie dem ersten Schwan einen zweiten zur Seite stellen sollte. Damit konnte sie den misslungen Umriss des ersten teilweise überdecken. Und Schwäne kamen ja üblicherweise in Paaren.

»Mein ...« Erika stolperte über ihre eigenen Füße.

Von oben kam ihnen Major Paul Lohmann, Ludwigs Privatsekretär, mit müdem Gesicht entgegen. Er trug wie fast immer einen dunkeln Anzug und ein schlichtes weißes, gestärktes Hemd mit einem schwarzen Binder. Auf den ersten Blick wirkte er damit eher wie ein Verwaltungsbeamter oder Gerichtsassessor, aber seine militärisch-steife Haltung und knappe Sprache verriet ihn schnell als ehemaligen Soldaten.

»Obacht.« Sophie hielt Erika mit einer Hand am Ärmel fest und versuchte gleichzeitig, ihre eigenen Keulen unter der Achsel festzuklemmen, was mehr schlecht als recht gelang. Deren poliertes Holz war zu glatt.

»Eure Hoheit, Erika.« Major Lohmann stoppte ein paar Stufen über ihnen und machte eine Verbeugung.

»Major Lohmann. Ich dachte, Ihr seid in Hohenschwangau.« Sophie konnte sich ein Lächeln nicht verkneifen, das zu gleichen Teilen Ludwigs Sekretär und Erika galt. Erika hatte eine große Vorliebe für den Major. Vor allem für dessen breite Schultern, sein einnehmendes Gesicht, die hellblauen Augen und das dunkelblonde Haar, das ihm in die Stirn fiel. Humor war zwar nicht seine Stärke, aber nachdem er Sophie und Ludwig das Leben gerettet hatte, ließ sie auf den Major nichts mehr kommen.

»Das war ich bis gestern Nacht auch, aber nun ist dort alles erledigt, Hoheit«, sagte der Major.

»Dann seid Ihr aber recht früh unterwegs dafür, dass Ihr gestern so spät angekommen seid.« Sophie bemerkte aus den Augenwinkeln, wie Erika Paul Lohmann mit beinahe religiöser Inbrunst anstarrte.

»Der König hat am Mittag einen wichtigen Termin, den ich für ihn vorbereiten muss.« Die Wangen des Majors röteten sich ein wenig.

Sophie fand es reizend, dass ihn Erikas Aufmerksamkeit verlegen machte.

»Darf ich, Hoheit?«, fragte er, nachdem er Sophies etwas unglückliche schiefe Haltung, mit den Keulen an die Hüfte geklemmt, bemerkt hatte.

»Bitte bedient Euch, Major«, entgegnete sie lächelnd. »Ich bekomme schon einen Krampf in der Seite.«

Ludwigs Sekretär befreite Sophie von ihren Keulen, trat zu Erika und nahm auch deren Keulen an sich.

»Danke«, hauchte die ungewöhnlich zart und versuchte, sich ein paar lose Strähnen in den sonst immer strengen, blonden Dutt zu stecken.

»Worum geht es denn, Major?« Sophie wurde bewusst, dass sie in ihrem verschwitzten Zustand, dem komischen Turnkleid und den abstehenden Haaren nicht unbedingt damenhaft aussehen musste, aber das war nicht zu ändern.

»Beim Termin des Königs, Hoheit?« Major Lohmann legte wieder einen angemessenen Abstand zwischen sich und Erika und Sophie, indem er ein paar Stufen nach oben stieg.

»Ja«, sagte Sophie. »Ich dachte, Ludwig wollte sich ein wenig ausruhen nach den letzten Anstrengungen.«

»Davon weiß ich nichts. Ich weiß nur, dass der König den Finanzminister zu sich einbestellt hat.« Der Major ließ einen Diener vorbei, der die Treppe herunterkam und es schaffte, sich im Laufen vor Sophie und dem Major zu verbeugen, ohne an Geschwindigkeit zu verlieren.

»Weshalb das?« Sophie trat ebenfalls beiseite, um den Diener auf der schmalen Treppe vorbeizulassen. »Ich dachte, Ludwig ist immer noch nicht gut auf ihn zu sprechen.«

»Ich habe den Verdacht, das hat an Wichtigkeit ein wenig verloren«, sagte Major Lohmann sanft, »angesichts der Tatsache, dass Seine Majestät dringend liquide Mittel benötigt.«

»Dass der sich hertraut.« Erika hatte es geschafft, die letzte lose Strähne im Dutt unterzubringen.

»Der König?«, fragte der Major überrascht.

»Der Funkenberg mit seiner Affäre«, gab Erika zurück.

»Nun, ja, seine Frau hat ihm vergeben, sagt man.« Das hatte Sophie von Karlchen gehört.

»Glaub ich niemals«, sagte Erika. »Die hat nur keine andere Wahl.«

»Wie geht das Unterrichtsprogramm voran?«, wechselte der Sekretär das Thema und schaute bedeutsam auf die Keulen auf seinem Arm.

Sophie war bereits aufgefallen, dass er für Klatsch und Tratsch nichts übrighatte. »Es ist sehr ...« Sie suchte nach dem richtigen Wort.

»Schreckenerregend?«, soufflierte Erika hilfsbereit.

»Herausfordernd«, legte Sophie sich fest.

»Kein Wunder, wenn Ihr die hier stemmen müsst.« Der Major hob im klaren Widerspruch zu seinen Worten die Keulen mühelos an.

»Wir üben noch«, kommentierte Erika ein wenig verstimmt. »Aber bald können wir das auch.«

»Nichts anderes habe ich angenommen.«

»Und wie geht es mit dem neuen Pferd?« Sophie wäre unhöflich vorgekommen, sich nicht nach dem Befinden des Majors zu erkundigen, nachdem er das bei ihr getan hatte. Und da sie quasi nichts über ihn wusste, schien das Pferd ein akzeptables Thema zu sein.

»Bescheiden, wenn ich ehrlich bin, Eure Hoheit«, entgegnete er.

»Inwiefern?«, fragte Erika.

»Es gab einen Grund, weshalb ich bei der Infanterie und nicht den Berittenen war.«

»Und zwar?« Sophie warf Erika einen warnenden Blick zu, den diese allerdings nicht wahrnahm.

»Pferde und ich, das ist eine ungünstige Kombination.« Der Major verzog fast unmerklich die Mundwinkel. Minimalismus musste sein zweiter Vorname sein.

Erika schien einen Moment zu überlegen, dann stemmte sie die Hände in die Hüften und fragte ungläubig und zugleich entzückt: »Ihr habt Angst vor Pferden?«

Major Lohmann zuckte mit den Schultern. »Nur, wenn ich drauf sitze.«

Kapitel 2

Auszug aus dem Tagebuch Ludwig des II.:

»Oh, Vater im Himmel, der du die Erde, die Gestirne und die Taschenuhren geschaffen hast: Ist es wahrlich zu viel verlangt, dass sich meine imbecilen Minister eine anschaffen mögen? (Vermerk: Automatische Absetzung von Ministern, die Termine versäumen? Evtl. Vordruck für Absetzung entwerfen lassen?)«

»Es ist erst halb zwei und ich bin eigens aufgestanden, damit ich den unheiligen Funkenberg empfangen kann. Und wo bleibt der Mensch?« Ludwig II. von Bayern drehte seine nunmehr dritte Runde durch das sogenannte Ministerzimmer im ersten Stock von Schloss Berg.

»Ich verstehe das wahrlich nicht, Eure Majestät. Er hätte seit einer halben Stunde hier sein müssen.« Ludwigs Kabinettssekretär Freiherr von Pfistermeister stand am Tisch und starrte auf die Tischplatte. Er war in einen akkuraten schwarzen Dreiteiler gekleidet und zerknüllte nervös sein legendäres Taschentuch zwischen den Fingern.

»Ist er aber nicht, und ich verlange zu wissen, warum, von Pfistermeister. Das ist Eure Aufgabe.« Ludwig schritt zum dreiundzwanzigsten Mal an dem riesigen Wandgemälde »Huldigung der Jungfrau von Orleans vor König Karl VII.« von Professor Gyula Benczúr vorbei.

»Ich kann mir das nicht erklären, Eure Majestät. Sein Assistent hat den Termin schriftlich bestätigt«, erklärte von Pfistermeister in Richtung Tischplatte, die recht alt und verkratzt war und einen Wachsfleck aufwies.

»Könnt Ihr freundlicherweise deutlicher sprechen?« Ludwig kehrte zu von Pfistermeister zurück.

Siegfried, der königliche Mops, schaute kurz aus seinem Korb unter dem Tisch hervor und gähnte. Er war Ludwigs Sorgenkind. Sigi lernte das Apportieren nicht, obwohl Ludwig stetig mit ihm übte. Ob er durch Ludwigs begnadete Papageiendame Brunhilde und deren ungewöhnliche Apportiertalente eingeschüchtert war?

»Ich habe eine Eildepesche nach München ins Ministerium schicken lassen, Eure Majestät«, sagte von Pfistermeister in Ludwigs Überlegungen hinein. »Aber ich fürchte, wenn er den Termin mit Euch vergessen hat, wird er mindestens anderthalb Stunden hierher benötigen.«

»Länger. Allein die Bahnfahrt und das Übersetzen dauern so lange. Ich hoffe, Ihr erwartet nicht, dass ich, König von Gottes Gnaden, so lange auf den miesen Missetäter warte? Und setzt Euch um Himmels willen. Ihr macht mich wahnsinnig.« Ludwig wippte auf den Zehenspitzen, um seine Energie loszuwerden.

»Selbstredend müsst Ihr nicht warten, Eure gnädigste Majestät.« Von Pfistermeister steckte sein Taschentuch ein, setzte sich, schlug das eine Bein über das andere und wippte mit dem Fuß.

»Wenn er den Termin vergessen haben sollte, war er die längste Zeit Finanzminister. Ich war nach allem, was war, gnädig genug darin, ihn in Amt und Würden zu belassen.«

Von Pfistermeister holte sein Taschentuch wieder aus der Brusttasche und glättete es abwesend auf seinem Schoß. »Das war fürwahr gnädig, Eure Majestät. Allerdings ...«

»Allerdings was?« Ludwig öffnete das Fenster, dann schloss er es wieder und drehte sich stante pede um, weil die gleißende Sonne ihn unangenehm blendete. Und dennoch – wie gern wäre er dort draußen. In der sauberen, frischen Luft an den Gestaden des Sees ...

»Wir brauchen ihn, Eure Majestät. Niemand versteht die Fallstricke der Finanzen wie er.« Von Pfistermeisters Tuch war nun so spiegelglatt wie der See vorm Fenster.

»Das macht ihn nicht sakrosankt. Mich warten zu lassen ist Majestätsbeleidigung. Wenn er nicht in fünf Minuten hier ist, dann gehe ich zu meinem Sekretär und plane mit ihm den heutigen Abend weiter.«

»Das Essen mit Eurer Cousine auf der Roseninsel?«, lenkte von Pfistermeister ab, der wie immer über fast alles informiert war, was am Hof passierte.

»Eben jenes. Und es ist nicht nur ein schnödes Mahl. Mitnichten. Es wird zuerst eine Theateraufführung und im Anschluss Tristan und Isolde geben. Ich weiß, wie sehr meine Cousine das Theater generell und die Musik von Wagner im Besonderen liebt.«

Es klopfte.

»Das wird der Herr Minister sein«, sagte von Pfistermeister erleichtert.

»Herein«, rief Ludwig und straffte die Schultern.

Ein Mann um die vierzig mit auffälligem Rouge auf den Wangen trat herein und verneigte sich. »Eure Majestät, verzeiht die Störung. Aber Ihr batet darum, über den heutigen Abend informiert zu werden.«

»Ja, Herr Valenski, was ist?«

»Der Dirigent hat die Partitur für Tristan und Isolde verlegt und findet sie nicht wieder. Und meine Darstellerin der Maria Stuart ist heiser. Sie trinkt literweise Fencheltee, aber man kann sie trotzdem kaum hören.« Der Mann wirkte, als ob er gleich ohnmächtig würde.

Von Pfistermeister hob erstaunt die Augenbrauen. Ludwig atmete schwer aus und stütze sich auf dem zerkratzten Holztisch ab. An diesem Morgen ging aber auch alles schief. Rudolph Valenski war der Regisseur der Maria Stuart und verantwortlich für die Veranstaltung heute Abend auf der Roseninsel.

»Was sollen wir nur tun, Eure Majestät?« Valenski rang die Hände.

»Geht zu Major Lohmann, meinem Privatsekretär. Ich komme so bald nach, wie die Geschäfte es zulassen. Dann reden wir«, entschied Ludwig.

»Sehr wohl, Eure Majestät. Wie es beliebt.« Valenski verneigte sich und zog die Tür hinter sich zu.

Ludwig hob die Hand an seine rechte Schläfe. »Mein Kopf hämmert«, rutschte es ihm heraus, obwohl ein wahrer König keinen Schmerz kannte.

»Habt Ihr mit Dr. Stein gesprochen, Eure Majestät?«

»Der war vorhin hier und hat mir ein Pulver gegeben, das überhaupt nicht hilft. Aber er kommt morgen früh wieder, dann werde ich etwas anderes verlangen. Ich hoffe, mir platzt bis dahin nicht der Schädel. Es ist viel zu erledigen, wie ihr seht.« Ludwig massierte sich kurz die schmerzende Stelle. »Allein eine neue Partitur bis heute Abend aufzutreiben bedarf eines kleinen Wunders.«

»Kann der Meister Euch nicht eine senden, Eure Majestät? Er weilt in München, wie ich hörte.« Von Pfistermeister meinte Richard Wagner, den genialen Komponisten und Ludwigs musikalischen Protegé.

»Und da bleibt er auch«, knurrte Ludwig. »Ich will von ihm nichts sehen und hören.«

»Die Sache mit Cosima Liszt, Eure Majestät?«

»Eben jene. Seine«, Ludwig machte Anführungszeichen in der Luft, »›gute Freundin‹. Ha! So gut, dass sie ein Kind von ihm erwartet.« Er stemmte die Hände in die Hüften. »Wenn ich bedenke, dass ich seine Ehre schriftlich und in aller Öffentlichkeit verteidigt habe. Wie konnte ich nur derart leichtgläubig sein.«

»Ihr habt seinen Beteuerungen geglaubt, Eure Majestät, das ehrt Euch.« Von Pfistermeister schaute Ludwig durch seine Brille an und steckte gleichzeitig sein Tuch ein.

»Nein«, sagte Ludwig. »Das ehrt mich nicht. Das macht mich zum Deppen. Denn außer mir haben alle gewusst, dass er in die Frau seines besten Freundes verliebt ist und diese Liebe derart skandalös auslebt. Hinter meinem Rücken gelacht hat man über mich. Aber mich macht keiner zum Deppen, von Pfistermeister. Wagner ist Persona non grata. Und wehe, er kommt hierher. Dann bin ich unabkömmlich. Ich habe den Wachen Order gegeben, ihn abzuwimmeln.«

»Wie Ihr wünscht, Eure Majestät«, kommentierte von Pfistermeister sanft. Ludwigs Kabinettssekretär war kein großer Freund von Richard Wagner. Aber das lag daran, dass von Pfistermeister unsäglich unmusikalisch war.

Ludwig griff sich eine Praline aus der Kristallschale auf dem Tisch, um sich zu beruhigen. Er hatte Ursula, die Köchin, angewiesen, in jedem Zimmer einen Vorrat bereitzustellen. Die kulinarisch begnadete Ursula gehört Gott sei Dank zu den Bediensteten, die Ludwig in jede seiner Residenzen folgten.

»Gibt es einen speziellen Anlass für den heutigen Abend mit Herzogin Sophie?« Ludwig gewann langsam den Eindruck, dass sein Kabinettssekretär sich nur nach solchen Nichtigkeiten erkundigte, weil er dem unheiligen Funkenberg Zeit verschaffen wollte.

»Das ist der Dank dafür, dass sie heldinnenhaft mein königliches Leben mitgerettet hat. Auch, wenn ich selbst, der Major und Brunhilde ebenfalls einen großen Teil dazu beigetragen haben, wie ich nicht unerwähnt lassen möchte.« Ludwig tastete seine Jacke nach seiner Taschenuhr ab. Die fünf Minuten mussten fast um sein.

»Und der Major?«

»Was ist mit ihm?« Ludwig wunderte sich über die Frage. Er hatte sich vorher nie nach Ludwigs relativ neuem Sekretär erkundigt. Von Pfistermeister spielte eindeutig auf Zeit.

»Was für eine Belohnung hat er für seine glanzvolle Rolle im Fall von von Geersen erhalten?« Von Geersen war der preußische Sondergesandte, der vor einigen Wochen auf Schloss Hohenschwangau ausgerechnet vom Chef der königlich-bayrischen Leibwache ermordet worden war. Ludwig und Sophie hatten den Mörder gestellt, aber waren dabei selbst in Gefahr geraten. Es war in großem Maße Paul Lohmann zu verdanken, dass sie mit dem Leben davongekommen waren.

»Ich habe ihm ein wunderbares Pferd geschenkt. Einer meiner Lieblinge. Der Major war außer sich vor Freude, auch, wenn er es nicht deutlich gezeigt hat. Ihr wisst ja, wie er ist.« Ludwig verzog die Stirn in royale Falten des Unmutes. »Und ich bin mir bewusst, was ihr tut, von Pfistermeister. Ihr schindet Zeit.«

Pfistermeister neigte das Haupt in einer Geste, die alles bedeuten konnte. Er war Politiker durch und durch.

»Ich wollte den Major zusätzlich befördern, aber das hat er abgelehnt.«

»Wieso das?« Von Pfistermeister blickte wieder auf.

»Wenn ich das nur wüsste. Aber er war diesbezüglich ungewöhnlich deutlich.« Ludwig dachte nach. »Habt Ihr Kenntnis, wieso er aus dem aktiven Dienst ausgeschieden ist, und was es mit den seltsamen Narben auf seinen Händen auf sich hat?«

»Nein, Eure Majestät. Aber selbstverständlich kann ich für Euch Erkundigungen einziehen, wenn es Euch beliebt, Eure Majestät?«

Ludwig richtete seinen Blick auf den schlafenden Siegfried, der im Traum mit den Füßen zuckte. Ludwig wollte gern erfahren, warum der Major über seine Vergangenheit nicht sprechen wollte. Und diese seltsam geraden Narben, die von dem Handrücken zu den Fingerspitzen liefen. Die bekam man nicht auf dem Schlachtfeld. Aber Ludwig war nicht sicher, ob er derart in die Privatsphäre seines Sekretärs eindringen wollte. Und dass der über jeden Zweifel erhaben war, das hatte er mehr als deutlich gemacht. Zudem war Paul Lohmann vor Antritt seines Dienstes einer systematischen Überprüfung unterzogen worden und sein früherer Vorgesetzte war voll des Lobes gewesen. Wahrscheinlich schickte er seinen Kabinettssekretär deshalb nur auf eine Geisterjagd, bei der nichts herauskam außer langweilige Gerüchte, die keiner benötigte. Und der hatte wahrlich andere Dinge zu tun. Zum Beispiel den andauernden Unmut der Preußen zu besänftigen. Ludwig kratzte sich an der Nase. Er würde heute Abend mit seiner Sophie darüber sprechen. »Ich lasse es Euch wissen, bester Freiherr. Und nun reicht mir eure Uhr. Ich scheine meine verlegt zu haben.« Der Minister fügte sich ergeben, und Ludwig klappte dessen goldene Taschenuhr auf. »Zeit, die Abberufungspapiere fertig zu machen.«

Kapitel 3